Benennungen, Weltrekorde

Das Haar kommt überall vor: in der Kunst, der Poesie, im Alltag und auch in der Archäologie. Mumien sind das beste Beispiel dafür, dass Haare sich auch nach Jahrtausenden immer noch halten können. Daher habe ich mich mit dem „Tollund-Mann“, einer Moorleiche aus Dänemark getroffen und mit ihm ein wenig über das Haar in der Archäologie gesprochen. Was gibt es für Methoden, was kann man herausfinden und was ist eigentlich das Problem dabei? 

Könnten Sie sich vielleicht kurz vorstellen?
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Kopf des Tollund-Mannes (datiert auf 375-210 v. Chr.): von Sven Rosborn – Eigenes Werk, Gemeinfrei, Link

Man kennt mich unter dem Namen „Tollund-Mann“. Ich bin in der vorrömischen Eisenzeit gestorben und wurde nach meinem Tod im Hochmoor bei Bjaeldskovdal vergraben. Das liegt in der Nähe von Tollund, daher kommt auch mein Name. Die Torfstecher, die mich im Mai 1950 fanden, dachten zunächst, ich sei erst kürzlich verstorben. Da wussten sie natürlich noch nicht, dass ich schon ein paar Jahrhunderte hinter mir hatte.

Ihre Haare sind ja trotz Ihres beachtlichen Alters noch gut erhalten geblieben! Können Sie mir Ihr Geheimnis verraten?

Vielen Dank, ich hab mein Haar zu Lebzeiten gern kurz getragen. Da hatten Läuse und andere kleine Tierchen weniger Chancen sich zu verbreiten. Meinen Bart habe ich eigentlich auch regelmäßig gestutzt. Nur am Tag vor meinem Tod kam ich nicht dazu, daher die Stoppeln. Das Moor hat ein saures Milieu, welches zusammen mit dem sauerstoffarmen Boden dafür sorgt, dass man sich auch nach vielen Jahren gut hält. Dazu gibt es auch noch Gerbsäuren im Moor, die wie beim Leder die Haut gerben. Auch Haare, innere Organe und Kleidung aus Fell oder Leder werden wunderbar konserviert! Die Stoffe im Moor sorgen allerdings auch dafür, dass sich die Haare entfärben und rötlich werden. Ich weiß ja nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist, aber alle Moorleichen haben rote Haare.

Das ist also nicht Ihre richtige Haarfarbe?

Nein! Wobei ich zugeben muss, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie meine Haare früher ausgesehen haben. Sie müssen verstehen, dass das schon etwas her ist. (lacht) Leider führt der säurehaltige Boden auch dazu, dass sich Knochen, Muskeln und Fettgewebe nicht erhalten. Ich hoffe, Sie können es entschuldigen, wenn ich etwas platt daherkomme.

Was wissen Sie denn über die Methoden, welche die Archäologen für ihre Untersuchungen an Haaren nutzen?

Tja, natürlich bin ich kein Experte. Damals gab es so etwas ja noch nicht. Aber durch meine Zeit im Museum hab ich natürlich einiges aufgeschnappt. Nicht nur bei Untersuchungen an mir, sondern auch in Gesprächen über andere Mumien. Ich hab mich sozusagen weitergebildet. An Haaren kann man zum Beispiel Isotopenanalysen durchführen. Diese Untersuchungen werden meistens an Knochen und Zähnen durchgeführt. Bei Moorleichen wie mir, erhalten die sich aber oft nicht. Isotopen sind Atome vom gleichen Element mit unterschiedlicher Neutronenanzahl. Isotopen sind regional unterschiedlich, dadurch kann man sehen, wo jemand herkommt. Außerdem unterscheiden sich die Isotopen auch je nachdem, was man gegessen oder getrunken hat. Um zu sehen was ich gegessen habe, hat man bei mir aber meinen Mageninhalt analysiert, der war nämlich auch noch erhalten. Aber bei vielen Mumien ist das nicht der Fall, da bieten sich die Haare an.

Was kann man denn noch alles aus Haaren herausfinden?

