Geister müssen uns weder in weißen Laken verfolgen oder angsteinflößend hinter der nächsten Ecke lauern. Nein, Geister können auch anders! Gerade im Film gibt es unterschiedlichste Arten Geister darzustellen – auch als töpfernde Romantiker.

„Ghost – Nachricht von Sam“ lässt die 90er Jahre wiederaufleben. Zurück zu Schulterpolstern und Schnurtelefonen. Warum gerade dieser Film, fragen Sie sich? Patrick Swayze und Demi Moore sind als Liebespaar im Kampf gegen den Tod einfach zu schön, um sie hier nicht zu erwähnen.

Der Film erzählt die Geschichte des Bankers Sam Wheat (Swayze), welcher nach einem Theaterbesuch mit seiner Freundin Molly Jensen (Moore) bei einem Überfall erschossen wird. Sein Geist kann die Erde jedoch noch nicht verlassen und schnell wird klar – Sam hat noch eine Aufgabe zu erledigen.

Medium wider Willen

Für Sam ist seine Situation anfangs schwer zu begreifen, denn er ist mit der Tatsache überfordert, für seine Umwelt unsichtbar zu sein. Schnell findet er heraus, dass sein Tod jedoch kein Zufall war. Sam war dabei eine Verschwörung aufzudecken, und musste deswegen sterben. Was genau Sam da aufdeckte ist zweitrangig, wichtig ist nur: Sam ist der Gute und wurde von den Bösen umgebracht. Der Film spielt mit dem Motiv der Erlösung, denn nur wenn Sam seinen Mörder findet und stellen kann, wird seine Seele frei.

Als Geist sieht Patrick Swayze für den Zuschauer ganz normal aus, kein Schimmer, kein weißes Laken. Während bei Ghostbusters schleimige grüne Monster bekämpft werden, ist es bei „Ghost – Nachricht von Sam“ ein gut aussehender Geist, der die Bösen zur Strecke bringt.

Sam trifft zufällig auf das Geschäft von Oda Mae Brown, einer Wahrsagerin – und Betrügerin. Deshalb ist es kein Wunder, dass sie selbst überrascht ist, Sam zu hören. Die temperamentvolle Oda Mae hat anfangs so gar keine Lust dem unbekannten Geist zu helfen (zu ihrer Verteidigung, sie sieht ihn ja auch nicht). Mit Oda Maes Hilfe gelingt es Sam jedoch, Molly die Hintergründe zu seinem Tod zu erklären.

„I love you.“ – „Dito!“

Molly ist anfangs noch skeptisch. Mit Hilfe von gemeinsamen Erinnerungen von ihr und Sam, kann Oda Mae sie letztendlich doch von der Existenz von Sams Geist überzeugen. Sam war kein Mann großer Worte und antwortete auf „Ich liebe dich“ stets mit „Dito“. Dieses kleine Wort überzeugt Molly und zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film.

DVD Cover „Ghost“ (Copyright Paramount Pictures)

Am Ende des Films kommt es zum großen Kampf (wie sollte es anders sein) zwischen Sam und seinem Mörder. Sam hat inzwischen gelernt Gegenstände zu bewegen und durch einen Unfall wird der Angreifer erschlagen und stirbt. Sam ist dadurch natürlich immer noch der Gute, der nur seine Freundin und sein Medium beschützte. Ein wahrer Held eben.

Und nun wird aus „perfect Patrick“ doch noch ein schimmernder Geist, der in weißem Licht erstrahlt. Sam hat seine Aufgabe erfüllt, seine Seele ist nun bereit zu gehen. In diesem Moment kann Molly Sam auf einmal hören und der Zuschauer fragt sich, warum das nicht von Anfang an ging.

Sam nutzt die Gelegenheit Molly endlich direkt zu sagen, dass er sie immer geliebt hat. Molly antwortet mit „Dito!“. Sam verschwindet im strahlenden Licht.

Lass‘ uns töpfern!

Wer jetzt nicht schluchzend auf dem Sofa sitzt hat kein Herz. Was für eine Geschichte! Hollywood in seiner ganzen Pracht: der einfühlsame Banker, der den Schurken das Handwerk legt. Wer dachte, dass Sam wieder von den Toten aufersteht, den muss ich leider enttäuschen.

Patrick Swayze verkörpert Sam und kommt damit endlich von seinem „Dirty Dancing“ Image los (für mich wird er jedoch immer Johnny bleiben). Demi Moore spielt die Künstlerin Molly und symbolisiert die Reinheit und Unschuld – und zeigt zudem bemerkenswerte Töpferfertigkeiten. In einem legendären Flashback werden Molly und Sam gezeigt, wie sie gemeinsam an einer Vase töpfern. Diese Szene erlangte Kultstatus und zeigte allen Männern da draußen, dass gemeinsame Hobbies auch sexy sein können.

Der eindeutige Star des Films ist und bleibt Oda Mea Brown, welche von der wunderbaren Whoopi Goldberg einen Witz und Charme verliehen bekommt, neben dem Molly blass aussieht. Für ihre Leistung erhält sie 1991 den Oscar als beste Nebendarstellerin. Goldberg spielt zwar besser als alle anderen Darsteller, aber ob es eine Oscar reife Leitung war sei dahingestellt. Ohne die Rolle der Oda Mae Brown wäre „Ghost – Nachricht von Sam“ jedoch eine weitere Romanze ohne großen Wiedererkennungswert. Zugegeben, der Film bedient unzählige Klischees von Himmel und Hölle, Gut und Böse und der alles überwindenden Liebe. Durch die Mischung aus Romantik, Komödie und Fantasy ist es dennoch gelungen, einen Klassiker zu schaffen. Ein starker Mann, eine schwache Frau und ein freches Medium – was für ein Dreiergespann!

