„Träum weiter“ – mit diesem dumpfen Gefühl, uns etwas Unrealistisches und Irreales in den Kopf gesetzt zu haben, bleiben wir oft zurück und verwerfen unsere Ideen. Dagegen wendet sich Regisseur Valentin Thurn mit seinem Dokumentarfilm Träum weiter! Sehnsucht nach Veränderung, der im September 2021 in die deutschen Kinos kommt. Er gibt der Redewendung eine ganz neue Bedeutung und ermutigt die Zuschauer*innen, zu neuen Ufern aufzubrechen.

Ein One-way-Ticket auf den Mars – diese Idee halten die meisten wahrscheinlich für eine skurrile Spinnerei. Günther Golob nicht. Er träumt davon, bei der ersten Mars-Kolonialisierung dabei zu sein und hat dafür sogar die Leitung einer Kulturagentur in Graz aufgegeben. Seither konzentriert er sich ausschließlich auf seine Bewerbung für die sogenannte Mars-One-Mission und erklärt: „Sicherheit, das war mit 40-Stunden-Job, Familie – ja alles gut, recht und schön, aber nur für mich war es zu wenig, ich musste ausbrechen aus meinem Leben.“ Und tatsächlich, die erste Prüfung hat er bestanden: Von über 200 000 Bewerber*innen wurde er mit 99 anderen für die letzte Runde ausgewählt. Der Marsflug ohne Rückkehr ist von einer privaten Investoren-Gruppe für 2026 geplant. Im Anschluss sollen weitere Flüge weitere Menschen zu dem fernen Planeten bringen.

„Das ist für mich ein riesengroßes Abenteuer. Wahrscheinlich das größte in meinem Leben und als einer der Ersten da zu sein, der sowas erleben darf, sprengt eigentlich jegliche Vorstellungskraft, aber das ist genau das, was ich will“, so Golob.

Fünf unterschiedliche Lebensträume

Van Bo Le-Mentzel in einem seiner Tiny-Häuser. © AlmodeFilm

Neben ihm sind es noch vier weitere Protagonist*innen, die der 58-jährige Regisseur Valentin Thurn über drei Jahre lang auf ihrem Weg, ihre ganz individuellen Träume zu verwirklichen, begleitet hat. Van Bo Le-Mentzel, der früher Planer eindrucksvoller Shoppingmalls und Museen war, hat seinen gut bezahlten Job während der Schwangerschaft seiner Frau an den Nagel gehängt. „Ich habe viele Dinge gemacht, die eigentlich nichts bedeuten“, sagt der Architekt. „Ich wusste, ich muss irgendwas tun, was anderen Menschen auch hilft.“ Jetzt entwirft und baut er Tiny-Häuser, schafft dadurch öffentliche Begegnungsstätten, und träumt von Wohnraum für alle und mietfreiem Wohnen – mitten in Berlin.

Carl-Heinrich von Gablenz träumt von nachhaltigen Luftschiffen. © AlmodeFilm

Auch Carl-Heinrich von Gablenz hat sein Job als erfolgreicher Manager in einem Maschinenbau-Konzern nicht mehr erfüllt. Stattdessen hat er die Idee entwickelt, Schwerlasten mit Ballons schweben und transportieren zu lassen. Hierfür kämpft er immer weiter. Obwohl er während der Finanzkrise schon einmal mit seiner Erfindung Pleite gegangen ist, hält er daran fest und gibt die umweltfreundliche Alternative zum Flugzeug nicht auf.

Ein Symbol gegen den Klimawandel setzt auch der Designer Joy Lohmann. Er träumt davon, schwimmende Recycling-Inseln aus Müll zu bauen, um so beispielsweise Menschen vor der Überschwemmung zu retten und aufzunehmen. In eine ganz andere Richtung geht der Wunsch von Line Fuks: Sie und ihre Partnerin Katja wandern gemeinsam mit den Kindern nach Portugal aus, damit diese nie mehr in die Schule müssen und ihnen das Freilernen in Eigenregie ermöglicht werden kann.

Joy Lohmanns Recycling-Inseln mit Symbolkraft. © AlmodeFilm

Line Fuks‘ Kinder lernen auf einem Bauernhof in Portugal in Eigenregie – ganz ohne Schulpflicht. © AlmodeFilm

„Nur wer träumt, kann auch wirklich Zukunft erfinden“

Dokumentarregisseur Valentin Thurn ©ThurnFilm

„Wir haben hinter den Filmtitel bewusst ein Ausrufezeichen gesetzt“, erklärt Valentin Thurn im Interview mit Zwischenbetrachtung. „Wohlwissend, dass es diese negative Konnotation gibt, denn da kann man natürlich nicht dran vorbeigehen, dass Träumer oder Visionäre in dieser Gesellschaft oft nicht ernst genommen werden. Wir meinen das aber affirmativ, denn nur wer träumt, kann auch wirklich Zukunft erfinden.“ Bei Kino-Diskussionen um seine beiden mehrfach ausgezeichneten Filme Taste the Waste und 10 Milliarden – wie werden wir alle satt?, in denen er sich mit den Themen Welternährung und Lebensmittelverschwendung beschäftigt hat, habe er beobachtet, dass vor allem die jüngere Generation nach grundlegenden Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft strebe und auf der Suche nach echten Alternativen sei. In einer Zeit des andauernden Produzierens und Konsumierens, der fehlenden Ruhe und Überreiztheit der Sinne bleibe häufig keine Zeit zum Reflektieren und Träumen. Die Folge: keine Zukunftsentwürfe und -visionen, keine Alternativen zum Bestehenden.

„Ich will dazu beitragen, diese Lähmung zu überwinden, indem ich zeige, wie Menschen neue Visionen und Utopien entwerfen und auch versuchen, diese zu realisieren. Manches davon ist handfest, anderes vielleicht eher unrealistisch. Aber das ist nicht entscheidend: Wichtig ist, dass wir uns wieder darauf fokussieren, das eigene Potential zu erkunden und etwas zu wagen“, so Thurn.

Momente des Nichtstuns und sinnfreien Auswohnens

Auch er selbst habe sich lange Zeit in einem Hamsterrad befunden, in dem ihm die Momente gefehlt hätten, die er im Sinne seines Films als Träume definiert: „Ich meine damit nicht das Träumen in der Nacht, sondern ich meine die schöpferischen Momente, die Momente sinnfreien Auswohnens. Gedanken, die manchmal aus dem Nichtstun oder bei Routinetätigkeiten, sei es beim Fahrradfahren, Laufen, Aus-dem-Fenster-Starren oder Duschen jenseits der Arbeit entstehen. Wenn man das zulässt, entsteht Neues. Das sind die Träume, die ich meine.“ Dabei gehe es zunächst einmal nicht um gewinnbringende Projekte, betont Thurn. Sie seien oftmals vielmehr jenseits des Geldverdienens angesiedelt – „man macht etwas, weil man es für richtig erachtet.“ Und zwei Eigenschaften dürfen dabei nicht fehlen, weiß der Regisseur nach den drei Jahren: Selbstliebe und eine Portion Größenwahn.

Der Film läuft ab dem 30. September 2021 in den deutschen Kinos. © AlmodeFilm

Titelbild: © AlmodeFilm

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Kopf mit bunter Wolke Träume

„Wenn wir träumen, betreten wir eine Welt, die ganz und gar uns gehört. Vielleicht durchschwimmt er gerade den tiefsten Ozean oder gleitet über die höchste Wolke“, flüstert Hogwarts-Schulleiter Albus Dumbledore im dritten Harry-Potter-Film über den vermeintlich schlafenden Harry gebeugt. Wenn Dumbledore nur wüsste, dass Fans der Buchreihe vermuten, Harry hätte ihn, Hogwarts und die gesamte Zauberwelt nur erträumt. Wir schauen uns eine der verrücktesten Harry-Potter-Theorien genauer an.