Bei ein paar Mumien aus San Pedro de Atacama, in Nordchile hat man Nikotin im Haar nachgewiesen. Die haben wohl gerne mal geraucht oder Nikotin geschnüffelt. Haare kann man aber auch anders nutzen. In Australien zum Beispiel wollten Forscher wissen, wie sich der moderne Mensch verbreitet hat und ob es da Vermischungen gab oder nicht. Da haben sie die mtDNA aus einer Haarlocke eines Aborigines des 20. Jahrhunderts extrahiert und mit der DNA von heutigen Menschen und der DNA archaischer Menschen verglichen. Dabei kam heraus, dass die Ureinwohner Australiens vermutlich von einer der ersten Auswanderungswellen der frühen Menschen abstammten, also etwa 50.000 Jahre vor heute!

Gibt es bei solchen Haaranalysen denn auch manchmal Probleme?

Leider ja. Durch die Taphonomie beispielsweise, also alle Prozesse, die ab dem Todeszeitpunkt eines Lebewesens bis zum Auffinden auf es einwirken. Dabei kann es dazu kommen, dass es beschädigt oder chemisch verändert wird. Es kann zum Beispiel Stoffe aus dem Boden aufnehmen und so das Ergebnis verfälschen. Es kommt natürlich immer darauf an, wie sich das Haar erhalten hat. Bei der DNA ist das auch nicht so leicht. Haare sind ja sowieso schon tote Materie, da ist die DNA ohnehin nicht komplett und je länger das Haar gelagert wird, desto kleiner sind die DNA-Fragmente, die man bekommt.

Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und hoffentlich kommen noch viele Besucher.

Gerne, mit der Zeit schnappt man so einiges auf. Sie können mich immer gerne im Silkeborg Museum besuchen kommen!

 

Wer wissen möchte, wofür Haare in der Wissenschaft noch verwendet werden können, kann sich hier den Beitrag von Angelina über Haare in der Forensik durchlesen. Wem nach Moorleichen jetzt eher der Sinn nach Spuckgeschichten steht, findet auch auf dem Gespensterblog interessante Beiträge!

 

Literaturhinweise:

A. H. Thompson/A. S. Wilson/J. R. Ehleringer, Hair as a geochemical recorder: ancient to modern. In: K. K. Turekian/H. D. Holland (Eds.), Treatise on Geochemistry. Elsevier Vol. 14, 2nd ed., 2012, 371-393.

J. Echeverría/H. M. Niemeyer, Nicotine in the hair of mummies from San Pedro de Atacama (Northern Chile). Journal of Archaeological Science 40, 2013, 3561-3568.

M. Rasmussen/X. Guo/Y. Wang u.a., An Aboriginal Australian Genome Reveals Separate Human Dispersals into Asia, Science 334(6052), 2011, 94-98.

Seit 1955 veröffentlicht Guinness World Records jährlich ein Nachschlagewerk mit menschlichen Extremleistungen, außergewöhnlichen Höchstwerten und erstaunlichen Naturphänomenen. Darunter auch zahlreiche haarige Rekorde, wie zum Beispiel die längsten Beinhaare oder das längste Ohrhaar. Hier folgen nur einige wenige der kuriosen haarspaltenden Höchstwerte gemessen am Menschen und die Geschichten dahinter.
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Blondes Haar wurde als Schönheitsideal immer hoch geschätzt. Im letzten Jahrhundert verbreiteten sich auch weniger positive Vorurteile gegenüber Menschen mit blondem Haar. Das blonde Gift, die blonde Sexbombe, die dumme Blondine und der typische Surferboy – es gibt einige moderne Klischees. Doch welchen Ursprung haben diese stereotypen Vorstellungen?

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„Ich komm’ mir vor wie einer von diesen haarlosen Hunden“, sagt Carrie Bradshaw nach einem ungewollten Brazilian Waxing. Vor 18 Jahren gaben die vier Freundinnen aus der Serie Sex and the City den Anstoß für einen Enthaarungshype sondergleichen. Das Brazilian Waxing, also der totale Kahlschlag im Intimbereich, wird zum Dauerbrenner – nicht nur in Punkto Hautirritation. Das Motto der 2000er lautet: „Stell dein Licht nicht unter das Pelzchen.“

„Damals stand der Mond im Zeichen des Löwen“, meint Star-Astrologin Madame Spirituelli. Der Mond im Löwen – eine Konstellation, die unsere Selbstdarstellung stark beeinflusst. Die Welt wird zur Bühne und wir sind ihre Hauptdarsteller: Zeigefreudigkeit ist angesagt. Die erfahrene Astrologin enthüllt exklusiv für Shades of Hair, was sich im Venus-Jahr 2018 daran ändert.

