Wir haben nun schon viel von Helden gelesen, die Menschenleben verschönern oder sogar retten. Doch es gibt auch welche, denen es um weitaus mehr geht. Sie wollen unseren ganzen Globus retten – grüne Helden. Zum Beispiel Melati und Isabel Wijsen, zwei junge Mädchen aus Bali, die die Organisation „Bye Bye Plastic Bags“ (BBPB) ins Leben gerufen haben.

„Kinder sind nur 25 Prozent der Weltbevölkerung, aber sie sind 100 Prozent der Zukunft“

Das ist der Lieblingsspruch der Schwestern Melati und Isabel. Sie gründeten 2013 ihre Organisation BBPB auf Bali, als sie gerade einmal zehn und zwölf Jahre alt waren. Ausschlaggebend dafür war eine Unterrichtseinheit, die sie in ihrer Green School behandelten: einflussreiche Menschen, die die Welt verbessern. Schnell fassten die beiden den Entschluss, den Plastikmüll in ihrer Heimat zu bekämpfen und damit auch in die Geschichte einzugehen. Dabei war ihre erste Aktion eine Online-Petition, mit deren Hilfe sie die Regierung zum Handeln animieren wollten. 2014 traten sie für dieses Vorhaben sogar in einen Hungerstreik, den sie erst beendeten, nachdem Balis Gouverneur sie zu einem Treffen einlud. Dabei erreichten die Schwestern, dass die Regierung Plastiktüten in Bali bis Ende dieses Jahres abschaffen will.

Ein weiteres Projekt ist das Pilotdorf Pererenan, wo sie mit ihrem Team gespendete Tüten aus Stoff und Papier an die Geschäfte, aber auch an alle 800 Familien in diesem Ort verteilen, um das Plastik zu verbannen. Denn auch die Bevölkerung muss durch Dialoge aufgeklärt und sensibilisiert werden. Dass das bisher sehr erfolgreich war, zeigt die Aufräumaktion „Balis Biggest Beach Cleanup“, bei der mehr als 12.000 Beteiligte an einem einzigen Tag über 43 Tonnen Müll an Balis Stränden sammelten.

Inzwischen sprechen Melati und Isabel mit internationalen Politikern und auf internationalen Kongressen wie der UN-Meereskonferenz in New York. Ihr Team besteht aus über 40 Kindern, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ihre Insel vom Müll zu befreien und Aufmerksamkeit für ihre Projekte zu gewinnen. Sie wollen trotz ihres jungen Alters auch in politische Entscheidungen miteinbezogen werden. 2017 gewannen die Schwestern für ihr Engagement den Medienpreis Bambi in Berlin in der Kategorie „Erde“. Sie profitierten von dem immensen Internet-Hype, der dieser und ähnlichen Heldengeschichten heute zugutekommt. Unter anderem durch diese massive Internetpräsenz hatten sie sogar die Möglichkeit, einen TED Talk zu halten.

Gewaltige Umweltprobleme dank Plastik

Indonesien gilt weltweit als zweitgrößter Verursacher des Plastikmüll-Problems der Ozeane. (Den ersten Platz belegt China.) Laut WWF fallen auf Bali täglich 1.000 Kubikmeter Plastikmüll an, von denen nur 10 Prozent recycelt werden. Der Rest landet in der Natur oder wird in Straßengräben verbrannt, was wiederum krebserregende Gase freisetzt. Gerade in der Regenzeit wird der Müll an Land ins Meer gespült beziehungsweise andersrum vom Meer wieder ausgespuckt. Doch die Einwohner Balis sind sich oft der Konsequenzen dieses Problems nicht bewusst oder haben andere Sorgen wie die immer noch anhaltende Armut im Land.

Dieses Bewusstsein muss sich aber nicht nur dort noch entwickeln: Auf der ganzen Welt verenden Seevögel, Fische oder Schildkröten qualvoll durch Plastikteile. Häufig verwechseln sie sie mit Nahrung oder verfangen sich und sterben dann an Erstickungen und Verstopfungen. Wie groß dieses Problem wirklich ist, lässt sich an ein paar Fakten erkennen: Laut WWF bestehen drei Viertel des Mülls in unseren Ozeanen aus Plastik. Bis zur völligen Zersetzung vergehen 350 bis 400 Jahre. Zusätzlich enthält Plastik oft Schadstoffe wie Weichmacher oder Flammschutzmittel. Durch Fische können diese auch in die menschliche Nahrungskette gelangen, stellen also auch für uns eine Gefahr dar. Zudem belasten die gigantischen Müllansammlungen sowohl die Tourismusbranche als auch die Schifffahrt – insgesamt schätzt Greenpeace den jährlichen wirtschaftlichen Schaden weltweit auf 13 Milliarden Euro.

Grüne Helden

Natürlich gibt es sie nicht nur im Kampf gegen den Plastikmüll – die Liste der dringenden Einsatzgebiete unserer Erde ist lang. Der größte Lebensraum auf unserem Planeten, das Meer, leidet an allen Ecken. Aktivistische Organisationen wie Greenpeace setzen sich hier für Schutzgebiete ein, in denen weder gefischt noch Ressourcen abgebaut werden dürfen. Das soll dem Ökosystem Zeit zur Erholung geben. Sie wollen eine nachhaltige Fischereiwirtschaft statt Überfischung und kämpfen gegen die gigantischen Schleppnetze, die jedes Jahr unzählige Wale, Haie oder Delfine als Beifang in den Tod reißen.

