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In meinem letzten Blog-Beitrag habe ich euch ja von meinem allmorgendlichen Vogelnest erzählt und von meinen zunehmend verzweifelter werdenden Versuchen, meine Haare frizzfrei zu bekommen. Dass dauerhaftes Glätten und chemische Mittel nicht gesund für die Haare sind, ist eine Tatsache. Aber es gibt eine „gesündere“ Lösung: das Brazilian Blowout.

Während eines einjährigen Aufenthalts in London gleich nach dem Abitur bin ich auf eine Methode gestoßen, die verspricht, die Haare dauerhaft zu glätten ohne sie dabei zu zerstören. Diese Methode heißt Brazilian Blowout und war damals, vor sechs Jahren, in Deutschland so gut wie unbekannt. Auch heute noch kennen wenige diese nach ihrem Ursprungsland benannte Methode, und nur ausgewählte Friseure in den großen Städten bieten diese Art der Haarglättung an. Aber der Trend ist immer häufiger auch in Deutschland zu finden und es gibt bereits einige Bloggerinnen, die das Brazilian Blowout ausprobiert haben und über ihre Erfahrungen berichten. Die Bloggerin Nilam veröffentlichte bereits 2014 ein Video über ihren Selbstversuch.

Wie funktioniert das Brazilian Blowout?

Beim Brazilian Blowout wird flüssiges Keratin in die Haare eingearbeitet. Dann wird der Haarschaft (dort zeigt sich, ob das Haar frizzig oder glatt ist. Wer Genaueres wissen möchte, kann sich hier weiter informieren) mit Hitze versiegelt und geglättet. Das hat zur Folge, dass das Haar glatter ist und gesünder aussieht. Außerdem hat es den positiven Effekt, dass Frizz verschwindet und sich eine krause Mähne in glänzendes, welliges Haar verwandeln kann. Das Ganze ist relativ aufwendig und es gibt verschiedene Varianten. Bei einer kann man sofort danach die Haare waschen, bei anderen muss man die Haare bis zu drei Tage lang offen und unfrisiert lassen und darf sie auch erst nach 72 Stunden waschen.

Die Methode verspricht, Frizz zu eliminieren und das Haar wunderbar weich und geschmeidig zu machen. Wenn man zum Friseur geht, dauert die Behandlung zwischen einer und drei Stunden, je nach Länge der Haare. Der größte Nachteil des Brazilian Blowouts ist wohl der Preis – 100 bis 300 Euro pro Behandlung werden schnell fällig. Allerdings gibt es mittlerweile auch die Möglichkeit, sich das Keratin nach Hause zu bestellen und selbst anzuwenden, wodurch die ganze Prozedur natürlich wesentlich günstiger wird. Die Preise für das Kit zum Selbermachen rangieren zwischen 30 und 100 Euro und ein Kit reicht meist sogar für mehrere Anwendungen. Allerdings muss man hierbei vorsichtig sein: Viele der angebotenen Produkte enthalten Formaldehyd, das eventuell gesundheitsschädlich ist. Nähere Informationen hierzu gibt es auf der Website des Umweltbundesamts und des Bundesinstituts für Risikobewertung. Wenn man sich selbst ein Brazilian Blowout Set im Internet bestellt, sollte man also besser darauf achten, ein formaldehydfreies Produkt zu kaufen.

Mein Selbstversuch

Nachdem ich davon gehört hatte, wollte ich das Brazilian Blowout natürlich unbedingt ausprobieren. Noch in London ging ich zum Friseur und ließ mir das Keratin ins Haar einarbeiten. Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber es funktionierte damals überhaupt nicht. Meine Haare waren nicht mehr lockig, aber auch nicht glatt, sondern näherten sich wieder dem Emma-Watson-als-Hermine-Granger-im-ersten-Harry-Potter-Look an. Der einzige Vorteil war, dass das Glätten nicht mehr so lange dauerte wie zuvor. Aber das erwünschte Ergebnis war längst nicht erreicht worden.

Nach dieser Enttäuschung war ich mit dem Thema Brazilian Blowout erstmal durch. Weitere fünf Jahre glättete ich meine Haare. Aber wachsen lassen konnte ich sie natürlich nicht, die Spitzen brachen weiterhin ab. Irgendwann beschloss ich, dass es vielleicht an der Zeit wäre, einen erneuten Versuch zu starten. Das Glätten schädigte meine Haare zu sehr und war auch schlicht und einfach zu zeitaufwändig. Ich wusste, dass es in meiner Umgebung so gut wie keine Friseursalons gab, welche die Keratin-Behandlung anboten. Außerdem war mir der Preis von 200-300 Euro definitiv zu hoch. Also fing ich an, zu googlen und wurde prompt fündig. Es gab mittlerweile eine Bandbreite von Produkten, die man bestellen und selbst zu Hause anwenden konnte. Nach einiger Recherche zum Thema Effektivität und Gesundheit fand ich ein passendes Produkt, das ich ausprobieren konnte. Das Brazilian Blowout Kit, das ich bestellte, gehörte zu der Variante, bei der man das Produkt 72 Stunden lang in den Haaren lassen muss.

Konkret bedeutet das Folgendes: Man muss die Haare mit einem speziellen Shampoo (wird eigentlich immer mitgeliefert) waschen, damit alle Überreste von anderen Produkten ausgewaschen werden. Dann föhnt man die Haare trocken und verteilt die Keratin-Mischung sorgfältig auf jeder Strähne. Danach muss das Haar erneut getrocknet werden und dann jede einzelne Strähne mit dem Glätteisen geglättet werden – daher kommt auch der Begriff Brazilian Blowout. Dadurch wird das Keratin ins Haar eingearbeitet und die Oberfläche des Haarschafts versiegelt. Diese ganze Prozedur dauert je nach Haarlänge zwei bis drei Stunden. Und danach darf man die Haare eben drei Tage nicht waschen.

