Blondes Haar wurde als Schönheitsideal immer hoch geschätzt. Im letzten Jahrhundert verbreiteten sich auch weniger positive Vorurteile gegenüber Menschen mit blondem Haar. Das blonde Gift, die blonde Sexbombe, die dumme Blondine und der typische Surferboy – es gibt einige moderne Klischees. Doch welchen Ursprung haben diese stereotypen Vorstellungen?

Bereits in der Antike galt blondes Haar als Schönheitsmerkmal. Man schrieb es göttlichen Gestalten zu und verband die Farbe mit Sonnenlicht und Gold. So stellten die Griechen viele ihrer Götter mit blondem Haar dar, und die Römerinnen versuchten ihr Haar zu bleichen oder ließen sich blonde Perücken anfertigen. Auch im Mittelalter und in der Neuzeit war das weibliche Schönheitsideal blond. Die Haarfarbe wurde zum Symbol für Reinheit, Unschuld und Sanftmut. Da das Haar bei den meisten blonden Menschen in der Kindheit sehr hell ist und später nachdunkelt, wurde und wird vor allem helles Blond außerdem mit Jugendlichkeit assoziiert.

Die mit blondem Haar verbundenen Konnotationen waren also im Laufe der Geschichte immer sehr positiv. Traurige Popularität hatte blondes Haar im Nationalsozialismus. Blond und blauäugig – das war für die Nationalsozialisten optisch der ideale „Arier“. Diese rassistische Ideologisierung blonden Haars bildete einen traurigen Höhepunkt in der Geschichte der Haarfarbenstereotypen. Mit Ende des Krieges traten aber rasch ganz andere Klischees und Vorstellungen bezüglich der begehrten Haarfarbe in den Vordergrund.

Marilyn Monroe, in "The Prince and the Showgirl" 1957. By Milton H. Greene [Public domain], via Wikimedia Commons

Marilyn Monroe, in „The Prince and the Showgirl“ 1957. By Milton H. Greene [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Hollywood-Blondine

Literaturbranche und Hollywood verbreiteten im 20. Jahrhundert mehrere typische, immer wiederkehrende Blondinen-Stereotype. Eines der ersten ist das des blonden Engels. Dieses Klischee wurde bereits 1910 von Schauspielerinnen wie Mary Pickford verkörpert. Es handelt sich um brave, unschuldige, sanftmütige und natürlich hübsche junge Frauen mit blondem Haar. Diese müssen im Film vor bösen Angriffen gerettet oder aus anderen Gründen beschützt werden.

Einen absoluten Gegensatz dazu bildet das blonde Gift. Eine gefährliche Blondine, die als Femme fatale Männer um den Finger wickelt. Sie ist weder naiv noch unschuldig, sondern spielt mit ihren Reizen.

Diesen recht nahe sind die blonden Sexbomben, wie sie zum Beispiel schon in den 1930er Jahren durch Jean Harlow verkörpert wurden. Diese war bekannt für ihr wasserstoffblond gebleichtes Haar. Die Sexbombe ist hilfsbedürftig, materialistisch und betört Männer mit ihrer naiv erotischen Ausstrahlung. Mit ihrer Rolle der Lorelei Lee in „Gentlemen Prefer Blondes“ (1953) wurde die blonde Filmikone Marilyn Monroe zum Sexsymbol des weißen Amerikas der 1950er Jahre.

Wasserstoffblond wurde zur „Glamour-Haarfarbe“ der weiblichen Filmstars. Und so wurde die Blondierung auch unter „normalen“ westlich orientieren Frauen beliebt. Die Haarfarben-Marke Clairol warb in den 1960er Jahren mit dem Slogan „Is it true… blondes have more fun?“ für Blondierung und Haaraufheller. Auf den Werbeanzeigen ist immer eine lachende Blondine zu sehen, meist in Gesellschaft eines Mannes. Die Anzeigentexte versprechen ein besseres Leben als blonde Frau. Ihnen würden Türen aufgehalten, sie hätten mehr Spaß und auch die Männer würden blonde Frauen lieben. Solche oberflächlichen Werbekampagnen suggerierten, um ein angenehmes Leben zu haben, müsse man nur blond sein.

Google Bildersuche, Screenshot 11.06.18

Clairol Werbekampagne „Blondes have more fun“ 1960er Jahre (Googlebildersuche, Screenshot)

Was macht ’ne Blondine in der Wüste?