Auch an Land sind Umwelthelden aktiv: Forscher, Rancher und Freiwillige erschaffen und bewirtschaften Nationalparks, in denen wilde Tiere sicher und frei leben können. Besonders in Südafrika gibt es häufig Konfrontationen mit Wilderern – die Rancher riskieren ihr Leben, um bedrohte Arten zu schützen. Sie rufen Waldschutzprogramme ins Leben, um vor allem tropische Wälder vor der unverhältnismäßigen Abholzung zu retten. Somit wird die Heimat von Tieren, aber auch verschiedenster Pflanzenarten gesichert und erhalten. Selbst wenn wir in unser eigenes Land schauen, gibt es viel Bedarf an heldenhaften Taten. Auch hier zu Lande treten organisierte Aktivisten oder Einzelpersonen für ihre Überzeugungen ein. Menschenketten werden gebildet und Reaktoren bestiegen, um friedlich gegen Braunkohletagebaue oder Atomkraftwerke zu protestieren. Und auch bei uns braucht es fleißige Helfen, die die Artenvielfalt bewahren und immer wieder auf gefährliche Umweltprobleme aufmerksam machen.

Es sind Worte, Aufklärung und Taten, mit denen die grünen Helden unseren Planeten wieder ein kleines bisschen besser machen wollen. Ob Melati oder Isabel, Haiforscher oder Öko-Aktivist – wer versucht, die Umwelt zu retten, rettet irgendwo auch die Menschheit.

 

Ihr wollt mehr über den Schutz unserer Erde erfahren oder euch auch selbst engagieren? Hier findet ihr Infos:

BBPB – http://www.byebyeplasticbags.org/

WWF – https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/plastik/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/

Greenpeace – https://www.greenpeace.de/

 

Beitragsbild: H.Hach, Pixabay

 

Ischgl. Mit 45 Skiliften und 238 Pistenkilometern gehört es zu einem der beliebtesten Skigebiete Tirols. Jährlich verbringen hier tausende Menschen ihren Winterurlaub. Aber was passiert eigentlich, wenn sich ein Skifahrer verletzt? Wir haben für euch mit dem Pistenchef von Ischgl, Serafin Siegele, über den Alltag der Bergretter gesprochen.

Heiß strahlt die Januar Sonne auf die eisigen Pisten Österreichs. Fans des Wintersports aus ganz Europa stürmen die Skigebiete, fahren begeistert mit den Liften auf die Berge und mit noch größerer Begeisterung die Berge auf Skiern wieder hinab. Mit jeder neuen Abfahrt werden sie selbstbewusster, schneller und waghalsiger. Auch ein junger Mann will mit seinem Können prahlen, gibt Gas und gerät ins Schleudern. Er weiß nicht, wie er bremsen soll, seine Skier verkanten sich, er stürzt und kommt von der Piste ab. Tief rutscht er eine Böschung hinunter, sein schmerzerfüllter Schrei hallt von den Bergwänden wider. Andere Skifahrer kommen schlitternd an der Kante zum Stehen und blicken panisch auf den Verletzten hinab, laut hört man sie aufkeuchen. Denn die Beine des jungen Mannes stehen in einem seltsamen Winkel von seinem Körper ab.

Die Bergretter von Ischgl

Unfälle auf den Pisten sind keine Seltenheit. Der lang ersehnte Skiurlaub kann schnell und unerwartet im Krankenhaus enden. Selbst erfahrene Skifahrer kommen auf Eisplatten oft ins Rutschen oder werden beim Tiefschneefahren abseits der Pisten von Lawinen überrascht. Unverzichtbar sind deswegen Menschen, die in den Skigebieten für Sicherheit sorgen und Erste Hilfe leisten. So hat auch das Skigebiet von Ischgl eine Bergwacht, bestehend aus dem Pistenchef Serafin Siegele und seinem 18-köpfigen Team. Seit 28 Jahren arbeitet Siegele nun schon für die Bergwacht und könnte sich keinen schöneren Job vorstellen, als jeden Tag mit den Skiern in der Natur unterwegs zu sein und Menschen helfen zu können.

Serafin Siegele (links) und drei seiner Mitarbeiter. Foto: Pistenrettung Ischgl

Während die Urlauber am Morgen ihren ersten Kaffee brühen, fahren Serafin und seine Mitarbeiter bereits mit der Gondel hoch in die nebelverhangenen Berge. Täglich sind 12 der 18 Mitarbeiter im Einsatz. Jeder von ihnen bekommt eine Piste zugeteilt, die er kontrollieren muss. Es werden die Sicherheitsmarkierungen geprüft, Gefahrenstellen abgesichert und eisige Pisten gesperrt.  Tagsüber sind Siegele und sein Team außerdem im Bereitschaftsdienst. Wenn sie auf ihrem Stützpunkt die Meldung erhalten, dass sich ein Skifahrer verletzt hat, brechen sie sofort auf. Vor Ort sichern sie zuerst die Unfallstelle ab, leisten die Erstversorgung des Verletzten und transportieren ihn hinterher entweder zur Talstation oder ins Krankenhaus ab. Auch ein Rettungshubschrauber ist in Ischgl stationiert, der die Schwerverletzten nach Zams oder Feldkirch bringt. In besonders schlimmen Fällen fliegt der Hubschrauber auch bis zum Krankenhaus in Innsbruck. Bänderverletzungen am Knie oder an der Schulter kommen laut Siegele jedoch am häufigsten vor. „Diese Einsätze sind für uns Routine und wir wissen genau, wie vorgegangen werden muss. Lawineneinsätze hingegen sind sehr gefährlich, auch für uns erfahrene Retter. Manchmal kommt man zu dem verunfallten Wintersportler und muss feststellen, dass man ihn nicht mehr retten kann, weil die Verletzungen tödlich waren.“

Ruhe bewahren

Die Bergretter im Einsatz. Foto: Pistenrettung Ischgl

Der zu Beginn geschilderte Unfall ereignete sich bereits 1982, dennoch kann Serafin Siegele ihn bis heute nicht vergessen. Der junge Mann, der von der Piste abkam, brach sich beide Beine und beide Hände. Die Beine waren um 180 Grad nach hinten gebogen und der Verletzte schrie lauthals vor Schmerzen. Serafin und sein Kollege gaben ihm einen Handschuh zum draufbeißen, während sie seine Beine nach vorne zogen und wieder gerade ausrichteten. Ein Rettungshubschrauber brachte ihn dann ins Krankenhaus von Innsbruck. Noch heute schaudert Siegele, wenn er an den Anblick des Verletzten denkt.

