Für den einen ist es Batman, für manche Robin Hood, und auch Bibi Blocksberg kann ein Held unserer Kindheit sein. Kindheitshelden gibt es unzählige, egal ob in der Literatur oder in Film und Fernsehen. Jedes Kind hat ein Vorbild oder eine bestimmte Persönlichkeit, die als Held angesehen wird. Wer die Kindheitshelden der Tübinger Studierenden sind, erfahrt ihr hier! Weiterlesen
Die Helden eines Krankenhauses – im ersten Moment denkt der Großteil der Bevölkerung dann an die Ärzte. Es gibt aber noch eine Gruppe Menschen, ohne die der Alltag in einem Krankenhaus niemals funktionieren würde: die Krankenpfleger. Heute beantwortet uns eine Krankenpflegerin, was sie von dem Thema Helden hält. Weiterlesen
So lange die Menschheit sich schon Geschichten erzählt, lieben wir Erzählungen von Geistern, düsteren Gestalten und Verbrechen. Ob Spukgeschichte, Gruselbuch oder Horrorfilm – die Faszination des Dunklen und Bösen scheint ein Teil des Menschen zu sein. Aber was ist der Grund dafür, dass wir uns so gerne gruseln?
Die Neuverfilmung von Stephen Kings „Es“ füllte im Jahr 2017 die deutschen Kinosäle. Über 3 Millionen Besucher*innen wollten sehen, wie der Horrorclown auf Beutezug geht. Rund 30 Filme des Genres Grusel und Horror werden allein in diesem Jahr in den deutschen Kinos anlaufen. Für den Erfolg spielt es keine Rolle, ob Gespenster oder Zombies ihr Unwesen treiben, blutsaugende Vampire aus ihren Gräbern steigen oder ein wahnsinniger Massenmörder mit seiner Kettensäge loszieht, um Jugendliche zu jagen. Die Besucherzahlen sind konstant.
Kein Wunder, denn rund die Hälfte der Bevölkerung empfindet Lust am Gruseln. Und dem Lichtspiel gelingt es ohnegleichen, eine Geschichte so realitätsnah wie möglich zu zeigen. Auf den Zuschauerrängen bietet sich bei jedem Gruselfilm dasselbe Bild. Finger krallen sich panisch in die Oberarme der Sitznachbar*innen. Hände schnellen vor die eigenen Augen, um nicht sehen zu müssen, welches Grauen sich auf der Leinwand abspielt. Nur, um dann doch durch die Finger zu lugen, damit man nichts verpasst. Es scheint, als kämpften die Zuschauer*innen mit sich selbst. So sehr man auch meint, nicht hinsehen zu können, so sehr möchte man doch wissen, was geschieht. Es tobt ein innerer Kampf zwischen Angst und Neugier. Aber warum gruseln wir uns so gern?
Adrenalin und Endorphine
Psycholog*innen nennen dieses Phänomen „Angstlust“. Angeblich ist ein gewisser Hang zum Bösen im Wesen des Menschen verankert. Nach Dr. Ulrich Kobbé vom subjektpsychologischen Institut in Lippstadt wird dieser durch das Ansehen von Gewaltszenen befriedigt – und das, obwohl wir Angst im Allgemeinen als ein unangenehmes Gefühl empfinden.
Wissenschaftler*innen stellten fest, dass im Körper des Menschen zwei Dinge passieren, wenn er/sie sich einen Horrorfilm ansieht. Nach der Erklärung des Münchner Psychologe Lothar Hellfritsch werden sowohl Adrenalin als auch Endorphine gleichzeitig ausgeschüttet. Dies geschieht durch die Wechselwirkung von Angst und Glück. Einerseits fürchtet man sich aufgrund der brutalen Filmszenen, ist andererseits aber froh, nicht der/die Betroffene zu sein. Solange wir uns in realer Sicherheit befinden und den Albtraum einer fiktiven Figur auf der Leinwand verfolgen, verschafft uns diese Gefühlsvermischung einen besonderen Kick.
Horrorgeschichten verarbeiten die Urängste des Menschen: Dunkelheit, die Ungewissheit, was passieren wird, allein gelassen zu sein oder körperliche Qualen, Tod. Dass wir uns unseren Ängsten aussetzen wollen, ist ein normales und reizvolles Unterfangen. Bereits Kinder begeben sich selbst in Situationen, in denen sie sich gruseln. Sie versuchen sich etwa immer eine Stufe weiter hinein in den Keller zu wagen oder doch noch eine Minute länger allein im Dunklen auszuharren. Oder Jugendliche, die bei Nacht über den Friedhof ziehen. Sie selbst würden es eine Mutprobe nennen. Der ungarisch-britische Psychoanalytiker Michael Balint stellte heraus, dass es sich dabei um Grenzgänge handelt, die uns zwar im Moment ängstigen, im Nachhinein aber beflügeln und sogar stolz machen. Ähnlichen Stolz empfinden auch Erwachsene, die nach zwei Stunden Anspannung im Kinosessel sagen können: „Geschafft!“. Man glaubt, die eigenen Ängste bezwungen zu haben.
