Unzählige YouTube-Tutorials und zahlreiche Produkte versprechen eine voluminöse und frizz-freie Lockenfrisur, doch oft passiert nach der Anwendung das Gegenteil. Das Resultat ist weit entfernt von dem Wunschergebnis. Aber woran liegt das? In meinem vorherigen Blogeintrag „I Am Not My Hair“ ging es um die Liebe für die eigene Haarpracht. Diesmal gibt es ein paar Tipps und Tricks für dich, um deine Locken besser kennen zu lernen und der Mähne freien Lauf zu lassen.

Lockenkrone oder Locken mit Krone?

Eine wiederkehrende Frage, die sich viele Lockenköpfe stellen, ist die Frage nach den perfekten Locken. Das Problem liegt hier vor allem bei der Pflege und Instandhaltung der Locken. Denn der falsche Umgang führt zu mehr, als nur einer unschönen Frisur. Das Haar kann nachhaltig geschädigt werden.

Wichtig ist es im Kopf zu behalten, dass es keine perfekten Locken gibt. Am besten steckt man sich ein Ziel, auf das man hinarbeiten möchte. Doch wie bekommt man schönes, scheinendes und gesundes Haar, und behält gleichzeitig seine originale Haarstruktur?

Schritt 1: Lerne deine Krone kennen!

Quelle: Instagram Die Pflege macht’s aus!… Um Vogelnest und co aus dem Weg zu gehen, ist es sinnvoll seine Haarpracht kennen zu lernen.

Das Internet ist gefüllt mit Informationen zu den unterschiedlichsten Locken. Doch oft sind wir überfordert mit der Flut an Wissen und können das Erlernte gar nicht richtig umsetzen. Dass Haare allgemein verschiedene Haarstrukturen haben, ist den meisten bekannt. Locken sind auch da etwas Besonderes. Nicht jede Locke ist dieselbe. Ich als Lockenträgerin musste feststellen, dass ich nicht nur eine Art von Locke auf meinem Kopf trage. Von 2B bis 3B ist alles bei mir vorhanden. Am besten nimmt man sich mehrere Locken heraus und vergleicht sie mit einer Lockenskala (siehe Bild). Wie in der Demokratie bestimmt die Mehrheit deiner Lockenpracht deinen Lockentyp und somit auch dein Styling.

Schritt 2: Waschtag!

Quelle: nappy / pexels via canva

Jedes Curly Girl weiß, dass der Waschtag ein besonderer Tag in der Woche ist. An diesem Tag kannst du deinen Haaren die Liebe schenken, die sie über die Woche missen. Ganz wichtig ist es eine Routine zu entwickeln, die für dich am einfachsten ist und auch dir Spaß macht. Vor allem weil die Prozedur dieses Tages ewig gehen kann. „Ich wasch mir mal eben meine Haare“, hat bis jetzt noch kein Lockenkopf von sich gelassen. Lockiges Haar produziert keine eigenen Öle. Daher ist es wichtig seine Haare nicht jeden Tag zu waschen. Es wäre auch viel zu große Arbeit, da so ein Waschtag gerne mal mehrere Stunden gehen kann.

Die Curly Girl Methode kommt aus dem englischsprachigen Raum, erstmals angeführt durch das Buch Curly Girl, The Handbook. von Lorraine Massey. Da diese Bewegung recht neu ist gibt es noch keine deutschen Übersetzungen der Fachbegriffe.

Die Schritte sind eigentlich ziemlich klar. Shampooing, Detangling und Deep Conditioning!

Trage das Shampoo deines Vertrauens in dein nasses Haar ein und massiere deine Kopfhaut etwa vier Minuten. Dadurch befreist du deine Kopfhaut von Verschmutzungen und nicht natürlichen Fetten und die kleine Massage regt den Haarwuchs an. Meide Produkte mit Silikonen und Parabenen, da sie deine Haare austrocknen und frizzig aussehen lassen.

Als nächstes kommt dein Conditioner zum Einsatz. Um den perfekten Conditioner zu finden, der dein Haar mit der ausreichenden Pflege bedient, solltest du das Suchkriterium auf deinen Haartypen anpassen. Aloe Vera, Shea Butter und Co. geben deinem Haar die nötige Feuchtigkeit wieder. Ich persönlich greife gerne zu Produkten, die Aloe Vera enthalten, denn diese helfen meinen Haaren gesund und vital aussehen zu lassen.

