Blondes Haar wurde als Schönheitsideal immer hoch geschätzt. Im letzten Jahrhundert verbreiteten sich auch weniger positive Vorurteile gegenüber Menschen mit blondem Haar. Das blonde Gift, die blonde Sexbombe, die dumme Blondine und der typische Surferboy – es gibt einige moderne Klischees. Doch welchen Ursprung haben diese stereotypen Vorstellungen?

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Ein Filmeabend mit Freunden ist etwas Schönes: Auf dem gemütlichen Sofa wird’s kuschelig eng. Hier und da ertönen Knabbergeräusche. Fleißig werden selbstgemachtes Popcorn, Chips und M&M’s gemampft – das beste Catering, was es für diesen Anlass gibt. Dann opfert sich einer, steht auf und macht das Licht aus, damit es noch gemütlicher wird. Hoffnungsvoll sitzen nun alle vor dem Fernseher. Film ab! Aber welcher nur? – Das ist die große ungemütliche Frage. Die Auswahl des Films kann manchmal echt schwierig sein. Wie wär’s mit einem Abend unter dem Motto „Haare“? Ich habe mich auf die Suche nach haarigen Blockbustern und cineastischen Haarwundern gemacht. Drei davon stelle ich euch hier vor. Weiterlesen

In meinem letzten Blog-Beitrag habe ich euch ja von meinem allmorgendlichen Vogelnest erzählt und von meinen zunehmend verzweifelter werdenden Versuchen, meine Haare frizzfrei zu bekommen. Dass dauerhaftes Glätten und chemische Mittel nicht gesund für die Haare sind, ist eine Tatsache. Aber es gibt eine „gesündere“ Lösung: das Brazilian Blowout.

Während eines einjährigen Aufenthalts in London gleich nach dem Abitur bin ich auf eine Methode gestoßen, die verspricht, die Haare dauerhaft zu glätten ohne sie dabei zu zerstören. Diese Methode heißt Brazilian Blowout und war damals, vor sechs Jahren, in Deutschland so gut wie unbekannt. Auch heute noch kennen wenige diese nach ihrem Ursprungsland benannte Methode, und nur ausgewählte Friseure in den großen Städten bieten diese Art der Haarglättung an. Aber der Trend ist immer häufiger auch in Deutschland zu finden und es gibt bereits einige Bloggerinnen, die das Brazilian Blowout ausprobiert haben und über ihre Erfahrungen berichten. Die Bloggerin Nilam veröffentlichte bereits 2014 ein Video über ihren Selbstversuch.

Wie funktioniert das Brazilian Blowout?

Beim Brazilian Blowout wird flüssiges Keratin in die Haare eingearbeitet. Dann wird der Haarschaft (dort zeigt sich, ob das Haar frizzig oder glatt ist. Wer Genaueres wissen möchte, kann sich hier weiter informieren) mit Hitze versiegelt und geglättet. Das hat zur Folge, dass das Haar glatter ist und gesünder aussieht. Außerdem hat es den positiven Effekt, dass Frizz verschwindet und sich eine krause Mähne in glänzendes, welliges Haar verwandeln kann. Das Ganze ist relativ aufwendig und es gibt verschiedene Varianten. Bei einer kann man sofort danach die Haare waschen, bei anderen muss man die Haare bis zu drei Tage lang offen und unfrisiert lassen und darf sie auch erst nach 72 Stunden waschen.

Die Methode verspricht, Frizz zu eliminieren und das Haar wunderbar weich und geschmeidig zu machen. Wenn man zum Friseur geht, dauert die Behandlung zwischen einer und drei Stunden, je nach Länge der Haare. Der größte Nachteil des Brazilian Blowouts ist wohl der Preis – 100 bis 300 Euro pro Behandlung werden schnell fällig. Allerdings gibt es mittlerweile auch die Möglichkeit, sich das Keratin nach Hause zu bestellen und selbst anzuwenden, wodurch die ganze Prozedur natürlich wesentlich günstiger wird. Die Preise für das Kit zum Selbermachen rangieren zwischen 30 und 100 Euro und ein Kit reicht meist sogar für mehrere Anwendungen. Allerdings muss man hierbei vorsichtig sein: Viele der angebotenen Produkte enthalten Formaldehyd, das eventuell gesundheitsschädlich ist. Nähere Informationen hierzu gibt es auf der Website des Umweltbundesamts und des Bundesinstituts für Risikobewertung. Wenn man sich selbst ein Brazilian Blowout Set im Internet bestellt, sollte man also besser darauf achten, ein formaldehydfreies Produkt zu kaufen.

