Ein Filmeabend mit Freunden ist etwas Schönes: Auf dem gemütlichen Sofa wird’s kuschelig eng. Hier und da ertönen Knabbergeräusche. Fleißig werden selbstgemachtes Popcorn, Chips und M&M’s gemampft – das beste Catering, was es für diesen Anlass gibt. Dann opfert sich einer, steht auf und macht das Licht aus, damit es noch gemütlicher wird. Hoffnungsvoll sitzen nun alle vor dem Fernseher. Film ab! Aber welcher nur? – Das ist die große ungemütliche Frage. Die Auswahl des Films kann manchmal echt schwierig sein. Wie wär’s mit einem Abend unter dem Motto „Haare“? Ich habe mich auf die Suche nach haarigen Blockbustern und cineastischen Haarwundern gemacht. Drei davon stelle ich euch hier vor. Weiterlesen
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Jeder von uns kennt die Versuche des Friseurs oder der Friseurin während der Behandlung zaghaft ein Gespräch zu beginnen. Jeder von uns kennt die innere Zerrissenheit zwischen weiterem Anschweigen mit vereinzeltem Augenkontakt oder einer oberflächlichen, weitestgehend uninteressierten Unterhaltung. Gelegentlich entstehen aus der Not heraus aber auch humorvolle Gespräche, die das Haareschneiden erträglich machen.
Einen passenden Friseur zu finden ist oft schwierig. Einen Herrenhaarschnitt für acht Euro in einem der vielen billigen Friseursalons am besten noch spontan und ohne Termin. Das ist gerade bei jungen Menschen der Trend. Dabei wird oft vergessen, dass die „Sparfrisur“ auch auf die Kosten der Mitarbeiter geht. Diese stehen oft unter massiven Druck. Aber es gibt auch viele Friseursalons bei denen einmal waschen, schneiden und föhnen zwischen 40 und 70 Euro kostet. Doch wie kommt dieser enorme Preisunterschied zustande und ist ein teurer Friseur automatisch besser als ein billiger?
Generell ist es schwierig zu behaupten, ein guter Friseur sei teuer und ein schlechter Friseur billig. Ein vergleichsweise günstiges Friseurgeschäft kann durchaus auch in manchen Fällen insgesamt besser sein (Kosten, Beratung, Wartezeit, Qualität der Frisur) als ein teurer Friseur, denn das Ergebnis bewertet jeder Kunde und jede Kundin individuell. Das zeigt eine Reportage des K1 Magazins. Jeder Kunde und jede Kundin legt seinen eigenen Maßstab an und natürlich gibt es Preisunterschiede wie bei jeder Dienstleistung. Ein Friseur soll ja auch für jeden Geldbeutel zugänglich sein.
Die Frage, ob man bei dem Friseurbesuch eine Empfangsdame, einen Kaffee, eine Massage oder Zeitschriften braucht, kann ebenfalls nicht generell beantwortet werden. Manche wollen den Friseurbesuch als ein Erlebnis wahrnehmen, andere wollen ihn einfach so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Preis lässt sich laut des Geschäftsführers des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks Jörg Müller durch bestimmte Parameter errechenen. Dazu gehören die Salonmiete, Schulungen sowie Ausbildung der Mitarbeiter, Salonambiente und die durchschnittliche Zeit, die die Dienstleistung in Anspruch nimmt.
Friseursalons im niedrigen Preissegment
Friseursalons im niedrigen Preissegment wollen mit ihren Preisen, Produkten und Dienstleistungen oft eine junge und trendbewusste Kundschaft ansprechen. Diese Kundschaft sollte sich aber auch dessen bewusst sein, dass sie oftmals keine kompetente und umfassende Beratung erwarten darf. Ein Männerhaarschnitt beispielsweise dauert in den wenigsten Fällen länger als 15 Minuten. Dafür werden dann zwischen acht und zehn Euro verlangt. Wer zum Friseur geht, um seine bestehende Frisur nur nachschneiden zu lassen, oder weiß, wie seine Frisur aussehen soll, ist in diesem Segment bestens aufgehoben. Wer allerdings eine individuelle Beratung oder dergleichen erwartet, sollte lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen, denn die Zeit eines Billiganbieters reicht dazu schlicht und einfach nicht aus.
