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Aus der Höhe fallen, gejagt werden, sich nicht bewegen oder sprechen können… Bist du schon einmal aus solch einem verstörenden Traum aufgewacht? Träume mit beunruhigenden Inhalten werden Alpträume genannt und sind den meisten Leuten nicht fremd. Doch woher kommen Alpträume? Und wie können wir sie vermeiden? Zu diesen Themen haben wir für euch das Internet durchforstet und die nützlichsten Informationen aus der Traumforschung zusammengestellt.

Alpträume sind Träume, die in der Regel unangenehme oder unbehagliche Gefühle auslösenzum Beispiel Angst, Verzweiflung, Besorgnis oder Traurigkeit, so die Definition des Dudens. Aber nicht alle beängstigenden Träume sind als Alpträume zu bezeichnen. Laut der American Academy of Sleep Medicine gibt es unterschiedliche Arten von beunruhigenden Träumen: unangenehme Träume (dysphorische Träume), schlechte Träume (ohne Aufwachen) und Alpträume (mit Aufwachen)Wenn man aus einem Alptraum aufwacht, fühlt man sich oft unwohl und ist nicht in der Lage, bald wieder einzuschlafen. Alpträume haben auch einen negativen Einfluss auf unsere Laune am Tag und können in schlimmen Fällen sogar unsere Gesundheit beeinträchtigen, sagte Brigitte Holzinger, Leiterin des Instituts für Bewusstseins- und Traumforschung in Wien, zu Gesundheit.gv.at. 

Was erleben wir in unseren Alpträumen?

Trotz unserer individuellen Leben und Erlebnisse teilen wir in unseren Alpträumen ziemlich viele Themen. Laut einer Studie des Traumforschers Michael Schredl sind die fünf häufigsten Alptraumthemen: Fallen, Gejagt-Werden, Lähmung, Verspätung und Tod von Familie oder Freund*innen (mehr dazu auch in unserem Interview.) Daneben wurde in einer Studie der Universität Montréal festgestellt, dass körperliche Gewalt das üblichste Thema in Alpträumen ist, gefolgt von Tod, Krankheit und Bedrohung. Auch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei Alpträumen wurden in dieser Studie vorgestelltDie Alpträume von Männern beinhalteten oft Themen wie Naturkatastrophen und Krieg, während sie bei Frauen häufiger zwischenmenschliche Konflikte zeigten.  

Obwohl Alpträume für die meisten eine Quelle der Verwirrung oder Angst sind, können sie einen sehr nützlichen Zweck erfüllen, so Deirdre Barrett, Psychologin an der Universität Harvard: „Alpträume sind für das menschliche Überleben hilfreich, sonst wären sie wahrscheinlich von der Evolution abgeschafft wordenSie haben sich vermutlich entwickelt, um uns vor potenziellen Gefahren zu ängstigen“, sagte Barrett zu Livescience. Sie stellte die These auf, dass Alpträume die Aufmerksamkeit des Gehirns auf Probleme konzentrieren, mit denen man sich auseinandersetzen muss. 

Was kann zu Alpträumen führen?

Auch wenn es ganz normal ist, von beängstigenden Dingen zu träumen, variiert die Häufigkeit der Alpträume pro Person. Manche Menschen haben ständig Alpträume, während andere kaum welche haben. Dazu kommt, dass wir manchmal nur zu einer bestimmten Zeit Alpträume habenSomit stellt sich die Frage: Was beeinflusst die Entstehung von Alpträumen? Welche Faktoren können zu Alpträumen führen? Zu diesen Fragen haben wir einige professionelle Antworten im Internet gesammelt:

  1. Unbequeme SchlafbedingungenDies ist ein häufiger Trigger von Alpträumen. Ein zu heißer oder zu kalter Raum, schmutzige Luft, zu dicke Bettdecken oder ungeeignete Schlafpositionenzum Beispiel mit Druck auf den Brustkorbkönnen die Schlafqualität beeinträchtigen und somit zu Alpträumen führen. 
  2. Ernährung. Diäten haben nachweislich Einfluss auf Träume, so Tore Nielsen, Leiter des Dream and Nightmare Laboratory der Universität Montréal. Laut einer Studie seines Teams sind die häufigsten nahrungsbasierten Auslöser für Alpträume Milchprodukte (insbesondere Käse), scharfe Speisen und zu große Portionen – wenn man sie kurz vor dem Schlafengehen zu sich nimmt. Scharfe Speisen erhöhen die Körpertemperatur und die Schlafqualität wird dadurch verschlimmert, so eine Studie der Universität TasmaniaDarüber hinaus kann auch eine fettreiche Ernährung zu Alpträumen beitragen. „Alpträumer haben häufig Probleme wie schlechteren Schlaf, Bulimie oder emotionales Essverhalten, während die Lebhaftträumer besser schlafen, sich gesünder ernähren und längere Zeiten zwischen den Mahlzeiten einlegen“, sagte Nielsen zu Howstuffworks. 
  3. Psychologische Faktoren. Negative Emotionen wie Stress und Angst, aber auch Depressionen können zu Alpträumen führenForschungen der International Association for the Study of Dreams haben ergeben, dass viele quälende Erlebnisse, zum Beispiel schwere Krankheiten, Unfälle oder der Verlust eines geliebten Menschen, im Zusammenhang mit Alpträumen stehen. Darüber hinaus sind Traumata (mehr erfährst du in unserem Beitrag über Traumata) bzw. die Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) eine Ursache für periodische Alpträume. 
  4. Krankheiten. Wenn man aktuell Fieber hat oder an Schlafstörungen leidet, steigt die Wahrscheinlichkeit von Alpträumen, sagte Holzinger zu Gesundheit.gv.at.
  5. Übermäßiger Alkohol- und MedikamentenkonsumAlkohol und bestimmte Medikamente (zum Beispiel Antidepressiva, Tranquilizer, Narkotika usw.) dämpfen die Gehirnaktivität und tragen in manchen Fällen zu Alpträumen bei, so Gesundheit.gv.atAußerdem gehören Alpträume zu den Symptomen des SuchtmittelentzugsSolche Alpträume können zu Beginn des Entzugs intensiver sein, vermindern sich aber normalerweise innerhalb weniger Wochen.  
  6. Persönlichkeit. Eine Studie der Universität Mannheim zeigt, dass Erwachsene mit Eigenschaften wie Misstrauen, Verschlossenheit und emotionaler Isolation eher unter chronischen Alpträumen leiden. Darüber hinaus stellte der Traumforscher Ernest Hartmann die These auf, dass Menschen mit höherer Kreativität anfälliger für Alpträume sind. 

