Beiträge

Ob Fenster falten, den Sonnenaufgang aus dem Bett sehen oder im Glashaus zuhause sein: Bei alternativen Wohnmöglichkeiten, wie beispielsweise Tiny Houses, werden Architekt*innen und Bewohner*innen besonders kreativ, damit die kleinen Räume funktionieren – auch was Fensterlösungen angeht. Deshalb riskieren sie Dinge, die man in einem herkömmlichen Haus nicht sehen würde. Der begrenzte Platz ermutigt, Grenzen zu überwinden. Weiterlesen

Sneaker, Turnschuhe, Trainers – wie man sie auch nennen will, sie sind überall. Vielleicht sogar in diesem Moment an deinen Füßen. Die ursprüngliche Idee: das Laufen mit bequemen neuen Materialien abfedern. Nun treten wir in ihnen mit jedem Schritt – auf Plastik. Sneaker sind zugleich weltweiter Kult als auch buchstäbliche Umweltkatastrophe. Weiterlesen

Wir leben in einer digitalisierten Welt, in der alles vernetzt ist. Die alltäglichsten Dinge wie Kommunikation oder das Lesen eines Buches finden mittlerweile größtenteils über digitale Endgeräte statt. Doch verdrängen Smartphones, Tablets und Co. mit ihren Funktionen deren analoge Alternativen?  Weiterlesen

In den letzten Monaten schwirren verstärkt Bilder von Plastik in den Meeren durch die Medien. Häufig wird Mikroplastik in Shampoos und anderen Kosmetikprodukten als Ursache der Umweltverschmutzung genannt. Doch schaden nicht nur feste Plastikpartikel unserer Umwelt, auch in flüssiger Form ist Kunststoff in Shampoos enthalten. Welche Schadstoffe sind in Shampoos enthalten? Und wie kann dies beim Kauf entdeckt werden?

Mikroplastik findet sich in zahlreichen Alltagsprodukten. (Quelle: eigene Aufnahme)

Zunächst einmal: Was genau ist Mikroplastik? Und wo findet man es? Im März 2016 zitiert das Umweltbundesamt in einem Artikel über Mikroplastik in Kosmetik die EU-Kriterien für das EU-Ecolabel für Wasch- und Reinigungsmittel und definiert Mikroplastik als „Partikel mit einer Größe von weniger als 5 mm eines unlöslichen, makromolekularen Kunststoffs“.

Allerdings folgen auf EU-Kriterien keine rechtlichen Maßnahmen, wodurch die Kosmetikindustrie angehalten ist, auf Mikroplastik zu verzichten. Laut Greenpeace tricksen viele Hersteller beim Ausstieg vom Mikroplastik „da es keine offizielle, einheitliche Definition von Mikroplastik gibt“. Dabei kritisiert Greenpeace, dass der „freiwillige Ausstieg nur auf so genannte „Rinse-off“ Produkte, die sofort wieder von Haut und Haaren abgewaschen werden“ bezogen wird. So sind alle anderen Produkte, die längere Zeit auf dem Körper bleiben, von der Definition ausgeschlossen. Kunststoffe in flüssiger Form sind also nicht relevant und mogeln sich weiter durch Kosmetikprodukte in die Umwelt.

Fragwürdige Inhaltsstoffe und Handlungsbedarf

In einer NDR-Reportage vom 26.03.2018 mit dem Titel „Plastik in Kosmetik: Gefahr für die Umwelt“ wird verdeutlicht, welche chemischen Substanzen in Produkten versteckt sind, die wir täglich verwenden. Mikroplastik ist sichtbar in Peelings, Gesichtsmasken oder Zahnpasta. Flüssige Kunststoffe verstecken sich hinter komplexen chemischen Namen und sind für den Verbraucher nur schwer erkennbar. Synthetische Polymere wie Silikone sind ein günstiger Ersatz für pflanzliche Fette und Öle. Jedoch legen sich Silikone, wie z.B. Dimethicon, wie ein Film über die Haut und verstopfen die Poren.

Bereits 2010 erscheinen Berichte über unbedenkliche Kosmetikprodukte. Mit dabei ist auch ein ZEIT- Artikel mit dem Titel „Schaumige Versprechen“. Die Autorin Birgit Herden deckt dabei die Maschen der Kosmetikindustrie auf und verweist auf die negative Wirkung von flüssigem Kunststoff. Vermehrt kreisen Diskussionen um synthetische Kunststoffe in Shampoo und Cremes. 2015 empfiehlt die Europäische Chemikalienagentur, Silikonöle (Siloxane) aufgrund ihrer schwer abbaubaren und giftigen Eigenschaften zu meiden. Einige Hersteller suchen nach einer Alternative, die genauso wie Silikon für Glanz, Kämmbarkeit und Reduktion von Haarschäden sorgt. Der Ersatz: Polyquaternium.

