Plastik kann bei der Behandlung von Krankheiten, etwa der Skoliose, eine wichtige Rolle spielen. Die Verkrümmung der Wirbelsäule kann durch ein Skoliose-Korsett korrigiert werden. Wie es sich anfühlt, dieses Stück Plastik ständig am Körper zu tragen und es als täglichen Begleiter zu akzeptieren, erzählt Marie Schuelk* im Interview. Weiterlesen
Bioplastik ist eine Alternative zu herkömmlichem Kunststoff. Doch wo finden wir Bioplastik und was kann der so viel „besser“ klingende Kunststoff? Löst er unser Plastikproblem? Im Interview gibt Simon McGowan Antworten auf diese und weitere spannende Fragen. Der Wissenschaftler ist Verfahrenstechniker und forscht am Institut für Biokunststoffe und Bioverbundstoffe in Hannover (IfBB). Weiterlesen
Kunst aus Plastik: „Ohne Kunststoff hätten wir ein echtes Problem“
Für den Künstler Ottmar Hörl, der hauptberuflich Figuren von Beethoven bis Thunberg klont, ist Kunststoff unerlässlich. Mit uns sprach er über 250 Hölderlin-Skulpturen und seine Kunst aus Plastik. Außerdem erklärt er, was Kunststoff mit Teilhabe zu tun hat und warum es für ihn keine Alternative gibt. Weiterlesen
Rasha Deep ist Syrerin. Vor vier Jahren verließ sie ihr Heimatland aufgrund des dort herrschenden Krieges und lebt seitdem in Tübingen. Vor allem aber ist Rasha Künstlerin. Schon seit ihrer Kindheit malt und zeichnet sie leidenschaftlich und hat in Damaskus sechs Jahre Bildende Kunst mit Fokus auf die Bildhauerei studiert. Ihre Werke werden sowohl national als über die Ländergrenzen Syriens und Deutschlands hinaus ausgestellt. Zwei ihrer Kunstwerke sind derzeit bei der Biennale in Venedig zu sehen. Weiterlesen
Meist sieht man sie nicht, aber man sieht, ob sie da waren: Reinigungskräfte. Sie halten unsere Büros, Toiletten oder auch Krankenhauszimmer sauber. Dafür sorgt Bilge Yīlmaz (33) seit sieben Jahren, zuletzt in den Kliniken der Universitätsstadt Tübingen. Weiterlesen
„Wer selbstständig ist, arbeitet selbst und ständig.“
Laut Statistischem Bundesamt waren 2018 von den über 45 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland rund 4,2 Millionen selbstständig. Die Anzahl der Selbstständigen ist dabei eher rückläufig, während immer mehr Menschen einer abhängigen Beschäftigung nachgehen. Deutschland gilt nicht gerade als gründerfreundlich. Startups und Neugründer haben häufig Schwierigkeiten Kredite an Land zu ziehen. Trotzdem gibt es Menschen, die ihn wagen: den Schritt in die Selbstständigkeit. So auch Katharina und Allan Mutagwaba.
Das Augsburger Ehepaar hat sich 2016 mit seinem eigenen Unternehmen „MAK Afrika“ selbstständig gemacht. Das Konzept? – „Kaffeespezialitäten für einen guten Zweck“. Katharina und Allan wollen ihren Kunden nicht nur qualitativ hochwertigen und leckeren Kaffee anbieten, sondern auch den Kaffeebauern in Meru (Tansania) faire Löhne zahlen und so zur Gesamtentwicklung der Kaffeeregion beitragen. Neben der fairen Bezahlung legen die Mutagwabas außerdem Wert auf den nachhaltigen Anbau ihres Kaffees und unterstützen die Region Meru durch soziale Projekte. Seit der Firmengründung bieten sie ihren selbstgerösteten Kaffee auf ihrer Website an und haben 2018 ihr erstes Café in der Augsburger Innenstadt eröffnet.
Bei der Gründung war Katharina erst 23 Jahre alt und noch mitten im BWL-Studium. Den Master in Tourismusmanagement hat sie ausgewählt, weil die beiden neben dem Vertrieb von Kaffee bald auch Reisen in die Anbauregion ihres Kaffees, nach Tansania, veranstalten wollen. Allan kommt ursprünglich aus der Region Meru und hat ebenfalls einen Masterabschluss in BWL im Bereich „International Business and Finance“ und war vor der Firmengründung 3 Jahre bei einer Tochterfirma der Porsche AG als SAP Consultant tätig. Katharina hat neben ihrem Studium auch schon in Angestelltenverhältnissen gearbeitet, unter anderem als Werkstudentin im Bereich Tarif, Verbünde und Nachfragemanagement bei der Deutschen Bahn AG. Um herauszufinden, warum das deutsch-afrikanische Ehepaar nun lieber sein eigenes Ding macht, habe ich die beiden zum Interview gebeten.