Endlich wird die Frage geklärt, die uns allen unter den Höschen brennt: Welche Frisur trägt man aktuell darunter? Im Intimhaar-Horoskop bringen wir Licht ins Dunkel des Frisuren-Dschungels. Madame Spirituelli gibt kosmische Tipps für Cosmopolitinnen. Welcher Intimhaar-Stil passt zu welchem Sternzeichen? Welche Rasur wird von den Planeten begünstigt? Ein Muss für jeden Mondkalender-Fan. So viel ist sicher: haarloser Hund und Nacktkatze sind passé. Dieser Sommer steht für das Haar in der lauwarmen Freibad-Suppe.

Intimhaar-Horoskop 2018

 

Krebs (22.6. – 22.7.)

Intimfrisur: Herz

Das Herz, Alle Bilder: © Caroline Selmes

Rebellisch, willensstark und gefühlsbetont. Ihr Glücksplanet Jupiter steht bis Oktober in einer fabelhaften Position zu Venus. Das begünstigt es Krebsen, schöpferisch tätig zu sein. Ihre Gefühle explodieren: Nur ein bisschen lieben gibt es nicht. Zwischen Gefühl und Verstand sind Sie ganz der Herzensmensch. Kosmischer Tipp: Tragen Sie das Herz nicht nur auf der Zunge, sondern auch im Schritt.

 

 

 

Löwe (23.7. – 23.8.)

Intimfrisur: Sonne

Die Sonne

Löwe ist das Königszeichen und wird der Sonne zugeordnet. Das S in Sonne steht für selbstständig, selbstbewusst und gerne auch mal selbstverliebt. 2018 befindet sich Pluto allerding im Steinbock und damit in Ihrem 6. Solarhaus. Das bedeutet, Sie bekommen nichts in den Schoß gelegt. Damit Sie 2018 trotzdem einen souveränen Auftritt hinlegen, hier der kosmische Tipp: die Sonne strahlt am hellsten über dem Zentralmassiv.

 

 

Jungfrau (24.8. – 23.9.)

Intimfrisur: Briefmarke

Die Brief-marke

Analytisch und penibel – auch 2018 üben Sie gerne Kritik an anderen. Glücksplanet Jupiter hält sich in optimalem Abstand zu Ihrem Sternzeichen auf. Das steigert das Selbstbewusstsein enorm. Die Jungfrau lebt nach dem Motto: „Nur was ich selbst mache, ist gut erledigt.“ Madame Spirituellis Empfehlung: Hier lohnt es, sich den Besuch in der Stutzstube zu sparen. Besonders akkurat rasieren Sie sich die Briefmarke sowieso selbst.

 

 

Waage (24.9. – 23.10.)

Intimfrisur: Moustache

Der Moustache

Venus sorgt für reichlich Amore. Waagen sind sowieso schon charmant und kontaktfreudig – im Venusjahr sprühen Sie allerdings nur so vor Anziehungskraft. Ihre Kreativität und Selbstironie wirken unwiderstehlich auf andere. Und da Sie die Bewunderung Ihrer Mitmenschen sehr genießen, stehen die Chancen gut, dass ihr lässiger Moustache von einem größeren Publikum bestaunt wird.

 

 

Skorpion (24.10. – 22.11.)

Intimfrisur: Irokese

Der Irokese

Ihr Motto: „Alles oder Nichts.“ Sie sind intensive, spannende Menschen, die sich immer wieder neu erschaffen. Als Skorpion sind Sie nie einfach mit dem Status Quo zufrieden. Dazu steht Neptun dieses Jahr im Trigon und stärkt die Kraft Ihrer Seele. Das kommt dem Kämpfer im Skorpion zugute. Der Irokese bringt Ihren inneren Stammeshäuptling am besten zum Ausdruck.

 

 

Schütze (23.11. – 21.12.)

