Ein Filmeabend mit Freunden ist etwas Schönes: Auf dem gemütlichen Sofa wird’s kuschelig eng. Hier und da ertönen Knabbergeräusche. Fleißig werden selbstgemachtes Popcorn, Chips und M&M’s gemampft – das beste Catering, was es für diesen Anlass gibt. Dann opfert sich einer, steht auf und macht das Licht aus, damit es noch gemütlicher wird. Hoffnungsvoll sitzen nun alle vor dem Fernseher. Film ab! Aber welcher nur? – Das ist die große ungemütliche Frage. Die Auswahl des Films kann manchmal echt schwierig sein. Wie wär’s mit einem Abend unter dem Motto „Haare“? Ich habe mich auf die Suche nach haarigen Blockbustern und cineastischen Haarwundern gemacht. Drei davon stelle ich euch hier vor.
Bei meiner Recherche stoße ich auf erstaunlich viele Filme, die mit dem Thema Haare auf irgendeine Weise in Berührung kommen. Drei davon habe ich herausgegriffen. Der Zeitpunkt, wann die Filme spielen oder gedreht wurden, ist nicht ausschlaggebend. Vielmehr liegt das Augenmerk auf Filmen, die für das Publikum im Jahr 2018 vielleicht noch unbekannt sind und gleichzeitig durch etwas Besonderes hervorstechen. Möglicherweise ist einer davon ein Kandidat für euren nächsten Filmeabend!
Shampoo (US 1975)
In dieser US-amerikanischen Filmkomödie spielt Warren Beatty, der auch Co-Autor des Drehbuchs ist, einen leidenschaftlichen Friseur namens George Roundy. George liebt nicht nur seinen Beruf, sondern auch seine Kundinnen: Er ist der Casanova unter den Friseuren! Der Film spielt an insgesamt zwei Tagen im Jahr 1968. George hegt den Wunsch, einen eigenen Salon aufzumachen, wofür ihm allerdings die Mittel und das nötige wirtschaftliche Denken fehlen. Da hat eine seiner Kundinnen, Felicia (Lee Grant), einen Vorschlag. George solle sich an ihren Ehemann Lester (Jack Warden) wenden, der als Geschäftsmann tätig ist.
Problematisch wird dieses Vorhaben aber, weil George mit Lesters Frau Felicia eine Affäre hat und Lesters Geliebte Jackie Shawn (Julie Christie) eine Ex-Freundin von George ist. Ja, das ist ein Liebesviereck, das seinesgleichen sucht. Aber es kommt noch dicker. Jill (Goldie Hawn) ist Georges aktuelle Freundin und weiß (noch) nichts von all seinen Liebschaften. Der Weg zu einem eigenen Salon ist für George mit vielen Steinen ausgelegt. Über eins sind sich aber alle einig: George ist ein fabelhafter Friseur.
Der Film macht wegen seiner ganzen Beziehungsverstrickungen einen amüsanten Eindruck. Es gibt aber noch mehr, was für ihn spricht. Regie führte die New-Hollywood-Ikone Hal Ashby. „Shampoo“ gewann 1976 den Oscar in der Kategorie Beste Nebendarstellerin (Lee Grant). Und ein besonderer Bonuspunkt, Carrie Fisher ist hier in einer kleinen Nebenrolle in ihrem Leinwanddebüt zu sehen. Es lohnt sich, sich ein eigenes Bild davon zu machen – allein schon wegen dem 70er-Jahre-Hippie-Flair und der Beatles- sowie der Beach Boys-Musik.
Über kurz oder lang (Originaltitel: Blow Dry; US/GB/D 2001)
Dieser Film bietet die Chance, noch einmal Alan Rickman zu sehen. Hier spielt er einen Friseur namens Phil Allen, der in dem englischen Städtchen Keighley lebt. Phil gehörte früher zu den Meistern seines Handwerks, hat sich nun aber mit seinem Sohn Brian Allen (Josh Hartnett) zurückgezogen. Der Grund dafür ist, dass ihn seine Frau Shelley Allen (Natasha Richardson) wegen einer anderen Frau verließ. Eine Möglichkeit sich erneut zu beweisen ergibt sich, als Keighley zum Austragungsort für die Britischen Haarkunstfriseurmeisterschaften wird.
