Was macht Filmstars zu Heldinnen? Nicht alle Kino-Stars sind es ein Leben lang. Viele Kinderstars können nicht an ihren Erfolg anschließen. Ein Blick auf die Lebenswege von fünf weiblichen Leinwand-Heldinnen zeigt: Auch Diven mussten kämpfen. Viele verkörperten in ihren Filmen Frauenbilder, die sie privat ablehnten. Eine Spurensuche bei Katharine Hepburn, Bette Davis, Audrey Hepburn, Ingrid Bergman und Marilyn Monroe.
Katharine Hepburn, Bette Davis, Audrey Hepburn, Ingrid Bergman und Marilyn Monroe waren große Stars in den USA. Trotzdem lebte keine der Frauen ein Bilderbuchleben, wie es von einem Star zu erwarten wäre. Ein Blick auf ihr Leben zeigt, wie hart diese Frauen sich ihren Platz in Hollywood, sowie ihr privaten Träume, erkämpfen mussten. Alle fünf Leben zeigen starke Heldinnen.
Katharine Hepburn
Katharine Joughton Hepburn wird am 12. Mai 1907 in ein gut situiertes Elternhaus geboren. Ihr Vater ist Chirurg, die Mutter setzt sich für Frauenrechte ein. Hebpurns Kindheit wird überschattet von dem Tod ihres Bruders. Mit 13 findet Hepburn ihren Bruder erhängt vor. Die Familie hält den Tod für einen Unfall und nicht für eine Suizid. Hepburn verfällt in Depressionen.
Mit 21 schließt Hepburn ihr Studium in Philosophie und Geschichte ab und wechselt zu einem ganz andere Bereich, dem Theater. Zwar hat sie in ihrer Freizeit Erfahrung auf der Bühne gesammelt, aber diese reichen nicht aus. Heldinnen erleiden Niederlagen, aber es gehört zum Heldinnen-Sein dazu, sich nicht geschlagen zu geben. Hepburn ist eine selbstbewusste Frau. Entlassungen bringen sie nicht ab, und sie schafft es durch Rollen am Broadway, nach Hollywood zu kommen. Zur selben Zeit heiratet sie einen Börsenmakler. Für sie ändert er seinen Namen zu Ogden Ludlow. Hepburn ist durchsetzungsfähig und weiß, was sie will. Die Ehe hält sechs Jahre.
1932 ist Hepburn das erste Mal im Kino zu sehen. Schon 1934 bekommt sie für ihre Rolle in „Morning Glory“ einen Oscar. Viele ihrer Filme sind allerdings finanzielle Misserfolge. Sie gilt als arrogant und aufmüpfig. Mit Komödien wie „Leoparden küsst man nicht“ tut sie sich schwer. Trotz des Oscars gilt sie in Hollywood als „Kassengift“.
Hepburn will dem schlechten Rollenangebot entgehen und geht zum Broadway zurück – eine weitere Niederlage, bei der Hepburn sich jedoch treu bleibt und ihrer Liebe zur qualitätsvollen Schauspielerei nachgeht. „Die Nacht vor der Hochzeit“, an der sich Hepburn die Filmrechte gesichert hat, wird zu einem Erfolg. Die Niederlage ist überwunden. Statt zuzusehen ist Hepburn aktiv geworden und hat sich, durch die Filmrechte, eigenständig in das Filmbusiness zurückgebracht.
Wieder beim Film geht Hepburn mit dem Schauspieler Spencer Tracy eine geheime Beziehung von 26 Jahren ein. Sie werden neun Filme gemeinsam drehen, und Hepburn wird ihn bis zu seinem frühen Tod unter Rücknahme ihrer eigenen Karriere pflegen. Hepburn wird, aus Respekt vor Tracys Familie, nicht auf seiner Beerdigung anwesend sein. Dies zeigt eine andere Seite der als arrogant geltenden Hepburn. Heldinnen sind starke und durchsetzungsfähige Persönlichkeiten, aber sie können auch lieben und zurücktreten.