Intimfrisur: Pfeil

Der Pfeil

Endlich ist die Trockenphase vorbei: Saturn weicht Uranus und Jupiter. Als Schütze können Sie wieder zielorientiert ans Werk gehen. Besorgen Sie sich eine Pfeil-Schablone und ebnen Sie den Weg für den Sommer 2018. Als Visionär mit reichlich Energie gilt für Sie: Das Ziel ist das Ziel. Viel Spaß.

 

 

Steinbock (22.12. – 20.1.)

Intimfrisur: Charlie Chaplin

Der Charlie Chaplin

Bockstark: Saturn wohnt 2018 in Ihrem Sternzeichen und verbindet sich mit Pluto. Eine besonders günstige Konstellation für den verschmitzten Steinbock. Trotzdem stellen Sie hohe Ansprüche an sich selbst. Als Erfolgsmensch mit der richtigen Portion Selbstironie haben Sie einen Intimfrisuren-Zwilling: Charlie Chaplin zwinkert Ihnen gerne von unten zu.

 

 

Wassermann (21.1. – 19.2.)

Intimfrisur: Peace-Zeichen

Das Peace-Zeichen

Eine gute Nachricht: Ihr Herrscherplanet Uranus beendet seine luftigen Reisen und landet im Stier. Jetzt werden Ihre Träume wahr. Die Zeit der Kreativität, Offenheit und Individualität ist angebrochen. Bei allem Glück liegt dem Wassermann allerdings immer auch das Allgemeinwohl am Herzen. Kosmischer Tipp: Verbreiten Sie Frieden und Liebe mit einem Intimhaar-Statement, das sich gewaschen hat.

 

 

Fische (20.2. – 20.3.)

Schamhaarfrisur Blume

Die Blume

Fische sind 2018 umringt von starken Sternen, die sie unterstützen. Das darf den Fisch ruhig mutig werden lassen. Überschreiten Sie Grenzen. Seien Sie die Forelle, die gegen den Strom schwimmt. Werfen Sie alle Zweifel über Bord. Madame Spirituelli sagt: Sie sind kein Mauerblümchen, nein. Sie sind die Blume, die erblüht.

 

 

Widder (21.3 – 20.4)

Intimfrisur: Blitz

Der Blitz

Das astrologische Element des Widders ist das Feuer: wild, spontan und leidenschaftlich. Mit Hilfe von Mars schlagen Widder 2018 ein wie ein Blitz. Sie wissen, was sie wollen. Setzen Sie dieses Statement messerscharf um und zeigen Sie unverblümt, wo es lang geht.

 

 

Stier (21.4. – 20.5.)

Intimfrisur: Martiniglas

Das Martiniglas

Besser geht’s nicht: Mit Venus schöpfen Sie diesen Sommer aus dem Vollen. Die Planetenkonstellation begünstigt Sie auf voller Linie. Der Stier ist allseits beliebt als Genussmensch und Verführer. Das Leben lebt sich wie ein großartiger, andauernder Rausch. Tragen Sie dieses Lebensgefühl auch unten herum. Stoßen Sie mit Ihrem ganz eigenen Martini auf das Jahr 2018 an.

 

 

Zwillinge (21.5. – 21.6.)

Schamhaarfrisur in Form einer Fliege

Die liegende Sanduhr

Jupiter, Uranus und Neptun bescheren Zwillingen ein sorgenfreies Jahr 2018. Der abenteuerlustige Zwilling kann daher zumindest untenrum für Aufregung sorgen. Da das Sternzeichen sich nur schwer entscheiden kann, hier der kosmische Tipp: Mit der liegenden Sanduhr drücken Sie den notwendigen Ausgleich zwischen Herz und Verstand aus. Außerdem erinnert die Frisur an eine schicke Fliege über dem Intimbereich. Damit ist man für jeden Anlass passend „gekleidet“.

 

Bildrechte:

Alle Bilder sind dem Buch Pussycut von Caroline Selmes entnommen.

 

Als Conchita Wurst 2014 den Eurovision Song Contest gewann, war sie für viele Zuschauer ein ungewöhnlicher Hingucker. Die Kunstfigur des Travestie-Künstlers Thomas Neuwirth performte auf der Bühne in schickem Kleid, mit wallenden Locken und – mit Bart. Conchita bricht bewusst mit dem stereotypen Aussehen der Geschlechter. Es gibt jedoch Frauen, die tatsächlich durch eine Hormonstörung eine eher männlich konnotierte Behaarung zeigen und darunter sehr leiden. Was hinter dieser Krankheit steckt und wie verschiedene Betroffene damit umgehen, wird hier genauer vorgestellt.

