Wo sind sie, diese Helden? Gibt es sie überhaupt? Diese fiktive Kurzgeschichte, die nur allzu real ist, versucht, eine Antwort zu geben.

Dunkel bricht die Nacht über Los Angeles herein. Die Sterne sind durch den wolkenverhangenen Novemberhimmel kaum zu sehen und ein eisiger Wind peitscht durch die leeren Straßen. Nur ein zartes Mädchen, gerade mal 16 Jahre alt, kauert an einer Straßenecke und schlingt die dünne Decke enger um ihre schmalen Schultern. Eltern, die in einer schönen warmen Wohnung sitzen und sich fragen, wo ihr geliebtes Mädchen bleibt, hat sie keine mehr. Nur manchmal noch blitzen Erinnerungen vor ihrem inneren Auge auf. Wie sie nachts aufwacht, weil das ganze Haus in Flammen steht. Ihr kleiner Bruder, der ängstlich schreit, und dann für immer verstummt. Die Feuerwehrkräfte, die zu spät kommen, um ihren Eltern zu helfen. Nur sie hat überlebt, aber es fühlt sich nicht wie ein Wunder an. Nein, ganz und gar nicht. Viel mehr wie eine Bestrafung. Wäre sie auch gestorben, dann wäre sie jetzt vielleicht mit ihrer Familie vereint. Alles wäre besser gewesen als auf dieser gottverdammten Straße zu landen, immer Hunger zu haben und jede Nacht zu frieren. Wo sind sie, diese Helden?

In nächster Nähe ist eine ältere Dame auf dem Heimweg vom Theater. Die 70-Jährige wohnt in einem schönen Haus, das jedoch viel zu groß für sie alleine ist. Seit ihr Ehemann verstorben ist, klafft ein schwarzes Loch in ihrem Herzen. Manchmal droht es, sie zu verschlingen. Um das Loch zu füllen, geht sie viel unter Menschen. Das Theater liebt sie ganz besonders, denn dort schillert und pulsiert das Leben. Die bunten Kostüme und Fantasiewelten lassen sie ihr eigenes trostloses Dasein zumindest zeitweise vergessen. Sie läuft dieselbe Strecke wie immer, langsam, denn ihr Rollator bleibt schnell auf dem unebenen Asphalt stecken. Es ist ein Abend wie jeder andere, und dennoch scheint heute etwas anders zu sein. Vielleicht, weil die Nacht so dunkel und kalt ist, denkt sie sich, und versucht, das ungute Gefühl beiseite zu schieben. Sie ist erleichtert, als sie endlich in die schmale Gasse einbiegt, die zu ihrem Haus führt. Mit den Gedanken ist sie bereits bei einer dampfenden Tasse Grüntee, als sich plötzlich vier Gestalten aus dem dunklen Schatten der Hauswand lösen. Sie schreit gellend auf, als ihr die Handtasche entrissen wird. Eine Hand wird auf ihren Mund gedrückt und erstickt den Schrei, eine andere Hand reißt zuerst an ihrer Perlenkette und dann an dem goldenen Armband, dem letzten Geschenk ihres verstorbenen Ehemannes. So plötzlich wie die Gestalten aufgetaucht sind, verschwinden sie auch wieder in der Dunkelheit der Nacht. Die Frau bleibt zitternd zurück, einsamer als jemals zuvor. Das Herz mit dem klaffenden Loch bleibt stehen. Wo sind sie, diese Helden?

Wenige Minuten zuvor kann man in der Parallelstraße beobachten, wie zwei Gangmitglieder aufeinander treffen. Der eine trägt ein rotes Bandana, der andere ein blaues. Dicht voreinander bleiben sie stehen und starren sich hasserfüllt an. Jeder Muskel ihres Körpers ist angespannt, bereit, das Messer zu zücken, falls der andere einen Angriff startet. Aus der Nebenstraße ertönt der Schrei einer alten Frau. Nur kurz zucken die Augen des einen Jungen in die Richtung der Geräuschquelle. Doch es ist lang genug, um den Angriff seines Gegenübers nicht kommen zu sehen. Hart trifft ihn eine Faust auf der Nase, die mit einem lauten Knacken bricht. Blind schlägt er zurück, bekommt seinen Angreifer zu fassen, beide gehen zu Boden. Zu wem welche Körperteile gehören, ist in dem folgenden Kampf kaum auszumachen. Dafür aber das schillernde Blut, das den sonst so trostlos grauen Asphalt rasch leuchtend rot färbt. So schnell wie der Kampf begonnen hat, ist er auch wieder vorüber. Einer der Jungen erhebt sich ächzend und taumelt die Straße hinab. Der andere liegt am Boden, regungslos. Er starrt in das helle Licht der Straßenlaterne und hofft, dass es keine Wiedergeburt oder ein Leben nach dem Tod gibt. Er wünscht sich, dass endlich alles vorbei ist und er einfach nur noch tot sein kann. Wo sind sie, diese Helden?

