Rollen, Hippie, Religion, Nachhaltigkeit

Die Verschleierung von Haaren. Gefühlt hat in der Debatte um Frauen im Islam nichts höhere Brisanz als das Kopftuch. Dabei ist der Islam längst nicht die einzige Religion, die das Tragen einer Kopfbedeckung vorsieht. So tragen katholische Nonnen genauso eine Verschleierung wie streng gläubige Jüdinnen. Und dennoch scheint das muslimische Kopftuch in den Diskussionen ein Alleinstellungsmerkmal zu sein. Es wird debattiert, gestritten, be- und geurteilt, was das Zeug hält – oft aber, ohne wirklich zu wissen, wer sich unter dem Kopftuch verbirgt und welche Beweggründe dahinterstecken.

Um den Schleier metaphorisch zu lüften und mit Vorurteilen aufzuräumen, lohnt es sich immer noch, Debatten zum Thema zu führen. Dabei ist aber wichtig, miteinander und nicht übereinander zu reden. Deshalb durfte ich die 24-jährige Akademikerin, Mediamanagerin und Kopftuchträgerin Betül Ö. befragen. In Deutschland geboren und aufgewachsen hat sich die gläubige Muslimin mit türkischen Wurzeln im Alter von 19 Jahren für das Tragen des Kopftuchs entschieden. Im Interview spricht sie über freie Selbstbestimmung, Glaube und Inklusion.


Fangen wir mal mit Grundsätzlichem an: Warum werden eigentlich die Haare verschleiert?

Es ist so, dass in unserer Religion der Mensch an sich mehr im Vordergrund stehen sollte als das Aussehen. Außerdem soll man sich gegenüber Männern, die nicht blutsverwandt sind, wie Brüdern, Onkel oder dem Vater, verschleiern, um die Reize zu verbergen. Haare gehören zu solchen Reizen. Lange Haare oder kurze Haare, Locken, glatt oder blond rufen Präferenzen hervor. Die Verschleierung, auch die des Körpers, unterstützt dabei, den Fokus auf die Person zu legen und nicht auf das Optische.

Betül Ö.

Betül (24) erhofft sich eine Gesellschaft der Inklusion, in der miteinander und nicht nebeneinander gelebt wird.

Ist das auch der Grund, warum du Kopftuch trägst?

Ich trage Kopftuch, weil ich das möchte. Ich bin eine gläubige Person. Meine Religion schreibt mir unter anderem vor, Kopftuch zu tragen, und wer sich im Diesseits an die Vorschriften hält, wird im Jenseits dafür belohnt. Daran glaube ich. Gleichzeitig fühle ich mich wohl und vollständig damit.

Tragen alle Frauen bei dir in der Familie Kopftuch?

Nein, nicht alle. Wir dürfen das frei entscheiden. Manchmal ist das aber auch beruflich bedingt nicht möglich.

Wann und wo trägst du Kopftuch?

In der Öffentlichkeit, aber auch zu Hause, wenn Freunde oder Bekannte sowie Verwandte zweiten und dritten Grades zu Besuch sind.

Sind dir Haare trotzdem noch wichtig?

Ich liebe meine Haare! Nur, weil ich sie nicht jedem zeige, heißt das nicht, dass sie mir nicht wichtig sind. Ich mache mir auch manchmal die Haare, schminke mich und mache mich hübsch. Das gehört ja trotzdem noch zu mir. Aber das bleibt dann eben im familiären Rahmen.

Du hast Dich mit 19 Jahren relativ spät dafür entschieden, Kopftuch zu tragen. Wie kam es dazu?

Ich wollte das eigentlich schon früher. Habe mich aber nicht getraut, aus Angst vor der Reaktion meines sozialen Umfelds. Dann bin ich aufgrund meines Studiums in eine andere Stadt gezogen, wo mich niemand kannte. Da dachte ich: jetzt oder nie.

„Ich muss mich erst selbst von Dingen überzeugen, sie nachvollziehen können und herausfinden, ob es Sinn macht, etwas zu tun.“

Wie hat denn Deine Familie und Dein soziales Umfeld darauf reagiert, dass Du plötzlich Kopftuch trägst?

Insgesamt positiv. Ich komme auch aus einer Familie, in der es mir offengelassen wurde, das Kopftuch zu tragen. Mir wurde zwar gesagt, dass die Religion dies und jenes vorgibt, es aber meine Entscheidung sei, ob ich das möchte oder nicht. Als ich dann erzählt habe, dass ich mich für das Kopftuch entschieden habe, hat sich meine Mutter sehr gefreut und mein Vater hat mir seine Unterstützung zugesichert. Meine Eltern waren da locker drauf. Ich kenne muslimische Eltern, die das Kopftuch nicht erlauben, aus Sorge, ihre Tochter stößt in Deutschland auf Schwierigkeiten, wie beispielsweise im Job. Sowas gibt es also auch.

Du sagst damit, dass Du Dich frei für das Kopftuch entschieden hast. Kannst Du auch einen indirekten Zwang, also beispielsweise durch gesellschaftliche Konventionen, ausschließen?

Es kann schon sein, dass manche Frauen Kopftuch tragen, weil es in ihrer Familie oder Community getragen wird. Ich würde von mir aber behaupten, dass ich selbstbestimmt bin. Ich muss mich erst selbst von Dingen überzeugen, sie nachvollziehen können und herausfinden, ob es Sinn macht, etwas zu tun. Mit 19 konnte ich das dann und wollte es unbedingt. Einen indirekten Zwang habe ich eher darin empfunden, darauf zu verzichten, Kopftuch zu tragen, weil die Mehrheit in meinem Umfeld keines trägt. Deshalb habe ich mich auch erst so spät dafür entschieden.

Hast Du seitdem noch mal an Deiner Entscheidung gezweifelt?

Wenn, dann nur, weil ich in Deutschland damit auf Probleme stoße. Nicht aber aus religiöser Sicht.

Was sind das für Probleme, auf die Du gestoßen bist?

Natürlich gibt es die typischen Sprüche oder Blicke beim Vorbeilaufen. Aber auch in der Berufswelt habe ich einiges erlebt. Ich habe während des Studiums viele Praktika gemacht. Dabei war mir wichtig, in einem deutschen Unternehmen zu arbeiten. Leider musste ich feststellen, dass öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten mir weniger Toleranz entgegenbrachten als private Unternehmen – obwohl man oft glaubt, die Öffentlich-Rechtlichen seien so aufgeschlossen. Am Ende habe ich sogar ein Jobangebot bei einem privaten Unternehmen bekommen. Denen war nur wichtig, dass ich gute Arbeit leiste. Von den Öffentlich-Rechtlichen war ich wirklich enttäuscht, dass die sich nicht mehr getraut haben.

Wie hat sich deren Intoleranz genau geäußert?

In Form von Absagen. Oder auch Aussagen: Ich wurde zum Beispiel gefragt, warum ich nicht bei einer türkischen Zeitung arbeiten möchte. Aber wieso soll ich bei einer türkischen Zeitung arbeiten wollen? Nur, weil ich türkische Wurzeln habe?

Das klingt wirklich absurd. Hast du nach dem Studium denn lange nach einem Job suchen müssen?

Einige Monate, obwohl meine Noten gut waren und ich sozial engagiert bin. Selbst der Sachbearbeiter beim Arbeitsamt konnte keine Fehler in meiner Bewerbung finden. Er war sogar vielmehr von der Kreativität meiner Bewerbung angetan. Schließlich waren wir uns einig, dass es an meinem Kopftuch liegen muss. Er hat mir dann zu Praktika geraten, um den Arbeitgebern zu zeigen, wer und wie ich bin. Und dass ich Deutsch sprechen kann. Damit hatte ich dann auch Erfolg.

Wer die Welt verändern will, muss bei sich selbst anfangen.“

Das erinnert mich an so manche Kopftuchdebatte. Erst neulich argumentierte der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz, dass das Kopftuch Parallelgesellschaften befördere. Was denkst Du darüber?

Ich halte es für wichtig, dass wir eine Gesellschaft der Inklusion, nicht bloß der Integration, leben. Und das sollte von beiden Seiten ausgehen. Die meisten Immigrant*innen haben ihre eigene Community gebildet. Dadurch kommen sie aber auch nicht in Kontakt mit anderen. Gleichzeitig haben es beispielsweise Kopftuchträgerinnen schwer in der Gesellschaft. Meistens wird nur über das Kopftuch geredet, aber nicht über die Person dahinter. Wir schließen uns also gegenseitig aus, anstatt aufeinander zuzugehen.

Ist das auch der Grund, warum Du in einem deutschen Unternehmen arbeiten wolltest?

Ja, auch. Obwohl ich es mir damit ja nicht leicht mache, wenn ich immer wieder erklären muss, warum ich so aussehe, was ich anziehe und so weiter. Ich finde aber, dass das dazu gehört, sonst kommen wir nicht voran. Wer die Welt verändern will, muss bei sich selbst anfangen.

Immer wieder werden ja Kritiker*innen laut, die das Kopftuch vehement ablehnen. Dabei wird dann oft auf den Iran verwiesen, wo gläubige Muslim*innen gegen die Verschleierung protestieren. Wie denkst Du darüber?

Ich kann die Geschehnisse im Iran nicht so gut beurteilen, weil ich weder Iranerin bin, noch jemals dort war. Ich weiß aber, dass dort das eigentlich religiöse Symbol des Kopftuchs politisiert wird. Die Frauen werden dort gezwungen. Damit wird aber der Sinn des Kopftuchtragens verfehlt. Man sollte etwas Religiöses tun, weil man daran glaubt, nicht weil andere einen dazu zwingen.