In diesem Blog konnte man schon einiges über die verschiedenen Schönheitsideale der Haare bei Männern und Frauen lesen. Auch die Probleme, die damit einhergehen, wenn man nicht in dieses Ideal passt, wurden schon in einigen Einträgen behandelt. Oft scheint es, als gäbe es einen starken Zusammenhang zwischen der Körperbehaarung und dem Selbstbewusstsein gibt. So ist es auch bei Frauen, die an Hirsutismus (lat. hirsutus: struppig, bärtig) erkranken.

Zu viel männliche Hormone

Dass manche Frauen einen leichten Damenbart haben, ist nichts Ungewöhnliches. Dass Frauen jedoch ein regelrechter Vollbart wächst und sie auch an anderen Stellen ihres Körpers deutlich stärker behaart sind, ist hingegen ungewöhnlich. Diese Frauen leiden unter einer Krankheit, die sich Hirsutismus nennt. Dabei sind diejenigen Körperstellen stärker behaart, die unter dem Einfluss von Geschlechtshormonen stehen, wie Gesicht, Brust, Bauch, Genitalregion und Oberschenkel. Der weibliche Körper produziert sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtshormone (Östrogen und Testosteron) an den Eierstöcken und an der Nebennierenrinde. Wenn diese in einem Ungleichgewicht vorliegen, also zu wenig Östrogen oder zu viel Testosteron produziert wird, macht sich das am Körper bemerkbar. Die Ursachen hierfür können sehr vielfältig sein. Einige Frauen leiden unter dem polyzystischen Ovarialsyndrom, einer Zystenbildung an den Eierstöcken, bei anderen kann eine Tumor-Erkrankung der Auslöser sein. Viele Ursachen können jedoch auch nicht genau diagnostiziert und daher auch nicht behandelt werden.

Da die Übergänge zwischen weiblicher und männlicher Behaarung sehr fließend sind, ist eine genaue Häufigkeit der Erkrankung schwer festzustellen. Bei vielen Frauen kann eine stärkere Behaarung an Gesicht und Körper auch genetisch bedingt sein oder an der ethnischen Zugehörigkeit liegen. Auch die Menopause kann sich auf die Körperbehaarung auswirken. Ab dem 40. Lebensjahr sinkt die Östrogen-Produktion ab, während gleichzeitig die Testosteron-Produktion gleichbleibt. Dadurch wird das Kopfhaar feiner, und das Körperhaar kann zunehmen.

Oft für viele Frauen der schnellste Weg, die Haare loszuwerden: die Rasur. ©pixabay

Umgang mit den unerwünschten Haaren

Bei den meisten Formen des Hirsutismus kann die Hormonstörung selbst nicht behandelt werden. Zwar kann bei leichten Problemen die Einnahme von Hormonpräparaten wie der Antibabypille helfen, bei einem starken Hirsutismus jedoch kaum. Viele Betroffene schämen sich für ihr Erscheinungsbild und tun alles, um die starke Behaarung zu verstecken und loszuwerden. Es bleibt ihnen oft nur das Rasieren, Epilieren oder Lasern als Möglichkeit, die Haare zu entfernen. Sucht man im Internet nach natürlichen Mitteln der Hormonregulierung, findet man einige Tipps. So soll viel Pfefferminztee trinken den Testosteron-Spiegel senken und das Essen von Soja-Produkten den Östrogen-Spiegel erhöhen. Ob dies jedoch bei einer stärkeren Hormonstörung wirklich hilft, ist fraglich. Auch vorbeugende Maßnahmen, außer dem Verzicht auf Anabolika, gibt es nicht.

