Vom Pizzaboten über Putin bis hin zu Pippi Langstrumpf – auf diesem Blog ist für jeden „Helden-Geschmack“ etwas dabei. Viele werden den einen oder anderen Helden aus ihrer Kindheit wiederentdeckt oder vielleicht sogar neue hinzugewonnen haben. Doch einem Held, besser gesagt einer Heldin, haben wir noch nicht genügend Zeit gewidmet: unseren Müttern.

Wenn man einen Blog zum Thema Helden betreibt, beschäftigt man sich notwendigerweise sehr viel mit den Fragen: Was ist ein Held? Was macht einen Helden aus? Wer ist überhaupt mein persönlicher Held? Da denkt man vielleicht zunächst an berühmte Persönlichkeiten oder Superhelden.  Je mehr und länger ich aber darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir: mein ganz persönlicher Held ist meine Mama und damit scheine ich in meiner Generation nicht alleine zu sein. Vielleicht erkennt der ein oder andere sich im Folgenden sogar wieder und meldet sich im Anschluss bei seiner Mama, einfach um „Danke“ zu sagen.

Die Mutter stolz als persönliche Heldin zu bezeichnen war, laut meiner eigenen Mutter, früher gar nicht so verbreitet. Anfang 20 wollte jeder frei sein. Vor allem frei von den schrecklich spießigen Eltern.

„Unsere Eltern kiffen mehr als wir, wie soll man rebellieren?“

Das singen Kraftklub in dem Lied „Zu Jung„. Und das beschreibt auch die heutige Generation der Anfang/Mitt-Zwanziger ganz gut – unsere Eltern haben doch schon fast jeden Unsinn selbst durchgemacht, was bleibt da noch für uns? Viele von uns sind aufgewachsen, ohne den Drang verspürt zu haben, eine große Rebellion gegen das Elternhaus zu starten. In den meisten Fällen wurde uns nicht mehr vorgeschrieben, was wir zu tragen haben, wir haben die Möglichkeit im Prinzip an jeden Ort dieser Welt zu reisen um uns selbst zu verwirklichen. Es gibt schlichtweg nicht mehr diesen weit verbreiteten Drang sich unbedingt von den Eltern zu distanzieren. Dies macht es auch möglich, heute ganz offen und ohne als „Mamakind“ dazustehen, die eigene Mutter als ganz persönliche Heldin zu nennen.

Deshalb möchte ich nochmal daran erinnern, was Mama (Papa, Oma, Opa – jedwede Bezugsperson mit „Mutterrolle“) alles für uns geleistet hat und immer noch leistet.

9 Monate nur wir zwei

An die Zeit, die man im Bauch seiner Mama verbringt, erinnert sich vermutlich keiner. Dass in diesen 9 Monaten aber eine besondere Bindung zwischen zwei Menschen geformt wird, kann man nicht bestreiten. Schon hier nimmt Mama einiges auf sich : Übelkeit, Hormonchaos, schmerzende Füße und und und. Mama ist von Sekunde 1 da. Sie steht auf in der Nacht, wenn der kleine Nimmersatt schon wieder Hunger hat, sie schiebt den Kinderwagen oft stundenlang, bis man endlich friedlich eingeschlafen ist. Und sie ist wachsam, wenn man seine ersten Schritte tut und viel zu schnell die Welt erkunden will.

Aufgeschlagene Knie, blaue Flecken oder eine schlimme Erkältung – alles wird in Sekundenbruchteilen besser, wenn Mama da ist. Ganz heimlich vermute ich ja, dass man mit der Geburt eines Kindes „Heil-Superkräfte“ verliehen bekommt.

Und wenn wir ehrlich sind: wer würde sich denn heutzutage nicht noch gern von Mama am Bett versorgen lassen?

Die Bezähmung des PuberTier

In einer bestimmten Phase des Lebens ist auf einmal alles doof, manchmal sogar Mama. Man versteht sich selbst nicht, man versteht die Anderen nicht und dann ist da auch noch Mama, die versucht gute Ratschläge zu geben (sie versteht es doch eh nicht!). Im Nachhinein schämt man sich vielleicht sogar für die unnötigen Streits, zugehämmerten Türen und das exzessive Augenrollen. Trotz allem, und das finde ich im Rückblick wirklich heldenhaft, kann man auf Mama zählen, egal was kommt oder was man verbrochen hat.