Für die Hersteller war dies ein Werbeerfolg: Der Schriftzug „ohne Silikone“ war zunächst gewinnbringend und kam bei den Verbrauchen gut an. Die Gesellschaft war kurzzeitig überzeugt, ein Produkt zu nutzen, das dem Menschen nicht schadet. Doch was ist Polyquaternium? Und welche Auswirkungen hat es auf den Menschen und die Umwelt?

Das Kleingedruckte

Das Duschgel enthält Polyquaternium und sollte somit gemieden werden. (Quelle: eigene Aufnahme)

Polyquaternium besteht aus polymeren Molekülen, also Teilchen, die miteinander vernetzt sind und lange Ketten bilden.

Polyquaternium weist antistatische Wirkungen und filmbildende Eigenschaften auf. Zudem bewirkt der flüssige Kunststoff genau das, was sich viele Verbraucher bei der Verwendung von Shampoo und Spülung wünschen: glatte und glänzende Haare!

Die positiv geladenen Teilchen des Moleküls lagern sich an die negativ geladenen Teilchen der Haare an, sodass ein „Build-up-Effekt“ entsteht. Dadurch bleiben die Moleküle für lange Zeit auf den Haaren haften. Das klingt also zunächst gut, die Haare bleiben dadurch lange kämmbar und glänzend. Das verspricht doch Vorteile, oder etwa nicht?

Leider nein, denn man sollte wissen, dass Polyquaternium Spuren von Acrylamid aufweisen kann – einer krebserregenden Substanz. Des Weiteren wird Polyquaternium durch ein komplexes chemisches Verfahren hergestellt. Synthetischen Polymere wie Polyquaternium kommen nicht natürlich in der Umwelt vor und sind nicht oder nur schwer biologisch abbaubar. Polyquaternium dient hier nur als Beispiel, es gibt noch weitaus mehr Kunststoffe in Shampoos.

Und wie erkenne ich, ob Plastik drinsteckt?

Werner Eckert, SWR-Redaktion Umwelt und Ernährung, erklärt, dass die Bezeichnung „Poly-“ ein guter Indikator ist, um Kunststoffe im Shampoo oder anderen Kosmetikprodukten zu entdecken. Hier eine Liste der umweltschädlichen Kunststoffe:

Eine Übersicht über Kunststoffe kann beim Einkaufen helfen, umweltschädliche Produkte zu meiden.

Folgen für Natur und Gesellschaft

Klar ist, dass über das Abwasser Mikroplastik über Flüsse in die Meere gelangt. Also ist Kunststoff in Shampoos zunächst einmal ein Problem für die Umwelt. Allerdings sind die Schadstoffe nicht biologisch abbaubar und können auch von den Kläranlagen nicht herausgefiltert werden. In den Meeren angekommen, wird der Kunststoff von Tieren aufgenommen. Schließlich finden sich Kunststoffe in unserer Nahrung wieder und landen im menschlichen Körper.

Die Folgen: Flüssige Kunststoffe, wie Polyquaternium, können Entzündungen im Magen-Darm-Trakt hervorrufen. Darüber hinaus befürchten Experten eine Behinderung der Verdauung, die Einschränkung der Mobilität und des Fortpflanzungsverhaltens bei Tieren. Allerdings sind Forschungen zur Gesundheitsgefährdung der flüssigen Kunststoffe noch in den Kinderschuhen. Daher lassen sich keine weiteren Schritte gegen die Kosmetikindustrie einleiten, um flüssige Kunststoffe aus den Produkten zu vermeiden. In hochkonzentrierter Lösung ist Polyquaternium -10 giftig für Wasserorganismen. Für die Natur bedeutet dies schwerwiegende Folgen, und für den Menschen sind synthetische Polymere gesundheitsgefährdend. Welche Auswirkungen dies haben könnte, ist bisher noch unklar.

In Zukunft? Was nicht abbaubar ist, gehört nicht ins Abwasser!