Eine großzügige Menge an Conditioner hilft dir deine Mähne in gleichmäßigen Teilen durchzukämmen. Bestenfalls verzichtest du auf  Bürsten und versucht deine Haare mithilfe deiner Finger zu entwirren. Diese Art von Detangling ist zeitaufwendig, reißt dir aber weniger Haare heraus. Lass dich ja nicht dazu verleiten zu viel Conditioner im Prozess aufzutragen. Denn eine zu große Menge kann sich an deinen Haaren absetzten, und die Reste schaden den Locken im Verlauf des Stylings. Bei diesem Schritt ist es wichtig, den Conditioner gut einwirken zu lassen. Ihn besonders in den Längen und Spitzen einzuarbeiten und, ganz wichtig, mit kaltem Wasser abzuwaschen. Gegensätzlich zum heißem Wasser hilft dir kaltes Wasser den Glanz in den Haaren zu behalten und die Feuchtigkeit vorerst zu versiegeln. Braucht dein Haar mehr Liebe und Aufmerksamkeit, kannst du auch gerne eine Deep Conditioning Kur auftragen, um so deinem Haar zu Glanz zu verhelfen.

 

Ein Guide für die Curlyqueen und welche die es möchten werden. Quelle: Instagram

Erwärme 3 Löffel reines Kokosnuss Öl, mische ein paar Tropfen Rizinusöl darunter. Füge nach deinem Belieben Olivenöl hinzu. Trage die Mischung auf dein Haar auf und lass es für mindestens fünfzehn Minuten einwirken. Vergiss nicht besonders deine Kopfhaut damit einzumassieren. Um ein besseres Ergebnis zu erzielen kannst du deine Haare auch mit Folie umwickeln.

 

Setzte deine Krone in Szene mit einem Wash-And-Go. (Quelle: eigene Aufnahme)

Schritt 3: Styling!

Nun da deine Haare all die Feuchtigkeit bekommen haben, die sie brauchen, solltest du dir auch Pflege-Produkte suchen, die sich ähnlich zusammensetzen wie dein Conditioner. Das prüfst du am besten, indem du eine kleine Menge auf deiner Hand zusammenrührst und schaust, ob sich die Produkte vermischen lassen oder sich absetzen. Fürs Styling ist dir freie Hand überlassen. Es gibt viele Styles, um deine Lockenkrone zu formen. Ich wähle aber immer gerne die einfache Wash-and-Go-Variante.

Zum Stylen kannst du einen Leave-In Conditioner oder eine Styling Milk nehmen. Du solltest wieder auf die Inhaltsstoffe achten und dir Produkte suchen, die zu deinem Lockentyp passen. Auch hier greife ich gerne zu Aloe Vera und Kokosnuss. Nachdem du dein Produkt eingearbeitet hast, nimmst du dir ein Öl zur Versiegelung der Feuchtigkeit und arbeitest dies ebenfalls in dein Haar ein. Wichtig, als letztes solltest du deine Haare immer crunchen. Bei dieser Methode drückst du deine Haarenden hoch in Richtung deiner Kopfhaut und unterstützt somit deine natürliche Lockenstruktur.

Zu guter Letzt lässt du deine Haare lufttrocknen und gibst ihnen den Raum, den sie brauchen. Für kalte Wintertage solltest du zu einem sogenannten Diffuser greifen. Oder du lässt sie über Nacht trocknen. Ein Diffuser ist ein Aufsatz für deinen Föhn mit dem Vorteil, dass er deine Haare nicht beansprucht. Denn Hitze sollte man auf alle Fälle vermeiden. Oder du greifst zu einem T-Shirt für ein Frizz freies Ergebnis, wickle es einfach wie ein Handtuch um deine Haare zum Trocknen.

Diffuser zum trocknen. Quelle: Instagram

Schlafe wie eine wahre Lockenqueen! Seide und Satin werden deine besten Freunde sein. Beide Stoffe sind perfekt um deinen Lockenstyle für mehrere Tage aufrecht zu erhalten. Egal ob als Kissen oder Haarhaube sie entziehen dir keine Feuchtigkeit und lassen dir deinen Glanz länger.