Kuriose Fantheorien gibt es nahezu über jedes bekannte Franchise: Fans interpretieren gern Zweideutiges, rätseln über ungelöste Geheimnisse oder rücken mal eben die gesamte Geschichte in ein anderes Licht. Davon bleibt auch die von der britischen Schriftstellering J.K. Rowling erschaffene Harry-Potter-Welt nicht verschont. Theorien wie solche, dass Harrys bester Freund Ron in Wahrheit ein zeitreisender Dumbledore sei, kursieren in zahlreichen Foren und werden heiß diskutiert. Eine dieser Theorien sticht jedoch besonders heraus: Harry sei eigentlich gar kein Zauberer, sondern hätte sich seine Abenteuer nur erträumt. Die miserable Erziehung durch Tante und Onkel Dursley, seinen Zieheltern, hätte Harry dazu veranlasst, sich in eine andere Welt zu fantasieren – in eine, in der er selbst der Held ist und die Macht hat, das Böse zu bekämpfen. Was soll man auch anderes tun, wenn man Zeit seines Lebens in einem Schrank unter der Treppe eingesperrt ist?

Die Theorie stellt Harry als einen psychisch hochgradig belasteten Jugendlichen vor, welcher als Bewältigungsstrategie gleich eine ganze Welt erträumt. Demnach seien Harrys Eltern auch gar nicht von dessen Erzfeind Lord Voldemort getötet worden, sondern tatsächlich bei einem Autounfall gestorben. Ganz so, wie die Dursleys es Harry auch beigebracht haben, um ihn so fern wie möglich von seinem Schicksal als Zauberer zu halten. Das Aufwachsen ohne Eltern und die schlechte Behandlung durch die Dursleys führten schließlich zu seinem psychisch labilen Zustand. So erschütternd diese Theorie auch klingt, die originellen Ausschmückungen der Fans erlauben es unserer Meinung nach, zur genaueren Betrachtung ein klein wenig Galgenhumor in den Gerüchtekessel zu streuen.

Ein Ausraster bringt Harry geradewegs in die Psychiatrie

Der Fantheorie zufolge hatte Harry die miese Erziehung und die Sticheleien seines Cousins und Ziehbruders Dudley satt und beendete den Aufenthalt bei Onkel und Tante mit einem gewaltigen Knall. Im ersten Teil Harry Potter und der Stein der Weisen ist es der Halbriese Hagrid, welcher Harry aus den Fängen der Dursleys befreit, Dudley als Strafe ein Schweineschwänzchen ans Gesäß zaubert und den kleinen Zauberer dorthin bringt, wo er eigentlich hingehört: Nach Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei. In ‚Wahrheit‘ soll es Harry selbst gewesen sein, der in einem wilden Anfall den wehrlosen Dudley angegriffen und gefährlich verletzt hat. Das Resultat: der direkte Weg in die Psychiatrie. Bye, Harry.

„Harry, du bist ein Zauberer“, heißt es im ersten Teil an dieser Stelle. Was Hagrid laut Fantheorie wohl eigentlich sagen wollte: „Harry, du bist psychisch krank.“
© Runa Marold

Hogwarts ist gar keine Schule

An dieser Stelle öffnet sich erstmals die Tür zu Harrys fantastischer Traumwelt. Anstatt einer Psychiatrie hat der vermeintliche Zauberer plötzlich ein sagenumwobenes Schloss voller Magie, Wunder und jeder Menge Obskuritäten vor sich. Geister tauchen aus Esstischen hervor, Treppen verschieben sich nach eigenem Willen, Kinder bringen Federn mit Zauberformeln zum Schweben, und in einer geheimen Kammer haust ein gefährlicher dreiköpfiger Hund. Klingt ziemlich irre, oder? Dachten sich auch die Vertreter*innen der Fantheorie und fühlten sich sofort an abstruse Bilder aus anderen filmischen Interpretationen von Psychiatrien erinnert. Harry soll sich demnach von den verrückten Machenschaften anderer Anstaltbewohner*innen inspirieren lassen und darauf aufbauend seine Fantasie-Zauberwelt ersonnen haben. Dumbledore und die anderen Lehrer*innen seien eigentlich die angestellten Ärzt*innen, welche ihr Bestes versuchen um die psychisch kranken Insassen zu behandeln. Und der dreiköpfige Hund? Vielleicht nur eins der von Harry gehassten Therapie-Kuscheltiere. Wer nennt so ein Monstrum schließlich Fluffy?

Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei – ist in Wahrheit gar nicht so magisch? Wilkommen in der Psychiatrie, Harry.
© Runa Marold

Harry ist der Star seiner eigenen Welt

Zauberer-Dasein hin oder her, Harrys Identität besteht bei weitem nicht nur aus der Fähigkeit, mit Zaubertricks zu begeistern. Er ist obendrein auch noch der berühmteste Junge der ganzen Zauberwelt. Ein weiteres Indiz für die Fans: Ein vernachlässigter Junge ohne feste Bindungen stellt sich vor, als Auserwählter heldenhaft gegen das Böse zu kämpfen und plötzlich Freunde zu finden, die ihm kopfüber in jede Gefahr folgen. Im auf Besen ausgetragenen Schulsport Quidditch zeigt Harry unvergleichbares Talent, Dumbledore höchstpersönlich ist an ihm interessiert wie an keinem anderen, und der Oberbösewicht Lord Voldemort hat es nur auf ihn abgesehen. Geht es noch klischeehafter?

Harry, der Held aller Zauberer und Hexen? Wer’s glaubt.
© Runa Marold

Dumledore ist Harrys persönlicher Therapeut

Dumbledores Interesse an Harry begründet sich in den Büchern über das wundersame Triumphieren von Baby-Harry über Lord Voldemort. Zahlreiche Gespräche finden über die Jahre hinweg zwischen Harry und Dumbledore statt, alle von ihnen sind von den weisen Ratschlägen des Schulleiters geprägt. Tiefgründige Gespräche über Harrys Dasein? Moment, das klingt doch ganz nach Therapie – denken sich die Verfechter*innen der Theorie und sehen Dumbledore in Wahrheit in der Rolle eines Psychiaters. Anhaltspunkt für diese Interpretation bietet eine im ersten Buch stattfindende Unterhaltung der beiden über den Spiegel Nerhegeb, welcher seinen Betrachter*innen ihre sehnlichsten Wünsche zu offenbaren vermag. Dumbledore warnt Harry davor, dass es Menschen gäbe, die bei seiner Betrachtung wahnsinnig geworden wären. Sie wüssten nicht mehr, ob ihnen der Spiegel etwas Wirkliches oder etwas Wünschenswertes zeige. Hat Harry hier die offene Warnung vor dem Abdriften in seine Traumwelt verarbeitet? Wer weiß. Im Buch erklärt Dumbledore daraufhin, dass er beim Blick in Nerhegeb sich selbst mit einem Paar dicker Wollsocken sehe. Vorausgesetzt, dieses Gespräch entspringe auch nur Harrys Fantasie: Was würde Freud wohl dazu sagen?

Lieber Harry, neigst du etwa in Wahrheit auch zur Gerontophilie? Dumbledore ist zumindest nicht gerade in deinem Alter.
© Runa Marold

Die augenscheinlich Verrückten in Harrys Welt

Wäre Hogwarts eine Psychiatrie, würde das bedeuten, dass Harrys Mitschüler*innen in Wahrheit seine Mitpatient*innen sind. Die Fantheorie begründet diese Behauptung damit, dass einige von ihnen offenbar auch in Harrys Traumwelt nicht mehr alle Tassen im Schrank hätten. Allen voran hüpft die schrullige Luna Lovegood mit ihrem Glauben an Wesen, welche sogar in der Zaubererwelt nur als Hirngespinste belächelt werden. Ihr Name Luna erinnert an lunacy, das englische Wort für Wahnsinn, was diese Deutung unterstützen soll. Ein weiteres Indiz soll der unter Verfolgungswahn leidende Alastor „Mad-Eye“ Moody darstellen. Er tritt im vierten Teil der Reihe zunächst als neuer Lehrer auf, wird am Ende des Schuljahrs jedoch durch die Täuschung über seine wahre Identität selbst zur Gefahr. Sein Nachname bedeutet so viel wie launisch oder unausgeglichen. „Immer wachsam“, poltert Moody stets seinen Schüler*innen entgegen, und die Fantheorie heißt damit die Paranoia in der Hogwarts-Psychiatrie willkommen.