Und da bekanntlich eh alles wieder in Mode kommt, ist auch „Ghost – Nachricht von Sam“ nicht verschont geblieben. In der Reihe von unnötigen Musical Adaptionen reiht sich seit 2011 nun auch „Ghost – the Musical“ ein. Seit Dezember 2017 exklusiv auch für das deutsche Publikum. Und was gibt es schöneres als Alexander Klaws, den ersten ‚Deutschland sucht den Superstar‘ Gewinner, töpfern zu sehen? Genau – nichts.

 

Der Hamburger Sportverein e. V. (HSV) ist ein deutscher Fußball-Bundesligist, der ungefähr zur gleichen Zeit entstand, als in England H.P. Lovecraft, das Horrorgenre mit Geschichten über grausige Monster aus den Tiefen des Verstandes, revolutionierte. Ein solches Wesen sollte auch knapp 100 Jahre später den HSV heimsuchen.

Gegründet wurde der Hamburger Sportverein 1919 und durchlief in seiner langen Historie ruhmreiche Zeiten voller Erfolge, großer Titelsiege, steckte aber auch die ein oder andere herbe Niederlage ein. Jedoch gelang es dem HSV als einzige Mannschaft in Deutschland seit der Gründung der Bundesliga im Jahr 1963, bis ins Jahr 2018 am Erstliga-Betrieb teilzunehmen. Das kontinuierliche Bestehen der Hamburger in der ersten Liga brachte ihnen den Spitznamen „Dino“ ein. In ihrem Stadion prangt eine gigantische digitale Uhr, die die Minuten seit der Gründung der Bundesliga mitzählt und somit auch die beharrliche Anwesenheit des HSV in derselbigen.

Doch diese Saison schien etwas anders zu sein. Manch ein Gast des Hamburger Stadions berichtete von kalten Windzügen, seltsamen Geräuschen auf den Tribünen und schlotternden Knien auf dem Platz. Als würde sich ein Schatten über die Arena legen, beginnend, die ewige Uhr des HSV zu umhüllen. Es dauerte nicht lange bis eine Fotografie die Ursache des Phänomens einfangen und dadurch erklären konnte.

quelle: pixabay - das abstiegsgespenst

Das Abstiegsgespenst (Foto: wgbieber, Pixabay)

Das Abstiegsgespenst geistert durch die Medien

Im Mai 2018 stieg der Hamburger SV in die zweite Bundesliga ab. Noch bevor das letzte Saisonspiel ausgetragen worden war, wurde schon von mutmaßlich okkult-agierenden Journalist*innen ein in den Annalen der Bundesliga stets gefürchteter Antagonist beschworen: das Abstiegsgespenst. „Und plötzlich grüßt wieder das Abstiegsgespenst“, titelte Die Welt. Auf RTL-Radio ging ein Joachim-Löw-Imitator in Hamburg auf Abstiegsgespensterjagd. Auf Spox.com geisterte es schon länger durch die Berichterstattung. Der Kicker verpatzte die Beschwörung und verwechselte es mit den Geistern einiger Vereinsikonen aus einem längst vergangenen HSV-Vorfall in Malente. Auch Der Spiegel hatte seine Probleme und meinte noch im März 2018 eher den Teamgeist zu sehen anstelle des Abstiegsgespenstes. Doch hätte man sich in Hamburg nicht wundern sollen, als man das Gespenst um die Köpfe von Fans und Verantwortlichen huschen sah. Denn das ZDF hatte schon Wochen zuvor berichtet: „Stuttgart vertreibt das Abstiegsgespenst.“ Und irgendwo musste es ja hin.

Aber wo kam es her?

Zum ersten Mal erschien das Abstiegsgespenst in einer englischen Karikatur aus dem Jahr 1906. Zu sehen ist der Fußballer Alfred Common, der für eine damals furchteinflößende Summe von 1000. Pfund Sterling von Ligakonkurrent Middlesbrough zu Sunderland wechselte. Davor sollte wohl auch das Abstiegsgespenst Angst haben. Auf der Zeichnung schützt Common seinen neuen Verein, der in Form einer scheuen jungen Frau verkörpert wird, vor einem Gespenst, das die gefürchtete zweite Liga repräsentiert. Noch bis heute jagt den Fußballinteressierten das Gespenst auf dieselbe Art Angst ein. Es kommt schleichend und will einen hinab zerren in die chaotischen Tiefen der unteren Ligen. Wo das Fegefeuer sportlichen Misserfolges wartet und man droht, für immer seinen Platz an der Sonne zu verlieren. Tatsächlich verblieb Middlesbrough in der Premier League und konnte dem Spuk vorerst ein Ende setzen. Common war es dann auch, der den ersten Schritt des Exorzismus einleitete, als er direkt bei seinem Debüt einen unscheinbaren Elfmeter in einen 1:0-Siegtreffer verwandelte. Das effektivste Gegenmittel bei Abstiegsgespensterbefall.

