Haare als Protest

Haare gelten als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Unser äußeres Erscheinungsbild wird als Abbild unseres Inneren betrachtet. Somit lassen sich mit Frisuren eigene Ansichten oder auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmen Gruppe transportieren. Wer auffallen will, sorgt für außergewöhnliche Frisuren. Denn diese garantieren viel Aufmerksamkeit. Die wohl radikalste Form der Veränderung ist vermutlich das Scheren der Haare. Ein kahlrasierter Kopf fällt ins Auge. Doch wann wird dies zum Protest?

Häufig wird ein kahlrasierter Kopf mit Krebserkrankungen verknüpft. Rasieren Menschen ihre Haare absichtlich ab, ist dies meist ein Symbol für politischen oder gesellschaftlichen Protest. Besonders Frauen setzen so optisch ein Statement. Diese Form des Protests findet in den unterschiedlichsten Bereichen statt: Die starke Emma González, das Gesicht der Jugendbewegung „March for our Lives“, setzt sich für schärfere Waffengesetze ein und trägt eine Glatze. Die Designerin Vivienne Westwood ruft zu einem bewussteren Umgang mit der Umwelt auf. Um die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen zu gewinnen, ersetzte sie ihre lange, rote Mähne durch eine Glatze. Auch im Iran stehen kahlrasierte Köpfe für Protest: Mutige Iranerinnen scheren ihre Haare, um sich für Emanzipation einzusetzen und sich gegen den Kopftuchzwang zu wehren. Diese außergewöhnlichen Frauen und ihre Anliegen sollen im Folgenden vorgestellt werden: Ein Beitrag über Haare und Protest.

March for our Lives

Emma González ist das Gesicht der Jugendbewegung „March for our Lives“, die sich nach dem Amoklauf an einer Schule in Florida für schärfere Waffengesetze einsetzt und gegen Waffengewalt und die Waffenlobby protestiert. Die 18-jährige Schülerin ist Überlebende des Amoklaufs von Parkland und wurde vor allem durch ihre bewegende Rede auf einer Demonstration in Washington bekannt. „Schämt euch!“ rief sie Politikern und der National Rifle Association (NRA) zu. Emma González ist wütend. Wütend auf die lockeren Waffengesetze, die Regierung und den hohen Einfluss der übermächtigen Waffenlobby NRA. Die junge Frau fordert, dass sie und ihre Mitschüler die letzten Opfer eines Amoklaufs waren. Sie postuliert: es muss sich endlich etwas ändern! Schärfere Waffengesetze seien erst der Anfang, so die Schülerin. Die Bewegung erreichte, dass Präsident Trump und einige Politiker zumindest bereit sind, über strengere Waffengesetze zu diskutieren.

Optisch fällt Emma González vor allem durch ihr ungewöhnliches Aussehen auf: ihre Haare hat sie abrasiert – dies geschah zuerst aus Bequemlichkeit, dann aus Protest. Auf Instagram schreibt die junge Frau, dass ein Kurzhaarschnitt weniger Aufwand bedeute und zugleich günstiger sei. Außerdem waren ihre Eltern zuerst dagegen, wodurch sie umso mehr in ihrem Vorhaben bestärkt wurde. Ihr kahlrasierter Kopf ist ihr Markenzeichen. Sie bleibt im Gedächtnis. Als Gesicht der Protestbewegung verkörpert sie Willensstärke und Mut. Der Milimeterschnitt auf ihrem Kopf wird zum Symbol von Protest und Stärke. Diese bewies sie bereits vor „March for our Lives“ : Emma González ist es ein Anliegen, etwas verändern zu wollen: sie setzt sich für Menschenrechte ein und ist Vorsitzende der Gay-Straight Alliance (GSA) ihrer Schule (Jetzt.de). Wir erleben sie als eine mutige junge Frau, die etwas bewegen möchte – ihre abrasierten Haare stehen stellvertretend dafür.

Glatze für den Klimawandel

Die 72-jährige Designerin Vivienne Westwood, bekannt für aussagekräftige Mode und ihre langen, roten Haare, trägt nun fast eine Glatze. Ihre rote Mähne hat sie gegen wenige Millimeter kurze weiße Haare eingetauscht. Damit zeigt sie, dass sie stolz auf ihr Alter ist. Aber vor allem ist die neue Frisur ein Symbol im Kampf gegen den Klimawandel: Die Designerin möchte so auf die Erderwärmung, Umweltkatastrophen, das Schmelzen der Polkappen und die Ausbeutung natürlicher Rohstoffe aufmerksam machen (Gernot Uhl, Mit Vivienne Westwood an der Nähmaschine). Ihre Glatze soll die Konsequenzen des Klimawandels aufzeigen und die Menschen aufwecken. Westwood möchte diese für einen nachhaltigeren und bewussteren Umgang mit der Natur sensibilisieren und dazu motivieren, sich für den Klimaschutz einzusetzen.

 

Eine Sprecherin der Designerin erläuterte: „Vivienne hat sich die Haare abgeschnitten, damit wir alle merken, dass wir aufwachen müssen und etwas gegen den Klimawandel tun müssen“ (Madonna.at). Westwood erklärt, ihre Protestaktion sei eine Demonstration gegen Ungerechtigkeiten und auch Konventionen, in der Hoffnung die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Westwood ist bereits seit Jahren für ihr Umweltengagement bekannt und setzte sich bereits für PETA und viele weitere Organisationen ein.

„Für die Freiheit schnitt ich meine Haare ab“

Frauen im Iran, die sich den Anordnungen des Regimes widersetzen und keinen Schleier tragen, drohen Verhaftung und Gefängnisstrafen. Der Ganzkörperschleier und das Kopftuch stehen symbolisch für den Ausschluss der Frauen aus der Gesellschaft und die Geschlechtertrennung. Doch immer mehr Frauen legen bewusst den Schleier ab, sie wollen ein Zeichen setzen im Kampf gegen die Unterdrückung des Regimes. Mittlerweile sind es Tausende von Iranerinnen, die das Kopftuch ablehnen und Fotos von sich ohne ihren Schleier auf Facebook posten. Diese mutigen Frauen sind wahre Heldinnen, machen anderen Iranerinnen Mut und werden zu starken weiblichen Vorbildern.

Protestbewegung auf Facebook gegen Kopftuchzwang

Viele Iranerinnen gehen noch weiter: Um sich nicht mehr verschleiern zu müssen, rasieren sie sich die Haare ab. Keine langen Haare, die Weiblichkeit repräsentieren – keine Notwendigkeit für ein Kopftuch mehr. So sieht das auch Jean Seberg. Die junge Iranerin rasierte ihre Haare ab und spendete sie für krebskranke Kinder. Anschließend postete sie ein Foto von sich in der Facebookgruppe „My Stealthy Freedom“, die seit Jahren Fotos von Frauen veröffentlicht, die ihren Schleier ablegen und damit gegen die Hijab-Pflicht protestieren. Doch die kahlrasierten Köpfe der iranischen Frauen sind nicht nur Ausdruck von Protest. Immer mehr iranische Frauen negieren ihre Weiblichkeit, rasieren ihre Haare ab und tragen weite Kleidung, um für Männer gehalten zu werden. So sind sie weniger eingeschränkt, fühlen sich auf der Straße sicherer und laufen nicht Gefahr, verhaftet zu werden. Kurzhaarfrisuren sind die Lösung für mehr Sicherheit und mehr persönliche Freiheit (Emma.de).