Doch egal wie furchtbar der Unfall ist – die Bergretter selbst müssen Ruhe bewahren. Sie müssen sicher arbeiten, immer mitdenken und dürfen auf keinen Fall in Panik geraten. Es ist alles andere als einfach, die aufkommenden Emotionen zu unterdrücken, um rational handeln zu können. Aber in diesem Moment tragen sie nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für den Verletzten. Nach solch schwierigen Einsätzen trifft Serafin Siegele sich abends in einer ruhigen Runde mit seinen Mitarbeitern. Sie tauschen sich über den Einsatz aus, diskutieren, was hätte anders gemacht werden können, und klären, was beim nächsten Mal besser laufen muss. „Darüber zu reden ist enorm wichtig, um mit der psychischen Belastung umgehen zu können“, sagt Siegele. „Vor allem dann, wenn es Schwerverletzte oder Tote gab.“

Ein heldenhaftes Team

Doch auch an anderen Abenden trifft sich der Pistenchef mit seinem Team auf einer gemütlichen Hütte. Sie essen gemeinsam und plaudern über den Job und das Leben. Seine langjährigen Mitarbeiter, die gleichzeitig auch wahre Freunde für ihn sind, weiß Siegele sehr zu schätzen. Er ist zwar ihr Vorgesetzter, aber er sieht sich auf Augenhöhe mit ihnen.

Obwohl die Bergretter täglich sehr vielen Menschen helfen und nicht selten Leben retten, sagt Siegele ganz eindeutig: „Wir sind keine Helden, das wollen wir auch gar nicht sein. So wie Pizzaboten Essen ausliefern oder Ärzte Krankheiten heilen, versorgen wir verletzte Skifahrer auf den Pisten. Wir machen einfach nur unseren Job. Es ist unsere Aufgabe, Menschen zu helfen.“

Ein heldenhaftes Team. Foto: Pistenrettung Ischgl

Dennoch hat Siegele bei seiner Arbeit etwas sehr Wichtiges über das Leben und seine Mitmenschen gelernt. Verunglückte – egal ob jung oder alt, arm oder reich – sind immer dankbar, wenn man ihnen hilft. Wenn jemand verletzt auf der Piste liegt, macht es keinen Unterschied mehr, woher er kommt oder wie teuer der Ski-Anzug ist. In der Not sind alle Menschen gleich, und die Bergretter sind für alle Menschen in Ischgl da. Eindeutig ein heldenhaftes Team, finden wir.

 

 

Ebenfalls bei Lawinenunglücken im Einsatz: Rettungshunde

Nina Mayer (Name geändert), 27, ist Psychotherapeutin. Nach ihrem Psychologie-Master in Tübingen ist sie nach Stuttgart gezogen, um dort im Rahmen ihrer Psychotherapeutenausbildung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu arbeiten. Täglich kommen Patienten in ihre Therapie, um an sich und ihrer persönlichen Situation zu arbeiten. Dass das keine einfache Aufgabe ist, steht außer Frage. Dass die Patienten auf ihre Hilfe angewiesen sind, ebenfalls. Aber kann man Psychotherapeuten tatsächlich als Helden bezeichnen?

1. Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?

Das ist eine gute Frage. Zugegebenermaßen hatte ich schon immer eine große Faszination für das Verhalten des Menschen. Ich habe gerne Situationen beobachtet und mich dafür begeistert, wie viele verschiedene Reaktionsweisen es auf ein und dieselbe Situation geben kann. Außerdem interessiere ich mich dafür, warum Menschen so handeln, wie sie handeln, so denken, wie sie denken, und so fühlen, wie sie fühlen. Es begeistert mich immer wieder, wie die Psyche arbeiten und sich selbst schützen kann. All diese Aspekte waren Vorinteressen, die schon immer ein Teil von mir waren und die natürlich Psychologie als Studienfach nahelegen. Warum ich letztlich den Beruf ausgewählt habe, hängt damit zusammen, dass ich von außen — unabhängig davon — häufig positives Feedback für meinen Umgang mit problematischen Situationen erhalten habe. Dieses hat mir letztlich die Motivation gegeben, Menschen zu unterstützen. Das war für mich die Idee eines erfüllenden Jobs.

2. Was macht für Sie einen Helden aus?

Wenn ich das Wort höre, denke ich ganz oft an Märchen zurück. An den heldenhaften Prinzen, der die Prinzessin vor dem Drachen rettet, oder an den Helden, der die schlafende Prinzessin mit einem Kuss wieder ins Leben zurückholt. Dann denke ich aber auch an Spiderman oder andere moderne Superhelden. Spiderman, der einerseits seine große Liebe rettet, die gerade vom Hochhaus stürzt, und gleichzeitig den Waggon in der Schwebe hält, damit die Kinder nicht in den Tod fallen. Abgeleitet aus diesen Vorstellungen würde ich sagen, dass man als Held mutig sein muss, dass man sich für andere einsetzt und aus purer Hilfestellung, purer Liebe oder purem Respekt für den Menschen handelt.