Ausbeutung der Mitarbeiter/Innen in billigen Friseurgeschäften ist keine Seltenheit
Nicht allen preiswerten Anbietern kann das unterstellt werden – es gibt immer Ausnahmen – aber oftmals (häufig bei Friseurketten) ist folgendes Szenario die traurige Realität: Die Mitarbeiter/Innen sind in sogenannten „Knebelverträgen“ gefangen. Beispiel: Eine Friseurin, nennen wir sie Emily, arbeitet in einem solchen Geschäft. Sie muss je nach Lage und Stadt ihres Arbeitgebers zwischen 280 und 350 Euro pro Tag erwirtschaften. Nehmen wir an, dass der durchschnittliche Kunde mit Beratung, schneiden, färben usw. etwa 30 Minuten in einem Geschäft verbringt. Wenn der Haarschnitt dann 15 Euro kostet (dieser Preis ist für billige Friseure schon recht hoch) hat Emily nach 8 Stunden Arbeit einen Umsatz von 240 Euro erwirtschaftet. Das bedeutet Überstunden und zwar jeden Tag. Die Überstunden bezahlen diese Salons so gut wie nie.
Wenn Emily dann nach ihrem Arbeitstag ihren Umsatz nicht erreicht hat, kann ihr eine Abmahnung, eine Kündigung oder eine Lohnkürzung (beispielsweise durch Reduzierung der Arbeitszeiten) drohen. In ihrem Vertrag steht nämlich eine Klausel über die „Nichteinhaltung der Mindestarbeitspflicht“, welche den Arbeitgeber zu diesen Schritten berechtigt. Sollte ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin diesen Bedingungen nicht zustimmen, ist Mobbing häufig eines der letzten Mittel, zu denen der Arbeitgeber / die Arbeitgeberin greift, um diesen loszuwerden.
Die Tricks der Geschäftsführer/Innen
Aber auch Salonbetreiber/Innen, die diese Geschäftspolitik verfolgen, bedienen sich oft an Tricks um zusätzlich noch Geld zu sparen und somit den Preis weiter nach unten zu drücken. Der Betreiber/die Betreiberin ist dazu verpflichtet, mindestens einen Meister/In in einem Salon zu beschäftigen. Ein Meister oder eine Friseurmeisterin verdient natürlich mehr als ein Lehrling oder ein einfacher Friseur oder eine Friseurin. Deshalb werden oft Meister/Innen bei der Eröffnung eines Betriebs eingestellt und dann ein paar Wochen später wieder entlassen. Durch diesen Trick kann ein Betrieb im Monat mindestens 4.000 Euro an Lohnkosten inklusive Lohnnebenkosten sparen. Das macht einen Wettbewerbsvorteil von bis zu 30.000 Euro im Jahr aus, durch den der Salon dann billigere Preise anbieten kann. Das Ordnungsamt kommt aufgrund von Personalmangel bei der Kontrolle der Friseursalons nicht hinterher. Außerdem muss der Meister/die Meisterin auch nicht immer anwesend sein, was es noch schwieriger macht, einen solchen Verstoß nachzuweisen.
Friseursalons im höheren Preissegment
Das Nachfolgende ist oft die Realität, kann aber nicht für alle Friseursalons behauptet werden. Die Preise vieler Friseursalons übersteigen die der Billiganbieter um Längen. Jedoch wird dem einzelnen Kunden und der einzelnen Kundin mehr Zeit gewidmet. Neben waschen, schneiden, föhnen und frisieren werden die Kunden/Innen individuell beraten und bekommen somit mehr Leistung für ihr Geld. Weitere Beispiele für zusätzliche Leistungen sind eine Massage, ein Kaffee oder ein Kopfhörer für die Zeit in der die Farbe einwirkt. Klar ist auch, dass das nicht bei jedem Besuch beim Friseur notwendig ist und es ist auch nicht gesagt, dass die Mitarbeiter/Innen eines solchen Betriebs weniger ausgebeutet werden als andere.
