Memes sind die universelle Sprache des Internets: humorvolle und leicht verständliche Text-Bild-Kombinationen, die im digitalen Raum geteilt werden. Sie bringen komplexe Inhalte und kulturelle Phänomene auf den Punkt. Von Gesellschaftskritik bis zum kollektiven Austausch – Memes sind weit mehr als digitale Witze und behandeln auch Themen wie den Tod.
Wenn bekannte Persönlichkeiten sterben, dauert es meist nicht lange, bis sich neben den ersten Eilmeldungen auch Memes in den Informationsfluss auf sozialen Plattformen mischen. Diese mögen auf den ersten Blick wie flüchtige Belustigungen erscheinen, sind es aber keineswegs nur. Vielmehr können diese Memes als kulturelle Artefakte betrachtet werden, die Informationen, Emotionen und kollektive Erfahrungen in kompakte digitale Formate verpacken – so eben auch den Tod.
Ein Drachenritt ins Jenseits: House of the Dragon und die Meme-Kultur
Insbesondere der Tod von fiktiven Figuren in Filmen und Serien führt zu Wellen digitaler Nachrufe, die in Form von Memes in Onlinecommunities geteilt und diskutiert werden. So äußern Fans nicht nur ihre Meinung zum Figurentod, sondern verarbeiten durch den Austausch in Foren und Kommentarspalten auch kollektiv ihren Verlust.
Zahlreiche solcher Memes finden sich in den Fancommunities rund um George R.R. Martins Game of Thrones, dessen zahlreiches Figurensterben auch hier schon aufgegriffen wurde. Die Prequel-Serie House of the Dragon, deren zweite Staffel im Juni 2024 Premiere feierte und der Ursprungsserie hinsichtlich Figurentod in nichts nachsteht, wird online ebenfalls von solch emotionalen Memes begleitet (Vorsicht: Spoiler zu Folge 4 im nächsten Meme).
Nicht selten kritisieren Fans dabei auch das Geschehen, schlagen alternative Handlungen vor oder äußern ihren Unmut über den Verlust, was wohl mit den gehegten Sympathien für die Verstorbenen zusammenhängt. Bedeutend kritischer und polarisierender sind allerdings jene Memes, die sich auf den Tod von realen Personen beziehen.
Tod und Tadel: Memes als gesellschaftlicher Spiegel
Wie unterschiedlich Memes zu prominenten Verstorbenen ausfallen, zeigt die Meme-Serie Queen Elizabeth II’s Death der Website Knowyourmeme auf. Die vielfältigen Beiträge zum Tod der britischen König am 8. September 2022 haben eine politische und gesellschaftliche Ebene, indem sie zu verschiedenen Themen Kritik äußern.
So thematisieren einige Beiträge die gespaltene irische Beziehung zur Monarchie oder verweisen auf die koloniale Seite der Krone. Andere Memes wiederum beziehen das Ereignis auf das Weltgeschehen. Ein weiteres zeigt den Sensenmann beim russischen Roulette und bedauert mit kurzem Text, dass es statt der Queen keinen russischen Autokraten getroffen hat.
Meme-Kater im Schatten der Monarchie
Ein weiteres tragisches Meme mit Todesnachricht, welches sich an jenem Tag in die digitalen Nachrufe auf Foren wie Reddit reiht, betrauert das Ableben des memebekannten Katers Thurston Waffles. Unglücklicherweise verstarb der weiße Kater, der als schrill klingende Meowing Cat auf der Videoplattform Vine viral ging, nur wenige Stunden vor der britischen Monarchin.
In weiteren Beiträgen beklagt dessen Community deshalb nicht nur sein Ableben, sondern auch die fehlende Aufmerksamkeit in der Community durch den Tod der Königin:
„News of his death triggered a global outcry in the meme and cat community; however, it was overshadowed by the death of the Queen of England who passed on the same day.“ (Eintrag auf cats.fandom.com)
Kabosu wird zur Memetier-Legende
Zu ebenso großer Bestürzung führte die Nachricht über den Tod der Shiba-Inu-Hündin Kabosu, die durch ihren skeptischen Blick zuerst zum Internetmeme und schließlich zum Logo eines Kryptounternehmens wurde. Ihr Tod veranlasste auch Medien abseits von 4chain- und Reddit-Foren zu einer Berichterstattung, weshalb sich die Todesnachrichten über die Online-Communities hinaustrugen und dazu führten, dass im Heimatort von Kabosu eine Gedenkstätte für sie errichtet wurde. Jene Würdigung und Aufmerksamkeit, die sich die Community um Thurston Waffles nur hätte wünschen können.
Digitale Endzeitstimmung: der metaphorische Tod
Memes sind auch Werkzeuge, mit denen gesellschaftliche Missstände aufgezeigt und kommentiert werden können. Doch muss nicht zwingend jemand sterben, um sich mit dem drohenden Ende des Lebens auseinanderzusetzen. Ein Meme, das symbolisch genau dafür steht, ist das This is fine-Meme eines Comic-Hunds, der in einem brennenden Raum sitzt und gelassen „This is Fine“ sagt. Es drückt aus, wie Akzeptanz und Verleugnung von Problemen zum Tod führen.
Totgelacht: eine ironische Perspektive
Ob durch Humor, Kritik oder ernsthafte Reflexion: Memes erlauben uns eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Tod. Dabei ist es nur allzu ironisch, dass Memes selbst sterben, sobald sie nicht mehr weiter geteilt, kommentiert oder bearbeitet werden und dadurch in digitale Vergessenheit geraten. Ihre Logik selbst ist eine digitale Metapher des Todes.
Beitragsbild: Antonia Lehn
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Super Meme Beispiele – besonders interessant fand ich den Abschnitt über Memes als gesellschaftlicher Spiegel.