Wie können wir Alpträume vermeiden?

Obwohl Krankheiten und Traumata manchmal nicht einfach zu überwinden sind, ist es immer noch möglich, Alpträume auf bestimmte Weise zu vermeiden. Laut der American Academy of Sleep Medicine gibt es folgende Tipps, die wir ausprobieren können, um Alpträume zu vermeiden: 

Melatonin ist ein Hormon, das nachts erzeugt wird und an der Steuerung der Schlaf-Wach-Rhythmen beteiligt ist. © Unsplash

  1. Bewegung. Sich mindestens eine halbe Stunde pro Woche bewegen (zum Beispiel Joggen, Schwimmen oder Radfahren). Das sorgt für eine bessere Gesundheit und Schlafqualität und vermindert dadurch die Wahrscheinlichkeit von Alpträumen. 
  2. Konsum von Alkohol, Tabak und Koffein einschränkenDie Einnahme solcher Substanzen sollte reduziert werden, damit der Körper und vor allem das Gehirn sich gut erholen können. 
  3. Entspannen vorm Schlafengehen, zum Beispiel durch Yoga und Meditation. Ein paar kleine Entspannungsübungen können die Schlafqualität verbessern. 
  4. Einen Schlafrhythmus etablieren, indem man jeden Abend zur gleichen Zeit ins Bett geht und jeden Morgen zur gleichen Zeit aufsteht. Ein regelmäßiger Schlafrhythmus macht das Einschlafen leichter. 
  5. Keine Elektrogeräte im Bett. Das Blaulicht von Elektronikgeräten unterdrückt die Bildung von Melatonin, wodurch das Einschlafen erschwert und die Schlafqualität beeinträchtigt wird.
  6. Das Schlafzimmer als Ruheort. Darüber hinaus kann die Dekoration des Schlafzimmers mit vertrauten, beruhigenden Gegenständen dazu beitragen, einen geschützten Schlafraum zu schaffen.  

Die vorstehenden Tipps dienen vor allem dazu, Alpträume durch verbesserte Schlafqualität zu vermeiden. Wenn du jedoch anhaltend unter schweren Alpträumen leidest, wende dich bitte unbedingt an professionelle ärztliche Hilfe. Träumt süß! 

Titelbild: © Unsplash

 

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Kopf mit bunter Wolke Träume

Wie malt man einen Alptraum? Dieser Frage begegneten schon verschiedene Künstler*innen. Ihre Werke sind geprägt von ihrer Zeit und verbildlichen ihre Visionen, Ängste und die dunkle Seite der Traumwelt. Was passiert also, wenn Albrecht Dürer schweißgebadet aufwacht und was hat ein Granatapfel mit Salvador Dalís Alptraum im Gemälde zu tun?

Träume sind individuell und fantasiereich. Die Bilder, welche in unseren Köpfen entstehen, lassen sich jedoch nur schwer anderen erzählen. Wie würden diese auf einer Leinwand aussehen? Künstler*innen der verschiedensten Epochen beschäftigen sich schon sehr lange mit den Eigenarten unserer Träume. Die Freiheit der bildenden Künste, jeden noch so verrückten oder realitätsfernen Traum verbildlichen zu können, bietet den Kunstschaffenden viele Möglichkeiten anderen ihre Träume zu zeigen. Hierbei werden jedoch nicht ausschließlich die guten, schönen Träume künstlerisch umgesetzt, sondern auch die düsteren, gruseligen Alpträume.