Alastor „Mad-Eye“ Moody und Luna „Loony“ Lovegood: als wäre Harrys eigener Wahnsinn noch nicht genug. © Runa Marold

Lord Voldemort ist Harrys dunkle Seite

Zu guter Letzt vermutet die Fantheorie hinter dem gefährlichen Hauptantagonisten Lord Voldemort eine Projektion von Harrys innerem Wahnsinn. Zwischen beiden Figuren existieren tatsächlich viele Parallelen: Beide sind als Waisen aufgewachsen, gelten in der Zauberwelt als Halbblüter und ihre Zauberstäbe tragen mit den Federn desselben Phönix’ den gleichen Kern. Im Laufe der Geschichte hat Harry immer wieder Visionen und Träume von Voldemort, später teilen sie sogar ihre Gedanken. Der sich durch alle Bücher ziehende Kampf der beiden soll Harrys Bemühungen verarbeiten, Herr über seine psychischen Probleme zu werden. Ein weiteres Indiz sei außerdem der Mord an Harrys Mitschüler Cedric Diggory. Dieser stelle, so die Vermutung, Harrys Wunsch-Ich dar: ein glücklicher, überall beliebter und gut behüteter Junge. Zu perfekt um wahr zu sein, denkt sich Fantheorie-Harry und benutzt sein Alter-Ego Voldemort um Cedric in seiner Traumwelt zu töten. Böser Harry.

Harrys stillschweigende Gedanken: „Tod den Muggeln, Tod den Schlammblütern! Weltherschafft, muhahaha.“ Dream big, Harry.
© Runa Marold

Ein Fünkchen Wahrheit?

Den Galgenhumor beiseite genommen, erscheint die Fantheorie je nach Betrachtungsweise sogar durchaus plausibel. J.K. Rowling erwähnte bereits in einem Interview, dass sie auch selbst mehr als einmal daran gedacht habe, dass Harry im Schrank tatsächlich verrückt geworden sei und ein Fantasieleben entwickelt habe. Auch wenn es denkbarer erscheint, dass die eigentliche Intention für den Kinder- und Jugendroman eine andere war – eines steht fest: Harry Potter ist zu Zaubereien fähig, von denen unsereins nur zu träumen wagt. Und das kann wahrlich neidisch machen. Den heldenhaften Zauberer zu einem Fall für die Psychatrie zu degradieren, wirkt also durchaus menschlich. Es zeigt das Bedürfnis, diese magische und fantastische Welt mit der eigenen Realität in Einklang zu bringen. Wenn wir von einem Leben als Zauberer oder Hexe träumen können, wieso sollte es Harry in unserer Welt nicht genauso ergehen? So oder so ist es stets spannend zu beobachten, welche wundersamen gedanklichen Abzweigungen sich uns dank der Träumereien von Fans eröffnen können. Oder wer ist hier eigentlich am Träumen?

 

Vielen Dank an Zwischenbetrachtung-Autorin Runa Marold für die visuellen Pointen!

Titelbild: ©unsplash

 

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Kopf mit bunter Wolke Träume

Einmal im Leben olympisches Gold oder eine Weltmeisterschaft gewinnen – für Profisportler*innen sind das Karriereträume. Umso bitterer ist es, wenn nach unzähligen Stunden Trainingseifer und literweise vergossenem Schweiß das Ziel zum Greifen nahe scheint – und innerhalb des Bruchteils einer Sekunde unerreichbar wird. Zwischenbetrachtung präsentiert: Sieben geplatzte Träume im internationalen Profisport aus den letzten beiden Jahrzehnten.

 

Wechselritt der Gefühle: Erst die Gold-, dann gar keine Medaille

Bettina Hoy erlebt 2004 einen sportlichen Alptraum

Durchlebt 2004 mit ihren Mannschaftskolleg*innen einen sportlichen Alptraum: Vielseitigkeitsreiterin Bettina Hoy. © Wikimedia Commons/Public Domain

Olympiasieger*innen stehen für gewöhnlich mit breitem Grinsen auf dem Podest und lauschen ihrer Nationalhymne, während das frisch errungene Edelmetall um den Hals baumelt. So erleben auch die deutschen Vielseitigkeitsreiter*innen um Bettina Hoy ihren Doppel-Triumph bei den olympischen Sommerspielen in Athen 2004: Das Team gewinnt Mannschafts-, Hoy Einzelgold. Doch drei Tage nach ihrem Sieg für die Ewigkeit müssen die Reiter*innen die Medaillen zurückgeben – nach einer der umstrittensten Entscheidungen in der olympischen Geschichte. Weil die damals 41-jährige Hoy bei ihrem Ritt in der Mannschaftsentscheidung die Startlinie vor Ablauf des Countdowns überquert und die Uhr beim Durchreiten der Lichtschranke nicht wie üblich auf ‚Null‘ springt, wird die Gültigkeit der beiden Goldmedaillen nachträglich vom internationalen Sportgerichtshof aberkannt. Der deutsche Mannschaftschef Reinhard Wendt spricht von einer „Katastrophe“ – Alptraum träfe es auch ganz gut.

 

Superstar Nowitzki bleibt der große Wurf verwehrt

Dirk Nowitzki scheitert mit dem Nationalteam an Griechenland

Dirk Nowitzki bleibt in seiner Karriere mit dem Nationalteam der ganz große Coup verwehrt. © Wikimedia Commons/Public Domain

Bei der Basketball-Europameisterschaft 2005 in Serbien-Montenegro erreicht Deutschland überraschend das Finale. Der überragende Protagonist auf deutscher Seite heißt Dirk Nowitzki. Mit seinen 2,13 Metern Körpergröße führt der gebürtige Würzburger das DBB-Team fast im Alleingang ins Endspiel: Im Halbfinal-Krimi gegen Spanien liegt das Team von Bundestrainer Dirk Bauermann vier Sekunden vor der Schlusssirene mit einem Punkt zurück – bis Nowitzki in unwiderstehlicher Manier die siegbringenden Punkte wirft. Finalgegner Griechenland ist dann allerdings eine Nummer zu groß für die deutsche Auswahl. Durch die 62:78-Niederlage müssen Nowitzki und Co. den Traum vom zweiten deutschen Europameistertitel nach 1993 begraben. Einen Trostpreis gibt es dann aber doch noch für den deutschen Starspieler: Mit insgesamt 183 Punkten sowie durchschnittlichen 10,6 Rebounds pro Spiel wird er zum besten Spieler des Turniers gewählt.