Nicht weit von all den schrecklichen Ereignissen strömen lachend Leute in das Kino von Los Angeles. Der neue Avengers-Film ist gerade angelaufen und jeder möchte unbedingt wissen, ob die Superhelden im Kampf gegen das Böse siegen. Sie alle wären gerne so stark wie Hulk, könnten gerne fliegen wie Iron Man und würden gerne ihrem Land dienen wie Captain America. Doch den Blick auf ihr Handy gerichtet laufen sie vorbei an dem Mädchen, das bleich und mit tauben blauen Lippen an der Straßenecke sitzt. Ihr schallendes Gelächter übertönt den Hilferuf der alten Frau aus der Seitengasse. Und von der Schlägerei machen die einen ein Video für ihre Snapchat-Story, die anderen sehen schnell weg, um bloß nicht selbst in Gefahr zu geraten.

Also gibt es sie nicht, diese Helden?

Vielleicht sollten wir öfter mit offenen Augen durch das Leben gehen und helfen, wenn jemand einen Helden braucht. Wir können keine fliegenden Superhelden sein. Aber wir können unsere menschlichen Superkräfte – Hilfsbereitschaft, Toleranz und Zivilcourage – öfter mal zum Vorschein bringen. Zeigen, dass Gutes in uns steckt. Zeigen, dass wir das Herz am rechten Fleck haben.

Denn genau da sind sie, diese Helden.

In 7 Milliarden Herzen verborgen. In jedem von uns. Auch du, lieber Leser und liebe Leserin, hast ein Heldenherz – es liegt an dir, ob du es zum Vorschein bringen willst.

 

Titelbild: Unsplash

 

Quiz

In der Geschichte gab es viele Frauen, die sich für andere oder die Allgemeinheit eingesetzt haben. Die Heldinnen haben durch ihre kleinen und großen Taten viele junge und alte Frauen und auch Männer inspiriert. Wir haben in unseren bisherigen Artikeln schon einiges über heldenhaften Serienfiguren, Sportlerinnen oder Mütter gelesen. Wie gut kennst du dich bisher mit Heldinnen aus? Teste dein Wissen im Heldinnen-Quiz!

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Wir haben nun schon viel von Helden gelesen, die Menschenleben verschönern oder sogar retten. Doch es gibt auch welche, denen es um weitaus mehr geht. Sie wollen unseren ganzen Globus retten – grüne Helden. Zum Beispiel Melati und Isabel Wijsen, zwei junge Mädchen aus Bali, die die Organisation „Bye Bye Plastic Bags“ (BBPB) ins Leben gerufen haben.

„Kinder sind nur 25 Prozent der Weltbevölkerung, aber sie sind 100 Prozent der Zukunft“

Das ist der Lieblingsspruch der Schwestern Melati und Isabel. Sie gründeten 2013 ihre Organisation BBPB auf Bali, als sie gerade einmal zehn und zwölf Jahre alt waren. Ausschlaggebend dafür war eine Unterrichtseinheit, die sie in ihrer Green School behandelten: einflussreiche Menschen, die die Welt verbessern. Schnell fassten die beiden den Entschluss, den Plastikmüll in ihrer Heimat zu bekämpfen und damit auch in die Geschichte einzugehen. Dabei war ihre erste Aktion eine Online-Petition, mit deren Hilfe sie die Regierung zum Handeln animieren wollten. 2014 traten sie für dieses Vorhaben sogar in einen Hungerstreik, den sie erst beendeten, nachdem Balis Gouverneur sie zu einem Treffen einlud. Dabei erreichten die Schwestern, dass die Regierung Plastiktüten in Bali bis Ende dieses Jahres abschaffen will.

Ein weiteres Projekt ist das Pilotdorf Pererenan, wo sie mit ihrem Team gespendete Tüten aus Stoff und Papier an die Geschäfte, aber auch an alle 800 Familien in diesem Ort verteilen, um das Plastik zu verbannen. Denn auch die Bevölkerung muss durch Dialoge aufgeklärt und sensibilisiert werden. Dass das bisher sehr erfolgreich war, zeigt die Aufräumaktion „Balis Biggest Beach Cleanup“, bei der mehr als 12.000 Beteiligte an einem einzigen Tag über 43 Tonnen Müll an Balis Stränden sammelten.