Bevor beim nächsten Einkauf zum bisher verwendeten und günstigen Shampoo gegriffen wird, wäre es also ratsam, auf der Rückseite die kleingedruckte Inhaltsangabe zu prüfen. Ein mögliches Hilfsmittel ist die Code-Check App. Anhand dieser können Verbraucher die Produkte genau unter die Lupe nehmen. Dabei wird einfach der Barcode gescannt, und sofort erhält man Infos zu bedenklichen Inhalten. Eine weitere Alternative zu „Plastik-Shampoos“ sind zertifizierte Naturkosmetikprodukte, wie Lavera und Weleda. Die Produkte verzichten auf Kunststoffe und Nutzen die Kraft der Pflanzen. Wer gerne einmal alternative Haarwaschmittel ausprobieren möchte, kann sich auf ganz natürliche Art mit Roggenmehl oder DIY-Shampoo die Haare waschen.

Lesenswerte Beiträge zur Geschichte des Shampoos und Erfahrungen zum Verzicht auf Shampoo sind in unserem Blog zu finden.

Weitere Informationen und Ratgeber finden sich unter Greenpeace und BUND.

 

Quellen:

https://utopia.de/ratgeber/mikroplastik-kosmetik-produkte/

https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Plastik-in-Kosmetik-Gefahr-fuer-die-Umwelt,plastik236.html

https://www.swr.de/buffet/leben/mikroplastik-in-unserem-shampoo/-/id=257304/did=20227390/nid=257304/177e026/index.html

https://www.umweltbundesamt.de/themen/mikroplastik-in-kosmetika-was-ist-das

Die Haare gelten als Aushängeschild des Menschen. Es ist also nicht verwunderlich, dass viel Geld für Pflegeprodukte verschiedenster Art ausgegeben wird. Die Drogerie bietet mit einer riesigen Auswahl scheinbar die Lösung für alle erdenklichen haarigen Probleme an. Sina Copik entdeckte für sich aber einen Weg ohne Shampoo und erzählt hier von ihren Erfahrungen, ihre Haare nur noch mit Wasser zu waschen.

Schon seit über einem Jahr verzichtet die junge Frau auf konventionelle Waschsubstanzen: „Meine Haare sehen jetzt gesund aus und fühlen sich gut an. Ich liebe die natürliche Pflege und brauche keine Spülungen und Kuren mehr“, erzählt sie im persönlichen Gespräch. Auf ihrem Blog haare-nur-mit-wasser-waschen.de berichtet sie regelmäßig über ihre Haare. Ist es tatsächlich möglich, alle bunten Tuben und Flaschen aus dem Badezimmer zu verbannen? Der Blick auf das Drogerie-Sortiment lässt die Suche nach der persönlich passenden Haarpflege zunächst als eine Wissenschaft für sich erscheinen. Ob Shampoos mit Aprikosen- oder Kokosduft, Conditioner mit Arganöl oder Sheabutter oder Haarmasken in diversen Ausführungen – bei all den schaumigen Versprechen der Kosmetikindustrie fällt die Entscheidung oftmals nicht leicht und auch auf die genaue Zusammensetzung der Produkte wird meist nicht geachtet.

Portät: Sina Copik

Sina Copik ist überzeugt von der alternativen Haarpflege. Bild: Sina Copik

Begeisterung für den nachhaltigen Pflegetrend

Neben Sina Copik haben sich auch schon viele andere zu einem shampoofreien Leben entschieden. Die sogenannte „No (Sham)Poo“- Bewegung kam 2014 in den USA auf. Heute häufen sich die Erfahrungsberichte auf Social Media Plattformen und einschlägigen Lifestyle-Seiten. Auch Prominente wie Gwyneth Paltrow sind überzeugt von der minimalistischen Haarpflege. Neben der Verbesserung der Haarqualität ist das Thema der Nachhaltigkeit ein wichtiger Grund für den Umstieg. Die Verpackungen herkömmlicher Haarwaschmittel verursachen eine Menge Müll. Außerdem sind viele Inhaltsstoffe bedenklich für den Körper und die Umwelt.