 

Deutschland, (k)ein Sommermärchen

Deutschlands Traum vom Heimtitel platzt gegen Italien

Statt der DFB-Elf erfüllt sich Italien den Traum vom WM-Finale im Berliner Olympiastadion. © Wikimedia Commons/Public Domain

„Die Welt zu Gast bei Freunden.“ So lautet der Slogan der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Im Gastgeberland herrscht vier Wochen lang Ausnahmezustand. Was nicht zuletzt an der Performance der DFB-Elf liegt. Das Team von Jürgen Klinsmann spaziert durch die Gruppenphase und räumt in den folgenden K.O.-Duellen erst Schweden, dann Argentinien aus dem Weg. Der Traum vom Heim-Finale und vierten WM-Titel lebt – und zerplatzt am 4. Juli kurz vor Mitternacht im Dortmunder Signal-Iduna-Park. Gegen ein starkes Italien hält Deutschland bis kurz vor Ende der Verlängerung ein 0:0. Alle bereiten sich aufs Elfmeterschießen vor. Alle außer Fabio Grosso. Im Anschluss an eine Ecke wird der italienische Außenverteidiger traumhaft von Andrea Pirlo freigespielt – und erzielt mit einem Schlenzer vorbei an den verdutzt schauenden deutschen Abwehrspielern das Tor seines Lebens. Jens Lehmann im Tor ist chancenlos. Kurz darauf erhöht Italien auf 2:0. Das Spiel ist aus, Deutschland raus.

 

Kein Happy End für Lisicki – Steffi-Graf-Nachfolge verpasst

Sabine Lisicki ist nach ihrem verlorenen Wimbledon-Finale enttäuscht

Verpasst die Steffi-Graf-Nachfolge im Wimbledon-Finale 2013: Tennisspielerin Sabine Lisicki. © Wikimedia Commons/Public Domain

Wimbledon, Sommer 2013: Beim prestigeträchtigsten Tennisturnier der Welt im Süden Londons kämpft sich die damals 23-jährige Sabine Lisicki bis ins Endspiel vor. In zwei furiosen Wochen auf den Courts an der Church Road bezwingt die Berlinerin unter anderem Starspielerin Serena Williams. Zum ersten Mal seit Steffi Grafs Triumph bei den French Open 1999 hat eine deutsche Tennisspielerin wieder den Sieg bei einem Grand-Slam vor Augen. Doch im Finale gegen die Französin Marion Bartoli erwischt Lisicki einen gebrauchten Tag. Auf dem ehrwürdigen Centre Court ist sie im ersten Satz chancenlos, nach nur 29 Minuten steht ein 6:1 für Bartoli auf der Anzeigetafel. Zwar holt sich Lisicki gleich zu Beginn des zweiten Satzes ein Break, doch die Hoffnung auf das Comeback währt nur kurz: Bartoli nimmt Lisicki postwendend zwei Mal den Aufschlag ab – und verwandelt nach 81 Minuten ihren vierten Matchball zum Sieg.

 

Historisch starkes DEB-Team gleitet an der Sensation vorbei

Deutschlands Eishockey-Nationalmannschaft verpasst die Olympia-Sensation

In Pyeongchang zeigt sich das deutsche Eishockeyteam eiskalt – und gleitet haarscharf an der Olympia-Sensation vorbei. © Wikimedia Commons/Public Domain

„Eishockey-Sensation“ titelt der Spiegel, die Welt spricht gar vom „Eishockey-Wunder“. Es sind Begriffe, die im Sportjournalismus beinahe inflationär gebraucht werden. Und doch könnten sie für das, was sich bei den olympischen Winterspielen  im Februar 2018 abspielt, passender nicht sein. Beim Eishockeyturnier im südkoreanischen Pyeongchang trumpft das deutsche Team groß auf: Nach einem Sieg gegen den amtierenden Weltmeister Schweden trifft die DEB-Auswahl im Halbfinale auf Kanada – und bezwingt den Rekord-Olympiasieger furios mit 4:3. Wie im Rausch gleitet die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm ins olympische Finale. Silber sicher, Gold vor Augen, führt Deutschland gegen Endspielgegner Russland zwischenzeitlich mit 3:2 und kratzt in Überzahl an der Mega-Überraschung. Doch Russland schlägt zurück und erzielt in der Verlängerung das entscheidende Tor zum 4:3. Das DEB-Team scheitert knapp, ein kleiner Traum geht aber doch in Erfüllung: Nach Olympia-Bronze 1976 wird die Silbermedaille von Pyeongchang zum größten Erfolg der deutschen Eishockeygeschichte.

 

Kristina Vogel grausam ausgebremst

Bahnradsportlerin Kristina Vogel wird 2018 grausam ausgebremst

Bis zu ihrem Unfall die erfolgreichste deutsche Bahnradsportlerin: Die zweifache Olympiasiegerin Kristina Vogel. © Wikimedia Commons/Public Domain

Bahnradfahrerin Kristina Vogel verpasst am 26. Juni 2018 kein Finale, auch keine Goldmedaille. Und doch ist das, was sich an diesem Sommertag in Cottbus ereignet, ein besonders tragisch geplatzter Sporttraum. Beim Sprint-Training auf einer Betonbahn kollidiert Vogel bei voller Geschwindigkeit (60 km/h) mit einem niederländischen Fahrer, der sich ebenfalls auf der Bahn befindet. Als sie aufwacht, spürt Vogel, dass etwas nicht stimmt. „Da war mir sofort klar, das war’s. Das mit dem Laufen wird nichts mehr“, erinnert sich die heute 30-Jährige. Nach Wochen im Krankenhaus und Tagen im künstlichen Koma bewahrheiten sich Vogels Befürchtungen: Die mit elf Weltmeistertiteln und zwei Olympiasiegen bis dato erfolgreichste Bahnradfahrerin der Welt ist querschnittsgelähmt. Wenige Monate darauf äußert sie sich erstmals zu ihrem Unfall und den Folgen: „Ich habe großes Glück, dass ich noch lebe und voll funktionsfähige Arme habe. Egal, was das Schicksal für einen bereit hält, das Leben geht weiter.“

 

Fischerboot verhindert Herrmanns Vendée-Globe-Triumph

Die Vendée Globe gilt als härteste Segelregatta der Welt

Bei der Vendée Globe lassen die Teilnehmer*innen unter anderem das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika hinter sich. © Wikimedia Commons/Public Domain

In 80 Tagen um die Welt. Was Phileas Fogg im Roman von Jules Verne kann, kann Boris Herrmann schon lange. Im Gegensatz zum englischen Gentleman nutzt Herrmann auf seiner Reise um den Globus aber nur ein Gefährt. Mit seiner Hochseeyacht „Seaexplorer“ nimmt der Oldenburger im November 2020 als erster Deutscher an der wohl härtesten Segelregatta der Welt teil: der Vendée Globe. Von Frankreich aus startend, lässt Herrmann in weniger als drei Monaten das Kap der guten Hoffnung, das Kap Leeuwin und das Kap Hoorn hinter sich. Dabei geht es vornehmlich durch die besonders rauen Gewässer der Antarktis. 24.000 Seemeilen insgesamt. Nonstop. Es läuft gut für Herrmann. Sehr gut. 85 Seemeilen vor dem Ziel lebt auf einmal sogar der Traum vom Gesamtsieg. Doch dann das böse Erwachen: In der Dunkelheit der Nacht kollidiert Herrmann mit einem Fischtrawler. Er verliert den möglichen Podestplatz, gewinnt aber die Sympathien unzähliger Deutscher, die sein Abenteuer mitverfolgt haben. Nach 80 Tagen und 15 Stunden auf hoher See läuft Herrmann im Start- und Zielhafen Les Sables-d’Olonne ein.

 

Titelbild: ©pixabay

 

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Kopf mit bunter Wolke Träume

Ob Traumberuf, Traumgewicht oder der Traum vom eigenen Haus – Träume sind genauso vielfältig wie die Möglichkeiten, sie in die Tat umzusetzen. Warum es wichtig ist, einen Wunschtraum zum Ziel zu machen und welche Rolle dabei Wille und Motivation spielen, erklärt Motivationspsychologin Marlies Pinnow.

‚Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum‘ – dieser Postkartenspruch ist wahrscheinlich jedem schon einmal ins Auge gefallen. Doch leider geben uns solche mehr oder weniger inspirierenden Weisheiten in der Regel keine Anleitungen, wie wir einen Wunschtraum in die Tat umsetzen. Wenn wir von unseren Träumen reden, sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass ein Traum aus psychologischer Sicht als Wunsch zu begreifen ist.