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„Who you gonna call?“ Alfred Common! (Foto: Wikipedia,COM:TAG {{PD-US}})

Fußball und das Spirituelle

Doch existiert das Abstiegsgespenst nicht nur als Hirngespinst geistreicher Journalist*innen. Denn was das Übernatürliche betrifft, ist das Abstiegsgespenst im Fußball in guter Gesellschaft. Fußball wird von Kulturwissenschaftlern*innen und Philosophen*innen schon länger als Art der Ersatzreligion oder Zusatzreligion angesehen und strotzt nur so vor Heiligen, Fußballgöttern und Geistern. Der australische Soziologe Harry Edwards („Sociology of Sport“, 1973) spricht gar davon, Fußball als Super-Religion zu bezeichnen. Ob Fußball Religion ist, steht natürlich zur Diskussion. Aber genau wie Jagd, Krieg, Bürokratie oder auch Formen des Musikkonsums, so kann auch Fußball als Kult beschrieben werden. Der Schritt vom Kult zur Religion ist dann wiederum ein kurzer. Versteht man Religion als die Öffnung einer transzendentalen Welt und Möglichkeit zur Suche nach Bedeutung und Sinn, dann erfüllt der Fußball eigentlich alle Kriterien.

Er öffnet damit aber auch seinen Anhänger*innen die Tür zu einer Geisterwelt. Mal treten die Geister verstorbener Vereinshelden hindurch und setzen sich jungen Spieler*innen belastend auf die Schultern. Oft werden Geister bewusst beschworen zur Unterstützung der eigenen Mannschaft oder zum Leid der gegnerischen. Gerne wird der Fußball aber auch von den Geistern heimgesucht, die er selber gerufen hat. Beispielsweise in Form von geldgierigen Spielerberater*innen und aggressiven Poltergeistern, die auf den Tribünen schwarz vermummt ganze Stadien in dunkle Rauchschwaden einhüllen. Legenden zufolge sind die dunklen Poltergeister meist Vorboten des Abstiegsgespensts. Wo sie gesehen werden folgen meist schon wenig später die ersten Fans, die verkleidet vor der Ankunft des eigentlichen Gespenstes warnen.  So entpuppt sich das Abstiegsgespenst am Ende als die Manifestation der eigenen Angst der Fußballfans. Aber wie schon H.P. Lovecraft sagte: „Selbst bei den größten Ungeheuerlichkeiten ist die Ironie selten abwesend.“

Die Geschichte über den kopflosen Reiter, der das Dorf Sleepy Hollow in Angst und Schrecken versetzt, kennen die meisten vor allem durch die Verfilmung von Tim Burtons „Sleepy Hollow“ aus dem Jahre 1999. Nur ein Jahr später gewann der Film den Oscar für das „Beste Szenenbild“. Der Gruselstreifen ist dabei nicht nur einer der bislang besten Inszenierungen des Regisseurs, die ursprüngliche Handlung stammt auch noch von einer deutschen Legende aus den früheren Jahrhunderten. Doch was genau steckt hinter der Spukgeschichte wirklich? Wer war der kopflose Reiter? Und wo beginnt der Ursprung der Sage?

Die moderne Adaption von „Sleepy Hollow“

Schauen wir uns zunächst einmal die moderne Umsetzung der Geschichte des kopflosen Reiters an. In Burtons „Sleepy Hollow“ geht es um den Polizisten Ichabod Crane aus New York, der 1799 in das Dorf Sleepy Hollow kommt. Dort soll er geheimnisvolle Morde aufklären, bei denen ein geisterhafter Mann ohne Kopf sein Unwesen treibt und die Bewohner*innen des Ortes umbringt, indem er ihnen die Köpfe abschlägt. Ein Gerücht besagt, dass es sich bei dem Serienkiller um einen getöteten und enthaupteten hessischen Söldner handelt, der nun wieder zum Leben erwacht sei. Crane jedoch weigert sich, an das Übernatürliche zu glauben und sucht – gemeinsam mit der schönen Katrina van Tassel und dem jungen Masbath – nach einer logischen Erklärung für die seltsamen Vorfälle. Als er jedoch selbst Zeuge dieser abscheulichen Taten wird und den geisterhaften Reiter in Aktion erlebt, verschwindet sein Widerstand des Leugnens und er akzeptiert das Unausweichliche: Der Geist existiert wirklich. Um ihn aufzuhalten, begibt sich Crane auf die Suche nach dem Grab des Söldners. Er ist überzeugt, dass derjenige, der den Schädel besitzt, auch die Macht über den kopflosen Reiter hat. Dieser, so vermutet Crane, wird dagegen solange weitermorden, bis er seinen Kopf wieder in seinem Besitz hat.

Burtons Adaption basiert auf der Novelle „The Legend of Sleepy Hollow“ (dt.: „Die Sage von der schläfrigen Schlucht“) des Schriftstellers Washington Irving von 1820. Die Erzählung über den geisterhaften Reiter ohne Kopf ist als eine der ersten und populärsten Kurzgeschichten in der amerikanischen Literatur bekannt. Allerdings gibt es nur wenige Gemeinsamkeiten zum Film. Zwar herrscht auch hier das Gerücht von dem Kopflosen, der als Geist eines

Washington Irving

Washington Irving. Quelle: Wikimedia Commons, CC, PD-US

verstorbenen hessischen Soldaten sein Unwesen treibt und beim Kampf seinen Kopf durch eine Kanonenkugel verlor. Ebenso soll er sich – wie in der Filmversion – jede Nacht aus seinem Grabe heraus bemühen und sich auf die Suche nach seinem verlorenen Kopf machen. Doch da hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Die Figur des Ichabod Cranes, im Film dargestellt von Johnny Depp, spielt in Irvings Geschichte ebenfalls eine zentrale Rolle. Allerdings ist Cranes hier kein Polizist, sondern ein Schulmeister, der die Kinder aus dem Dorf unterrichtet und sich in die schöne Tochter des reichen Geschäftsmanns van Tassel verliebt, wenn auch mehr des Geldes als der Liebe wegen. Nach einer Abfuhr seitens der jungen Frau wird Crane auf dem Heimweg von einem unbekannten Reiter verfolgt, der scheinbar seinen Kopf vor sich auf dem Schoß transportiert. Der Geist packt den Kopf und wirft ihn auf Crane. Am nächsten Tag scheint Crane verschwunden und wurde nicht mehr gesehen. Lediglich ein Kürbis blieb am Ort des Geschehens zurück.