Masih Alinejad, Gründerin der Bewegung „My Stealthy Freedom“, postete auf der Facebookseite das Bild einer jungen iranischen Frau, die auf den ersten Blick nicht weiblich wirkt – sie trägt einen Kurzhaarschnitt und weite Kleidung. In der Bildunterschrift kommentiert die junge Frau ihr Aussehen: „Ich bin ein iranisches Mädchen. Um der Moralpolizei zu entgehen, habe ich meine Haare abgeschnitten und trage Männerkleidung. So kann ich mich frei in den Straßen des Iran bewegen“ (Tilllate.com).

من یک دختر ایرانی ام. برای اینکه گیر گشت ارشاد نیافتم که مدام بهم بگن موهاتو بپوشون کل موهام رو کوتاه می کنم لباس پسرونه…

Gepostet von ‎My Stealthy Freedom آزادی یواشکی زنان در ایران‎ am Dienstag, 17. Mai 2016

Diese drei Beispiele zeigen eindrucksvoll die verschiedenen Kontexte, in denen Frauen ihre Haare abrasieren, um gegen gesellschaftliche oder politische Strukturen zu protestieren und um Problematiken aufzuzeigen. Trotz der unterschiedlichsten Hintergründe haben alle eines gemeinsam: Haare sind ein einflussreiches symbolisches Mittel, eigenes Gedankengut zu repräsentieren und Ansichten zum Ausdruck zu bringen. Ein Symbol des Protests und der Veränderung.

Einen passenden Friseur zu finden ist oft schwierig. Einen Herrenhaarschnitt für acht Euro in einem der vielen billigen Friseursalons am besten noch spontan und ohne Termin. Das ist gerade bei jungen Menschen der Trend. Dabei wird oft vergessen, dass die „Sparfrisur“ auch auf die Kosten der Mitarbeiter geht. Diese stehen oft unter massiven Druck. Aber es gibt auch viele Friseursalons bei denen einmal waschen, schneiden und föhnen zwischen 40 und 70 Euro kostet. Doch wie kommt dieser enorme Preisunterschied zustande und ist ein teurer Friseur automatisch besser als ein billiger?

Generell ist es schwierig zu behaupten, ein guter Friseur sei teuer und ein schlechter Friseur billig. Ein vergleichsweise günstiges Friseurgeschäft kann durchaus auch in manchen Fällen insgesamt besser sein (Kosten, Beratung, Wartezeit, Qualität der Frisur) als ein teurer Friseur, denn das Ergebnis bewertet jeder Kunde und jede Kundin individuell. Das zeigt eine Reportage des K1 Magazins. Jeder Kunde und jede Kundin legt seinen eigenen Maßstab an und natürlich gibt es Preisunterschiede wie bei jeder Dienstleistung. Ein Friseur soll ja auch für jeden Geldbeutel zugänglich sein.

Die Frage, ob man bei dem Friseurbesuch eine Empfangsdame, einen Kaffee, eine Massage oder Zeitschriften braucht, kann ebenfalls nicht generell beantwortet werden. Manche wollen den Friseurbesuch als ein Erlebnis wahrnehmen, andere wollen ihn einfach so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Preis lässt sich laut des Geschäftsführers des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks Jörg Müller durch bestimmte Parameter errechenen. Dazu gehören die Salonmiete, Schulungen sowie Ausbildung der Mitarbeiter, Salonambiente und die durchschnittliche Zeit, die die Dienstleistung in Anspruch nimmt.

Friseursalons im niedrigen Preissegment

Friseure im Preiskampf

Best Price. (Quelle: geralt, pixabay.com)

Friseursalons im niedrigen Preissegment wollen mit ihren Preisen, Produkten und Dienstleistungen oft eine junge und trendbewusste Kundschaft ansprechen. Diese Kundschaft sollte sich aber auch dessen bewusst sein, dass sie oftmals keine kompetente und umfassende Beratung erwarten darf. Ein Männerhaarschnitt beispielsweise dauert in den wenigsten Fällen länger als 15 Minuten. Dafür werden dann zwischen acht und zehn Euro verlangt. Wer zum Friseur geht, um seine bestehende Frisur nur nachschneiden zu lassen, oder weiß, wie seine Frisur aussehen soll, ist in diesem Segment bestens aufgehoben. Wer allerdings eine individuelle Beratung oder dergleichen erwartet, sollte lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen, denn die Zeit eines Billiganbieters reicht dazu schlicht und einfach nicht aus.

Ausbeutung der Mitarbeiter/Innen in billigen Friseurgeschäften ist keine Seltenheit

Nicht allen preiswerten Anbietern kann das unterstellt werden – es gibt immer Ausnahmen – aber oftmals (häufig bei Friseurketten) ist folgendes Szenario die traurige Realität: Die Mitarbeiter/Innen sind in sogenannten „Knebelverträgen“ gefangen. Beispiel: Eine Friseurin, nennen wir sie Emily, arbeitet in einem solchen Geschäft. Sie muss je nach Lage und Stadt ihres Arbeitgebers zwischen 280 und 350 Euro pro Tag erwirtschaften. Nehmen wir an, dass der durchschnittliche Kunde mit Beratung, schneiden, färben usw. etwa 30 Minuten in einem Geschäft verbringt. Wenn der Haarschnitt dann 15 Euro kostet (dieser Preis ist für billige Friseure schon recht hoch) hat Emily nach 8 Stunden Arbeit einen Umsatz von 240 Euro erwirtschaftet. Das bedeutet Überstunden und zwar jeden Tag. Die Überstunden bezahlen diese Salons so gut wie nie.

Wenn Emily dann nach ihrem Arbeitstag ihren Umsatz nicht erreicht hat, kann ihr eine Abmahnung, eine Kündigung oder eine Lohnkürzung  (beispielsweise durch Reduzierung der Arbeitszeiten) drohen. In ihrem Vertrag steht nämlich eine Klausel über die „Nichteinhaltung der Mindestarbeitspflicht“, welche den Arbeitgeber zu diesen Schritten berechtigt. Sollte ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin diesen Bedingungen nicht zustimmen, ist Mobbing häufig eines der letzten Mittel, zu denen der Arbeitgeber / die Arbeitgeberin greift, um diesen loszuwerden.

Die Tricks der Geschäftsführer/Innen

Aber auch Salonbetreiber/Innen, die diese Geschäftspolitik verfolgen, bedienen sich oft an Tricks um zusätzlich noch Geld zu sparen und somit den Preis weiter nach unten zu drücken. Der Betreiber/die Betreiberin ist dazu verpflichtet, mindestens einen Meister/In in einem Salon zu beschäftigen. Ein Meister oder eine Friseurmeisterin verdient natürlich mehr als ein Lehrling oder ein einfacher Friseur oder eine Friseurin. Deshalb werden oft Meister/Innen bei der Eröffnung eines Betriebs eingestellt und dann ein paar Wochen später wieder entlassen. Durch diesen Trick kann ein Betrieb im Monat mindestens 4.000 Euro an Lohnkosten inklusive Lohnnebenkosten sparen. Das macht einen Wettbewerbsvorteil von bis zu 30.000 Euro im Jahr aus, durch den der Salon dann billigere Preise anbieten kann. Das Ordnungsamt kommt aufgrund von Personalmangel bei der Kontrolle der Friseursalons nicht hinterher. Außerdem muss der Meister/die Meisterin auch nicht immer anwesend sein, was es noch schwieriger macht, einen solchen Verstoß nachzuweisen.