3. Sehen Sie sich selbst in Ihrem Beruf manchmal als Heldin?

Um ehrlich zu sein: nein. Für mich ist das Wort des Helden ein sehr altmodischer Begriff. Sicherlich ist man auch als Psychotherapeut manchmal stolz auf seine eigene Leistung oder erhält auch mal das Lob von einem Patienten, dass man ihm aus der Klemme geholfen hat, aber so ganz im Bewusstsein ist der Begriff des Helden bei mir nicht. Insofern trifft der Begriff auf mich wahrscheinlich nicht zu.

4. Gibt es besondere Herausforderungen im Beruf eines Psychotherapeuten?

Ja, ich denke schon. Manchmal sind es sogar unzählige Situationen auf ganz verschiedene Weise. Manchmal hat man ein System, das der Art, wie man selbst einer Person Hilfe leisten würde, entgegenarbeitet, wie zum Beispiel die Krankenkasse, das gesamte Gesundheitssystem oder die Wartezeiten. Das sind Sachen, die einem die Arbeit nicht gerade leichter machen. Außerdem ist es eine große Herausforderung, wenn man Patienten hat, die eigentlich viel Potenzial haben und mit denen man gut arbeiten könnte, es aber Umstände gibt, die das nicht möglich machen. Das kann die Schule sein, die einen Schulwechsel nicht möglich macht, der für den Patienten hilfreich wäre. Dann kann es aber auch das soziale Umfeld sein, das die neu erlernten Strategien des Patienten nicht akzeptiert und diesen abweist. Das alles sind für mich sehr schwierige Situationen, die es immer wieder aufs Neue gilt, akzeptieren zu lernen.

5. Gibt es eine andere Berufsgruppe, die Sie als Helden bezeichnen würden?

Die Sache ist die: Meine Definition des Held-Seins enthält die Tatsache, dass man Mut und Courage erbringt, und dies aus einer inneren Motivation heraus, wirklich nur der Hilfe wegen. Ein Beruf beinhaltet immer den Aspekt, dass man dafür ausgebildet und bezahlt wird. Insofern ist es sehr schwierig, eine Berufsgruppe als Helden zu bezeichnen. Dennoch kann jede Berufsgruppe das Potenzial haben, Helden zu sein. Schließlich geht es um den Punkt, dass man mehr über den Beruf hinweg tut, Mut beweist und sich für jemanden einsetzt, und das nicht nur, weil man dafür bezahlt wird. Welche Berufsgruppen das sein können? Natürlich fallen einem da erst mal die sozialen Berufe ein, die Erzieherin, die den Kindern hilft, oder der Feuerwehrmann, der sein eigenes Leben in Gefahr bringt, um ein anderes aus den Flammen zu retten. Aber dann gibt es da auch den IT-ler, der schon lange über die Zeit seines Tages arbeitet, um noch die digitale Welt zu retten, oder den Manager, der versucht, das ganze Wirtschaftssystem zusammenzuhalten. Auf diese Weise könnte man durch die Reihe gehen und würde feststellen, dass überall etwas Heldenhaftes sein kann, aber nicht unbedingt ein Beruf ausschließlich Helden hervorbringt.

6. Was denken Sie: Wann wird der Begriff des Helden falsch gebraucht?

Das Schwierige am Begriff des Helden ist, dass er sehr positiv konnotiert ist. Ich denke, wenn jemand als Held bezeichnet wird, dann bedeutet das oft, dass man nur die guten Seiten sieht. Der Begriff vernachlässigt oft die dunkleren, negativen oder problematischen Seiten, die jeder Mensch besitzt. Das sollte man bedenken, wenn man jemanden als Helden bezeichnet, vor allem, wenn es um Menschen des wirklichen Lebens geht. Es gibt nicht nur den positiven, strahlenden Helden, sondern immer auch den, der ins Wanken gerät und vielleicht gerade deshalb ein Held ist, weil er solche Situationen überwindet.

7. Wer ist Ihr persönlicher Held und warum?

Sicher bin ich jetzt etwas voreingenommen durch die vorigen Fragen, aber zuerst fallen mir all die Personen ein, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, die sich für sich selbst eingesetzt haben. Die Personen, die erkannt haben, dass sie momentan unzufrieden sind, und die ihr Leben anpacken, obwohl es eine Höllenarbeit ist. Die Personen, die es wieder zu einem Leben gestalten, das sie gerne führen und an dem sie Spaß haben und in dem es ihnen gut geht. Das ist für mich etwas sehr Heldenhaftes. In einer Situation, in der sich diese Menschen nicht so gut selbst leiten können, greifen sie sehr altruistisch und mutig ein und helfen jemandem: sich selbst!

Was eine Krankenpflegerin zum Thema Helden denkt, erfährst du hier: 3 Fragen an …

Wer ist eigentlich kein Held? Und wieso bewundern wir immer die anderen bei ihren mutigen Taten, sind aber selbst nur Zuschauer? Held sein. Ein Gedicht das darüber nachdenkt, wieso wir nicht selbst einmal Helden sind. Und eine Erinnerung daran, dass wir so viele unbemerkte Helden ganz in unserer Nähe haben. Weiterlesen

Hast du schon mal einem Soldaten am Bahnhof dafür gedankt, dass er den Kopf für dich hinhält? Eher nicht. In einem Interview berichtet der Ex-Soldat Manuel B. von seiner Zeit bei der Bundeswehr und eröffnet neue Perspektiven auf das Leben der Soldaten. Vorsicht – der Beitrag könnte dich dazu bringen, den nächsten Soldaten mit anderen Augen zu sehen. Vielleicht ja sogar dazu, ihm zu danken.