Im Alter von 40 Jahren ist Hepburn, ihre Rollen betreffend, wählerisch. Sie sucht Charakterrollen am Broadway, am American Shakespeare Theatre sowie im Kino. „African Queen“ ist einer ihrer Erfolge in den 50ern. Der Film ist in Afrika unter schwierigsten Drehbedingungen entstand. Heldinnen schonen sich nicht. Für „Rat mal, wer zum Essen kommt“, von 1967, erhält sie ihren zweiten Oscar. Es ist Hepburns letzter Film mit Tracy. „Der Löwe im Winter“ im folgenden Jahr bringt ihr den dritten Oscar. Hepburns vierten Oscar erhält sie 1981 für den Film „Am goldenen See“. Damit hat sie als weibliche Schauspielerin die meisten Oscars. Bis 1994 dreht sie nur noch wenige Filme.
Hepburns Leben zeichnet sich durch ein immenses Drehpensum aus. Sie spielt bei insgesamt 44 Kinofilmen mit, sowie am Theater und beim Fernsehen. Der schnelle erste Oscar zeigt zwar ihre Begabung, aber die weiteren vier zeigen ihre Hartnäckigkeit. Sie gibt nie auf, weiß, was sie will und hat eine gute Hand bei der Rollenwahl. Hepburn war eine sportliche, intelligente und eigenständige Frau, mit einem großen Anspruch an sich selbst. Hepburn hat nie einen Oscar selbst abgeholt. Sie war öffentlichkeitsscheu und ohne Glamour. Hepburn verkörpert viele Eigenschaften einer Heldin.
Trailer zu dem Dokumentarfilm: „The great Kate“
Bette Davis
Bette Davis wird am 5. April 1908 in Massachusetts geboren. Sie hat eine jüngere Schwester, und die Eltern trennen sich, als sie sieben Jahre ist. Mit 13 geht sie mit ihrer Mutter und der Schwester nach New York. Die Mutter arbeitet dort als Porträtfotografin. Sie hilft Davis auch, einen Platz an der John Murray Anderson School of Theatre zu bekommen. Davis verlässt die Schule für den Broadway. Sie arbeitet als Tänzerin, ein Talentsucher der Universal Studios entdeckt sie mit 23 Jahren.
Davis hat es nicht leicht als Schauspielerin. Ihr Gesicht und ihre Augen werden als zu groß kritisiert. Die Verträge sind von kurzer Laufzeit. Schließlich bekommt sie von Warner-Brothers-Studios einen Vertrag für 26 Wochen. Der Vertrag gibt Davis kein Mitspracherecht bei ihren Rollen. Davis hat kein Recht, Termine von Warner Brothers abzusagen oder anderweitig öffentlich aufzutreten. Zudem sagen ihr die Arbeitsbedingungen und das hohe Drehpensum nicht zu. „Of Human Bondage“ von 1934, in dem Davis eine Antiheldin spielt, ist ihr größter Erfolg dieser Zeit. Ihre Nichtnominierung für den Oscar sorgt für Proteste und eine Änderung des Auswahlsystems.
Davis ist unzufrieden. Die vertraglichen Bedingungen sind hinderlich für ihre Karriere. Sie sagt britischen Produktionen zu und geht in einen Rechtsstreit mit Warner Brothers. Das Publikum sieht Davis, bei einem Gehalt von 1.350 Dollar pro Woche, als zu gierig an. Davis verliert vor Gericht, ist verschuldet und fängt wieder in Hollywood an. Der Rechtsstreit gibt ihr den Ruf, sehr anspruchsvoll zu sein. In einen Rechtsstreit mit Warner Brothers zu gehen, ist vergleichbar mit Davids Kampf gegen Goliath. Davis kämpft im Alleingang für ihre Arbeitsrechte und Emanzipation. Noch heldenhafter ist, sich trotz dem Rückschlag weiterhin dem Gegner zu stellen.
Im Zweiten Weltkrieg engagiert sich Davis für die Eröffnung der Hollywood Canteen. Der Club wird von Hollywoodstars betrieben, Soldaten werden umsonst bedient.
Davis gilt als eine schwierige Schauspielerin, die sich mit Regisseuren streitet und Rollen ablehnt, wenn ihr die Konkurrenz oder die Drehbedingungen (wie bei „African Queen“) nicht passen. Auf der anderen Seite setzte sie sich für Schauspielkollegen ein, wenn es um die filmische Qualität geht. Zudem ist sie nicht die Schauspielerin der schönen Rollen. Mit keinem perfekten Gesicht ausgerüstet, ist ihr einziges Ziel, authentisch zu sein. Davis scheut keine Hässlichkeit oder Gesichtsverlust durch die Rolle des Antihelden. Dadurch setzt sie sich von anderen Schauspielerinnen ab. Heldinnen sind nicht wie die Masse. Heldinnen sind anders.