Mein Selbstversuch

Nachdem ich davon gehört hatte, wollte ich das Brazilian Blowout natürlich unbedingt ausprobieren. Noch in London ging ich zum Friseur und ließ mir das Keratin ins Haar einarbeiten. Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber es funktionierte damals überhaupt nicht. Meine Haare waren nicht mehr lockig, aber auch nicht glatt, sondern näherten sich wieder dem Emma-Watson-als-Hermine-Granger-im-ersten-Harry-Potter-Look an. Der einzige Vorteil war, dass das Glätten nicht mehr so lange dauerte wie zuvor. Aber das erwünschte Ergebnis war längst nicht erreicht worden.

Nach dieser Enttäuschung war ich mit dem Thema Brazilian Blowout erstmal durch. Weitere fünf Jahre glättete ich meine Haare. Aber wachsen lassen konnte ich sie natürlich nicht, die Spitzen brachen weiterhin ab. Irgendwann beschloss ich, dass es vielleicht an der Zeit wäre, einen erneuten Versuch zu starten. Das Glätten schädigte meine Haare zu sehr und war auch schlicht und einfach zu zeitaufwändig. Ich wusste, dass es in meiner Umgebung so gut wie keine Friseursalons gab, welche die Keratin-Behandlung anboten. Außerdem war mir der Preis von 200-300 Euro definitiv zu hoch. Also fing ich an, zu googlen und wurde prompt fündig. Es gab mittlerweile eine Bandbreite von Produkten, die man bestellen und selbst zu Hause anwenden konnte. Nach einiger Recherche zum Thema Effektivität und Gesundheit fand ich ein passendes Produkt, das ich ausprobieren konnte. Das Brazilian Blowout Kit, das ich bestellte, gehörte zu der Variante, bei der man das Produkt 72 Stunden lang in den Haaren lassen muss.

Konkret bedeutet das Folgendes: Man muss die Haare mit einem speziellen Shampoo (wird eigentlich immer mitgeliefert) waschen, damit alle Überreste von anderen Produkten ausgewaschen werden. Dann föhnt man die Haare trocken und verteilt die Keratin-Mischung sorgfältig auf jeder Strähne. Danach muss das Haar erneut getrocknet werden und dann jede einzelne Strähne mit dem Glätteisen geglättet werden – daher kommt auch der Begriff Brazilian Blowout. Dadurch wird das Keratin ins Haar eingearbeitet und die Oberfläche des Haarschafts versiegelt. Diese ganze Prozedur dauert je nach Haarlänge zwei bis drei Stunden. Und danach darf man die Haare eben drei Tage nicht waschen.

Haare nach BB

Meine Haare nach dem Brazilian Blowout

Ich war unglaublich gespannt auf das Ergebnis und muss sagen, dass ich dieses Mal begeistert war. Was auch immer damals in London schiefgelaufen ist – dieses Mal war die Keratin-Behandlung ein voller Erfolg. Gut, meine Haare waren ein bisschen platter als vorher (der Frizz macht natürlich auch Volumen), aber sie waren geschmeidig, fühlten sich seidig an und trotzdem waren noch ein paar Wellen drin.

Nachdem man ein Brazilian Blowout gemacht hat, ist es wichtig, die Haare mit einem sulfatfreien Shampoo zu waschen. Das fiel mir ein bisschen schwer, da ich das Gefühl habe, dass die meisten Shampoos, die auf Sulfate verzichten, die Haare auch nicht richtig sauber machen. Schlussendlich bin ich bei Baby-Shampoo gelandet, welches keine unnützen Zusatzstoffe hat und die Haare trotzdem sauber macht.

Die Anwendung der Keratin-Mischung ist jetzt drei Monate her und meine Haare werden langsam wieder frizziger. Das ist aber normal, je nach Haarstruktur soll die Wirkung drei bis vier Monate anhalten. Auf jeden Fall musste ich meine Haare während dieser Zeit so gut wie gar nicht glätten (höchstens die vorderen, kürzeren Haare).

Profilfoto

Mein Profilfoto

Auch auf meinem Profilbild kann man die Wirkung gut sehen, hier sind wirklich nur die vorderen Strähnen geglättet, alles andere ist mittlerweile Natur.

