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Womöglich ist jeder schon einmal aus dem Kinosaal gewandert, nachdem man endlich die lang erwartete Verfilmung des letzten Lieblingsbuches auf der großen Leinwand gesehen hat, und konnte sich diesen einen, oftmals weit verbreiteten Gedanken nicht verkneifen: „Okay, aber das Buch war irgendwie besser.“ Versuchen wir doch etwas Licht ins Dunkel zu bringen und zu klären, was die eigene Vorstellungskraft und das Eintauchen in fiktive Welten mit diesem Phänomen zu tun haben.

Vor dem Kinobesuch sind wir tief in diese Welt der Buchstaben eingetaucht, haben bei jedem Weiterblättern das Papier zwischen unseren Fingern gespürt und eine Seite nach der anderen verschlungen. Wir haben unserer Fantasie freien Lauf gelassen und Charaktere und Orte in unsere Köpfe projiziert – um uns dann ein visuelles Spektakel vor Augen zu führen, das in keiner Weise jemals unseren Vorstellungen entsprechen könnte.

Dabei bewegt sich die Wahrnehmung von Literaturverfilmungen innerhalb eines breiten Spektrums: von renommierten Buchadaptionen wie „Der Pate“, „Forrest Gump“ oder „Das Schweigen der Lämmer“ bis zu Verfilmungen, die eher als Flop gelten, zum Beispiel „Fifty Shades of Grey“, „The Circle“ oder „Das Parfüm“. Darüber hinaus gibt es einige wahre Klassiker, bei denen die Buchvorlage tendenziell unbekannter ist, so etwa „Jurassic Park“, „Fight Club“, „Blade Runner“ oder diverse Werke von Stanley Kubrick und Alfred Hitchcock. Ein anderer Faktor, der in die Rezeption hineinspielt, ist der Umfang der Vorlage: Die Bekanntheit und der Anspruch einer mehrteiligen Buchreihe („Harry Potter“, „Der Herr der Ringe“) sind logischerweise höher als bei der Verfilmung einer Kurzgeschichte, die oft lediglich eine Inspiration für das Drehbuch darstellt („Minority Report“, „Das Fenster zum Hof“, „2001: Odyssee im Weltraum“).

Das Bauchgefühl sagt also gerne mal, dass die Mehrheit der Meinung wäre, das Buch sei besser gewesen. Tatsächlich überprüft wird das aber eher selten. In diesem Zusammenhang hat das audible magazin eine Studie durchgeführt, die über 100 bekannte Buchtitel mit Filmadaptionen vergleicht. Dazu wurden Userbewertungen der Reviewplattformen Goodreads und IMDb herangezogen und in einem Diagramm dargestellt.

Die Werke verteilen sich sehr breit entlang der positiven Trendlinie, allerdings auch in Richtung schlechtere Bewertungen. Die ausgewählten Buchvorlagen schneiden sowohl schwächer als auch besser als die Verfilmungen ab. Jedoch kann man nicht davon ausgehen, dass jede Person, die eine Verfilmung gesehen hat, zuvor ein Urteil über das Buch gefällt hat. Denn in der Regel sind es dann natürlich die Leser, die tatsächlich eine Aussage über den Vergleich von den beiden Versionen treffen können – und der fällt bekanntlich hin und wieder negativ aus. Aber warum ist das so? Für eine möglichst genaue Antwort auf diese Frage schauen wir uns Hintergründe und Einschätzungen aus der Wissenschaft an.

Medium versus Medium

Die Herausforderung einer Verfilmung besteht darin, das adaptierte Werk aus seiner Form zu entbinden und den technologischen und strukturellen Voraussetzungen des Films zu entsprechen. Dabei muss eine Balance zwischen Werktreue und künstlerischer Interpretation der Filmemacher geschaffen werden. Der wohl größte Unterschied zwischen den beiden Medientypen sind die sogenannten Zeichensysteme. Literatur bedient sich der Schrift und verbindet somit den ästhetischen Reiz von Papier, Wortwahl und Erzählperspektive. Den Film charakterisieren die audiovisuelle Erzählebene und damit der „kinematographische Code“, das heißt allen voran Bild, Ton und Sprache.

Aus diesem Gegensatz ergeben sich einige Hauptkritikpunkte bei Vergleichen von Büchern und deren filmischen Adaptionen. Die begrenzte Laufzeit von Filmen und die ebenso limitierte Aufmerksamkeit der Rezipienten müssen sich mit der Detailliertheit und zeitlichen Unbegrenztheit von literarischen Werken messen. Die Gefühls- und Gedankenwelt von Charakteren kann textlich viel einfacher und intensiver eingefangen werden, als es ein Schauspieler jemals darstellen könnte. Trotz der bildlichen Erzählebene des Films muss dieser oft an inhaltlicher Tiefe einbüßen. Denn Literatur vermittelt eine präzise Vorstellung der Autoren über die fiktive Welt und lässt gleichzeitig ausreichend Raum für Interpretation. Diese aktive Förderung von Fantasie ist in Büchern individuell auf jede Person zugeschnitten. Lesende nehmen somit verschiedenste Details sehr unterschiedlich wahr und malen sich eigene Welten aus, in die sie hineingesogen werden.

Immersion, Imagination und Individualität

Gemäß der Literaturwissenschaftlerin Sandra Poppe ist unsere Verarbeitung von visueller Wahrnehmung ein zentraler Aspekt der Immersion, also der gefühlten Präsenz durch vollkommenes Eintauchen in fiktive Welten. Auch wenn die Zugänge unterschiedlich sind, bieten sowohl Text als auch Film durch die Gestaltung eines fiktionalen Hintergrunds eine Plattform für Bedeutungserzeugung und Sinnvermittlung. Die Medienkulturwissenschaftlerin Robin Curtis argumentiert demnach, dass Immersion bei Zuschauenden durch die tatsächlich sichtbare Raumwahrnehmung im Film entsteht. In der Literatur entwickelt sie sich erst durch aktive Beteiligung der Lesenden an der räumlichen Imagination.