Wo liegt der Ursprung der Sage begraben?

Die Erzählung über den kopflosen Reiter ist jedoch nicht erst seit Irvings Novelle bekannt. Bereits der deutsche Schriftsteller und Literaturkritiker Johann Karl August Musäus behandelte in seiner Sammlung „Volksmärchen der Deutschen“ (1782-1786) die Geschichte einer Gestalt, die ihren Kopf nicht wie üblich auf den Schultern, sondern vor sich auf dem Schoß trägt.

Man nimmt an, dass Irving die Geschichte des geisterhaften Reiters ohne Kopf auf seiner Reise an den Rhein 1806 bis 1809 zu hören bekam. Somit stammt der Ursprung der Sage tatsächlich aus Deutschland – genauer genommen aus dem Rheingebiet in Westdeutschland. Damals erzählte man sich, dass die kopflosen Reiter zur nächtlichen Stunde erscheinen und Menschen mit ihrer bloßen Berührung töten können. Die Geister sind demnach keine materiallosen Gestalten, sondern besitzen eine vollständige Körperlichkeit. Außerdem töten sie mit ihrer bloßen Berührung, und nicht, wie im Film, durch das Enthaupten.

Sünder als untote Wiedergänger

Im Rheinland ging man damals davon aus, dass es sich bei den kopflosen Geisterreitern um Menschen handelte, die zu ihren Lebzeiten eine Sünde begangen hätten und nun für ihre Taten büßen müssten. So waren sie entweder Selbstmörder, deren Leichen geköpft wurden und deren Köpfe an einem ungeweihten Ort wie beispielsweise einer Wegkreuzung vergraben wurden. Oder sie machten sich des Grenzsteinversetzens schuldig. Dabei versetzte man den Grenzstein in das benachbarte Grundstück hinein, um sein eigenes Land zu vergrößern. Als Strafe durften die Geschädigten die Schuldigen jeweils bis zum Hals vergraben und mit dem Pflug solange über deren Köpfe fahren, bis von diesen nichts mehr übrig blieb.

Aufgrund der Auffassung, der untote Wiedergänger sei ein Sünder, konnte dieser auch wieder erlöst werden. Dafür musste ein Gebet gesprochen werden, bei dem Gott oder Christus namentlich genannt wurde. Der kopflose Reiter soll sich daraufhin verwandeln, sich in einem weißen Leichentuch wiederfinden und sich bei seinen Erlöser*innen bedanken.

Der kopflose Reiter als Warnung

In vielen Erzählungen, in denen der kopflose Reiter erscheint, fungiert er als Warnfigur. In den meisten Fällen greift er nicht an, sondern erschreckt lediglich die armen Betrachter*innen, denen er sich zu erkennen gibt. So taucht er beispielsweise dann auf, wenn Menschen gerade etwas Unrühmliches planen wie in etwa das Versetzen des Grenzsteines ihrer Nachbar*innen. Der geisterhafte Reiter tritt dabei als warnendes Beispiel auf und hält die Personen davon ab, die Straftat zu vollziehen. Oft gilt die Geistergestalt auch als Todes-Omen und kündigt den Tod derjenigen an, denen er erscheint.

Auch in Burtons Horrorfilm dient das Erscheinen des kopflosen Reiters als Indiz für einen baldigen Todes- bzw. Mordfall, weshalb sich die Bewohner *innen von Sleepy Hollow kaum noch vor ihre Häuser trauen. Das Motiv, das hinter diesen ganzen Anschlägen steckt, ist jedoch weitaus verzwickter, als es sich Irving oder Musäus womöglich je ausgedacht hätten.

https://www.psychologies.co.uk/events/competition-signed-her-movie-poster.html

Immer wieder treffen wir im Film auf verschiedene Vorstellungen der Zukunft. Eine von ihnen scheint immer öfter eine von Technologien beherrschte Welt zu sein. Ob apokalyptisch, positiv oder abstrakt – die Technologie scheint untrennbar mit vielen Versionen der Zukunft verwoben zu sein. Der Film „HER“ stellt den Zuschauer*innen eine neue Welt vor. Diese ist ästhetisch, modern und … voller Gespenster? Weiterlesen

Es spukt in Bikini Bottom!

„Spongebob Schwammkopf“ ist eine der international erfolgreichsten Kinderserien überhaupt. Immer wieder tauchen dort Schauergestalten auf. Hier erfährst Du mehr über den „Fliegenden Holländer“, den „Spind von Davy Jones“ und was das alles mit Hipstern und alten Sportsocken zu tun hat.

Es gibt wohl kaum jemanden, der den namensgebenden Protagonisten dieser Serie noch nie gesehen hat: Gelb, viereckig und löchriger als Schweizer Käse. Sogar eine 2011 entdeckte Pilzart wurde nach ihm benannt. Die Serie „Spongebob Schwammkopf“ (im Original: „Spongebob Squarepants“) aus der Feder von Stephen Hillenburg erzählt zumeist lustige Geschichten aus dem Leben des gelben Quadratschädels oder seiner Freunde, anderer Meeresbewohner wie Seesterne, Krabben und Oktopusse – und selbstverständlich auch Eichhörnchen. Die belebte Unterwasserwelt orientiert sich dabei an vielem, was die Vorstellungen von uns Landratten über die See und Seefahrt ausmachen. Darunter auch klassisches Seemannsgarn: Geistergeschichten. Die Sage um den Fliegenden Holländer ist eine davon. Doch was hat es mit dem fiesen Gesellen auf sich? Und was macht ihn bei Spongebob so … speziell? Einfach weiter lesen und mehr erfahren. ?