Haare nach BB

Meine Haare nach dem Brazilian Blowout. (Quelle: eigene Aufnahme)

 

Ich war unglaublich gespannt auf das Ergebnis und muss sagen, dass ich dieses Mal begeistert war. Was auch immer damals in London schiefgelaufen ist – dieses Mal war die Keratin-Behandlung ein voller Erfolg. Gut, meine Haare waren ein bisschen platter als vorher (der Frizz macht natürlich auch Volumen), aber sie waren geschmeidig, fühlten sich seidig an und trotzdem waren noch ein paar Wellen drin.

Nachdem man ein Brazilian Blowout gemacht hat, ist es wichtig, die Haare mit einem sulfatfreien Shampoo zu waschen. Das fiel mir ein bisschen schwer, da ich das Gefühl habe, dass die meisten Shampoos, die auf Sulfate verzichten, die Haare auch nicht richtig sauber machen. Schlussendlich bin ich bei Baby-Shampoo gelandet, welches keine unnützen Zusatzstoffe hat und die Haare trotzdem sauber macht.

Die Anwendung der Keratin-Mischung ist jetzt drei Monate her und meine Haare werden langsam wieder frizziger. Das ist aber normal, je nach Haarstruktur soll die Wirkung drei bis vier Monate anhalten. Auf jeden Fall musste ich meine Haare während dieser Zeit so gut wie gar nicht glätten (höchstens die vorderen, kürzeren Haare).

Profilfoto

Quelle: Eigene Aufnahme

Auch auf meinem Profilbild kann man die Wirkung gut sehen, hier sind wirklich nur die vorderen Strähnen geglättet, alles andere ist mittlerweile Natur.

Egal ob man den Selbstversuch zu Hause startet oder zum Friseur geht: Man muss wirklich gut aufpassen, welche Art von Produkt ausgewählt wird. Wie oben bereits erwähnt, würde ich auf keinen Fall eine Keratin-Mischung empfehlen, die Formaldehyd enthält, aber es gibt ja mittlerweile auch Produkte ohne diese Stoffe. Die Behandlung ist aufwändig, zeitintensiv und wenn man es alleine macht, muss man sich ein bisschen geschickt anstellen oder sich für die hinteren Haarpartien Hilfe holen. Und etwas Volumen geht durchaus verloren, kam bei mir aber nach ein paar Wochen wieder. Grundsätzlich gilt: Ob und wie es funktioniert, ist vom Haartyp, der Haarstruktur, der Länge, der Dicke usw. abhängig. Es gibt also keine Garantie, dass es bei jedem funktioniert. Aber alles in allem scheint das Brazilian Blowout eine Methode der „dauerhaften Entfrizzierung“ und Haarglättung zu sein, die es wert ist, ausprobiert zu werden.

 

Im Alltag kennen die Experimente mit den eigenen Haaren nur selten Grenzen. Aus lockig muss glatt werden, aus blond brünett. Und irgendwie kriegt es die Friseurin/der Friseur unseres Vertrauens hin, den Vorstellungen einigermaßen gerecht zu werden. In der Fiktion, insbesondere im Animationsfilm ist die Umsetzung von menschlichem Haar aber eine der größten Herausforderungen.

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Unzählige YouTube-Tutorials und zahlreiche Produkte versprechen eine voluminöse und frizz-freie Lockenfrisur, doch oft passiert nach der Anwendung das Gegenteil. Das Resultat ist weit entfernt von dem Wunschergebnis. Aber woran liegt das? In meinem vorherigen Blogeintrag „I Am Not My Hair“ ging es um die Liebe für die eigene Haarpracht. Diesmal gibt es ein paar Tipps und Tricks für dich, um deine Locken besser kennen zu lernen und der Mähne freien Lauf zu lassen.

Lockenkrone oder Locken mit Krone?

Eine wiederkehrende Frage, die sich viele Lockenköpfe stellen, ist die Frage nach den perfekten Locken. Das Problem liegt hier vor allem bei der Pflege und Instandhaltung der Locken. Denn der falsche Umgang führt zu mehr, als nur einer unschönen Frisur. Das Haar kann nachhaltig geschädigt werden.

Wichtig ist es im Kopf zu behalten, dass es keine perfekten Locken gibt. Am besten steckt man sich ein Ziel, auf das man hinarbeiten möchte. Doch wie bekommt man schönes, scheinendes und gesundes Haar, und behält gleichzeitig seine originale Haarstruktur?

Schritt 1: Lerne deine Krone kennen!

Quelle: Instagram Die Pflege macht’s aus!… Um Vogelnest und co aus dem Weg zu gehen, ist es sinnvoll seine Haarpracht kennen zu lernen.

Das Internet ist gefüllt mit Informationen zu den unterschiedlichsten Locken. Doch oft sind wir überfordert mit der Flut an Wissen und können das Erlernte gar nicht richtig umsetzen. Dass Haare allgemein verschiedene Haarstrukturen haben, ist den meisten bekannt. Locken sind auch da etwas Besonderes. Nicht jede Locke ist dieselbe. Ich als Lockenträgerin musste feststellen, dass ich nicht nur eine Art von Locke auf meinem Kopf trage. Von 2B bis 3B ist alles bei mir vorhanden. Am besten nimmt man sich mehrere Locken heraus und vergleicht sie mit einer Lockenskala (siehe Bild). Wie in der Demokratie bestimmt die Mehrheit deiner Lockenpracht deinen Lockentyp und somit auch dein Styling.