Schlimmer wird es dann, wenn man denkt, man wäre jetzt schon reif und erwachsen. Mit 17 hatte hat man oft tatsächlich diese Illusion. Eine Mama, die dann noch Vorschriften machen will, die passt einfach nicht in dieses Bild. Man weis natürlich schon selbst was man tut und was gut für sich ist (wissen die wenigsten). Und Mama reagiert natürlich immer nur über und will doch einfach nur kontrollieren (meistens hat sie aber Recht). Mamas scheinen auch so etwas wie eine unerschöpfliche Geduld und die nie endende Bereitschaft zu verzeihen zu besitzen. Für mich auch eine Superkraft.

Selbst wenn ich es damals nicht war, so bin ich es heute umso mehr: dankbar.

Mamakind für immer

Und jetzt ist man eigentlich „erwachsen“. Der Moment, auf dem man schon immer hingefiebert hat ist da – endlich keine Vorschiften mehr. Man wohnt alleine, kocht für sich selbst, wäscht Wäsche und hat sein Leben (mehr oder weniger) alleine unter Kontrolle. Keiner mehr, der einem vorschreibt wo man hin darf und wann man zuhause sein soll. Aber so viele Freiheiten all dies auch mit sich bringt, oft wird dann doch noch Mama zu Rate gezogen. Welches Waschmittel das Beste ist, wenn einen die deutsche Bürokratie überfordert oder einfach wenn man dann doch mal jemanden brauch, der einem sagt was zu tun ist : Mama, als der ewige Retter, ist schon wieder und immer noch zur Stelle.

Und all das, ja für was eigentlich? Für ein paar Rosen und Schokolade am Muttertag? Oder für die viel zu selten ausgedrückte Dankbarkeit der Kinder (zumindest bis sie selbst erwachsen sind)? Für das „Hab dich lieb“ am Ende einer Whatsapp-Nachricht? Objektiv gesehen ist die Mutter-Kind-beziehung schon relativ einseitig. All die Strapazen und Sorgen (und hier wurden bei weitem nicht alle genannt) , die sie für mich aufgenommen hat und nehmen wird, hat sie aus einem einzigen Grund getan: Aus Liebe zu mir. Genau das macht meine Mama zu meiner Heldin

 

 

 

3 Kommentare
  1. Luisa Wellert
    Luisa Wellert sagte:

    Wie schön du das geschrieben hast! Ich konnte mich total wiederfinden in deinen Gedanken. Eigentlich sagt man den Mamas wirklich viel zu selten „Danke“ dafür, dass sie immer für uns da sind.

  2. Jan Doria
    Jan Doria sagte:

    Eine Mutter-Kind-Beziehung ist nie einseitig, wenn man den Generationenvertrag dabei noch mitdenkt. Dabei erkennt man zweierlei:

    Erstens geben wir das, was unsere Mütter uns gelehrt haben, an die nächste Generation unserer eigenen Kinder weiter. Die Fürsorge, die wir durch unsere Eltern erfahren haben, überträgt sich also im Idealfalle auf die Fürsorge, die wir unseren eigenen Kindern angedeihen lassen, wenn wir selbst Eltern sind.
    Andererseits ergibt sich aus der Fürsorge unserer Eltern unsere Verpflichtung, selbst für diese zu sorgen, wenn sie alt und schwach sind.

    • Sofia
      Sofia sagte:

      Ich verstehe, was du meinst, aber ich denke, dass man bei der Betrachtung des Generationenvertrags dennoch nicht von einem reziproken Verhältnis sprechen kann, da das Konzept des Geben und Nehmens sich auf andere Generationen überträgt. Somit entsteht nicht der klassische Ausgleich, von dem beispielsweise Marcel Mauss in seiner Gabentheorie spricht: Gabentausch als Mittel sozialer Interaktionen, das den Effekt mit sich zieht, dass Machtverhältnisse entstehen, da der Nehmende in der Schuld des Gebenden steht.
      Aber wenn man solche Aspekte beiseite schiebt, geht es in dem Beitrag nicht um eine exakte Aufrechnung der „Schulden“ oder um das Erreichen eines reziproken Verhältnisses, sondern schlichtweg um eine Würdigung der Rolle der Mutter.

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