Um ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist ein BWL-Studium als Grundlage sicher nicht verkehrt. Habt ihr euch deshalb für das Studium entschieden oder war euch da noch gar nicht klar, dass ihr euch mal selbstständig machen wollt?
Allan: Ich habe bereits in Tansania selbstständig im IT-Bereich gearbeitet. Ich konnte mir immer vorstellen, meine eigene Firma zu haben. Für ein Studium in BWL habe ich mich entschieden, weil man die Grundlagen für unterschiedliche Unternehmensbereiche lernt. Besonders der Bereich Finanzen hat mich sehr interessiert, deshalb habe ich mich dann im Master darauf spezialisiert. Finanzen sind auch mit die wichtigste Disziplin, wenn man ein Unternehmen erfolgreich und nachhaltig führen will.
Katharina: Ich wollte mich eigentlich nie selbstständig machen. Für mein BWL-Studium habe ich mich entschieden, da es damals den Anschein machte, dass es mich breit aufstellt und ich danach viele Möglichkeiten habe in den Beruf einzusteigen – auch international. Jetzt im Nachhinein bin ich froh, dass ich mich für BWL entschieden habe, da man einen Überblick über alle Unternehmensbereichen bekommt und genau das braucht man eigentlich auch als Unternehmer. Als Angestellter arbeitet man ja meistens nur in einem Teilbereich und als Selbstständige muss ich mich jetzt eben um alles kümmern, also ist es gut, dass ich Wissen in verschiedenen Bereichen habe.
Vor eurer Selbstständigkeit habt ihr beide schon in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet. Jetzt habt ihr den direkten Vergleich. Welche Vorteile gibt es für euch im jeweiligen Beschäftigungsverhältnis?
Allan: Der Vorteil in einem Angestelltenverhältnis ist definitiv das sichere Einkommen. Man braucht sich über die Finanzen keine Sorgen zu machen. Außerdem hat man sichere Urlaubstage und geregelte Arbeitszeiten. Wenn man selbstständig ist, kann man seine Zeit dagegen genau so gestalten wie man es selbst möchte. Man ist sein eigener Chef und wird nicht von jemand anderem „herumgetrieben“. Aber der größte Vorteil für mich ist, dass man seine Träume verwirklichen kann.
Katharina: Bei den Vorteilen von einem Angestelltenverhältnis stimme ich voll und ganz mit Allan überein. Ein Vorteil in der Selbstständigkeit ist für mich noch, dass man immer sehr zeitnah das Ergebnis – also den Erfolg oder Misserfolg – seiner Arbeit sieht. In großen Unternehmen, so habe ich es erlebt, arbeitet man oft so vor sich hin und hat kein wirkliches Ziel vor Augen. Für mich war die Relevanz meiner Arbeit nicht immer sichtbar. Wenn man selbstständig ist, kennt man die Ziele genau, da es die eigenen sind und man merkt, welchen Unterschied die eigene Arbeit macht.
Und gibt es für euch auch Nachteile an der Selbstständigkeit?
Katharina: Wie sagt man so schön: Wer selbstständig ist, arbeitet selbst und ständig. Und das ist es, was das Anstrengendste ist. Wenn du nicht arbeitest, arbeitet niemand und es geht auch nichts voran. Und sowas wie Feierabend muss man sich erst selbst definieren. Aber wenn das eigene Unternehmen gut läuft und auch finanziell erfolgreich ist, kann man sich Mitarbeiter und mehr Freizeit leisten. Wenn dieser Punkt erreicht ist, gibt es für mich keine Nachteile mehr.
Haben für euch die Nachteile in einem Angestelltenverhältnis überwogen oder gab es einen anderen Grund dafür, dass ihr euch selbstständig gemacht habt?
Allan: Wir haben uns selbstständig gemacht, weil wir ein Problem lösen wollen und damit die Welt ein Stückchen besser machen möchten. Ich komme aus Tansania und bin in Meru aufgewachsen. Obwohl das Land sehr fruchtbar ist, sind die Menschen dort noch bis heute arm. Das liegt unter anderem auch daran, dass der globale Norden auf ihre Kosten günstige Produkte wie beispielsweise Kaffee anbietet. Das wollten wir ändern und arbeiten nun mit 30 Kaffeebauerfamilien zusammen, die eine faire Bezahlung erhalten, aber auch Unterstützung, um sich selbstständig als Handelspartner weiterzuentwickeln. Wir erleben nun selbst mit, wie sich der Lebensstandard der Familien verbessert.