Friseursalons im höheren Preissegment

Das Nachfolgende ist oft die Realität, kann aber nicht für alle Friseursalons behauptet werden. Die Preise vieler Friseursalons  übersteigen die der Billiganbieter um Längen. Jedoch wird dem einzelnen Kunden und der einzelnen Kundin mehr Zeit gewidmet. Neben waschen, schneiden, föhnen und frisieren werden die Kunden/Innen individuell beraten und bekommen somit mehr Leistung für ihr Geld. Weitere Beispiele für zusätzliche Leistungen sind eine Massage, ein Kaffee oder ein Kopfhörer für die Zeit in der die Farbe einwirkt. Klar ist auch, dass das nicht bei jedem Besuch beim Friseur notwendig ist und es ist auch nicht gesagt, dass die Mitarbeiter/Innen eines solchen Betriebs weniger ausgebeutet werden als andere.

Trotzdem haben diese Mitarbeiter/Innen öfter ein angemessenes Arbeitsklima, eine bessere Vergütung und weniger Stress als die Mitarbeiter/Innen von Billig-Friseursalons. Eine bessere Ausbildung ermöglicht individuelle Haarschnitte, weil die Friseure auf Schulungen lernen, auf jeden Kunden sowie auf jede Kundin individuell einzugehen. Die Kosten für diese Schulungen übernimmt meist der Arbeitgeber.

Welcher Friseur soll es werden?

Es lässt sich nicht für alle Friseurgeschäfte sagen, dass teuer auch gleich besser ist. Denn am Ende zählt für viele das Ergebnis. Sieht der Schnitt gut aus wird der Friseurbesuch meist als Erfolg verbucht. Jedoch sollte man bei seinem nächsten Friseurbesuch vielleicht daran denken, wie extrem günstige Preise zustande kommen. Verlangt ein Friseurgeschäft für 45 bis 60 Minuten 60 Euro, sind das die gleichen oder ähnliche Stundensätze, wie wenn ein Friseur oder eine Friseurin in einer Stunde vier Kunden für 15 Euro bedienen muss. Der Druck, der auf den Mitarbeitern/Innen lastet, ist aber um ein Vielfaches höher.

 

Die wahren, aber unerkannten Helden der Raumfahrt, sind oft nicht die uns bekannten Astronauten. Der Film Hidden Figures von Theodore Melfi blickt hinter diese Fassade und macht auf Menschen aufmerksam, ohne die es die NASA wahrscheinlich nie geschafft hätte Neil Armstrong auf den Mond zu schicken. Mehr zum Film und die Hintergründe dazu könnt ihr hier nachlesen.  Weiterlesen

Hast du dich schon jemals gefragt, wer dein persönlicher Alltagsheld ist? Wenn ich die Augen schließe und dann kurz blinzle, sehe ich ganz genau vor mir, wer meine Alltagshelden sind… Ich habe genau vier Menschen, die mir bei dieser Frage in den Kopf kommen. Und mit diesen vier teile ich mir eine WG.

Nach einem langen Wochenende, das ich mal wieder bei meinen Eltern oder meinem Freund verbracht habe, schließe ich die Wohnungstür auf. Es riecht unangenehm. Ist das der nichtentsorgte Biomüll? Oder der Alkohol von der Geburtstagsfete meiner Mitbewohnerin? Ich mache einen Schritt ins Wohnzimmer. Der Fußboden klebt. Wie aus einem Reflex heraus verdrehe ich die Augen und bin kurz genervt, als ein Schwarm Fruchtfliegen an mir vorbeisurrt. Herzlich Willkommen in meiner WG! Zielstrebig in die Küche, wo eine einsame Made die Wand hinaufkriecht. Von einem Anfall gepackt, nehme ich den leicht grünlich schimmernden, flaumigen, aufgeschnittenen Brotlaib meines Mitbewohners und pfeffere ihn in den Mülleimer – nein, halt, der ist zu voll. Ich bringe also den Müllbeutel in die Mülltonne und entsorge den Brotlaib dann. Hinterher kratze ich die angeklebten Nudelreste aus dem Abflusssieb unseres Spülbeckens.

Dann halte ich kurz inne. Ich muss an mein schönes vergangenes Wochenende denken. Jede einzelne Minute war verplant. Immer hatte ich Menschen um mich herum oder irgendwas zu tun. Und jetzt auf einmal kriecht für einen kleinen Augenblick diese blöde Einsamkeit in mir hoch. Richtig allein fühle ich mich in diesem einen kurzen Moment, während ich so in der Küche stehe und den Müll meiner Mitbewohner entsorge.

Und dann… reißt plötzlich eine meiner Mitbewohnerinnen ihre Zimmertür auf und hüpft singend die Treppe herunter. Im gleichen Augenblick dreht sich der Schlüssel im Haustürschloss und mein Mitbewohner kommt herein. Lässt sich auf die Couch fallen und schaltet den Fernseher ein. Mein ganzer Groll von vorher verfliegt, der Müll ist mir auf einmal egal und ich bin einfach nur froh, dass ich nicht mehr allein bin. Da ist plötzlich dieses Gefühl von Geborgenheit, von zuhause sein, das mir diese Menschen geben ohne etwas Besonderes zu tun. Einfach nur durch ihre Anwesenheit.

An einem anderen Tag liege ich im Bett und krümme mich vor Bauchschmerzen. Seit Tagen bewege ich mich nur zwischen Bett und Bad hin und her. Ab und zu schleppe ich mich in die Küche, um Tee zu kochen. Am liebsten wäre ich wieder fünf Jahre alt und hätte meine Mama um mich herum, die mir Zwieback und geriebenen Apfel bringt und jede Stunde mit einer heißen Tasse Tee in mein Zimmer kommt. Aber ich bin 20 und wohne nicht mehr zuhause. Meine Mama bringt mir keinen Tee oder besorgt Medikamente. Irgendwann schleppe ich mich dann doch ins Wohnzimmer unserer WG und mir steigt ein Geruch nach deftigem Abendessen in die Nase. Gaisburger Marsch. Sehr lecker eigentlich, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich seit Tagen unter Übelkeit leide, übergebe ich mich fast.