All das waren auch für Sina Copik Aspekte, die sie zum Umdenken brachten. Sie berichtet, dass sie trotz eines gesunden Lebensstils eine lange Zeit mit Ausschlägen an ihrem Körper kämpfte. Nach gründlicher Recherche half ihr erst ein Umstieg auf natürliche Produkte in allen Lebensbereichen. Auch bei der Haarpflege wollte die Bloggerin auf die Natur setzen: „Weil ich sowieso jemand bin, der sich nicht in den Strom der Gesellschaft einreihen möchte, fiel es mir nicht schwer, die ‚No Poo‘-Methode zu testen.“

Shampoo nein – Haarpflege ja

Auf den ersten Blick mag der Verzicht auf das geliebte Shampoo zunächst Unbehagen auslösen. Ist es nicht so, dass die Haare nach kürzester Zeit aufgrund des Hauttalgs (Sebum) der Kopfhaut anfangen zu stinken und ungepflegt aussehen? „Wenn man seine Haare sich selbst überlässt, nur mal Wasser drüber laufen lässt und das Sebum der Kopfhaut nicht verteilt, dann ist es in der Tat unhygienisch. Es sammeln sich mit Sicherheit unangenehme Gerüche und die Haare strotzen vor Fett. Hier bilden sich wohl am ehesten Ekzeme und Pilze. Doch davon möchte ich mich klar distanzieren“, erklärt Sina Copik. Kein Shampoo ist also nicht gleichzusetzen mit keiner Pflege.

Die „No Poo“-Bloggerin erzählt, wie ihre aktuelle Haarpflegeroutine aussieht: „Meine Haare wasche ich zwei bis drei Mal pro Woche. Ich massiere die Kopfhaut und nehme einen Waschlappen, das löst Partikel, Schmutz und das Sebum. Die Haare bürste ich intensiv morgens und abends mit einer Wildschwein-Borstenbürste. Diese ist besonders zu empfehlen, weil sie unterschiedlich lange Borsten hat, Schmutzpartikel ausbürstet und das Sebum gut bis in die Haarspitzen verteilt.“ Es sei also wichtig, das Sebum nicht als „ekeliges Fett“, sondern als „körpereigene Pflege“ zu betrachten.

Durchhaltevermögen ist gefragt

Die ersten Wochen und Monate der Umgewöhnungsphase auf „No Poo“ stellen aber immer eine gewisse Belastungsprobe dar. Die Kopfhaut produziert nämlich zunächst mehr Talg. Sina Copik erzählt, dass ihre Haare in dieser Anfangszeit „echt schlimm“ aussahen: „Meine Mutter fand es einmal so furchtbar, dass sie forderte: ‚Wasch dir endlich die Haare!‘ Aber das hat mich nicht abgehalten, da ich gut informiert war und deswegen durchhalten wollte. Komische Blicke gab es weiter nicht, ich habe verschiedene Frisuren ausprobiert, was wohl gut abgelenkt hat.“ Freunde dieses Minimalismus-Trends sind davon überzeugt, dass sich alle Mühen lohnen. Wenn der Körper erst einmal ins natürliche Gleichgewicht zurückgefunden und sich die Talg-Überproduktion geregelt habe, könne man sich über eine glänzende, schöner fallende und gesünder aussehende Haarpracht freuen. Sina Copik bekommt heute viele Komplimente für ihre Haare.

Shampoo-Flaschen

„Poo“ oder „No Poo“ – eine Frage der Gewohnheit. Bild: pixabay.com

Die beschriebene „No Poo – Only Water“-Methode in Kombination mit den altbewährten hundert Bürstenstrichen ist aber nur einer von vielen nachhaltigen Ansätzen der Haarpflege. „No Poo“ kann auch bedeuten, die Kopfhaut mit anderen Alternativprodukten zu reinigen. Beliebt ist dabei zum Beispiel eine Mischung aus Roggenmehl und Wasser. Auch Lavaerde, Natron oder Naturseifen finden Verwendung. Als Abrundung der natürlichen Haarpflege kann eine Spülung aus verdünntem Apfelessig dienen.

Die Zukunft der Haarwäsche

Feststeht, dass sich an „No Poo“ auch in Zukunft die Geister scheiden werden. Ein Leben ohne den Geruch, den Schaum und das Frische-Erlebnis des konventionellen Shampoos ist für viele einfach unvorstellbar. Prinzipiell ist Sina Copik aber davon überzeugt, dass die Methode für jeden gleichermaßen geeignet ist: „Unser Körper ist das perfekte System und er weiß, was er tut. Ich denke, das Sebum ist die perfekte Pflege für Kopfhaut und Haare und es gibt bereits einige Berichte, dass durch die Methode zum Beispiel Schuppen verschwunden sind.“

Es zeigt sich also, dass sich Überwindung, Experimentierfreudigkeit und Durchhaltevermögen auf dem Weg zur hairlichen Mähne auszahlen können. Schließlich heißt es ja: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Schreibt gerne in die Kommentare, welche Erfahrungen ihr mit „No Poo“ und Shampoo-Alternativen gemacht habt und worauf ihr bei der Auswahl von Haarpflegeprodukten achtet.