Protokolliert von Liv Lilian

In einem schweren Panzer erreiche ich ein kleines Dorf in der kargen, trostlosen Landschaft von Afghanistan. Mein Blick ist grimmig, der Schweiß glänzt auf meiner Stirn. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen, atme einmal tief ein. Aus. Dann setze ich meinen Helm auf, lege meine Waffen um und steige aus. Die Frauen verstecken rasch ihre spielenden Kinder hinter ihrem Rücken. Doch ich lächle, greife in meine Hosentasche und hole eine Handvoll Bonbons heraus. Sie schillern in allen Farben des Regenbogens. Es scheint, als würde ich ein Stück Himmel in den Händen halten. Ich bin bewaffnet, doch ich bin nicht der Feind. Ich bin hier, um zu helfen. Die Kinder reißen sich von ihren Müttern los, laufen lachend auf mich zu und greifen mit ihren kleinen Händen nach der besseren Welt.

Zwischen zwei Welten

Im Jahr 2009 startete ich meine Grundausbildung bei der Bundeswehr. Als ich dann Ende 2010 zu meinem ersten Einsatz nach Afghanistan aufbrach, erzählte ich meinen Eltern, ich würde auf einen Übungsplatz nach Magdeburg fahren. Ich wollte verhindern, dass sie sich um mich sorgen. So saß ich mit 21 alleine beim Notar und schrieb mein Testament. Außerdem einen Brief an meine Eltern und einen für meinen kleinen Bruder, die sie bekommen sollten, falls ich nicht mehr aus dem Einsatz zurückkommen würde.

Während der ersten Tagen in Afghanistan hatte ich große Angst. Es konnte jeden Moment sein, dass ich erschossen werde. Mit der Zeit lernte ich aber, die Angst auszublenden. Ich machte meinen Job, ich funktionierte. Doch wenn ich nach den dreimonatigen Einsätzen zurück nach Deutschland kam, hatte ich so furchtbare Albträume, dass ich kaum mehr schlief. Wenn doch, wachte ich schreiend oder schweißgebadet auf. Der ständige Wechsel zwischen dem Leben in Afghanistan und dem in Deutschland war kaum auszuhalten. Deshalb erzählte ich irgendwann meinen Eltern die Wahrheit. Beide weinten, aber dann gaben sie mir die Unterstützung, die ich so dringend brauchte und von der Gesellschaft nicht bekam.

Am Anfang glaubte ich, ein Held in Uniform zu sein. Doch dann wurde mir ziemlich schnell klar, dass ich nur ein Trottel war, der im zivilen Leben keinen richtigen Job gefunden hatte und deswegen bei der Bundeswehr diente. Das war zumindest das Gefühl, das mir die Gesellschaft vermittelte. Hast du schon mal einem Soldaten am Bahnhof dafür gedankt, dass er den Schädel für dich hinhält? Eher nicht. In den Bundeswehreinweisungen wird einem sogar davon abgeraten, in Köln am Bahnhof in Uniform auszusteigen.

Von Mensch zu Mensch

Wenn wir auf Patrouille waren, hatte ich immer Bonbons in meiner Tasche. Nachdem wir mehrmals im gleichen Dorf waren, wussten die Kinder schon, bei wem sie ein Bonbon bekommen. Wenn du hier einem Sechsjährigen ein Bonbon schenkst, dann sagt er: „Warum sind das keine zehn Euro, du Idiot? Was soll ich denn mit einem einzigen Bonbon?” Dort hingegen schauen dich die Kinder mit leuchtenden Augen an. Sie nehmen dich ganz anders wahr. Du bist zwar bewaffnet, aber du bist dort, um den Kontakt von Mensch zu Mensch zu pflegen. Nicht von Soldat zu Feind. Das waren Erlebnisse, die mir Kraft gaben.

Es gab aber auch andere Momente. Als meinem Freund ins Gesicht geschossen wurde, war ich plötzlich kein starker Soldat mehr. Ich kann heute noch ganz genau sagen, wie seine Augen aussahen, dieser erschrockene Blick, der zu sagen schien: „Freund, lass mich nicht sterben. Ich will hier nicht sterben. Mach, dass ich es schaffe.“ Die Augen meiner verletzten Kameraden haben sich mehr in mein Gedächtnis eingebrannt als alles andere. Nichts war so schlimm wie dieser Blick, dieser hilflose Blick. Davon habe ich auch heute noch Albträume. Mein Freund überlebte, aber direkt nach diesem Vorfall sagte ich, dass ich nicht mehr will. Nicht mehr kann. Ich kündigte. Fünf Jahre hatte ich der Bundeswehr gedient, war dreimal in Afghanistan gewesen, im Kosovo und am Horn von Afrika. Trotz allem bereue ich nicht, zur Bundeswehr gegangen zu sein. Wenn ich von Anfang an ehrlich zu meinen Eltern gewesen wäre, dann wäre ich vermutlich Berufssoldat geworden, wie es immer mein Ziel war.