Und dann… stehen auf einmal meine völlig besorgten Mitbewohner vor mir und fragen, was sie für mich tun können. Eine von ihnen kocht mir Tee. Einer schaltet den Fernseher ein und versucht eine möglichst lustige Serie mit mir zu gucken, um mich aufzumuntern. Die dritte im Bunde beginnt schon einmal damit, Suppe zu essen. Und so sitzen wir letztendlich alle fünf in unserem kleinen Wohnzimmer, ich trinke Tee, die anderen löffeln Suppe. Mir ist unendlich schlecht, aber innerlich muss ich grinsen. Über die Situation, über meine Mitbewohner, über uns alle und vor allem darüber, dass die vier mich so lieb aufgemuntert haben. Eigentlich zeichnen sich Helden durch „außergewöhnliche“ und „mutige“ Taten aus. Aber für mich sind meine Mitbewohner Alltagshelden. Das kurze Lächeln und die singende Mitbewohnerin, wenn ich mich einsam fühle. Die heiße Tasse Tee, wenn ich krank bin. Die doof-lustige Serie, um mich zum Lachen zu bringen. Für mich sind das außergewöhnlich liebe kleine Gesten. Wenn ich höre, wie sich Mitbewohner in anderen WGs gegenseitig ignorieren oder gar nichts voneinander mitbekommen und wenn ich erfahre, wie sie gar nicht aufeinander achten, dann weiß ich, dass ich vier Alltagshelden in meiner Wohngemeinschaft habe.

Und was den stinkenden Müll angeht, die Nudeln im Abflusssieb und den dreckigen Boden… Manchmal nervt das, manchmal stört es mich, manchmal bin ich (zugegebenermaßen) auch selbst schuld daran. Aber wenn ich an all die positiven Eigenschaften meiner Mitbewohner denke, dann kann ich all diese kleinen Dinge, die mich manchmal stören, einfach außer Acht lassen.

Vielleicht sind wir fünf – jetzt zähle ich mich auch dazu – nicht kühn und mutig und tapfer, so wie es die Helden der Geschichte waren, aber wir haben die außergewöhnliche kleine Gabe aufeinander Acht zu geben, wenn wir uns brauchen. Und das sollte doch genug sein, um uns als Alltagshelden bezeichnen zu können.

 

(Das Beitragsbild zeigt ein zuckersüßes Lebkuchenhaus. Ein Produkt der Weihnachtsbäckerei meiner WG-Alltagshelden)

Dittmar Rehmann, 52, ist Soldat und OP-Fachpfleger bei der Bundeswehr. Neunmal war er schon im Einsatz in Afghanistan, insgesamt arbeitet er seit 32 Jahren in seinem Beruf. Normalerweise leitet er verschiedenste Operationen im Bundeswehrkrankenhaus in Ulm – im Einsatz besteht seine Arbeit darin, Krankenhäuser aufzubauen und die Verwundeten der internationalen Schutztruppe ISAF, sowie der afghanischen Armee und Polizei zu versorgen. Täglich operierte er dort auch afghanische Zivilisten, darunter besonders viele Kinder.

Durch seine Arbeit hat er Dinge erlebt und Umstände kennengelernt, die die meisten von uns sich nicht einmal vorstellen können. Menschen getroffen, die Unglaubliches leisten und dafür ihr eigenes Leben riskieren. Oder andere, die nie den Mut verloren haben, in Krankheit oder Krieg um ihr Leben zu kämpfen. Schon das macht ihn zu einem Experten für Helden. Zusätzlich hat er nicht nur viel gesehen, sondern sich auch intensiv mit dem Leben, friedlichem Miteinander und der Religion beziehungsweise dem Glauben auseinandergesetzt. Außerdem durfte er Angela Merkel schon die Hand schütteln.

Deswegen wird uns Dittmar heute drei Fragen zu seinem persönlichen Heldenbild beantworten.

1. Was macht für Sie einen Helden aus?

Ein Held ist für mich jemand, der nicht mit dem Strom schwimmt und unter Einschränkung seiner Bedürfnisse und seiner Unversehrtheit anderen zur Seite steht. Jemand, der moralische Werte auch gegen Widerstand behält und Respekt vor dem Leben in all seinen Facetten hat. Jemand, der seine Taten nicht für kommerzielle Machenschaften ausnutzt und keinen Profit daraus schlagen möchte. Wichtig ist, dass er seine Werte an seine Umgebung weitergibt und sie verbreitet. Er darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern muss weiterhin als leuchtendes Beispiel vorangehen. Dazu noch Charaktereigenschaften wie Mut, Toleranz, Respekt und Demut – das alles in einen Mixer auf Stufe drei und dann wird das schon!

Auf ein konkretes Beispiel, wie meinen Einsatz in Afghanistan, bezogen, ist es schon etwas schwieriger: Du hast den Auftrag, etwas zu erkunden und kommst an einem Dorf vorbei, siehst, dass hier Hilfe benötigt wird und hilfst, obwohl du den Auftrag dadurch nicht in gefordertem Maße ausführst. Ich würde in diesem Fall helfen, da die Hilfe für mich höher angesiedelt ist. Das ist dann aber Ungehorsam und wird bestraft. Ein Held hat meistens zwei Seiten – für die einen gut und für die anderen schlecht.

2. Was denken Sie – wie und wann wird der Begriff Held falsch gebraucht?

Ich denke, das ist Ansichtssache. Für viele ist zum Beispiel Mario Götze ein Held, weil er bei der letzten Fußball-WM das Siegtor geschossen hat. Aber sind nicht die die wahren Helden, die unter widrigsten Bedingungen und schlechter Bezahlung diese WM-Stadien gebaut haben, wie zuletzt in Katar? Wo Arbeiter ausgenutzt werden, nur weil sie unbedingt das Geld benötigen, um ihre Familien zu ernähren – sind das nicht die wahren Helden?

Im Krieg da werden Helden geboren, so sagt man; der hat diese oder diese Schlacht entschieden. Aber das sind nicht meine Helden. Die haben getan, was ihnen befohlen wurde, und sind ohne Rücksicht auf das Leben über alles hinweggefegt. Die Frauen zuhause haben ohne ihre Männer, ohne Mittel, die Kinder groß gezogen und Deutschland wieder aufgebaut – wahre Heldentaten!

Der ausgerufene Held wird meist für kommerzielle Machenschaften genutzt. Ich glaube, dass viele dieser Helden nur sehr schwer mit ihrem Status umgehen können. Als Held musst du dem Druck der Öffentlichkeit standhalten, Erwartungen erfüllen und das Bild des Helden darstellen, oftmals gegen die eigene Überzeugung. Die wahren Helden stehen nicht in der Öffentlichkeit. In der heutigen Zeit wird das Heldentum ja rund um die Uhr gefördert: Schau dich um, wie viele virtuelle Kampfspiele jeden Tag gespielt werden. Die leben in einer anderen Welt; hier können sie Mut, Tapferkeit und Unverwundbarkeit verkörpern. Und wenn es nicht so läuft, wie sie es gerne hätten, dann wird einfach das Level geändert oder die Konsole ausgeschaltet – es hat keinerlei Konsequenzen. Das ist nicht echt. Im wahren Leben geht das nicht, da muss ich für mein Tun geradestehen.

Wie viel Mut muss ich aufbringen, mich in eine Gefahr zu begeben, um anderen zu helfen? Die Realität selektiert.

3. Wer ist Ihr persönlicher Held und warum?

Schwierig. Alle, die es uns möglich machen, in einem demokratischen Land zu leben, in dem wir unsere Meinung frei äußern dürfen, und unsere Grundrechte wahren.

Einen gibt es noch: Ich habe viel in der Bibel gelesen, im alten Testament. Dort gibt es Noah – der war zu seiner Zeit der einzige gottesfürchtige Mensch, mit seinen drei Söhnen. Er hat auf Gottes Anweisung hin, gegen alle, die Arche gebaut; ohne etwas zu wissen, einfach nur vertraut. Er ist gegen den Strom geschwommen und hat gegen jeglichen Widerstand angekämpft. Dafür ist er am Ende belohnt worden – er hat überlebt. Hierzu gehört sehr viel Mut und Tauglichkeit.