Was müsste sich für Dich gesellschaftlich verändern, damit Du Dich akzeptierter fühlst?

Dass der Mensch in den Fokus gerückt wird und nicht ein Stück Stoff. Mich unterscheidet ja nicht viel von anderen Menschen. Meine Arbeitskollegen haben wie ich studiert, haben wie ich Klausuren geschrieben oder wie ich ein Interesse für Fotografie. Aber bevor es soweit kommt, ist das Kopftuch oft schon ein Ausschlusskriterium und gleichzeitig sehr klischeebehaftet. Ich finde es schade, dass man nicht offen miteinander umgeht.

Was würdest Du einer Muslima mit oder ohne Kopftuch noch gerne sagen?

Ich würde einer Muslima mit Kopftuch sagen, dass sie viel offener damit umgehen soll. Ich finde, man steckt sich selbst schnell in Schubladen, in dem man sein Kopftuch dafür verantwortlich macht, dass man beispielsweise keinen Job findet. Das ist zwar durchaus der Fall und nicht wegzudenken, manchmal liegt es aber auch einfach an seinen Noten oder Referenzen. Da sollte man mehr reflektieren. Denn nicht alle sind rassistisch. Und sich selbst in so eine Schublade zu stecken, finde ich nicht richtig. Hinzu kommt, dass wir aus Angst vor falschen Darstellungen oft nicht zulassen, dass die Medien über uns berichten. Auf der anderen Seite beschweren wir uns darüber, dass in den Medien selten positiv über uns berichtet wird. So kommen wir aber auch nicht voran. Muslimas müssten einerseits mitreden dürfen: In Debatten über Kopftuchtragende haben alle das Recht, sich zu äußern, außer Kopftuchtragende selbst. Auf der anderen Seite müssten wir uns gegenseitig kennenlernen, um uns besser zu verstehen. Der Fremde ist meistens der Feind. Doch wenn du den Fremden kennenlernst, ist er nicht mehr fremd und vielleicht sogar irgendwann dein Freund.

Schönes Schlusswort eines gelungenen Interviews. Vielen Dank dafür, liebe Betül.

 

Empfohlene Literatur zum Weiterlesen:

Şahin, Reyhan (2014): Die Bedeutung des muslimischen Kopftuchs. Eine kleidungssemiotische Untersuchung Kopftuch tragender Musliminnen in der Bundesrepublik Deutschland. Münster.


Mehr zum Thema und weitere spannende Beiträge gibt es auf unserem Blog Shades of Hair. Außerdem halten wir unsere Leser*innen auf Facebook, Twitter und Instagram mit regelmäßigen Neuigkeiten rund um unseren Blog auf dem Laufenden.

 

Die Krone auf deinem Kopf ist etwas Einzigartiges und Besonderes. Doch was passiert, wenn jemand, der sich nicht damit identifizieren kann, auf einmal dieselbe Krone trägt? Sollte man sich nicht freuen, wenn ein kultureller Austausch auf einer so ästhetischen Ebene wie dem Haar stattfindet? Oder sollte man gegen die Haarinvasion antreten?

Kim Kardashian West mit Bo Derek Braids – das fühlt sich ein bisschen an wie eine neue Episode der Serie „Was die Kardashians stahlen und als ihre Eigenmarke vertrieben“. Anfang des Jahres war das die neue Lieblingsfrisur von ihr und ihrer Tochter. Doch diese angeblich neue Frisur brachte einen unverwechselbaren Shitstorm mit sich. Viele beschwerten sich, nicht nur über das Tragen der angeblichen Bo Derek Braids, sondern auch über die Art und Weise, wie Kim Kardashian ihre neue Flechtfrisur vermittelte.

Fangen wir mit der ersten und offensichtlichsten Frage an. Warum gab sie ihrer deutlich erkennbaren afrikanischen Flechtfrisur einen anderen Namen?

Hier wurde die Kritik perfekt auf den Punkt gebracht. Quelle: Twitter

Nach einer ergiebigen Google-Suche gibt es hier die Erklärung, wer Bo Derek überhaupt ist. Bo Derek gilt als ein Sexsymbol der 1980er. Durch ihre Rolle in Zehn – Die Traumfrau gewann Derek weltweite Aufmerksamkeit, die sie trotz allem nicht vor dem Gewinn einer goldenen Himbeere bewahrten. Im Film trug Bo Derek in der Rolle als Jenny Hanley besondere Zöpfe, die wiederum Kim Kardashian zu ihrem neuen Look inspirierten. Das teilte die Stilikone natürlich sofort auf den sozialen Plattformen. Jedoch geschah all das unter dem neugetauften Bo Derek Look und nicht dem originalen Namen.

„Nicht mit uns!“ dachten sich viele Social-Media-Nutzer und machten Kim Kardashian West direkt auf ihr Fehlverhalten aufmerksam:

 

Quelle:Twitter

 

Woher kommen die Bo Derek Braids ursprünglich?

Die vermeintlich umbenannte Flechtfrisur heißt Fulani Zöpfe. Diese werden traditionell vom Volk der Fulbe getragen (womit auch die richtige Namensgebung erklärt wird), welches in der Sahelzone Afrikas seinen Sitz hat. Seinen Ursprung findet das Flechten im Jahre 3500 v.Chr. im alten Ägypten. Zöpfe waren ein Teil der Kommunikation und sind bis heute noch ein Anzeichen, um die Herkunft und den sozialen Status eines Menschen zu erkennen. Durch den Sklavenhandel und mehreren Migrationsschübe verbreitete sich die Frisur unter der afro-amerikanischen Bevölkerung. Durch die Bürgerrechtsbewegung (1954 – 1968) gewannen Zöpfe und die Kunst des Flechtens eine größere Bedeutung und Aufmerksamkeit.

Wo liegt jetzt das Problem?

Es ist kein Problem, wenn die „selbsterklärte“ Trendsetterin Mrs Kardashian West sich Zöpfe flechten lässt. Es ist ihr gutes Recht ihre Haare nach ihrem eigenen Belieben zu tragen. Das Problem lag in der Art der Vermittlung. Sie stellt ihre Frisur nicht nur zur Schau, als wäre es eine Eigenkreation, sondern benennt sie diese auch noch um. Es ist nicht abzustreiten, dass die Kardashian-West-Marke einen hohen Stellenwert in der heutigen Gesellschaft hat. Eben deswegen ist es vielen so wichtig, dass wenn sich jemand wie eine Kim an ihrem Stil vergreift, ihnen auch die notwendige Anerkennung verleiht. Wenn sie schon einen Trend daraus macht, dann bitte auch unter den richtigen Bedingungen.

Bildquelle: Razzle Jam/ retna.io

Having Black hair is unique in that Black women change up styles a lot. You can walk down one street block in New York City and see ten different hairstyles that Black women are wearing: straight curls, short cuts, braids – we really run the gamut. – Queen Latifah

Wer ist überhaupt mit „ihnen“ gemeint?

Ihnen – umfasst primär alle Volksgruppen, die Zöpfe als ein Symbol ihrer Gesellschaft sehen. Zöpfeflechterin ist nicht nur eine Berufsbezeichnung, sondern auch ein Dienst für die Gesellschaft und für manche ein wichtiges Ritual. Die Zöpfe zeigen die Zugehörigkeit einer Person zu einer bestimmten Volksgruppe. Doch durch Migration und Sklavenhandel ging diese Tradition bei vielen Völkern verloren. Das Schönheitsideal hat sich verändert und ist westlicher geworden. Natürlich lockiges Haar und ihre Hair-Styles wurden und werden bis heute noch als ungepflegt und unästhetisch angesehen. Vielen dunkelhäutigen Trägerinnen wird ihre Schönheit abgesprochen aufgrund ihrer Frisur. Jedoch werden diese stereotypisierten Styles eben dann anerkannt, sobald eine weiße Sprecherin ihn für sich behauptet. All das spitzt sich dann zu, wenn die wirklichen Kuratoren nicht rechtmäßig kreditiert werden.

Irgendwo zwischen Glatt und Zöpfen…

Bloggerin Naturalneiicey setzt ihre Zöpfe gekonnt in Szene. Quelle: Instagram

Was wäre ein passender Lösungsansatz? Wenn ein kultureller Austausch passiert, auf einer ästhetischen Ebene wie den Haaren, dann ist dies ein Schritt in die richtige Richtung, um einen Dialog zu starten. Dieser Dialog sollte jedoch rechtmäßig stattfinden. Es ist schön, wenn sich andere Kulturen ihre Haare flechten und die jeweiligen Stile imitieren. Jedoch sollte man darauf achten, nicht zu plagiieren, sondern genau diese Gelegenheit zu nutzen, um auch andere davon zu überzeugen, dass die Frisur schön ist, egal an wem. Der Erfolg der Zöpfe sollte nicht durch die Hautfarbe des Trägers, sondern durch die persönliche Schönheit bestimmt werden.