Die Mischung macht’s
Bei allem Hang zum Schrecken darf das Gefühl von Erleichterung nicht ausbleiben. Die Lust an der Angst funktioniert nur dann, wenn wir insgeheim wissen, dass wir in Sicherheit sind. Vergleichbare Empfindungen entstehen zum Beispiel bei einer Fahrt in der Achterbahn oder einem Besuch in der Gesiterbahn. Voraussetzung ist immer, dass wir neben der momentanen Erfahrung von Angst ein grundlegendes Vertrauen empfinden. Ein Urvertrauen in unsere Umgebung, in die Situation, in der wir uns befinden, oder in die Menschen um uns herum. Im Grunde müssen wir uns sicher und aufgehoben fühlen, um die Angst ausgleichen zu können, die durch einen Film oder ähnliches hervorgerufen wird. Wer es liebt, sich im Kinosaal gemeinsam mit 300 anderen Besucher*innen einen Schauer über den Rücken laufen zu lassen, der tut das nicht auch unbedingt gern allein zu Hause auf dem Sofa.
Das gilt übrigens auch auf erzählerischer Ebene. Eine bloße Aneinanderreihung von Gewaltszenen würde die Angstlust der Zuschauer*innen längst nicht befriedigen. Auch innerhalb des Films muss es Situationen geben, in denen durchgeatmet werden kann. Das heißt, in denen etwas passiert, das uns den Schrecken kurzzeitig vergessen lässt. Im besten Fall etwas, das uns emotional rührt. Schon Aristoteles wusste, die perfekte Mischung für eine Tragödie besteht aus Furcht und Mitleid.
Ob Film, Fernsehen oder Romane: Geister spuken mittlerweile in jedem Medium fröhlich vor sich hin. Doch wie so oft bleibt das Comic dabei etwas außen vor. Als großer Fan habe ich mir daher vorgenommen, einen Blick auf geisterhafte Erscheinungen des Mediums zu riskieren und fünf davon vorzustellen.
Wer einmal vor die Aufgabe gestellt wird, so schnell wie möglich eine gewisse Anzahl von spezifischen Wesen aufzusagen, merkt, dass das gar nicht so leicht ist. Für diesen Artikel habe ich mir vorgenommen, fünf exemplarische Geister des Mediums vorzustellen und zu zeigen, was diese ausmacht. Praktisch jedes künstlerische Medium wird dieser Tage ausgiebig untersucht und bekommt seinen regelmäßigen Platz im Fokus der Forschung oder der Gesellschaft. Doch Comics kommen hierbei immer noch seltener zum Zug als Filme oder Bücher. Dabei ist das Medium eine wahre Schatzkiste an Potential. Nichts, was der/die Zeichner*in sich vorstellen kann, kann im Comic nicht existieren. Seine Darstellungsmöglichkeiten sind geradezu grenzenlos. Ebenso vielfältig sind die Möglichkeiten, Geister darzustellen. Ohne weitere Vorreden nun also fünf Geister, die zeigen sollen, wie vielfältig Comics sein können.
Casper, the friendly ghost (Harvey Comics)
Gleich zum Anfang mogel ich ein bisschen. Casper ist ursprünglich keine Comicfigur, sondern entstammt einem Bilderbuch von 1939. Später wurde er ein populärer Cartoon-Charakter und feierte 1949 seinen Einstand als Comicfigur. Ab 1952 gehörte Casper dann zum festen Repertoire des Comicverlags Harvey Comics. Hier wurden Casper auch die meisten seiner bekannteren Nebenfiguren zur Seite gestellt, wie seine Onkels, das geisterhafte Trio oder die kleine Hexe Wendy.
Casper erfüllt die klassischen Geisterkriterien. Er kann fliegen (auch wenn er meistens läuft), durch Wände gehen und sieht so ähnlich aus, wie man sich als Kind einen Geist vorstellt. Nur spuken will er nicht so recht.
Eine Info am Rande, die meistens unter den Tisch fällt: Casper ist der Geist eines Kindes. Also ein Kind, das gestorben ist. Ihr wisst schon: für Kinder!
Gut, darüber wird noch gestritten, ob Casper tatsächlich ein Kind post mortem ist oder ob der Kleine immer schon am Geistern war. Dennoch, allein wegen des nostalgischen Wertes darf er in dieser Liste nicht fehlen.