Albrecht Dürer, Johann Heinrich Füssli, Francisco de Goya und Salvador Dalí sind Künstler, welche sich auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Alptraum beschäftigt haben. Ihre Alptraum-Werke zeigen die vielen Interpretationsmöglichkeiten der Alptraumwelt. Die Gemeinsamkeit ihrer Gemälde liegt in der Darstellung der jeweiligen persönlichen Auffassung eines Alptraums. Die Werke und das Gedankengut dieser vier Künstler sind zudem auch durch die Epochen geprägt, in welchen sie entstanden sind. So wandeln die vier Alpträume von der Renaissance bis zum Surrealismus.

© Katharina Mauderer

Albrecht Dürers „Traumgesicht“

Albrecht Dürers Alptraum als Aquarell Gemälde

„Traumgesicht“ – Albrecht Dürer, 1525 © Wikimedia Commons

8. Juni 1525 – Der Maler Albrecht Dürer (1471-1528) wacht schweißgebadet auf. Ein schrecklicher Alptraum, ein regelrechter Angsttraum quälte ihn durch die Nacht. Noch spürbar mitgenommen von seinen nächtlichen Schreckensvisionen, versucht er die Ereignisse seines inneren Auges aus der Traumwelt zu holen. Er greift schließlich zu seinen Aquarellfarben und beginnt zu malen – sein Alptraum im Gemälde „Traumgesicht“ entsteht.

Auf dem Werk zu sehen ist eine ockerfarbene Landschaft mit weit entfernten Bäumen und einer Stadtsilhouette, welche sich mitten in einer fürchterlichen Naturkatastrophe befinden. Es stürzen blaue Wassermassen vom Himmel herab und zerstören alles Umliegende. Dürer beschreibt sein geträumtes Szenario unter seinem Aquarellwerk sehr detailliert und schildert auch seine Gefühle über diese Vision: „das ich also erschrack do ich erwacht das mir all mein leichnam zitrett und lang nit recht zu mir selbs kam“. Sein Traum hat wahrliche Weltuntergangsstimmung. Seinen Bericht beendet er allerdings im Vertrauen auf den Allmächtigen: „Got wende alle ding zu besten“ (Gott wende alle Dinge zum Besten).

In der Renaissance fürchtete man sich vor Kriegen, Hungersnöten, Naturkatastrophen – und sah jedes Mal den Weltuntergang nahen. Eine Sintflut, wie auf seinem Gemälde dargestellt, galt als göttliche Strafe für Bosheit. So liegt es nahe, dass auch Dürers Träume davon beeinflusst worden sind und er in seiner Vision die Rückgängigmachung von Gottes Schöpfung fürchtet.

Der „Nachtmahr“ und die schwarze Romantik

Alptraum verbindlich von Füssli als Ölgemälde

„Der Nachtmahr“ – Johann Heinrich Füssli, 1790/1791 (spätere Version) © Wikimedia Commons

Johann Heinrich Füssli (1741-1825) war ein bedeutender Maler der Schwarzen Romantik, der einen Hang zu Träumen und mystischen, gruseligen Darstellungen hatte. Oft beeinflusst durch die Französische Revolution erschufen Künstler*innen dieser Epoche zunehmend düstere Werke. Füsslis Ölgemälde „Der Nachtmahr“ gilt als eines der ersten Werke, welches entgegen den Historienbildern nicht den Menschen fokussiert, sondern eine bestimmte Situation. Das Werk entstand rein aus seiner Fantasie und greift das alte Motiv des „Nachtmahrs“, oder auch „Nachtalbs“ auf. Dieses gruselige Fabelwesen soll schlechte Träume verursachen. Es setzt sich auf die Brust von Schlafenden und löst ein Druckgefühl aus. Der Alb soll zudem immer auf einem Pferd reiten, welches Füssli schemenhaft durch den Vorhang blicken lässt.

Er versinnbildlicht in seinem Werk die Schwelle von der Wirklichkeit zum Alptraum. Gleichzeitig zeigt er die Umstände, welche nach seiner Auffassung zum Alptraum der schlafenden Frau führen. Die Verwendung des Chiaroscuro-Effekts, also starken Hell-Dunkel-Kontrasten, unterstreicht die gespenstische Stimmung des Werkes. Füssli schuf mehrere Versionen des „Nachtmahrs“. Der erste Alptraum im Gemälde entstand 1781 im Querformat. Die Werke wurden später vor allem von den Künstler*innen des Surrealismus wieder aufgegriffen.

Auf dem Weg zum Realismus mit Francisco de Goya

Alptraum und Vernunft als Thema von Goyas Radierung

„El sueño de la razón produce monstruos“ – Francisco De Goya, 1797-1799 © Wikimedia Commons

Schläft oder träumt die Vernunft bei einem Alptraum? Diese Frage stellt sich bei Francisco de Goyas (1746-1828) Werk „El sueño de la razón produce monstruos“. Es ist Teil einer Serie aus 80 Radierungen, in denen er sich mit den derzeitigen Missständen in Spanien auseinandersetzt. Goya ist zeitlich in die Romantik einzuordnen, er gilt jedoch als Wegbereiter der Moderne und des Realismus. In dieser Epoche sollte die Realität möglichst genau herausgearbeitet werden und der Mensch als Einzelne*r stand im Mittelpunkt.