Weitere Links:

https://www.brighthubeducation.com/social-studies-help/121031-cultural-significance-of-hair-braiding-in-african-tribes/

Pergament, Deborah. „It’s Not Just Hair: Historical and Cultural Considerations for an Emerging Technology.“ Chi.-Kent L. Rev.75 (1999): 41.

https://www.allure.com/story/kim-kardashian-called-cornrows-bo-derek-braids-lol-come-on-girl

https://csdt.rpi.edu/culture/cornrowcurves/civilrights.html

Seidig glatt, bunt gefärbt, lockig und kräftig – Europas größtes Menschenhaarlager in Madrid bietet für jeden Geschmack die entsprechende Ware an. Das Geschäft mit echtem Menschenhaar floriert. Denn der Haarhandel ist eine Milliarden-Dollar-Industrie.

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Dreadlocks, Rastalocken, Rastazöpfe, wie man sie nun nennen mag. Jeder kennt sie, jeder hat sie an verschiedenen Menschen auf der Straße gesehen oder vielleicht selbst schon einmal getragen. Verfilzte Haare, ist das nun cool oder eher eklig? Was genau steckt hinter Dreadlocks und den Klischees über sie? Was sollte man über das Thema wissen? Diese Fragen habe ich mir gestellt, recherchiert und sie in diesem Blogeintrag auch beantwortet. 

„Dreadlocks“ – wo kommt dieser Begriff überhaupt her?

Der wohl bekannteste Rastafari – Bob Marley. © Clker-Free-Vector-Images on pixabay

Die Bezeichnung Dreadlocks kommt aus Jamaika und kann in etwa mit „Furchtlocken“ übersetzt werden. Es gibt verschiedene Theorien, wie dieser Begriff entstand, einig ist man sich jedoch, dass er mit den Rastafaris zusammenhängt. Die Rastafaris sind eine religiöse Gemeinschaft auf Jamaika, die sich in den 1930er Jahren bildete. Sie gehörten einer Minderheit und der sozialen Unterschicht an. Um sich bewusst von der Kultur und den Schönheitsidealen der britischen Kolonialmacht abzugrenzen, ließen sie ihre Haare in verfilzten Strähnen wachsen. Rastafaris galten unter der weißen Bevölkerung als Outsider, Gauner und religiöse Fanatiker, weswegen sie sich vor ihnen fürchteten. So ist eine Erklärung für die Wortherkunft. Die Rastafaris trugen ihre verfilzten Haare aber auch aus religiösen Gründen. Sie galten als besonders ehrfürchtig und sahen ihre Locken als eine Art Antennen zur Erfahrung religiöser Inspiration an. Das „Dread“ aus Dreadlocks könnte sich also auch von dieser Ehr-Furcht ableiten.

Haben die Rastafaris also die Dreadlocks erfunden?

Ein indischer Sadhu mit typischer Haartracht. © Ajay Goel on pixabay

Der Begriff mag zwar auf die Rastafaris zurückzuführen sein, die Frisur an sich ist aber um einiges älter. Auch können die verfilzten Zöpfe nicht nur einer Kultur zugeordnet werden, da sie in verschiedenen Kulturkreisen getragen wurden und werden. Der ägyptische Pharao Tut-Ankh-Amun trug Dreadlocks, und Cäsar beschrieb, dass die Kelten „Haare wie Schlangen“ hatten. Viele alte Kulturen kannten keine Kämme und ließen ihre Haare einfach wachsen und verfilzen. Auch indigene Völker tragen ihre Haare weltweit so. In einigen Religionen haben Dreads eine spirituelle Bedeutung oder weisen auf den Stand hin. So ist die Frisur bei hinduistischen Sadhus, bei indischen Sikhs und muslimischen Derwischen zu sehen. Dreadlocks gehen also weit über den Kontext der Rastafaris hinaus, auch wenn diese durch bekannte Vertreter wie Bob Marley der Frisur zu neuer Popularität verholfen haben. Mehr zu Bob Marley und den Rastafaris in dem Artikel: Die 60er-Jahre – Ikonen in Zeiten des Wandels.

Und welche Motivation steckt für die Menschen aus westlichen Ländern hinter den Dreadlocks?

Dreadlocks sind auch in der westlichen alternativen Szene sehr beliebt. © bohemianbikini on pixabay

Neben den Menschen, die die Frisur einfach schön finden und aus modischen Gründen tragen, gibt es eine große Gruppe, die mehr mit ihren Dreadlocks verbindet. Sie ist Ausdruck einer alternativen Lebensweise, die sich gegen Kapitalismus und herrschende Gesellschaftsformen stellt. Dies kann mit der Zuneigung zu Reggae und Bob Marley verbunden sein, muss aber nicht. Für viele dunkelhäutige Menschen sind Dreadlocks auch ein wichtiges Zeichen ihrer Identität und Zugehörigkeit zur Black Community. Gerade dadurch gab es in den USA Streit darüber, wer Dreadlocks tragen darf. Ein Schwarzer Student kritisierte 2016 einen weißen Kommilitonen für seine Dreadlocks. Er warf ihm vor, sich die Schwarze Kultur zu Nutze zu machen, ohne die Bedeutung dahinter zu kennen. Daraufhin brach eine Debatte aus, wem nun die Frisur gehöre und wer sie tragen dürfe (Stichwort „cultural appropriation„).

Sind verfilzte Strähnen wirklich hygienisch einwandfrei?

Ein Vorurteil gegenüber Dreadlocks ist, dass sie als unhygienisch gelten. Wie bei anderen Frisuren aber auch kommt es bei Dreads auf die richtige Pflege an. Dreadlocks brauchen sicherlich eine gründlichere Behandlung, können aber ganz normal gewaschen werden. Dies sollte einmal die Woche getan werden und mit der richtigen Seife. Es ist vor allem wichtig, die Haare nach dem Waschen gründlich auszuspülen und richtig zu trocknen, weswegen sich die Verwendung eines Föns oder einer Trockenhaube empfiehlt. Passiert dies nicht, so kann es tatsächlich passieren, dass die Haare etwas muffig riechen. Dass Dreadlocks aber schimmeln oder Ungeziefer anziehen, ist bei regelmäßiger Pflege nicht der Fall.

Wie sehr stehen Dreadlocks mit Drogen in Verbindung?

Keine zwangsläufige Verbindung: Dreadlocks und Drogen. © 652234 on pixabay

Eine weit verbreitete Meinung besagt auch, dass Dreadlock-Träger gerne mal kiffen oder andere Drogen nehmen. Dies lässt sich vermutlich auch wieder auf die Rastafaris zurückführen. Sie lehnen zwar Alkohol und Tabak eher ab, konsumieren Cannabis aber zum rituellen Meditieren. Auch Bob Marley war bekennender Marihuana-Raucher. Selbst eine Marihuana-Marke wurde mittlerweile nach ihm benannt („Marley Natural“). Viele alternativ eingestellte Menschen konsumieren ab und zu Cannabis und setzen sich für eine Legalisierung ein. Trotzdem gibt es natürlich auch viele Menschen, die komplett drogenfrei leben und trotzdem Dreadlocks tragen. Wir haben es hier also mit einem klassischen Klischee zu tun, was wohl auf einige zutreffen mag, aber sicherlich nicht auf alle.

Kriegt man denn mit Dreadlocks einen Job?

Dreadlocks auch mit Anzug kombinierbar. © Whoisdejalynn on pixabay

Die Klischees und Vorurteile, die mit Dreadlocks verbunden sind, können die Jobsuche schwieriger gestalten. Einige Arbeitgeber schätzen Dreadlocks als unhygienisch ein oder verbinden die Frisur mit Drogenkonsum. Vor allem bei eher konservativen Unternehmen kann man es schwerer haben. Bei einem jungen, hippen Start-Up Unternehmen in Berlin-Friedrichshain ist es dafür vielleicht leichter. Mittlerweile scheinen sich zumindest in Deutschland immer mehr Firmen offen gegenüber der alternativen Frisur zu zeigen. Auch dieses Thema wurde und wird in den USA heiß diskutiert und ging in verschiedenen Fällen vors Gericht. Das U.S. Circuit Court of Appeals hatte in diesem Jahr erst wieder entschieden, dass es legal ist, Arbeitnehmer aufgrund ihrer Dreadlocks abzulehnen. Eine Frau hatte wegen Diskriminierung geklagt, als sie in einem Bewerbungsgespräch wegen ihrer Frisur abgelehnt wurde. Für die Afroamerikanerin sind ihre Dreadlocks Ausdruck ihrer Identität und Zeichen ihrer Herkunft. Das Gericht entschied jedoch, dass hier keine Diskriminierung vorliegt und einzelne Merkmale des eigenen Aussehens, auch wenn sie Teil einer Kultur sind, nicht geschützt werden müssen. Die Meinungen hierzu gehen wohl weit auseinander und werden weiter diskutiert. Es ist jedoch deutlich, dass die Jobchancen selbst mit den gepflegtesten Dreadlocks nicht immer die besten sind.

Was jetzt – Frisur oder Lebenseinstellung?

Dreadlocks sind für die meisten Träger mehr als nur eine Frisur. Es geht um eine Lebenseinstellung, ein Zugehörigkeitsgefühl und die eigene Identität. Sie sind sicherlich nicht für jeden etwas und das ist auch gut so. Man sollte sich auf jeden Fall vor der Anfertigung mit dem Kontext dieser Frisur auseinandersetzen und sich auf einige doofe Sprüche und Klischees gefasst machen. Mich hat meine Recherche einiges gelehrt und den nächsten Dreadlock-Träger, den ich treffe werde ich sicherlich etwas genauer ausfragen.