Verfilmung Buch Leinwand Kino

© Anja Weber

Jedes Lesen eines Textes ist eine eigene Vision, eine persönliche Adaption von Papier auf die Leinwand des inneren Auges. Filmwelten werden den Zuschauenden aber mit einer festgelegten Visualisierung als unveränderlich präsentiert. Dadurch ist es unmöglich, alle vorausgegangenen Fantasien der Lesenden zu erfassen, geschweige denn umzusetzen. In Büchern werden Welten mit individuellster Vorstellung entworfen und Handlungslücken mit eigener Vorstellungskraft gefüllt. In Filmen müssen hingegen häufig komplexe Handlungsstränge kompensiert und Szenen zum Verständnis entfernt oder erfunden werden. Aus diesem Grund werden auch regelmäßig Charaktere weggelassen, beispielsweise der mythische Tom Bombadil aus „Der Herr der Ringe“, der Poltergeist Peeves aus „Harry Potter“ oder Katniss‘ beste Freundin Madge Undersee aus „Die Tribute von Panem“. Es wäre reiner Zufall, wenn Filmschaffende auch nur eine einzige Fantasie eines ganz bestimmten Lesers genauso treffen würden. Den spezifischen Erinnerungen und Bildern im Kopf, die man oft über viele Stunden verinnerlicht hat, kann die Verfilmung daher kaum gerecht werden.

Genauso muss die Verfilmung aber als ein individuelles, künstlerisches Erzeugnis gesehen werden. Filmemacher sollten die Freiheit besitzen, ein Werk nach eigenen Vorstellungen und Interpretationen zu erschaffen  ohne das Buch aus den Augen zu verlieren. Das Gleichgewicht von Werktreue und eigenständiger Auslegung ist eine Gradwanderung: Weder sollte man sich zu eng an die Vorlage halten, noch sich zu weit von ihr entfernen. Gleichzeitig sind die Rahmenbedingungen der beiden Medien zweierlei: Das filmische Endprodukt ist ein heterogenes Zusammenspiel diverser Vorstellungen von Regisseuren, Drehbuchautoren, Kameraleuten, Cuttern, Tontechnikern und so weiter, während ein Buch mehr oder weniger aus einem homogenen Guss des Autors kommt.

Die Notwendigkeit des Vergleichs

Kann und soll man Literatur und ihre Verfilmung dann überhaupt vergleichen? Wenn die Medientypen ohnehin so verschieden, die Kontraste in Form und Inhalt unvermeidbar und die Wahrnehmungen zu individuell sind? Die Antwort ist „Ja“! Die Unterschiede von bedeutenden Romanen und Filmadaptionen fordern den Vergleich und damit auch die Polarisierung geradezu heraus. Wann immer sich jemand Literatur annimmt und sie filmisch inszeniert, kann und muss dieses Ergebnis hinterfragt und verglichen werden. Wie wir fiktive Welten wahrnehmen und in sie eintauchen, individuelle Fantasien und Erlebnisse aus ihnen ziehen und letztlich ganz eigene Ansprüche an Verfilmungen stellen: Die daraus entstehende Diskussion und kulturelle Auseinandersetzung von Papier und Leinwand ist womöglich sogar das, was Buchverfilmungen erst so spannend macht. Abschließend gilt also zu sagen:

„… erstens ist jedes Buch unverfilmbar

und zweitens nur so lange, bis es verfilmt wird.“

– Andreas Kilb, deutscher Filmkritiker

 

Literatur:

Curtis, R. (2008). Immersion und Einfühlung. Zwischen Repräsentationalität und Materialität bewegter Bilder. montage AV. Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, 17 (2), 89-107.

Henneberg, R. (2019). Diese Filme sind als Hörbücher besser. Abgerufen am 31. Mai, 2019, von https://magazin.audible.de/film-vs-buch-vs-hoerbuch/.

Hurst, M. (1996). Erzählsituationen in Literatur und Film: Ein Modell zur vergleichenden Analyse von literarischen Texten und filmischen Adaptionen. Tübingen: Max Niemeyer Verlag.

Marie, V. (2011). Die Schwierigkeiten einer Literaturverfilmung am Beispiel von Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“, verfilmt von Tom Tykwer. Hochschule Mittweida, Mittweida.

McFarlane, B. (2007). Reading film and literature. In D. Cartmell & I. Whelehan (Hrsg.), The Cambridge Companion to Literature on Screen. New York: Cambridge University Press.

Poppe, S. (2007). Visualität in Literatur und Film: Eine medienkomparatistische Untersuchung moderner Erzähltexte und ihrer Verfilmungen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

 

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Filmplakat Paranormal Activity

„Paranormal Activity“ zählt zu den rentabelsten Horrorfilmen aller Zeiten. Der Low-Budget-Film spielte Millionen an den Kinokassen ein. Viele vermuten hinter dem Erfolg die Darstellung des Bösen im US-amerikanischen Erfolgsstreifen. Mit seiner Geisterdarstellung versucht Regisseur Oren Peli die Angst der Zuschauer*innen vor dem Unbekannten zu wecken. Außerdem spielen auch die gelungenen Marketing-Aktionen eine nicht unwesentliche Rolle für den Erfolg des Films.

Im Jahr 2009 durfte eine ausgewählte Anzahl von Personen den neuen Horrorfilm „Paranormal Activity“ zum allerersten Mal im Kino schauen. Die Reaktionen der Zuschauer*innen wurden aufgezeichnet. Versteinerte Mienen, weit aufgerissene Münder und mit den Händen verdeckte Gesichter sind in diesem kurzen Video zu sehen. „Paranormal Activity“ zählt zu den schlimmsten Horrorfilmen der letzten Jahre.