Aus solchen Werbekampagnen und Vorbehalten gegenüber blondiertem und damit „unechtem“ Haar sowie verschiedensten Hollywood-Klischees entwickelte sich in den USA in den 1980er Jahren das Stereotyp der jungen, naiven, dummen Blondine. Besonders hellblond blondierte Frauen wurden mit dem Vorurteil belegt. Dabei entstanden auch die sogenannten „Blondinenwitze“, die rasch auch den deutschsprachigen Raum erreichten.

Auffällig ist dabei, dass hierzulande eigentlich nur Frauen unter Blondinen-Klischees leiden. Die vielen Witze handeln immer nur von blonden Frauen, Blondinen eben, die sich ausgesprochen blöd anstellen. Gibt es überhaupt ein deutsches Wort für männliche Blondinen? In den USA hingegen gibt es ein männliches Pendant, oder zumindest ein männliches Blondinen-Klischee: Der typische „Surferboy“ oder „Surfer Dude“ hat blondes Zottelhaar und außer Surfen nicht viel im Kopf.

Studien haben untersucht, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Haarfarbe und Intelligenz gibt. Das wenig überraschende Ergebnis: Blondinen sind genauso intelligent, wie Frauen mit anderen Haarfarben. Man könnte meinen, der Blondinenwitz und die damit einhergehenden Vorurteile wären heute schon längst wieder überholt. Doch es gibt Studien und Experimente, die zeigen, dass sich die Vorurteile, Blondinen seien weniger intelligent als Frauen mit anderen Haarfarben, im Unterbewusstsein vieler Menschen, speziell dem vieler Männer, festgesetzt haben. Es kann also wohl noch dauern, bis sich diese Vorurteile wirklich auflösen. Und solange es Haarfarben gibt, wurden und werden ihnen wohl auch Bedeutungen zugeschrieben.

 

Während blonde Menschen erst seit einigen Jahrzehnten mit Vorurteilen kämpfen, war rotes Haar schon im Mittelalter mit negativen Vorstellungen belegt.

Weitere Quellen:

Ralf Junkerjürgen: Von dummen Blondinen und jähzornigen Rothaarigen. Zur Geschichte und Entwicklung von Stereotypen um Haarfarben. In: Blick in die Wissenschaft, Heft 24, 20. Jg., Regensburg 2011, S. 3-7.

Roland Girtler: Mythos und Faszination der Haarfarbe Blond. Kulturanthropologische und kulturethologische Betrachtungen. In: Hartmut Heller (Hg.): Matreier Gespräche. Kulturethologie zwischen Analyse und Prognose, Wien 2008, S. 196-209.

4 Kommentare
  1. Luna
    Luna sagte:

    Es ist wirklich auffällig wie sehr so ein Stereotyp in den alltäglichen Sprachgebrauch übergeht und man sich irgendwann kaum noch Gedanken darüber macht. Ich bin selber blond und kann wunderbar über Blondinenwitze lachen. Vielleicht auch weil wir ja im Grunde wissen, dass das alles nicht ernst gemeint ist. Aber trotzdem ist es spannend wie selbstverständlich diese „Abwertung“ geworden ist und wie wenig Gedanken wir uns darüber machen.

  2. Luisa Wellert
    Luisa Wellert sagte:

    Ich bin auch blond, und habe mich schon oft gefragt, warum das eigentlich Blondinen- und nicht zum Beispiel Brünette-Witze gibt. Irgendwie macht das meiner Meinung nach absolut keinen Sinn, Menschen auf ihre Haarfarben zu reduzieren. Warum auch? Mir geht es wie Luna, Ich mag meine Haarfarbe UND kann über Blondinenwitze lachen 🙂 Schöner Artikel!

  3. Lara Eberl
    Lara Eberl sagte:

    Ja, auch als Blondine kann man über Blondinen-Witze lachen, wobei die meisten schon ziemlich ausgelutscht und nicht mehr besonders lustig sind 😀 Ich denke, die meisten Leute wissen, dass Blondinen-Witze wenig mit der Realität zu tun haben und nehmen sie deswegen auch nicht ernst. Um so erschreckender, dass immer noch viele Menschen Blondinen für weniger intelligent halten oder sie so behandeln, das habe ich nämlich auch schon oft erlebt…

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