Egal ob man den Selbstversuch zu Hause startet oder zum Friseur geht: Man muss wirklich gut aufpassen, welche Art von Produkt ausgewählt wird. Wie oben bereits erwähnt, würde ich auf keinen Fall eine Keratin-Mischung empfehlen, die Formaldehyd enthält, aber es gibt ja mittlerweile auch Produkte ohne diese Stoffe. Die Behandlung ist aufwändig, zeitintensiv und wenn man es alleine macht, muss man sich ein bisschen geschickt anstellen oder sich für die hinteren Haarpartien Hilfe holen. Und etwas Volumen geht durchaus verloren, kam bei mir aber nach ein paar Wochen wieder. Grundsätzlich gilt: Ob und wie es funktioniert, ist vom Haartyp, der Haarstruktur, der Länge, der Dicke usw. abhängig. Es gibt also keine Garantie, dass es bei jedem funktioniert. Aber alles in allem scheint das Brazilian Blowout eine Methode der „dauerhaften Entfrizzierung“ und Haarglättung zu sein, die es wert ist, ausprobiert zu werden.

 

Sind Sportler Helden? Diese Frage wurde bereits in anderen Beiträgen diskutiert und noch immer ist kein Ergebnis in Sicht. Gerade Fußballer stehen oft in der Kritik, zu viel Geld zu verdienen, zu viel Aufmerksamkeit und Ruhm zu bekommen, und das, obwohl sie sich nicht richtig verhalten oder nicht entsprechend genug leisten. In diesem Interview kommt einer zu Wort, der mitten in diesem Business steckt.

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Welche Personen sind überhaupt Helden? Diese Frage klingt einfach, ist aber in Wirklichkeit sehr schwer. Die „Umstrittene Helden“-Serie des Heldenblogs wagt einen Antwortversuch. Marx ist seit 135 Jahren tot. Sein Werk und seine politischen Gedanken sind geblieben. Marx Schriften werden in Vorlesungen diskutiert und bieten Fundamente, auf die sich ganze Regierungssysteme stützen. Dieses Erbe hat sich Marx hart erarbeitet. Er wählte für sein Leben nicht den einfachsten Weg. Marie argumentiert: Karl Marx als Held.

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Karl Marx Statue in Leipzig

Welche Personen sind überhaupt Helden? Diese Frage klingt einfach, ist aber in Wirklichkeit sehr schwer. Die „Umstrittene Helden“-Serie des Heldenblogs wagt einen Antwortversuch.

Im derzeitigen „Karl-Marx-Jahr“ wird wieder viel über den Gesellschaftstheoretiker geredet. Auch Menschen, die dem Marxismus politisch nicht nahestehen, verfallen dabei oft in ein eine leicht verklärte Art der Heldenverehrung.  Meiner Ansicht nach zu Unrecht. Insbesondere weil ich selbst keineswegs alle Erkenntnisse von Marx für falsch halte, ist es meiner Meinung nach falsch und möglicherweise sogar gefährlich, sich nicht kritisch mit den Theorien dieses Menschen auseinander zu setzen. Warum Marx, für seine Zeit sicher ein kluger und analytischer Denker, kein Held war, erfahrt ihr in folgendem Artikel.

Kritik an der marxistischen Praxis

In der Vergangenheit wurde bereits oft der Versuch unternommen, die marxistische Theorie in der Praxis umzusetzen. Nach Marx soll der Weg zur klassenlosen Gesellschaft über den Sozialismus, eine sogenannten Diktatur des Proletariats, also der Arbeiterklasse, gegangen werden.

Als Gegenentwurf zum kapitalistischen Wirtschaftssystem, in dem Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, setzte der real existierende Sozialismus auf eine zentral gesteuerte Planwirtschaft, nach welcher ein Komitee aus Experten den Bedarf der Bevölkerung berechnet und produzieren ließ. Als negatives Beispiel ist die wirtschaftliche Lage in der ehemaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik) bekannt ­– auch noch in der Erinnerung vieler Betroffener. Das Problem der Planwirtschaft liegt in der Praxis in der Schwierigkeit begründet, den Bedarf von Menschen im Voraus zu berechnen. Es liegt in der Natur des Menschen, seine Bedürfnisse zu ändern, mit Trends zu gehen oder auch einen kompletten Wandel zu durchleben. Auf derartige Änderungen kann die statische Planwirtschaft so gut wie gar nicht reagieren, was Engpässe und Überproduktion zur Folge hat. In der DDR betrug die Wartezeit für ein Auto beispielsweise nicht selten über fünf Jahre. Ebenso waren lange Warteschlagen vor Geschäften, die gerade neue Ware geliefert bekommen hatten, nicht selten.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Schriften von Marx nicht eindeutig verstanden werden, unvollständig sind und viel Raum für Interpretation lassen. Beispielsweise beschrieb Marx nirgendwo, wie die marxistische Gesellschaft konkret auszusehen habe. Diese vagen Formulierungen führten in der Vergangenheit zu furchtbarem Missbrauch an dessen Spitze einige der furchtbarsten Diktatoren der Welt wie Stalin, Mao Zedong oder Pol Pot zu nennen sind. Diesen Missbrauch kann man Marx zwar nicht persönlich anlasten, dennoch zeigt es seine Fehleinschätzungen bezüglich der menschlichen Natur deutlich auf.