Entstehungsgeschichte

Die Idee für den Film stammt von dem US-amerikanischen Filmemacher Oren Peli. Bis dato hatte er noch keinen Film selbst produziert. Ausgestattet mit einem Budget von 15.000 US-Dollar, seinem eigenen Haus als Drehort und zwei Schauspieler*innen, begann er den Dreh. Es gab kein konkretes Skript. Die Schauspieler*innen hatten einen groben Handlungsablauf vorgegeben, woraus sich die Dialoge ergaben. Der ganze Film ist im „Found Footage“-Stil gehalten. Das heißt, es wird der Eindruck erweckt, die Hauptcharaktere filmten sich selbst mit einer Handkamera und dokumentierten ihr Leben. Oft wird der Film deshalb mit dem vor zehn Jahren gedrehten, pseudodokumentarischen „Blair Witch Project“ verglichen. Innerhalb einer Woche war der Film abgedreht.

Die Handlung

Katie schlafwandelt und beobachtet ihren Freund Micah über Stunden. Die Kamera zeichnet alles auf. (Screenshot; © Paramount Pictures)

Die beiden Hauptcharaktere Katie Featherston und Micah Sloat behalten auch ihre Vornamen für den Film. Das junge Paar lebt in einem netten, kleinen Häuschen in San Diego. Als Katie eines Nachts seltsame Geräusche hört, stellt ihr Freund Micah eine Kamera im Schlafzimmer auf, um die Sache aufzuklären. Aber die nächtlichen Ereignisse verschlimmern sich.

Die Schlafzimmertür knallt zu, der Kronleuchter fällt von der Decke und Katie schlafwandelt. Schon als Kind hatte Katie mit solchen paranormalen Ereignissen zu kämpfen. Micah sieht es nicht ein, die Kamera zu entfernen, da er denkt, dem Spuk so Einhalt zu gebieten. Doch da irrt er sich. Die Phänomene werden immer schlimmer, bis diese zu einem schrecklichen Höhepunkt gelangen.

Der Geist in „Paranormal Activity“

Obwohl der Geist in „Paranormal Activity“ nie in Erscheinung tritt, jagt er den Zuschauer*innen dennoch einen gehörigen Schrecken ein. Der Film spielt mit der Furcht vor dem Unsichtbaren. Dazu nutzt der Regisseur die Angst der Zuschauer*innen vor dem Unbekannten. Dass man nicht genau weiß, wovor man sich eigentlich fürchtet, macht die Situation umso gruseliger. Der Geist tritt nie als Person oder als Gestalt auf. Man kann lediglich seltsame Geräusche vernehmen und das Bewegen von Gegenständen beobachten. Als der Geist aber auch nicht mehr davor zurückschreckt, Katie aus dem Bett zu ziehen und zu verletzten, wird klar: Mit ihm ist nicht zu spaßen. Besonders gruselig wird es dann, wenn der/die Zuschauer*in merkt, dass der Geist von Katie Besitz ergriffen hat und sie nicht mehr dieselbe ist. Plötzlich ist sie zu schrecklichen Taten fähig.

Im Laufe des Films vollzieht sich die klassische Steigerung der Ereignisse bis  zu einem absoluten Höhepunkt. Was zunächst nur harmlose Poltergeisterscheinungen sind, entpuppt sich als wahrhafter Horror. Durch die langsame Steigerung wird der/die Zuschauer*in in die Situation der Protagonist*innen versetzt. Jede Nacht ist durch die Kamera dokumentiert, so ist man scheinbar live dabei. Die sehr authentische Darstellung der Schauspieler*innen verstärkt diesen Eindruck noch. Auf spannungssteigernde Musik wird gänzlich verzichtet. Stattdessen kündigt ein tiefer Brummton an, dass gleich wieder etwas Unheimliches passieren wird. Auf diese Weise wird die Spannung noch mehr gesteigert.

Der Film hat für seine Geisterdarstellung viel Kritik einstecken müssen. „Paranormal Activity“ weckt in Zuschauer*innen die Angst vor dem unsichtbaren Bösen. Das ist jedoch keine wirklich tiefgreifende Angst. Es geht eher darum, sich in regelmäßigen Abständen zu erschrecken wie in einer Geisterbahn. Außerdem spiegelt es unsere Kindheitsängste wieder: Ein Monster könnte sich nachts im Zimmer aufhalten und sich unter dem Bett oder im Schrank verstecken. Bei Katie wird diese Angst zur Realität. Natürlich kommt dadurch auch Gruselatmosphäre auf. Horrorklassiker bedienen sich aber meist noch anderer, tiefgreifenderer Ängste. Es handelt sich bei Pelis Werk um eine eher einfach gehaltene Schauergeschichte und nicht um ein filmisches Meisterwerk.

Die Erfolgsgeschichte

Trotz der Kritik funktioniert das Erfolgskonzept: Dies hängt aber auch mit den Marketing-Aktionen des Herausgebers „Paramount Pictures“ zusammen. Durch einen „Demand it“ (dt.: Verlange es)-Button auf der Facebook-Seite von „Paramount Pictures“ konnte jeder/jede darüber abstimmen, ob „Paranormal Activity“ in seiner/ihrer Stadt gespielt werden soll. Die 20 Städte mit den meisten Klicks bekamen den Film zuerst zu sehen. Außerdem wurde eine „Tweet your scream“ (dt.: Teile deinen Schrei)-Kampagne ins Leben gerufen. So gibt es noch heute überall im Internet Videos, wie Zuschauer*innen den Film schauen und sich dabei filmen, wie sie sich erschrecken. Nach der offiziellen Premiere in der ganzen USA gingen die Kinobesuche durch die Decke. Weltweit spielte der Horrorfilm 190 Millionen US-Dollar ein. Diese Marge kann sich sehen lassen. Mit einem derartigen Erfolg des Streifens hatte wohl selbst der Regisseur nicht gerechnet.

