Beiträge

In meinem letzten Blog-Beitrag habe ich euch ja von meinem allmorgendlichen Vogelnest erzählt und von meinen zunehmend verzweifelter werdenden Versuchen, meine Haare frizzfrei zu bekommen. Dass dauerhaftes Glätten und chemische Mittel nicht gesund für die Haare sind, ist eine Tatsache. Aber es gibt eine „gesündere“ Lösung: das Brazilian Blowout.

Während eines einjährigen Aufenthalts in London gleich nach dem Abitur bin ich auf eine Methode gestoßen, die verspricht, die Haare dauerhaft zu glätten ohne sie dabei zu zerstören. Diese Methode heißt Brazilian Blowout und war damals, vor sechs Jahren, in Deutschland so gut wie unbekannt. Auch heute noch kennen wenige diese nach ihrem Ursprungsland benannte Methode, und nur ausgewählte Friseure in den großen Städten bieten diese Art der Haarglättung an. Aber der Trend ist immer häufiger auch in Deutschland zu finden und es gibt bereits einige Bloggerinnen, die das Brazilian Blowout ausprobiert haben und über ihre Erfahrungen berichten. Die Bloggerin Nilam veröffentlichte bereits 2014 ein Video über ihren Selbstversuch.

Wie funktioniert das Brazilian Blowout?

Beim Brazilian Blowout wird flüssiges Keratin in die Haare eingearbeitet. Dann wird der Haarschaft (dort zeigt sich, ob das Haar frizzig oder glatt ist. Wer Genaueres wissen möchte, kann sich hier weiter informieren) mit Hitze versiegelt und geglättet. Das hat zur Folge, dass das Haar glatter ist und gesünder aussieht. Außerdem hat es den positiven Effekt, dass Frizz verschwindet und sich eine krause Mähne in glänzendes, welliges Haar verwandeln kann. Das Ganze ist relativ aufwendig und es gibt verschiedene Varianten. Bei einer kann man sofort danach die Haare waschen, bei anderen muss man die Haare bis zu drei Tage lang offen und unfrisiert lassen und darf sie auch erst nach 72 Stunden waschen.

Die Methode verspricht, Frizz zu eliminieren und das Haar wunderbar weich und geschmeidig zu machen. Wenn man zum Friseur geht, dauert die Behandlung zwischen einer und drei Stunden, je nach Länge der Haare. Der größte Nachteil des Brazilian Blowouts ist wohl der Preis – 100 bis 300 Euro pro Behandlung werden schnell fällig. Allerdings gibt es mittlerweile auch die Möglichkeit, sich das Keratin nach Hause zu bestellen und selbst anzuwenden, wodurch die ganze Prozedur natürlich wesentlich günstiger wird. Die Preise für das Kit zum Selbermachen rangieren zwischen 30 und 100 Euro und ein Kit reicht meist sogar für mehrere Anwendungen. Allerdings muss man hierbei vorsichtig sein: Viele der angebotenen Produkte enthalten Formaldehyd, das eventuell gesundheitsschädlich ist. Nähere Informationen hierzu gibt es auf der Website des Umweltbundesamts und des Bundesinstituts für Risikobewertung. Wenn man sich selbst ein Brazilian Blowout Set im Internet bestellt, sollte man also besser darauf achten, ein formaldehydfreies Produkt zu kaufen.

Mein Selbstversuch

Nachdem ich davon gehört hatte, wollte ich das Brazilian Blowout natürlich unbedingt ausprobieren. Noch in London ging ich zum Friseur und ließ mir das Keratin ins Haar einarbeiten. Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber es funktionierte damals überhaupt nicht. Meine Haare waren nicht mehr lockig, aber auch nicht glatt, sondern näherten sich wieder dem Emma-Watson-als-Hermine-Granger-im-ersten-Harry-Potter-Look an. Der einzige Vorteil war, dass das Glätten nicht mehr so lange dauerte wie zuvor. Aber das erwünschte Ergebnis war längst nicht erreicht worden.

Nach dieser Enttäuschung war ich mit dem Thema Brazilian Blowout erstmal durch. Weitere fünf Jahre glättete ich meine Haare. Aber wachsen lassen konnte ich sie natürlich nicht, die Spitzen brachen weiterhin ab. Irgendwann beschloss ich, dass es vielleicht an der Zeit wäre, einen erneuten Versuch zu starten. Das Glätten schädigte meine Haare zu sehr und war auch schlicht und einfach zu zeitaufwändig. Ich wusste, dass es in meiner Umgebung so gut wie keine Friseursalons gab, welche die Keratin-Behandlung anboten. Außerdem war mir der Preis von 200-300 Euro definitiv zu hoch. Also fing ich an, zu googlen und wurde prompt fündig. Es gab mittlerweile eine Bandbreite von Produkten, die man bestellen und selbst zu Hause anwenden konnte. Nach einiger Recherche zum Thema Effektivität und Gesundheit fand ich ein passendes Produkt, das ich ausprobieren konnte. Das Brazilian Blowout Kit, das ich bestellte, gehörte zu der Variante, bei der man das Produkt 72 Stunden lang in den Haaren lassen muss.