Inzwischen sprechen Melati und Isabel mit internationalen Politikern und auf internationalen Kongressen wie der UN-Meereskonferenz in New York. Ihr Team besteht aus über 40 Kindern, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ihre Insel vom Müll zu befreien und Aufmerksamkeit für ihre Projekte zu gewinnen. Sie wollen trotz ihres jungen Alters auch in politische Entscheidungen miteinbezogen werden. 2017 gewannen die Schwestern für ihr Engagement den Medienpreis Bambi in Berlin in der Kategorie „Erde“. Sie profitierten von dem immensen Internet-Hype, der dieser und ähnlichen Heldengeschichten heute zugutekommt. Unter anderem durch diese massive Internetpräsenz hatten sie sogar die Möglichkeit, einen TED Talk zu halten.

Gewaltige Umweltprobleme dank Plastik

Indonesien gilt weltweit als zweitgrößter Verursacher des Plastikmüll-Problems der Ozeane. (Den ersten Platz belegt China.) Laut WWF fallen auf Bali täglich 1.000 Kubikmeter Plastikmüll an, von denen nur 10 Prozent recycelt werden. Der Rest landet in der Natur oder wird in Straßengräben verbrannt, was wiederum krebserregende Gase freisetzt. Gerade in der Regenzeit wird der Müll an Land ins Meer gespült beziehungsweise andersrum vom Meer wieder ausgespuckt. Doch die Einwohner Balis sind sich oft der Konsequenzen dieses Problems nicht bewusst oder haben andere Sorgen wie die immer noch anhaltende Armut im Land.

Dieses Bewusstsein muss sich aber nicht nur dort noch entwickeln: Auf der ganzen Welt verenden Seevögel, Fische oder Schildkröten qualvoll durch Plastikteile. Häufig verwechseln sie sie mit Nahrung oder verfangen sich und sterben dann an Erstickungen und Verstopfungen. Wie groß dieses Problem wirklich ist, lässt sich an ein paar Fakten erkennen: Laut WWF bestehen drei Viertel des Mülls in unseren Ozeanen aus Plastik. Bis zur völligen Zersetzung vergehen 350 bis 400 Jahre. Zusätzlich enthält Plastik oft Schadstoffe wie Weichmacher oder Flammschutzmittel. Durch Fische können diese auch in die menschliche Nahrungskette gelangen, stellen also auch für uns eine Gefahr dar. Zudem belasten die gigantischen Müllansammlungen sowohl die Tourismusbranche als auch die Schifffahrt – insgesamt schätzt Greenpeace den jährlichen wirtschaftlichen Schaden weltweit auf 13 Milliarden Euro.

Grüne Helden

Natürlich gibt es sie nicht nur im Kampf gegen den Plastikmüll – die Liste der dringenden Einsatzgebiete unserer Erde ist lang. Der größte Lebensraum auf unserem Planeten, das Meer, leidet an allen Ecken. Aktivistische Organisationen wie Greenpeace setzen sich hier für Schutzgebiete ein, in denen weder gefischt noch Ressourcen abgebaut werden dürfen. Das soll dem Ökosystem Zeit zur Erholung geben. Sie wollen eine nachhaltige Fischereiwirtschaft statt Überfischung und kämpfen gegen die gigantischen Schleppnetze, die jedes Jahr unzählige Wale, Haie oder Delfine als Beifang in den Tod reißen.

Auch an Land sind Umwelthelden aktiv: Forscher, Rancher und Freiwillige erschaffen und bewirtschaften Nationalparks, in denen wilde Tiere sicher und frei leben können. Besonders in Südafrika gibt es häufig Konfrontationen mit Wilderern – die Rancher riskieren ihr Leben, um bedrohte Arten zu schützen. Sie rufen Waldschutzprogramme ins Leben, um vor allem tropische Wälder vor der unverhältnismäßigen Abholzung zu retten. Somit wird die Heimat von Tieren, aber auch verschiedenster Pflanzenarten gesichert und erhalten. Selbst wenn wir in unser eigenes Land schauen, gibt es viel Bedarf an heldenhaften Taten. Auch hier zu Lande treten organisierte Aktivisten oder Einzelpersonen für ihre Überzeugungen ein. Menschenketten werden gebildet und Reaktoren bestiegen, um friedlich gegen Braunkohletagebaue oder Atomkraftwerke zu protestieren. Und auch bei uns braucht es fleißige Helfen, die die Artenvielfalt bewahren und immer wieder auf gefährliche Umweltprobleme aufmerksam machen.

Es sind Worte, Aufklärung und Taten, mit denen die grünen Helden unseren Planeten wieder ein kleines bisschen besser machen wollen. Ob Melati oder Isabel, Haiforscher oder Öko-Aktivist – wer versucht, die Umwelt zu retten, rettet irgendwo auch die Menschheit.