Zur Einstimmung aber erstmal ein bisschen Geistergeheul:

Eine wahre Legende?

Der Geist aus dem Video oben ist der „Fliegende Holländer“, eine der beliebtesten Figuren aus der Welt des Seemannsgarns. Neben Opern, Romanen und Gedichten inspirierte die Sage auch Liedermacher und Maler. Die ursprüngliche Legende handelt von einem verfluchten Kapitän, der bis zum Ende der Welt dazu verdammt ist, die Sieben Weltmeere heimzusuchen. Wie genau er diesen Fluch auf sich gezogen hat, wird dabei in unterschiedlichen Geschichten unterschiedlich erklärt. Einigen Varianten zufolge ist der Kapitän ein Niederländer (daher auch der Name der Figur), der mit seinem Schiff das Kap der Guten Hoffnung umsegeln wollte. Diese Gegend gilt allerdings als besonders gefährlich und nur schwer passierbar für Segelschiffe. Bei diesem Unterfangen soll er geschworen haben:

„Ich werde das Kap umschiffen. Und wenn ich bis zum Tag des Jüngsten Gerichts segeln muss!“

… doch dann zerschellte er mit seiner ganzen Besatzung.

In anderen Geschichten wiederum sterben Kapitän und Crew nicht, es lässt sich also nicht sagen, ob es sich um sogenannte Post-mortem-Fälle handelt. In jedem Fall sollte sein Schwur zum Fluch für ihn und seine Mannschaft werden.

Seitdem irrt der Fliegende Holländer mit seinem geisterhaften Schiff umher. Eine Begegnung mit ihm gilt als unheilvolles Omen für den Untergang des eigenen Schiffes. Es gibt einige Aufzeichnungen von Seefahrern, die ihn tatsächlich gesehen haben wollen. Bei einer Überfahrt mit der „HMS Inconstant“ am 11. Juli 1881 an der australischen Küste erfolgte die wohl prominenteste Sichtung. Der damalige britische Kronprinz und spätere König George V.  war während seiner Marineausbildung Teil der Besatzung dieses Schiffes. In seinem Tagebuch berichtet er von den Ereignissen:

„At 4 a.m. the Flying Dutchman crossed our bows. A strange red light as of a phantom ship all aglow, in the midst of which light the masts, spars and sails of a brig 200 yards distant stood out in strong relief as she came up on the port bow […].“

Der Matrose, der den Holländer als Erster gesichtet hatte, stürzte noch am selben Tag von einem Mast zu Tode.

„Manchmal ziehe ich gerne ein Söckchen über meinen Geisterzipfel“

Die Erscheinung des Fliegenden Holländers und seines Schiffes in „Spongebob Schwammkopf“ entspricht offensichtlich nicht ganz der Beschreibung von George V. Statt von einem rötlichen Leuchten ist der Holländer von einem garstigen Grün umgeben. Optisch entspricht er allerdings dem Bild eines stereotypen Piraten: ein Hut mit breiter Krempe, ein aufwendiger Mantel mit verziertem Revers und schwerem Gürtel und natürlich Vollbart. Eigentlich fehlen nur noch die Augenklappe und das Holzbein. Letzteres ist allerdings schwierig, denn der Fliegende Holländer hat in der Vision von Stephen Hillenburg keine Beine, sondern einen – wie er ihn liebevoll nennt – „Geisterzipfel“.

„Heeey, ich hatte auch einen Wunsch frei. Und Obst ist gut gegen Skorbut!“ (Staffel 2, Folge 33). ©Nickelodeon und Viacom Int. All rights reserved.

Als  Bote von Unheil und Tod kann man den Holländer in „Spongebob Schwammkopf“ allerdings nur schwerlich bezeichnen. Schließlich begegnet er uns häufig als Neurotiker (er kann ohne seine „Dinnersocke“, die er über seinen Geisterzipfel zieht, nicht essen) und sogar als Hippie-Hipster (siehe Bild oben). Aber einen Trumpf hat der schaurige Kollege doch im Ärmel, um die Einwohner Bikini Bottoms in Angst und Schrecken zu versetzen …

Der „Spind von Davy Jones“

Wer den Groll des Fliegenden Holländers auf sich zieht, der wird in den „Spind von Davy Jones“ gesperrt. Der „Spind“ ist in der deutschen Übersetzung eine Anspielung auf einen englischen Ausdruck aus der Seemannssprache: „Davy Jones‘ Locker“ (Locker = Spind). Der „Locker“, eigentlich eher mit „Kiste“ oder „Schrank“ zu übersetzten, ist in der ursprünglichen Sage um Davy Jones als eine Form von Hölle oder letztem Grab für ertrunkene Seefahrer zu verstehen. Davy Jones, sozusagen der Teufel der hohen See, sperrt alle über Bord gegangenen Matrosen dort ein. Erste schriftliche Erwähnungen dieser Figur finden sich schon Anfang des 18. Jahrhunderts. Der schottische Arzt und Schriftsteller Tobias Smollet schrieb zum Beispiel in seinem Buch „The Adventures of Peregrine Pickle“ (1751):

„This same Davy Jones, according to sailors, is the fiend that presides over all the evil spirits of the deep, and is often seen in various shapes, perching among the rigging on the eve of hurricanes, ship-wrecks, and other disasters to which sea-faring life is exposed, warning the devoted wretch of death and woe.”