 


Links zum weiterstöbern:

https://natürlich-lockig.de/curly-girl-methode/

https://www.femelle.ch/beauty/frisuren/conditionerguide-benutzt-den-richtigen-conditioner-auch-richtig-2037/2

 

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Geht es um die australische Identität, verweisen viele auf Football, Mateship oder Vegemite. Aber auch ein Blick auf die Haarmode des fünften Kontinents verrät Erstaunliches: Seit einigen Jahren feiert der Vokuhila dort ein Comeback, das mittlerweile das ganze Land erfasst hat. Weiterlesen

Hypertrichose ist eine der seltensten Erbkrankheiten weltweit. Bei Betroffenen sind entweder der gesamte Körper oder einzelne lokale Stellen von dichtem Haar bedeckt. Seit dem Mittelalter sind nur rund 50 Fälle bekannt. Darunter Pedro Gonzalez: Er zählte zu den wenigen „Haarmenschen“ dieser Welt. Doch mindestens genauso selten ist das Wissen, dass seine Geschichte eng mit dem Disney-Film „Die Schöne und das Biest“ verknüpft ist. Was steckt also wirklich hinter dem populären Klassiker?

Der Disney-Film „Die Schöne und das Biest“ aus dem Jahr 1991 ist allseits bekannt. Zuletzt wurde der Stoff im vergangenen Jahr mit Emma Watson und Dan Stevens neu verfilmt. Die Geschichte selbst ist zeitlos: Eine schöne junge Frau verliebt sich in ein furchteinflößend aussehendes Ungeheuer. Zunächst lehnt sie dieses ab und fürchtet sich. Doch nach und nach erkennt sie ein gutes Herz hinter der optisch abstoßenden Fassade. Beide Charaktere entwickeln tiefe Zuneigung füreinander. Und so lebt das Paar glücklich bis ans Ende seiner Tage.

Eine Geschichte zu schön, um wahr zu sein? Vielleicht auch nicht! Denn fast niemand weiß, dass diese Historie auf ein altes französisches Volksmärchen zurückgeht. Dieses Märchen ist allerdings keineswegs an den Haaren herbeigezogen: Es basiert auf der Lebensgeschichte einer wahren Person. Einer außergewöhnlich behaarten Person. Sein Name war Pedro Gonzalez. Folgt mir nun auf seinen Spuren in die Vergangenheit…

Ein Ausflug in das Jahr 1547

Im Jahr 1547 wurde Heinrich II. König von Frankreich. Unter den vielen Geschenken zur Feier des Tages war ein ungewöhnliches dabei: Man überreichte ihm ein behaartes Wesen. Es handelte sich um einen etwa zehnjährigen Jungen spanischer Herkunft namens Pedro Gonzalez. Das Gesicht des Jungen war von einem rund zehn Zentimeter langen dunkelblonden Pelz bedeckt. Die königliche Hofgesellschaft war sich angesichts des ungewöhnlichen Anblicks unsicher: Ist das Wesen denn menschlich? Der König entschied, den „kleinen Wilden“ auf dem Hof wohnen und erziehen zu lassen. Der behaarte Knabe lernte verschiedene Sprachen und wuchs zu einem gebildeten Mann heran.

Pedro Gonzalez

Pedro wuchs zu einem gebildeten Mann am französischen Königshofe heran. (Quelle: gemeinfrei, Wikimedia Commons)

Bald fand die höfische Gesellschaft Gefallen an dem Experiment. Voller Tatendrang versuchte sie herauszufinden, ob das pelzige Wesen zu einem Menschen „umerzogen“ werden konnte. So wurde zu gegebener Zeit beschlossen, Pedro zu verheiraten. Die Auserwählte war die schöne Pariserin Catherine. Auf dem Königshofe fragte man sich bald, wie wohl gemeinsame Kinder aussehen würden.

Catherine war von ihrem für sie auserkorenen pelzigen Ehegatten zunächst wenig begeistert. Doch schon bald bemerkte sie, was hinter der haarigen Fassade steckte und verliebte sich Hals über Kopf in ihn. Das glückliche Paar bekam sieben Kinder. Einige davon erbten Pedros Gendefekt. Diese außergewöhnliche Familiengeschichte blieb nicht lange unbekannt: Anekdoten über die Familie Gonzalez verbreiteten sich in vielen Kulturen und wurden in ganz Europa erzählt. Pedros Spur verlor sich irgendwann, doch Historiker vermuten, dass dieser seine letzten Tage auf einem Hof in Italien verbrachte.