„Paranormal Activity“ ist ein durchaus sehenswerter Film, vor allem für Zuschauer*innen, die sich gerne gruseln. Zu viel Tiefe darf man jedoch nicht erwarten, auch bei den Hauptcharakteren nicht. Die Geisterdarstellung ist dem Regisseur Oren Peli definitiv gelungen. Denn nachdem man Paranormal Activity“ gesehen hat, ist jeder froh, wenn er/sie nicht alleine schlafen muss.

Wer sich noch nicht genug gegruselt hat, kann gerne hier klicken für noch mehr schaurig schöne Horrorfilmtipps.

 

Beitragsbild: Tom Small, CC BY-SA 2.0, Ausschnitt.

Ein Filmeabend mit Freunden ist etwas Schönes: Auf dem gemütlichen Sofa wird’s kuschelig eng. Hier und da ertönen Knabbergeräusche. Fleißig werden selbstgemachtes Popcorn, Chips und M&M’s gemampft – das beste Catering, was es für diesen Anlass gibt. Dann opfert sich einer, steht auf und macht das Licht aus, damit es noch gemütlicher wird. Hoffnungsvoll sitzen nun alle vor dem Fernseher. Film ab! Aber welcher nur? – Das ist die große ungemütliche Frage. Die Auswahl des Films kann manchmal echt schwierig sein. Wie wär’s mit einem Abend unter dem Motto „Haare“? Ich habe mich auf die Suche nach haarigen Blockbustern und cineastischen Haarwundern gemacht. Drei davon stelle ich euch hier vor. Weiterlesen

Disney Rapunzel

Sie ist eine der berühmtesten Prinzessinnen unserer Zeit: Rapunzel. Viele Generationen kennen die Geschichte des Mädchens mit dem langen Zopf, das seine gesamte Jugend eingesperrt in einem Turm verbringen musste. Nach den Gebrüdern Grimm und einigen Filmemachern hat sich Disney 2010 an die Biografie der Blondine gewagt, eine Serie gibt es seit Kurzem auch. Ich habe mich mit der Protagonistin von „Rapunzel – Neu verföhnt“ getroffen. Ein (nicht ganz reales) Gespräch über Haare und Disneys Frauenbild.

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Was macht Filmstars zu Heldinnen? Nicht alle Kino-Stars sind es ein Leben lang. Viele Kinderstars können nicht an ihren Erfolg anschließen. Ein Blick auf die Lebenswege von fünf weiblichen Leinwand-Heldinnen zeigt: Auch Diven mussten kämpfen. Viele verkörperten in ihren Filmen Frauenbilder, die sie privat ablehnten. Eine Spurensuche bei Katharine Hepburn, Bette Davis, Audrey Hepburn, Ingrid Bergman und Marilyn Monroe.

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Selten hat ein Protagonist einer Serie so eine große Entwicklung durchgemacht wie Walter White in Breaking Bad – inklusive seiner Haare. Diese entwickeln sich während der Serie parallel zu seiner Persönlichkeit. Neben seiner Frisur sind auch die Frisuren der anderen Figuren symbolisch aufgeladen. Und da die von Hairstylisten inszenierten Frisuren im Film selten ihre verdiente Aufmerksamkeit bekommen, soll sich das jetzt ändern.

 

Breaking Bad und Hairstylist? Wer diese Serie kennt, wird jetzt vermutlich lachen, denn ein auffälliges Stilmittel ist nicht nur Walter Whites Frisur, sondern auch die der anderen männlichen Protagonisten – nämlich die Glatze.

Quelle: @breakingbadedits, Instagram

Dieses Mem (deutscher Begriff für Meme, geht zurück auf Richard Dawkins) ging mit der Bildunterschrift „Kelly Nelson has the easiest job in the history of jobs“ durch das Internet. Natürlich finde ich nicht, dass Kelly Nelson den leichtesten Job der Welt hat. Wie meine Film-Dozentin immer so schön gesagt hat: „Film kostet Geld. Da passiert nichts zufällig!“ Und vor allem nicht, wenn die Glatze sich so durch die Serie zieht. Was steckt demnach hinter Nelsons Glatzen-Symbolik in Breaking Bad?

 

 

Vom Chemie-Lehrer zum Drogenbaron

Der erste Wendepunkt in Walter Whites Geschichte ist seine eher aussichtslose Krebsdiagnose. Aus diesem Schicksalsschlag heraus entscheidet er sich zu einem drastischen Schritt. Anstatt weiter Chemie-Unterricht in einer High School zu geben, kocht er Crystal Meth, um seiner Familie nach seinem Tod genug Geld zu hinterlassen. Für manche zur Einstimmung, für andere zur Wiederholung, gibt es hier eine kleine Zusammenfassung der fünf Staffeln Breaking Bad in drei Minuten:

 Je weniger Haare desto gewalttätiger

Wie man im Mem oben sehen kann, hat fast der ganze Männercast der Serie wenige Millimeter lange bis gar keine Haare. Im Allgemeinen beobachtete ich während der Serie Folgendes: je weniger Haare die Figuren haben, desto gewalttätiger, gefährlicher und teilweise auch böser werden sie. Das folgt ganz dem Vorbild anderer Bösewichte der Filmgeschichte wie Ernst Blofeld bei James Bond oder Lord Voldemort in Harry Potter.