In „Spongebob“ ist der „Spind“ zwar nicht wirklich das, was man sich unter einer ewigen Verdammnis vorstellt … aber er kommt dem sehr nah. Denn der Spind ist voller stinkiger, ekliger, alter Sportsocken! ?

 

Ein Spind voller Stinkesocken – kein Wunder, dass Mr. Krabs da nicht rein will. Via GIPHY.

 

Und diese Socken gehören keinem Geringeren als Davy Jones. Aber Moment – nicht der Davy Jones. Ein kleiner Hinweis:

 

Hey, hey, we’re the Monkees
You never know where we’ll be found
So you’d better get ready
We may be comin‘ to your town

 

Die Rede ist natürlich vom Briten Davy Jones, einem Musiker, der mit der Band „The Monkees“ berühmt geworden ist (Text von oben aus dem Lied „(Theme From) The Monkees“ ). Was? Der Hinweis hat euch nicht gereicht? Und ihr kanntet den nicht? Tja, da geht es euch wie mir – also, haben wir alle schon mal etwas gelernt! Dass er in der Serie in einem merkwürdigen, veraltet wirkenden Samt-Hemd daherkommt, macht ihn um einiges gruseliger als jeden teuflischen Seemannsgeist, den man sich vorstellen kann, findet ihr nicht?

 

Der britische Musiker Davy Jones begrüßt den Holländer in „seinem Spind“. Via GIPHY.

 

Die schräge Seite des Schaurigen

Die alten Gruselgeschichten der Seefahrer, die Stephen Hillenburg in seiner Serie auf solch ironische Weise unterbringt, geben besonders dem jungen Zuschauer mehr mit als lustiges Gegröle oder Stinke-Witze. Obwohl der Fliegende Holländer eine echte Schauergestalt ist, hat er doch auch eine schrullige und liebenswerte Art an sich. Das wird besonders deutlich, als der Holländer in einer Folge sogar bei Spongebob Zuhause einziehen muss. So wie der Fliegende Holländer durchaus seine „menschliche“ Seite hat, so ist wohl alles, was uns im Alltag Angst macht, bei genauerem Hinsehen gar nicht so furchterregend. Und wenn wir uns nur darauf einlassen, merken wir, dass wir uns gar nicht erst hätten ängstigen müssen.

Vielleicht ist die Botschaft aber auch etwas plumper, und wir sollten uns nicht vor irgendwelchen Geistergestalten fürchten, sondern stattdessen vor dem wahren Grauen: Hipstern und alten Socken.

Kellertreppe Geister

Der lang ersehnte Neuanfang einer Kleinfamilie in Kalifornien erweist sich als Stunde Null mit bitterbösem Beigeschmack. Familie Harmon entscheidet sich für ein Geister-Anwesen, das sie so schnell nicht mehr loslässt. Die Horror-Fernsehserie „American Horror Story“ stammt von den Regisseurinnen Jennifer Chambers Lynch und Angela Bassett.

Geister Hand_Silhouette

Silhouette einer Geisterhand hinter Milchglas (Quelle: © Tertia van Rensburg/​unsplash.com).

„Murder House“ bildet den Start der aus insgesamt acht Staffeln bestehenden Horror-Serie „American Horror Story“. Die Geister treten in der Serie aus dem Jahr 2011 in Gestalt normaler Menschen auf, die nur zu perfekt in die Gegenwart zu passen scheinen. Deshalb fällt es enorm schwer, tot von lebendig zu unterscheiden. Und genau das macht aus der Staffel eine fesselnde und einzigartige Geister-Geschichte, entsprungen aus der amerikanischen Serienlandschaft und ausgestrahlt auf dem Pay-TV-Sender FOX.

Alle zwölf Folgen beginnen mit einer Rückblende in die dunkle Vergangenheit des Serienhauses, bevor sie in dessen schaurige Gegenwart übergehen. Dadurch schafft es „American Horror Story“, mörderische Ereignisse aus der Vergangenheit mit den schaurigen Geschichten aus der Gegenwart zu verbinden.

Dunkle Vergangenheit: Das Geister-Haus

Familie Harmon zieht von Boston nach Los Angeles, um einen Neubeginn zu wagen. Ben (Dylan Mc Dermott) hatte seine Frau Vivien (Connie Britton) zuvor mit einer Studentin betrogen und auch eine Fehlgeburt hat Narben in der Beziehung hinterlassen. Doch der Traum vom Neuanfang zusammen mit ihrer zehnjährigen Tochter Violet (Taissa Farmiga) wird schnell zum Albtraum. Bereits bei der Hausbesichtigung erfahren sie, dass die Vorbesitzer darin ums Leben kamen. Angelehnt an den klassischen Topos aus Oscar Wildes Erzählung „Das Gespenst von Canterville“, schreckt diese Tatsache die drei jedoch nicht ab, das Haus zu kaufen. Trotz seiner enormen Größe ist es deshalb ungewöhnlich günstig. Doch gewöhnlich ist kaum etwas an diesem Ort. Zieht das Gebäude seltsame Gäste magisch an oder sieht Familie Harmon schlichtweg Geister?

Haus American Horror Story

Das Geisterhaus der Familie Harmon aus „American Horror Story“ Staffel 1 (Rechte: 2011 Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved).