Trotzdem haben diese Mitarbeiter/Innen öfter ein angemessenes Arbeitsklima, eine bessere Vergütung und weniger Stress als die Mitarbeiter/Innen von Billig-Friseursalons. Eine bessere Ausbildung ermöglicht individuelle Haarschnitte, weil die Friseure auf Schulungen lernen, auf jeden Kunden sowie auf jede Kundin individuell einzugehen. Die Kosten für diese Schulungen übernimmt meist der Arbeitgeber.
Welcher Friseur soll es werden?
Es lässt sich nicht für alle Friseurgeschäfte sagen, dass teuer auch gleich besser ist. Denn am Ende zählt für viele das Ergebnis. Sieht der Schnitt gut aus wird der Friseurbesuch meist als Erfolg verbucht. Jedoch sollte man bei seinem nächsten Friseurbesuch vielleicht daran denken, wie extrem günstige Preise zustande kommen. Verlangt ein Friseurgeschäft für 45 bis 60 Minuten 60 Euro, sind das die gleichen oder ähnliche Stundensätze, wie wenn ein Friseur oder eine Friseurin in einer Stunde vier Kunden für 15 Euro bedienen muss. Der Druck, der auf den Mitarbeitern/Innen lastet, ist aber um ein Vielfaches höher.
Warum heißen solche Geschäfte eigentlich immer Haarvantagarde, spectacoolhair oder Kamm Bodscha? Sind nicht die Menschen in einem Friseursalon wichtiger als ein besonders gutes Wortspiel im Namen? Eine Glosse über haarsträubende Namen von Friseurgeschäften.
Der Traum vom eigenen Friseursalon. Der Boden ist gefegt, die schweren ledernen Drehstühle zurechtgerückt und die Kaffeemaschine im Hinterzimmer vorgeheizt. Ein letzter Blick in den Spiegel, ob die Frisur sitzt und auf den Spiegel, ob auch wirklich alles blitzeblank geputzt ist. Damit dann auch beim Bewerten der neuen Frisur nichts am eigenen Spiegelbild stört. Alles scheint bereit um den Laden zu eröffnen.
Ab jetzt werden hier über Jahre hinweg hunderte Menschen ein- und ausgehen. Mal zufriedener, mal weniger. Aber auf jeden Fall immer mit einer neuen Frisur. Vermutlich werden ganze Tonnen an abgeschnittenen Haaren auf diesem Linoleumboden fallen und mühselig vom Azubi zusammengefegt werden. Immerhin besser, als im ersten Lehrjahr nur Kaffee zu kochen. Aber eines fehlt noch: Der Name zum eigenen Traum aus Haarspraydosen und Friseurwägelchen. Wie soll das hier alles heißen? Von welchem tollen Geschäft sollen meine Kunden ihren Freunden und Bekannten erzählen? „Du musst unbedingt ins Vier-Haareszeiten, da liest dir der Friseur, wie in einem guten Hotel, jeden Wunsch von den Augen ab.“ Oder eher: „Der Pony ist zwar etwas schief, aber die im Haarbracadabra machen einen zauberhaften Kaffee.“
Bei den Namen für ihre Salons scheinen Friseure meist kreativer als bei der Auswahl ihrer Zeitschriften im Lesezirkel. Aber wer möchte denn nicht gerne ins Chaarisma, weil dort die Gespräche einfacher netter sind. Oder ins Atmosphair, weil dort … naja Sie verstehen schon. Zugegebenermaßen ist es auch nicht einfach, für ein solches Geschäft einen passenden und zu gleich wohlklingenden Namen zu finden. Wie soll man das alles beschreiben, was hier so passiert? Die Oma, die sich wieder eine aufwendigere Dauerwelle machen lässt, weil sie sowieso wieder etwas mehr von ihren Enkeln zu erzählen hat. Der Punk, der hastig auf das Foto neben der Sascha Lobo Kolumne gestikuliert und zu verstehen gibt, er wolle seine Haare genauso – nur in grün. Oder ich, der sich schüchtern auf einen der Drehstühle setzt, in der Hoffnung, das geht hier alles schnell vorbei, ohne große Gesprächsversuche des behandelnden Friseurs, und einigermaßen zu meiner Zufriedenheit.