Wer nun selbst Dreadlocks einmal ausprobieren möchte, findet hier noch ein paar nützliche Links:

Allgemein über die Anfertigung von Dreadlocks mit einigen Pflegetipps

Das nötige Zubehör, von Perlen und Schmuck Kämme und Häkelnadeln, bis hin zu Echthaar und Mützen

Die richtige Pflege ist nicht ganz einfach, daher hier Tipps zum Häkeln, zu verschiedenen Seifen und Haarkuren

 

Blondes Haar wurde als Schönheitsideal immer hoch geschätzt. Im letzten Jahrhundert verbreiteten sich auch weniger positive Vorurteile gegenüber Menschen mit blondem Haar. Das blonde Gift, die blonde Sexbombe, die dumme Blondine und der typische Surferboy – es gibt einige moderne Klischees. Doch welchen Ursprung haben diese stereotypen Vorstellungen?

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Um die eigenen Haare nicht der Öffentlichkeit preiszugeben, verdecken sie vor allem muslimische Mädchen und Frauen oft mit einem Kopftuch. Das soll ihnen jetzt, zumindest den jüngsten von ihnen, in Österreich verboten werden. Doch was genau bewegt die Politiker*innen zu einem solchen Entschluss, und welche Kritik gibt es daran? Stimmen von Expert*innen, Muslimas selbst und ihr gemeinschaftliches Plädoyer – weder für noch gegen das Kopftuch.  

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Das Umstyling bei Germany’s Next Topmodel ist seit 13 Staffeln das große Event. Denn diese Folge verspricht jedes Jahr Schere, Tränen und Drama. Dabei bekommen alle Kandidatinnen ein Makeover von „Model-Mama“ Heidi Klum, ob sie wollen oder nicht. Warum fließen dabei so viele Tränen? Weil bei diesem Element der Castingshow sichtbar wird, dass „die Mädchen“ ihre Selbstbestimmung aufgeben müssen, um in der Show erfolgreich zu sein.

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Die 60er-Jahre waren ein besonderes Jahrzehnt, das zahlreiche Ikonen und einzigartige Persönlichkeiten hervorbrachte. Neben Audrey Hepburn und den Beatles waren auch Bob Marley und Angela Davis wichtige Ikonen dieser Zeit. Dies äußerte sich auch an ihrem Erscheinungsbild: Alle vier Persönlichkeiten trugen außergewöhnliche Frisuren – Markenzeichen, die stilprägend waren. Was es mit Audrey Hepburns Beehive und Bob Marleys Dreadlocks auf sich hat, wofür Angela Davis Afro steht und warum die Beatles auch die Pilzköpfe genannt wurden, erfahrt ihr im Folgenden.

In den 60er-Jahren herrschte der Kalte Krieg, eine Mauer trennte Deutschland in zwei Hälften und die Beatles schrieben Musikgeschichte. Die 60er-Jahre waren auch die Zeit der modischen und kulturellen Rebellionen. Doch dieses ereignisreiche Jahrzehnt hat noch mehr zu bieten: Der erste Mensch landete auf dem Mond und die Emanzipation der Frauen nahm ihren Anfang. Während Studenten für Freiheit und mehr Gerechtigkeit protestierten, entstand gleichzeitig die Terroristengruppe RAF. Prägend für die 60er war außerdem der Generationenkonflikt: Die Jugend begann, die traditionellen Wertevorstellungen zu hinterfragen und sich gegen ältere Generationen aufzulehnen. Zusätzlich ermöglichte das Wirtschaftswunder mehr Konsum und damit stieg auch die Zahl der verkauften Autos. Die Gesellschaft wurde zunehmend mobiler. Diese vielen einschneidenden Ereignisse zeigen: Die 60er-Jahre waren Zeiten des Wandels.

Auf den Spuren von Audrey Hepburn

Es ist früher Morgen in New York. Die Straßen sind menschenleer. Vor Tiffany’s hält ein schwarzer Wagen. Es steigt eine junge grazile Frau aus. Sie trägt ein schwarzes Kleid, eine große Sonnenbrille und die Haare zu einer komplizierten hoch aufgetürmten Hochsteckfrisur. Sie betrachtet das Schaufenster des Juweliers, isst Gebäck aus einer Tüte und trinkt von ihrem Kaffee. Diese Szene aus dem Film “Frühstück bei Tiffany’s” machte Audrey Hepburn im Jahr 1961 über Nacht bekannt und zu einer einzigartigen Stilikone.

Der Beehive – ein Bienenkorb auf dem Kopf?

Noch heute, 25 Jahre nach ihrem Tod, gilt Audrey Hepburn als großartige Inspirationsquelle. Bewundert wurde nicht nur ihr schauspielerisches Talent oder ihr Kleidungsstil, sondern auch ihre besondere Frisur. Das Bild von Audrey Hepburn mit einem Zigarettenhalter in der Hand und ihren dunklen, zu einer Hochsteckfrisur gesteckten Haaren ist eines der bekanntesten Porträts der Filmgeschichte.

Stilikone Audrey Hepburn

Audrey Hepburn als Stilikone: Beehive, Zigarettenhalter und das schwarze Kleid waren stilprägend für die 60er-Jahre. (Quelle: Onyx, freetransparentpng.com)

Audreys Kultfrisur wird als Beehive bezeichnet, da die Form an einen Bienenkorb erinnert. Noch heute wird die Frisur als Symbol des Zeitgeists der 60er-Jahre betrachtet: Sie steht für Jugend und Selbstbewusstsein. Jahrzehnte später griff Amy Winehouse den damaligen Trend erneut auf. Mit ihrem voluminösen Beehive sorgte sie für viel Aufmerksamkeit und brachte damit ein Stück Zeitgeschichte der 60er-Jahre in das 21. Jahrhundert. Dies wurde auch zu ihrem Markenzeichen und ist bis heute untrennbar mit ihrer Persönlichkeit verknüpft.

Dass der Haarklassiker sich bis heute großer Begeisterung erfreut, wird an den unzähligen Anleitungen zum Nachahmen des Beehives deutlich. Die Hochsteckfrisur fand zahlreiche Nachahmer*innen. Unter waren einige populäre Persönlichkeiten: So trugen auch die Sängerinnen Barbara Streisand und Beyonce Knowles die Kultfrisur. Die voluminöse Pracht fand sich auch bei amerikanischen Schauspielerinnen wieder: So wurden zum Beispiel Jennifer Lopez, Penélope Cruz und die Sängerin Adele mit dem Beehive abgelichtet.

Hepburn steht für Emanzipation, Erfolg und Stil. Der Beehive steht daher heute sinnbildlich für all diese Eigenschaften. Dabei steht besonders das Charakteristikum Emanzipation stellvertretend für die 60er-Jahre. Diesen Tatsachen geschuldet ist es kaum verwunderlich, dass sich viele gerne einen „Bienenkorb“ auf den Kopf setzen.

Der Beehive zum Nachmachen – moderne Varianten: 66 atemberaubende Beehive-Frisuren, die Sie begeistern werden.

Hepburn zählt zu den prägendsten Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. In mehr als 30 Filmen begeisterte die britisch-niederländische Stilikone ihr Publikum. Sie glänzte jedoch nicht nur durch ihre schauspielerische Leistung, sondern auch durch ihren modischen Stil. Schon bald wurde sie zur Modeikone. Weite Röcke, große Sonnenbrillen und Ballerinas zählen zu den elementaren Bestandteilen ihres Stils. Stilprägend war aber vor allem “das kleine Schwarze”, in dem sie im Film “Frühstück bei Tiffany” im Jahr 1961 ihren größten Erfolg feierte. Hepburn repräsentierte ein neues Schönheitsideal: Sie verkörperte die “ewig mädchenhafte Frau, unschuldig, aber raffiniert”. So war auch der französische Modedesigner Hubert de Givenchy von ihr begeistert und erschuf für sie einen vollkommen neuen Stil. Sie selbst kommentierte dies: “Frauen können aussehen wie ich, wenn sie sich die Haare hochstecken, große Sonnenbrillen und ärmellose Kleider tragen” (Liebenswert Magazin).

Wer war Audrey Hepburn noch?

Hepburn war aber nicht nur Schauspielerin und Stilikone. 1988 wurde sie zur UNICEF-Botschafterin ernannt: Hepburn setzte sich nach dem Ende ihrer Schauspielkarriere für arme Kinder auf der ganzen Welt ein. Sie selber erzählte oft von ihrer schweren Kindheit, die von Armut und Hungersnot geprägt war. Begründet in ihren persönlichen Erfahrungen beschloss sie, das Leid von Kindern, die ein ähnliches Schicksal teilen, zu lindern. Hepburn starb 1993 in der Schweiz an Darmkrebs. Nach ihrem Tod gründeten ihre beiden Söhne mit Hepburns langjährigem Lebenspartner den “Audrey Hepburn’s Children Fund”, um ihre wertvolle Arbeit noch nach ihrem Ableben fortzuführen. Sie blieb als große Stilikone und Hollywood-Legende in Erinnerung.

Mehr Informationen zu Audrey Hepburns Biographie können im Beitrag Heldinnen des Kinos nachgelesen werden.