Kritik an der marxistischen Theorie

Den Marxismus hier auch nur ansatzweise voll auszuführen sprengt den Rahmen dieses Beitrags bei weitem. Deshalb hier ein Versuch, den Kerngedanken seiner Theorie verständlich auf den Punkt zu bringen.

Das Ziel des Marxismus ist eine klassenlose Gesellschaft. Das bedeutet, dass es keinen Privatbesitz an Produktionsmitteln wie z.B. Maschinen gibt. Diese Gesellschaft soll nach Marx eine in Frieden und Wohlstand lebende „ideale“ Gesellschaft sein. Erreicht werden kann diese jedoch nur durch eine internationale Revolution der Arbeiterklasse, die keine Produktionsmittel besitzt, gegen die Klasse der Kapitalisten, die Produktionsmittel besitzende Klasse, welche die Arbeiterklasse über die Lohnarbeit ausbeutet.

Hierbei fällt bereits auf, dass sich die Theorie von Marx auf historische Verhältnisse bezieht, die sich nicht eins zu eins auf die Gegenwart oder gar die Zukunft übertragen lassen. Bereits in der heutigen Welt ist eine Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse kein unabänderliches Schicksal mehr, wie es zu Marx Zeit nahezu der Fall war. Durch neue Technologien lässt sich darüber hinaus keine klare Trennung zwischen Produktionsmitteln und Nicht-Produktionsmitteln ziehen. Ein Notebook kann beispielsweise nur zum privaten Vergnügen eingesetzt werden aber genauso gut die Basis für die Gründung eines Unternehmens sein, welches Software verkauft oder Webseiten erstellt und betreut.

Zuletzt bedachte Marx bei der internationalen Revolution nicht, dass es zwischen verschiedenen Kulturen große Differenzen gibt, die ein internationales Zusammenwirken erschweren oder sogar unmöglich machen. Wie utopisch es ist, eine komplexe Idee wie den Marxismus international umzusetzen, sieht man vielleicht am besten daran, dass die heutige Welt noch weit von der grundlegenden Einhaltung elementarer Menschenrechte entfernt ist, da die Vorstellungen hier auseinander gehen. Beispielsweise ist es in China oder Japan möglich seine Menschenwürde zu verlieren, während diese in westlichen Gesellschaften als unantastbar gilt.

Warum also kein Held?

Warum Marx aus meiner Sicht definitiv nicht als Held, jedoch durchaus als großer Denker anzusehen ist, liegt unter anderem auch daran, dass sein Vermächtnis eher etwas ist, aus dem man lernen kann und sollte, als etwas, dem man nacheifern kann. Das Vermächtnis eines Helden ist für mich etwas, dass mehr Positives als Negatives für die Nachwelt bewirkt hat. Angesichts der 100 Millionen Todesopfern* weltweit , die zumindest in indirekter Verbindung zum Marxismus stehen, ist eine Verehrung mit Statuen und Denkmälern für Marx nicht angemessen.

Um es mal anders zu formulieren, vielleicht wäre Marx für mich ein Held gewesen, wenn er zu Lebzeiten eine Art Kommune gegründet hätte, die nach marxistischen Idealen lebt und unbestreitbar nachweist, dass die Theorie in der Praxis umsetzbar ist. Heute hingegen wird Marx von denen überschattet, die seine Theorien anstelle seiner selbst meist zum Negativen umgesetzt haben. Ob dies in Missverständnis oder böswilliger Fehlinterpretation begründet war, kann ich nicht beurteilen.

Zuletzt hat Marx der Welt auf jeden Fall Ideen und Analysen hinterlassen, jedoch keine Heldentaten.

