Was einst als technische Spielerei begann, hat inzwischen weitreichende Anwendungsmöglichkeiten gefunden. Von der Trauerbewältigung bis hin zur Strafverfolgung – Deepfakes lassen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Doch diese Entwicklung wirft auch ethische Fragen auf und bringt uns dazu, unsere Beziehung zum Tod neu zu überdenken. Weiterlesen
Beiträge
„Jeder Mann muss sterben“ – Wenn geliebte Charaktere von der Leinwand scheiden
Von Comedy bis Politdrama – Produktionsfirmen fesseln uns mit immer neuen Serien und Filmen an den Bildschirm. Dabei hat eine starke Immersion in die Handlung nicht nur positive Seiten. Denn vermutlich jede*r von uns kennt das Gefühl, wenn geliebte Serien- oder Filmfiguren den Tod erleiden müssen. Die Auseinandersetzung mit dem Tod garantiert den Charakteren mitunter ein Nachleben. Weiterlesen
Der Nachruf ist Teil der medialen Gedenkkultur. Er würdigt und erinnert an das Leben und Wirken verstorbener Menschen und gilt im Journalismus als Sonderformen des Portraits. Ricarda Rödler hat sich damit auseinandergesetzt, wie ein Nachruf für den Nachruf aussehen könnte.
Es ist immer schwer zu begreifen, dass ein ganzer Lebensabschnitt vorbei ist und der Tod eintritt. Einst bunte Landschaften, Gesichter, Gerüche und Gefühle sind nun grau in den Bildern eurer Erinnerung, und nichts kann sie wieder zum Leben erwecken. Aber was, wenn diese „Erinnerungsbilder“ den Tod in Computerspielen aus der Kindheit darstellen? Weiterlesen
Im Traum Geige lernen oder den perfekten Fallrückzieher trainieren? Für geübte Klarträumer*innen durchaus denkbar. Doch ist es wirklich so einfach, wie es klingt? Ein Gespräch mit Sportwissenschaftler und Klartraumforscher Daniel Erlacher und Psychologe Michael Schredl über luzide Träume und ihr Potenzial.
In unseren Träumen können wir alles sein: Vom Basketballprofi bis hin zum erfolgreichen Rockstar. Doch meistens bleibt es fiktives Geschehen, welches wir nicht steuern können und an das wir uns häufig nicht einmal erinnern können. Doch was passiert, wenn während des Traums klar wird, dass man träumt? Dann ist von einem Klartraum oder auch ‚luziden Traum‘ die Rede. Vielen Klarträumer*innen ist es zudem möglich, das Geschehen auch willentlich zu beeinflussen.
Psychologe und Klartraumforscher Michael Schredl erklärt dazu: „Luzide Träume werden allgemein definiert als Träume, die das Bewusstsein beinhalten, dass man träumt. Dieses Bewusstsein ist das oberste Level, von dem es dann verschiedene Verzweigungen geben kann. Das kann dazu führen, dass man den Traum beeinflussen kann, es kann aber auch sein, dass man weiß, dass man nichts machen kann. Ich bin der Meinung, dass es nicht nur wichtig ist Luzidität zu üben, also ein Bewusstsein zu erlangen, sondern auch zu üben, wie man aktiv werden kann, wenn man luzide ist.“
Aktive Klarträume können demnach dazu genutzt werden, im Traum ohne Flugzeug um die Welt zu fliegen, eigene Welten zu kreieren oder durch massive Wände zu gehen. Im besten Fall können sogar Fähigkeiten aktiv erlernt oder ausgebaut werden.