Hepburn war zwar eine Ikone der rebellischen 60er-Jahre, verkörperte vor allen Dingen aber Eleganz, Anmut und Raffinesse. Ihr Beehive, der die Haare an Ort und Stelle hält und so das Haar stets aufgeräumt aussehen lässt, bildet ein Kontrast zu den prägenden Charakteristika der 60er-Jahre: Protest und Rebellion. Genau dies hingegen verkörpern allerdings die Beatles mit ihrer Frisur: eine Entwicklung von Hepburns strukturierter angepasster Frisur zur wilden rebellischen Haarpracht der Beatles…

 

Die Beatles: Vier Pilzköpfe revolutionieren die Musikwelt

Der amerikanische Komponist Aaron Copeland sagte einst, wer über das Lebensgefühl der 60er-Jahre etwas erfahren möchte, sollte sich die Beatles anhören. Ihm zufolge spiegelt die Musik der Band dieses Jahrzehnt wieder wie kein anderes zeitgeschichtliches Dokument. In den Songs der Beatles finde sich “die kreative Eruption der Epoche – die Befreiung vom Muff der Nachkriegszeit, die Aggressivität politischer Konflikte wie die naiven Hippie-Träume von Love and Peace, die sexuelle Revolution wie die psychische Revolution der Halluzinogene” (FAZ).

Beatles Statue in Liverpool

Ein Touristen-Highlight: Die Beatles-Statue in Liverpool. (Quelle: thaifly99, pixabay.com)

Auf ihren Auftritten boten die Beatles ein außergewöhnliches Erscheinungsbild: Bekannt waren sie für ihre schwarzen Anzüge und Topfschnitt-Frisuren. Analog dazu werden die Beatles in Deutschland häufig als “die Pilzköpfe” bezeichnet. Aufgrund der Ähnlichkeit zu einem Wischmopp war im englischsprachigen Raum oft die Rede von “mop-tops”.

Woher kommt die Pilzkopffrisur?

Um die Herkunft der Pilzkopffrisur ranken sich verschiedene haarsträubende Erzählungen und unterschiedliche Theorien, wer der eigentliche Erfinder ist. Als Begründer des Pilzkopfes gilt heute aber der deutsche Fotograf Jürgen Vollmer. Vollmer ist gebürtiger Hamburger, arbeitete aber viel im Ausland und porträtierte zahlreiche Prominente.

Doch wie kamen die Beatles zu ihrem Markenzeichen? Während eines Aufenthalts in Paris traf Vollmer im Jahr 1961 die Beatles in einem Pariser Café. Wenige Stunden später verpasste er kurzerhand in seinem Hotelzimmer zwei Bandmitgliedern, Paul McCartney und John Lennon, denselben Haarschnitt, wie er selbst ihn trug: den Pilzkopf-Haarschnitt. Der damalige Bassist Stuart Sutcliffe ging mit gutem Beispiel voran, er trug bereits den Pilzkopf-Schnitt. Diesen schnitt ihm Vollmers damalige Bekannte Astrid Kirchherr. Jürgen Vollmer selbst wollte mit seiner gewagten Frisur vor allem gegen das Spießertum protestieren. In einem Spiegelartikel erzählt Vollmer, dass die meisten Jugendlichen im damaligen Hamburg ihre Haare adrett zurückgekämmt trugen, angepasst eben. Die, die aufbegehren wollten, trugen ihr Haar wild aufgetürmt, Elvis-Tolle inklusive. Vollmer suchte einen Weg dazwischen und wollte seinen eigenen Stil entdecken.

Dank Vollmer erhielt die Pilzkopffrisur die für die 60er-Jahre typische und untrennbare Konnotation des rebellischen Aufbegehrens der Jugend gegen die autoritäre Gesellschaft. Doch wie kam Vollmer zu dem außergewöhnlichen Haarschnitt? Die Geburtsstunde der Pilzkopffrisur ist im Jahr 1955 zu verorten. Vollmer berichtet in einem Spiegel-Artikel von einer prägenden Schulschwimmstunde: Nach dem Schwimmunterricht föhnte er sein Haar nicht und kämmte es nicht wie gewohnt zurück, sondern ließ dieses trocknen und in die Stirn fallen. Der Pilzkopf-Haarschnitt war geboren. Vollmer zufolge waren seine damaligen Lehrer wenig begeistert von der neuen Frisur. Dies bestärkte ihn aber nur noch mehr darin, die neu entdeckte Frisur beizubehalten. So erhielten die Beatles dank dieser Anekdote im Schwimmunterricht ihr einzigartiges Markenzeichen, das bis heute stellvertretend für die Band steht.

Eine solch einzigartige Frisur blieb nicht ohne Nachahmer. Zahlreiche Fans wollten so aussehen wie ihre großen Idole: Die 60er-Jahre waren das Zeitalter der Rebellion und der Pilzköpfe. Der Friseurmeister Ernst Rudolf berichtet in einem Artikel, viele Kunden kämen mit Fotos ihrer großen Vorbilder aus den Bereichen Sport, Musik oder Film. Rudolf erzählt, seine Kunden möchten ihre Verbundenheit zu ihren Idolen durch entsprechend gleich aussehende Frisuren zum Ausdruck bringen. In seinen 50 Jahren als Friseurmeister hat Rudolf viele Modetrends mitgemacht. Dass er unter den zahlreichen Modeerscheinungen die Pilzkopffrisur, die mit den Beatles Einlass in die Friseursalons fand, als einzigen Trend aufzählt, spricht Bände.

Die Beatles sind als erste Boyband der Popgeschichte bis heute die Gruppe mit den meist verkauften Platten weltweit. Mit den 60er-Jahren begann eine neue Ära der Popkultur. Der bis dato vorherrschende Trend des Rock ’n’ Roll trat mehr und mehr in den Hintergrund. John Winston Lennon, James Paul McCartney, George Harrison und Richard Starkey aus Liverpool revolutionierten die Musikgeschichte. Der Grundstein für die erfolgreiche Musikkarriere der Beatles wurde in Hamburg gelegt. Hier hatte die Band ihre ersten Auftritte. Und schon bald tourte die Gruppe durch die ganze Welt und begeisterte das Publikum mit ihrer Musik.

Das Ende der Beatles

1970 trennte sich die Band. Die Fans warteten jahrelang auf ein Comeback – jedoch vergeblich. Als 1980 John Lennon erschossen wurde, stand endgültig fest, die Beatles wird es nie wieder geben. Doch die Musik blieb: Damit haben die Beatles ein zeitloses Werk geschaffen, das tief in unserem kulturellen Bewusstsein verankert und auch noch über 50 Jahre später bedeutsam ist.

Mit ihren Pilzkopffrisuren boten die Beatles einen wilden Anblick, der in starkem Kontrast zum traditionell streng zurückgekämmten Haar stand. Einen noch wilderen Anblick jedoch bot eine weitere Persönlichkeit der 60er-Jahre…

 

Bob Marley, der Reggae und die Dreadlocks

Bob Marley

Bob Marleys stilisiertes Porträt ist zum Symbol des Reggae geworden. (Quelle: Clker-Free-Vector-Images, pixabay.com)

1963 gründen ein paar Jugendliche in Jamaika eine Band: The Teenagers. Nach mehreren Umbenennungen wird man sie später eher als The Wailers kennen. Mit dabei: der 18-jährige Bob Marley. Zu dem Zeitpunkt kann niemand ahnen, dass er einmal zu einer internationalen Ikone des Reggaes werden und Dreadlocks als Frisur etablieren würde.

Geboren 1945 als Robert Nesta Marley, wuchs er in armen Verhältnissen auf. Sein Vater, ein weißer, bereits 60-jähriger britischer Offizier, verließ die Familie bald. Mit 16 brach Marley die Schule ab, um seinen Traum von einer Musikkarriere zu verwirklichen. Gemeinsam mit seinen Freunden brachte er tatsächlich 1964 seine erste Hitsingle „Simmer down“ heraus, eine lockere Ska-Nummer. Doch die Gruppe trennte sich zunächst. Marley heiratete 1966 Rita Anderson und folgte seiner Mutter in die USA. Als er nach einigen Monaten wieder nach Jamaika kam, schloss er sich erneut mit seinen Freunden Bunny Wailer und Peter Tosh zusammen. Die Musik Jamaikas wandelte sich in dieser Zeit von Ska über Rocksteady bis hin zum Reggae, den auch The Wailers für sich entdeckten. Sie waren schnell in Jamaika bekannt, doch Bob Marley reichte das nicht. Er schaffte es, einen Plattenvertrag bei Island Records in London zu bekommen. Mit den Alben „Catch a Fire“ und „Burnin“ gelang ihm Anfang der 70er tatsächlich der internationale Durchbruch, der jahrelangen Erfolg mit sich bringen sollte.

Die Rastafari-Bewegung

Aber Bob Marley machte nicht nur den Reggae in der Welt bekannt, sondern auch seine politisch-religiösen Überzeugungen. Seine Hinwendung zur Rastafari-Bewegung beeinflusste ihn nachhaltig, schlug sich in seiner Musik nieder und brachte ihm sein Markenzeichen ein – die Dreadlocks. Denn die langen verfilzten Haarsträhnen waren keinesfalls nur ein modisches Statement, sondern ein religiöses Symbol. Der Rasta-Kult hat christliche Ursprünge und viele alttestamentliche Bezüge. Die Anhänger glauben, Ras Tafari Makonnen, der sich 1930 als Haile Selassie zum letzten äthiopischen Kaiser krönen ließ, sei der wiedergekehrte Messias gewesen. Dieser sollte die afrikanischen Sklaven aus der Karibik zurück nach Afrika führen. Als dieser nach dem italienisch-äthiopischen Krieg geflohen war, beriefen sich seine Anhänger auf ein biblisches Gebot (Num 6,5), wonach sie ihre Haare nicht schneiden würden, bis der Kaiser auf seinen Thron zurückgekehrt sei.