The Spectre (DC Comics)
Von einem kleinen Gespenst, das nicht so recht spuken will, hin zu einem großen Gespenst, dessen Macht nahezu grenzenlos ist. Jim Corrigan war ein gewöhnlicher Polizist. Dann wurde er getötet. Doch für Jim war es nicht das Ende. Etwas hatte sich an seine Seele gebunden, und gemeinsam wurden sie zurückgeschickt auf die Erde. Jims Seele war zum Wirt eines Wesens namens Spectre geworden: die personifizierte Rache Gottes.
Seinen Anfang nahm The Spectre 1940, als Erfindung von Superman-Co-Erfinder Jerry Siegel und Zeichner Bernard Baily. Jim erfüllt die zentralen Kriterien eines Gespenstes ausgezeichnet. Ein verstorbener Mensch, dessen Seele weiter auf Erden wandelt. Nur ist zusätzlich an seine geisterhafte Seele ein nahezu allmächtiger Racheengel gebunden, der boshafte Sünder auf Erden jagt und für ihre Verbrechen grausam bestraft. Eine der mächtigsten und gleichzeitig ambivalentesten Figuren aus dem DC-Katalog und ein ganz besonderer Geist.
Izabel (Image Comics)
Es wird Zeit für eine meiner liebsten Geisterfiguren. Izabel liebe ich als Figur so sehr, dass ich eigentlich einen ganzen Artikel nur über sie schreiben würde, wenn das nicht etwas zu sehr vom Thema weggehen würde. Izabel ist eine Teenagerin vom Planeten Cleave aus der Comicreihe „Saga“ der Künstlerin Fiona Staples und des Autors Brian K. Vaughan. Sie sieht auch aus wie eine gewöhnliche Teenagerin. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie rötlich transparent ist und in der Luft schwebt. Ach, und außerdem hängen ihre Eingeweide aus ihrem Torso in Ermangelung eines Unterkörpers. Ein Andenken an ihr Ableben, als sie auf eine Landmine trat.
Izabel ist in „Saga” die Babysitterin von Hazel, der Tochter der beiden Hauptfiguren Marco und Alana. Des Nachts, wenn Izabel in Erscheinung treten kann, passt sie auf das kleine Mädchen auf. Sie macht das auch sehr gut, schließlich war sie im Leben die älteste von sieben Geschwistern. Der Geist der toten Teenagerin wird somit ein fester Bestandteil der Familie. Es sei jedem empfohlen, Saga zu lesen. Izabel ist sympathisch, offen, hat einen bittersüßen Sinn für Humor und ist selbstlos wie kaum eine andere Figur in dieser Liste. Ihr tragischer Tod machte ihr allerdings auch klar, was sie verloren hat, wie ihre Familie und ihre große Liebe, ihre Exfreundin Windy.
Edwin Paine & Charles Rowland: The Dead Boy Detectives (Vertigo)
Während Neil Gaiman in den 1990ern mit „Sandman” Comicgeschichte schrieb, entwickelte er eine Unsumme an Figuren, die oftmals nur in einzelnen Ausgaben vorkamen. Zwei davon waren die Internatsschüler Edwin Paine und Charles Rowland. Edwin starb 1916 und kam in die Hölle (unfair, irgendwie). Als jedoch im Zuge von Gaimans „Sandman”-Storyline „Seasons of Mist” Jahrzehnte später die Hölle von Luzifer geräumt wird und die Seelen der Toten zurückkehren, taucht Edwins Geist wieder in dem Internat auf. Dort freundet er sich mit dem Schüler Charles an.
Edwin hilft Charles dabei, allerlei Gefahren zu bestehen, die von den auferstandenen Toten ausgehen. Doch schließlich fällt auch Charles ihnen zum Opfer und stirbt. Nein, die Geschichte hat kein Happy End.
Doch einen Hoffnungsschimmer gibt es. Charles kehrt ebenfalls als Geist zurück. Als die Hölle unter neue Schirmherrschaft gestellt wird, beschließen er und Edwin, nicht ins Jenseits zurückzukehren und stattdessen in der Welt der Lebenden zu bleiben. Gemeinsam bestreiten sie nun als Detektive Abenteuer und lösen allerlei übernatürliche Fälle.
Deadman (DC Comics)
Last but not least: Boston Brand, seines Zeichens Zirkusakrobat par excellence, Mordopfer und Geist. Nach seinem Tod wurde Brand von der Gottheit Rama Kushna zurückgeschickt, um seinen eigenen Mord aufzuklären. Als Geist hat Deadman eine ganze Reihe klassischer Fähigkeiten. Er kann unsichtbar bleiben, durch Wände gehen, fliegen und besitzt, als besonderes Schmankerl, das Talent, von jedem Menschen Besitz zu ergreifen und deren Körper für seine Zwecke zu nutzen.