In den 1920er Jahren wurde das Anwesen in der Serie – eine Villa im viktorianischen Stil – von einem Arzt für dessen Frau erbaut. Der besessene Dr. Montgomery war bekannt dafür, im Keller des Hauses illegale Operationen und grausame Morde durchzuführen. Die Rache eines verbitterten Partners eines der Opfer führte zur Ermordung des Kindes des Ehepaars, woraufhin die Gattin den Arzt und sich selbst erschoss. Seit jeher raubt das Anwesen allen neuen Bewohnern den Atem – im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder, der dort ums Leben kommt, bleibt auf mysteriöse Art und Weise mit dem Ort verbunden.

Grusel-Garantie

Die neue Nachbarschaft der Harmons bringt das Leben der Familie gewaltig durcheinander. Mord, Totschlag und rätselhafte Begegnungen scheinen hier auf der Tagesordnung zu stehen. Die Serienmacher Ryan Murphy und Brad Falchuk lassen ihrer dunklen Fantasie freien Lauf. Sie verzichten hierbei jedoch keineswegs auf die Themen Liebe und Erotik. Vivien erwartet ab Folge eins Zwillinge sowohl von einem Menschen als auch von einem Geist. Während sie selbst im Glauben darin lebt, Ben sei der Vater beider Babys, stockt den Zuschauern bei dieser Szene der Atem.

Auch die Liebesgeschichte der beiden Teenies Violet und Tate lässt die Serie auf den ersten Blick unscheinbar wirken. Violet fühlt sich seit ihrer ersten Begegnung mit Tate, einem Patienten ihres Vaters, zu ihm hingezogen. Beide sind Einzelgänger und teilen dunkle Fantasien und sogar Mordgedanken. Doch irgendetwas scheint Tate zu verheimlichen. Als die beiden an Halloween ein Date haben, tauchen Jugendliche mit Wunden am Körper auf. Unklar dabei ist, ob es sich um aufgemalte Halloween-Wunden handelt oder um echte Geister. Die Jugendlichen sind wütend auf Tate und bedrohen ihn. Die Situation eskaliert. Nach und nach beginnt Violet die Glaubwürdigkeit ihres Freundes Tate zu hinterfragen und stößt bei Nachforschungen in dessen Vergangenheit auf schaurige Tatsachen …

„Eine der spannendsten und undurchsichtigsten amerikanischen Fernsehserien“ (Nina Rehfeld für „Spiegel Online“)

Es benötigt seine Zeit, dem Prinzip der Serie folgen zu können. Häufig entsteht ein gedanklicher Wirrwarr, den es erst nach und nach zu entwirren gelingt. Was ist real und was nicht? Diese Frage stellt sich der Zuschauer nur zu oft. Nina Rehfeld betitelt in „Spiegel Online“ „American Horror Story“ deshalb nicht umsonst als eine der „spannendsten und undurchsichtigsten amerikanischen Fernsehserie[n]“. Würden manche Charaktere wie Nora Montgomery – erste Bewohnerin des Hauses – keine Schusswunde am Hinterkopf aufweisen, würde man sie schlichtweg als normale junge Frau mit etwas überholten Ansichten betrachten. Auf Fragen danach, wieso Ben und Vivien die alte Haushälterin Moira nicht einfach entlassen können oder, warum Nachbarin Constance so oft im Haus auftaucht, findet der Zuschauer erst mit der Zeit Antworten. Es bleibt eine Herausforderung, zwischen Geist und Mensch zu unterscheiden. Würde man zum Beispiel intuitiv den im Gesicht durch Brandnarben entstellten Nachbarn Larry in die Geister-Kategorie stecken, so ist gerade hier das Umgekehrte der Fall. Ab der ersten Sekunde der Serie ist Gruseln angesagt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Vivien schon am Ende der zweiten Folge sagt: „Wir verkaufen das Haus“. Doch dies ist leichter gesagt als getan.

„Murder House“ bietet Sucht-Potenzial! Und das schaurig schöne Anwesen der Harmons ist als Schauplatz für mörderisch gute Unterhaltung perfekt. Der Zuschauer ist durchgehend aus einem bestimmten Grund gefesselt – der ständigen Frage nach dem Warum.

Wer sich nach der letzten Folge von „Murder House“ noch nicht genug gegruselt hat, dem bieten sieben weitere schaurig schöne Staffeln Gelegenheit dazu. Und wer durch diesen Beitrag Lust auf einen kleinen Vorgeschmack bekommen hat, dem lässt vielleicht schon der Trailer das Blut in den Adern gefrieren … Ob die Liebesgeschichte von Violet und Tate ein Happy End findet, wird hier nicht verraten.

Die drei Fragezeichen

Wer kennt sie nicht, die drei Detektive, Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, aus dem fiktiven Ort Rocky Beach in Kalifornien. Die drei ??? haben ihren Ursprung in der 1968 erschienenen Jugendkrimibuchserie und feierten später als Hörpsielserie unerreichte Erfolge. Sie übernehmen jeden Fall – so steht es auf ihrer Visitenkarte. Oft haben es die drei Fragezeichen mit übernatürlichen oder mystischen Fällen zu tun. Es geht um „Poltergeister“ (Folge 73), „sprechende Totenköpfe“ (Folge 6), „Bergmonster“ (Folge 14) oder „weinende Särge“ (Folge 42). Was ist der Grund für diesen starken Fokus auf das Übernatürliche?