 

Ihr wollt mehr über den Schutz unserer Erde erfahren oder euch auch selbst engagieren? Hier findet ihr Infos:

BBPB – http://www.byebyeplasticbags.org/

WWF – https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/plastik/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/

Greenpeace – https://www.greenpeace.de/

 

Beitragsbild: H.Hach, Pixabay

 

Held Helden

Welche Personen sind überhaupt Helden? Diese Frage klingt einfach, ist aber in Wirklichkeit sehr schwer. Die „Umstrittene Helden“-Serie des Heldenblogs wagt einen Antwortversuch. Hier argumentiert Ulli Hagenlocher, warum Donald J. Trump kein Held ist.

Warnung: Der Folgende Artikel enthält kein stumpfes Trump-Bashing. Er konzentriert sich weder auf das Deuten von Tierformen in Frisuren, noch auf  Mr. Trumps Schummeleien beim Golf und führt auch nicht die Installation eines roten Knopfes im Büro des 45. Präsidenten der USA, bei dessen Betätigung ein Mitarbeiter sofort eine gekühlte Cola zu servieren hat, als Argument für schlechte Politik an. Stattdessen erfahrt ihr hier, warum Donald J. Trump insbesondere für die Leute kein Held (mehr) ist, die ihn vor der Wahl als einen solchen ansahen.

Eine Mauer von Mexiko gegen Mexiko?

Ein zentrales und in der Öffentlichkeit stark wahrgenommenes Wahlversprechen von Trump war der Bau einer 3.000 km langen Mauer an der Südgrenze zu Mexiko. Diese Mauer sollte laut Trump diejenigen Mexikaner daran hindern in die USA zu gelangen, denen er eine Reihe krimineller Aktivitäten unterstellte. Außerdem versprach Trump, dass die mexikanische Regierung allein den Bau der Mauer finanzieren werde. Diese lehnte seinen Vorschlag jedoch, wenig überraschend, voll umfänglich ab. Bis heute gibt es lediglich einige amerikanische Unternehmen, die Prototypen für den Bau einer solchen Mauer vorsichtig vorgestellt haben. Von der konkreten Realisierung kann jedoch keine Rede sein, ganz zu schweigen von einem tatsächlichen Baubeginn und der völlig ungeklärten Finanzierung. Trump-Wähler, für die der Bau dieser Mauer ein wichtiges Argument war, dürften also ziemlich enttäuscht sein. Hier also schon einmal die erste nicht vollbrachte Heldentat.

Global warming fake (oder doch nicht)?

Im Vergleich zu Europa ist es in den USA stärker verbreitet, den menschengemachten Klimawandel als nicht hinreichend wissenschaftlich belegt anzuzweifeln. Trump gehörte im Wahlkampf zu diesen Menschen und formulierte als Wahlversprechen aus dem Pariser Klima-Abkommen auszusteigen. Nun kann man hier zum einen kritisieren, dass dieses Wahlversprechen relativ weit in die Zukunft greift, denn ein Ausstieg der USA aus dem Pariser Klima-Abkommen ist frühestens 2020 möglich. Um diesen Ausstieg als Präsident durchzuführen müsste Trump der Präsidentschaftskandidat in der eigenen Partei bleiben und darüber hinaus in eine zweite Amtszeit gewählt werden, was immerhin fragwürdig ist. Es gibt aber auch noch einen anderen Grund, warum der Ausstieg aus dem Klimaabkommen möglicherweise wieder zurückgenommen werden könnte. Tatsächlich veröffentlichte die Regierung von Trump kürzlich selbst über den Climate Change Special Report eine Studie, welche zu dem Schluss kam, dass der Klimawandel zumindest vom Menschen beeinflusst ist – eine Aussage, die Trump im Wahlkampf immer beharrlich bestritten hat. Trump-Wähler und zugleich Klimawandel-Kritiker müssen sich also mit einem sehr instabilen und bald vielleicht sogar ganz aufgehobenen Wahlversprechen zufrieden geben.