Schritt 2: Waschtag!

Quelle: nappy / pexels via canva

Jedes Curly Girl weiß, dass der Waschtag ein besonderer Tag in der Woche ist. An diesem Tag kannst du deinen Haaren die Liebe schenken, die sie über die Woche missen. Ganz wichtig ist es eine Routine zu entwickeln, die für dich am einfachsten ist und auch dir Spaß macht. Vor allem weil die Prozedur dieses Tages ewig gehen kann. „Ich wasch mir mal eben meine Haare“, hat bis jetzt noch kein Lockenkopf von sich gelassen. Lockiges Haar produziert keine eigenen Öle. Daher ist es wichtig seine Haare nicht jeden Tag zu waschen. Es wäre auch viel zu große Arbeit, da so ein Waschtag gerne mal mehrere Stunden gehen kann.

Die Curly Girl Methode kommt aus dem englischsprachigen Raum, erstmals angeführt durch das Buch Curly Girl, The Handbook. von Lorraine Massey. Da diese Bewegung recht neu ist gibt es noch keine deutschen Übersetzungen der Fachbegriffe.

Die Schritte sind eigentlich ziemlich klar. Shampooing, Detangling und Deep Conditioning!

Trage das Shampoo deines Vertrauens in dein nasses Haar ein und massiere deine Kopfhaut etwa vier Minuten. Dadurch befreist du deine Kopfhaut von Verschmutzungen und nicht natürlichen Fetten und die kleine Massage regt den Haarwuchs an. Meide Produkte mit Silikonen und Parabenen, da sie deine Haare austrocknen und frizzig aussehen lassen.

Als nächstes kommt dein Conditioner zum Einsatz. Um den perfekten Conditioner zu finden, der dein Haar mit der ausreichenden Pflege bedient, solltest du das Suchkriterium auf deinen Haartypen anpassen. Aloe Vera, Shea Butter und Co. geben deinem Haar die nötige Feuchtigkeit wieder. Ich persönlich greife gerne zu Produkten, die Aloe Vera enthalten, denn diese helfen meinen Haaren gesund und vital aussehen zu lassen.

Eine großzügige Menge an Conditioner hilft dir deine Mähne in gleichmäßigen Teilen durchzukämmen. Bestenfalls verzichtest du auf  Bürsten und versucht deine Haare mithilfe deiner Finger zu entwirren. Diese Art von Detangling ist zeitaufwendig, reißt dir aber weniger Haare heraus. Lass dich ja nicht dazu verleiten zu viel Conditioner im Prozess aufzutragen. Denn eine zu große Menge kann sich an deinen Haaren absetzten, und die Reste schaden den Locken im Verlauf des Stylings. Bei diesem Schritt ist es wichtig, den Conditioner gut einwirken zu lassen. Ihn besonders in den Längen und Spitzen einzuarbeiten und, ganz wichtig, mit kaltem Wasser abzuwaschen. Gegensätzlich zum heißem Wasser hilft dir kaltes Wasser den Glanz in den Haaren zu behalten und die Feuchtigkeit vorerst zu versiegeln. Braucht dein Haar mehr Liebe und Aufmerksamkeit, kannst du auch gerne eine Deep Conditioning Kur auftragen, um so deinem Haar zu Glanz zu verhelfen.

 

Ein Guide für die Curlyqueen und welche die es möchten werden. Quelle: Instagram

Erwärme 3 Löffel reines Kokosnuss Öl, mische ein paar Tropfen Rizinusöl darunter. Füge nach deinem Belieben Olivenöl hinzu. Trage die Mischung auf dein Haar auf und lass es für mindestens fünfzehn Minuten einwirken. Vergiss nicht besonders deine Kopfhaut damit einzumassieren. Um ein besseres Ergebnis zu erzielen kannst du deine Haare auch mit Folie umwickeln.

 

Setzte deine Krone in Szene mit einem Wash-And-Go. (Quelle: eigene Aufnahme)

Schritt 3: Styling!

Nun da deine Haare all die Feuchtigkeit bekommen haben, die sie brauchen, solltest du dir auch Pflege-Produkte suchen, die sich ähnlich zusammensetzen wie dein Conditioner. Das prüfst du am besten, indem du eine kleine Menge auf deiner Hand zusammenrührst und schaust, ob sich die Produkte vermischen lassen oder sich absetzen. Fürs Styling ist dir freie Hand überlassen. Es gibt viele Styles, um deine Lockenkrone zu formen. Ich wähle aber immer gerne die einfache Wash-and-Go-Variante.

Zum Stylen kannst du einen Leave-In Conditioner oder eine Styling Milk nehmen. Du solltest wieder auf die Inhaltsstoffe achten und dir Produkte suchen, die zu deinem Lockentyp passen. Auch hier greife ich gerne zu Aloe Vera und Kokosnuss. Nachdem du dein Produkt eingearbeitet hast, nimmst du dir ein Öl zur Versiegelung der Feuchtigkeit und arbeitest dies ebenfalls in dein Haar ein. Wichtig, als letztes solltest du deine Haare immer crunchen. Bei dieser Methode drückst du deine Haarenden hoch in Richtung deiner Kopfhaut und unterstützt somit deine natürliche Lockenstruktur.