Bob Marley

Bob Marleys Markenzeichen waren die langen Dreadlocks. (Quelle: Durb, pixabay.com)

Später bekamen die Dreadlocks eine eigene Bedeutung und wurden zum Symbol der Rastafari. Die Bewegung zeichnet sich neben der Verehrung Haile Selassies durch die Ablehnung des westlichen Systems und den Kampf für die Gleichberechtigung der Schwarzen Bevölkerung aus. Mit den charakteristischen Dreadlocks grenzen sich die Rastafaris bewusst von den „weißen Unterdrückern“ ab. Neben dieser politischen Dimension symbolisieren die Dreadlocks aber auch Naturverbundenheit und stehen mit ihrer Ähnlichkeit zu einer Löwenmähne für die Verbindung zu Haile Selassie, den „Löwen Judas“. Manchmal wird die Frisur auch auf die biblische Geschichte von Samson (Richter 13-16) zurückgeführt, dem zufolge die Haare Sitz der Kraft sind und deshalb nicht geschnitten werden dürfen. Es gibt noch andere Gebote, zum Beispiel sollen Rastas kein Fleisch und kein Salz essen. Der Konsum von Marihuana bei der Meditation ist dagegen erlaubt.

Aber Bob Marleys Dreadlocks sind nicht nur Zeichen seines persönlichen Glaubens. Mit ihnen kam der Reggae und mit dem Reggae die Lebensphilosophie der Rastas: Nächstenliebe und der Kampf für Gleichberechtigung von Schwarzen. Eine Botschaft, die Marley nicht nur in seinen Texten verbreitete, sondern auch lebte. Als es in Jamaika zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen von Anhängern der Regierungspartei PNP und denen der Opposition kam, bat Bob Marley den damaligen Premierminister und den Oppositionsführer beim One Love Peace Concert auf die Bühne. Mit sanftem Nachdruck bewegte er sie zum historischen Handschlag. Die Parteien beendeten in der Folge weitgehend ihre Auseinandersetzungen.

Dass Bob Marley bis zur letzten Konsequenz zur Lebensweise des Rastafari stand, zeigt tragischerweise sein Tod. Als unter seinem Zehnagel Hautkrebs diagnostiziert wurde, weigerte sich Marley aufgrund seines Glaubens, den Zeh zu amputieren. Einige Zeit später hatte sich der Krebs in seinem Körper ausgebreitet und ließ ihn sogar seine Dreadlocks verlieren. Mit nur 36 starb er 1981 schließlich auf dem Rückflug von Deutschland nach Jamaika.

Auch heute gibt es Rastafari, die aus religiösen Gründen Dreadlocks tragen. Doch hat sich die Frisur mittlerweile von dieser Bedeutung gelöst. Vielmehr ist der Rasta-Look für Jugendsubkulturen zu einer Möglichkeit geworden, sich abzugrenzen. Die Dreadlocks sind ein Zeichen für Individualität und Rebellion gegen Konventionen. Eine ideologische Bedeutung kommt den Dreadlocks auch in Zusammenhang mit der US-amerikanischen Black-Power-Bewegung zu: Afroamerikaner*innen nutzten die als natürlich empfundene Frisur, um gegen die Unterdrückung von Schwarzen zu protestieren. Noch größere Beliebtheit erlangte in dieser Zeit allerdings der Afro.

 

Angela Davis: Der Afro als politischer Protest

Angela Davis

Angela Davis‘ Afro steht nicht bloß für einen Modetrend. (Bundesarchiv, Bild 183-M0804-0757 / CC-BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Laut dem New York Times Magazine ist sie eine der 50 wichtigsten Mode-Trendsetter des 20. Jahrhunderts: Angela Davis mit ihrem Afro. Eine Bezeichnung, mit der sich die afroamerikanische Aktivistin so gar nicht identifizieren kann – sie möchte nicht als eine Frisur in Erinnerung behalten werden.

„It is both humiliating and humbling to discover that a single generation after the events that constructed me as a public personality, I am remembered as a hairdo.“ – Angela Davis

Denn Angela Davis ist eine der bekanntesten Protagonistinnen der US-amerikanischen Black-Power-Bewegung. Seit den 60er-Jahren engagiert sie sich in vielfältigen Bereichen politisch, besonders für Bürger- und Frauenrechte. Die Aktivistin auf ihre Rolle als Trendsetterin zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht. Allerdings steht der Afro symbolisch für eine Bewegung – und für eine Frau, die sich dem Kampf gegen die Unterdrückung verschrieben hat.

 

Die intellektuelle Rebellin

Bereits in ihrer Kindheit wurde Angela Davis mit dem allgegenwärtigen Rassismus der Südstaaten konfrontiert. Geboren 1944 in Birmingham, Alabama, wuchs sie in einem Stadtteil auf, der „Dynamite Hill“ genannt wurde. Der Ku Klux Klan verübte hier immer wieder rassistisch motivierte Anschläge. Mit 15 Jahren erhielt Angela Davis ein Stipendium von einer Privatschule in New York. Dort kam sie das erste Mal mit dem Kommunismus in Berührung und schloss sich einer entsprechenden Organisation an. In den 60er-Jahren studierte Davis erst Französisch in Massachusetts und Paris. In dieser Zeit lernte sie den Politikphilosophen Marcuse kennen, der ihr einen Studienplatz in Frankfurt vermittelte. Hier studierte sie Philosophie und Soziologie unter anderem bei Adorno und Horkheimer. Ihren Master absolvierte sie dann an der University of California, San Diego, bei Marcuse und promovierte schließlich an der Humboldt-Universität in Ostberlin.

Angela Davis

Angela Davis war und ist eine gefragte Rednerin, wie hier 1972 in Russland. (Quelle: RIA Novosti archive, image #36716 / Yuriy Ivanov / CC-BY-SA 3.0 via wikimedia commons)

Die Studienzeit prägte Angela Davis in ihren politischen Überzeugungen. Sie schloss sich dem Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC) an, einer bedeutenden Organisation der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung und war kurze Zeit Mitglied der Black Panther Party. Beide verließ sie und trat stattdessen dem Che-Lumumba-Club bei. Dabei handelte es sich um die Schwarze Fraktion der Kommunistischen Partei (CPUSA) in Los Angeles. Mit der Bürgerrechtsbewegung kam ein neues Selbstbewusstsein der Afroamerikaner*innen. Nach dem Motto „Black is beautiful“ wurde die Rückkehr zum natürlichen krausen Haar mit dem Afro gefeiert. Anfangs noch strenger frisiert wurden die Afros immer größer – Angela Davis trieb diesen Trend an die Spitze. Aber sie war generell eine Frau, die auffiel; nicht nur mit ihrem Look, auch mit ihren Ansichten. So wurde ihr Vertrag als Dozentin an der University of California nicht verlängert, obwohl sie äußerst beliebt war.

Vom Fahndungsfoto zur internationalen Symbolfigur

Weltweite Bekanntheit erlangte Angela Davis kurze Zeit später jedoch aus einem anderen Grund. Sie hatte sich für die Rechte von Gefangenen eingesetzt und war dabei mit drei Häftlingen im Soledad-Gefängnis in Kontakt gekommen, unter anderem George Jackson, der sich im Gefängnis der Black Panther Party anschloss. Dessen Bruder unternahm im August 1970 einen missglückten Befreiungsversuch, bei dem vier Menschen ums Leben kamen. Eine der verwendeten Waffen war auf Angela Davis zugelassen. Sie tauchte unter und kam auf die FBI-Liste der „10 Most Wanted“-Verbrecher*innen. Nach zwei Monaten wurde sie gefasst und saß für über ein Jahr in Untersuchungshaft.

Angela Davis

Ein Gesicht, das um die Welt ging – mit ihrem markanten Afro wurde Angela Davis international bekannt. (Bild: thierry ehrmann via flickr)

Als Reaktion darauf formierte sich weltweit eine „Free Angela-Bewegung“, die ihre Freilassung forderten. Angela Davis und ihr Afro, die auf zahlreichen Postern und Flyern zu sehen waren, wurden zum Symbol des Protestes gegen den Machtmissbrauch des Justizsystems. Nachdem sie schließlich freigesprochen wurde, setzte sie ihr politisches Engagement fort, lehrte an verschiedenen Universitäten, schrieb zahlreiche Bücher und kandidierte für das Amt der US-Vizepräsidentin.

Auch heute noch ist Davis eine wichtige Stimme gegen Unterdrückung. Ihr politisches Engagement ist vielfältig: Ob Frauenrechte, Gefängnisreform oder Rassismuskritik – Angela Davis betont die Notwendigkeit des sozialen Wandels. Ein Wandel, für den auch ihr Afro symbolisch steht.

Zeit der Ikonen

In vier ganz unterschiedliche Menschen zeigt sich der Zeitgeist der 60er-Jahre. Audrey Hepburn, die ein neues selbstbewusstes Frauenbild verkörpert. Die Beatles, deren Musik sich abheben will vom Mainstream. Bob Marley, der die Idee des Rastafari von Liebe und Frieden in die Welt trägt. Angela Davis, die sich unermüdlich für die Rechte von Unterdrückten einsetzt. In einer Zeit der Umbrüche sind es vor allem die jungen Menschen, die die alte Ordnung hinterfragen. Sie wollen sich abheben von älteren Generationen, protestieren gegen eingefahrene Muster und sehnen sich nach Gerechtigkeit. Dafür suchen sie nach Vorbildern, die auf unterschiedliche Weise diese Bedürfnisse erfüllen.