Obamacare is (not) dead

In einem anderen Beispiel riefen interne Streitigkeiten einen plötzlichen Sinneswandel bei Trump hervor. So bezog dieser im Wahlkampf eindeutig Position gegen Obamacare, ein von seinem Vorgänger, Präsident Barack Obama, eingeführtes Gesundheitsprogramm, das in etwa mit dem deutschen Gesundheitssystem verglichen werden kann. In der Endphase seines Wahlkampfes ließ sich Trump sogar zu der Aussage „Obamacare is dead“ hinreißen. Wenig später dann die Verkündung des exakten Gegenteils. Obamacare sei alles andere als tot, hieß es nun von Trump, der seine volle Unterstützung des Programms damit deutlich unterstrich. Dem vorausgegangen war eine überparteiliche Einigung von Republikanern und Demokraten, bei der die Republikaner von einer Abschaffung Abstand nahmen und die Demokraten einer Überarbeitung des Gesetzes zustimmten. Leser, die sich mit der deutschen Geschichte auskennen, dürften sich hier vielleicht an das Zitat des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer erinnert fühlen: “Es kann mich doch niemand daran hindern jeden Tag klüger zu werden.“

Vom Sumpf verschluckt

Abgesehen davon mussten seine Wähler noch eine weitere Enttäuschung hinnehmen, die für manche vielleicht die bitterste Enttäuschung war. Ein zentrales und nahezu charakteristisches Vorhaben von Trump war es den „Sumpf von Washington“ trocken zu legen, sprich mit elitären Gefälligkeitsbeziehungen zu brechen und Vorzüge auf Staatskosten nicht länger zu gewähren. Die Realität stellte sich, welch Überraschung, wieder einmal vollkommen anders dar.  Trump hat sich mit dem Sumpf offenbar lieber angefreundet als ihn auszutrocknen. Zahlreiche Posten im Weißen Haus wurden mit früheren Lobbyisten besetzt, so der Economist, und Trumps Minister wie zum Beispiel Steve Mnuchin oder Ryan Zinke reisen genauso gerne in Privatjets auf Staatskosten wie die Minister der Vorgängerregierungen auch.

Fazit

Abschließend bleibt festzustellen, dass an Trump auch aus Sicht derjenigen, die seine Positionen teilen und seine Vorhaben unterstützen, bisher wenig wirklich Heldenhaftes erkennbar ist. Ganz abgesehen von seinen Kritikern, die seine ganze Agenda ohnehin für grundlegend falsch halten, ist er vielleicht insbesondere für diejenigen eine Enttäuschung, die ihn aufgrund einer tief ersehnten Veränderung in der amerikanischen Politik gewählt haben, deren Richtung fast zweitrangig war.

Das ist doch alles Blödsinn, denkst du? Lies hier die Gegenmeinung von Jan Doria und gib hier deine Stimme ab.

Quelle Beitragsbild: Google Screenshot

Welche Personen sind überhaupt Helden? Diese Frage klingt einfach, ist aber in Wirklichkeit sehr schwer. Die „Umstrittene Helden“-Serie des Heldenblogs wagt einen Antwortversuch. Jan versucht zu verstehen, warum Donald J. Trump in den Augen seiner Anhänger als Held gelten kann.

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Sie boten Zuflucht, besorgten illegal falsche Papiere oder verteilten Lebensmittel – viele Menschen leisteten Widerstand gegenüber dem NS-Regime und halfen so, verfolgte Juden vor dem Tod zu bewahren. Dabei brachten sie sich selbst in Gefahr und erhielten dafür zu Lebzeiten oft keine Anerkennung. Allein in Berlin engagierten sich mehr als 10.000 Menschen für verfolgte Juden. Warum halfen sie, während andere einfach wegsahen?

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Ischgl. Mit 45 Skiliften und 238 Pistenkilometern gehört es zu einem der beliebtesten Skigebiete Tirols. Jährlich verbringen hier tausende Menschen ihren Winterurlaub. Aber was passiert eigentlich, wenn sich ein Skifahrer verletzt? Wir haben für euch mit dem Pistenchef von Ischgl, Serafin Siegele, über den Alltag der Bergretter gesprochen.

Heiß strahlt die Januar Sonne auf die eisigen Pisten Österreichs. Fans des Wintersports aus ganz Europa stürmen die Skigebiete, fahren begeistert mit den Liften auf die Berge und mit noch größerer Begeisterung die Berge auf Skiern wieder hinab. Mit jeder neuen Abfahrt werden sie selbstbewusster, schneller und waghalsiger. Auch ein junger Mann will mit seinem Können prahlen, gibt Gas und gerät ins Schleudern. Er weiß nicht, wie er bremsen soll, seine Skier verkanten sich, er stürzt und kommt von der Piste ab. Tief rutscht er eine Böschung hinunter, sein schmerzerfüllter Schrei hallt von den Bergwänden wider. Andere Skifahrer kommen schlitternd an der Kante zum Stehen und blicken panisch auf den Verletzten hinab, laut hört man sie aufkeuchen. Denn die Beine des jungen Mannes stehen in einem seltsamen Winkel von seinem Körper ab.