Zu guter Letzt lässt du deine Haare lufttrocknen und gibst ihnen den Raum, den sie brauchen. Für kalte Wintertage solltest du zu einem sogenannten Diffuser greifen. Oder du lässt sie über Nacht trocknen. Ein Diffuser ist ein Aufsatz für deinen Föhn mit dem Vorteil, dass er deine Haare nicht beansprucht. Denn Hitze sollte man auf alle Fälle vermeiden. Oder du greifst zu einem T-Shirt für ein Frizz freies Ergebnis, wickle es einfach wie ein Handtuch um deine Haare zum Trocknen.

Diffuser zum trocknen. Quelle: Instagram

Schlafe wie eine wahre Lockenqueen! Seide und Satin werden deine besten Freunde sein. Beide Stoffe sind perfekt um deinen Lockenstyle für mehrere Tage aufrecht zu erhalten. Egal ob als Kissen oder Haarhaube sie entziehen dir keine Feuchtigkeit und lassen dir deinen Glanz länger.

 


Links zum weiterstöbern:

https://natürlich-lockig.de/curly-girl-methode/

https://www.femelle.ch/beauty/frisuren/conditionerguide-benutzt-den-richtigen-conditioner-auch-richtig-2037/2

 

Einige von uns kennen das: Man träumt von einer wallenden, glänzenden Mähne und wenn man morgens aufsteht, erschrickt man über das Vogelnest, das sich über Nacht auf dem Kopf gebildet hat. Dann beginnt man verzweifelt, mit Wasser, Schaumfestiger, Anti-Frizz-Mitteln oder, wer es lieber natürlicher mag, mit Kokosöl etc. gegen den Frizz anzukämpfen. Nur um nach einigen Minuten entnervt aufzugeben und wieder einmal mit der Notlösung – einem Dutt – aus dem Haus zu gehen.

Meine Geschichte

Ich als Kind. (Quelle: eigene Aufnahme)

So ging es mir viele Jahre lang. Als Kind hatte ich lange, wellige Haare mit glatter Struktur. Mit etwa elf Jahren bekam ich die grandiose Idee, mir die Haare auf Schulterlänge abschneiden zu lassen. Und damit fing es an. Die Klassenfotos der ersten Jahre auf dem Gymnasium zeigen klar nachvollziehbar, wie meine Haare von glatt über eine Frisur wie Emma Watson als Hermine-Granger-im-ersten-Harry-Potter-Film zu – nennen wir es mal hauptsächlich lockig – wurden. Hauptsächlich lockig deshalb, weil meine Locken grundsätzlich nur direkt nach dem Waschen gut aussahen. Und auch nur, wenn ich sie nicht zu kurz aber auch nicht zu lange im Handtuch gelassen habe, den perfekten Moment abpasste, um den Schaumfestiger aufzutragen und sie danach bloß nicht mehr anfasste oder sie irgendeiner Art von Reibung aussetzte. Von Föhnen mal ganz zu schweigen. Das Ganze hielt dann maximal bis zum nächsten Tag, wenn ich mit dem bekannten Vogelnest wieder aufwachte.

Der Kampf mit dem Frizz

Zugegeben – Haare sehen etwas anders aus. Aber ihr wisst was ich meine? (Quelle: Mauriciooliveira109, Pexels.com)

Ich habe jahrelang wirklich alles versucht. Ich habe alles an Anti-Frizz-Produkten durch, was die Beauty-Industrie zu bieten hat. Zusätzlich habe ich mit einem Dutt geschlafen, mit einem Zopf, mit zwei Zöpfen oder im Sitzen. Ich habe den perfekten Moment abgepasst, um die Pflegemittel aufzutragen und ihn ebenso oft verpasst. Und ich habe Kokos-Shampoo mit echten Stückchen, Anti-Frizz-Spülungen, Lovely-and-Smooth-Hair-Spray und Perfectly-Shiny-Hair-Balm benutzt. Alles ohne Erfolg. Das Vogelnest war jeden Morgen zuverlässig wieder da. Wenn die Haarwurzel gekrümmt ist, kann man eben nichts machen (siehe Blog-Beitrag zum Thema Haarstrukturen).

Was sind eigentlich „schöne“ Locken?

Ich zur Abwechslung mal mit „schönen“ Locken. (Quelle: eigene Aufnahme)

Ich möchte Locken keineswegs verteufeln. Die ganzen Hilfsmittel wie Lockenstäbe und -wickler, Papilotten oder Salz-Sprays für die perfekten Beach-Waves gibt es ja deshalb, weil sich viele Menschen Locken wünschen. Und ganz ehrlich, genau solche Haare wünsche ich mir ja auch. Das Problem ist nur, dass diese Produkte für Menschen mit glatten Haaren entwickelt worden sind. Und die haben keine Probleme mit dem Frizz, der bei Menschen mit Naturlocken meist automatisch entsteht.

Manchmal – meistens direkt nach dem Haarewaschen – schaue ich in den Spiegel und denke mir: Eigentlich kann ich ja froh sein, solche Haare zu haben, für die andere stundenlang mit dem Lockenstab hantieren müssen. Aber dann gehe ich raus in den Regen, ziehe mich um oder schlafe eine Nacht (im Liegen) – und schon hat sich das mit den „schönen“ Locken erledigt.