Walter White Jr. und Gale Boetticher sind die einzigen beiden sympathischen, netten und ungefährlichen männlichen Hauptfiguren der Serie. Und guess what, sie haben beide volles Haar. Die einzige Waffe, die die beiden haben, ist vielleicht ihre Sensibilität oder ihre geradezu naive Nettigkeit.

Saul Goodman mit seiner immer perfekt sitzenden Haartolle steht in dieser Theorie freilich für sich. Er ist zwar der kriminelle Anwalt, macht sich jedoch nie die Hände schmutzig und wahrt den Schein des seriösen Anwalts, sodass er mit seiner perfekten Frisur keine direkte Gefahr oder Gewalt ausstrahlt.

In den frühen Folgen der Serie haben außerdem die zwei Hauptfiguren Jesse Pinkman und Walter White eine normale, unauffällige Kurzhaarfrisur. Als die beiden im großen Stil in die Drogengeschäfte einsteigen wollen, hadern sie noch sehr oft mit ihrem Gewissen, haben noch eine Spur von Moral und bringen es kaum über sich, Gewalt anzuwenden oder jemandem umzubringen.

Walter White alias Heisenberg

 Erst nachdem Walter seine Lungenkrebsdiagnose erhalten und das erste Mal mit bloßen Händen jemanden umgebracht hat (Staffel 1 Folge 3), entscheidet er sich, seine ausfallenden Haare abzurasieren (Staffel 1 Folge 6). Sein Gewaltpotenzial ist zu diesem Zeitpunkt schon beunruhigend gestiegen. Um gegenüber dem konkurrierenden Drogenboss Tuco furchteinflößend zu wirken, entscheidet sich Walter zu diesem Frisurenwechsel. Kurz darauf verursacht er in Tucos Hauptquartier eine Explosion – mit der neuen Frisur beginnt Walter also, sein Gewaltpotenzial so richtig auszuschöpfen. Darüber hinaus ist dieser Frisurenwechsel ebenfalls symbolisch eine Transformation in Walters Persönlichkeit. Nicht nur sein Charakter verändert sich zum Bösen hin, sondern er erschafft zu diesem Zeitpunkt ebenfalls sein Alter Ego Heisenberg, den Drogenbaron. Seine neue Frisur steht folglich für seine neue Identität. Die alte Identität des unscheinbaren, passiven und unterdrückten Verlierers legt er als glatzköpfiger, furchteinflößender Heisenberg ab. Diesen Übergangsritus des Frisurenwechsels kennen wir aus unserem Alltag, wenn wir uns passend zu einem neuen Lebensabschnitt, beispielsweise nach einer Trennung, verändern wollen.

Am Ende der Serie erleben wir Walter als pure Gegenerscheinung: Mit langen Haaren und langem Bart erkennen wir ihn kaum wieder. Zu diesem Zeitpunkt ist er aus dem Drogengeschäft ausgestiegen und auf der Flucht. Er lässt sich die Haare wieder wachsen, da er von seiner Heisenberg-Identität zur Walter-White-Identität zurückgekehrt ist. Jedoch wachsen seine Haare scheinbar unkontrolliert, ungebändigt und wild. Sein Bart und seine Haare sind länger, als sie es jemals in der Serie waren. Dieses Erscheinungsbild passt zu ihm – Walter White als Flüchtender vor seinem alter ego und seiner Drogenbarongeschichte. Er lebt zurückgezogen in einer Hütte im Wald – und genau so sehen seine Haare aus. Er ist nicht mehr der Gleiche wie am Anfang. Deshalb stellen seine Haare eine neue Seite von ihm dar und machen ihn optisch durch das Verwahrloste zum Außenseiter der Gesellschaft.

Die Skala der haarlosen Gewalttätigen

Jesse Pinkmans Wuschelkopf hingegen bleibt ihm recht lange erhalten. Erst in Staffel 4 Folge 4 rasiert dieser sich die Haare vor lauter Schuldgefühlen ab, nachdem er das erste Mal jemanden umgebracht hat. Durch diese Tat wird Jesse noch stärker verändert als Walter. Seine zuvor noch leichtsinnige Persönlichkeit macht mit dem Frisurenwechsel eine Transformation hin zu einer ernsthaften, verbitterten und gewalttätigen Persönlichkeit durch. Danach steigt Jesses Bereitschaft zur Gewalt immens. Erst als er sich in Gefangenschaft befindet, wachsen seine Haare wieder. Verwahrlost, wild und ungebändigt symbolisieren sie sein Leben, das nicht mehr er selbst, sondern seine Peiniger in der Hand haben.

 

Bei der Entwicklung in diesem Video sieht man die Veränderung sowohl in Jesses Persönlichkeit als auch bei seiner Frisur.

 

In die Reihe der immer haarloseren Protagonisten gehören außerdem in aufsteigender Reihenfolge nach der Gewalttätigkeitsskala Mike Ehrmantraut, der clevere Drogenboss Gus Fring, der soziopathische Drogenboss Tuco Salamanca und die Auftragskiller-Zwillinge aus Mexiko. All diese Figuren bewegen sich von Anfang an auf der bösen und illegalen Seite, sodass sie von Beginn furchteinflößend erscheinen. Verstärkt wird dieser Eindruck auch durch die Glatze der Figuren.

Doch auch Hank, der DEA Agent und Walters Schwager, hat eine Glatze, obwohl er auf der Seite des Gesetzes steht. Hank steht ab Folge eins der Serie für Männlichkeit. Er ist impulsiv und schreckt nicht davor zurück in seinem Beruf als DEA Agent Gewalt anzuwenden, auch gegenüber Wehrlosen. So prügelt er Jesse Pinkman krankenhausreif. Schließlich ist es Hank, der herausfindet, wer Heisenberg ist und so zur Gefahr für Walter wird.