Die Bergretter von Ischgl

Unfälle auf den Pisten sind keine Seltenheit. Der lang ersehnte Skiurlaub kann schnell und unerwartet im Krankenhaus enden. Selbst erfahrene Skifahrer kommen auf Eisplatten oft ins Rutschen oder werden beim Tiefschneefahren abseits der Pisten von Lawinen überrascht. Unverzichtbar sind deswegen Menschen, die in den Skigebieten für Sicherheit sorgen und Erste Hilfe leisten. So hat auch das Skigebiet von Ischgl eine Bergwacht, bestehend aus dem Pistenchef Serafin Siegele und seinem 18-köpfigen Team. Seit 28 Jahren arbeitet Siegele nun schon für die Bergwacht und könnte sich keinen schöneren Job vorstellen, als jeden Tag mit den Skiern in der Natur unterwegs zu sein und Menschen helfen zu können.

Serafin Siegele (links) und drei seiner Mitarbeiter. Foto: Pistenrettung Ischgl

Während die Urlauber am Morgen ihren ersten Kaffee brühen, fahren Serafin und seine Mitarbeiter bereits mit der Gondel hoch in die nebelverhangenen Berge. Täglich sind 12 der 18 Mitarbeiter im Einsatz. Jeder von ihnen bekommt eine Piste zugeteilt, die er kontrollieren muss. Es werden die Sicherheitsmarkierungen geprüft, Gefahrenstellen abgesichert und eisige Pisten gesperrt.  Tagsüber sind Siegele und sein Team außerdem im Bereitschaftsdienst. Wenn sie auf ihrem Stützpunkt die Meldung erhalten, dass sich ein Skifahrer verletzt hat, brechen sie sofort auf. Vor Ort sichern sie zuerst die Unfallstelle ab, leisten die Erstversorgung des Verletzten und transportieren ihn hinterher entweder zur Talstation oder ins Krankenhaus ab. Auch ein Rettungshubschrauber ist in Ischgl stationiert, der die Schwerverletzten nach Zams oder Feldkirch bringt. In besonders schlimmen Fällen fliegt der Hubschrauber auch bis zum Krankenhaus in Innsbruck. Bänderverletzungen am Knie oder an der Schulter kommen laut Siegele jedoch am häufigsten vor. „Diese Einsätze sind für uns Routine und wir wissen genau, wie vorgegangen werden muss. Lawineneinsätze hingegen sind sehr gefährlich, auch für uns erfahrene Retter. Manchmal kommt man zu dem verunfallten Wintersportler und muss feststellen, dass man ihn nicht mehr retten kann, weil die Verletzungen tödlich waren.“

Ruhe bewahren

Die Bergretter im Einsatz. Foto: Pistenrettung Ischgl

Der zu Beginn geschilderte Unfall ereignete sich bereits 1982, dennoch kann Serafin Siegele ihn bis heute nicht vergessen. Der junge Mann, der von der Piste abkam, brach sich beide Beine und beide Hände. Die Beine waren um 180 Grad nach hinten gebogen und der Verletzte schrie lauthals vor Schmerzen. Serafin und sein Kollege gaben ihm einen Handschuh zum draufbeißen, während sie seine Beine nach vorne zogen und wieder gerade ausrichteten. Ein Rettungshubschrauber brachte ihn dann ins Krankenhaus von Innsbruck. Noch heute schaudert Siegele, wenn er an den Anblick des Verletzten denkt.

Doch egal wie furchtbar der Unfall ist – die Bergretter selbst müssen Ruhe bewahren. Sie müssen sicher arbeiten, immer mitdenken und dürfen auf keinen Fall in Panik geraten. Es ist alles andere als einfach, die aufkommenden Emotionen zu unterdrücken, um rational handeln zu können. Aber in diesem Moment tragen sie nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für den Verletzten. Nach solch schwierigen Einsätzen trifft Serafin Siegele sich abends in einer ruhigen Runde mit seinen Mitarbeitern. Sie tauschen sich über den Einsatz aus, diskutieren, was hätte anders gemacht werden können, und klären, was beim nächsten Mal besser laufen muss. „Darüber zu reden ist enorm wichtig, um mit der psychischen Belastung umgehen zu können“, sagt Siegele. „Vor allem dann, wenn es Schwerverletzte oder Tote gab.“

Ein heldenhaftes Team

Doch auch an anderen Abenden trifft sich der Pistenchef mit seinem Team auf einer gemütlichen Hütte. Sie essen gemeinsam und plaudern über den Job und das Leben. Seine langjährigen Mitarbeiter, die gleichzeitig auch wahre Freunde für ihn sind, weiß Siegele sehr zu schätzen. Er ist zwar ihr Vorgesetzter, aber er sieht sich auf Augenhöhe mit ihnen.