Und zu guter Letzt dann noch die Erfinder von Elektrizität, Antibiotika und natürlich der Erfinder der Spülmaschine!

 

Die größten Helden sind immer noch die, die sich selbst nicht als solche ansehen und sich nicht einmal darüber bewusst sind, dass jemand das tun könnte. Die sich morgens in ihre Schürze werfen, die Kaffeemaschine anschalten und das beliebteste Getränk der Deutschen servieren. Etwa 149 Liter Kaffee trinken die Deutschen pro Jahr und die meisten davon wissen nicht ansatzweise, welchen Herausforderungen sich Baristas Tag für Tag stellen müssen. Nicht nur die langen Arbeitszeiten und die hektische Stimmung zu den Stoßzeiten, dazu kommen verschiedenste Kunden mit verschiedensten Bedürfnissen. Die Vielfalt an Kunden lässt sich gut vergleichen mit der Vielfalt an Kaffeesorten und deren Eigenschaften.

Von Robusta- und Arabica-Kunden

Wenn man so will, lassen sich die Kunden grundsätzlich grob unterteilen in Arabica-Kunden und Robusta-Kunden. Der Arabica-Kunde ist bekannt für seinen guten Geschmack und seine Intensität. Wer einen solchen Kunden bedient, darf also mit intensiven Gesprächen rechnen. Der geschmacksarme Charakter von Arabica-Kunden führt dazu, dass viele das Café nur betreten, um einen etwas geschmacklosen Kommentar über die neuen Getränke oder den Service abzugeben, während sie verbittert ihren Espresso trinken. Doch im Kern sind Arabica-Kunden für ihre Milde bekannt. Wer Arabica bestellt, darf sich selbst also tendenziell eher zu den milden Kerlen zählen.

Der Robusta-Kunde dagegen zeichnet sich – wie der Name vermuten lässt – durch seinen robusten und resistenten Charakter aus. Diesen Kunden kann man zahlreiche Male erklären, dass sie die benutzten Kaffeetassen auf die vorgesehene Ablagefläche hinzustellen haben. Letztlich werden sie immer wieder zu den Baristas zurückkehren und ihnen ihre Tasse in die Hand drücken.
 Mit der Vielfalt an Kunden ist es auch nicht verwunderlich, dass am Ende des Tages eine Menge Geschichten entstehen. Doch welche dieser Geschichten machen Baristas letztendlich zu Helden?

Die zahlreichen Widerstände?

Tag für Tag spazieren unfreundliche Kunden in das Café. Sie geben Anweisung diktatorischer Art und äußern sich mit persönlich beleidigenden Kommentaren zum Aussehen der Angestellten. Trotz der latenten Unausstehlichkeit solcher Kunden, müssen Baristas ihnen kontinuierlich Freundlichkeit und Geduld entgegenbringen. Da bezeichnet der eine Kunde die Angestellte als ‚Fräulein‘, der andere will dafür sorgen, dass sie ihren Job verliert. Es ist gleich, ob der Kunde schlecht gelaunt, unzufrieden oder einfach nur verbittert ist. Am Ende sind es immer die Baristas, die sich diesen alltäglichen Herausforderungen und Widerständen stellen müssen.

Die alltäglichen Rettungen?

Möglicherweise sind es aber auch ganz andere Geschichten, die Baristas zu Helden machen. In einer Studentenstadt wie Tübingen zählen zu den häufigsten Gästen von Cafés bekanntlich Studenten. Da diese größtenteils unter chronischer Müdigkeit leiden, weil sie hier eine Hausarbeit, da eine WG-Party und ganz woanders ein paar Zukunftssorgen haben, kommen Cafés wie gelegen. So berichten Baristas von zahlreichen Studenten, denen sie morgens ein Lächeln ins Gesicht zaubern können, sobald diese das schwarze Gold auch nur riechen.

Die einmaligen Geschichten?

Neben den alltäglichen Geschichten gibt es auch einmalige Erfahrungen, die Baristas zu Helden machen. Die schwangere Frau, die ohnmächtig wird und glücklicherweise direkt von ihnen versorgt werden kann. Die zahlreichen Stammkunden, für die der Cafébesuch als Ritual gilt, da sie bei den Baristas teilweise ihre größten Sorgen loswerden können. Der langjährige Stammkunde, der jeden Morgen die Stühle und Tische des Cafés aufbaut und daraufhin einen Kaffee spendiert bekommt. Jede dieser Begegnungen ist einzigartig und verdeutlicht, dass der Job als Barista nicht nur darin besteht, Kaffee auszuschenken und dabei zu lächeln.

Der einzigartige Charakter?

Mit ihrer angenehmen und lockeren Art erzeugen Baristas eine einzigartige Stimmung. Sie werden zum Bestandteil einer allumfassenden Magie des Cafés, die so facettenreich ist wie die Kunden selbst. Eine Magie, die darin besteht, den Kunden Erleichterung ins Gesicht zu zaubern, wenn sie an warmen Sommertagen einen Iced Coffee und an kalten Tagen einen heißen Cappuccino in der Hand halten. Eine Magie des Glücks, Momente mit Freunden zu teilen, Gespräche über die Welt und das Leben zu führen, ganz im Sinne der Geisteswissenschaften.

Womöglich ist es das Gesamtpaket an Widerständen und Hindernissen, an Glücksmomenten und Dankbarkeit, das Baristas zu Helden des Alltags werden lässt.

Beitragsbild: Pixabay.

Sie ist das berühmteste Gespenst Nordeuropas, gefeierter Star in mehreren Filmen und das vielleicht sympathischste Gesicht in der „Kammer des Schreckens“ – trotz ihrer dunklen Vergangenheit. Unsere Reporterin Judith Bauer traf die Maulende Myrte.

Myrtes Toilette ist kein fröhlicher Ort. Wahrscheinlich war er das noch nie: Seit Jahrzehnten vernachlässigen ihn die Hauselfen beim Putzen, von jungen Hexen wird er gemieden und der magischen Öffentlichkeit ist er vor allem deshalb bekannt, weil dort einst ein Mord geschah. Auch Myrte selbst ist eine düstere Gefährtin. Dass sie überhaupt zu einem Treffen bereit war, ist ein kleines Wunder – normalerweise reagiert sie auf Anfragen kategorisch unhöflich. Bei meinem Besuch will ich daher auch der Frage nachgehen, wieviel Inszenierung hinter dem Image der tragischen Heldin steckt und ob da nicht eigentlich immer noch die Teenagerin zu finden ist, die sie einst war. Wer ist die Maulende Myrte?