Das Symbol Glatze

Eine Glatze ist demnach nicht immer ein Beweis dafür, dass die Figur auf der bösen Seite steht. Vielmehr symbolisiert sie bei allen Figuren Gewalttätigkeit, Gefahr und Männlichkeit. Haare funktionieren in dieser Serie als symbolische Wendepunkte. Sie führen uns die Transformation der Figuren vor Augen und drücken gleichzeitig Charaktereigenschaften und teilweise Milieu- und Szenezugehörigkeiten aus.

Wie Frisuren Schauspieler beim Einfühlen helfen

Haare wirken nicht nur auf den Zuschauer, indem sie etwas symbolisieren oder veranschaulichen, sondern auch auf den Schauspieler. Frisuren können Schauspielern nach dem Prinzip des Method Actings beim Einfühlen in die Rolle helfen. Der Schauspieler Bryan Cranston findet sichtlich Gefallen daran, sich über seine Haare als Walter White zu identifizieren. Bei diesem Auftritt zeigt Cranston, wie er sich innerhalb von Minuten durch die Frisur und das Kostüm in Walter White verwandeln kann. Ein Schmankerl für jeden Breaking Bad Fan…

 

 

  • Genre
  • Produktionsland und Sprache
  • Erstausstrahlung
  • Dauer
  • Episoden
  • Idee
  • Produktion
  • Cast & Crew
  •  Drama, Krimi
  • USA, Englisch
  •  20. Januar 2008 (USA auf AMC)
  • 2008-2013
  • 62 Episoden in 5 Staffeln
  • Vince Gilligan
  • Vince Gilligan, Mark Johnson
  • Cast & Crew

 

Quellen:

 

Mehr Bedeutung von Haaren in Film gefällig?

Dann hier entlang: Neunmal Perücke, neunmal Sophie.

Vor ein paar Wochen habe ich mal wieder „Beetlejuice“ angesehen. Einen Film, den ich liebe, seit ich ihn mit ungefähr zehn Jahren zum ersten Mal gesehen habe. Keine Frage, Tim Burton hat 1988 mit diesem Film definitiv seinen viertbesten Film abgeliefert, hinter „Ed Wood“ und „Big Fish“ und möglicherweise „Batman Returns“. Keine Sorge, es ist in Ordnung, wenn du das anders siehst. Du liegst falsch, aber es ist okay, wenn du mir nicht zustimmst.

Als Warnung, weil das dieser Tage natürlich immer wichtig ist: Dieser Text enthält Spoiler für „Beetlejuice“, einen dreißig Jahre alten Film. Welche Überraschung. Wenn ihr also den Film noch nicht kennt und mit Spoilern für einen dreißig Jahre alten Film ein Problem habt, dann schaut ihn euch schnellstmöglich an.

Filmplakat

 

Wenn ihr mit Spoilern  kein Problem habt, aber trotzdem den Film noch nicht gesehen habt, schaut ihn euch jetzt trotzdem an. Macht euch keine Sorgen, ich kann warten. Speichert diesen Tab, geht auf Amazon und leiht ihn euch zum Streamen aus oder bestellt euch die DVD. Vielleicht gibt es den Film auch irgendwo kostenlos. Schaut ihn euch nur an. Tut euch den Gefallen. Ich warte solange.

Willkommen zurück. Was mich persönlich so an „Beetlejuice“ begeistert, ist, wie unglaublich optimistisch und sogar lebensbejahend er letztendlich ist. Klar, der Film beginnt mit dem überraschenden Unfalltod von Adam und Barbara Maitland. Letztendlich ist die Botschaft des Filmes im Grunde aber, dass der Tod dir nicht die Freude am Leben nehmen muss.

Noch kurz zum Plot

Kurz zur Handlung: „Beetlejuice“ beginnt mit dem tragischen Tod der Maitlands, dargestellt von Alec Baldwin und Geena Davis. In ihr nun leerstehendes Haus zieht alsbald die reiche Familie Deetz ein, bestehend aus Bauunternehmer Charles und seiner Frau, der Bildhauerin Delia (Jeffrey Jones und Catherine O’Hara), sowie Charles‘ Goth-Tochter aus erster Ehe, Lydia, gespielt von einer jungen Winona Ryder. Falls ihr euch je gefragt habt, was die Gute vor „Stranger Things“ gemacht hat. Die Maitlands, die von ihrer Sachbearbeiterin im Leben danach erfahren, dass sie für 125 Jahre in ihrem Haus bleiben müssen, beschließen, dass die neuen Bewohner*innen aus dem Haus verschwinden müssen. Doch ihre Spukversuche und Poltereien bleiben vergebens. In ihrer Ratlosigkeit beschließen die beiden, Hilfe bei dem selbstständigen Poltergeist Betelgeuse, dargestellt von Michael Keaton, zu suchen. Diese Entscheidung soll sich jedoch schon bald als Fehler herausstellen, denn Betelgeuse verfolgt voll und ganz seine eigenen Pläne.

 

Beetlejuice, Beetlejuice, Beetlejuice! Via Giphy

Das ist gut, aber wir machen es ganz anders!

Soviel zunächst zum Inhalt. Tim Burton hat das Drehbuch des Films deutlich verändert. Die ursprüngliche Fassung war wesentlich düsterer und mehr Horrorfilm als explizite Horrorkomödie. In Tim Burtons Film weichen die Maitlands mit ihrem Auto einem Hund aus und fahren in einen Fluss, ihr Tod ist entschärft. In der Originalfassung des Drehbuchs von Autor Michael McDowell ist der tödliche Autounfall der Maitlands explizit und brutal. Später exhumieren sie den Dämon Betelgeuse, eine wesentlich grausamere Gestalt. Betelgeuse versucht in der Urversion auch nicht, die Familie Deetz zu vertreiben, sondern zu ermorden. Lydia ist im Drehbuch zwei Töchter, eine ältere und eine neunjährige jüngere Schwester. Betelgeuse versucht die erstere nicht nur zu heiraten, sondern explizit zu vergewaltigen, letztere wird nur verstümmelt. Charmant. Ihr wisst schon. Für Kinder.