Das Problem des Hirsutismus ist oft nicht die Krankheit an sich, sondern die Folgen, die damit verbunden sind. In den meisten Fällen sind die zusätzlichen Haare für den Körper nicht schädlich. Die psychische Belastung, durch die starke Behaarung nicht in das Schönheitsideal zu passen, ist für viele betroffene Frauen jedoch das eigentliche Problem. Oft treten die ersten Anzeichen mit Beginn der Pubertät auf, wenn die Hormone anfangen, aktiv zu werden. Viele junge Mädchen trauen sich nicht, es den Eltern oder einem Arzt zu sagen und beginnen sich täglich zu rasieren, um nicht aufzufallen.

Rasur oder Vollbart?

Ausschnitt aus dem Instagram-Profil von RoseGeil: Sie fühlt sich mit Bart so schön wie nie zuvor

Ausschnitt aus dem Instagram-Profil von RoseGeil: Sie fühlt sich mit Bart so schön wie nie zuvor. ©instagram: lunchboxscoresagain

Bei der Recherche nach Haltungen von Betroffenen findet man im Internet nur sehr wenige Frauen, die bereit sind, über ihre Krankheit zu sprechen. Eine davon ist Rose Geil, eine Amerikanerin, die seit ihrem 13. Lebensjahr an dem polyzystischen Ovarialsyndrom leidet. In verschiedenen Interviews berichtet sie, wie sie als Jugendliche sehr unter ihrem Aussehen litt. In die Schule ging sie nur ungern, trug ausschließlich lange Kleidung und traute sich nie, bei Freundinnen zu übernachten. Im Jahr 2015 beschloss die damals 38-Jährige, dass sie so nicht mehr leben kann und warf ihren Rasierer weg. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an ihren Bart gewöhnte, doch sie fühlte sich besser als je zuvor. Auch die vielen positiven Rückmeldungen, die sie sowohl von Freunden als auch von Unbekannten bekam, halfen ihr, ein neues Selbstbewusstsein aufzubauen. Nun ist sie stolz auf ihren Bart und fühlt sich trotzdem weiblicher denn je.

Ungewöhnlicher Weltrekord

Harnaam Kaur mit ihrer Urkunde: Jüngste Frau mit Vollbart

Harnaam Kaur mit ihrer Urkunde: jüngste Frau mit Vollbart. ©instagram: harnaamkaur

Auch die Engländerin Harnaam Kaur bekam mit 11 Jahren die Diagnose polyzystisches Ovarialsyndrom. Sie war damals froh, endlich zu wissen, warum sie so viel behaarter ist als ihre Freundinnen. Doch viele in ihrer Schule zeigten sich ihr gegenüber wenig offen. Sie wurde stark gehänselt, gemobbt und fing an sich zu verletzen und über Selbstmord nachzudenken. Mit 16 Jahren konvertierte sie zum Sikh-Glauben, einer Religion, die es verbietet sich die Haare zu schneiden. Zum ersten mal ließ sie ihren Bart wirklich wachsen und wurde dafür nicht ausgelacht, sondern akzeptiert und gut behandelt. Sie fand neues Selbstbewusstsein und beschloss auch ein Vorbild für weitere Frauen zu werden. Heute ist sie „Body Confidence“-Aktivistin, erfolgreiche Rednerin zum Thema Körperbewusstsein, Instagram-Star mit 113.000 Followern und Model auf der Londoner Fashion Week. 2016 kam sie sogar mit dem Titel „Jüngste Frau mit Vollbart“ in das Guinnessbuch der Rekorde und ist sehr stolz darauf.

Neben Rose Geil und Harnaam Kaur gibt es sicherlich auch viele betroffene Frauen, die sich nicht dazu durchringen können, mit ihrer Krankheit offen umzugehen. Vielleicht sollten wir nicht betroffenen Frauen auch das nächste Mal darüber nachdenken, ob uns unser kleiner Damenbart oder die leichten Stoppeln an den Beinen wirklich so sehr stören. Mehr dazu in debbleapples Blog-Eintrag: „Hauptsache glatt – Über das weibliche Schönheitsideal unserer Generation“. Sucht man bei Männern nach einer Form dieser Erkrankung, so findet man nicht viel. Bei ihnen äußern sich Störungen im Testosteron- und Östrogenspiegel eher durch Impotenz oder einem höheren Körperfettanteil. Dass ihnen aber der Bart ausfällt oder ihr Körper und Haar in sonst einer Weise „verweiblicht“, ist äußerst selten und deutlich schwächer.

