Auf Buchmessen oder Comic-Conventions lösen sie Staunen oder auch Irritationen hervor. Junge Menschen in schrillen und bunten Kostümen, wie aus einer anderen Welt. Man fühlt sich, als sei man in ein Film-Set oder sein Lieblingscomic hineingestolpert. Die Rede ist von Cosplay. Die Szene wird immer größer und die Kostüme immer aufwendiger. Aber woher kommt der Trend, sich als Comicheld zu kleiden. Was bewegt die Menschen in dieser Szene? Und was hat das überhaupt mit Helden zu tun?
Einmal ein Comicheld zu sein – darum geht es beim Cosplay, der Wortkombination aus den englischen Wörtern „costume“ und „play“ – übersetzt also „Kostümspiel“. Ein Cosplayer schlüpft in eine Verkleidung und ist damit jemand anders. Die Verkleidung entspricht einem bestimmten Charakter und einer konkreten Vorlage. Dabei sind der Fantasie und Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Cosplayer stellen ihre Lieblingsfiguren aus Filmen, Comics, japanischen Mangas oder auch Videospielen dar. Manch einer könnte nun sagen, das sei nichts anderes als das Verkleiden an Karneval. Dem widerspricht die Cosplay-Szene ganz klar. Ein Cosplayer schlüpft nicht nur in das Kostüm, sondern auch in die Rolle des Vorbilds und stellt nicht nur irgendeinen Clown, sondern einen ganz bestimmten Charakter und Helden dar. Ein Cosplayer identifiziert sich vollständig mit seinem Helden; egal ob es nun Hermine, Pikachu oder Wolverine ist.
Geschichte des Cosplays
Cosplay hat seinen Ursprung, anders als von den meisten angenommen, nicht in Japan, sondern in Amerika. Hier haben sich in den 1980er Jahren Fans auf Science-Fiction-Conventions als ihre Helden aus Film und Comic verkleidet. Damals waren die großen Helden die Figuren aus „Star-Wars“ und so war es nur ein kleiner Schritt von Darth Vader zur Mangakriegerin Sailor Moon. Denn die Idee der Kostümierung als Comicheld wurde von den japanischen Fans aufgegriffen, innerhalb ihres eigenen kulturellen Kontexts modifiziert und so mit der Manga- und Anime-Szene verbunden. Der Begriff des Cosplays wurde aber tatsächlich in Japan von dem japanischen Journalisten Nobuyuki Takahashi erfunden. In Japan hat die Szene auch die meisten Anhänger, hier finden sogar jährlich Weltmeisterschaften statt. Seit den 1990er Jahren gibt es auch in Deutschland immer mehr Veranstaltungen, die sogenannten Conventions und auch Wettbewerbe, auf denen sich Fans treffen. Die Einführung der Deutschen Cosplay Meisterschaften im Jahr 2007 zeigte, dass Cosplay ein steigendes Interesse hervorruft – auch medial wird dem Hobby wachsende Beachtung geschenkt, so dass auch zahlreiche Fernsehreportagen produziert werden. Und auch das Internet, mit seinen sozialen Netzwerken und Blogs, hat eine große Rolle bei der Verbreitung und Verwurzelung der Cosplay-Kultur gespielt.
Worum geht es beim Cosplay?
Es gibt verschiedene Gründe, warum sich besonders junge Menschen für Cosplay interessieren. Und es gibt auch verschiedene Möglichkeiten, dieser Leidenschaft nachzugehen. Bei meiner Recherche über Cosplay habe ich aber vor allem eins feststellen können: den meisten geht es darum ihren Lieblingscharakter, den Helden, den man bewundert und liebt, zum Leben zu erwecken, und das durch die eigene Hand. Im Internet gibt es zahlreiche Onlineshops, die darauf spezialisiert sind fertige Cosplay Kostüme zu verkaufen, aber der Trend geht stark in die Richtung „Do it yourself“. Und dabei werden aus Fans richtige Handwerker. Um das Kostüm wirklich eindrucksvoll zu gestalten, wird beispielsweise aus einer jungen Frau, die tagsüber im Büro sitzt, abends eine Handwerkerin. Sie arbeitet für ihr Kostüm mit einer Kreissäge oder auch einem Lötkolben. Die Kostüme stehen im Mittelpunkt: je detailgetreuer, desto überzeugender. Um eine Figur aus dem liebsten Videospiel darzustellen, werden Kostüme mit vielen Lichtern, großen Hörnern und Rauch, der aus den grünleuchtenden Augen eines Hexenmeisters, aus dem Spiel World of Warcraft, kommt. Cosplay ermöglicht den Menschen aus ihrem Alltag auszubrechen und sich dem Idol so nah wie möglich zu fühlen. Es bedeutet auch, den Charakter und die Verhaltensmuster, jede Geste und jede Bewegung des Helden aus dem Comic oder Computerspiel anzunehmen. Cosplayer legen ihr eigenes Ich ab und verwandeln sich für einen Tag in ihren Lieblingsheld.