Motivationsforscherin Marlies Pinnow erklärt den Unterschied zwischen Träumen und Zielen: „Ziele sind mit einem konkreten Handlungsplan verbunden und liegen in nicht allzu weiter Ferne. So ein Traum oder Wunschtraum kann ein ganzes Leben strukturieren. Denken wir mal an extreme Träume, wie zum Beispiel, weltbeste Pianistin zu werden. Da weiß ich zunächst gar nicht so konkret, was ich tun soll. Ich kann keine To-Do-Liste dafür erstellen, sondern ich richte einfach mein Leben auf etwas aus.“ Zwar könnten auch Ziele unterschiedlich weit in der Zukunft liegen, diese sollten jedoch möglichst mit einer Zeitmarke und einem Handlungsplan verknüpft werden, um sie in die Tat umzusetzen.

Die promovierte Psychologin Pinnow weiß, dass sich viele Menschen in Wunschträumen verlieren, die fernab der Realität liegen. Das Setzen von unrealistischen Zielen führe dann wiederum dazu, in Demotivation zu verfallen. Viele würden sich beispielsweise beim Abnehmen in realitätsfernen Wunschvorstellungen verlieren – obwohl bereits vermeintlich kleine Gewichtserfolge schon förderlich für die Gesundheit sein könnten: „Das Problem dabei ist, wenn diese Menschen ihr Wunschziel nicht erreichen, dann kippen sie häufig komplett in ihr Ernährungsverhalten vor Therapiebeginn zurück. Dieser Wunsch an sich hat schon eine energetisierende Wirkung, aber sobald der wegfällt, sieht das Leben auf einmal ganz anders aus.“

Marlies Pinnow forscht an der Ruhr-Universität Bochum zu den Themen Selbstregulation und -kontrolle.
© Marlies Pinnow

Machen oder Grübeln

Nicht allen Menschen fällt die Verwirklichung von Zielen gleichermaßen leicht. Während die einen als handlungsorientierte ‚Macher*innen‘ gelten, die ihr Ziel konsequent im Auge behalten, fokussieren sich die lageorientierten ‚Grübler*innen‘ hauptsächlich auf die Gegenwart und mögliche Misserfolge. „Diese Leute haben zwar auch Ziele, aber sie schaffen es nicht direkt, in die Handlungsphase zu kommen. Die bleiben in der Planung stecken, weil sie auf einmal anfangen, zielhinderliche Informationen aufzunehmen, statt sich auf die Zielumsetzung zu fokussieren“, so Pinnow. Dazu gehören beispielsweise Studierende, die dazu neigen, Prüfungen aufzuschieben. Hierbei sei es wichtig, sich der eigenen Motivation bewusst zu werden: „Was hält mich davon ab, mein Studium abzuschließen? Wird die Zielsetzung wirklich von meiner eigenen Motivation gestützt oder habe ich eigentlich ganz andere Wünsche und möchte lieber Tischler werden?“ Doch Macher*innen sollten nicht per se als der bessere Typ Mensch aufgefasst werden. Die Eigenschaften lageorientierter Menschen seien ebenso notwendig, etwa um mögliche Problematiken zu erkennen: „Macher sind zwar sehr viel schneller in ihrer Entscheidung, was zu tun ist, aber Grübler sind letztendlich mit ihren Entscheidungen häufig zufriedener.“

Den Rubikon überschreiten

Unsere Motivation hat einen Einfluss darauf, ob wir unser Ziel erreichen. Im Gespräch mit Marlies Pinnow wird jedoch schnell deutlich, dass hinter diesem Konzept mehr steckt als nur ein positives Mindset: „Jeder hat einen Begriff von Motivation, aber der hat meistens wenig mit dem zu tun, was wir in der Forschung darunter verstehen.“ Zwar gilt die Motivation als eine entscheidende Komponente, um seine Wünsche in die Tat umzusetzen, für den Weg bis zur Zielerreichung braucht es jedoch mehr.

Mit dem Rubikonmodell werden in der Motivationsforschung vier Phasen erfasst, die jede Person mit einem Ziel vor Augen durchlaufen sollte: Abwägen, Planen, Handeln und Bewerten. In der ersten, motivationalen Phase müssen wir unsere Wünsche gegeneinander abwägen. Hier gilt es, sich zu überlegen: Welche Visionen kann ich am ehesten in die Tat umsetzen? Was ist ein erstrebenswertes Ziel für mich? „In der motivationalen Phase sollte ich ganz offen sein, damit ich auch wirklich das für mich richtige Ziel finde“, betont Pinnow. Am Ende dieser Phase überschreiten wir also den Rubikon – indem wir uns ein verbindliches und realistisches Ziel setzen: „Die motivationale Bewusstseinslage wird quasi in dem Moment gestoppt, wo ich mich an ein Ziel binde und sage, dass ich das jetzt wirklich will.“

In kleinen Schritten zum Ziel

Allein damit ist es jedoch noch nicht geschafft. Um unserem Ziel ein Stück näherzukommen, muss der Übergang in die sogenannte ‚volitionale‘, also den Willen betreffende Phase stattfinden, in der die Handlungsplanung und -umsetzung im Vordergrund steht. Zweifeln am eigentlichen Ziel sollte hier kein Raum gegeben werden, sagt Marlies Pinnow: „Da sollten ganz andere Merkmale in den Vordergrund treten. Konkurrierende Informationen, die einen hindern, das jetzt umzusetzen, müssen in der volitionalen Bewusstseinslage einfach unterdrückt werden.“ Die Volition jedoch sei besonders kräftezehrend, weshalb die eigentliche Motivation nicht aus dem Blickfeld verschwinden sollte: „Motivation kann auch Kraft geben. Sich immer wieder zu fragen, warum man das Ziel eigentlich erreichen will, ist ungeheuer wichtig. Eine Patientin, die abnehmen wollte, hatte sich ihr Hochzeitskleid auf den Kühlschrank geklebt – und sie hat ihr Ziel auch erreicht.“

Um große und kleine Wunschträume zu verwirklichen, sollten wir diese immer wieder mit konkreten Unterzielen verknüpfen – ansonsten bleibt der Fortschritt unbemerkt. Als Beispiel nennt Marlies Pinnow den Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner, der zu Fuß die Antarktis durchquerte: „Dazu gehört, dass man sich ganz kleine Ziele setzt und jeden Tag eine bestimmte Kilometeranzahl in der Kälte zurücklegt. Beim Besteigen des K2 hatte er sein Ziel vor Augen – den Gipfel. Diese Strategien auch wechseln zu können, also lang- und kurzfristige Ziele zu setzen, ist sehr sinnvoll.“ Die Psychologin verweist zudem darauf, bei der Zielplanung auch konkrete Hindernisse zu berücksichtigen – ein Vorgehen, das vor allem auf die Motivationspsychologin Gabriele Oettingen zurückzuführen ist. Marlies Pinnow jedoch ist davon überzeugt, dass wir Träume ebenso brauchen wie Ziele: „Träume geben unserem Leben Sinn. Wir brauchen Wünsche, aber eben auch ein Regulativ, dass man wirklich nicht absolut in die Leere läuft.“

© Titelbild: Unsplash

 

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Träume: Nur absurd-konfuse Bilder vor unseren Augen oder steckt mehr dahinter? Oft fragt man sich, ob diese Nachtgespenster etwas mitteilen wollen. Laut Sigmund Freud tun sie das tatsächlich – zwar nicht als Weissagung über die Zukunft, sondern als Auskunft über uns selbst.