Wahre Helden

Ich bin definitiv kein Held. Aber ich habe Helden kennengelernt. Es sind nicht diejenigen, die auf den Feind schießen, das kann jeder. Doch wer hilft dir, wenn du dir selbst nicht mehr helfen kannst? Wenn du verletzt wurdest oder beinah daran zerbrichst, weil du getötet hast? Während eines Feuergefechts fühlte ich nichts. Es war kein Problem, den Abzug zu betätigen, zu wissen, ich habe getroffen. Aber danach saß ich in meinem Zelt und weinte minutenlang. Wie ein Kind. Weil es raus musste. Die Psychologen um Hilfe zu bitten war schwer. Heute kann ich sagen, dass ich geweint habe. Aber auch gelacht. Ich hatte Freude, ich hatte Angst, ich habe schlechte und ich habe schöne Erinnerungen. Ich bin an meinen Erfahrungen gewachsen und habe überlebt – das verdanke ich den wahren Helden, den Ärzten und Psychologen.

Während Manuel von Helden spricht, betrachte ich ihn in der Abenddämmerung. Und mir wird klar, dass noch jemand ganz anderes einen Dank verdient. Er selbst. Dafür, dass er einen Job erledigt, den niemand sonst erledigen will. Dafür, dass er seinen Kopf hinhält, während alle anderen wegschauen. Er wird von der Bevölkerung verurteilt, obwohl er nur helfen will. Hilfspakete verteilen. Bunte Bonbons verschenken. Manuel ist verletzlich, mitfühlend, zweifelnd, bescheiden, voller Liebe und Sorge. Ich beobachte, wie sich ein Glühwürmchen auf seiner Schulter niederlässt. Es scheint, als würde es von dem nachdenklichen Soldaten angezogen werden. Als würde es etwas in ihm sehen, das niemand sonst in unserer Gesellschaft sieht, nicht einmal er selbst. Nämlich das helle Licht, das in seinem Helden-Herzen brennt.

 

Was ein OP-Fachpfleger der Bundeswehr zum Thema Helden sagt, lest ihr hier.

Vom Pizzaboten über Putin bis hin zu Pippi Langstrumpf – auf diesem Blog ist für jeden „Helden-Geschmack“ etwas dabei. Viele werden den einen oder anderen Helden aus ihrer Kindheit wiederentdeckt oder vielleicht sogar neue hinzugewonnen haben. Doch einem Held, besser gesagt einer Heldin, haben wir noch nicht genügend Zeit gewidmet: unseren Müttern. Weiterlesen

Die Helden eines Krankenhauses – im ersten Moment denkt der Großteil der Bevölkerung dann an die Ärzte. Es gibt aber noch eine Gruppe Menschen, ohne die der Alltag in einem Krankenhaus niemals funktionieren würde: die Krankenpfleger. Heute beantwortet uns eine Krankenpflegerin, was sie von dem Thema Helden hält. Weiterlesen

Zwei mal drei macht vier widdewiddewit und drei macht Neune! Ich mach’ mir die Welt widdewiddewie sie mir gefällt. Hey… du lieber Leser oder du liebe Leserin! Erinnerst du dich noch an das rothaarige, kecke Mädchen, das dich in deiner Kindheit immer zum Lachen gebracht hat? Das mit dem Affen, dem Pferd, den bunten Ringelsocken und den viel, viel zu großen Schuhen? Pippilotta Viktualia Rolgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf. So heißt sie mit vollem Namen. Warum eben dieses laute, freche kleine Mädchen eine ganz große Heldin ist, darüber wird viel zu wenig gesprochen. Hier liest du, weshalb wir uns alle eine große Scheibe von ihr abschneiden sollten. Weiterlesen

Wir alle brauchen Helden. Neben bekannten Helden der Geschichte und populären Comic-Helden gibt es immer auch Helden des Alltags. Hier erfahrt ihr mehr über die typischen Helden der Tübinger Studierenden.

Studenten und ihre Pizza

Auf die Frage nach typischen Nahrungsmitteln antworten die meisten Tübinger Studenten neben Bier und Nudeln oftmals mit dem Begriff ‚Pizza’.
Um an das beliebte kulinarische Wunderwerk zu kommen, gibt es für Studenten zwei Möglichkeiten: das gute alte Tiefkühlprodukt, in nüchternem Zustand leicht zu bedienen, oder die etwas dekadentere Variante: die Lieferpizza, sozusagen der Porsche für die Studentengourmets. Die Lieferpizza steht symbolisch für das Leben der werdenden Erwachsenen. Einerseits verfügen sie über die ausreichende Selbstständigkeit, um etwas telefonisch zu bestellen. Eine erwachsen anmutende Handlungsweise. Andererseits ist es immer wieder schön, das Essen nahezu auf den Tisch – hier an die Tür – serviert zu bekommen, ganz wie bei Mama. So ganz erwachsen fühlt man sich eben doch noch nicht.

Pizzaboten als Helden?

Entsprechend fällt den Überbringern solch feiner Speisen eine ganz besondere Rolle im Leben von Studenten zu. Wenn im Kühlschrank gähnende Leere herrscht, wenn nicht einmal der 24-Stunden-Rewe in der Tübinger Weststadt geöffnet hat, wenn das Magenknurren mittlerweile so laut ist, dass der Mitbewohner es fälschlicherweise mit Bauarbeiten verwechselt, dann sind sie da. Auf ihren schnellen Fahrrädern kommen diese Helden herbeigerast, zwar ohne Umhang, doch mit Helm, und bringen genau diesen Studenten ihre heiß ersehnte Pizza.

Doch kann man Pizzaboten tatsächlich als Helden bezeichnen?

Philipp Schmidt (Name geändert), 24, arbeitet seit drei Jahren bei Domino’s, einem Tübinger Pizza-Lieferdienst, den viele Studenten in Anspruch nehmen. Er hat schon zahlreiche Erfahrungen mit Kunden, Lieferorten und Studenten gemacht. Fragt man ihn, sieht er sich nicht per se als Held an. Es seien vielmehr die außergewöhnlichen Erfahrungen und Erlebnisse, die Pizzaboten eine gewisse Heldenattitüde verleihen.