Wenn ich jetzt daran denke, wie mein Friseursalon heißt, den ich alle paar Wochen, wenn die Länge der Haare mal wieder über meinen Unmut siegt, betrete, fällt mir nichts ein. Keine Ahnung wie das Geschäft heißt. Alles, was ich weiß ist, dass der Mann dort meine Haare zu einem Knüllerpreis von acht Euro schneidet und mich dabei weitestgehend in Ruhe lässt. Währenddessen beschallt uns fragwürdiger Sprechgesang. Das alles könnte auch in einer Nachmittagstalkshow im Privatfernsehen stattfinden. „Komm rein und gehe mit anderen Haaren wieder heraus“ beschreibt wahrscheinlich am besten einen Friseursalon. Der Name ist aber zu sperrig um ihn seinen Freunden zu empfehlen. Vorhair und Nachhair kommt da am Nächsten.
Daher haben sich über die ganze Republik verteilt, Inhaber von Friseurgeschäften ausgefallenere Namen für Ihren Lebensmittelpunkt ausgedacht: Kamm In! fordert direkt zu einem Besuch auf, erinnert gleichzeitig aber auch an den Werbeslogan einer Parfümeriekette. Bei Fönix kommen wahrscheinlich Harry Potter Fans auf ihre Kosten. Bei Pony und Clyde dagegen niemand. Im Salon Haarnarchie würde dem Punk sicherlich mit seinem Frisurenwunsch geholfen werden können. Sie merken, ich könnte stundenlang weitermachen mit Haarvantagarde, spectacoolhair oder Kamm Bodscha.
Über Kurz oder Lang – übrigens auch der Name eines Salons – bringt es aber nichts sich über diese Wortspiele aufzuregen; Denn ich habe fast Verständnis für diese armen Leute, die auf verzweifelter Suche nach einem schönen Namen sind. Eine Google-Suche bestätigt dies. Die erste Seite der Suchergebnisse ist voll von Leuten, die um Ideen für einen „coolen“ oder „verlockenden“ Namen für ihren Salon bitten. Ein Nutzer namens „funnyHamburger“ fragt nach einem Namen für einen Friseursalon mit Nagel- und Kosmetikstudio. Seine Idee „Cut & More“ sei leider patentiert, daher suche er auf diesem Wege nach einer Alternative, denn es handle sich um einen „sehr modernen trendigen Salon auf dem Kiez.“ Die Topantwort, wie sie Werner Schulze-Erdel im Familienduell anmoderieren würde, kommt vom Nutzer „DizzyD“: „Hier bei mir gibt’s nen Salon der heisst „Girls like Ponies“. Doppeldeutig, weil übersetzt: „Mädchen lieben Ponys“ sowohl für die – oftmals tatsächlich vorhandene – Vorliebe der Frauen für Pferde, als auch für die Frisur gemeint sein kann.“ Danke, DizzyD. Danke für nichts. Auch seine anderen Vorschläge „His & Hairs“ oder „Dye Hard“, stoßen zumindest bei mir auf wenig Zuspruch. Später bemerkt DizzyD in seiner Antwort völlig korrekt: „Sowieso: Wenn man Wortspiele will, muss man aufpassen, dass es nicht blöd wird.“
Vielleicht ist es aber auch ganz egal, wie das Geschäft heißt, in dem mir alle paar Wochen die lästige Mähne gekürzt wird. Vielleicht sind die Menschen in diesem Laden viel wichtiger. Vielleicht schafft es der Friseur oder die Friseurin sogar bei mir ein wohliges Gefühl auszulösen, das mich gar nicht an einen anderen Friseursalon mit kreativen Wortspielnamen denken lässt. In diesem Moment fällt mir der Name des Friseursalons der alten Dame ein, den ich als Kind immer zusammen mit meiner Mutter besucht habe: „Bei Rosie“. Daran erinnere ich mich gerne zurück, denn es gab kein Wortspiel, das mein Vorschul-Ich wahrscheinlich nicht verstanden hätte, und nach der durchgestandenen Tortur immer einen Lolli.
Wer sich weitergehend mit der Diskussion von „funnyHamburger“ und „DizzyD“ auseinandersetzen möchte, findet hier den Beitrag.
Wer wissen möchte, wo man Friseursalons mit solch kreativen Namen finden kann, klickt hier