Mit seinem Werk Die Traumdeutung bringt Freud 1899 eine neue Sichtweise in die bestehenden Traumtheorien. Sein Ansatz liegt in der Psychoanalyse: Wenn Menschen schlafen, verarbeitet ihr Unterbewusstsein alle möglichen Reize und Anregungen des Tages, welche dann in Form des Traums an das schlummernde Bewusstsein weitergereicht werden. Als tragendes Motiv der Traumentstehung benennt Freud dabei die ‚Wunscherfüllung‘. Jeder Traum ist laut ihm eine Erfüllung eines Wunsches oder mehrerer Wünsche, was bei manchen Träumen offensichtlich ist und bei anderen nur durch tiefgehende Analyse herausgearbeitet werden kann. Denn unser Geist macht es uns nicht immer leicht, die eigentlichen Gedanken der Traumbilder zu erkennen – sonst wäre die Selbstreflektion wohl zu einfach. Doch was ist der Grund für diese Bilderrätsel im Kopf?

Der innere Kampf gegen sich selbst

Sigmund Freud

Deutete Träume als Tor in unsere Psyche: Sigmund Freud. © Wikimedia-Commons / Max Halberstadt

Freud zufolge sträuben wir uns ganz natürlich gegen gewisse Wünsche und unterdrücken sie, sowohl bewusst als auch unbewusst. Beispiele wären: Sich wünschen, an einer unschönen Situation nicht die Schuld tragen zu müssen. Oder jemandem etwas ‚Schlechtes‘ wünschen. Wenn wir dann schlafen, kommen manche dieser Gedanken wieder ans innere Tageslicht. Das kann man sich so vorstellen, dass in uns eine psychische Instanz das letzte Tagesgeschehen prüft und Anregungen findet, welche im Unterbewusstsein verdrängte Wünsche aufwirbeln. Die Instanz stellt dann den sogenannten ‚latenten Traumgedanken‘ her, der einen Wunsch aufgreift, welcher uns beschäftigt. Doch es gibt laut Freud auch eine zweite psychische Macht, die eine Art Kontrollfunktion ausübt. Wenn der Inhalt des Traumgedankens dieser zweiten Instanz nicht gefällt, wird der Wunsch entsprechend ‚zensiert‘. Der Inhalt des Traums wird dann vertauscht und verkleidet, um verstörende Elemente, die nicht ans Bewusstsein gelangen sollen, herauszufiltern. Diesen Streitprozess der zwei Instanzen nennt Freud die ‚Traumarbeit. Die Traumarbeit überträgt letztlich den latenten Traumgedanken auf einen ‚manifesten Trauminhalt‘, also jene durcheinander gewürfelten, audiovisuellen Bilder, an welche wir uns nach dem Aufwachen erinnern. Dabei bedient sich die erste Instanz einer Menge Tricks, um der Zensur der zweiten Instanz zu entgehen.

Verschiebung: Das Irrelevante im Scheinwerferlicht

Traumarbeit

Freuds Methoden bei der ‚Traumarbeit‘. © Franziska Frank

Um den Traumgedanken nun in entstellter Form so zu verpacken, dass er nicht der Zensur unterliegt, werden insbesondere zwei Methoden bei der Traumarbeit genutzt: Die ‚Verschiebung‘ und die ‚Verdichtung. Verschiebung bedeutet, dass der Fokus des Trauminhalts nicht auf den eigentlichen Kern des Traumgedanken, sondern auf etwas Anderes gesetzt wird. Nebensächliches wird in den Vordergrund gerückt und stattdessen mit dem eigentlichen Traumgedanken assoziiert. Dafür werden laut Freud häufig die Erinnerungen des letzten Tages als Anregung verwendet, da diese noch nicht mit anderen Gedankengängen übermäßig assoziiert wurden und somit ‚frisches‘ Material darstellen. Als Beispiel schildert Freud einen Traum, in welchem er in einer selbstgeschriebenen botanischen Monografie blättert. Hinterher erinnert er sich, tags zuvor ein ähnliches Buch im Schaufenster gesehen und nicht weiter beachtet zu haben. Doch sein Unterbewusstsein habe eine Assoziation hergestellt: Freud hatte vor Jahren einen Aufsatz zur Cocapflanze verfasst, welcher die Aufmerksamkeit eines Doktors erregte und diesen auf die Idee von medizinischer Verwendung von Kokain brachte. Freud erzählt, dass er letztens daran erinnert wurde, als er eine Festschrift der Erfolge des Herrn erhielt. Er fühlt, beim Erfolg des Doktors unberücksichtigt geblieben zu sein. Diese Erinnerung sei der eigentliche Auslöser der Wunscherfüllung – „Ich habe den Erfolg auch verdient“ – aber die Verschiebung habe den neidischen Gedanken entstellt und mit dem gesehenen Buch im Schaufenster verknüpft. Woher kommt die Verbindung? Der Verfasser der Festschrift, welcher Freud begegnete, hieß Gärtner, dessen Frau wurde von Freud als blühend wahrgenommen.

Verdichtung: Eins bedeutet vieles

Die zweite Methode nennt Freud ‚Verdichtung. Das heißt, dass der Traumgedanke mehrmals im Trauminhalt eingewebt wird. Das kann sich in Form von starker Kompression mehrere Assoziationen zeigen. Ein Objekt im Traum kann also vieles auf einmal bedeuten. Zugleich werden einander ähnliche Assoziationen als Einheit zusammengefasst, sodass sich zum Beispiel ‚Mischpersonen‘ bilden. So entstehen komprimierte Trauminhalte, hinter denen eigentlich eine Menge mehr steckt. Freud beschreibt beispielhaft einen Traum, in welchem er eine Mischung der Gesichter seines Onkels und eines Freundes vor sich sieht. In seiner Analyse bewertet er beide Personen als „Schwachköpfe“, was der Wunscherfüllung seines Traumes diente. Die Verdichtung soll also bewirken, dass so viel wie möglich vom mit der Wunschvorstellung verknüpften Inhalt zusammengepresst wird.

Typische Träume und ihre Bedeutung nach Freud
Nacktheit im Traum Hinweis auf unerlaubten Wunsch mit kindlichem Ursprung
Tod von Personen Wunsch nach Abwesenheit mit kindlichem Ursprung
Prüfung im Traum Träumer spürt Verantwortungsdruck, Traum erinnert an bereits gemeisterte Situation
Man kommt nicht von der Stelle Willenskonflikt zu einem Wunsch zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein

Traumdeutung als Königsdisziplin der Psychoanalyse

Freuds Werk „Die Traumdeutung“ mit Plüschtieren auf einem Kopfkissen

Freud ist überzeugt, dass die meisten verdrängten Wünsche in unserer Kindheit begründet werden. © Franziska Frank

Freud zufolge stellen Träume als Wunsch-Erfüller ein Tor in unsere Psyche und eine Möglichkeit dar, uns selbst besser zu verstehen. Das liegt unter anderem an seiner Überzeugung, dass die meisten verdrängten Wünsche in unserer Kindheit begründet werden und uns noch bis ins Erwachsenenalter begleiten. Auch Wünsche, die uns peinlich sind oder heutzutage erschrecken würden. Freud zufolge wäre das zum Beispiel der unerlaubte Wunsch nach sexuellem Verkehr mit einem Elternteil. Er argumentiert, dass solche Wunscherfüllungen dann zu den sogenannten Alpträumen führen, weil ein Interessenskonflikt zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein aufgedeckt wird. Das Bewusstsein erschrickt dann über den Ausdruck des Wunsches.

Freuds Traumtheorie wird bis heute angewendet, diskutiert und kritisiert. Alfred Adler und Carl Gustav Jung, beide jeweils Begründer anderer Gebiete der Psychologie, bemängeln an der Traumdeutung den Fokus auf Sexualität, die laut Freud bei der (oft kindlichen) Wunschentwicklung eine tragende Rolle spielt. Freud spricht auch jedem einzelnen Traum einen Sinn zu, und wenn man die Wunscherfüllung nicht erkennen kann, so liegt es seiner Ansicht nach an einer mangelhaften Deutung. Überprüfbar sind Traumdeutungen letztendlich nicht, da wir keinen Blick in das Unterbewusstsein werfen können.