Vor seinem Ableben war Boston Brand eine der düstersten Gestalten, arrogant und eingebildet. Sein Tod ließ ihn zwar bescheiden werden, doch düster und tragisch blieb er. Gefangen zwischen Leben und Tod nutzt er seine Kräfte, um seinen Tod aufzuklären und Erlösung zu finden, indem er sich für das Gute einsetzt. Zynisch und bitter blieb er. Aber das ist eigentlich durchaus verständlich, wenn man tot ist, oder?
Ende Mai 2014 machte eine schockierende Nachricht Schlagzeilen in den USA: Zwei zwölfjährige Mädchen stachen mehrfach auf ihre Mitschülerin mit einem Küchenmesser ein. Das Motiv: Sie wollten dem „Slender Man“, einer populären Gruselgestalt aus dem Internet, imponieren.
Anissa Weier und Morgan Geyser aus Wisconsin, USA, hatten den Mord an ihrer Klassenkameradin schon monatelang vorher geplant. Nachdem sie das Mädchen in einen Wald brachten, stachen sie auf das Opfer ein und ließen es anschließend an Ort und Stelle zurück. Die Verletzte konnte sich noch mit letzter Kraft zur Straße hieven und Hilfe holen. Sie überlebte knapp. Gegenüber der Polizei gaben die zwei Täterinnen an, sie hätten sich von einem Internetphänomen inspirieren lassen. Eine Figur namens Slender Man habe sie dazu gedrängt, einen Mord zu begehen.
Wer oder was ist der Slender Man?
Bei der fiktiven Internetfigur des Slender Man (dt.: „Der schlanke Mann“) handelt es sich um eine ausgedachte Gruselgestalt, deren Geschichte in Internetforen weitererzählt wurde und sich schließlich verselbständigte. Über sein Aussehen und seine Taten existieren die unterschiedlichsten Versionen und Theorien, wie es in dem Fan-Forum auf www.slenderman.de heißt. Im Großen und Ganzen wird der Slender Man jedoch meist als unnatürlich dünne geistähnliche Gestalt ohne Gesichtszüge dargestellt. Dazu trägt er einen dunklen Anzug, Hemd und Krawatte. War er in den ersten Versionen noch unsichtbar, ist er in den späteren Interpretationen deutlich körperlich wahrnehmbar. In manchen Geschichten trägt er zudem schwarze Tentakel auf seinem Rücken. Über die genauen Machenschaften und Absichten des Slender Man scheiden sich die Geister und Versionen der Fans. In einer der letzten Theorien erzählt man sich jedoch, dass der hünenhafte Mann für das Verschwinden von Kindern verantwortlich sein soll. Er sei außerdem in der Lage, Menschen in seiner Nähe in den Wahnsinn zu treiben und sie zu beeinflussen.
Angefangen hat alles als kreativer Internetstreich im Juni 2009. Damals nahm der US-Amerikaner Eric Knudsen bei einem Foto-Wettbewerb der Gruselwebsite www.somethingawful.com teil. Für das Motto „Paranormale Bilder“ sollten die Teilnehmer*innen gewöhnliche Fotos digital bearbeiten, in dem sie z.B. Geister einfügten. Dazu dachten sich die User*innen anschließend spannende und gruselige Geschichten aus. Knudsen stellte zwei manipulierte Bilder ein, auf denen jeweils eine Gruppe von Kindern zu sehen war. Im Hintergrund ist eine unnatürlich große, hagere Gestalt abgebildet: der Slender Man.
Verrücktes Eigenleben eines Internetphänomens
Die Geschichte über den Slender Man verbreitete sich verblüffend schnell in den Internetforen: Fans teilten die Schauerstory und produzierten eigene Videos, Bilder oder neue Geschichten über den schlanken Gruselmann auf Webseiten wie z.B. www.creepypasta.com. Aus dem Mythos wurde eine bekannte Legende im Bereich der Horror-Fanfiction, die inzwischen wohl auf eine weltweite Fangemeinde blicken kann.
Das Eigenleben des Mems ging sogar noch weiter: Inzwischen gibt es eine eigene YouTube-Webserie über den Slender Man, einige Horrorvideospiele sowie einen Dokumentarfilm von HBO (2016) über den Mordversuch der beiden Mädchen aus Wisconsin. Sogar Hollywood widmete sich dem fiktiven Horrorwesen und produzierte einen Kinofilm, der dieses Jahr noch in die Kinos kommen soll.