Auch die Reaktionen auf meine Haare waren schon immer sehr unterschiedlich: „Du hast doch so schöne Locken“ oder „andere brauchen Stunden dafür, um so auszusehen“, war die Meinung mancher. Aber auch das Gegenteil war der Fall. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Kommentar eines Klassenkameraden. Dieser erklärte mir nach dem Schwimmunterricht: „Deine Haare sehen ja schon ein bisschen so aus, als hättest du in die Steckdose gefasst.“ Manchmal habe ich das Gefühl, die Menschen verstehen nicht ganz, wie viel Mühe man sich geben muss, um frizz-freie Locken hinzukriegen.

Und der Grad zwischen „schönen“ Locken und einer Frisur wie ein aufgeplatzes Sofakissen ist ziemlich schmal und manchmal nur eine Nachtruhe voneinander entfernt. Nun könnte man ja sagen, es ist egal, was die anderen denken. Es kommt darauf an, dass ich mich gut fühle. Aber gerade in der Pubertät, wenn man sich ohnehin nicht so ganz sicher ist, wie man eigentlich aussehen soll oder will, können einen Kommentare wie der meines Klassenkameraden schon mal verunsichern.

Die Not-Lösung

Vielleicht hängt mein Wunsch nach glatten Haaren damit zusammen, dass man ja angeblich nie mit dem zufrieden ist, was man hat. Aber eigentlich wollte ich ja gar keine glatten Haare, ich wollte doch nur kein Vogelnest mehr! Immer wieder ließ ich meine Haare natürlich, manchmal auch um den Frizz-Hassern zu zeigen, dass mir ihre Meinung nicht wichtig war. Aber nach einiger Zeit stellte ich fest, dass ich mich durch diese Trotzhaltung auch nicht besser fühlte. Also beschloss ich für mich, dass ich mich mit glatten Haaren wohler fühlte und fing an, meine Haare regelmäßig zu glätten.

Obwohl ich mich damit weitaus wohler fühlte, tat das dauerhafte Glätten den Haaren natürlich nicht gut. Länger als bis kurz über die Schultern konnte ich sie nicht wachsen lassen, weil sie an den Spitzen immer abbrachen. Außerdem nahm es ziemlich viel Zeit in Anspruch und – andere Menschen mit Locken kennen das: man kann nie „mal eben schnell Haare waschen“. Nein, bei Locken-Trägern will jede Haarwäsche sorgfältig geplant sein.

Also begann ich mich nach einigen Jahren, nach dauerhaften Glättungsmethoden umzusehen. Eine chemische Glättung kam nicht in Frage. Schließlich wollte ich meine Haare ja eigentlich wachsen lassen und ich wusste, wie schädlich die Chemikalien sind. Während meines Au-Pair-Jahres in London nach dem Abitur stieß ich dann zufällig auf eine neue Methode, die ich seitdem zweimal angewandt habe: mit zunächst ernüchternden, dann aber sehr zufriedenstellenden Ergebnissen.

In meinem nächsten Beitrag werde ich euch Näheres über meine persönliche Lösung für frizz-freie Haare erzählen…

 

Der ungefragte Griff in das Haar gefolgt von den Sätzen „Deine Haare sind so schön lockig. Die hätte ich auch gerne!“ oder „Glätte sie doch mal!“ oder „Lass sie doch mal lockig und offen!“ – Naturals kennen diese Situationen nur allzu gut. Bis jetzt hat noch keiner eine charmante Art gefunden, diese unerwünschten Annäherungen höflich abzulehnen. Woher kommt diese Distanzlosigkeit und zugleich die Beklommenheit und Verfremdung, wenn es um lockiges Afrohaar geht?

Ein kleines Mädchen ohne Furcht vor ihrem natürlichen Haar. Photo by D Sharon Pruitt, published on commons.wikimedia.org

 

 

 

„Little girl with the press and curl
Age eight, I got a Jheri curl
Thirteen, and I got a relaxer
I was a source of so much laughter
At fifteen when it all broke off
Eighteen and went all natural“

 

 

 

Die afroamerikanische Sängerin India Arie beschreibt mit ihrem Lied „I am not my hair“, haargenau die Veränderung, die viele Schwarze Mädchen in ihrem Leben durchmachen. Die Liebe zum natürlichen Haar kommt bei vielen leider erst spät, bei manch einem fatalerweise nie. Mit dem Erwachsenwerden wachsen nicht nur der Charakter und die Identität eines Menschen, sondern viele setzten sich auch speziell mit ihrem Aussehen auseinander. Besonders in dieser Zeit machen viele junge Schwarze Mädchen einen Prozess in Bezug auf ihre Haare durch. Sie versuchen bewusster und schützend mit ihrem natürlichen Haar umzugehen. Immer mehr entscheiden sich dazu, Natural zu werden. Unter dem Begriff Natural Hair ist ein unverändertes, ohne chemischen Prozess beeinflusstes Afrohaar zu verstehen.

Amara und ihr umstrittener Afro. Quelle: Amara La Negra Instagram/ Photo by Joey Rosado

Jedoch schämen sich viele, ihre natürliche Haarstruktur im alltäglichen Leben zu präsentieren, da diese nicht dem europäischen Schönheitsideal entspricht. Auch nicht, weil es bis heute noch kontroverse Szenen im Fernsehen zu sehen gibt, wie beispielsweise in der amerikanischen Vh1 Sendung „Love and Hip Hop Miami“. Während einer Studio-Session spricht der Producer Young Hollywood die Afro-Latina Sängerin, Amara La Negra auf ihre volle Haarpracht an. Seiner Meinung nach solle die Sängerin ihren Afro glätten um weniger wie Macy Gray und mehr wie Beyonce auszusehen, wenn sie Erfolg mit ihrer Musik haben wolle! Viele Menschen teilen leider dieselbe Meinung und sehen Natural Hair als schlecht und ungepflegt an. Je weniger kraus, desto akzeptierter ist das lockige Haar. Durch seine Aussage hat Young Hollywood Salz in eine historische Wunde gestreut.