Weiterlesen über Hirsutismus: https://www.endokrinologie.net/krankheiten-hirsutismus.php

Instagram: Rose Geil und Harnaam Kaur

 

Wenn die Angst vor Haaren das Leben bestimmt, fällt oft der Ausdruck „Chaetophobie“. Unser Reporter hat sich auf die Spuren solcher Phobiker begeben: Seine Selbstfindung führte von der britischen Boulevardpresse bis zu den finsteren Abgründen der Tübinger Gastronomie.

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In einem vergangenen Beitrag hat uns Lena bereits die haarigen Redewendungen nähergebracht. Dabei haben wir uns gefragt, was eigentlich hinter solchen Redensarten steckt. Warum sagen wir zum Beispiel, dass jemand Haare auf den Zähnen hat? Und können wir solche Redewendungen bedenkenlos nutzen? Mehr in diesem Faktencheck.

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Das Thema Haare ist kurios und facettenreich zugleich. Es geht nicht nur um Waschen, Pflegen und Frisieren. Haare lassen sich in sehr vielen Bereichen wiederfinden: Kultur, Religion, Gesellschaft, Wissenschaft und Sprache sind nur einige davon. Wir haben in den bisherigen Beiträgen schon vieles gelesen. In diesem Quiz findest du weitere interessante Fakten rund um das Thema Haare. Wie gut kennst du dich aus? Mach das Quiz und erfahre mehr! Weiterlesen

Der Termin beim Friseur rückt näher. Das Verlangen nach einer drastischen Veränderung auf dem Kopf auch. Aber wirkliche Ideen, wie man sein Haupthaar mal etwas mutiger gestalten könnte, kommen einem nicht so recht in den Sinn. Dann heißt der letzte Ausweg: im Internet um Rat fragen.

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Felix ist ein schöner Mann, der auf schöne Männer steht. Und dabei hat er eine ganz genaue Vorstellung, was das bedeutet: groß, sportlich und behaart sollte er sein. „Behaarung macht einen Mann männlich“, sagt der 24-Jährige und schwenkt genüsslich sein Glas Weißwein-Spritz.

Es ist später Nachmittag und wir genießen die freien Stunden mit der Aussicht von seinem Balkon im zehnten Stock. Wie so oft reden wir über Themen, die zur Sektlaune gehören, wie kreative Wortspiele zu Friseursalons. Jeder hat seine sexuellen Vorlieben. Bei Felix ist es dunkles, dichtes Körperhaar an den richtigen Stellen. „Ein sexy behaarter Mann hat einen Dreitagebart. Das bringt Kanten ins Gesicht, sogar bei den schmächtigen Jungs. Perfekt ist es, wenn sich die Behaarung an der Brust nach unten hin verjüngt. Dann hat man diesen schmalen Streifen unter dem Bauchnabel.“ Er fährt die beschriebene Körperstelle mit dem Finger nach und zwinkert mir zu. „Der Pfad zum Glück?“, lache ich und nehme noch einen Schluck.

Turn-On

Felix‘ Augen haben sich bereitwillig an Kampagnen wie die von „Dolce & Gabbana“ gewöhnt (Quelle: Dolce&Gabbana)

Felix zeigt mir Bilder von diversen Verflossenen. Gemeinsam analysieren wir die mehr oder weniger geschmacklosen Posen. Es scheint, als sei echte Akrobatik gefragt, um sich für Nacktbilder ins richtige Licht zu rücken. Bei einem Bild stoppt er und zieht das Handy näher an die Augen. Er grinst: „Ich hatte mal was mit einem Typen, der hatte einen total behaarten Arsch“, Felix stoppt und schaut mich unschuldig an. „Nicht, dass es hier jetzt zu schlüpfrig wird.“ Wir müssen beide laut auflachen – der Zug ist abgefahren, vor Jahren.

Mein fabelhafter Freund erklärt mir, dass seine Begeisterung vor allem einem dicht bewachsenen Hintern gilt. Als er von dem „unbeschreiblichen“ Gefühl berichtet, einen solchen zu streicheln, muss ich unwillkürlich an einen fröhlichen Rauhaardackel denken. Aber das behalte ich für mich. Immerhin bei der Beinbehaarung sind wir uns einig und Felix findet, wie so oft, die treffenden Worte: „Bei rasierten Männerbeinen hört der Spaß auf – das hat was von einem Nacktmull.“ Darauf prosten wir uns feierlich zu.

