Das Internet ist ein dynamisches und sich ständig veränderndes Netzwerk. Webseiten kommen und gehen, und nicht selten stoßen wir auf die frustrierende 404-Fehlerseite, die uns mitteilt, dass der gesuchte Inhalt nicht gefunden werden kann. Das Phänomen der toten Links begegnet uns nahezu alltäglich. Doch was steckt dahinter?

Ein toter Link, auch als broken link bekannt, ist ein Hyperlink, der zu einer nicht (mehr) existierenden Webseite oder Datei führt. Wenn Nutzer*innen auf einen toten Link klicken, gelangen sie normalerweise auf eine 404-Fehlerseite, die signalisiert, dass die gewünschte Seite nicht gefunden wurde.

Vergänglichkeit des Internets

Das Internet wird oft als unendliche Informationsquelle betrachtet, die jederzeit und überall zugänglich ist. Doch die Realität sieht anders aus: Eine Studie des Pew Research Centers über „digitalen Verfall“ zeigt, dass 38 Prozent der Webseiten von 2013 im Jahr 2023 nicht mehr zugänglich waren. Besonders betroffen sind Regierungs- und Nachrichtenseiten, bei denen 21 Prozent bzw. 23 Prozent mindestens einen defekten Link aufweisen. Zudem enthalten 54 Prozent der Wikipedia-Seiten mindestens einen toten Referenzlink. Auf Twitter verschwinden fast ein Fünftel der Tweets innerhalb weniger Monate, oft weil Accounts privat, gesperrt oder gelöscht werden. Dieses Massengrab von toten Webseiten hat schwerwiegende Folgen.

Die Vergänglichkeit digitaler Informationen zeigt sich in verschiedenen Facetten. Webseiten sind zwar schnell erstellt, aber genauso schnell können sie auch wieder verschwinden. Inhalte werden gelöscht oder aktualisiert und Links verfallen. Dies steht im Gegensatz zur physischen Welt, in der Bücher, Zeitschriften und andere Druckerzeugnisse oft über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte hinweg erhalten bleiben können. Dass dies aber nicht immer gelingt, zeigen zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit wie etwa die Zerstörung der Bibliothek von Alexandria – der bedeutendsten Bibliothek der Antike.

Webseiten-Friedhöfe und ihre Folgen

Verfallene Webpfade führen zu einer schlechten Nutzererfahrung. Zudem wird eine Webseite mit vielen toten Links oft als schlecht gepflegt und unprofessionell wahrgenommen. Dies kann das Vertrauen der Nutzer*innen in die Webseite und die dahinterstehende Organisation erheblich beeinträchtigen. Besonders für Nachrichtenportale, Regierungsseiten und Unternehmen ist es wichtig, dass ihre Inhalte jederzeit zugänglich und aktuell sind.

In einigen Fällen haben verfallene Webpfade auch rechtliche Konsequenzen. Das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) regelt beispielsweise, dass Bürger*innen das Recht auf Zugang zu amtlichen Informationen von Bundesbehörden haben. Bei Nichteinhaltung kann es dann zu Geldstrafen kommen.

Außerdem können tote Links erhebliche negative Auswirkungen auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) haben. Suchmaschinen wie Google bewerten verlorene Links als Zeichen schlechter Wartung und Qualität. Dies kann zu einer schlechteren Position im Ranking der Suchergebnisse führen.

Was kann man gegen das Massensterben von Webseiten tun?

Webseiten sollten regelmäßig auf tote Links und veraltete Inhalte überprüft werden. Eine kontinuierliche Wartung hilft dabei, die Benutzererfahrung zu verbessern und die SEO-Rankings zu schützen. Zahlreiche Programme können dabei helfen, tote Links automatisch zu identifizieren und zu melden. Beispiele hierfür sind Google Search Console, Screaming Frog SEO Spider und Broken Link Checker. Diese Dienste scannen die Webseite und bieten eine Liste der problematischen Links, die dann gezielt korrigiert werden können.

Wenn Inhalte verschoben oder gelöscht werden, sollten 301-Redirects eingerichtet werden. Ein 301-Redirect leitet Nutzer*innen und Suchmaschinen von der alten URL auf die neue oder alternative Seite weiter. So wird sichergestellt, dass Besucher*innen die gewünschten Inhalte weiterhin finden und dass Suchmaschinen die neue Seite anstelle der alten indexieren. Die regelmäßige Pflege und Überprüfung dieser Redirects ist ebenfalls wichtig, um Ketten von Weiterleitungen zu vermeiden, die die Ladezeit und Nutzererfahrung negativ beeinflussen können.

Wichtige Inhalte sollten regelmäßig gesichert und archiviert werden. Dies kann durch eigene Backups erfolgen, die auf externen Speichermedien oder in der Cloud gespeichert werden.

Kampf gegen das digitale Verschwinden

Broken Links bedeuten für Nutzer*innen Frustration und den Verlust potenziell wertvoller Informationen. Um die Verluste möglichst gering zu halten, gründete der Informatiker Brewster Kahle das Internet Archive – eine gemeinnützige Organisation, die 1996 ins Leben gerufen wurde, um einen digitalen Speicher für das World Wide Web zu schaffen. Ihr Ziel ist es, das kollektive Wissen und die Kultur des Internets für die Nachwelt zu bewahren. Das Archiv sammelt und speichert Kopien von Webseiten, Büchern, Musik, Videos und Software, um sicherzustellen, dass diese Inhalte auch dann zugänglich bleiben, wenn die Originalquellen verschwinden.

Die Wayback Machine: Zeitreisen im Internet

Die bekannteste und am häufigsten genutzte Funktion des Internet Archive ist die Wayback Machine. Diese ermöglicht es Nutzer*innen, archivierte Versionen von Webseiten aufzurufen und zu durchsuchen. Die Wayback Machine funktioniert, indem sie regelmäßig Snapshots von Webseiten macht. Diese Snapshots erfassen den Inhalt und das Layout der Webseiten zu einem bestimmten Zeitpunkt. Nutzer*innen können eine URL in die Suchleiste der Wayback Machine eingeben und archivierte Versionen der Webseite anzeigen, um zu sehen, wie sie zu verschiedenen Zeitpunkten in der Vergangenheit ausgesehen hat. Mit über 835 Milliarden gespeicherten Webseiten ist die Wayback Machine ein unverzichtbares Werkzeug für Historiker*innen, Forscher*innen, Journalist*innen und die breite Öffentlichkeit.

Beitragsbild: Pixabay

 

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