1943 bricht Davis‘ zweiter Ehemann zusammen und stirbt. Davis gönnt sich gerade eine Woche Pause, um dann weiter zu arbeiten. 1945 heiratet sie William Grant Sherry, einen Künstler. 1947 kommt ihre Tochter Barbara Davis Sherry zur Welt. Davis‘ Tochter wird mit einem Enthüllungsbuch bekannt werden. Dieses Buch enthält schlechte Kindheitserfahrungen und die schwierige Beziehung zur Mutter. Viele Freunde werden die Darstellungen als falsch sehen und zu Davis halten. Trotzdem wird Davis daraufhin keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter haben: ein konsequenter, aber schmerzhafter Schritt.
Davis kommt in ein Alter, in dem ihre Erfolge nachlassen. Jüngere Stars ziehen in Hollywood ein. Statt sich unterkriegen zu lassen, gründet Davis eine eigene Produktionsfirma. „Alles über Eva“ ermöglicht ihr 1950 ein Comeback. Sie erhält ihren ersten Oscar. Bald darauf lässt sie sich scheiden und heiratet den Schauspieler Gary Merrill. Mit ihm adoptiert Davis zwei weitere Kinder. Wieder geht ihre Karriere nicht voran. Davis versucht es am Broadway, im Horror-Genre oder beim Fernsehen.
Im Alter erkrankt Davis an Krebs. Von einer Reise zu einem Filmfestival nach Spanien 1989 schafft sie es nicht mehr zurück in die USA und stirbt in Frankreich.
Davis war ein Mensch des öffentlichen Lebens, der bei Talkshows oder Galas gern gesehen war. Ihre direkte und ehrliche Art machte sie beliebt beim Publikum. Sie war arrogant, stritt viel, aber hatte eine klare Haltung, für die sie sich einsetzte. Sie war keine Person, die Rücksicht auf sich selbst nahm. Prinzipientreu trennte sie sich, nicht nur vor ihren Ehemännern, sondern auch von ihrer Tochter. Ebenso treu blieb sie sich in ihren Rollen: Sie war Schauspielerin und keine Schönheitsqueen. Davis war eine harte, aber umso stärkere Heldin.
Zum Dokumentarfilm: „Bette Davis – Der dunkle Blick“
Audrey Hepburn
Audrey Hepburn ist am 4. Mai 1929 geboren. Mit Katharine Hepburn ist sie nicht verwandt. Ihr Vater ist Engländer und die Mutter Niederländerin. Hepburn verbringt ihre Kindheit in beiden Ländern. Als sie sechs Jahre ist, verlässt der Vater die Familie nach einer Affäre mit dem Kindermädchen. 1939 geht die Mutter mit Hepburn und den zwei Söhnen aus erster Ehe in die Niederlande zurück. Arnheim wird von Deutschland besetzt. Im letzten Winter des Krieges kommt es zu einer Hungersnot, und Hepburn leidet an starker Unterernährung. Nach dem Krieg zurück in England kann sie, aufgrund der Unterernährung, nicht professionelle Balletttänzerin werden. Ihr Muskelwachstum wurde beeinflusst. Hepburn modelt, spielt beim Londoner West End Musical und hat kleinere Filmrollen. Zufällig wird sie von einer Broadway-Schriftstellerin entdeckt. Mit ihr geht Hepburn Ende 1951 in die USA. Ähnlich wie Katharine Hepburn und Davis zeigt sich auch Audrey Hepburn früh als eine Heldin, die fällt, aber kämpfen kann, sich treu bleibt und ihre Träume trotz Niederlage nicht aufgibt.
Mit der Hauptrolle in „Ein Herz und eine Krone“ wird Hepburn 1953, nur zwei Jahre später, zu einem Star. Sie erhält einen Oscar. Ähnlich wie Davis entspricht auch Hepburn nicht dem Schönheitsideal. Sie hat kaum Busen oder Rundungen. Stattdessen macht sie ihre graziöse Art zu einem Publikumsliebling. Ihr Designer ist Hubert de Givenchy, Hepburn wird zu einem zeitlosen Modevorbild werden. Ihre Filme sind wirtschaftlich erfolgreich. Sie lebt in ihnen ihre Leidenschaft, das Tanzen aus. Zu ihren erfolgreichsten Filmen gehörten unter anderem „Sabrina“, „Ein süßer Fratz“, „Frühstück bei Tiffany“ oder „My Fair Lady“.