Aber wer möchte, kann in den nächsten Nächten ja ganz bewusst über seine Träume nachdenken – und sich fragen, ob geheimnisvolle Wünsche dahinter lauern.

Titelbild: © Franziska Frank

 

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Kopf mit bunter Wolke Träume

(@unslpash)

Tagträume sind verpönt. Abschweifen tut man besser heimlich, still und leise. Sollten wir aber nicht, findet zumindest unser Autor. Warum wir unseren Tagträumen guten Gewissens eine Chance geben dürfen.  

35,3 Milliarden Dollar. Stell dir vor, du verfügst bereits mit 38 Jahren über so viel Geld. Du hast nach deinem Studium 15 Jahre gearbeitet, blickst auf einige berufliche Erfolge zurück. Und doch hast du nun beschlossen, dass du dieses Leben erstmal hinter dir lassen möchtest. Was nun? Nimm dir ein wenig Zeit und lass deine Gedanken schweifen. An was denkst du? Würdest du mit dem Geld reisen, dir ein tolles Haus kaufen, es spenden oder möglichst gewinnbringend anlegen? Vielleicht bist du froh, dass du diese Frage nicht beantworten musst. Mit großer Sicherheit aber schweifen deine Gedanken bei solchen Summen ab. Du beginnst zu träumen, verlierst dich im sogenannten Tagtraum. Das möchte übrigens auch der junge Mann tun, der diese 35,3 Milliarden Dollar laut der US-Zeitschrift Forbes auf seinem Konto hat. Yiming Zhang, ein chinesischer IT-Unternehmer, der unter anderem die Plattform TikTok gründete. Mit noch nicht einmal 40 Jahren gehört er zu den reichsten Männern seines Landes. Sein Unternehmen Byte Dance zählt mittlerweile etwa 100.000 Mitarbeiter*innen. Zeit aufzuhören. Oder zumindest kürzer zu treten. Nach eigener Aussage möchte Zhang wieder mehr Zeit ins Tagträumen investieren.

Freud würde schmunzeln

Wie kann sich ein so erfolgreicher Geschäftsmann nun dem Rumphantasieren verschreiben? Ein zufriedener Mensch würde das nicht tun. Womöglich könnte Sigmund Freud so über Zhang urteilen. Der wohl bekannteste Traumforscher sah Tagträume als Korrekturen einer unbefriedigenden Wirklichkeit, als unerfüllte Erfolgsphantasien, für die insbesondere jüngere Menschen anfällig seien. Ein wunschlos glücklicher Mensch, so Freud in seinem Aufsatz Der Dichter und das Phantasieren, brauche sich keinen Tagträumen hinzugeben.

Macht Tagträumen unglücklich?

Über diese Frage wird in zahlreichen Online-Foren eifrig diskutiert. Wenn man sich dieser Kontroverse wissenschaftlich nähert, landet man schnell bei dem Begriff des ‚maladaptiven‘ Tagträumens. Darunter verstehen etwa die israelischen Forscher*innen Nirit Soffer-Dudek und Eli Somer stundenlanges, fantasievolles Tagträumen, was mit dem Vernachlässigen realer Beziehungen und Verantwortlichkeiten einhergeht und zu funktioneller Beeinträchtigung führt. Ihre Studie Trapped in a Daydream sollte im Jahre 2018 Aufschluss darüber geben, welche Menschen für exzessives Tagträumen besonders anfällig sind. Es zeigte sich, dass zwei Drittel der Proband*innen bereits in psychotherapeutischer Behandlung waren und etwa die Hälfte dieser Menschen keine Arbeit hatte. Darüber hinaus war das Phänomen häufig mit anderen, psychopathologischen Krankheitsbildern verknüpft. Maladaptives Tagträumen, das bestätigt diese Studie, ist die Ausnahme. Und doch legen auch Erkenntnisse der Konsumforschung nahe, dass Tagträumen nicht immer ein guter Ratgeber ist. Der Soziologie Mark Lutter untersuchte den Zusammenhang von Tagträumen und Konsum am Beispiel von Lotterien. Seine Befragungsstudie zeigte, dass Spieler*innen, die intensiv in Form von Tagträumen über den scheinbar so greifbaren Lottogewinn nachdenken, häufiger und mit höherem Einsatz Lotto spielen. Warum dann also bewusst Tagträumen und eins werden mit den Glücksspiel-Romantiker*innen?

Mit Tagträumen schneller ans Ziel

Ob Albert Einstein, Woody Allen oder J. K. Rowling wohl auch Lotto gespielt haben? Diese Persönlichkeiten sind nämlich allesamt bekennende Tagträumer*innen. Und bei einem Blick auf deren Lebensläufe liegt die Vermutung nahe, dass aus bewussten Tagträumen geniale Ideen erwachsen können. Etwa 70 Jahre nach Freud setzte der amerikanische Psychologe Jerome L. Singer neue Schwerpunkte. So ist in seinem Buch The inner world of daydreaming zu lesen:

„Daydreaming is perhaps best viewed simply as a kind of capacity or skill in us that is part of our overall repertory of behaviors.“

Tagträumen als Fähigkeit. Diese modernere Sicht auf das gedankliche Umherschweifen wurde in zahlreichen Studien bekräftigt. So zeigt beispielsweise eine Arbeit unter der Leitung von Christine Godwin vom Georgia Institute of Technology, dass Tagträumer*innen ihren gedanklichen Fokus besser steuern können. Zahlreiche Tests im Rahmen ihrer Studie zeigten, dass bei Proband*innen, die zum Tagträumen neigen, Gehirnareale besser miteinander vernetzt sind. Dies wirkte sich wiederum positiv auf gemessene Intelligenz und Kreativität aus. Und mehr noch: Tagträumer*innen kommen schneller ans Ziel. Zumindest behalten sie ihre Wünsche für die Zukunft besser im Blick, wie eine Arbeit des Max-Planck-Instituts in Leipzig offenbart.

Tagträumen als Therapie

Ein Blick über die Berge ins schweizerische Will im Kanton Sankt Gallen zeigt, dass Tagträumen auch eine heilende Wirkung entfalten kann. Bis zum Sommer diesen Jahres gibt es dort im städtischen Museum unter dem Titel Durch die Linse Werke von Künstler*innen des Living Museum zu sehen. Im Living Museum arbeiten Menschen während oder nach ihres Aufenthalts in einer der psychiatrischen Einrichtungen des Kantons. Durch ein einzigartiges Konzept aus Kunst und Kreativität erfahren Patient*innen wichtige Impulse für ihre Regeneration.

Die aktuelle Ausstellung möchte zeigen, wie es den Künstler*innen gelingt, während des Pandemiealltags dem Alltag zu entfliehen. Einmal mehr lautet die Antwort: Tagträumen. Da existieren nämlich „weder Regeln noch Grenzen. Die Gedanken sind nicht nur frei, sie können auch befreien“, gibt Museumsleiterin Rose Ehmann anlässlich der Vernissage dem schweizerischen Tagblatt zu Protokoll. Und diese Befreiung schlägt sich sowohl in knallig-bunten Gemälden wie auch in bisweilen eher düsteren Fotografien nieder. Das interaktive Kunstobjekt „Auf Träumen gebettet“ lädt die Besucher*innen der Ausstellung darüber hinaus dazu ein, ihre Träume auf Notizzetteln festzuhalten und sie auf ein weißes Bettgestell zu kleben. Bereits nach den ersten Wochen der Ausstellung ist dieses Objekt mit Zetteln übersät. Sie haben sich mittlerweile auch rund um das Bett angehäuft. Gewiss kein großer Aufwand.