Die Französische Revolution hatte Goya die Augen geöffnet und er strebte nach Aufklärung und Vernunft. Folglich entsteht seiner Auffassung nach das Ungeheuerliche nicht aus Aberglauben, sondern aus einer befangenen Vernunft. Der „sueño“ von Goyas Alptraum-Werk kann hier verschieden übersetzt werden – als Traum oder als Schlaf. So ergibt sich die Übersetzung „Der Traum/Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer.“ Der Alptraum im Gemälde, das Ungeheure, stellt Goya in seinem Werk durch Eulen dar. Sie gelten als Nachttiere und verkörpern, als Wappentier der Göttin Athene, die Vernunft. Eine der Eulen scheint den im Vordergrund schlafenden Künstler, womöglich Goya selbst, vor den im Hintergrund fliegenden, schwarzen Feldermäusen schützen zu wollen. Diese sind laut Dürer die Boten des Bedrohlichen. Das Gemälde lässt keine eindeutige Interpretation zu, somit entsteht Goyas Alptraum entweder aus einer schlafenden Vernunft oder die träumende Vernunft bringt selbst den Alptraum hervor.

Über der Wirklichkeit – Alpträume im Surrealismus

Gemälde des Surrealismus von Dalí zeigt die Ursache des Alptraums

„Sueño causado por el vuelo de una abeja alrededor de una granada un segundo antes de despertar“ – Salvador Dalí, 1944 © Wikimedia Commons

Dass Salvador Dalí (1904-1989) ein Maler des Surrealismus ist, wird mit Blick auf seine Gemälde schnell ersichtlich. Vor allem skurrile Zusammenhänge und sonderbare Darstellungen, fernab von der Realität prägen seine Werke ganz getreu den Ansichten dieser Kunstströmung. Die revolutionäre Form des Surrealismus hatte das Ziel, als Epoche der Moderne das Alltägliche und Reale zu übertreffen. Gezeichnet vom Ersten Weltkrieg, suchten Künstler*innen nach einer Gegenbewegung zu den bisherigen Darstellungen. Träume, Übernatürliches und realitätsferne Zusammenhänge wurden zum Gegenstand der surrealistischen Kunst.

So scheint es auf den zweiten Blick auch nicht mehr verwunderlich, dass Dalís Alptraum-Werk nicht den dunklen und düsteren Gemälden seiner Vorreiter gleicht. Mit dem langen Titel, zu deutsch: „Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Aufwachen“ verbildlicht er die Entstehung eines Alptraums, bedingt durch eine banale Situation. Zu sehen ist eine schlafende Frau, auf welche sich zwei zornige Tiger stürzen. Diese entspringen aus einem Fischmaul. Der Fisch wiederum scheint aus einem Granatapfel zu entstehen. Im Hintergrund stakst ein Elefant auf stelzenartigen Beinen über das Wasser. Mit diesem verwirrenden Bedrohungsszenario verweist Dalí unverkennbar auf die Eigenarten unserer Träume, verschiedene Handlungen in groteske Zusammenhänge zu bringen. Also gipfelt der bloße Flug einer Biene um einen Granatapfel in einem Alptraum im Gemälde mit gefährlicher Bedrohung durch die Tiger.

 

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Kopf mit bunter Wolke Träume

Ein Schlag, ein kreischendes Geräusch, Metall auf Metall. Die Schwerkraft scheint aufgehoben, oben ist unten und unten ist oben. Der Gestank nach Benzin. Ein furchtbarer Schmerz. Stille. Immer derselbe Alptraum. So kann es Menschen gehen, die mit Traumata zu kämpfen haben. Über den Zusammenhang von Alpträumen und Traumata haben wir mit einer Traumatherapeutin gesprochen.

„Manchmal fühle ich mich ein bisschen wie Sherlock Holmes“, sagt Almute Nischak, studierte Tübinger Ethnologin. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie als Traumatherapeutin mit dem Schwerpunkt dissoziative Störungen. Als Quereinsteigerin gelangte sie über die Biographieforschung und die systemische Familientherapie zur Traumatherapie. „Ich schaue gemeinsam mit den Klient*innen, zu welchen Symptomen die erlebte Traumatisierung geführt hat und begleite sie dann in der Aufarbeitung des Erlebten.“

Alpträume können dabei ein Hinweis unter vielen anderen sein. Auch Erinnerungen, die tagsüber von der Ablenkung des Alltags unterdrückt werden, doch in der Nacht die Träume infiltrieren. Dies können unter anderem einzelne Szenen, Erinnerungsfetzen oder Gefühle der Bedrohung sein. Der Alptraum am Tag kann dabei zum Alptraum der Nacht werden: „Zum Einschlafen muss sich das Bewusstsein zurückziehen und damit fällt eine wichtige Kontrollinstanz weg. Wenn etwas unterdrückt wird, kann das hochploppen“, erklärt die Therapeutin. Das Wegfallen der Kontrolle durch unser Bewusstsein ist für traumatisierte Menschen oft schwierig, denn einzuschlafen erfordert auch das Vertrauen, gut durch die Nacht zu kommen und wieder aufzuwachen.