Die Erfolgsgeschichte der drei Detektive

Die Geschichte der drei Fragezeichen (engl. „the three Investigators“) geht auf  die gleichnamige Kinderbuchserie in den Vereinigten Staaten der 60er Jahre zurück. Obwohl Alfred Hitchcock oft mit der Serie in Verbindung gebracht wird, war er weder Erfinder noch Autor der drei Detektive. Er diente lediglich als Schirmherr für die Reihe. Das erste Buch wurde in Deutschland 1968 veröffentlicht und 1979 folgte dann die erste Folge der Hörspielreihe – „Die drei ??? und der Super – Papagei“. Obwohl die Reihe Anfang der 90er Jahre in den USA eingestellt wurde, läuft sie in Deutschland mit eigenen Geschichten weiter. Seitdem wurden über 45 Mio. Tonträger und 16,5 Mio. Bücher verkauft und die Hörspiele begeistern seitdem Generationen von Kindern und Jugendlichen. Es ist also nicht verwunderlich, dass für viele Mädchen und Jungen hier die ersten Berührungspunkte mit gespenstischen und gruseligen Geschichten entstehen.

Detektivgeschichten für Kinder und Jugendliche

Themen, wie sie in den Folgen „Die drei ??? und das Gespensterschloss“ oder „Poltergeist“ behandelt werden, sind nicht Inhalte klassischer Detektivgeschichten – wie zum Beispiel bei Agatha Christies Hercule Poirot. Hier geht es häufig um Mord, Spionage oder Entführungen – alles eher Themen, die nicht für Kinder und Jugendliche geeignet sind. So ergibt es durchaus Sinn, Detektivgeschichten für Kinder mit realitätsferneren Themen zu bestücken. Außerdem üben das Übernatürliche und das Mystische auf Kinder eine enorme Anziehungskraft aus.

Trotzdem sind es keine Werke, die den Zuhörerinnen und Zuhörern die Interpretation und Lösung übernatürlicher Ereignisse überlassen. Die Detektive finden stets eine rationale und logische Lösung für die mystischen, übernatürlichen und oft unerklärlichen Phänomene. Das Mitraten und Miträtseln, ein grundsätzlicher Anteil der Detektivgeschichten, bleibt trotz der untypischen Fallkonstellationen erhalten. Doch wie sieht so ein Fall aus? Wie wird er aufgelöst? Fangen wir mit Folge 11 – „Die drei ??? Und das Gespensterschloss“ – an. Sie ist laut der Fanseite rocky-beach.com auf Platz 1 der beliebtesten Folgen.

„Die drei Fragezeichen und das Gespensterschloss“

Die Folge beginnt damit, dass Alfred Hitchcock die drei Fragezeichen damit beauftragt, ein Spukschloss als Location für einen seiner nächsten Filme ausfindig zu machen. In den frühen Folgen is er noch Mentor der Detektive. Nach Bobs ausführlicher Recherche finden sie das alte Anwesen des früheren Stummfilmvirtuosen Stephan Terrill. Dieser soll das Schloss vor seinem Tod verflucht haben. Es gibt Meldungen über Sichtungen eines blauen Phantoms und Orgelmusik aus unerklärlichen Quellen. Sie machen sich auf, das Gebäude zu besichtigen. Die Detektive bekommen auf unerklärliche Weise Panik und flüchten aus dem Haus. Eine anonyme Warnung per Telefon, eine persönliche Warnung einer ‚Zigeunerin‘ und die Aussage des ehemaligen Managers von Stephan Terrill, er würde für kein Geld der Welt eine Nacht dort verbringen, schrecken die Detektive nicht ab. Sie untersuchen noch einmal das Schloss. Diesmal werden sie jedoch von zwei Männern gefangen genommen. Die Detektive können sich befreien und finden während ihrer Flucht einen Geheimgang, der zum Haus Terrills ehemaligen Managers führt. Es stellt sich heraus, dass der Manager und der Filmemacher ein und dieselbe Person sind.

Die Auflösung

Die Lösung des Falls ist so einfach wie auch genial. Der Manager ist Stephan Terrill. Dieser hat nach dem Untergang des Stummfilms sein Vermögen verloren. An dem Haus lag ihm aber so viel, dass er die Geschichte inszenierte, dass es im Schloss spuke. Damit wollte er erreichen, dass zukünftige Käufer ausbleiben. Als ZuhörerIn konnte man bereits vorher den Manager als Täter identifizieren. Die Personen, die die drei Detektive gewarnt haben wurden alle von Terrill verkörpert, wiesen aber alle einen kleinen Sprachfehler auf – sie lispelten. Wolf Rahtjen, der Sprecher, hat das sehr nuanciert in die verschiedenen Rollen übernommen. Man muss sehr genau hinhören, um darauf zu stoßen.

Auch bei anderen Hörspielen ist die Auflösung unerklärlicher, übernatürlicher oder mystischer Ereignisse sehr kreativ. So werden bei der Folge „Poltergeist“ die Spukereignisse von der Besitzerin des Spukhauses selbst verursacht. Bei diesem Fall sollten die drei ??? davon abgehalten werden, einen Kunstdieb zu verfolgen. Als Rocky Beach von einem Geisterschiff heimgesucht wird, soll dies dafür sorgen, dass ein Verbrecher ungestört nach einem Piratenschatz suchen kann.

Grundsätzlich gibt es eine logische und rationale Erklärung, wenn es bei den drei ??? um Mysteriöse, Übernatürliche und Unerklärliche Ereignisse geht. Die Methoden, mit denen diese Phänomene plastisch dargestellt werden, sind sehr überzeugend. Auch heute noch, als Erwachsener, ertappe ich mich, wie mir ein leichter, kalter Schauer über den Rücken läuft. Es ist also nicht verwunderlich, dass die drei Fragezeichen so lange so viele Generationen erfolgreich unterhalten haben.