Tim Burton hat wohl dieses Drehbuch gesehen und gemeint, dass man daraus bestimmt einen guten Film machen kann. ABER man muss ein paar Kleinigkeiten ändern. Aus der expliziten Gewalt des Todes der Maitlands wird ein sanfterer Tod, aus den beiden Töchtern der Familie Deetz wird Lydia. Und aus dem bösen Dämon Betelgeuse wird Michael Keatons überzogener Mix aus einem Gebrauchtwagenhändler und einem perversen Poltergeist.

Zum Besseren geändert

Die Änderungen waren wohl eine gute Entscheidung. Winona Ryders finale Version von Lydia wirkt gleichermaßen kindlich verletzlich als auch erwachsen und durch ihre Goth-Attitüde ist sehr sympathisch. Sie fühlt sich von ihrem Vater und ihrer Stiefmutter missverstanden und als würde sie nicht ganz reinpassen. Somit macht es Sinn, dass sie sich Ersatzeltern in den Geistern der Maitlands sucht.

Doch die wohl beste Änderung des Filmes ist der titelgebende Geist selbst. Kein mörderischer Dämon aus den Niederhöllen, sondern der Betelgeuse, der Michael Keaton zu einem Superstar machte. Keatons Version des Charakters ist opportunistisch und fies. Er ist pervers, belästigt Barbara und hat eine abnormale Attraktion zu Lydia. Diese will er heiraten, um seinen Fluch zu brechen und in der Welt der Lebenden frei Unheil stiften zu können.

Betelgeuse ist im finalen Film nicht wirklich böse, eher selbstsüchtig, vollständig durchgeknallt und distanzlos. Was er vorher war, ist nicht ganz klar. Er behauptet, studiert und durch die Pest gelebt zu haben. Ob es stimmt oder nicht, das bedeutet nichts. Wichtig ist sein Dasein jetzt, als wahnsinniger Poltergeist.

Erinnerungen eines Poltergeists an das Leben vor dem Tod. Via Giphy

Perfekter Poltergeist

Sein Leben vor dem Tod ist nicht von Bedeutung. Es ist impliziert, dass er Selbstmord begangen hat. In jedem Fall war er zwischenzeitlich Angestellter der Jenseitsbürokratie, wurde aber gefeuert. Nun verdingt er sich als „Bio-Exorzist”, herbeigerufen durch das dreimalige Aussprechen seines Namens. Michael Keaton spielt den Charakter in all seinem Wahnsinn, seinem Sarkasmus und seinen Gemeinheiten. Das alles unter zentimeterdickem Make-Up, ein Kunststück das nicht vielen Schauspieler*innen gelingt.

Doch Keaton geht in dieser Situation völlig auf. Er ist natürlich begabt für körperliche Comedy, seine Mimik ist selbst unter der Schminke wahnsinnig vielseitig. Warum um alles in der Welt wurde er seinerzeit nicht als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert? Dinge, die wir nie verstehen werden. Keaton begnügt sich damit, jede Szene, in der er vorkommt, zu stehlen und den Film zu seiner persönlichen Show zu machen. Überhaupt, Michael Keaton ist einer der besten Schauspieler aller Zeiten. Das ist eine simple Wissenschaft.

Und eben so einen Schauspieler braucht es in dieser Rolle. Antagonist Betelgeuse bildet immerhin das Zentrum des Filmes. Der Aspekt des Poltergeisterns ist in diesem Film zentral. Der Geist ist laut, offensiv anstrengend, furchteinflössend und dabei extrem lästig für alle anwesenden. Und er hat dabei einen Heidenspaß. Diese Freude daran, allen auf die Nerven zu gehen. Daran, dass die Maitlands schnell bereuen, ihn um Hilfe gebeten zu haben, diese Freude am Schabernack ist es, was den Film so erinnerungswürdig macht.

Die Ewigkeit in der Warteschleife

Keatons Betelgeuse ist weniger ein durchtriebenes Böses, das besiegt werden muss. Vielmehr ist er eine Lästigkeit, die die beiden Familien, tot oder lebendig, zwingt, sich zusammenzuraufen. Die Moral der Geschichte ist eine, die das Leben bejaht und den Tod nicht als etwas Grundschlechtes, sondern vielmehr als einen neuen, abenteuerlichen Abschnitt des Lebens darstellt. Somit ist es eigentlich nur logisch, dass am Ende Lydia mit ihren Eltern und ihren toten Zieheltern feiert, dass sie eine Eins in Mathe hat, und der Antagonist bekommt was er verdient. Die Ewigkeit im Wartebereich in der Bürokratie im Jenseits. Schlimmer kann die Hölle auch nicht sein.

Bildquellen: © Warner Bros. & Warner Home Video all rights reserved 

Geister müssen uns weder in weißen Laken verfolgen oder angsteinflößend hinter der nächsten Ecke lauern. Nein, Geister können auch anders! Gerade im Film gibt es unterschiedlichste Arten Geister darzustellen – auch als töpfernde Romantiker.

„Ghost – Nachricht von Sam“ lässt die 90er Jahre wiederaufleben. Zurück zu Schulterpolstern und Schnurtelefonen. Warum gerade dieser Film, fragen Sie sich? Patrick Swayze und Demi Moore sind als Liebespaar im Kampf gegen den Tod einfach zu schön, um sie hier nicht zu erwähnen.