Obwohl die Bergretter täglich sehr vielen Menschen helfen und nicht selten Leben retten, sagt Siegele ganz eindeutig: „Wir sind keine Helden, das wollen wir auch gar nicht sein. So wie Pizzaboten Essen ausliefern oder Ärzte Krankheiten heilen, versorgen wir verletzte Skifahrer auf den Pisten. Wir machen einfach nur unseren Job. Es ist unsere Aufgabe, Menschen zu helfen.“

Ein heldenhaftes Team. Foto: Pistenrettung Ischgl

Dennoch hat Siegele bei seiner Arbeit etwas sehr Wichtiges über das Leben und seine Mitmenschen gelernt. Verunglückte – egal ob jung oder alt, arm oder reich – sind immer dankbar, wenn man ihnen hilft. Wenn jemand verletzt auf der Piste liegt, macht es keinen Unterschied mehr, woher er kommt oder wie teuer der Ski-Anzug ist. In der Not sind alle Menschen gleich, und die Bergretter sind für alle Menschen in Ischgl da. Eindeutig ein heldenhaftes Team, finden wir.

 

 

Ebenfalls bei Lawinenunglücken im Einsatz: Rettungshunde

Sind Sportler Helden? Diese Frage wurde bereits in anderen Beiträgen diskutiert und noch immer ist kein Ergebnis in Sicht. Gerade Fußballer stehen oft in der Kritik, zu viel Geld zu verdienen, zu viel Aufmerksamkeit und Ruhm zu bekommen, und das, obwohl sie sich nicht richtig verhalten oder nicht entsprechend genug leisten. In diesem Interview kommt einer zu Wort, der mitten in diesem Business steckt.

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Welche Personen sind überhaupt Helden? Diese Frage klingt einfach, ist aber in Wirklichkeit sehr schwer. Die „Umstrittene Helden“-Serie des Heldenblogs wagt einen Antwortversuch. Marx ist seit 135 Jahren tot. Sein Werk und seine politischen Gedanken sind geblieben. Marx Schriften werden in Vorlesungen diskutiert und bieten Fundamente, auf die sich ganze Regierungssysteme stützen. Dieses Erbe hat sich Marx hart erarbeitet. Er wählte für sein Leben nicht den einfachsten Weg. Marie argumentiert: Karl Marx als Held.

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Karl Marx Statue in Leipzig

Welche Personen sind überhaupt Helden? Diese Frage klingt einfach, ist aber in Wirklichkeit sehr schwer. Die „Umstrittene Helden“-Serie des Heldenblogs wagt einen Antwortversuch.

Im derzeitigen „Karl-Marx-Jahr“ wird wieder viel über den Gesellschaftstheoretiker geredet. Auch Menschen, die dem Marxismus politisch nicht nahestehen, verfallen dabei oft in ein eine leicht verklärte Art der Heldenverehrung.  Meiner Ansicht nach zu Unrecht. Insbesondere weil ich selbst keineswegs alle Erkenntnisse von Marx für falsch halte, ist es meiner Meinung nach falsch und möglicherweise sogar gefährlich, sich nicht kritisch mit den Theorien dieses Menschen auseinander zu setzen. Warum Marx, für seine Zeit sicher ein kluger und analytischer Denker, kein Held war, erfahrt ihr in folgendem Artikel.

Kritik an der marxistischen Praxis

In der Vergangenheit wurde bereits oft der Versuch unternommen, die marxistische Theorie in der Praxis umzusetzen. Nach Marx soll der Weg zur klassenlosen Gesellschaft über den Sozialismus, eine sogenannten Diktatur des Proletariats, also der Arbeiterklasse, gegangen werden.

Als Gegenentwurf zum kapitalistischen Wirtschaftssystem, in dem Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, setzte der real existierende Sozialismus auf eine zentral gesteuerte Planwirtschaft, nach welcher ein Komitee aus Experten den Bedarf der Bevölkerung berechnet und produzieren ließ. Als negatives Beispiel ist die wirtschaftliche Lage in der ehemaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik) bekannt ­– auch noch in der Erinnerung vieler Betroffener. Das Problem der Planwirtschaft liegt in der Praxis in der Schwierigkeit begründet, den Bedarf von Menschen im Voraus zu berechnen. Es liegt in der Natur des Menschen, seine Bedürfnisse zu ändern, mit Trends zu gehen oder auch einen kompletten Wandel zu durchleben. Auf derartige Änderungen kann die statische Planwirtschaft so gut wie gar nicht reagieren, was Engpässe und Überproduktion zur Folge hat. In der DDR betrug die Wartezeit für ein Auto beispielsweise nicht selten über fünf Jahre. Ebenso waren lange Warteschlagen vor Geschäften, die gerade neue Ware geliefert bekommen hatten, nicht selten.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Schriften von Marx nicht eindeutig verstanden werden, unvollständig sind und viel Raum für Interpretation lassen. Beispielsweise beschrieb Marx nirgendwo, wie die marxistische Gesellschaft konkret auszusehen habe. Diese vagen Formulierungen führten in der Vergangenheit zu furchtbarem Missbrauch an dessen Spitze einige der furchtbarsten Diktatoren der Welt wie Stalin, Mao Zedong oder Pol Pot zu nennen sind. Diesen Missbrauch kann man Marx zwar nicht persönlich anlasten, dennoch zeigt es seine Fehleinschätzungen bezüglich der menschlichen Natur deutlich auf.