Konkret bedeutet das Folgendes: Man muss die Haare mit einem speziellen Shampoo (wird eigentlich immer mitgeliefert) waschen, damit alle Überreste von anderen Produkten ausgewaschen werden. Dann föhnt man die Haare trocken und verteilt die Keratin-Mischung sorgfältig auf jeder Strähne. Danach muss das Haar erneut getrocknet werden und dann jede einzelne Strähne mit dem Glätteisen geglättet werden – daher kommt auch der Begriff Brazilian Blowout. Dadurch wird das Keratin ins Haar eingearbeitet und die Oberfläche des Haarschafts versiegelt. Diese ganze Prozedur dauert je nach Haarlänge zwei bis drei Stunden. Und danach darf man die Haare eben drei Tage nicht waschen.

Haare nach BB

Meine Haare nach dem Brazilian Blowout. (Quelle: eigene Aufnahme)

 

Ich war unglaublich gespannt auf das Ergebnis und muss sagen, dass ich dieses Mal begeistert war. Was auch immer damals in London schiefgelaufen ist – dieses Mal war die Keratin-Behandlung ein voller Erfolg. Gut, meine Haare waren ein bisschen platter als vorher (der Frizz macht natürlich auch Volumen), aber sie waren geschmeidig, fühlten sich seidig an und trotzdem waren noch ein paar Wellen drin.

Nachdem man ein Brazilian Blowout gemacht hat, ist es wichtig, die Haare mit einem sulfatfreien Shampoo zu waschen. Das fiel mir ein bisschen schwer, da ich das Gefühl habe, dass die meisten Shampoos, die auf Sulfate verzichten, die Haare auch nicht richtig sauber machen. Schlussendlich bin ich bei Baby-Shampoo gelandet, welches keine unnützen Zusatzstoffe hat und die Haare trotzdem sauber macht.

Die Anwendung der Keratin-Mischung ist jetzt drei Monate her und meine Haare werden langsam wieder frizziger. Das ist aber normal, je nach Haarstruktur soll die Wirkung drei bis vier Monate anhalten. Auf jeden Fall musste ich meine Haare während dieser Zeit so gut wie gar nicht glätten (höchstens die vorderen, kürzeren Haare).

Profilfoto

Quelle: Eigene Aufnahme

Auch auf meinem Profilbild kann man die Wirkung gut sehen, hier sind wirklich nur die vorderen Strähnen geglättet, alles andere ist mittlerweile Natur.

Egal ob man den Selbstversuch zu Hause startet oder zum Friseur geht: Man muss wirklich gut aufpassen, welche Art von Produkt ausgewählt wird. Wie oben bereits erwähnt, würde ich auf keinen Fall eine Keratin-Mischung empfehlen, die Formaldehyd enthält, aber es gibt ja mittlerweile auch Produkte ohne diese Stoffe. Die Behandlung ist aufwändig, zeitintensiv und wenn man es alleine macht, muss man sich ein bisschen geschickt anstellen oder sich für die hinteren Haarpartien Hilfe holen. Und etwas Volumen geht durchaus verloren, kam bei mir aber nach ein paar Wochen wieder. Grundsätzlich gilt: Ob und wie es funktioniert, ist vom Haartyp, der Haarstruktur, der Länge, der Dicke usw. abhängig. Es gibt also keine Garantie, dass es bei jedem funktioniert. Aber alles in allem scheint das Brazilian Blowout eine Methode der „dauerhaften Entfrizzierung“ und Haarglättung zu sein, die es wert ist, ausprobiert zu werden.

 

Titelbild

Lockig, glatt, kraus, geschmeidig, dick, dünn, glänzend, stumpf. Jeder Mensch hat andere Haare und viele hätten gerne genau das Gegenteil von dem, was sie von Natur aus haben. Aber warum sind unsere Haarstrukturen überhaupt so unterschiedlich? Warum haben manche glattes Haar, andere dagegen eine krause Lockenmähne? Woher kommen diese Unterschiede?