Kontrovers diskutiert: Der Kinofilm zum Slender Man
In dem von Sylvain White inszenierten Horrorfilm „Slender Man“ geht es um vier junge Schülerinnen, die in einer Kleinstadt in Massachusetts leben und die Legende des schlanken Geistermannes genauer untersuchen wollen. Als sie dazu ein Ritual ausführen, verschwindet plötzlich eines der Mädchen. Die drei Verbliebenen müssen sich nun der Tatsache stellen, dass an dem Mythos wohl mehr dran ist, als es zunächst den Anschein machte.
Der Trailer des Gruselstreifens kam bereits im Januar dieses Jahres heraus. Der Kinostart war ursprünglich für den 17. Mai 2018 angesetzt, wurde nun jedoch auf September 2018 verschoben. In den USA löste das Projekt eine Debatte über die moralisch fragwürdigen Absichten der Filmemacher*innen aus. Insbesondere die Produktionsfirma Sony geriet dabei in die Kritik, die Tragödie verharmlosen und daraus auch noch Profit schlagen zu wollen. Bill Weier, der Vater von Anissa Weier, kritisierte das Filmstudio scharf und meinte gegenüber US-amerikanischen Medien:
„It’s absurd they want to make a movie like this. It’s popularizing a tragedy is what it’s doing. I’m not surprised, but in my opinion it’s extremely distasteful. All we’re doing is extending the pain all three of these families have gone through.“ Bill Weier, The Hollywood Reporter
Die Frage nach dem Warum?
Was genau führt dazu, dass sich vor allem Jugendliche von einer fiktiven Horrorfigur beeinflussen lassen? Beim Slender Man verschwinden die Grenzen zwischen realer und ausgedachter Welt. Die bearbeiteten Fotos wurden nicht nur nahezu professionell manipuliert, auch die Hintergrundstorys erscheinen auf den ersten Blick plausibel. Mythen über sogenannte „Kinderschreckfiguren“, die Kindern Angst machen und für das Verschwinden von eben diesen verantwortlich sein sollen, gab es schon in den früheren Jahrhunderten. Aber reicht das aus, um Teenager etwas so Böses wie den Mordversuch an einer Mitschülerin planen zu lassen? Ist der Slender Man tatsächlich so überzeugend?
Warum die beiden Schülerinnen aus Wisconsin letztendlich diese grausame Tat begangen haben, bleibt wohl weiterhin unklar. Allerdings, so die Journalistin Katy Waldman, sei es einfacher, einer Horrorfigur wie dem Slender Man die Schuld an solch einem tragischen Ereignis zu geben, als sich mit der eigentlichen Frage auseinanderzusetzen, warum zwei bis dahin unschuldige Mädchen zu so einem Verbrechen fähig sind.
Tübingen, die schöne Kleinstadt im Herzen Baden-Württembergs, begeistert viele Besucher*innen und Bewohner*innen mit ihrer historischen Altstadt, dem hochgelegenen Schloss und zahlreichen Universitätsgebäuden. Doch auch im idyllisch und friedlich scheinenden Städtchen verbergen sich geisterhafte Geschichten, die dank des Stadtführers Oliver Rödiger nicht in Vergessenheit geraten.
In der Bursagasse, am Alten Waschhaus, treffen meine Kommiliton*innen und ich Oliver Rödiger alias Oli Kahn, den wohl bekanntesten Stadtführer und Stocherkahnfahrer Tübingens. Er ist der Einzige, der neben den normalen Stadtführungen auch Nachtwächter- und Geisterführungen anbietet. Nicht nur deshalb fällt er in Tübingen besonders auf: „Der Oli Kahn, das ist der, der mit dem Hawaiihemd rumläuft, oder der Verrückte, der in der Nacht als Nachtwächter verkleidet rumrennt. So wird man dann natürlich irgendwann zur Marke,“ sagt er stolz.