Die erstaunlichsten Haarkreationen, welche die Friseure bei dieser Meisterschaft erschaffen, sind sicherlich das optische Highlight des Films. Nicht nur visuell, auch auf der inhaltlichen Ebene kann der Zuschauer eine Menge erwarten: Es ist eine Komödie und ein Familiendrama, es geht um Rivalitäten und Liebe. Denn Phils stärkster Konkurrent Raymond Robertson (Bill Nighy) bringt seine hübsche Tochter Christina Robertson (Rachael Leigh Cook) zur Meisterschaft mit, in die sich Brian sogleich verguckt. Das Drehbuch für den Film stammt von Simon Beaufoy, dem Autor von „Slumdog Millionär“ (GB 2008), für den er 2009 in der Kategorie bestes adaptiertes Drehbuch den Oscar erhielt – definitiv ein Argument für den Film. Und ja, Heidi Klum hat in „Über kurz oder lang“ eine kleine Nebenrolle. Das tut aber nichts zur Sache.
Der Mann, der sich die Haare kurz schneiden ließ (Originaltitel: De man die zijn haar kort liet knippen; B 1966)
Der Film ist eine belgische und wohl mehr oder weniger in Vergessenheit geratene Produktion in Schwarzweiß. Sie basiert auf dem gleichnamigen Roman von Johan Daisne aus dem Jahr 1947. Im Zentrum der Handlung steht ein Lehrer namens Govert Miereveld (Senne Rouffaer), der an einem Mädchengymnasium unterrichtet. Er hat eine liebevolle Ehefrau und zwei Kinder.
Sein Leben ist aber gar nicht so gewöhnlich wie es scheint. Häufige und absurde Friseurbesuche gehören zu Mierevelds Alltag. Außerdem gibt ihm ein großes Geheimnis keine Ruhe: er ist unsterblich in Eufrazia „Fran“ Veerman (Beata Tyszkiewicz), eine seiner Schülerinnen, verliebt. Er traut sich jedoch nicht, ihr seine Liebe zu gestehen. Und so verlässt Fran nach der Abschlussprüfung die Schule, worauf Miereveld mit tiefer Niedergeschlagenheit reagiert. Der Film setzt erst nach mehreren Jahren wieder ein: Miereveld und Fran begegnen sich noch einmal.
Beinah jedes Wort, das in diesem Film gesagt wird, scheint eine tiefere Bedeutung zu haben. Welche? – darüber muss der Zuschauer selbst nachdenken. Dieser Film besitzt die Qualitäten eines Psychothrillers, der sehr langsam an Fahrt gewinnt und irgendwann eine ungeahnte Wendung nimmt.
Einem Filmeabend steht nichts mehr im Wege
Macht es euch jetzt auf dem Sofa gemütlich. Der Filmeabend kann beginnen. Auch wenn das Motto „Haare“ etwas banal klingen mag, so sind es die vorgestellten Filme definitiv nicht. Sucht euch einen aus, wonach euch gerade ist. Nun heißt es ganz entspannt und sicher: Film ab!
Weitere Informationen zu den Filmen
https://www.imdb.com/title/tt0073692/ (18.07.2018).
https://www.moviepilot.de/movies/shampoo-2 (11.07.2018).
https://www.imdb.com/title/tt0212380/ (18.07.2018).
https://www.moviepilot.de/movies/ueber-kurz-oder-lang (11.07.2018).
https://www.imdb.com/title/tt0129222/ (18.07.2018).
https://www.moviepilot.de/movies/der-mann-der-sich-die-haare-kurz-schneiden-liess (11.07.2018).
Vielen Dank für diese interessanten Film-Anregungen! Kannte bisher tatsächlich noch keinen davon, werde mir aber als erstes „Der Mann, der sich die Haare kurz schneiden ließ“ ansehen – hört sich wirklich spannend an!
Danke für die Empfehlungen! Ich bin immer wieder auf der Suche nach Filmen, die ich noch nicht kenne. Binge-Watching lässt grüßen. Als großer Alan Rickman Fan werde ich mir „Blow Dry“ auf jeden Fall ansehen!