Jetzt bist du dran!

Was würdest du auf einen solchen Zettel schreiben? Mit Sicherheit sind dir seit Beginn des Textes noch ein paar Tagträume in den Sinn gekommen. Für welchen Tagtraum würdest du dich entscheiden? Vielleicht hast du einen Zettel in greifbarer Nähe und schreibst diesen Traum einfach mal auf ein Blatt Papier. Fühlt es sich gut an, diese Phantasie nun schwarz auf weiß zu lesen? Wenn du noch unentschlossen bist, seien dir die Worte eines weiteren, bekennenden Tagträumers mitgegeben.

„Was man sich nicht vorstellen kann, kann man nicht tun“.

Und wer weiß, vielleicht hat dich bereits dieser Gedanke des Filmemachers George Lucas deinem Tagtraum ein kleines Stückchen näher gebracht.

 

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„Das schaffst Du nie“ – „Bist Du dafür nicht zu alt?“ – „Aber Du musst doch von etwas Richtigem leben“. Wer solche Sprüche schon einmal gehört hat, hat es möglicherweise gewagt, seinen großen Traum mit seinen Mitmenschen zu teilen. Doch die Zuversicht schwindet schnell, sobald die eigenen Träume nur müde belächelt werden. Menschen, die unsere Träume kleinreden, können wir überall begegnen. Ob es die eigenen Eltern oder Großeltern sind, Freund*innen, Kolleg*innen oder sogar Vorbilder. Doch was können wir tun, um selbstwirksam an unseren Träumen festzuhalten?

Vor einigen Jahren hatte ich ein Gespräch mit einem Künstlerder beruflich Konzeptzeichnungen für Videospiele entwarf. Ich hatte Interesse an dem Beruf und den Künstler gebeten, mir von seinem Alltag zu erzählen und davon, wie er in diesen Beruf gerutscht ist. Das Gespräch war eine Katastrophe, denn der Künstler streute überall Ermahnungen ein, die mir deutlich sagten: Wenn du nicht jede Sekunde Deines Lebens mit Zeichnen verbringst, wird aus Dir nie eine Konzeptzeichnerin. Nach dem Gespräch war ich entmutigt und frustriert. Sauer auf mich, dass ich diesen Künstler überhaupt erst angesprochen hatte. Hätte ich doch den Traum, mein Hobby zum Beruf zu machen, nie ausgesprochen, und meinen Weg ganz allein gefunden. Nun, was soll ich sagen? Sechs Jahre nach dem Gespräch mit dem Konzeptzeichner habe ich es geschafft, mich selbstständig zu machen und arbeite erstmalig als 2D-Grafikerin an einem kommerziellen Videospiele-Projekt mit. Das Projekt ist nicht bahnbrechend und ich kann meinen Lebensunterhalt nicht damit verdienen. Aber genau hier liegt der Knackpunkt. Ich dachte lange Zeit, ich würde glücklich werden, wenn ich den einen Traum habe und ihn verfolge. Im Leben nichts anderes tue und mich nur auf diese eine Sache konzentriere. Denn genau das ist es, was erfolgreiche Menschen ausmacht. Oder nicht?  

Viele Wege führen an den Zeichentisch 

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Der Weg zum Traum (@Pixabay)

Sicher gibt es Menschen, die genau diesen Weg gehen und mit der einen Leidenschaft erfolgreich und glücklich werden. Doch es ist nicht immer notwendig ‚All-In‘ zu gehen. Es gibt so viele Wege und Möglichkeiten seine Träume zu verwirklichen und trotzdem realistisch zu bleiben. Aus mir wird nie eine große Konzeptzeichnerin, die mit ihren Grafiken ihren Lebensunterhalt verdienen kann. Das habe ich akzeptiert. Dafür arbeite ich zu wenig und nicht hart genug an meinen Fähigkeiten. Die Konkurrenz ist stark und die Bezahlung mies, selbst bei großen Projekten. Zudem musste ich feststellen, dass es gar kein so großer Spaß ist, sein Hobby mehrere Stunden täglich auszuübenum sich damit sein Einkommen zu sichern. Anstatt also mein ganzes Leben auf diesen Traum zu konzentrieren, habe ich mehrere meiner Interessen verfolgt – und siehe da, einen Teil meiner Zeit darf ich nun meinem Traum widmen.

Es ist also gar nicht immer notwendig, den besten Start, die perfekte Ausbildung, die reichsten Eltern oder das größte Talent zu haben, um seine Träume zu verwirklichen. Neben einem Interesse an der eigenen Erfüllung der Träume spielt das Konzept der sogenannten ‚Selbstwirksamkeitserwartung‘ eine große Rolle. Dieses Konzept wurde in den 1970er Jahren von Albert Bandura, einem kanadischen Psychologen, entwickelt. Selbstwirksamkeit bezeichnet eine Haltung gegenüber den eigenen Fähigkeiten und den damit verbundenen Möglichkeiten, seine Ziele zu erreichen. Wer sich also ein Ziel setzt und der festen Überzeugung ist, dieses zu erreichen, besitzt eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung.

Selbstwirksamkeit lässt sich trainieren

Wie viel oder wenig ein jeder davon besitzt, wird durch bisherige Erfahrungen bestimmt. Erleben wir häufig Fehlschläge, sinkt unser Glaube an uns und unsere Fähigkeiten. Im Umkehrschluss können wir unsere Selbstwirksamkeit aber auch trainieren, indem wir uns kleine Ziele setzen, die wir einfach erreichen. Die ersten Ziele sollten demnach auf unsere bisherigen Fähigkeiten aufbauen, um einfach erreichbar zu sein. Gleichzeitig sollten wir jedoch darauf achten, die Ziele nicht zu einfach zu definieren. Denn wenn wir etwas schaffen, das uns ohnehin sehr leichtfällt, empfinden wir keinen Erfolg beim Erreichen des Ziels oder beim Lösen der Aufgabe. Haben wir ein gutes Maß gefunden, das zu uns passt und das Ziel erreicht, ist es wichtig unseren eigenen Erfolg anzuerkennen. Denn durch den Stolz und das Erfolgsgefühl motivieren wir uns selbst dazu, weitere Ziele zu erreichen. Ist letztendlich ein Fundament aufgebaut, können wir anfangen unsere Ziele zu vergrößern und sogar an unseren Träumen zu arbeiten, die wir vorher noch für unerreichbar hielten. 

No Regrets 

Der Versuch ist das höchste Ziel (@Pixabay)

Ein Traum, als Teil unserer Vorstellung vom Leben, leitet uns in eine Richtung, die wir verfolgen können, wenn wir uns dafür entscheiden. Er ist kein Fixpunkt unserer Geschichte. Möchtest du gerne ein bekannter Popstar in Amerika werden? Oder eine weltberühmte Schriftstellerin? Es gibt etliche Gründe, weshalb das Erreichen dieser Ziele eher unrealistisch ist. Aber vielleicht ist das auch gar nicht notwendig, um glücklich zu werden. Vielleicht reicht es dir, erst einmal auf einer kleinen Bühne in deiner Stadt aufzutreten oder für eine lokale Zeitung zu schreiben. Das klingt schon viel realistischer, oder nicht? Und mit der steigenden Erfahrung und dem Wissen, das dieser Weg mit sich bringt, kannst du ihn weiter gehen oder ihn wieder verlassen und dich weiter umsehen. Vielleicht bringt dich der Versuch, deinen Traum zu erfüllen, auf ungeahnte Wege. In jedem Fall wirst du dir am Ende sagen: Du hast es versucht. 

Denn wenn wir 90 sind und es nicht einmal versucht haben, werden wir es bereuen. 

 

Möchtest du noch mehr über das Thema lesen? Schau doch einmal hier vorbei: Wo ein Wille ist, ist der Wunschtraum nicht fern

 

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