Der geniale Geist des Hölderlin und der Spuk im „Aquarius Haus“
Mit seinem bunten Hawaiihemd nimmt er uns an einem milden Sommerabend in Empfang. Was eher den Eindruck erweckt, gleich einen Ausflug an einen Strand zu machen und Cocktails zu trinken, ist in Wirklichkeit der Beginn einer Geisterführung. Wir sind gespannt, wo es in Tübingen spukt, und folgen dem riesigen Mann mit seiner lauten Stimme und dem schwäbischen Dialekt zum Denkmal für Lotte Zimmer. Sie soll den weltbekannten Dichter Friedrich Hölderlin in seinen letzten Lebensjahren bis zu seinem Tode im Jahr 1843 gepflegt haben. Das Denkmal sieht aus wie ein längliches Gefäß mit einer Antenne, die gen Himmel gerichtet ist. Sie zapfe die kosmische Energie an und stelle so auch eine Verbindung zu Hölderlin her. Oliver Rödiger, der seit 1988 in Tübingen lebt und von Anfang an die magische Atmosphäre der Stadt spürt, sagt überzeugt: „Wenn ich in der Nähe von diesem Denkmal bin, dann durchläuft mich ein Schauer, weil ich merke, dass dieser geniale Geist des Hölderlin immer noch da ist.“
In der Gasse namens Klosterberg, nicht weit vom Denkmal entfernt, bekommen wir die nächste Geistergeschichte erzählt. Gleich auf der rechten Seite befindet sich ein mit Efeu bewachsenes Haus, das von der letzten Eigentümerin „Aquarius Haus“ getauft wurde. Hier soll ein Professor gewohnt und einen Geist in seinem Haus vermutet haben, weil seine Lebensmittel immer wieder auf unerklärliche Weise verschwanden. Nach einigen Jahren fand man die Leiche eines ehemaligen Studenten in seinem Schrank. Dieser wurde von dem Professor aus dem Studium geschmissen, da er es nicht ernst genug genommen hatte. Der Student versteckte sich daraufhin in dessen Schrank und kam nur in der Nacht oder wenn der Professor nicht zu Hause war heraus, um sich etwas zu Essen zu holen. Er hatte eine solche Angst vor der Reaktion seiner Familie, dass er lieber den Rest seines Lebens im Schrank des Professors verbrachte.
Ob der Geist des Studenten noch immer dort herumspukt? „In dem Haus gibt es immer noch seltsame Töne. Die ursprüngliche Eigentümerin hat mir das so berichtet“, erzählt Rödiger. Er selbst glaubt an Dinge, die nicht erklärt werden können, und daran, dass es mehr gibt, als viele Menschen tatsächlich wahrnehmen: „Ich habe schon eine Nahtoterfahrung gemacht, als ich klinisch tot war. Meine Seele war außerhalb des Körpers, und dadurch konnte ich mich auf dem OP-Tisch liegen sehen. Ich habe also eine außerkörperliche Erfahrung gemacht und glaube daran, dass es eine Seele gibt“, sagt er mit ernstem Blick.
Kreuzritter im Nebel und das Schlossgespenst
In der selben Gasse befindet sich das Evangelische Stift. Vor dem verschlossenen Tor versammeln wir uns im Halbkreis und lauschen der nächsten Geschichte. Es wurde 1536 von Herzog Ulrich von Württemberg gegründet. Auch heute noch erhalten Studierende der Theologie Stipendien in Form einer Wohnmöglichkeit. Von hier aus sind früher die Ritter zu den heiligen Kreuzzügen aufgebrochen. Diese sind auch heute noch spürbar, meint unser Stadtführer: „Wenn es richtig düster ist und Nebelschwaden aufziehen, sieht es manchmal so aus, als ob die Kreuzritter auf ihren Pferden entlangreiten, und das ist dann wirklich etwas, das durch die Gassen schleicht.“ Mittlerweile ist es schon fast dunkel und der Himmel wird von dichten Wolken bedeckt. Ich bin froh, dass nicht auch noch Nebel aufkommt…
Gemeinsam begeben wir uns zum Johannisbrotbaum, der sich oberhalb des Evangelischen Stifts befindet. Dann ziehen wir durch die schmalste Gasse Tübingens bis zum Schloss Hohentübingen, in dem das Schlossgespenst bereits die Franzosen verjagt haben soll, die versuchten, das Schloss zu besetzen. Auch eine Jugendherberge konnte sich dort nicht lange halten, „weil unser Schlossgespenst da wohnt und die Kinder keinen ruhigen Schlaf gefunden haben“, klärt Rödiger auf.