 

Wie Pedros Geschichte Einlass in die heutige Zeit fand

Der italienische Historiker Roberto Zapperi fand schnell großes Interesse an diesen einzigartigen Begebenheiten. Er rekonstruierte die Geschichte Pedros und seiner Nachfahren und hielt die Geschehnisse für die Nachwelt fest. Außerdem überlieferten zahlreiche Porträts und Malereien die historischen Ereignisse und bestätigen die Echtheit der Gonzalez.

Pedros und Catherines Liebesgeschichte bot viel Stoff für die Filmproduktion: Unter anderem für den Disney-Zeichentrickklassiker aus dem Jahr 1991 „Die Schöne und das Biest“ – ein moderner, zeitloser Film basierend auf einer jahrhundertealten Historie. Die vielfachen Neuverfilmungen und Adaptionen des Klassikers bestätigen dessen Beliebheit. Doch „Die Schöne und das Biest“ blieb nicht der einzige Film, der seine Wurzeln im 16. Jahrhundert hat: Auch Hollywood-Blockbuster, wie „King Kong“ oder „Shrek“ thematisieren diese besonderen Liebesbeziehungen zwischen furchteinflößenden Ungeheuern und schönen jungen Frauen, die es vermögen hinter deren Fassade zu blicken.

DIe Schöne und das Biest

Man sieht nur mit dem Herzen gut: Liebesbeziehungen zwischen furchteinflößenden Ungeheuern und schönen jungen Frauen sind oft Thema vieler Filme. (Quelle: Prawny, Pixabay.com)

Heute kann Pedro Gonzalez‘ Abbild, bekannt als der „Haarmensch“, in der Kunst- und Wunderkammer im Schloss Ambras in Innsbruck betrachtet werden.

Ein seltener Gendeffekt: Hypertrichosis

Pedro Gonzalez und seine Nachkommen waren die ersten von Hypertrichosis betroffenen Menschen, deren Lebensgeschichte genauer überliefert ist. Bis heute sind die Erkenntnisse über das Erbleiden allerdings eher dürftig. Experten schätzen die Häufigkeit des Gendefekts auf eins zu einer Milliarde. Eine mögliche Ursache für die Krankheit könnte ein urzeitliches Gen sein, das von felltragenden Vorfahren des Menschen stammt. Diese alte Erbanlage kann Wissenschaftlern zufolge noch immer im menschlichen Genom schlummern. Die Erbanlage ist jedoch normalerweise abgeschaltet. Durch eine Mutation kann diese aber reaktiviert werden.

Es sind unterschiedliche Hypertrichosearten bekannt. Experten vermuten, dass das pelzige Aussehen bei Pedro Gonzalez und seinen Nachkommen in einer besonders extremen Form von Hypertrichose verankert ist. Dabei ist der Haartypus Vellushaar betroffen. Dieses kann bis zu einer Länge von 30 Zentimetern wachsen. Üblicherweise ist das Vellushaar am menschlichen Körper jedoch nur als leichter Flaum erkennbar. Bei Pedro und seiner Familie geriet dieser Pelz jedoch förmlich außer Rand und Band und sorgte so für das außergewöhnliche Aussehen der Spanier.

Bis heute begeistert diese Geschichte zahlreiche Menschen. Dies ist kaum verwunderlich, ist die Botschaft, die sie vermittelt doch zeitlos: Die äußere Fassade kann täuschen, es zählen die inneren Werte. Vielleicht erinnern wir uns ja beim nächsten Mal, wenn wir „Die Schöne und das Biest“ schauen, an Pedro und seine Geschichte….

 

Weitere Informationen für Interessierte

Der österreichische Historiker Gerald Axelrod forschte nach den Hintergründen des Märchens „Die Schöne und das Biest“ und veröffentlichte einen Bildband:

  • Axelrod, G. (2014). Die Schöne und das Biest: Das Geheimnis um die Entstehung des Märchens. Würzburg: Stürtz.

Roberto Zapperi rekonstruierte Pedros Geschichte:

  • Zapperi, R., & Walter, I. (2004). Der wilde Mann von Teneriffa: die wundersame Geschichte des Pedro Gonzalez und seiner Kinder. München: Beck.