1954 heiratet Hepburn Mel Ferrer, einen Schauspieler. Sie erleidet drei Fehlgeburten, unter anderem durch einen Sturz von einem Pferd bei Dreharbeiten. 1960 kommt ihr erster Sohn zur Welt. Sie lebt mit ihrer Familie meistens in der Schweiz. Hepburns Ehe endet nach 14 Jahre. 1970 bekommt sie einen zweiten Sohn mit dem Italiener Andrea Dotti, mit dem sie elf Jahre verheiratet ist.
Ab den 60ern spielt Hepburn wenig, ist stattdessen für UNICEF unterwegs, sammelt Spendengelder und stellt Projekte vor. 1989 ist sie das letzte Mal in „Always“ zu sehen. Hepburn stirbt am 20. Januar 1993 an Darmkrebs. Sie hat alle vier großen amerikanischen Preise, einen Oscar, einen Emmy, einen Grammy und zwei Tony Awards gewonnen. Trotz des geplatzten Traums einer Solotänzerkarriere schaffte sie es, auf der Leinwand ihr tänzerisches Können zu zeigen. Hepburn sah sich als ein Vorbild für ihre Zuschauer. Erkrankt an Krebs, bereute sie die vielen Bilder von ihr mit Zigarette. Heldinnen sind Vorbilder. Hepburn hat diese Rolle für sich erkannt.
Ausschnitte aus „The Audrey Hepburn Story“: eine amerikanischer Fernsehproduktion von 1999
Ingrid Bergman
Ingrid Bergman kommt am 29. August 1915 in Stockholm zur Welt. Ihre Mutter stirbt, als sie zwei und der Vater, als sie elf Jahre ist. Bergman wächst bei einem Onkel auf. Trotz dem frühen Tod hatte ihr Vater, ein Fotograf, ihr schauspielerisches Können gefördert.
Bergman besucht eine Schauspielschule in Stockholm. 1935 hat sie ihre erste Rolle beim Film. „Intermezzo“ macht sie 1936 zu einem Star in Schweden. Bergman heiratet 1937 den Arzt Petter Lindström. Ihre Tochert Pia Lindström wird ein Jahr später geboren. Im selben Jahr geht Bergman in die USA. 1942 spielt sie in „Casablanca“, einer ihrer bekanntesten Filme, mit. Bergman ist wegen ihre Natürlichkeit beim Publikum beliebt. Darauf baut sie auf. Bevorzugt spielt sie ohne Make-Up, was Probleme mit den Regisseuren verursacht. Ihr unschuldiges Erscheinungsbild kann sie als Image dennoch nicht halten: 1949 verliebt sich Bergman in den Regisseur Rossellini und wird von ihm schwanger. Ein Skandal in den USA.
Heldinnen sind umsichtig und wissen ihre Stärken für sich zu nützen. Auch wenn die unschuldige Bergman nichts mit der Realität zu tun hat, baut Bergman bewusst auf der Unschuldigen auf. Mit diesem Bild gescheitert trägt Bergmann die Konsequenzen: Sie ist beim Publikum für eine lange Zeit unbeliebt. Bergman heiratet Rosselini. 1952 folgen dem Sohn Zwillinge. Nach sieben gemeinsamen Filmen geht Rossellini fremd, und die Ehe wird 1957 geschieden. Bergman geht eine weitere Ehe mit dem Produzenten Lars Schmidt ein. Neben dem Film ist Bergman am Theater in London, Paris und New York aktiv. Sie erhält drei Oscars und bleib selbst während ihrer Brustkrebserkrankung im Film aktiv. Mit 67 Jahren erliegt sie an ihrem Geburtstag dem Brustkrebs in London.
Bergman war nicht eine Schauspielerin, die so sehr wie die anderen Charakterrollen gesucht hat. Sie hat verstärkt auf das Bild der unschuldigen Frau gesetzt. Dennoch war auch sie eine Heldin, der ihre Arbeit wichtig war. Sie hat viel in ihre Arbeit gesteckt, sich nicht auf Erfolgen ausgeruht, musste Fehlschläge hinnehmen und von vorne anfangen.