„Hier kotzte Goethe“
Schließlich folgen wir ihm auf den Marktplatz. Hier erfahren wir mehr über das Rathaus, das Brotfenster und den Neptunbrunnen. Unsere letzte Station der etwa zweistündigen Geisterführung befindet sich an einem Studentenwohnheim in der Münzgasse, an dem eine Tafel mit der Aufschrift „Hier kotzte Goethe“ angebracht ist. Dieser hat im September 1797 seinen Verleger Johann Friedrich Cotta für ein paar Tage besucht, und „Goethe hat tatsächlich in das Eck da hinten gekotzt, weil er zu viel von dem Tübinger Wein getrunken hat,“ sagt Rödiger lachend. Was das nun mit Geistern zu tun hat, frage ich mich und bekomme schon bald eine Antwort von unserem Stadtführer: „Die Leute, die da wohnen, haben öfter mal festgestellt, dass sich wieder hat einer übergeben müssen. Das passiert dort ungewöhnlich häufig. Der Geist von Goethe ist halt auch noch irgendwo in Tübingen.“
Kaum ist die Führung zu Ende, fängt es an zu regnen. Oliver Rödiger ist davon überzeugt, dass wir dank seiner besonderen Fähigkeit, das Wetter zu beeinflussen, einem starken Regenschauer entkommen sind. „Ich mache das Wetter hier in Tübingen. Ich habe indianische Vorfahren, weil mein Ururururgroßvater nach Amerika ausgewandert ist und die Tochter eines Medizinmannes geheiratet hat. Aber ich tanze nicht für Regen, sondern singe für Sonne“, sagt er bestimmt. Auch für seine Gäste auf dem Stocherkahn singt Rödiger des Öfteren. Ein vielseitiger Mann also. Es wundert nicht, dass er vor vier Jahren begann, Geisterführungen in Tübingen anzubieten. Diese gestaltet er humorvoll und mit viel Freude. Auf die Idee kam er durch Gespräche mit Einwohner*innen Tübingens. „Da erfährst du Geschichten, auf die du sonst nicht kommst“, meint er. Und auch durch gründliche Recherche in alten Zeitschriften, Büchern und Zeitungen, die unter anderem im Stadtarchiv zu finden sind, kommt er zu seinen Geistergeschichten. Es ist ihm jedoch wichtig, dass die Menschen bei der Geisterführung auch etwas über Tübingen erfahren, und das gelingt ihm durchaus. Sogar ich als eingesessene Tübingerin konnte neben den Geistergeschichten auch etwas „Greifbares“ über die Stadt erfahren.
Jeder hat sie bestimmt schon einmal in der Comicabteilung von Buchläden, oder in der Popkultur wahrgenommen. Die quietschbunten Charaktere aus Fernost, mit ihrer auffallend üppigen und skurrilen Haarpracht. Die Rede ist von den Figuren aus sogenannten japanischen „Manga“ und „Anime“, die schon seit Jahren auch im Westen sehr populär sind. Doch was steckt hinter den ausgefallenen Looks der Figuren? Und was verraten sie über die japanische Popkultur im Allgemeinen?
Der Termin beim Friseur rückt näher. Das Verlangen nach einer drastischen Veränderung auf dem Kopf auch. Aber wirkliche Ideen, wie man sein Haupthaar mal etwas mutiger gestalten könnte, kommen einem nicht so recht in den Sinn. Dann heißt der letzte Ausweg: im Internet um Rat fragen.
Sie ist eine der berühmtesten Prinzessinnen unserer Zeit: Rapunzel. Viele Generationen kennen die Geschichte des Mädchens mit dem langen Zopf, das seine gesamte Jugend eingesperrt in einem Turm verbringen musste. Nach den Gebrüdern Grimm und einigen Filmemachern hat sich Disney 2010 an die Biografie der Blondine gewagt, eine Serie gibt es seit Kurzem auch. Ich habe mich mit der Protagonistin von „Rapunzel – Neu verföhnt“ getroffen. Ein (nicht ganz reales) Gespräch über Haare und Disneys Frauenbild.
Felix ist ein schöner Mann, der auf schöne Männer steht. Und dabei hat er eine ganz genaue Vorstellung, was das bedeutet: groß, sportlich und behaart sollte er sein. „Behaarung macht einen Mann männlich“, sagt der 24-Jährige und schwenkt genüsslich sein Glas Weißwein-Spritz.
Es ist später Nachmittag und wir genießen die freien Stunden mit der Aussicht von seinem Balkon im zehnten Stock. Wie so oft reden wir über Themen, die zur Sektlaune gehören, wie kreative Wortspiele zu Friseursalons. Jeder hat seine sexuellen Vorlieben. Bei Felix ist es dunkles, dichtes Körperhaar an den richtigen Stellen. „Ein sexy behaarter Mann hat einen Dreitagebart. Das bringt Kanten ins Gesicht, sogar bei den schmächtigen Jungs. Perfekt ist es, wenn sich die Behaarung an der Brust nach unten hin verjüngt. Dann hat man diesen schmalen Streifen unter dem Bauchnabel.“ Er fährt die beschriebene Körperstelle mit dem Finger nach und zwinkert mir zu. „Der Pfad zum Glück?“, lache ich und nehme noch einen Schluck.
Turn-On
Felix zeigt mir Bilder von diversen Verflossenen. Gemeinsam analysieren wir die mehr oder weniger geschmacklosen Posen. Es scheint, als sei echte Akrobatik gefragt, um sich für Nacktbilder ins richtige Licht zu rücken. Bei einem Bild stoppt er und zieht das Handy näher an die Augen. Er grinst: „Ich hatte mal was mit einem Typen, der hatte einen total behaarten Arsch“, Felix stoppt und schaut mich unschuldig an. „Nicht, dass es hier jetzt zu schlüpfrig wird.“ Wir müssen beide laut auflachen – der Zug ist abgefahren, vor Jahren.