Trauma ist nicht gleich Trauma

Traumata können ganz unterschiedlich aussehen. Sobald ein Punkt der Bedrohung erreicht sei, erklärt Nischak, der extrem zu viel sei und die menschlichen Bewältigungsmöglichkeiten radikal überfordere, schalte der Körper auf einen Notfallmodus um: fliehen oder kämpfen. Dabei ist auch das traumatisch wirkende Ereignis von Bedeutung, aber vor allem die Vulnerabilität der Person. Diese kann abhängig sein von Alter, Geschlecht, Vorerfahrungen oder der Biographie. Ist weder fliehen noch kämpfen in dieser Situation möglich, erstarren wir unwillkürlich. Traumata haben viele Gesichter, sind mal laut und mal ganz leise: Vergewaltigung, Unfälle oder auch katastrophale Naturereignisse können genauso traumatisierend wirken wie extreme Vernachlässigung oder Verwahrlosung. Traumatisierungen können zu jedem Zeitpunkt im Leben eines Menschen passieren, auch im Mutterbauch.

Alpträume gehören zur Symptomgruppe der Intrusionen, erklärt Nischak. Das sind unwillkürlich einschießende Bilder, Erinnerungsfetzen oder auch Körperwahrnehmungen aus dem traumatisch Erlebten, ausgelöst durch äußere oder innere Schlüsselreize. Das Gehirn verarbeite nachts, was es tagsüber oder auch früher erlebt hat. Dabei können die Alpträume in seltenen Fällen ein Flashback darstellen. Darunter versteht Nischak ein Erinnerungsbruchstück, eine Körpererinnerung, die zum Zeitpunkt der Traumatisierung teilweise eins zu eins abgespeichert wurde und unwillkürlich Einfluss nimmt auf die Person – wie auch auf ihre Träume: „Bei Kindern sind es häufig Kinderperspektiven, aus denen das Geschehene gesehen wurde. Der Moment der Traumatisierung wird abgespeichert, wie er in dem Entwicklungsstand wahrgenommen wurde.“ Wichtig sei aber: Wer Alpträume hat, hat nicht zwangsläufig ein Trauma erlebt.

Detektivarbeit am Alptraum 

Almute Nischak erzählt von einer Frau, deren Erinnerung an mehrfache Vergewaltigungen als Kind erst über Träume an die Oberfläche des Bewusstseins kamen:

„Sie zeigte die für eine Posttraumatische Belastungsstörung relevanten Symptome, konnte sich aber nicht an alle traumatisierenden Ereignisse erinnern. Im Laufe des therapeutischen Prozesses erhielt sie über ihre Träume Hinweise, was noch geschehen war.“

Alpträume können dabei Gefühle der Angst, des Schreckens, des Ausgeliefertseins, der Ohnmacht und des Feststeckens im Alptraum widerspiegeln. „Manche Menschen merken auch, dass sie träumen, sie sind sich dessen bewusst und versuchen sich aus dem Alptraum rauszukämpfen. Weil es im Traum so unerträglich ist.“

Den Alptraum umschreiben

Eine Technik der Traumatherapie kann das Umschreiben von (Alp-)Träumen sein. Dabei schreiben die im Fachjargon sogenannten Klient*innen zuerst ihre Träume auf: „Dann fokussieren wir uns auf den ohnmächtigen, peinigenden Part“, erklärt Nischak. „Trauma heißt meist, dass etwas nicht vollendet, etwas stecken geblieben ist. Durch das Umdeuten und Umschreiben dieses Parts holt sich der Mensch aus der passiven Rolle in die Aktivität, in das Handeln.“ Das ist allerdings nicht ganz einfach und erfordert viel Geduld und Übung. Ein anderer Weg, mit Alpträumen zu arbeiten, ist das klassische Traumtagebuch.

Was der Traumatherapeutin an ihrem Beruf besonders gefällt? „Für mich ist es jedes Mal ein dankbares Gefühl, dass meine Klient*innen sich so öffnen, obwohl sie Schlimmes erlebt haben. Es ist ein unglaublich zufriedenstellendes Erlebnis, wenn Menschen dann mit sich in Kontakt kommen und mit der Zeit wieder Herr oder Frau im eigenen Haus werden.“ So kann der Alptraum ein Ende finden – am Tag und in der Nacht.

Titelbild: © Pixabay

 

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Kopf mit bunter Wolke Träume

Keine Zombie-Apokalypse, keine Aliens aus dem Weltraum – asiatische Horrorfilme bevorzugen es mit alltäglichen Dingen Alpträume zu verursachen. In diesem Longread werden drei klassische Filme aus verschiedenen Orten Asiens vorgestellt und erläutert, warum der Ursprung unserer Angst aus vertrauten Dingen entstehen kann. 

Ju-on: The Grudge 1 & 2 (Japan 2002, 2003)

Ju-on: The Grudge (2002)

Die Altenpflegerin Rika soll eines Tages ein Haus in Nerima, Tokyo, aufräumen und sich um eine alte Dame kümmern. Dort erlebt sie jedoch den Mord der alten Frau von einem hässlichen Geist und fällt in Ohnmacht. Nach und nach sterben viele ihrer Freunde aus ungewissen Gründen. Rika versucht eine Freundin zu retten, welche sich nach einem ihrer Schüler erkundigen will und deswegen sein Haus aufsucht. Jede Hilfe kommt jedoch zu spät. Auf der anderen Seite soll die Schauspielerin Kyoko als Moderatorin an einem TV-Programm über Mordhäuser teilnehmen. Nach und nach werden alle ihre Kollegen von einer blassen Frau umgebracht. Auch ihr Freund liegt eines Tages tot auf dem Boden ihres Wohnzimmers. Aber die Schwangere wusste gar nicht, dass es noch etwas Schlimmeres auf sie wartete.