Vorbereitung auf den Geist

Ich sehe dem Treffen in Hogwarts mit einiger Nervosität entgegen. Noch nie habe ich einen Geist gesehen, geschweige denn interviewt. Meine größte Befürchtung ist, dass ich in ein Todes-Fettnäpfchen treten könnte und im Verlauf des Gesprächs vergesse, dass es sich bei ihr um eine Untote handelt. Das Thema ist zu belastet. Noch dazu weiß ich aus den Büchern und Filmen, dass Myrte von besonders sensibler Natur ist, Anspielungen auf ihr gespenstisches Dasein nimmt sie nicht locker. Oder ist das Teil des Theaters? Gerade diese Aura reizt mich: Myrte könnte mystisch und unnahbar sein, sie könnte aber auch eine gewöhnliche, egozentrische 15-Jährige sein, die zu viel Zeit hatte, sich in ihrem Selbstbezug zu suhlen. Ich wende mich daher mit großer Umsicht und in meinem besten Oxford-Englisch an die Pressestelle der Schule, mit der höflichen Bitte, den Brief an Mrs. Moaning Myrtle weiterzuleiten. Wie peinlich, dass ich ihren Nachnamen nicht kenne.

Die überraschende Zusage zum Gespräch erfolgt prompt und postalisch: Myrte macht offenbar Gebrauch von den Schuleulen. Ihre Handschrift (ist es ihre Handschrift? Wie hält sie die Feder?) ist gewöhnlich, das Schreiben konzise und undurchsichtig. Sie lädt mich zu einem kurzen Gespräch ein, ich buche sofort den Flug. Auf der Zugfahrt in Richtung Inverness wird mir klar, dass ich im Begriff bin, eine mittelgroße Berühmtheit zu treffen, von der ich praktisch nichts weiß. Internetrecherchen zu Personen des frühen 20. Jahrhunderts, die ihr Leben in magischer Isolation verbracht haben, sind meist wenig ergiebig. Ich muss mich also auf meinen journalistischen Instinkt verlassen. Doch so viele Details können schiefgehen: Was passiert beim Händeschütteln mit einem Geist? Werde ich sie überhaupt sehen können? Vielleicht durchschaut sie all meine Unsicherheiten, immerhin hat sie sehr viel Lebenserfahrung und kennt sicher viele Menschen, Zauberer zumal. Vorsichtshalber benutze ich die Toilette im Zug, auf keinen Fall möchte ich den Fauxpas begehen und in ihrer Gegenwart über derart profane Dinge sprechen, die auch noch private Erinnerungen wecken könnten.

Auf der Toilette mit Myrte

Am Schlosstor werde ich von einem unscheinbaren älteren Herrn mit Katze abgeholt. Er führt mich wortlos durch die Gänge bis zur Toilette im ersten Stock. Ich bin zu nervös, um auf die Gemälde oder Einzelheiten der Schule zu achten, am nächsten Tag fallen mir keine Details mehr zu diesem denkwürdigen Ort ein. Fotografieren ist ausdrücklich verboten. Ich nehme an, die Warner Brothers haben ihre Finger im Spiel. In der Toilette wartet Myrte auf mich. Als ich eintrete, steht sie mit dem Rücken zu mir am Fenster, am anderen Ende des Raumes. Erst als ich mich mit einem Räuspern bemerkbar mache, dreht sie sich um. Sie schwebt tatsächlich, ihre Füße scheinen den Boden nicht zu berühren. Apropos berühren – über Körperkontakt muss ich mir offsichtlich keine Gedanken machen, sie hält das ganze Gespräch über großen Abstand. Meine Nervosität verschwindet, sobald ich die ersten Sätze sage. Das hier ist letztendlich doch nur ein Interview.

Welchem glücklichen Umstand verdanke ich also die Großzügigkeit ihrer Einladung? Tatsächlich hat sie einen Artikel von mir gelesen, in dem ich über die verkannte Genialität der Erscheinungen in Emily Brontës Sturmhöhe schrieb. Offenbar identifiziert sich Myrte stark mit Cathy Earnshaw. Ich kann diese Antwort zunächst nicht einordnen – in erster Linie schmeichelt es mir sehr, mit meinen bescheidenen Schriften ein prominentes Publikum zu erreichen. Die Antwort ermutigt mich zu den forscheren Fragen auf meinem Zettel. Warum ausgerechnet diese Mädchentoilette? Unterhält sie Beziehungen zu anderen Gespenstern? Wie geht sie damit um, dass die meisten Menschen in ihrem Umfeld (bzw. alle Menschen) so viel jünger sind als sie? Erinnert sie sich an den Moment ihres Todes?

Ein Schrecken ohne Ende?

Myrte lässt sich Zeit mit ihren Antworten, immer wieder wendet sie sich beim Sprechen von mir ab oder schwebt gar durch den Raum. Selten fand ich es so schwer, einer Gesprächspartnerin zu folgen. Auch ihre Art zu sprechen bereitet mir Schwierigkeiten, so bemüht hauchig und leise, gar nicht wie im Film. Was ich über sie erfahre, ist, milde gesagt, ernüchternd. Ihr Tod sei hinreichend in den Büchern beschrieben, interessanter sei ohnehin ihr Leben danach. Mit den Jahren habe sie große Weisheit erreicht und verstehe jetzt sehr viel über menschliches Leid und die Grausamkeit der Welt. Ihr ganzes Leben hindurch habe keiner sie verstanden und auch jetzt fehle ihr die wahre Anerkennung. Harry Potter hätte ohne sie nicht einmal sein zweites Schuljahr überlebt. Überhaupt: Harry Potter! Alle ihre Antworten führen unweigerlich zu langwierigen Auslassungen darüber, wie nahe sie sich gestanden hätten. Es sei sogar mehrmals fast zu einem Kuss gekommen, doch die gesellschaftlichen Konventionen hätten ihn davon abgehalten, seinen wahren Gefühlen nachzugehen. Auf meine hoffnungsvolle Nachfrage zur aktuellen Lage der Geister-Gleichstellung geht sie überhaupt nicht ein. Stattdessen legt sie mir nahe, in meinem Text doch klarzustellen, dass ihre filmische Darstellung nicht akkurat sei. Der Darstellerin fehle die intellektuelle Tiefe für eine derart anspruchsvolle Rolle. Außerdem habe sie eine schlechte Frisur.

Über drei Stunden dauert unser Treffen. Sie spricht auch dann noch weiter, als ich resigniert aufhöre, Fragen zu stellen und mich langsam Richtung Tür bewege. Generationen von Hogwartsschülerinnen lagen nicht falsch: Die Toilette der Maulenden Myrte ist kein guter Ort.

Es spukt in Bikini Bottom!

„Spongebob Schwammkopf“ ist eine der international erfolgreichsten Kinderserien überhaupt. Immer wieder tauchen dort Schauergestalten auf. Hier erfährst Du mehr über den „Fliegenden Holländer“, den „Spind von Davy Jones“ und was das alles mit Hipstern und alten Sportsocken zu tun hat.

Es gibt wohl kaum jemanden, der den namensgebenden Protagonisten dieser Serie noch nie gesehen hat: Gelb, viereckig und löchriger als Schweizer Käse. Sogar eine 2011 entdeckte Pilzart wurde nach ihm benannt. Die Serie „Spongebob Schwammkopf“ (im Original: „Spongebob Squarepants“) aus der Feder von Stephen Hillenburg erzählt zumeist lustige Geschichten aus dem Leben des gelben Quadratschädels oder seiner Freunde, anderer Meeresbewohner wie Seesterne, Krabben und Oktopusse – und selbstverständlich auch Eichhörnchen. Die belebte Unterwasserwelt orientiert sich dabei an vielem, was die Vorstellungen von uns Landratten über die See und Seefahrt ausmachen. Darunter auch klassisches Seemannsgarn: Geistergeschichten. Die Sage um den Fliegenden Holländer ist eine davon. Doch was hat es mit dem fiesen Gesellen auf sich? Und was macht ihn bei Spongebob so … speziell? Einfach weiter lesen und mehr erfahren. ?