Katharina: Kaffee ist ein einfaches, alltägliches Produkt und uns ging es weniger um die Innovation, sondern mehr darum mit unserer Geschäftsidee einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen. Einerseits in Tansania, wo die Kaffeebauern einen angemessenen Lohn für Ihre Arbeit erhalten, aber auch hier in Deutschland, indem wir dem Kunden die Möglichkeit geben, die Herkunft und Herstellung unserer Produkte genau zu verfolgen.
Wie bekommt ihr das alles unter einen Hut? Ihr vertreibt euren Kaffee über eure Website, seid auf Fair-Trade-Messen mit eigenem Stand vertreten, reist regelmäßig nach Tansania zu euren Geschäftspartnern, röstet selber euren Kaffee, wollt Reisen nach Tansania veranstalten und betreibt auch noch ein eigenes Café, für das ihr alle Produkte, wie Kuchen und Snacks, selber herstellt.
Katharina: Es gibt auf jeden Fall viel zu tun und man kann nicht alles machen, denn ein Tag hat nur 24 Stunden. Man braucht auch genügend Zeit zum Ausruhen, sonst fährt man sein Unternehmen gleich an die Wand, weil man nicht mehr kann und alles war umsonst. Wir versuchen so gut es geht Prioritäten zu setzen. Wir machen als erstes das was wichtig ist, um das Geschäft am Laufen zu halten. Das ist bei uns der Laden und der Onlineshop. Wenn während der Öffnungszeiten wenig los ist, können wir im Büro Dinge erledigen. Messen und Veranstaltungen wählen wir ganz gewissenhaft aus, da es extra Aufwand bedeutet. Deshalb machen wir das eher selten.
Allan: Am Anfang muss man natürlich alles selbst machen, weil man sich einerseits kein Personal leisten kann und andererseits erstmal selbst Erfahrungen in der alltägliche Arbeit machen muss, um genau zu wissen was ein Mitarbeiter mitbringen muss, um einem dann Arbeit abzunehmen. Unser Ziel ist es aber, sobald finanziell möglich, die operativen Aufgaben an Mitarbeiter abzugeben und uns selbst auf die Weiterentwicklung des Unternehmens zu konzentrieren.
„Wir haben eine Vision: Den Menschen in Tansania eine bessere Zukunft zu ermöglichen.“
Ihr habt unterschiedliche Spezialisierungen im Bereich BWL – Allan in Finanzen und Katharina im Tourismusmanagement. Teilt ihr die Arbeit in eurem Unternehmen dann auch so auf?
Katharina: Tatsächlich teilen wir uns die Arbeit untereinander auf, aber nicht entsprechend unserer Spezialisierungen. In der Praxis zeigen sich Stärken und Schwächen in einzelnen Aufgaben, die viel detaillierter sind als eine theoretische Spezialisierung im Studium. Beispielsweise müssen wir für die Umsatzsteuervoranmeldung beim Finanzamt jedes Quartal ein Formular ausfüllen. Da ich besser deutsch kann, übernehme ich diese Aufgabe, obwohl es im Bereich der Finanzen liegt und so eher Allans Spezialisierung entspricht. Andererseits übernimmt Allan den Kontakt zu Partnern in Tansania, mit denen wir für die Reisen zusammen arbeiten möchten, da er Swahili spricht und damit besser zu kommunizieren ist. Es gibt bei uns also keine übergeordnete Verteilung nach Unternehmensbereich, sondern nach persönlichen Stärken.
Ihr seid ein Ehepaar und Geschäftspartner. Kommt es da nicht zu Konflikten untereinander oder mit eurem Privatleben?
Allan: Bei uns klappt das tatsächlich sehr gut und ohne nennenswerte Konflikte. Wir lieben es zusammen zu arbeiten und sozusagen 24/7 Zeit miteinander zu verbringen. Wir wissen, das ist nicht jedermanns Sache und sehen es als ein echtes Privileg, dass wir sowohl als Ehepaar als auch als Geschäftspartner ein starkes Team sind.
Katharina: Das wir ein Ehepaar sind ist auch in Vielem vorteilhaft, denn wir können uns gegenseitig voll vertrauen und wir kennen uns gut. Die Kommunikation ist einfacher auf einer so persönlichen Ebene. Wir verstehen zum Beispiel schneller, was der andere meint und wir merken sofort, wenn der andere mal eine Pause braucht. Ich finde eine bessere Einheit beim Arbeiten kann es nicht geben.
Vielen Dank ihr beiden für das interessante Gespräch!
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