Zum Trailer von „Legenden: Ingrid Bergman“
Marilyn Monroe
Blonde Locken, Kurven und ein unbedarftes Lächeln, das ist der Eindruck, den Marilyn Monroe hinterlassen hat. Eine Leichtigkeit, die nicht passen mag, wenn man ihr Leben betrachtet.
Norma Jeane Baker wird am 1. Juni 1926 in Los Angeles geboren. Normas Mutter Gladys Pearl Baker arbeitet als Filmeditorin. Das Kind ist unehelich, die Mutter gibt den Vater nicht an. Wenige Tage nach der Geburt wird Norma zu religiösen Pflegeeltern gegeben. Ihre Mutter kommt wenig zu Besuch. Erst nach sieben Jahren hat Gladys Baker genug Geld, um ihre Tochter zu sich zu nehmen. Bald darauf verübt Normas Großvater Suizid, und ihre Mutter wird in die Nervenklinik eingeliefert. Sie wird zu verschiedenen Pflegeeltern und schließlich zu einer Freundin der Mutter, Grace Goddard, gegeben. Abermals ist die finanzielle Lage für die kleine Norma ein Problem. Grace Goddard geht das Geld aus. Zwei Jahre in einem Waisenhaus werden zu einer traumatischen Zeit. Zurück bei den Goddards ist Graces Mann Norma gegenüber aufdringlich. Norma wird weitergereicht zu einer Verwandten. Mit elf misshandelt sie ihr 13-jähriger Cousin sexuell, ein weiteres traumatisches Ereignis.
Mit zwölf bekommt Norma eine bessere Bleibe. Grace alte Tante, Ana Lower, ist eine gut situierte Witwe und nimmt Norma liebevoll auf. Norma ist schüchtern und stottert. Lower, die alt ist, kann sich nicht immer um Norma kümmern. Norma heiratet mit 16 Jahren, um bei Lower bleiben zu können und dem Heim zu entgehen. Ein Gesetz zu verheirateten Minderjährigen verbaut ihr allerdings den Schulabschluss. Normas Kindheit ist gezeichnet von unglaublichen Problemen und Ungerechtigkeiten. Sich in dieser Welt durchschlagen zu können und nicht den Mut zu verlieren, ist alleine schon einen Heldinnen-Leistung, ganz ohne die folgende Karriere als Monroe.
Norma legt sich 1946 den Künstlernamen Marilyn Monroe zu. Als Lackiererin in einer Rüstungsfabrik wird sie das erste Mal für eine Militärzeitschrift fotografiert. Auf Anraten färbt sich die Brünette für weitere Aufträge die Haare blond. Monroe fängt als Komparsin beim Film an und nimmt Schauspielunterricht. Ein weiterer Vertrag von 1948 bei Columbia Pictures hält fest, dass Monroe ihren zu spitzen Haaransatz entfernen und die Haare bleichen muss. Außerdem lässt sie einen Höcker auf der Nase entfernen und den Überbiss korrigieren. Das Filmbusiness ist hart. Heldinnen dürfen die Kritik an ihrem Äußeren nicht persönlich nehmen.
Die ersten Jahre der 50er laufen nicht schlecht. Monroe kann sich Literatur und Kunstkurse an der Universität leisten. Dennoch kommt Monroe nicht einfach über die Runden. Ein spät veröffentlichtes Nacktfoto aus schlechten, vorigen Jahren sorgt für einen Skandal. Monroe spielt nur Nebenrollen. Trotzdem ist sie sehr beliebt beim Publikum. Mit Filmkomödien schafft sie es weiter bekannt zu werden. „Das verflixte 7. Jahr“ von 1955, mit dem berühmten Bild des wehenden Kleides über dem Luftschacht, oder „Manche mögen’s heiß“ von 1958 verhelfen Monroe zu einem Welterfolg.
Monroe ist nicht zufrieden mit ihren Rollen. Die Figur Monroe funktioniert als blonde, unbedarfte Frau. Charakterrollen sind für Monroe nicht vorgesehen. Trotz Versuchen, von diesem Klischee weg zu kommen, schafft sie es nicht, sich bis zu ihrem Tod mit 36 Jahren an einer Überdosis Tabletten, von diesem zu befreien.