Der Film erzählt die Geschichte des Bankers Sam Wheat (Swayze), welcher nach einem Theaterbesuch mit seiner Freundin Molly Jensen (Moore) bei einem Überfall erschossen wird. Sein Geist kann die Erde jedoch noch nicht verlassen und schnell wird klar – Sam hat noch eine Aufgabe zu erledigen.

Medium wider Willen

Für Sam ist seine Situation anfangs schwer zu begreifen, denn er ist mit der Tatsache überfordert, für seine Umwelt unsichtbar zu sein. Schnell findet er heraus, dass sein Tod jedoch kein Zufall war. Sam war dabei eine Verschwörung aufzudecken, und musste deswegen sterben. Was genau Sam da aufdeckte ist zweitrangig, wichtig ist nur: Sam ist der Gute und wurde von den Bösen umgebracht. Der Film spielt mit dem Motiv der Erlösung, denn nur wenn Sam seinen Mörder findet und stellen kann, wird seine Seele frei.

Als Geist sieht Patrick Swayze für den Zuschauer ganz normal aus, kein Schimmer, kein weißes Laken. Während bei Ghostbusters schleimige grüne Monster bekämpft werden, ist es bei „Ghost – Nachricht von Sam“ ein gut aussehender Geist, der die Bösen zur Strecke bringt.

Sam trifft zufällig auf das Geschäft von Oda Mae Brown, einer Wahrsagerin – und Betrügerin. Deshalb ist es kein Wunder, dass sie selbst überrascht ist, Sam zu hören. Die temperamentvolle Oda Mae hat anfangs so gar keine Lust dem unbekannten Geist zu helfen (zu ihrer Verteidigung, sie sieht ihn ja auch nicht). Mit Oda Maes Hilfe gelingt es Sam jedoch, Molly die Hintergründe zu seinem Tod zu erklären.

„I love you.“ – „Dito!“

Molly ist anfangs noch skeptisch. Mit Hilfe von gemeinsamen Erinnerungen von ihr und Sam, kann Oda Mae sie letztendlich doch von der Existenz von Sams Geist überzeugen. Sam war kein Mann großer Worte und antwortete auf „Ich liebe dich“ stets mit „Dito“. Dieses kleine Wort überzeugt Molly und zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film.

DVD Cover „Ghost“ (Copyright Paramount Pictures)

Am Ende des Films kommt es zum großen Kampf (wie sollte es anders sein) zwischen Sam und seinem Mörder. Sam hat inzwischen gelernt Gegenstände zu bewegen und durch einen Unfall wird der Angreifer erschlagen und stirbt. Sam ist dadurch natürlich immer noch der Gute, der nur seine Freundin und sein Medium beschützte. Ein wahrer Held eben.

Und nun wird aus „perfect Patrick“ doch noch ein schimmernder Geist, der in weißem Licht erstrahlt. Sam hat seine Aufgabe erfüllt, seine Seele ist nun bereit zu gehen. In diesem Moment kann Molly Sam auf einmal hören und der Zuschauer fragt sich, warum das nicht von Anfang an ging.

Sam nutzt die Gelegenheit Molly endlich direkt zu sagen, dass er sie immer geliebt hat. Molly antwortet mit „Dito!“. Sam verschwindet im strahlenden Licht.

Lass‘ uns töpfern!

Wer jetzt nicht schluchzend auf dem Sofa sitzt hat kein Herz. Was für eine Geschichte! Hollywood in seiner ganzen Pracht: der einfühlsame Banker, der den Schurken das Handwerk legt. Wer dachte, dass Sam wieder von den Toten aufersteht, den muss ich leider enttäuschen.

Patrick Swayze verkörpert Sam und kommt damit endlich von seinem „Dirty Dancing“ Image los (für mich wird er jedoch immer Johnny bleiben). Demi Moore spielt die Künstlerin Molly und symbolisiert die Reinheit und Unschuld – und zeigt zudem bemerkenswerte Töpferfertigkeiten. In einem legendären Flashback werden Molly und Sam gezeigt, wie sie gemeinsam an einer Vase töpfern. Diese Szene erlangte Kultstatus und zeigte allen Männern da draußen, dass gemeinsame Hobbies auch sexy sein können.

Der eindeutige Star des Films ist und bleibt Oda Mea Brown, welche von der wunderbaren Whoopi Goldberg einen Witz und Charme verliehen bekommt, neben dem Molly blass aussieht. Für ihre Leistung erhält sie 1991 den Oscar als beste Nebendarstellerin. Goldberg spielt zwar besser als alle anderen Darsteller, aber ob es eine Oscar reife Leitung war sei dahingestellt. Ohne die Rolle der Oda Mae Brown wäre „Ghost – Nachricht von Sam“ jedoch eine weitere Romanze ohne großen Wiedererkennungswert. Zugegeben, der Film bedient unzählige Klischees von Himmel und Hölle, Gut und Böse und der alles überwindenden Liebe. Durch die Mischung aus Romantik, Komödie und Fantasy ist es dennoch gelungen, einen Klassiker zu schaffen. Ein starker Mann, eine schwache Frau und ein freches Medium – was für ein Dreiergespann!

Und da bekanntlich eh alles wieder in Mode kommt, ist auch „Ghost – Nachricht von Sam“ nicht verschont geblieben. In der Reihe von unnötigen Musical Adaptionen reiht sich seit 2011 nun auch „Ghost – the Musical“ ein. Seit Dezember 2017 exklusiv auch für das deutsche Publikum. Und was gibt es schöneres als Alexander Klaws, den ersten ‚Deutschland sucht den Superstar‘ Gewinner, töpfern zu sehen? Genau – nichts.

 

Blitz bei Nacht

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