Ju-on (japanisch 呪怨) bedeutet Fluch aus Groll. In den beiden Filmen werden zahlreiche kurze Geschichten nichtlinear erzählt. Alle Opfer, die von dem grausamen Geist Takeo getötet werden, haben direkte Kontakte mit dem Mordhaus oder Familienmitgliedern sowie zu Freunden, die das Haus betreten haben. Das Mordhaus gehörte vorher einer dreiköpfigen Familie: dem Mann Takeo, seiner Ehefrau Kayako und ihrem Sohn Toshio. Kayako war ein schüchternes und ungeselliges Mädchen und verliebte sich in ihren Mitschüler Kobayashi in aller Heimlichkeit. Sie verfolgte ihn und schrieb alles über ihn in ein Tagebuch. Diese exzentrische Frau heiratete Takeo, nachdem Kobayashi eine andere ehemalige Mitschülerin heiratete. Sechs Jahre nach der Geburt von Toshio wünschte Takeo sich ein weiteres Kind, aber gleichzeitig erfuhr er, dass er wahrscheinlich unfruchtbar ist. Anschließend fand er das geheime Tagebuch von Kayako. Aus Wut tötete er seine Frau und seinen Sohn auf ungeheure und brutale Weise. Als er sich an der Kobayashi-Familie rächen will, erscheint der Geist von Kayako. 

Der Fluch der Kayako-Familie scheint wie ein Virus zu sein. Niemand kann sicher sein, nachdem er oder sie absichtlich oder unabsichtlich dem bösen Geist begegnet ist. Und die neuen Opfer werden auch zu neuen Tätern. Die unzufriedenen Geister tauchen schlagartig auf und überraschen ihre Opfer – ob vor der Wand, unter dem Bett oder hinter dem Rücken der Opfer. Was den Film jedoch noch furchteinflößender macht, ist die Präsentation der bekannten alltäglichen Umgebung in gruseliger Atmosphäre. Das Haus scheint nichts besonders zu sein, doch wenn man das schmale Treppenhaus, die enge Dachstube und den dunklen Wandschrank genau beobachtet, kommen dazwischen plötzlich blasse Gesichter mit blutroten Augen hervor. Eine ikonische Szene zeigt, wie ein Opfer versucht, sich aus Angst unter der Bettdecke zu verstecken… Der Ergebnis kann man sich vorstellen, es ist zu gruselig, um es hier zu erwähnen. Außerdem gibt es kaum Musik in den Szenen. Wie das Alltagsleben herrscht auf der Leinwand weißes Rauschen. Erst wenn die Zuschauer sich an die Stille gewöhnt haben, passiert das Ungewöhnliche ohne Warnung.

A Tale of Two Sisters (Korea 2003)

A Tale of Two Sisters (2003)

Su-mi und Su-yeon kehren nach einem langen Aufenthalt in einer Psychiatrie nach Hause zurück, wo ihr Vater und ihre Stiefmutter sie erwarten. Das erste Abendessen markiert die angespannte Beziehung zwischen den Schwestern und ihrer Stiefmutter. Die ältere Su-mi streitet sich ständig mit der neuen Frau ihres Vaters, die nach ihrer Ansicht das vorherige glückliche Leben der Familie zerstört hatte. Die jüngere und ängstliche Su-yeon hingegen, wird wegen Kleinigkeiten bestraft. Als sie den Käfig der Lieblingsvogels der Stiefmutter kaputt macht, muss sie zur Strafe in den Kleiderschrank. Dort erleidet das Mädchen einen Nervenzusammenbruch. Su-mi wendete sich verzweifelt an den Vater. Dieser antwortet jedoch nur, dass er nichts mehr von dem Kleiderschrank hören will. Gleichzeitig passieren ungewöhnliche Ereignisse in der Familie: Der Vater spricht immer öfter mit einer unbekannten Person über das Geschehen in der Familie am Telefon; ein weiblicher Geist hebt mitten in der Nacht die Bettdecke von Su-yeon auf; unter dem Geschirrspüler taucht das Gespenst von einem Mädchen auf; Su-mi träumt von dem Geist, der ihrer Mutter ähnelt…

Der Erfolg des Filmes lässt sich einerseits auf die unerwartete Handlung zurückführen, als man erfährt, dass die sogenannten Gespenster Illusionen von Su-mi sind, weil sie unter Schizophrenie leidet. Auch ihre jüngere Schwester und die Stiefmutter sind zwei Persönlichkeiten von ihr, denn sie erlebte den Selbstmord ihrer Mutter und den zufälligen Tod ihrer Schwester mit. Su-mi brach darunter zusammen.