Mut und ruhige Nerven

Und als Pizzabote erlebt man eine ganze Menge: „Die Schwierigkeit besteht zunächst darin, dass man an jeden Ort und jeden Kunden liefern muss, ohne ihn zu hinterfragen“, sagt der 24-Jährige. Während der eine regelmäßig an ein Tattoo-Studio liefert, zählen zu anderen Lieferorten ein Bordell und ein altes Fabrikgebäude, in dem kuriose Gestalten unterwegs sind. Viele der Bestellungen werden unter Einfluss von Alkohol und Drogen getätigt und es ist oft unklar, wie die Kunden auf den Besuch reagieren werden. Um an solche Orte zu liefern, bedarf es etwas mehr als ein Fahrrad und ein funktionierendes EC-Kartengerät. „Wenn wir davon ausgehen, dass Pizzaboten Helden sind, wären es auf jeden Fall der Mut und die ruhigen Nerven, die wir in solchen Situationen benötigen und die uns zu Helden machen“, so Philipp Schmidt.

Geduld

Auf die Frage, wer zu den häufigsten und verlässlichsten Kunden in Tübingen gehört, kann man dem jungen Studenten zunächst nur ein Grinsen entlocken, bevor er mit der Antwort „Marihuana rauchende Kleingruppen“ für Überraschung sorgt. „Meistens sind es Studentengruppen, die sich eine Super-Maxi-Pizza auf den Heißhunger bestellen und die Augen nicht vom Essen lassen können, sobald ich den Raum betrete“, sagt er lachend.

Auch diese gelten gewissermaßen als Herausforderung: es ist nicht absehbar, ob und wann sie die Tür öffnen werden. Die Klingel wird nicht selten überhört. „Manche Kunden wollen sich ihren Rausch nicht anmerken lassen und sind deshalb überdurchschnittlich freundlich beim Bezahlen. Dann schlagen sie einfach die Tür zu, bevor ich ihnen ihre Pizza überhaupt geben kann. In solchen Momenten fühle ich mich manchmal wirklich wie ein Held, weil ich so viel Geduld aufbringen muss“, sagt Philipp Schmidt.

Alltägliche Anstrengungen

Doch nicht nur die kurioseren Kunden und Lieferorte gelten als Herausforderung im Alltag von Pizzaboten. Da gibt es noch die ganz anderen, eher alltäglichen Anstrengungen des Berufs: die Lieferungen am Samstagnachmittag in den Park, die Wiese bei 28 Grad ist übersät von Studenten, die grillen und Bier trinken. Dort sei es eine Herausforderung, die richtigen Kunden zu finden. Dazu kommen Hauseingänge, die nur schwer oder gar nicht zu finden sind sowie Kunden, die nicht erreichbar sind. „Dann muss ich die Pizza wieder mitnehmen und später beschweren sie sich. Da muss man vorsichtig sein, weil das alles auf Domino’s zurückfällt, wenn die Kunden im Internet schlechte Bewertungen abgeben. Man muss also immer nett und höflich sein und jeden respektieren, ganz gleich wie die Kunden sich verhalten. Das kann ganz schön anstrengend sein“, beschreibt Philipp Schmidt seinen Alltag.

Insgesamt sieht Philipp Schmidt zwar die schwierigen Erfahrungen des Berufs. Er erzählt jedoch auch, wieviel Spaß es machen kann: „Ich habe schon sehr viele unglaublich freundliche Kunden getroffen, mit denen man sich sehr gut unterhalten konnte. Einmal zeigten sie mir sogar ihre Wohnung, die einen besonders schönen Blick vom Balkon aus hatte“.

Held oder kein Held?

Ob er sich selbst als Helden für Studenten bezeichnen würde? Dafür scheint Philipp Schmidt zu bescheiden zu sein. Als größte Helden sieht er eigentlich seine Kollegen, und das aus verschiedensten Gründen. Der eine Kollege springt ein und übernimmt Schichten, die kein anderer übernehmen kann. Der andere kommt zur Hilfe, wenn man einen Platten hat. Wieder ein anderer teilt sein Trinkgeld mit dem, der leer ausgegangen ist. Jeder auf seine Weise, und alle, weil sie letztlich sehr gute Arbeit leisten.

Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pizza-3007395.jpg

 

Ihr wollt noch weitere Studentenhelden kennenlernen? Hier erfahrt ihr alles über Baristas und warum diese als Helden gesehen werden können: Studentenhelden: Baristas

„Halte nicht Ausschau nach Helden, sei selber einer!“ Das haben sich die Initiatoren des Weissen Rings zu Herzen genommen und eine Organisation gegründet, die Opfer aller möglichen Verbrechen unterstützt. Wie eigentlich gewöhnliche Menschen Heldenhaftes tun, kann man an diesem Beispiel erkennen.

Alltagshelden müssen nicht immer als Einzelne handeln und ihre Taten müssen nicht immer spontan sein. Sie können sich auch in Gruppen zusammentun, sich gegenseitig unterstützen und geplant und gezielt auf ein Ziel hinarbeiten. Das ist es wohl, was Hilfsorganisationen tun und weshalb sie derart effektiv sind. Doch es gibt so viele von ihnen, in so verschiedenen Bereichen, an so vielen Orten, dass man manchmal den Überblick verliert. Hin und wieder denkt man sich vielleicht auch: „Machen die nicht alle irgendwie das Gleiche?“. Allerdings ist es in einer unglücklichen Situation wichtig zu wissen, wo man sie finden kann. Deswegen geht es heute um eine ganz besondere Organisation, die vielleicht noch nicht überall bekannt ist: der WEISSE RING e.V.