Mein fabelhafter Freund erklärt mir, dass seine Begeisterung vor allem einem dicht bewachsenen Hintern gilt. Als er von dem „unbeschreiblichen“ Gefühl berichtet, einen solchen zu streicheln, muss ich unwillkürlich an einen fröhlichen Rauhaardackel denken. Aber das behalte ich für mich. Immerhin bei der Beinbehaarung sind wir uns einig und Felix findet, wie so oft, die treffenden Worte: „Bei rasierten Männerbeinen hört der Spaß auf – das hat was von einem Nacktmull.“ Darauf prosten wir uns feierlich zu.
Ein Fetisch?
Felix lebt nach dem Motto: mehr ist mehr. Und so kann er sich auch für Achselbehaarung begeistern: „Das hat einfach was Animalisches. Vielleicht sind das Urinstinkte, die da bei mir aufkommen.“ Von dem exotisch klingenden Wort Trichophilie hat er allerdings noch nicht gehört. Trichophilie ist der Fachbegriff für Körperhaarfetischismus. Ein Fetisch? Das klingt verboten. Bei einem Fetischisten hat man den Glatzenmann mit Hornbrille vor Augen, der gerne mal seinen Trenchcoat öffnet. Manche denken an eine gebückte Gestalt im Lackkostüm, die auf Kommando schmutzige Sohlen sauber leckt. Eine kurze Internetrecherche zeigt jedoch, dass diese verstörenden Szenarien vor allem ein Produkt meiner verkorksten Fantasie sind. Ein Haarfetischist verspürt einfach nur sexuelle Erregung beim Anblick oder der Berührung von Haaren. Allerdings wird darauf verwiesen, dass sich diese Art des Fetischismus durch seine „Abnormale Beschäftigung mit Haaren“ und seine Triebhaftigkeit auszeichne. Attribute, die der fabelhafte Felix zumindest mir gegenüber nie erwähnt hat. Sexuelle Erregung beim Anblick einer prächtigen Brustmatte zu empfinden ist eine Sache, aber ist Felix mit dieser Vorliebe bereits ein Fetischist?
Vielleicht geht er auch einfach mit der Mode. Achselhaare und Bärte erleben seit geraumer Zeit eine Renaissance. Noch vor wenigen Jahren waren Körperhaare, insbesondere unter den Armen, aus dem Blick der Öffentlichkeit verbannt. In teuren Werbekampagnen waren „glatt und glänzend“ die Attribute für den perfekten Körper. Heute darf es wieder etwas ursprünglicher sein. Auch Felix weiß das und gibt zu: „Früher wären Haare für mich ein totales No-Go gewesen. Aber das Auge gewöhnt sich eben an Dinge. Was man oft sieht, das wird dann normal und Tabus werden gebrochen.“
No-Go
Trotzdem ist Haar nicht gleich Haar. Eine dünne, fleckige Behaarung akzeptiert mein anspruchsvolles Gegenüber nicht. Helle oder gar dünne Achselhaare stoßen ihn eher ab – das wirke viel zu pubertär. „Männer mit dünnen Haaren – wer findet das denn heiß? Einem Mann mit dichtem Seiten- aber dünnem Haupthaar würde man ja auch empfehlen, einen kompletten Kahlschlag zu wagen. Das kann man doch auf den Körper übertragen.“
Voll und dunkel müsse es sein, aber dabei auf jeden Fall gepflegt. Bei Flusen im Fell hört der Spaß auf. Entlausen gehört für Felix nämlich nicht zum Vorspiel: „Affen sind nicht sexy.“ Auch bei der Länge zieht er klare Grenzen. Wenn man(n) die Haare flechten könne, so Felix, dann sollte man(n) mit dem Rasierer und der Schablone ran. Zwischen einem und zwei Zentimeter lang soll es sein, das vermeintlich perfekte Körperhaar. Und vorzugsweise befindet es sich weder auf dem Fuß noch auf dem Rücken.
Auf die Frage, was er denn von weiblicher Körperbehaarung halte, kommt die Antwort prompt: „Bitte nur von den Wimpern aufwärts. Ich stehe zwar nicht auf Frauen, aber ästhetisch ansprechend dürfen sie schon sein.“ Während ich meine semi-rasierten Beine unter dem Maxi-Kleid verstecke, denke ich mir: Felix, wenn man dich nicht kennen würde, könnte man meinen, du bist ein bisschen oberflächlich.
Weitere differenzierte Betrachtungen zum Thema „Haare“ gibt es auf zwischenbetrachtung.de.