Die Helden eines Krankenhauses – im ersten Moment denkt der Großteil der Bevölkerung dann an die Ärzte. Es gibt aber noch eine Gruppe Menschen, ohne die der Alltag in einem Krankenhaus niemals funktionieren würde: die Krankenpfleger. Heute beantwortet uns eine Krankenpflegerin, was sie von dem Thema Helden hält.

Lena Häuserle, 22, ist nun in ihrem letzten Jahr der Ausbildung zur Krankenpflegerin, einem Job, in dem man viel leisten muss, aber nur wenig dafür zurückbekommt. Schlechte Bezahlung und extreme Arbeitszeiten sind hier an der Tagesordnung. Oft sind die Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen die ersten, die bei einem Notfall zur Stelle sind, oft ist es sogar ihr Handeln, das über Leben und Tod entscheiden kann. Aber auch die Nachsorge der Patienten, physisch und seelisch, wird von den Pflegern übernommen. All dies erlebt Lena jeden Tag, sie tut das gerne.

Trotzdem müssen die Pflegekräfte protestieren – für mehr Geld, für menschlichere Arbeitszeiten, für mehr Personal und für mehr Anerkennung. Krankenpfleger wird man nicht, um reich zu werden oder für die besondere gesellschaftliche Stellung. Krankenpfleger wird der, der für Menschen da sein will, die Hilfe brauchen und die ohne diese Hilfe nicht zurechtkommen werden. Diese Selbstlosigkeit ohne besonders großen Nutzen macht Krankenpfleger zu Experten in Sachen Helden. Aus diesem Grund wird Lena im Folgenden drei Fragen zu diesem Thema beantworten.

1. Was macht für dich einen Helden aus?

Schwierig zu sagen. Es gibt ja so viele verschiedene Arten von Helden. Ich bin zum Beispiel ein großer Marvel-Fan. Die Helden dort sind Superhelden, sie retten Menschenleben vor den Bösewichten mit ihren Superkräften. Um ein Held zu sein muss man aber nicht unbedingt Menschen vor irgendwelchen Superschurken retten, ich denke jeder, der gute Taten vollbringt, ist ein Held für irgendeine andere Person.

Ein Held ist also für mich jemand, der etwas für andere Menschen tut, ob das nur eine Person ist oder direkt eine ganze Gruppe, ohne dabei daran zu denken, was für ihn herausspringt. Das kann auch jemand sein, der einer Oma über die Straße hilft. Für die Dame ist er dann vielleicht schon ein Held – zumindest für den Tag.

Aber ich denke, das Held-Sein betrifft nicht nur das Gute gegenüber Menschen. Seit vielen Jahren lebe ich jetzt schon vegetarisch und versuche nun auch öfter mich vegan zu ernähren. Für mich sind also auch Menschen, die versuchen Tiere zu retten oder ihnen zumindest Leid zu ersparen, Helden.

Manchmal werden ja sogar Tiere als Helden bezeichnet, diese Hunde, die bei Lawinen helfen zu suchen zum Beispiel, ich weiß aber nicht, in wie weit das dann wirklich Helden sind. Man ich nicht weiß, in wie weit die das bewusst tun.

2. Was denkst du – wie und wann wird der Begriff Held falsch gebraucht?

Zum Glück wird das heute nicht mehr so oft getan, aber ich finde die Verehrung von Kriegshelden ziemlich unangebracht. In Amerika ist es ja noch immer so, dass jeder, der in der Army ist, als Held gesehen wird. Klar, viele wollen wirklich ihr Land und die Bevölkerung schützen. Ich finde es aber kritisch, jemanden als Held zu feiern, der in ein Land geht und dort Menschen, oft auch unbeteiligte Zivilisten, umbringt. Sowas geht einfach nicht in meinen Kopf hinein.

Ich denke auch, dass man viele oft zu schnell als Held bezeichnet, also das mit dem Wort einfach sehr lässig umgegangen wird. Außerdem werden meinem Gefühl nach oft nur die als Helden gefeiert, die besonders spektakuläre Dinge vollbringen. Zum Beispiel feiern viele auch unsere Fußballer als Helden, zumindest vor 4 Jahren als sie den Weltmeistertitel geholt haben. Ich schaue zwar selbst gerne die WM an, aber was tun die denn besonders heldenhaftes? Es gibt so viele Leute die ihre Zeit für Heldenhaftes opfern, zum Beispiel Ehrenamtliche in Flüchtlingsheimen oder in anderen Organisationen – man sollte diese Leute öfter feiern.

Viele unserer Patienten sagen auch zu den Ärzten, dass sie ihre Helden sind. Manchmal kommt es sogar vor, dass wir als Helden bezeichnet werden. Ich sehe das nicht unbedingt so, wir bekommen ja immerhin Geld dafür und außerdem macht mir meine Arbeit, zumindest die meiste Zeit, Spaß. Ich profitiere also selbst davon. Freuen tut es mich aber natürlich trotzdem, wenn ich spüre, dass das was ich tue, anerkannt und geschätzt wird.

3. Wer ist dein persönlicher Held und warum?

Wie schon gesagt, sind alle, die sich ehrenamtlich für eine gute Sache einsetzen, Helden für mich. Auch Freiheitskämpfer oder Menschenrechtler wie Martin Luther King bewundere ich als Helden. Und natürlich habe ich meine Lieblings-Superhelden: Iron Man, Thor und Black Panther. Luke Skywalker aus Star Wars finde ich auch super.

Obwohl sie sich selbst nicht als Helden bezeichnen würden, sind meine Ausbilderin und viele meiner Kolleginnen und Kollegen meine Alltagshelden. Die haben nämlich selbst oft genug zu tun, sind müde und gestresst, und trotzdem herrscht meistens gute Stimmung auf der Arbeit und ich kann immer auf Unterstützung zählen. Ohne sie würde ich meinen Job vermutlich nicht so gerne ausüben.

Schlussendlich natürlich noch die „Standard-Antwort“: mein größter Held ist und bleibt Mama.

 

Was ein Soldat und OP-Fachpfleger bei der Bundeswehr zum Thema Helden denkt siehst du hier.

 

Beitragsbild: https://pixabay.com/photos/surgeon-operation-rubber-duck-nurse-2821375/

3 Kommentare
  1. KathrinB
    KathrinB sagte:

    Schönes Interview:) Mein Bruder ist auch Krankenpfleger auf der Intensivstation im Stuttgarter Katharinenhospital. Ich weiß, dass er selbst sich – wie Lena Häuserle – nie als Held bezeichnen würde. Für mich ist er das aber durchaus. Ich habe großen Respekt davor, was Menschen in Pflegeberufen tagtäglich für wenig Geld leisten. Hut ab!

  2. Sofia
    Sofia sagte:

    Tolles Interview! Auch ich bin der Meinung, dass Pflegeberufe oft unterschätzt oder nicht genug gewürdigt werden, daher ist es schön, dass du das an dieser Stelle tust!

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