* Schwarzbuch des Kommunismus, 1997

Beitragsbild: https://pixabay.com/de/marx-karl-kommunismus-historisch-2662378/

Vielleicht siehst du es ja anders. Lies hier die Gegendarstellung von Marie und stimme hier ab, ob Marx ein Held ist, oder nicht.

Nina Mayer (Name geändert), 27, ist Psychotherapeutin. Nach ihrem Psychologie-Master in Tübingen ist sie nach Stuttgart gezogen, um dort im Rahmen ihrer Psychotherapeutenausbildung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu arbeiten. Täglich kommen Patienten in ihre Therapie, um an sich und ihrer persönlichen Situation zu arbeiten. Dass das keine einfache Aufgabe ist, steht außer Frage. Dass die Patienten auf ihre Hilfe angewiesen sind, ebenfalls. Aber kann man Psychotherapeuten tatsächlich als Helden bezeichnen?

1. Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?

Das ist eine gute Frage. Zugegebenermaßen hatte ich schon immer eine große Faszination für das Verhalten des Menschen. Ich habe gerne Situationen beobachtet und mich dafür begeistert, wie viele verschiedene Reaktionsweisen es auf ein und dieselbe Situation geben kann. Außerdem interessiere ich mich dafür, warum Menschen so handeln, wie sie handeln, so denken, wie sie denken, und so fühlen, wie sie fühlen. Es begeistert mich immer wieder, wie die Psyche arbeiten und sich selbst schützen kann. All diese Aspekte waren Vorinteressen, die schon immer ein Teil von mir waren und die natürlich Psychologie als Studienfach nahelegen. Warum ich letztlich den Beruf ausgewählt habe, hängt damit zusammen, dass ich von außen — unabhängig davon — häufig positives Feedback für meinen Umgang mit problematischen Situationen erhalten habe. Dieses hat mir letztlich die Motivation gegeben, Menschen zu unterstützen. Das war für mich die Idee eines erfüllenden Jobs.

2. Was macht für Sie einen Helden aus?

Wenn ich das Wort höre, denke ich ganz oft an Märchen zurück. An den heldenhaften Prinzen, der die Prinzessin vor dem Drachen rettet, oder an den Helden, der die schlafende Prinzessin mit einem Kuss wieder ins Leben zurückholt. Dann denke ich aber auch an Spiderman oder andere moderne Superhelden. Spiderman, der einerseits seine große Liebe rettet, die gerade vom Hochhaus stürzt, und gleichzeitig den Waggon in der Schwebe hält, damit die Kinder nicht in den Tod fallen. Abgeleitet aus diesen Vorstellungen würde ich sagen, dass man als Held mutig sein muss, dass man sich für andere einsetzt und aus purer Hilfestellung, purer Liebe oder purem Respekt für den Menschen handelt.

3. Sehen Sie sich selbst in Ihrem Beruf manchmal als Heldin?

Um ehrlich zu sein: nein. Für mich ist das Wort des Helden ein sehr altmodischer Begriff. Sicherlich ist man auch als Psychotherapeut manchmal stolz auf seine eigene Leistung oder erhält auch mal das Lob von einem Patienten, dass man ihm aus der Klemme geholfen hat, aber so ganz im Bewusstsein ist der Begriff des Helden bei mir nicht. Insofern trifft der Begriff auf mich wahrscheinlich nicht zu.

4. Gibt es besondere Herausforderungen im Beruf eines Psychotherapeuten?

Ja, ich denke schon. Manchmal sind es sogar unzählige Situationen auf ganz verschiedene Weise. Manchmal hat man ein System, das der Art, wie man selbst einer Person Hilfe leisten würde, entgegenarbeitet, wie zum Beispiel die Krankenkasse, das gesamte Gesundheitssystem oder die Wartezeiten. Das sind Sachen, die einem die Arbeit nicht gerade leichter machen. Außerdem ist es eine große Herausforderung, wenn man Patienten hat, die eigentlich viel Potenzial haben und mit denen man gut arbeiten könnte, es aber Umstände gibt, die das nicht möglich machen. Das kann die Schule sein, die einen Schulwechsel nicht möglich macht, der für den Patienten hilfreich wäre. Dann kann es aber auch das soziale Umfeld sein, das die neu erlernten Strategien des Patienten nicht akzeptiert und diesen abweist. Das alles sind für mich sehr schwierige Situationen, die es immer wieder aufs Neue gilt, akzeptieren zu lernen.