Auf der anderen Seite gelingt es dem Film, die fiktiven und schrecklichen Vorstellungen mit dem wirklichen Alltag zu kombinieren. Der Kleiderschrank, in dem die Mutter in Wirklichkeit Selbstmord beging und von dem dem Su-yeon zufällig erschlagen wurde, ist ein normales Möbelstück in jedem Familienhaus. Unter dem Geschirrspüler, auf den man im Alltag kaum achtet, verbirgt sich das blasse Gespenst mit verzerrtem Gesicht. Unter der kuscheligen Bettdecke fühlt man sich nach diesem Film nicht mehr sicher. „A Tale of Two Sisters“ erzählt uns eine ungewöhnliche Familientragödie in einer für uns ganz gewöhnlichen Umgebung, in dem Haus einer normalen Familie.

A Wicked Ghost (Hong Kong 1999)

A Wicked Ghost (1999) (© Copyright Times Production Ltd.)

Vier Freunde von Ming spielen ein spirituelles Spiel, indem sie Wasser mit Blut trinken. So rufen sie einen weiblicher Geist herbei. Kurz darauf sterben alle Freunde nacheinander an plötzlichen und unerklärlichen Ereignissen: Herzinfarkt, Selbstmord… Nur Ming überlebt. Um sich zu retten, sammelt Ming zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Freund Mao alle Informationen über den bösen Geist. Gleichzeitig benutzt der Geist eine Freundin von Ming, um ihr mitzuteilen, dass sie nur noch drei Tage zu leben habe.

Der Film war der Alptraum zahlreicher Chinesen. Und plötzlich verwandelten sich alltägliche Gebrauchsgegenstände in Orte der Angst: sei es der Fahrstuhl, die Toilette oder das Haarewaschen… Der Geist war eine Schauspielerin der kantonesischen Oper (eine traditionelle Opera Chinas) und trägt stets das klassische blauen Kostüm. Man stellt sich unbewusst vor, wie die blassen Hände unter dem blauen Ärmel hervorkommen und an der Schulter berühren. In einer klassische Szene wird eine Frau von dem Geist auf dem Weg zu Toilette verfolgt. Die Zuschauer sehen wie der Geist so nah an ihr lehnt, dass fast kein Abstand zwischen ihnen ist. Die Frau merkt jedoch nichts außer einem kühlen Schauer. Nachdem man diese Szene gesehen hat, fällt es schwer noch unbeschwert zur Toilette zu gehen.

Sigmund Freud schreibt in seinem Essay Das Unheimliche, dass es nicht nur das Unvertraute, sondern zugleich das Vertraute sein kann, dass uns am Meisten gruselt. In den drei oben genannten Filmen versteckt sich das Unheimliche, die Geister und Gespenster, perfekt in dem uns Vertrauten. Die Zuschauer von Horrorfilmen gewöhnen sich vielleicht daran hässliche Geister auf der Leinwand zu sehen, diese asiatischen Filme lassen jedoch jeden Horror-Fan erschaudern – hinter allem Alltäglichen steckt das Unheimliche. Wer glaubt, dass solche Filme doch gar nicht so gruselig sind, der soll es einmal selbst ausprobieren und sich dem Grusel des Alltäglichen stellen. Ich habe vor drei Jahren „A Wicked Ghost“ gesehen und kann immer noch nicht meine Haare in schwachem Licht waschen.

Rechtschreibung kann im Alltag zu einem sehr streitbaren Thema werden (Stichwort „Grammar Nazis“). Doch was passiert, wenn plötzlich eine ganze Rechtschreibreform daherkommt? Dann wird der Alptraum zum Albtraum. In dieser Glosse geht es um rasanten Sprachwandel – und was dieser mit der Alb, Elfen und Paralleldimensionen zu tun hat.

Schweiß rinnt mir von der Stirn. Mein ganzer Körper zuckt unwillkürlich. Die Lider schreien nach dem erlösenden Augenaufschlag. Mein Puls explodiert und Adrenalin flutet meinen Körper. Plötzlich schreie ich. Ich bin wach.

Die Bilder dessen, was mich gerade heimgesucht hat, sind noch so klar vor meinen Augen, als hätten sie sich ich in meine Retina eingebrannt: saftige grüne Wiesen. Eine einzelne Kuh, die genüsslich ihr Frühstück zu sich nimmt. Ein Mann läuft in Ledertracht an mir vorbei und grüßt mich in einem Dialekt, den ich nicht verstehe. Ich hatte einen Albtraum.

Moment, was? Keine Monster oder bösen Geister, die mich des Schlafes berauben? Nö! Ich habe von der Alb geträumt. Das ist doch, worum es bei einem Albtraum geht, oder?

Alp, Alb, Aelf

Nein! AELF, nicht ALF! (Bildquelle: Bernell, pixabay.com)

Der Alp in „Alptraum“ beziehungsweise Alb in „Albtraum“ hat weder was mit den Alpen noch mit der Alb zu tun. Der Begriff teilt sich den altgermanischen Sprachstamm mit dem Wort „Elf“ (irgendwas zwischen „Aelb“ und „Aelf“) und bedeutet zunächst so viel wie „Nebelgestalt“. Später kristallisierte sich dann der Begriff „Alp“ heraus. Das Grimm’sche Wörterbuch aus dem 19. Jahrhundert schreibt über ihn:

Gewöhnlich wird von ihm erzählt, dasz er bei nächtlicher weile in den wohnungen der menschen erscheine, die schlafenden, träumenden reite und drücke, zumal ihre haare verwirre; aber auch thiere, namentlich pferde werden von ihm geritten (mythol. s. 493. 1194).