Zur Einstimmung aber erstmal ein bisschen Geistergeheul:

Eine wahre Legende?

Der Geist aus dem Video oben ist der „Fliegende Holländer“, eine der beliebtesten Figuren aus der Welt des Seemannsgarns. Neben Opern, Romanen und Gedichten inspirierte die Sage auch Liedermacher und Maler. Die ursprüngliche Legende handelt von einem verfluchten Kapitän, der bis zum Ende der Welt dazu verdammt ist, die Sieben Weltmeere heimzusuchen. Wie genau er diesen Fluch auf sich gezogen hat, wird dabei in unterschiedlichen Geschichten unterschiedlich erklärt. Einigen Varianten zufolge ist der Kapitän ein Niederländer (daher auch der Name der Figur), der mit seinem Schiff das Kap der Guten Hoffnung umsegeln wollte. Diese Gegend gilt allerdings als besonders gefährlich und nur schwer passierbar für Segelschiffe. Bei diesem Unterfangen soll er geschworen haben:

„Ich werde das Kap umschiffen. Und wenn ich bis zum Tag des Jüngsten Gerichts segeln muss!“

… doch dann zerschellte er mit seiner ganzen Besatzung.

In anderen Geschichten wiederum sterben Kapitän und Crew nicht, es lässt sich also nicht sagen, ob es sich um sogenannte Post-mortem-Fälle handelt. In jedem Fall sollte sein Schwur zum Fluch für ihn und seine Mannschaft werden.

Seitdem irrt der Fliegende Holländer mit seinem geisterhaften Schiff umher. Eine Begegnung mit ihm gilt als unheilvolles Omen für den Untergang des eigenen Schiffes. Es gibt einige Aufzeichnungen von Seefahrern, die ihn tatsächlich gesehen haben wollen. Bei einer Überfahrt mit der „HMS Inconstant“ am 11. Juli 1881 an der australischen Küste erfolgte die wohl prominenteste Sichtung. Der damalige britische Kronprinz und spätere König George V.  war während seiner Marineausbildung Teil der Besatzung dieses Schiffes. In seinem Tagebuch berichtet er von den Ereignissen:

„At 4 a.m. the Flying Dutchman crossed our bows. A strange red light as of a phantom ship all aglow, in the midst of which light the masts, spars and sails of a brig 200 yards distant stood out in strong relief as she came up on the port bow […].“

Der Matrose, der den Holländer als Erster gesichtet hatte, stürzte noch am selben Tag von einem Mast zu Tode.

„Manchmal ziehe ich gerne ein Söckchen über meinen Geisterzipfel“

Die Erscheinung des Fliegenden Holländers und seines Schiffes in „Spongebob Schwammkopf“ entspricht offensichtlich nicht ganz der Beschreibung von George V. Statt von einem rötlichen Leuchten ist der Holländer von einem garstigen Grün umgeben. Optisch entspricht er allerdings dem Bild eines stereotypen Piraten: ein Hut mit breiter Krempe, ein aufwendiger Mantel mit verziertem Revers und schwerem Gürtel und natürlich Vollbart. Eigentlich fehlen nur noch die Augenklappe und das Holzbein. Letzteres ist allerdings schwierig, denn der Fliegende Holländer hat in der Vision von Stephen Hillenburg keine Beine, sondern einen – wie er ihn liebevoll nennt – „Geisterzipfel“.

„Heeey, ich hatte auch einen Wunsch frei. Und Obst ist gut gegen Skorbut!“ (Staffel 2, Folge 33). ©Nickelodeon und Viacom Int. All rights reserved.

Als  Bote von Unheil und Tod kann man den Holländer in „Spongebob Schwammkopf“ allerdings nur schwerlich bezeichnen. Schließlich begegnet er uns häufig als Neurotiker (er kann ohne seine „Dinnersocke“, die er über seinen Geisterzipfel zieht, nicht essen) und sogar als Hippie-Hipster (siehe Bild oben). Aber einen Trumpf hat der schaurige Kollege doch im Ärmel, um die Einwohner Bikini Bottoms in Angst und Schrecken zu versetzen …

Der „Spind von Davy Jones“

Wer den Groll des Fliegenden Holländers auf sich zieht, der wird in den „Spind von Davy Jones“ gesperrt. Der „Spind“ ist in der deutschen Übersetzung eine Anspielung auf einen englischen Ausdruck aus der Seemannssprache: „Davy Jones‘ Locker“ (Locker = Spind). Der „Locker“, eigentlich eher mit „Kiste“ oder „Schrank“ zu übersetzten, ist in der ursprünglichen Sage um Davy Jones als eine Form von Hölle oder letztem Grab für ertrunkene Seefahrer zu verstehen. Davy Jones, sozusagen der Teufel der hohen See, sperrt alle über Bord gegangenen Matrosen dort ein. Erste schriftliche Erwähnungen dieser Figur finden sich schon Anfang des 18. Jahrhunderts. Der schottische Arzt und Schriftsteller Tobias Smollet schrieb zum Beispiel in seinem Buch „The Adventures of Peregrine Pickle“ (1751):

„This same Davy Jones, according to sailors, is the fiend that presides over all the evil spirits of the deep, and is often seen in various shapes, perching among the rigging on the eve of hurricanes, ship-wrecks, and other disasters to which sea-faring life is exposed, warning the devoted wretch of death and woe.”

In „Spongebob“ ist der „Spind“ zwar nicht wirklich das, was man sich unter einer ewigen Verdammnis vorstellt … aber er kommt dem sehr nah. Denn der Spind ist voller stinkiger, ekliger, alter Sportsocken! ?

 

Ein Spind voller Stinkesocken – kein Wunder, dass Mr. Krabs da nicht rein will. Via GIPHY.

 

Und diese Socken gehören keinem Geringeren als Davy Jones. Aber Moment – nicht der Davy Jones. Ein kleiner Hinweis:

 

Hey, hey, we’re the Monkees
You never know where we’ll be found
So you’d better get ready
We may be comin‘ to your town

 

Die Rede ist natürlich vom Briten Davy Jones, einem Musiker, der mit der Band „The Monkees“ berühmt geworden ist (Text von oben aus dem Lied „(Theme From) The Monkees“ ). Was? Der Hinweis hat euch nicht gereicht? Und ihr kanntet den nicht? Tja, da geht es euch wie mir – also, haben wir alle schon mal etwas gelernt! Dass er in der Serie in einem merkwürdigen, veraltet wirkenden Samt-Hemd daherkommt, macht ihn um einiges gruseliger als jeden teuflischen Seemannsgeist, den man sich vorstellen kann, findet ihr nicht?

 

Der britische Musiker Davy Jones begrüßt den Holländer in „seinem Spind“. Via GIPHY.