Klartraumtraining im Sport
Auch Daniel Erlacher vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern beschäftigt sich schon lange mit luziden Träumen. Das Klartraumtraining von Sportler*innen faszinierte ihn dabei besonders:
„Es gibt Effekte, die wir in unseren Studien nachgewiesen haben. Man kann tatsächlich im Traum trainieren, aber es ist nicht so, dass man im Traum zum 100-Meter-Sprintstar wird. Das muss man schon am Tag machen.“
Während des Klartraumtrainings im Sport gilt es zwischen den konditionellen Fähigkeiten und den Technikelementen einer Sportart zu unterscheiden: „Die konditionellen Fähigkeiten sind das, was wir uns jeden Tag mühsam antrainieren wie Kraft oder Ausdauer. Aber wenn man aufhört zu trainieren, verschwinden diese Fähigkeiten auch wieder. Der Muskel muss dafür trainieren und das passiert ja gerade nicht im Klartraum. Deshalb verbessert das Marathontraining im Schlaf nicht meine Ausdauer.“
Unter den technischen Aspekten versteht man wiederum trainierbare Fertigkeiten wie zum Beispiel eine Lauftechnik, einen Purzelbaum oder auch eine Basketballwurftechnik. Daniel Erlacher erläutert: „Das sind die Techniken, die man sich beibringt und die man auch ein Leben lang nicht mehr verlernt.“ Diese können in Klarträumen bewusst ausgeführt und somit verinnerlicht werden. Völlig losgelöst voneinander sind die beiden Elemente laut Erlacher jedoch auch nicht zu betrachten: „Durch die Verbesserung der Lauftechnik werden auch die konditionellen Ressourcen geschont, denn ein ökonomischer Laufstil braucht nicht so viel Energie. Deshalb kann das auch immer Quereffekte auf die andere Seite haben.“
Klarträumen ist Übungssache
Wer kann denn nun zum Klarträumenden werden? Zunächst eine gute Nachricht: Etwa 50 Prozent der Bevölkerung durchlaufen in ihrem Leben einen Klartraum. Dabei ist es nicht entscheidend, welche Persönlichkeitsmerkmale man mitbringt, sondern wie häufig trainiert wird. Michael Schredl illustriert:
„Ich vergleiche das gern mit Meditieren. Das heißt, dieses Bewusstsein sich zu beobachten ist nicht der normale Denkzustand, sondern braucht konstante Übung – nicht so etwas wie Fahrradfahren, das man einmal gelernt hat.“
Klarträume zu haben ist also Übungssache. Und trotzdem ist das luzide Träumen nicht allen gleichermaßen zugänglich: Manche Menschen brauchen Jahre, um ihren ersten Klartraum zu erleben, andere können es ohne intensive Übung. Lediglich 20 Prozent der Bevölkerung träumen während ihres Lebens häufiger luzide, sogar nur ein bis zwei Prozent auf regelmäßiger Basis. Eine Offenheit für Erfahrungen oder bereits vorhandene Meditationskenntnisse können das luzide Träumen laut Michael Schredl jedoch begünstigen: „Also ich glaube es gibt niemanden, der jahrelang übt und keinen Erfolg hat. Das widerspricht sich. Aber es gibt tatsächlich begabte luzide Träumer. Die sind natürlich besonders begehrt für die Laborforschung. Ich kannte eine Frau, die praktisch ohne jegliches Training mindestens drei Mal die Woche luzide Träume von richtig ausgedehnter Länge hatte.“
Welche Bereiche im Gehirn während eines Klartraums aktiv sind, darüber ist sich die Wissenschaft noch uneinig. Fest steht jedoch, dass Klarträume ausschließlich während der REM-Schlafphase stattfinden, in der sich meist auch die gewöhnlichen Träume ereignen.
Geduld und Motivation – „dann klappt es schon irgendwann“
Um Klarträume erleben zu können, braucht man vor allem eins: Geduld. Mit Hilfe verschiedenster Induktionstechniken kann die Wahrscheinlichkeit eines luziden Traums zudem beeinflusst werden. Besonders kognitiven Techniken werden dabei eine hohe Wirksamkeit nachgesagt. Tägliche Realitätschecks im Alltag können beispielsweise die Häufigkeit von Klarträumen erhöhen. Wer im Alltag mehrfach kontrolliert, ob es sich um einen Traum oder die Wirklichkeit handelt, wird diese Überprüfung auch während einer Traumsequenz durchführen und dabei eventuell zu einem Klartraum gelangen. Eine weitere kognitive Technik ist die Autosuggestion, bei der sich im Wachzustand bewusst vor Augen geführt wird, dass man im Traumzustand einen Klartraum erleben möchte.