5. Gibt es eine andere Berufsgruppe, die Sie als Helden bezeichnen würden?

Die Sache ist die: Meine Definition des Held-Seins enthält die Tatsache, dass man Mut und Courage erbringt, und dies aus einer inneren Motivation heraus, wirklich nur der Hilfe wegen. Ein Beruf beinhaltet immer den Aspekt, dass man dafür ausgebildet und bezahlt wird. Insofern ist es sehr schwierig, eine Berufsgruppe als Helden zu bezeichnen. Dennoch kann jede Berufsgruppe das Potenzial haben, Helden zu sein. Schließlich geht es um den Punkt, dass man mehr über den Beruf hinweg tut, Mut beweist und sich für jemanden einsetzt, und das nicht nur, weil man dafür bezahlt wird. Welche Berufsgruppen das sein können? Natürlich fallen einem da erst mal die sozialen Berufe ein, die Erzieherin, die den Kindern hilft, oder der Feuerwehrmann, der sein eigenes Leben in Gefahr bringt, um ein anderes aus den Flammen zu retten. Aber dann gibt es da auch den IT-ler, der schon lange über die Zeit seines Tages arbeitet, um noch die digitale Welt zu retten, oder den Manager, der versucht, das ganze Wirtschaftssystem zusammenzuhalten. Auf diese Weise könnte man durch die Reihe gehen und würde feststellen, dass überall etwas Heldenhaftes sein kann, aber nicht unbedingt ein Beruf ausschließlich Helden hervorbringt.

6. Was denken Sie: Wann wird der Begriff des Helden falsch gebraucht?

Das Schwierige am Begriff des Helden ist, dass er sehr positiv konnotiert ist. Ich denke, wenn jemand als Held bezeichnet wird, dann bedeutet das oft, dass man nur die guten Seiten sieht. Der Begriff vernachlässigt oft die dunkleren, negativen oder problematischen Seiten, die jeder Mensch besitzt. Das sollte man bedenken, wenn man jemanden als Helden bezeichnet, vor allem, wenn es um Menschen des wirklichen Lebens geht. Es gibt nicht nur den positiven, strahlenden Helden, sondern immer auch den, der ins Wanken gerät und vielleicht gerade deshalb ein Held ist, weil er solche Situationen überwindet.

7. Wer ist Ihr persönlicher Held und warum?

Sicher bin ich jetzt etwas voreingenommen durch die vorigen Fragen, aber zuerst fallen mir all die Personen ein, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, die sich für sich selbst eingesetzt haben. Die Personen, die erkannt haben, dass sie momentan unzufrieden sind, und die ihr Leben anpacken, obwohl es eine Höllenarbeit ist. Die Personen, die es wieder zu einem Leben gestalten, das sie gerne führen und an dem sie Spaß haben und in dem es ihnen gut geht. Das ist für mich etwas sehr Heldenhaftes. In einer Situation, in der sich diese Menschen nicht so gut selbst leiten können, greifen sie sehr altruistisch und mutig ein und helfen jemandem: sich selbst!

Was eine Krankenpflegerin zum Thema Helden denkt, erfährst du hier: 3 Fragen an …

Am 29. Juni diesen Jahres machte Paula Godwin aus Arizona einen morgendlichen Spaziergang mit ihren beiden Hunden Todd und Cooper. Als plötzlich vor ihnen eine Klapperschlange auftauchte, sprang der nur  sechs Monate alte Welpe Todd zwischen das gefährliche Reptil und sein Frauchen – und wurde mitten ins Gesicht gebissen. Nach zwölf Stunden in der Tierklinik war er auf dem Weg der Besserung und die Bilder des kleinen Hundes mit dem geschwollenen Gesicht machten ihn zum Internet-Helden.

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Soldat auf einer Straße in China

Nianheng Wu, 23, ist in einer kleinen Stadt in der Provinz Sichuan, China aufgewachsen. Seit fast einem Jahr wohnt sie schon in Deutschland und studiert Computerlinguistik und Allgemeine Sprachwissenschaft. Als Kind hatte sie nicht wirklich persönliche Helden, vielmehr Personen und fiktive Charaktere, die sie einfach nur toll fand. Sie ist ein großer Fan von Detektiv Conan und liebt auch Thor aus dem Marvel Cinematic Universe. Das Thema Helden findet sie schwierig, weil nicht alles schwarz und weiß ist. Es gibt kein Schema, nach dem man Helden bestimmen kann. Man sollte sie immer kritisch analysieren und dann entscheiden, ob es auch Helden sind.

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