 

Die schräge Seite des Schaurigen

Die alten Gruselgeschichten der Seefahrer, die Stephen Hillenburg in seiner Serie auf solch ironische Weise unterbringt, geben besonders dem jungen Zuschauer mehr mit als lustiges Gegröle oder Stinke-Witze. Obwohl der Fliegende Holländer eine echte Schauergestalt ist, hat er doch auch eine schrullige und liebenswerte Art an sich. Das wird besonders deutlich, als der Holländer in einer Folge sogar bei Spongebob Zuhause einziehen muss. So wie der Fliegende Holländer durchaus seine „menschliche“ Seite hat, so ist wohl alles, was uns im Alltag Angst macht, bei genauerem Hinsehen gar nicht so furchterregend. Und wenn wir uns nur darauf einlassen, merken wir, dass wir uns gar nicht erst hätten ängstigen müssen.

Vielleicht ist die Botschaft aber auch etwas plumper, und wir sollten uns nicht vor irgendwelchen Geistergestalten fürchten, sondern stattdessen vor dem wahren Grauen: Hipstern und alten Socken.

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Ni Kungs Roman Haar

Der bekannte Hongkonger Schriftsteller Ni Kuang hat über 300 Wuxia- und Science-Fiction-Romane und mehr als 400 Drehbücher geschrieben. Er ist als einer von vier Gelehrten Hongkongs bekannt. Eine seiner repräsentativsten Arbeiten, die „Wisely-Serie“, besteht aus 156 Abenteuer-Science-Fiction-Romanen, die er zwischen 1963 und 2004 veröffentlicht hat.

Cover von Haare (頭髮),  Wisely, 17. Auflage, Mingjing, Hongkong.

Cover von Haare (頭髮),  Wisely, 17. Auflage, Mingjing, Hongkong. Quelle

Im Jahr 1978 hat er für diese Reihe eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Haare“ geschrieben. Es geht um Wiselys Abenteuer in Nepal, wo er einen antiken Tempel mit uralten Geheimnissen entdeckt. Im Tempel, so die Geschichte, wurden uralte Artefakte ursprünglich von Außerirdischen zurückgelassen, so dass Menschen den fremden Planeten finden könnten. Wie Wisely herausfindet, sind die Vorfahren der Menschheit nämlich von fernen Planeten gekommen. Aber wegen ihrer Sünden wurden sie auf die Erde verbannt. Danach habe man ihre Sünden ausgelöscht. Bedauerlicherweise wurden sie aber auch ihrer Intelligenz, Unsterblichkeit und der Funktion ihrer Haare beraubt. Das heißt, dass die Menschen sich vom Primitiven noch einmal neu entwickeln mussten.

Was ist die Funktion von Haaren?

Ni Kuang wirft in dieser Geschichte die folgende Frage auf: Was ist die Funktion von Haaren? Schließlich sind Menschen die einzigen Lebewesen auf der Erde, die lange Haare auf dem Kopf haben. Im jungen Alter erzählte man uns vielleicht deswegen, dass die Haare zum Schutz des Kopfes da wären. Dabei hat der Kopf doch mit seinem harten Schädel schon genug Schutz. Und selbst wenn Menschen eine Glatze tragen, hat es keinen Einfluss auf ihr alltägliches Leben. Ist es also wirklich notwendig, etwas so Weiches wie Haare zum Schutz des Kopfes zu besitzen? Jedes Lebewesen auf der Erde hat sich langsam über Millionen von Jahren entwickelt, um sich an die Natur anzupassen. Die Evolution hat fast alle nutzlosen Kreaturen und die nutzlosen Teile heutiger Arten eliminiert. Doch das Haar ist immer noch vorhanden – warum?

Mutige Fantasie in Ni Kuangs Science-Fiction

In seiner Geschichte vermutet Ni Kuang, dass unsere Haare früher eine konkrete Funktion hatten. Früher hätten die Menschen jedes Haar wie einen Finger kontrollieren können. Mit derart vervielfachten Fingern hätten die Menschen viel effizienter gearbeitet als aktuell. Grundsätzlich könnte die Menschheit diese Fähigkeiten immer noch hervorbringen, wenn sie zu ihrem Heimatplaneten zurückfinden würde. Mit einer kleinen Einschränkung: Nur den unschuldigen Menschen wird es erlaubt sein, eines Tages zurückzukehren. Alles nur Science-Fiction?

Alle großen Propheten der Menschheits-Geschichte wie Shakyamuni, Jesus, Mohammed oder Lao seien von diesem fernen Planeten auf die Erde gesandt worden. Damit sie den Menschen diese Weisheit beibringen. Ihre Seelen fuhren in die Körper von Säuglingen und wuchsen in diesen Gestalten auf. Letztendlich geht es auch Ni Kuang darum, die menschliche Güte zu fördern: Solange die Menschen von ganzem Herzen gut sind, könnten sie auf den Heimatplaneten zurückkehren, der das sogenannte Paradies ist. Deshalb seien die vier einflussreichsten Religionen der heutigen Welt im Kern so ähnlich. Sie alle raten dem Menschen, gut zu sein: auch Humanismus genannt.

Obwohl diese Annahme zunächst einmal erstaunlich klingt, formuliert der Autor sie äußerst rational. Religionen bringen nicht nur die Inspiration, sondern beruhen auch auf einem philosophischen System. Die Seele ist ewig, während der Körper zeitlich begrenzt ist.

Eine andere Geschichte über Haare in der Bibel

Dass die Haare eine Schlüsselrolle in Ni Kuangs Kurzgeschichte darstellen, ist nicht unbedingt außergewöhnlich. In vielen verschieden Kulturen spielen die Haare eine Rolle als Topos. Die Vorstellung, dass die Haare eine geheimnisvolle Fähigkeit haben, ist auch in der Bibel vorhanden. So gibt es im Alten Testament eine ähnliche Geschichte über Haare. Der Held Samson hat unbezwingbare Kräfte und tötet Hunderte von den feindlichen Philistern. Später verliebt er sich in eine Frau, die Delila heißt. Aber diese Frau ist auch eine Philisterin. Sie fragt Samson immer und immer wieder, warum er so stark ist. Nach einiger Zeit verrät er ihr tatsächlich sein Geheimnis: Die Herkunft seiner Kraft sind seine Haare. Sollten die Haare einmal geschnitten werden, würde er seine komplette Stärke umgehend verlieren.

Caravaggio, born Michelangelo Merisi, 1571-1610, Imitator. "Samson and Delilah". (Judges 16,20-21). Oil on canvas

Caravaggio, born Michelangelo Merisi, 1571-1610, Imitator. „Samson and Delilah“. (Judges 16,20-21). Oil on canvas

Delila verrät den Philistern diese Geheimnis. Als Samson am nächsten Tag aufwacht, hat sie seine Haare bereits abgeschnitten und er hatte seine Kraft verloren. Die Philister können ihn gefangen nehmen und stechen ihm die Augen aus.

Eines Tages feiern die Philister ein großes Fest und holen Samson aus dem Gefängnis, weil sie ihn demütigen möchten. Aber Samsons Haare sind in der Zwischenzeit wieder gewachsen. Deshalb betet er zu Gott, um seine Kraft wiederzuerlangen. Und tatsächlich gewährt Gott ihm diesen Wunsch. Auf dem Fest tötet Simon schließlich alle seine Peiniger.