Trotz der Anwendung erfolgsversprechender Induktionstechniken kann es am Anfang schwierig sein, so Schredl: „Ich habe auch das Klassische erlebt am Anfang. Ich habe mich beim ersten luziden Traum so darüber gefreut, dass ich luzide geworden bin, dass ich aufgewacht bin. Das ist typisch. Wenn man es erkennt, wacht man oft auf.“
Anhaltende Klarträume herbeizuführen, ist für viele also eine Herausforderung. Daniel Erlacher verrät, wie es trotzdem gelingen kann:
„Anfangen würde man mit einem Traumtagebuch, um die Traumerinnerungsrate zu steigern. Man kann die schönsten Klarträume haben – wenn man sich nicht an sie erinnert, dann wird es auch nichts mit dem Klarträumen. Und dann einfach mit den kognitiven Techniken anfangen und da geduldig bleiben und Motivation mitbringen, dann klappt es schon irgendwann.“
Titelbild: © pixabay
Ihr habt noch nicht genug von unseren Traum-haften Beiträgen? Dann folgt uns für einen Blick hinter die Kulissen, spannende Fun-Facts oder Musik-Inspirationen auf Instagram und Twitter!
Mehr zum Thema und weitere interessante Beiträge findet ihr außerdem hier – oder abonniert unseren Newsletter!
Hast du das schon einmal erlebt: Nach dem Aufwachen kannst du dich ganz genau an deinen Traum erinnern, aber nach kurzer Zeit schon ist alles weg. Das hat üblicherweise nichts mit Gesundheitsproblemen zu tun, sondern ist völlig normal. Doch woran liegt es, dass wir Träume so schnell vergessen?
Möglicherweise geht uns die Erinnerung an Träume so schnell verloren, weil der Hippocampus zu spät aufwacht. Laut einer Studie der Universität Newcastle über die Neuroaktivitäten im Schlaf gehen verschiedene Gehirnbereiche nicht zur gleichen Zeit in den Schlaf. Der letzte davon ist der Hippocampus, der vor allem dafür zuständig ist, Informationen langfristig zu speichern und umzusetzen. Davon ausgehend behauptet Thomas Andrillon, Neurowissenschaftler an der australischen Monash Universität, dass der Hippocampus ebenfalls der letzte Gehirnbereich ist, der aufwacht. Nach dem Aufwachen gibt es einen kurzen Zeitraum, in dem der Hippocampus noch nicht ganz wach und das Gehirn deswegen nicht in der Lage ist, Erinnerungen zu speichern. Das heißt, Träume, die beim Aufwachen im Kurzzeitgedächtnis vorhanden sind, werden vom Hippocampus nicht im Langzeitgedächtnis gespeichert und sind daher schnell vergessen.
Dies erklärt zwar, warum Traumerinnerungen so flüchtig sind, aber es bedeutet nicht, dass der Hippocampus die ganze Nacht über untätig ist. Ganz im Gegenteil, dieser Gehirnbereich ist ziemlich aktiv im Schlaf und dient dazu, vorhandene Erinnerungen zu speichern und zu bearbeiten, anstatt auf eingehende neue Informationen zu reagieren. Nach dem Aufwachen braucht er mindestens zwei Minuten, um die Fähigkeit der Informationsaufnahme zu reaktivieren. Während dieser Zeit werden also die vorübergehenden Erinnerungen an Träume nicht vom Hippocampus aufgezeichnet und gehen daher verloren.
Außerdem könnte das Vergessen mit Schwankungen des Hormonspiegels im Gehirn zu tun haben. Laut einer Studie der Universität Cambridge hängt die Fähigkeit, Erinnerungen im Schlaf zu kodieren, mit den Niveaus von zwei Neurotransmittern zusammen: Acetylcholin und Noradrenalin. Das Niveau dieser beiden Neurotransmitter sinkt beim Einschlafen erheblich ab. In der Rapid-Eye-Movement-Phase (REM) – einer Schlafphase, die durch unregelmäßige, schnelle Bewegungen der Augen und niedrige Muskelspannung im ganzen Körper gekennzeichnet ist – steigt das Acetylcholin wieder auf das Niveau des Wachzustands an, während das Noradrenalin auf einem niedrigen Stand bleibt. Diese Veränderungen des Hormonspiegels können dafür verantwortlich sein, dass in der REM-Phase die lebhaftesten Träume entstehen und das Aufwachen in dieser Phase eine deutlichere Erinnerung von den Träumen bewirkt. Niedrige Noradrenalin-Werte schränken jedoch die Erinnerungsfähigkeit ein, so dass man seine Träume schnell wieder vergisst.