An ihnen orientieren sich die jungen Menschen – auch modisch. Die Frisur ist dabei eine Möglichkeit, die eigene Einstellung auszudrücken. Vielleicht folgen einige mit ihrem Haarschnitt nur dem Trend der Masse. Doch sie verhelfen den ikonischen Frisuren zu einer Symbolkraft, die in Erinnerung bleibt. An die 60er-Jahre erinnert man sich: wegen ihrer Protagonist*innen und ihren Frisuren, die anders sind, die ein neues Selbstbewusstsein zeigen, die für eine Zeit des Wandels stehen.

Autorinnen: Caroline G. und Anne D.

Quellen und interessante Artikel zum Weiterlesen

Audrey Hepburn

Die Beatles

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Testet Euer Beatles Wissen beim Quiz Beatles-Quiz: Werden Sie Pilzkopf

Ihr wollt mehr über die Beatles erfahren? In Hamburg werden spezielle Führungen zur Geschichte der Beatles in der Hansestadt angeboten. Weitere Informationen gibt es hier: Beatles-Tour Hamburg

Auch heute wird der Pilzkopf-Schnitt noch getragen: Der neue Pilzkopf

Bob Marley

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Angela Davis

Weitere Informationen zum Afro

„Ich komm’ mir vor wie einer von diesen haarlosen Hunden“, sagt Carrie Bradshaw nach einem ungewollten Brazilian Waxing. Vor 18 Jahren gaben die vier Freundinnen aus der Serie Sex and the City den Anstoß für einen Enthaarungshype sondergleichen. Das Brazilian Waxing, also der totale Kahlschlag im Intimbereich, wird zum Dauerbrenner – nicht nur in Punkto Hautirritation. Das Motto der 2000er lautet: „Stell dein Licht nicht unter das Pelzchen.“

„Damals stand der Mond im Zeichen des Löwen“, meint Star-Astrologin Madame Spirituelli. Der Mond im Löwen – eine Konstellation, die unsere Selbstdarstellung stark beeinflusst. Die Welt wird zur Bühne und wir sind ihre Hauptdarsteller: Zeigefreudigkeit ist angesagt. Die erfahrene Astrologin enthüllt exklusiv für Shades of Hair, was sich im Venus-Jahr 2018 daran ändert.

Endlich wird die Frage geklärt, die uns allen unter den Höschen brennt: Welche Frisur trägt man aktuell darunter? Im Intimhaar-Horoskop bringen wir Licht ins Dunkel des Frisuren-Dschungels. Madame Spirituelli gibt kosmische Tipps für Cosmopolitinnen. Welcher Intimhaar-Stil passt zu welchem Sternzeichen? Welche Rasur wird von den Planeten begünstigt? Ein Muss für jeden Mondkalender-Fan. So viel ist sicher: haarloser Hund und Nacktkatze sind passé. Dieser Sommer steht für das Haar in der lauwarmen Freibad-Suppe.

Intimhaar-Horoskop 2018

 

Krebs (22.6. – 22.7.)

Intimfrisur: Herz

Das Herz, Alle Bilder: © Caroline Selmes

Rebellisch, willensstark und gefühlsbetont. Ihr Glücksplanet Jupiter steht bis Oktober in einer fabelhaften Position zu Venus. Das begünstigt es Krebsen, schöpferisch tätig zu sein. Ihre Gefühle explodieren: Nur ein bisschen lieben gibt es nicht. Zwischen Gefühl und Verstand sind Sie ganz der Herzensmensch. Kosmischer Tipp: Tragen Sie das Herz nicht nur auf der Zunge, sondern auch im Schritt.

 

 

 

Löwe (23.7. – 23.8.)

Intimfrisur: Sonne

Die Sonne

Löwe ist das Königszeichen und wird der Sonne zugeordnet. Das S in Sonne steht für selbstständig, selbstbewusst und gerne auch mal selbstverliebt. 2018 befindet sich Pluto allerding im Steinbock und damit in Ihrem 6. Solarhaus. Das bedeutet, Sie bekommen nichts in den Schoß gelegt. Damit Sie 2018 trotzdem einen souveränen Auftritt hinlegen, hier der kosmische Tipp: die Sonne strahlt am hellsten über dem Zentralmassiv.

 

 

Jungfrau (24.8. – 23.9.)

Intimfrisur: Briefmarke

Die Brief-marke

Analytisch und penibel – auch 2018 üben Sie gerne Kritik an anderen. Glücksplanet Jupiter hält sich in optimalem Abstand zu Ihrem Sternzeichen auf. Das steigert das Selbstbewusstsein enorm. Die Jungfrau lebt nach dem Motto: „Nur was ich selbst mache, ist gut erledigt.“ Madame Spirituellis Empfehlung: Hier lohnt es, sich den Besuch in der Stutzstube zu sparen. Besonders akkurat rasieren Sie sich die Briefmarke sowieso selbst.

 

 

Waage (24.9. – 23.10.)

Intimfrisur: Moustache

Der Moustache

Venus sorgt für reichlich Amore. Waagen sind sowieso schon charmant und kontaktfreudig – im Venusjahr sprühen Sie allerdings nur so vor Anziehungskraft. Ihre Kreativität und Selbstironie wirken unwiderstehlich auf andere. Und da Sie die Bewunderung Ihrer Mitmenschen sehr genießen, stehen die Chancen gut, dass ihr lässiger Moustache von einem größeren Publikum bestaunt wird.

 

 

Skorpion (24.10. – 22.11.)

Intimfrisur: Irokese

Der Irokese

Ihr Motto: „Alles oder Nichts.“ Sie sind intensive, spannende Menschen, die sich immer wieder neu erschaffen. Als Skorpion sind Sie nie einfach mit dem Status Quo zufrieden. Dazu steht Neptun dieses Jahr im Trigon und stärkt die Kraft Ihrer Seele. Das kommt dem Kämpfer im Skorpion zugute. Der Irokese bringt Ihren inneren Stammeshäuptling am besten zum Ausdruck.

 

 

Schütze (23.11. – 21.12.)

Intimfrisur: Pfeil

Der Pfeil

Endlich ist die Trockenphase vorbei: Saturn weicht Uranus und Jupiter. Als Schütze können Sie wieder zielorientiert ans Werk gehen. Besorgen Sie sich eine Pfeil-Schablone und ebnen Sie den Weg für den Sommer 2018. Als Visionär mit reichlich Energie gilt für Sie: Das Ziel ist das Ziel. Viel Spaß.

 

 

Steinbock (22.12. – 20.1.)

Intimfrisur: Charlie Chaplin

Der Charlie Chaplin

Bockstark: Saturn wohnt 2018 in Ihrem Sternzeichen und verbindet sich mit Pluto. Eine besonders günstige Konstellation für den verschmitzten Steinbock. Trotzdem stellen Sie hohe Ansprüche an sich selbst. Als Erfolgsmensch mit der richtigen Portion Selbstironie haben Sie einen Intimfrisuren-Zwilling: Charlie Chaplin zwinkert Ihnen gerne von unten zu.

 

 

Wassermann (21.1. – 19.2.)

Intimfrisur: Peace-Zeichen

Das Peace-Zeichen

Eine gute Nachricht: Ihr Herrscherplanet Uranus beendet seine luftigen Reisen und landet im Stier. Jetzt werden Ihre Träume wahr. Die Zeit der Kreativität, Offenheit und Individualität ist angebrochen. Bei allem Glück liegt dem Wassermann allerdings immer auch das Allgemeinwohl am Herzen. Kosmischer Tipp: Verbreiten Sie Frieden und Liebe mit einem Intimhaar-Statement, das sich gewaschen hat.

 

 

Fische (20.2. – 20.3.)

Schamhaarfrisur Blume

Die Blume

Fische sind 2018 umringt von starken Sternen, die sie unterstützen. Das darf den Fisch ruhig mutig werden lassen. Überschreiten Sie Grenzen. Seien Sie die Forelle, die gegen den Strom schwimmt. Werfen Sie alle Zweifel über Bord. Madame Spirituelli sagt: Sie sind kein Mauerblümchen, nein. Sie sind die Blume, die erblüht.

 

 

Widder (21.3 – 20.4)

Intimfrisur: Blitz

Der Blitz

Das astrologische Element des Widders ist das Feuer: wild, spontan und leidenschaftlich. Mit Hilfe von Mars schlagen Widder 2018 ein wie ein Blitz. Sie wissen, was sie wollen. Setzen Sie dieses Statement messerscharf um und zeigen Sie unverblümt, wo es lang geht.

 

 

Stier (21.4. – 20.5.)

Intimfrisur: Martiniglas

Das Martiniglas

Besser geht’s nicht: Mit Venus schöpfen Sie diesen Sommer aus dem Vollen. Die Planetenkonstellation begünstigt Sie auf voller Linie. Der Stier ist allseits beliebt als Genussmensch und Verführer. Das Leben lebt sich wie ein großartiger, andauernder Rausch. Tragen Sie dieses Lebensgefühl auch unten herum. Stoßen Sie mit Ihrem ganz eigenen Martini auf das Jahr 2018 an.

 

 

Zwillinge (21.5. – 21.6.)