Von der Flechtfrisur zur Glatze …

Eritreische Bräute mit traditionellen Flechtfrisuren. Quelle: Instagram

Afrikanische Haarstrukturen und ihre Träger und Trägerinnen mussten im Laufe der Geschichte viel Leid und Demütigung ertragen. Afrikanische Nationen sehen ihre Haare als Statussymbol und als Zeichen ihrer Identität und Herkunft. Der Beruf des Friseurs war und ist bis heute noch unter den zahlreichen Nationen des afrikanischen Kontinents hoch angesehen. Im frühen Alter wird jungen Mädchen die Kunst des Zöpfeflechtens beigebracht, damit die Traditionen und Gepflogenheiten der Herkunft nicht verloren gehen.

In der Zeit des Sklavenhandels wurden Sklaven ihre Köpfe glatt geschoren. Dies geschah vor allem aus hygienischen Gründen. Jedoch war dieser Akt für viele Sklaven ein Raub ihrer Identität und eine Herabminderung ihres Status. Jungen Sklavenmädchen wurde beigebracht ihr „wollartiges“ Haar zu bändigen, um die weißen Sklaventreiber nicht zu beleidigen. Ein guter Sklave zeichnete sich durch gezähmtes oder bedecktes Haar aus.

„If your hair is relaxed, white people are relaxed. If your hair is nappy, they’re not happy!“ -Paul Mooney in Chris Rock’s Dokumentation „Good Hair“.

Diese Ansicht prägte viele Schwarze Sklaven und beeinflusst bis heute noch viele junge Schwarze Lockenköpfe. Naturals waren verpönt. Mir den Jahren stieg der Drang nach einem europäisierten Schönheitsbild. Glattes Haar war eine stille Antwort für Akzeptanz. Der „creamy-crack“ (offizielle Bezeichnung Relaxer), bietet Schwarzen Frauen die Möglichkeit ihre Haare zu entkrausen um dadurch die gewünschte Glätte zu erlangen. Durch den dauerhaften Glättungsprozess wird die lockige oder krause Haarstruktur angegriffen und kann bis zur vollkommenen Zerstörung verändert werden. Als schönes Haar gilt das glatte, seidige Haar. Dadurch geprägt wurde besonders von 1980 bis 1990 die Glättung der Haare hoch angepriesen. Für viele hatte diese chemische Glättung Haarverlust und die Veränderung ihrer natürlichen Haarstruktur zur Folge.

… und dann kam der Protest-Afro.  „Black is beautiful!“

… Das ist eine der wichtigsten Parolen in der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Die Kampfansage an das weiße Schönheitsideal. Eine einfache und doch aussagekräftige Liebeserklärung an die Schwarze Frau. Aktivistinnen wie Angela Davis und Kathleen Cleaver brachen durch ihren politischen Tatendrang traditionelle Konventionen. Ihr Aktivismus war geprägt durch die Schwarze Bürgerrechtsgruppe Black Panther. Das Tragen ihres rundförmigen und chemisch unveränderten Afros hat ihrem Protest gegen das weiße Schönheitsideal eine ästhetische Ebene verliehen.

Traue Ellis Ross eine Stilikone mit Mut zum Afro.
Quelle: Instagram

Mit dem Afro als Markenzeichen setzten die Aktivistinnen sich für die Gleichberechtigung der weißen und Schwarzen Bevölkerung Amerikas ein. Auch wenn der Afro als eine doch sehr radikale Form des Protestes galt, schlossen sich viele dieser neuen Bewegung an. Der Afro diente nicht nur als visuelle Repräsentation des Kampfes gegen die weiße Schönheitsstandards des hellen glatten Haares. Er war auch ein Akt der Selbstliebe und Selbstakzeptanz. Durch das Tragen der natürlichen Haarstruktur in ihrer runden und krausen Form stimmten Anhänger in eine sichtbare Form der Selbstwertschätzung ein.

„Look, black is beautiful, shawty, that you should know
Don’t let American standards damage your African Soul!“  – Rapper Wale aus dem Lied „Black is Gold“

Viele Generationen zuvor entschieden sich, ihr natürliches Haar aufzugeben, um sich durch chemische Prozesse und andere Hilfsmittel dem europäischen Standard anzupassen. Doch in den letzten Jahren ist ein erheblicher Trend, vor allem in der heutigen Generation von Schwarzen Mädchen (und Jungs), zur natürlichen Lockenpracht entstanden. Nappy wird von seiner negativen Assoziation befreit und umdefiniert in natural und happy.
In den letzten fünf Jahren ist der Verkauf von Relaxerprodukten um 37 Prozent gesunken (Stand 2018). Der Trend zur natürlichen Lockenpracht steigt. Die Parolen der früheren Black-Panther-Bewegung klingeln noch heute in vielen Ohren.

Nappy = Natural und Happy Photo by @photosbyphab from nappy.co

I am not my hair, I am not this skin, I am not your expectations! – India Arie

Doch woher kommt dieser ansteigende Wandel zu den natürlichen Locken in unserer Generation? Die Vielfalt der Produkte für schwarzes und lockiges Haar wird größer. Mithilfe der Digitalisierung ist es für viele einfacher geworden, sich auszutauschen. Tausende von Blogs, Vlogs und Youtube-Kanälen erzählen die Geschichte der Naturals. Durch diesen Austausch ist eine riesige Community entstanden in der es möglich ist Gleichgesinnte zu finden, die einem Mut zusprechen und bei Problemen weiterhelfen. Infolge dieser weiten Verbreitung von Naturals stieg auch die Repräsentation des Afrohaars in den Mainstream Medien.