Ein Fetisch?

Felix lebt nach dem Motto: mehr ist mehr. Und so kann er sich auch für Achselbehaarung begeistern: „Das hat einfach was Animalisches. Vielleicht sind das Urinstinkte, die da bei mir aufkommen.“ Von dem exotisch klingenden Wort Trichophilie hat er allerdings noch nicht gehört. Trichophilie ist der Fachbegriff für Körperhaarfetischismus. Ein Fetisch? Das klingt verboten. Bei einem Fetischisten hat man den Glatzenmann mit Hornbrille vor Augen, der gerne mal seinen Trenchcoat öffnet. Manche denken an eine gebückte Gestalt im Lackkostüm, die auf Kommando schmutzige Sohlen sauber leckt. Eine kurze Internetrecherche zeigt jedoch, dass diese verstörenden Szenarien vor allem ein Produkt meiner verkorksten Fantasie sind. Ein Haarfetischist verspürt einfach nur sexuelle Erregung beim Anblick oder der Berührung von Haaren. Allerdings wird darauf verwiesen, dass sich diese Art des Fetischismus durch seine „Abnormale Beschäftigung mit Haaren“ und seine Triebhaftigkeit auszeichne. Attribute, die der fabelhafte Felix zumindest mir gegenüber nie erwähnt hat. Sexuelle Erregung beim Anblick einer prächtigen Brustmatte zu empfinden ist eine Sache, aber ist Felix mit dieser Vorliebe bereits ein Fetischist?

Vielleicht geht er auch einfach mit der Mode. Achselhaare und Bärte erleben seit geraumer Zeit eine Renaissance. Noch vor wenigen Jahren waren Körperhaare, insbesondere unter den Armen, aus dem Blick der Öffentlichkeit verbannt. In teuren Werbekampagnen waren „glatt und glänzend“ die Attribute für den perfekten Körper. Heute darf es wieder etwas ursprünglicher sein. Auch Felix weiß das und gibt zu: „Früher wären Haare für mich ein totales No-Go gewesen. Aber das Auge gewöhnt sich eben an Dinge. Was man oft sieht, das wird dann normal und Tabus werden gebrochen.“

No-Go

Helle Rückenbehaarung ist der absolute Albtraum für Felix (Quelle: bic)

Trotzdem ist Haar nicht gleich Haar. Eine dünne, fleckige Behaarung akzeptiert mein anspruchsvolles Gegenüber nicht. Helle oder gar dünne Achselhaare stoßen ihn eher ab – das wirke viel zu pubertär. „Männer mit dünnen Haaren – wer findet das denn heiß? Einem Mann mit dichtem Seiten- aber dünnem Haupthaar würde man ja auch empfehlen, einen kompletten Kahlschlag zu wagen. Das kann man doch auf den Körper übertragen.“

Voll und dunkel müsse es sein, aber dabei auf jeden Fall gepflegt. Bei Flusen im Fell hört der Spaß auf. Entlausen gehört für Felix nämlich nicht zum Vorspiel: „Affen sind nicht sexy.“ Auch bei der Länge zieht er klare Grenzen. Wenn man(n) die Haare flechten könne, so Felix, dann sollte man(n) mit dem Rasierer und der Schablone ran. Zwischen einem und zwei Zentimeter lang soll es sein, das vermeintlich perfekte Körperhaar. Und vorzugsweise befindet es sich weder auf dem Fuß noch auf dem Rücken.

Auf die Frage, was er denn von weiblicher Körperbehaarung halte, kommt die Antwort prompt: „Bitte nur von den Wimpern aufwärts. Ich stehe zwar nicht auf Frauen, aber ästhetisch ansprechend dürfen sie schon sein.“ Während ich meine semi-rasierten Beine unter dem Maxi-Kleid verstecke, denke ich mir: Felix, wenn man dich nicht kennen würde, könnte man meinen, du bist ein bisschen oberflächlich.

 

Weitere differenzierte Betrachtungen zum Thema „Haare“ gibt es auf zwischenbetrachtung.de.