Gibt es einen Unterschied in der Fähigkeit, sich an Träume zu erinnern?
Während es völlig normal ist, Träume zu vergessen, gibt es einige Menschen, die sich besser daran erinnern können. Diejenigen, die während des Schlafs leicht aufwachen und länger wach sind, erinnern sich besser an ihre Träume. Laut einer Studie der Universität Cape Town über die Unterschiede in der Traumerinnerung wachen so genannte High Recaller (Menschen mit besserem Traumgedächtnis) häufiger in der Nacht auf als Low Recaller (Menschen mit schlechterem Traumgedächtnis). Das Erwachen mitten in der Nacht dauert bei High Recallern durchschnittlich zwei Minuten, während es bei Low Recallern nur eine Minute ist. Außerdem lässt sich bei High Recallern eine stärkere Steigerung der Gehirnaktivität nachweisen, etwa wenn sie durch Stimmen oder das Nennen ihres Namens geweckt wurden. Das heißt: Das Gehirn von denjenigen, die sich besser an Träume erinnern können, wacht schneller auf.
Die Erinnerungsfähigkeit an Träume hängt stark mit der Schlafqualität zusammen, insbesondere mit der Dauer der REM-Phase. Bei fortbestehendem Schlafmangel verringert sich die Dauer der REM-Phase, wodurch es schwieriger wird, sich am nächsten Tag an den Traum zu erinnern. Medikamente, insbesondere Antidepressiva, haben auch einen starken Einfluss auf den REM-Schlaf, indem sie das Einsetzen des REM-Schlafs verzögern oder dessen Dauer verkürzen. Dazu kommt, dass viele Schlafstörungen, zum Beispiel Schlaflosigkeit, Schlafapnoe und Narkolepsie, sich negativ auf den REM-Schlaf auswirken können. Alkohol kann die REM-Phase ebenfalls unterdrücken.
Kann man seine Erinnerungsfähigkeit trainieren?
Laut Francesca Siclari, Schlafforscherin an der Universität Lausanne, gibt es eine klare Abgrenzung zwischen den Wach- und Schlafzuständen – und das ist kein Zufall. Menschen, die unter Schlafstörungen wie Narkolepsie leiden, können nur schwer zwischen Wach- und Schlafphasen unterscheiden, was sie häufig verwirrt oder peinlich berührt: „Es ist wahrscheinlich eine gute Sache, dass das Traumleben und das Wachleben völlig voneinander unterschieden sind. Wenn man sich an jedes Detail erinnern könnte wie im Wachleben, würde man die Erlebnisse mit dem verwechseln, was tatsächlich im realen Leben geschieht,“ sagte Siclari zu BBC Future.
Es gibt sogar regelrechte Tipps, wie man die Traumerinnerungen verbessern kann. Robert Stickgold, Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School, empfiehlt etwa, vor dem Schlafengehen viel Wasser zu trinken, damit man nachts aufwacht, um zur Toilette zu gehen. Die erhöhte Aufwachzeit in der Nacht hilft, die Erinnerung an Träume zu verbessern. Zudem gibt es die Möglichkeit, ein Traumtagebuch zu führen. Mit einem Stift und einem Notizbuch auf dem Nachttisch können Träume nach dem Aufwachen direkt aufgezeichnet werden. Dabei sollte man sich beeilen, damit sie nicht nach ein oder zwei Minuten gleich wieder verschwinden.
Titelbild: © Unsplash
Ihr habt noch nicht genug von unseren Traum-haften Beiträgen? Dann folgt uns für einen Blick hinter die Kulissen, spannende Fun-Facts oder Musik-Inspirationen auf Instagram und Twitter!
Mehr zum Thema und weitere interessante Beiträge findet ihr außerdem hier – oder abonniert unseren Newsletter!
Ob in Rio oder Hamburg. In New York oder Tokio. In Sydney oder im Bayerischen Wald. Man begegnet ihr überall auf der Welt: der Postkarte. Weiterlesen
Schmuck aus Menschenhaar? Das klingt erst einmal befremdlich, für manch einen vielleicht sogar unappetitlich. Dieses Kunsthandwerk hat aber eine lange Tradition. Beschäftigt man sich näher damit, so erkennt man die Romantik und Kunstfertigkeit, die dahintersteckt. Weiterlesen