Monroe war dreimal verheiratet und bliebt, zu ihrer Enttäuschung, kinderlos. Mit wenig Erfahrung baut sie sich ihre Karriere als Schauspielerin auf. Den Erfolg, den ihr ihr Erscheinungsbild ermöglicht, versucht sie, sobald es die Finanzen erlauben, durch Schauspiel-, Literatur- und Kunstunterricht auszubauen. Als Fotomodel entdeckt, beginnt sie gleich darauf eine Ausbildung als Model. Unterkühlungen durch zu knappe Kleider nimmt sie auf sich. Wie eine Heldin ist Monroe sehr fleißig und arbeitet hart an ihrem Erfolg. Sie will durch Können überzeugen und nicht nur durch ihr Aussehen. Monroes Bild, welches sie auf der Leinwand verkörpert, ist gerade auch in Anbetracht ihres Lebens, eine schauspielerische Leistung. Trotz ihres kurzen Lebens schafft es Monroe ,an die Heldentaten der vorherigen Schauspielerinnen anzuschließen: Monroe ist eine Kämpferin, die versucht, ihr Leben zu verändern, und sich nicht zufrieden gibt.
Ausschnitte aus „Marilyn“ ein Dokumentarfilm von 1963
Was macht die Stars zu Heldinnen?
Alle Karrieren und Eigenschaften der vorgestellten Stars sind sehr unterschiedlich. Audrey Hepburn verkörpert einen ganz anderen Körpertyp als Marylin Monroe. Bette Davis scheut die Drehbedingungen von „African Queen“, während Katharine Hepburn sie annimmt. Monroe stammt aus armen Verhältnissen, und ihre Kindheit ist geprägt von Einsamkeit und Missbrauch, während Katharine Hepburn aus einem gebildeten Haus kommt. Dennoch sind alle Frauen in Filmbusiness mit ähnlichen Bedingungen konfrontiert. Keiner fliegt der Erfolg zu. Die Verträge der Filmstudios sind nicht arbeitnehmerfreundlich. Sie bieten keine berufliche Sicherheit. Die Hartnäckigkeit ist die Basis der Karrieren der Schauspielerinnen. Keine ist bereit, nach einem erfolgreichen Film aufzugeben und sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Flexibel nehmen sie Herausforderungen an und versuchen, ihren Traum zu verwirklichen. Diese Frauen zeigen Stärke in einer Zeit, in der es nicht selbstverständlich ist, dass Frauen berufstätig sind. Unabhängig setzen sie sich für ihre Rechte ein. Sie kämpfen gegen große Gegner und halten Krisen aus. Häufig, gerade in den Anfängen der Karriere, entsprechen ihre eigenen Sichtweisen nicht ihren Rollen. Sie bilden auf der Leinwand genau die Frau ab, die sie in ihrem privaten Leben nicht sein wollen. Monroe wird ihr Image als Blondine nie los. Katharine Hepburn schafft es erst in ihren späteren Jahren, Charakterrollen zu spielen. Und Audrey Hepburn nimmt schließlich andere Aufgaben außerhalb des Filmbusiness an. So unterschiedlich die Schauspielerinnen auch sind, alle fünf sind Vorbilder für ihrem Fleiß, ihren Kraft und Willensstärke, mit der sie sich ihrer Arbeit widmen.
Beitragsbild: Namiwoo, CC by SA.
Sehr schöner und ausführlicher Beitrag über starke Frauen in Hollywood, die sich in der bei genauem Hinsehen gar nicht so glitzernden Welt Hollywoods behauptet haben
Super interessanter Beitrag! Ich finde es spannend zu lesen, wie diese Ikonen der Zeit es doch schwerer hatten, als man heute vielleicht vermutet. Das liegt wohl auch daran, dass heutzutage viele Schauspielerinnen weder hart zu kämpfen haben, noch für irgend etwas einstehen müssen. Im Gegenteil, ich finde viele von ihnen treiben ein sexistisches Frauenbild sogar oft noch voran.
Dein Beitrag gibt einen guten Einblick in die Biographien der starken Hollywood-Frauen, aber auch in die Widerstände und Hürden, die sie erst zu Heldinnen gemacht haben. Sehr spannender Beitrag!