Kritik an der marxistischen Theorie

Den Marxismus hier auch nur ansatzweise voll auszuführen sprengt den Rahmen dieses Beitrags bei weitem. Deshalb hier ein Versuch, den Kerngedanken seiner Theorie verständlich auf den Punkt zu bringen.

Das Ziel des Marxismus ist eine klassenlose Gesellschaft. Das bedeutet, dass es keinen Privatbesitz an Produktionsmitteln wie z.B. Maschinen gibt. Diese Gesellschaft soll nach Marx eine in Frieden und Wohlstand lebende „ideale“ Gesellschaft sein. Erreicht werden kann diese jedoch nur durch eine internationale Revolution der Arbeiterklasse, die keine Produktionsmittel besitzt, gegen die Klasse der Kapitalisten, die Produktionsmittel besitzende Klasse, welche die Arbeiterklasse über die Lohnarbeit ausbeutet.

Hierbei fällt bereits auf, dass sich die Theorie von Marx auf historische Verhältnisse bezieht, die sich nicht eins zu eins auf die Gegenwart oder gar die Zukunft übertragen lassen. Bereits in der heutigen Welt ist eine Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse kein unabänderliches Schicksal mehr, wie es zu Marx Zeit nahezu der Fall war. Durch neue Technologien lässt sich darüber hinaus keine klare Trennung zwischen Produktionsmitteln und Nicht-Produktionsmitteln ziehen. Ein Notebook kann beispielsweise nur zum privaten Vergnügen eingesetzt werden aber genauso gut die Basis für die Gründung eines Unternehmens sein, welches Software verkauft oder Webseiten erstellt und betreut.

Zuletzt bedachte Marx bei der internationalen Revolution nicht, dass es zwischen verschiedenen Kulturen große Differenzen gibt, die ein internationales Zusammenwirken erschweren oder sogar unmöglich machen. Wie utopisch es ist, eine komplexe Idee wie den Marxismus international umzusetzen, sieht man vielleicht am besten daran, dass die heutige Welt noch weit von der grundlegenden Einhaltung elementarer Menschenrechte entfernt ist, da die Vorstellungen hier auseinander gehen. Beispielsweise ist es in China oder Japan möglich seine Menschenwürde zu verlieren, während diese in westlichen Gesellschaften als unantastbar gilt.

Warum also kein Held?

Warum Marx aus meiner Sicht definitiv nicht als Held, jedoch durchaus als großer Denker anzusehen ist, liegt unter anderem auch daran, dass sein Vermächtnis eher etwas ist, aus dem man lernen kann und sollte, als etwas, dem man nacheifern kann. Das Vermächtnis eines Helden ist für mich etwas, dass mehr Positives als Negatives für die Nachwelt bewirkt hat. Angesichts der 100 Millionen Todesopfern* weltweit , die zumindest in indirekter Verbindung zum Marxismus stehen, ist eine Verehrung mit Statuen und Denkmälern für Marx nicht angemessen.

Um es mal anders zu formulieren, vielleicht wäre Marx für mich ein Held gewesen, wenn er zu Lebzeiten eine Art Kommune gegründet hätte, die nach marxistischen Idealen lebt und unbestreitbar nachweist, dass die Theorie in der Praxis umsetzbar ist. Heute hingegen wird Marx von denen überschattet, die seine Theorien anstelle seiner selbst meist zum Negativen umgesetzt haben. Ob dies in Missverständnis oder böswilliger Fehlinterpretation begründet war, kann ich nicht beurteilen.

Zuletzt hat Marx der Welt auf jeden Fall Ideen und Analysen hinterlassen, jedoch keine Heldentaten.

* Schwarzbuch des Kommunismus, 1997

Beitragsbild: https://pixabay.com/de/marx-karl-kommunismus-historisch-2662378/

Vielleicht siehst du es ja anders. Lies hier die Gegendarstellung von Marie und stimme hier ab, ob Marx ein Held ist, oder nicht.