Warum der Mensch heute kein Fell mehr hat, könnt Ihr im Beitrag von SarahLanz lesen:

 

Quellen

Haare können für Selbstbestimmung und Freiheit ebenso wie für Unterdrückung, Frömmigkeit oder Sexismus stehen. In erster Linie sollten sie aber vor allem eines sein: Privatsache. Ein Blick auf medienvermittelten Sexismus, festgefahrene Machtstrukturen und einen Funken Hoffnung am behaarten Horizont feministischer Einflüsse.

Rollenbilder, -zwänge und sexistische Weltanschauungen sind auch 2018 weiterhin fest verankert in den Denkmustern vieler Menschen. Eine Befragung englischer Manager durch das Magazin Edition F im Juni lieferte vor allem eines: Sexismus gegenüber Frauen. Aussagen wie „Ich glaube, Frauen passen einfach nicht so richtig ins Führungsteam” oder „Meine Kollegen wollen keine Frau in den Aufsichtsrat berufen” fanden sich unter den Antworten. Sie zeigen, dass vor allem Machtstrukturen immer noch stark von männlichen Perspektiven geprägt sind. Diese schaffen durch einfaches Schubladendenken eine Welt aus mächtigen Männern und schönen Frauen.

Doch woher kommt diese Annahme? Medien spielen sowohl in der Werbung als auch in der Berichterstattung eine entscheidende Rolle.

Zentrum der weiblichen Schönheit sind immer wieder die Haare. Beziehungsweise keine Haare. Auf dem Kopf möglichst wallend und dicht, ansonsten aber bitte alles wegmachen. So lautet die Botschaft in TV, Zeitungen und sozialen Medien. Mit einem öffentlichen Diskurs haben solche Themen eigentlich wenig zu tun, sondern sind jederMANNS Privatsache. Im Gegensatz dazu scheint es aber irgendwie salonfähig zu sein, über die weiblichen Körperhaare öffentlich zu bestimmen.

Wahre Schönheit beginnt bei den Haaren?

„What does beauty feel like? And where does it begin? It begins with your skin,“ verrät eine Gillette-Werbung ihren Zuschauerinnen. Ein weiterer Gillette-Werbespot wirbt „für makellose Schönheit“ mit dem neuen Venus Swirl. Währenddessen sind Models zu sehen, die ihre bereits komplett enthaarten Beine für die Kamera noch einmal rasieren. Ciao Realität – hallo Sexismus.

Durch solche Aussagen fördert die Werbung eine Perspektive, die weibliches Körperhaar als Makel definiert und Schönheit mit enthaarter Haut gleichsetzt. Damit werden nicht nur Schönheitsideale geprägt. Indem schon vor der Rasur keine Haare an Achseln oder Beinen zu sehen sind, wird das Bild einer immer enthaarten Frau geschaffen. Was in einer Werbung für Männer-Rasierer undenkbar wäre – hier zeigt Gillette sehr wohl reale Achselhaare – ist in Bezug auf Frauen längst zur Sehgewohnheit  geworden. Den Anblick von behaarten Körperstellen will die Werbung uns wohl lieber nicht zumuten. Weibliche Körperhaare sind für gesellschaftlich inakzeptabel erklärt worden.

Sexismus im Newsfeed

Die Medien propagieren eben dieses ästhetische Frauenbild von glatter Haut immer wieder in der Öffentlichkeit: Nicht nur durch Werbesprüche, sondern auch durch eine unreflektierte Berichterstattung, welche die Einstellung zu Körperhaaren undifferenziert aus den Werbespots übernimmt. So erscheinen Artikel mit Titeln wie „Eklige Beinhaare! Topmodel Natalia traut sich was“. Dort werden Beinhaare bei Frauen als absolutes No-Go und Beauty-Fauxpas abgetan. Selbst der „Focus“ scheint es für angemessen zu halten, bei diesem Thema mitzumischen. „Eine glatte Sache – die Beinhaare müssen ab“ titelte er in einem Beitrag über verschiedene Haarentfernungsmethoden für Frauen und betont dabei: „Wildwuchs am Bein geht gar nicht“. Angesiedelt ist dieser Artikel übrigens im Bereich Kultur. Dies zeigt, wie sehr die Ablehnung weiblicher Körperhaare gesellschaftlich verankert ist und wie selbstverständlich das immer wieder postuliert wird.