Yara Shahidi in einer People Magazinausgabe mit ihrer natürlichen Lockenpracht.
Quelle: Instagram

Das Haar ist nicht mehr die stille Einwilligung in die unfreiwillige Assimilation der westlichen Welt. Doch Naturals haben die Chance, ihre Haarpracht als eine Art von Selbstverwirklichung zu nutzen. Eine Form von Protest gegen den Druck, einem Ideal gleichen zu müssen, dem viele Schwarze Mädchen nicht gerecht werden können. Die Möglichkeit sich selbst zwanglos zu äußern und uneingeschränkt selbst zu lieben, wird durch diesen neuen Standard geboten. Auch prominente Persönlichkeiten sind sich ihrer repräsentativen Arbeit immer mehr bewusst und tragen durch ihre Frisurenvielfalt die Realität vieler schwarzer Frauen in die Welt. Stars wie Solange Knowles, Lupita Nyong´o, Yara Shahidi, Erykah Badu und nicht zuletzt der Rapper Wale feiern das Bild der Schwarzen Frau und zudem das ihrer natürlichen Haarstruktur in vollen Zügen.

To that little black girl…

Es ist wichtig zu erkennen, dass dein Haar dir gehört. Beauty Standards und gesellschaftliche Normen definieren deine Schönheit nicht. Trends zu folgen, nur weil sie anderen gefallen, ist ein Kreislauf, aus dem es schwer ist zu entkommen. Die Selbstakzeptanz steht im Vordergrund. Egal wie du dich entscheidest dein Haar zu tragen, bleibe dabei! Solange du einen Weg gefunden hast mit deinen Haaren umzugehen, der für dich passt und dir gefällt. Verändere dein Haar nicht, weil es jemand von dir erwartet, sondern weil du es so willst. Lass dich nicht durch gesellschaftliche Standards und Normen einsperren. Lerne dein Haar zu lieben so, wie es ist. Unsere Haare sind unsere Krone. Also trage deine Krone mit Stolz und lass dich nicht unterkriegen!


Filmvorschläge:

GoodHairMovie. “Good Hair Ft. Chris Rock- HD Official Trailer.” YouTube, YouTube, 31 July 2009, www.youtube.com/watch?v=1m-4qxz08So.

“My Nappy ROOTS: A Journey through Black Hair-Itage.” YouTube, YouTube, 28 Jan. 2007, www.youtube.com/watch?v=CFXZceQ2gAA.

Quellen:

Bellinger, Whitney. „Why African American women try to obtain’good hair‘.“ Sociological Viewpoints 23 (2007): 63.

Mohdin, Aamna. “The Natural Hair Movement Is Forgetting Its Radical Roots.” Quartzy, Quartz, 8 Nov. 2017, quartzy.qz.com/1110554/the-natural-hair-movement-is-moving-away-from-its-radical-roots/.

Nathalie. “Amara La Negra: The Reason Why It Is Important To Promote Self Validation.” Afrocks, Afrocks, 9 Jan. 2018, afrocks.com/blog/amara-la-negra-reason-self-validation/.

Rosado, Sybil Dione. “No Nubian Knots or Nappy Locks: Discussing the Politics of Hair Among Women of African Decent in the Diaspora. A Report on Research in Progress.” American Ethnologist, Wiley/Blackwell (10.1111), 7 Jan. 2008, anthrosource.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1525/tran.2003.11.2.60.

“4 Ways to Love Your Natural Hair!- It’s Hard to Love Something That ….” Mane Guru, 23 July 2017, maneguru.com/love-your-natural-hair/.

Manche genießen den Duft von Shampoo- und Pflegeprodukten, anderen sträuben sich die Haare beim Gedanken an Trockenhaube, Bleichmittel und Co. Doch was genau passiert mit unseren Haaren, während wir uns im Friseursessel zurücklehnen? Wie beeinflusst Chemie Form, Farbe und Struktur unserer Haare? Ein Blick unter die glänzende Oberfläche von Dauerwellen und künstlichen Haarfarben.

Haare waschen und föhnen, färben und tönen, glätten und wellen, blondieren und aufhellen, shampoonieren und pflegen, entfernen und ankleben. Wie es scheint, reicht ein Besuch beim Friseur aus, um jedem beliebigen Haartrend zu folgen. Wir setzen uns in einen gemütlichen Sessel, lesen ein paar Zeitschriften und im Handumdrehen verlassen wir den Salon mit einer neuen Frisur. Dabei benötigen die meisten Frisuren mehr als nur ein paar Handgriffe – nämlich Chemie!
Hier erfahren wir, welche chemischen Prozesse dem chemischen Glätten, einer Dauerwelle, sowie dem Haare färben und tönen zugrunde liegen.

Magische Inhaltsstoffe und chemische Zauberformeln

Chemie ist heute weder aus einem Friseursalon wegzudenken noch aus unserem eigenen Vorrat an Haarpflegeprodukten und -tools. Wir benutzen die Glätteisen, Lockenstäbe, Färbemittel und Tönungen jedoch meistens ohne zu wissen, wie diese auf unsere Haare einwirken. Natürlich, sie bekommen einen „ultimativen Glanz“, „mehr Volumen“, werden zu einer „wilden Mähne“, „lassen die Haarpracht neu erstrahlen“ und verhelfen grauem Haar zu „einem faszinierenden Farbergebnis.“ Sie zaubern „24h sichtbar mehr Haarfülle ohne zu beschweren“ und geben „extrastarken Halt“, wenn wir mal durch den Wind sind.
Das hört sich gut an und sieht meistens ansprechend aus, aber spätestens wenn wir die lange Liste der Inhaltsstoffe überfliegen, verstehen wir doch nicht so ganz, wie diese neue Zauberformel jetzt eigentlich funktioniert.