Die Cosplay-Community
Cosplay ist ein außergewöhnliches Hobby und lebt auch von der Gemeinschaft. Cosplayer treten oft als Gruppe auf oder helfen sich gegenseitig beim Erschaffen und Gestalten ihres Kostüms. In der Community geht es viel um den gemeinsamen Austausch: Sie teilen die Anleitung für ihr Kostüm oder halten auf den sozialen Medien jeden Arbeitsschritt an einem Kostüm fest – es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Cosplayer erwecken eine Figur, die es vorher nur digital gab, zum Leben. Daher ist es kaum verwunderlich, dass es eine monatelange Arbeit ist, ein solches Kostüm herzustellen. Auch, dass viel Zeit und Geld investiert werden muss, um den Lieblingshelden so realistisch wie möglich zu erschaffen, wird oft unterschätzt. Cosplayer sind keine Helden. Sie versuchen auch nicht einer zu sein, indem sie bemerkenswerte Taten vollbringen, anders als unsere verkleideten Superhelden. Helden sind aber ihre Leidenschaft. Sie versuchen für einen Tag in die Rolle ihrer Lieblingshelden zu schlüpfen. Cosplay ist eine einzigartige Bewegung, die es den Menschen ermöglicht für einen Tag ein Held zu sein – auch wenn das heißt, nur wie eine Comicfigur auszusehen. Besonders in Mangas gibt es viele verschiedene Heldentypen und eine unfassbare Vielfalt. Die Rolle der weiblichen Helden, als Beispiel ist Sailer Moon anzuführen, ist für viele weiblichen Fans ein Ansporn. Die blonde Mädchenkriegerin in einer Schuluniform ist eines der beliebtesten Kostüme. Die Vielfalt der Figuren ermöglicht es, dass sich so gut wie jeder mit einem bestimmten Helden identifizieren kann.
Aus Fans werden eigene Vorbilder
Das Cosplay lebt von Veranstaltungen und dem gegenseitigen Austausch, und so kommt es, dass sogar Cosplayer zu Berühmtheiten werden. Sind die Kostüme und das Verhalten dem Idol genau nachempfunden, steigt die Chance auf den Sieg bei einem Wettbewerb oder auch die Anzahl der Follower in der Medienwelt. Cosplayer können mit ihrem Hobby Geld verdienen – das ist aber nur für die wenigsten ein Ziel. Es geht ihnen vielmehr darum, ihre Leidenschaft auszuleben. Und dann gibt es da noch „Helden für Herzen“. Eine Organisation, auf die ich bei meiner Recherche über das Cosplay gestoßen bin und die ich Euch nicht vorenthalten möchte. „Helden für Herzen“ engagieren Cosplayer, die Interesse daran haben, ihre Leidenschaft für einen guten Zweck einzusetzen. Die Organisation sucht deutschlandweit nach Cosplayern, die kranken Kindern den Traum, ihren persönlichen Helden einmal zu treffen, erfüllen. Die Cosplayer statten Krankenhäusern einen Heldenbesuch ab – eine wirklich tolle Aktion! Und so können aus verkleideten Fans doch noch Helden werden.
Bildquelle: privat
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[…] Fiktion. Auch im realen Leben, wie in der Musik, dem sogenannten J-Pop Genre, der Mode oder in der Cosplay-Community sind sie vertreten. Bei Letzterer kleiden und stylen sich die Fans von Manga und Anime […]
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