Ein Geisterwesen also, das sich nachts auf eine schlafende Person setzt und bei ihnen Angst und Panik – Alpträume – auslöst. Wenn die Schreibweise mit „p“ schon in einem so alten Wörterbuch auftritt, dann ist sie ja wohl eindeutig die bessere, oder?

„Das war schon immer so!“

BLARGH! Das Pokémon Alpollo. Via GIPHY.

Ich kann mich noch genau erinnern: Früher hat mein Grundschullehrer Herr Dieterle uns immer wieder die korrekte Schreibweise von unzähligen Wörtern eingebläut. Nicht „kucken“, sondern „gucken“; nicht „reperieren“, sondern „reparieren“; und „Alptraum“ statt „Albtraum“. Kinderleicht! Sogar das Videospiel Pokémon macht das richtig: Dort gibt es ein Geisterpokémon, das sich von Träumen ernährt und nicht von Bergkäse und Spätzle. Darum heißt es auch zu recht Alpollo. Wenn selbst ein Spiel das schafft, dann werden das doch auch die Autoren von Spiegel-Online und Co. hinkriegen, oder? Es gab mal eine Zeit, da durfte das Wort auch tatsächlich nur mit „p“ geschrieben werden. Doch dann der Verrat: die 1998 in Kraft getretene Rechtschreibreform erlaubte plötzlich den „Albtraum“. Diese Variante empfiehlt der Duden heute sogar:

Mein Duden, mein Duden, warum hast Du mich verlassen?

Änderungen wie diese der 90er-Jahre-Sprach-Schnipsler wurden damals heftigst kritisiert. Autoren, Schriftsteller und Intellektuelle stellten sich eisern gegen die neuen Regeln und taten in der sogenannten „Frankfurter Erklärung“ 1996 ihren Unmut kund. Die Frage, ob eine solche Reform überhaupt rechtmäßig sei, wurde letztlich sogar vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt. Schnell wurde klar: Ein Kompromiss musste her. Der „Albtraum“ begann. Und wozu? Schüler machen nach der Reform sogar mehr Rechtschreibfehler als davor.

Aber wer steckt dahinter? Wer hat in dem ganzen Ringen um die korrekte Rechtschreibung die „Alb“ in den „Traum“ gebracht? Fanatische Verehrer der fränkischen und schwäbischen Lebensführung? Der Schwäbische Alb Tourismusverband e.V.? Oder vielleicht sogar das Land Albanien?

Eindeutig ein Mandela-Effekt!

Die Antwort auf diese Frage liegt natürlich in Paralleldimensionen! Das Zustandekommen der Schreibart „Albtraum“ lässt sich nur durch den sogenannten Mandela-Effekt logisch erklären. Doch was ist der Mandela-Effekt? Das lässt sich am besten mit dem namensgebenden Beispiel erklären:

Nelson Mandala (*1918; †1980er)

Die Bloggerin Fiona Broome merkte 2010, dass Nelson Mandela noch am Leben war. Das verwunderte die Dame allerdings sehr. Denn sie dachte, dass der berühmte Südafrikaner schon in den 80er Jahren im Gefängnis gestorben sei. Mithilfe des Internets fand sie heraus, dass sie nicht die einzige war, die sich noch genau an dessen angeblichen Tod, inklusive umfangreicher medialer Berichterstattung, erinnern konnte. Die kollektiv gefundene Erklärung: alternative Realitäten – was auch sonst! Aus diesen Paralleldimensionen schwappen ab und zu Erinnerungen von alternativen Ichs in das Ich aus dieser Realität – panta rhei und so. So viele Menschen können sich ja nicht einfach nur falsch erinnern …

Ein anderes prominentes Beispiel sind die „Berenstain Bears“, eine beliebte Kinderbuchreihe aus Amerika. Doch viele sind davon überzeugt, dass die Bären in ihrer Kindheit eigentlich „Berenstein Bears“ hießen. Die Schreibweise mit dem „a“ sei das Ergebnis eines Mandela-Effekts. Auch ich bin davon überzeugt: Die Schreibweise „Albtraum“ stammt genau wie bei den Berenstein Bears aus einer anderen Dimension! Während der Verhandlungen um die neue Rechtschreibung ist sie in unsere Realität geschwappt.

Sigmar, Colmar, Nachtmahr

Verrückt – das sind immer die anderen! Ihr werdet mich mit eurer extraterrestrischen Spinnerei nicht überzeugen. Es heißt „Alptraum“! Alles andere ist vollkommen apsurd. Da kann man mir noch so sehr mit Sprachwissenschaft, Lautverschleifungen/-parallelisierungen oder dem Duden kommen. Wer das Wort mit „b“ schreibt, dem hat sich ein Nachtalp wohl auf den Kopf statt auf die Brust gesetzt.

Vielleicht sollten wir  statt „Alptraum“ einfach wieder von „Nachtmahr“ sprechen. Wobei … auch nicht unbedingt die beste Idee, wenn man sieht, wofür der Begriff heute benutzt wird …