Dieses kurze Video auf Englisch zeigt euch, woraus unsere Haare bestehen. Das ist wichtig um zu verstehen, wie chemische Prozesse beim Hairstyling ablaufen.

Glatt oder gelockt – eine Frage der Chemie

Um glattes Haar zu wellen und gewelltes Haar zu glätten, müssen die Querverbindungen innerhalb des Haares gelockert oder sogar aufgebrochen und neu zusammengefügt werden. Wasser- und Wärmeeinwirkung löst vor allem die Wasserstoffbrücken auf, die beständigeren Disulfidbrücken bleiben aber erhalten.

Die Wasserstoffbrücken lösen sich, indem sich im nassen Haar Wassermoleküle zwischen die Wasserstoffbrücken einlagern und diese so aufbrechen. Deswegen kann das nasse Haar sich einer neuen Form, beispielsweise der eines Wicklers oder einer Bürste, optimal anpassen.
Wenn wir unser Haar anschließend trocknen, lösen sich die Wassermoleküle wieder auf und die Wasserstoffbrücken schließen sich in ihrer neuen Form. Aus diesem Grund ist es möglich, dass auch sehr lockige Haare in nassem Zustand zunächst glatt sind. Ebenfalls können glatte Haare, indem sie nass geflochten und getrocknet werden, kurzzeitig wellig bleiben. Diese reversible Umformung der Haare kann durch das Föhnen mit Rundbürsten oder im geflochtenen Zustand, aber auch durch die Hitze von Glätteisen und Lockenstäben erzielt werden.

Nicht jede Schönheit ist vergänglich!

Soll die Haarpracht von Dauer sein, kommen die chemische Glättung oder eine Dauerwelle infrage. Dabei lösen sich nun auch die beständigeren Schwefelbindungen. Dies geschieht durch alkalische Cremes oder Pasten, die der Friseur gleichmäßig ins Haar einarbeitet. Durchdringen diese die äußere Haarschicht, können sie in die Mikrofibrillen der Fasern eindringen und die Disulfidbrücken aufbrechen. Durch diese Öffnung der Proteinstruktur wird das Haar verformbar. Das erweichte Haar nimmt nun die Form des Lockenwicklers (bei der Dauerwelle) oder einer glatten Oberfläche (bei der chemischen Glättung) an. Ein Oxidationsmittel wie Wasserstoffperoxid kann die Schwefelbrücken wieder schließen. Die Formänderung wird fixiert und bleibt nun auch unter Wassereinfluss erhalten.

Disulfidbrücken sind zunächst geschlossen (links), werden denn aufgebrochen (mitte) und schließlich neu zusammengefügt (rechts)

Farbe bekennen

Wer sich Abwechslung durch neue Farbe wünscht, muss sich entscheiden, ob die Veränderung dauerhaft oder nur für einen begrenzten Zeitraum anhalten soll. Eine Tönung verliert bereits nach einigen Haarwäschen an Intensität, wohingegen das Färben der Haare dauerhaft anhält. Der Unterschied besteht darin, dass bei einer Tönung die natürlichen Farbpigmente in den Haaren erhalten bleiben. Die Farbe der Tönung lagert sich an das Keratin in den Mikrofibrillen an und bildet eine Farbschicht um diese herum, die sich mit der Zeit wieder löst.
Beim Haarefärben kommen hingegen Alkalien zum Einsatz. Diese werden ins Haar eingearbeitet und lassen es aufquellen. Dadurch entstehen Zwischenräume in der Schuppenschicht, die Platz für die neuen Farbstoffe machen. Die haareigenen Farbpigmente werden mit Wasserstoffperoxid zerstört, was zu einer starken Aufhellung führt. Anschließend können die neuen Farbpigmente sich in die Faserschicht einlagern und für eine dauerhafte Haarfärbung sorgen.

Ein bisschen Chemie schadet nie?

Der Mythos von „Zauberformeln für die perfekte Frisur“ oder „magischer Sprungkraft für definierte Locken“ ist damit, genau wie Rapunzels meterlanger Zopf, eindeutig in die Ecke der Märchen gerückt. Dass chemische Prozesse beim Friseur die entscheidende Rolle spielen, mag ernüchternd sein. Aber es bestätigt, dass wir lieber den Friseur den Zauberstab schwingen lassen sollten, bevor wir uns selbst an Bleichmittel und Co herantrauen.

Du willst deine Haare noch genauer unter Lupe nehmen? Hier erklären Chemiker die Vorgänge haarklein:

http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/haare/haare_chemie.htm

http://www.lehrer.at/html/kosmetik/pdf/OS-BIO-HAAR-A3.pdf

Video Icons u.a. von: https://www.flaticon.com/, https://icons8.de/free-icons und  https://www.freepik.com/free-icons

Darf es ein falscher Bart aus Goldstaub sein? Oder doch lieber der jugendliche Caesaren-Look? Im alten Rom dauerte der Friseurbesuch schon einmal länger. Mit ihren Experimenten veränderten die Trendsetter der Antike die Haarmode aber für immer. Weiterlesen