„Alle sieben Jahr’ wechselt Haut und Haar“ heißt es im Volksmund. Das würde bedeuten, dass sich unsere Haarstruktur alle sieben Jahre verändert und manch einem mag das tatsächlich auch so vorkommen. Als Kind hatte man lange, glatte Haare und in der Pubertät sind aus den weichen Kinderhaaren widerspenstige Locken geworden. Ebenso gibt es den umgekehrten Fall: Als Kind hatte man eine dicke, wilde Mähne und mittlerweile versucht man verzweifelt, Volumen in die platten Haare zu bekommen.

Aber stimmt die Faustregel, dass sich unsere Haarstruktur regelmäßig komplett erneuert? Dann gäbe es ja für einige von uns noch Hoffnung. Dr. Frank-Matthias Schaart, Facharzt für Dermatologie, glaubt nicht an die alte Volksweisheit: „Es gibt in der Regel drei Abschnitte im Leben eines Menschen, in denen die Haare möglichen Änderungen unterliegen können. Diese Phasen sind die Pubertät, die Wechseljahre und dann noch einmal das fortgeschrittene Alter zwischen Mitte und Anfang siebzig. In diesen Zeiträumen können die Haare sich verändern und ausdünnen.“ Bedeutet diese Aussage, dass alle, die mit ihren Haaren unzufrieden sind jetzt Pech gehabt haben und für immer auf Hilfsmittel wie Glätteisen oder Volumensprays zurückgreifen müssen?

Aufbau der Haare

Um nun dem Geheimnis der menschlichen Haarstruktur näher auf den Grund zu gehen, muss man zunächst einmal verstehen, wie ein Haar aufgebaut ist.

Aufbau eines Haares

Innere Struktur eines Haares

Ein einzelnes Haar setzt sich aus drei Komponenten zusammen: der Haarwurzel, der Haarzwiebel und dem Haarschaft. Die Haarwurzel (auch Haarfollikel genannt) liegt in der Haarzwiebel, die an der Kopfhaut befestigt ist. Die Haarwurzel ist neben dem Wachstum der Haare auch für die Farbgebung zuständig. Aus ihr heraus ragt der Haarschaft, das sichtbare Haar.

Dieser Haarschaft ist nun der Teil, in dem sich unsere Haarstruktur zeigt. Die Faserzelle ist der innere Teil des Schaftes. Sie bestimmt je nach Aufbau und Gesundheit die Elastizität und die Reißfestigkeit der Haare und besteht hauptsächlich aus Keratin. Von außen legt sich eine dünne, durchsichtige Schuppenschicht um die Faserzelle herum. Ist das Haar gesund, liegt die Schuppenschicht eng und glatt um das Innere des Haars. Bei strapazierten oder beschädigten Haaren ist die Schuppenschicht aufgefasert und das Haar wirkt glanzlos und spröde.

Warum haben wir Locken oder glattes Haar?

Ob glatt, lockig, weich oder kraus, das bestimmen unsere Haarwurzeln. Sie können auf unterschiedliche Arten geformt sein. Ist die Wurzel rund, so haben die daraus sprießenden Haare eine glatte Oberfläche. Ist die Wurzel aber oval geformt, entstehen Locken. Diese Form der Haarwurzel ist genetisch bedingt, wobei Locken dominant sind. Hat also ein Elternteil Locken, so ist es wahrscheinlich, dass auch das Kind eine eher lockige Haarstruktur hat.

Mögliche Formen der Haarwurzel

Besteht noch Hoffnung?

Leider haben wir wenig Einfluss darauf, welche Struktur unsere Haare haben. Durch die unterschiedliche evolutionäre Entwicklung der Haarstrukturen und den genetischen Code ist die Grundstruktur unserer Haare vorgegeben. Was wir beeinflussen können, sind Dinge wie gesundes Aussehen, Glanz und Elastizität der Haare. Dr. Frank-Matthias Schaart ist zudem der Meinung, dass sich die Haarstruktur im Laufe des Lebens aus ganz unterschiedlichen Gründen ändern kann. Diese Gründe können sowohl hormoneller als auch genetischer Natur sein, oder sie basieren auf veränderter Ernährung oder entsprechender Pflege.

Manche Menschen haben also einfach Glück und sind zufrieden mit den Haaren, die sie von Natur aus haben. Andere sind mit ihrer Mähne nicht so glücklich und greifen zu teils drastischen Mitteln, um ihre Haare in die Form zu zwingen, die ihnen gefällt.

Ich zähle zu der letzteren Gruppe. In meinem nächsten Blogeintrag werde ich euch deshalb von meiner speziellen „Problematik“ erzählen.