Der WEISSE RING hilft Kriminalitätsopfern und deren Angehörigen und ist in diesem Bereich die größte deutsche, gemeinnützige Opferschutzorganisation. Gleichzeitig ist er auch der einzige bundesweit tätige Opferhilfeverein. 1976 wurde er gegründet und besitzt inzwischen 420 Außenstellen in ganz Deutschland, die alle dasselbe Ziel verfolgen: Die Verbesserung der rechtlichen und sozialen Situation von Verbrechensopfern, unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht oder gesellschaftlichem Status.

Zum einen bietet er dabei eine immaterielle Unterstützung, die zum Beispiel aus Gesprächen jeder Art, Beratungssitzungen und einer alltäglichen Betreuung besteht. Zum anderen gibt es auch materielle Formen der Hilfe. Dazu gehöre Dinge wie das Bereitstellen von Anwälten oder Psychologen und teilweise finanzielle Unterstützung in Notsituationen. Außerdem zeigt der WEISSE RING, auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene, Unterstützungsmöglichkeiten auf und setzt sich für die unterschiedlichen Schadenswiedergutmachungen ein. Dieses breite Hilfsangebot steht sowohl Opfern von Körperverletzung als auch Opfern von Diebstahl, Missbrauch, Vergewaltigung und Morddelikten zu. Es ist wichtig zu wissen, dass jeder sich dort melden darf.

Ein Betroffener berichtet…

„Zwei Monate nachdem meine Frau ermordet wurde, habe ich mich auf Anraten einer Bekannten an den WEISSEN RING gewandt, um dort nach Unterstützung zu suchen. Ich war und bin in einer schwierigen Situation, da ich nun alleine mit meiner sechsjährigen Tochter, unseren Tieren und meinem Job dastehe.“

Sebastian Kiesbauer (Name geändert), 35 Jahre alt, ist Koch in der Nähe von München. Nach seinem Schicksalsschlag bekam er vom WEISSEN RING eine eigene Beraterin geschickt.  Diese kam zuerst persönlich vorbei und informierte sich darüber, welche Probleme nun auftauchen könnten. Da er kein Auto besitzt, bot sie ihm sofort an, ihn nicht nur zu allen Behördengängen zu begleiten, sondern ihn auch jedes Mal hin und zurück zu fahren. „Sie hat mit mir über mehrere Tage hinweg meine ganzen Unterlagen und meinen bürokratischen Kleinkrieg gemeistert. Teilweise sogar im Alleingang bei sich zuhause“, erzählt Sebastian. Neben einem Psychologen für ihn und seine kleine Tochter vermittelte sie ihm eine Anwältin, die Sebastian in seiner Rolle als Nebenkläger in der Verhandlung seiner Frau unterstützt und berät. Doch auch bei Dingen, die wenig mit dem Tathergang an sich zu tun haben, steht sie bereit, ergänzt er. „Ob Kindergeld-Verhandlung oder die Ablehnung des Erbes meiner Frau aufgrund von Schulden – sie stand immer an meiner Seite.“ Zusätzlich wurde er noch an einige Opferschutz-Organisationen weitergeleitet, die ihm in finanziellen Angelegenheiten besser unter die Arme greifen können.

„Alles in allem haben mir die zuständigen Mitarbeiter sowohl psychisch, als auch verwaltungstechnisch eine Menge an Gewicht abgenommen. Für mich ist der WEISSE RING eine der beeindruckendsten Organisationen überhaupt. Denn die meisten Mitarbeiter, vor allem ehrenamtliche, haben weder ein Büro noch ein Dienstfahrzeug, sie machen das von zuhause aus und stehen voll dahinter. Da werden die Spendengelder für wichtigere Sachen aufgehoben“, fasst Sebastian zusammen.

Helden helfen Helden

Bemerkenswert, wo es hier doch um Alltagshelden geht, ist, dass der Verein WEISSER RING über 3000 ehrenamtliche Mitarbeiter zählt. Diese werden zumeist in den Außenstellen, am Opfer-Telefon und in der Online-Beratung eingesetzt. Alle Mitarbeiter erhalten regelmäßige Aus- und Weiterbildungen an der, eigens dafür eingerichteten, WEISSER RING Akademie. Auch in Sachen Geld unterstützen sie ihren Verein, denn er finanziert sich zum größten Teil durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Im Gegensatz zu anderen NGOs nimmt er aber keinerlei staatliche Zuschüsse in Anspruch. So hat er auch die Möglichkeit, sich als eigenständige Instanz in der Öffentlichkeit einzusetzen und durch Forderungen, kooperative Projekte und Stellungsnahmen die Interessen der Opfer und Angehörigen in Politik, Justiz und Wirtschaft zu vertreten.

Es scheint also doch gar nicht so schwer zu sein, ein kleiner Alltagsheld zu werden. Man muss ja nicht alleine Menschenleben retten, in brennende Häuser rennen und mit dem Bösen kämpfen. Jeder von uns hat die Möglichkeit, einer Gemeinschaft beizutreten, die mit Größe und vereinter Willenskraft an einem Strang zieht. Somit können vielleicht auch Dinge erreicht werden, an denen sogar der heldenhafteste Held als Einzelner scheitern würde.

 

Weitere Infos findet ihr unter https://weisser-ring.de/

Falls auch ihr Opfer von Gewalt und Kriminalität geworden seid, könnt ihr euch anonym an die kostenlose Hotline des WEISSEN RINGS wenden: 116 006

Oder bei der Außenstelle Tübingen: https://tuebingen-baden-wuerttemberg.weisser-ring.de/

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