Schamhaarfrisur in Form einer Fliege

Die liegende Sanduhr

Jupiter, Uranus und Neptun bescheren Zwillingen ein sorgenfreies Jahr 2018. Der abenteuerlustige Zwilling kann daher zumindest untenrum für Aufregung sorgen. Da das Sternzeichen sich nur schwer entscheiden kann, hier der kosmische Tipp: Mit der liegenden Sanduhr drücken Sie den notwendigen Ausgleich zwischen Herz und Verstand aus. Außerdem erinnert die Frisur an eine schicke Fliege über dem Intimbereich. Damit ist man für jeden Anlass passend „gekleidet“.

 

Bildrechte:

Alle Bilder sind dem Buch Pussycut von Caroline Selmes entnommen.

 

Als Conchita Wurst 2014 den Eurovision Song Contest gewann, war sie für viele Zuschauer ein ungewöhnlicher Hingucker. Die Kunstfigur des Travestie-Künstlers Thomas Neuwirth performte auf der Bühne in schickem Kleid, mit wallenden Locken und – mit Bart. Conchita bricht bewusst mit dem stereotypen Aussehen der Geschlechter. Es gibt jedoch Frauen, die tatsächlich durch eine Hormonstörung eine eher männlich konnotierte Behaarung zeigen und darunter sehr leiden. Was hinter dieser Krankheit steckt und wie verschiedene Betroffene damit umgehen, wird hier genauer vorgestellt.

In diesem Blog konnte man schon einiges über die verschiedenen Schönheitsideale der Haare bei Männern und Frauen lesen. Auch die Probleme, die damit einhergehen, wenn man nicht in dieses Ideal passt, wurden schon in einigen Einträgen behandelt. Oft scheint es, als gäbe es einen starken Zusammenhang zwischen der Körperbehaarung und dem Selbstbewusstsein gibt. So ist es auch bei Frauen, die an Hirsutismus (lat. hirsutus: struppig, bärtig) erkranken.

Zu viel männliche Hormone

Dass manche Frauen einen leichten Damenbart haben, ist nichts Ungewöhnliches. Dass Frauen jedoch ein regelrechter Vollbart wächst und sie auch an anderen Stellen ihres Körpers deutlich stärker behaart sind, ist hingegen ungewöhnlich. Diese Frauen leiden unter einer Krankheit, die sich Hirsutismus nennt. Dabei sind diejenigen Körperstellen stärker behaart, die unter dem Einfluss von Geschlechtshormonen stehen, wie Gesicht, Brust, Bauch, Genitalregion und Oberschenkel. Der weibliche Körper produziert sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtshormone (Östrogen und Testosteron) an den Eierstöcken und an der Nebennierenrinde. Wenn diese in einem Ungleichgewicht vorliegen, also zu wenig Östrogen oder zu viel Testosteron produziert wird, macht sich das am Körper bemerkbar. Die Ursachen hierfür können sehr vielfältig sein. Einige Frauen leiden unter dem polyzystischen Ovarialsyndrom, einer Zystenbildung an den Eierstöcken, bei anderen kann eine Tumor-Erkrankung der Auslöser sein. Viele Ursachen können jedoch auch nicht genau diagnostiziert und daher auch nicht behandelt werden.

Da die Übergänge zwischen weiblicher und männlicher Behaarung sehr fließend sind, ist eine genaue Häufigkeit der Erkrankung schwer festzustellen. Bei vielen Frauen kann eine stärkere Behaarung an Gesicht und Körper auch genetisch bedingt sein oder an der ethnischen Zugehörigkeit liegen. Auch die Menopause kann sich auf die Körperbehaarung auswirken. Ab dem 40. Lebensjahr sinkt die Östrogen-Produktion ab, während gleichzeitig die Testosteron-Produktion gleichbleibt. Dadurch wird das Kopfhaar feiner, und das Körperhaar kann zunehmen.

Oft für viele Frauen der schnellste Weg, die Haare loszuwerden: die Rasur. ©pixabay

Umgang mit den unerwünschten Haaren

Bei den meisten Formen des Hirsutismus kann die Hormonstörung selbst nicht behandelt werden. Zwar kann bei leichten Problemen die Einnahme von Hormonpräparaten wie der Antibabypille helfen, bei einem starken Hirsutismus jedoch kaum. Viele Betroffene schämen sich für ihr Erscheinungsbild und tun alles, um die starke Behaarung zu verstecken und loszuwerden. Es bleibt ihnen oft nur das Rasieren, Epilieren oder Lasern als Möglichkeit, die Haare zu entfernen. Sucht man im Internet nach natürlichen Mitteln der Hormonregulierung, findet man einige Tipps. So soll viel Pfefferminztee trinken den Testosteron-Spiegel senken und das Essen von Soja-Produkten den Östrogen-Spiegel erhöhen. Ob dies jedoch bei einer stärkeren Hormonstörung wirklich hilft, ist fraglich. Auch vorbeugende Maßnahmen, außer dem Verzicht auf Anabolika, gibt es nicht.

Das Problem des Hirsutismus ist oft nicht die Krankheit an sich, sondern die Folgen, die damit verbunden sind. In den meisten Fällen sind die zusätzlichen Haare für den Körper nicht schädlich. Die psychische Belastung, durch die starke Behaarung nicht in das Schönheitsideal zu passen, ist für viele betroffene Frauen jedoch das eigentliche Problem. Oft treten die ersten Anzeichen mit Beginn der Pubertät auf, wenn die Hormone anfangen, aktiv zu werden. Viele junge Mädchen trauen sich nicht, es den Eltern oder einem Arzt zu sagen und beginnen sich täglich zu rasieren, um nicht aufzufallen.

Rasur oder Vollbart?

Ausschnitt aus dem Instagram-Profil von RoseGeil: Sie fühlt sich mit Bart so schön wie nie zuvor

Ausschnitt aus dem Instagram-Profil von RoseGeil: Sie fühlt sich mit Bart so schön wie nie zuvor. ©instagram: lunchboxscoresagain

Bei der Recherche nach Haltungen von Betroffenen findet man im Internet nur sehr wenige Frauen, die bereit sind, über ihre Krankheit zu sprechen. Eine davon ist Rose Geil, eine Amerikanerin, die seit ihrem 13. Lebensjahr an dem polyzystischen Ovarialsyndrom leidet. In verschiedenen Interviews berichtet sie, wie sie als Jugendliche sehr unter ihrem Aussehen litt. In die Schule ging sie nur ungern, trug ausschließlich lange Kleidung und traute sich nie, bei Freundinnen zu übernachten. Im Jahr 2015 beschloss die damals 38-Jährige, dass sie so nicht mehr leben kann und warf ihren Rasierer weg. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an ihren Bart gewöhnte, doch sie fühlte sich besser als je zuvor. Auch die vielen positiven Rückmeldungen, die sie sowohl von Freunden als auch von Unbekannten bekam, halfen ihr, ein neues Selbstbewusstsein aufzubauen. Nun ist sie stolz auf ihren Bart und fühlt sich trotzdem weiblicher denn je.

Ungewöhnlicher Weltrekord

Harnaam Kaur mit ihrer Urkunde: Jüngste Frau mit Vollbart

Harnaam Kaur mit ihrer Urkunde: jüngste Frau mit Vollbart. ©instagram: harnaamkaur

Auch die Engländerin Harnaam Kaur bekam mit 11 Jahren die Diagnose polyzystisches Ovarialsyndrom. Sie war damals froh, endlich zu wissen, warum sie so viel behaarter ist als ihre Freundinnen. Doch viele in ihrer Schule zeigten sich ihr gegenüber wenig offen. Sie wurde stark gehänselt, gemobbt und fing an sich zu verletzen und über Selbstmord nachzudenken. Mit 16 Jahren konvertierte sie zum Sikh-Glauben, einer Religion, die es verbietet sich die Haare zu schneiden. Zum ersten mal ließ sie ihren Bart wirklich wachsen und wurde dafür nicht ausgelacht, sondern akzeptiert und gut behandelt. Sie fand neues Selbstbewusstsein und beschloss auch ein Vorbild für weitere Frauen zu werden. Heute ist sie „Body Confidence“-Aktivistin, erfolgreiche Rednerin zum Thema Körperbewusstsein, Instagram-Star mit 113.000 Followern und Model auf der Londoner Fashion Week. 2016 kam sie sogar mit dem Titel „Jüngste Frau mit Vollbart“ in das Guinnessbuch der Rekorde und ist sehr stolz darauf.

Neben Rose Geil und Harnaam Kaur gibt es sicherlich auch viele betroffene Frauen, die sich nicht dazu durchringen können, mit ihrer Krankheit offen umzugehen. Vielleicht sollten wir nicht betroffenen Frauen auch das nächste Mal darüber nachdenken, ob uns unser kleiner Damenbart oder die leichten Stoppeln an den Beinen wirklich so sehr stören. Mehr dazu in debbleapples Blog-Eintrag: „Hauptsache glatt – Über das weibliche Schönheitsideal unserer Generation“. Sucht man bei Männern nach einer Form dieser Erkrankung, so findet man nicht viel. Bei ihnen äußern sich Störungen im Testosteron- und Östrogenspiegel eher durch Impotenz oder einem höheren Körperfettanteil. Dass ihnen aber der Bart ausfällt oder ihr Körper und Haar in sonst einer Weise „verweiblicht“, ist äußerst selten und deutlich schwächer.

Weiterlesen über Hirsutismus: https://www.endokrinologie.net/krankheiten-hirsutismus.php

Instagram: Rose Geil und Harnaam Kaur