„Die Konfrontation mit Bildern von Models in den Medien ist wie Gehirnwäsche“

In der Folge etablieren sich alternative Perspektiven auf Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit nur schwer. Winfried Menninghaus, Direktor der Abteilung Sprache und Literatur des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik, spricht den Medien eine entscheidende Mitschuld an den herrschenden Schönheitsidealen zu: „Wiederholtes Ansehen steigert in der Regel ästhetisches Gefallen. Dieser ,mere exposure-Effekt‘ ist eine Grunderkenntnis der Ästhetik. Die pausenlose Konfrontation mit Bildern von Models in allen möglichen Medien ist deshalb wie Gehirnwäsche.“

Opfer dieser Gehirnwäsche sind dabei nicht nur ahnungslose Männer, sondern viele Frauen unterwerfen sich selbst und ihre Nächsten diesem Schönheitszwang. So stellt Heidi Klum 2017 eine Kandidatin ihrer Topmodel-Castingshow bloß, indem sie sie als „Maja mit den Achselhaaren“ bezeichnet. Komisch, denn ist nicht eigentlich jede Frau „eine mit Achselhaaren“? Heidi jedenfalls hält mit ihrer Aussage das Bild der immer enthaarten Frau aufrecht.

Mit Achselhaaren an die Macht?

Sind Rebellionen mit ungezähmter Körperbehaarung also die einzige Antwort auf medienvermittelten Sexismus? Immer mehr Frauen versuchen sich der Fremdbestimmung ihrer Körper zu entziehen, indem sie das Gegenteil zur Schau stellen: stoppelige Beine und behaarte Achseln. Sie wollen sich damit bewusst der medial geschafften Norm entziehen.

Dabei geht es weniger um die Haare selbst, als darum mit dieser Norm zu brechen, indem konventionelle Merkmale von Weiblichkeit, wie enthaarte Beine, abgelegt werden. Obwohl Frauen durch ein solches Auftreten oft provozieren, sollte Provokation nicht im Zentrum stehen. Sexismus lenkt die Aufmerksamkeit gezielt nur auf das Aussehen einer Frau. Ziel des Widersetzens ist es deswegen, die Aufmerksamkeit weg vom Aussehen und hin zur Frau unter den Haaren zu lenken. Auf ihren Charakter, ihr Können, ihren Einsatz. Dadurch soll ein neues Frauenbild in die Öffentlichkeit treten und eine Alternative zu bisherigen Enthaarungszwängen bieten.

Solche feministischen Einflüsse dringen zwar nur langsam in klischeebelastete Werbespots und flache Berichterstattungen ein, doch erste Erfolge können verzeichnet werden. Im September 2017 hat der Sporthersteller Adidas einen Werbespot für Sneaker veröffentlicht, in dem die unrasierten Beine des schwedischen Models Byström zu sehen sind, während diese über Weiblichkeit spricht.

Dass solche Werbespots 2018 zwar leider noch nicht selbstverständlich sind, zeigen die unzähligen Gegenbeispiele und Shitstorms, die als Reaktion auf die junge Schwedin niederregneten. Doch feministische Bewegungen gewinnen an Einfluss und setzen sich sexistischen Werbungen und Berichterstattungen mit zunehmendem Erfolg entgegen.

Mit „Personality“ ans Ziel

Zum Schluss dürfen auch noch die Klum-Fans aufatmen. Seit 2017 gibt es sogar einen „Best Personality-Award“ bei Germany´s Next Topmodel. Damit nicht das Gefühl entsteht, es würde bei dieser Fleischschau nur ums Aussehen gehen. Auch wenn „Maja mit den Achselhaaren“ ihn nicht ergattern konnte, ist er doch zumindest ein kleiner Trost für alle FeministInnen, finden Sie etwa nicht?

Jeder hat sie bestimmt schon einmal in der Comicabteilung von Buchläden, oder in der Popkultur wahrgenommen. Die quietschbunten Charaktere aus Fernost, mit ihrer auffallend üppigen und skurrilen Haarpracht. Die Rede ist von den Figuren aus sogenannten japanischen „Manga“ und „Anime“, die schon seit Jahren auch im Westen sehr populär sind. Doch was steckt hinter den ausgefallenen Looks der Figuren? Und was verraten sie über die japanische Popkultur im Allgemeinen?

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