Brot und Wein. Beides sind auch wichtige Sinnbilder im christlichen Glauben. Beim Abendmahl wird diese Kombination den Gläubigen gereicht. Dabei symbolisiert der Wein das Blut und das Brot den Leib Christi. Durch dieses Ritual soll eine Verbindung zwischen den Gläubigen und Jesus Christus entstehen. Doch ist die Form der Anwesenheit Christi – wie die von Gespenster und Geistern – umstritten. Ist es die tatsächliche Wesensverwandlung von Brot und Wein? Oder ist es eine andere Form der reellen Präsenz? Oder ist sie doch nur symbolisch zu verstehen?

Beim christlichen Abendmahl – oder auch Eucharistie genannt – soll an das Sterben Christi für die Sünden der Gläubigen gedacht werden. Durch das Ritual des Verzehrs des Leibes (Brot) und Blutes (Wein) Christi soll die Gegenwart des Sohnes Gottes erfahren werden. Dabei gibt es verschiedene Ansätze, wie die Gegenwart Christi zu verstehen ist. Und welche Bedeutung bei dem Sakrament Brot und Wein einnehmen. Dieser Konflikt wird heute als Abendmahlstreit bezeichnet.

Die römisch-katholische Abendmahlslehre

Die katholische Kirche setzte eine klare Definition der römisch-katholische Eucharistielehre während des Trienter Konzils fest.

„Durch die Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes, in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung genannt.“

Konzil von Trient, Dekret über das Sakrament der Eucharistie, Kapitel 4

Die katholische Kirche geht also davon aus, dass während des Abendmahls Jesus Christus tatsächlich und lebendig anwesend ist. Christus ist also in Form von Brot und Wein anwesend und wird von den Gläubigen durch den Verzehr erfahren. Zentral ist hier, dass tatsächlich an die Realpräsenz Christi geglaubt wird. Ist dies nicht der Fall, können die Gläubigen das Sakrament nicht erhalten.

Die lutherische Abendmahlslehre

Martin Luther (1483 – 1546)
Quelle: Wikipedia

Die Reformation führte dazu, dass viele christlichen Rituale und Dogmen neu gedacht wurden. So auch das Abendmahl. Luther kritisierte die Wesensverwandlung, die die katholische Kirche vertritt.

„Luther und die ihm folgende Tradition hat in der Transsubstantitationslehre eine philosophische Überfremdung der biblischen Zeugnisse von der Gegenwart Christi in den Elementen gesehen“

Rochus Leonhardt

Luther geht von einer allgewärtigen aber realen Anwesenheit Christi aus. Sie ist nicht, wie bei den Katholiken, auf Brot und Wein beschränkt. Brot und Wein werden von der Präsenz Christi umfasst. Hier ist der Glaube an die Realpräsenz nicht ausschlaggebend, um das Sakrament zu erhalten. Nicht der Glaube der Empfänger ist für das Sakrament verantwortlich, sondern das Sakrament schaffe und stärke den Glauben der Empfänger.

Die Abendmahlslehre der reformierten Kirchen

Dieser Ansatz einer realen Präsenz Jesus Christus beim Abendmahl wurde wiederum von Huldrych Zwingli in der Auseinandersetzung mit Luther kritisiert. Er geht davon aus, dass Brot und Wein nur ein Symbol für den Sohn Gottes

Huldrych Zwingli (1484 – 1531)
Quelle: Wikipedia

seien. Das Abendmahl dient üals Erinnerung an den Opfertod Jesus Christus und er ist im Geiste der Gläubigen anwesend. Johannes Calvin vertrat im Zuge der Reformation einen weiteren Ansatz: die Verbindung zwischen Jesus und den Gläubigen wird durch das Wirken des Heiligen Geist erzeugt.

„Calvin [präzisiert] die Realpräsenz Christi in der Feier des Mahls als Spiritualpräsenz. Das Mahlgeschehen wird als komplexer Vorgang begriffen, in dem uns der gekreuzigte und auferstandene Christus mit Brot und Wein seine Gemeinschaft schenkt und sich als geistliche Speise darreichen lässt, damit wir ihn empfangen und in ihm an der ganzen Fülle seiner Gnadengaben Anteil erlangen.“

Michael Beintker

Die Anwesenheit Christi wird allein durch den Glauben an ihn erfahrbar. Der Heilige Geist wirkt in Brot und Wein und der Gemeinschaft.

Die Unterschiede im Abendmahl

Wenn von der tatsächlichen Wesensverwandlung ausgegangen wird, wie es bei der römisch-katholischen Kirche der Fall ist, ist es üblich, dass der Priester die Gaben an jeden Gläubigen persönlich überreicht. Er handelt in persona Christi, also an Stelle von Jesus Christus. Hier kann auch nicht von richtigem Wein abgewichen werden. Was mit dem Fakt begründet wird, dass Jesus bei seinem letzten Abendmahl auch Wein gereicht hat.

Auch wenn nur von einer Realpräsenz ausgegangen wird und nicht direkt von einer Wesensverwandlung, wie es bei evangelisch-lutherischen Kirche der Fall ist, gibt der Pfarrer die Gaben an jeden Gläubigen persönlich weiter. Denn auch die Pfarrer handeln in persona Christi. Bei den reformierten Kirchen – hier geht man nicht von einer realen Präsenz Christus aus – ist es häufig üblich, dass die Gläubigen sich untereinander Brot und Wein übergeben. Dies soll die Priesterschaft aller Gläubigen betonen. Bei einer freieren Interpretation des Sakraments kann auch Traubensaft gereicht werden. Begründet wird dies damit, dass verschiedene Evangelisten, wie Matthäus und Markus, nur von der „Frucht des Weinstocks“ gesprochen hätten und nicht explizit von Wein.

Schlussendlich wird es vermutlich niemals möglich sein, die richtige Interpretation des Abendmahls zu finden. Die Frage, in welcher Form Jesus bei dem Fest anwesend ist. Aber egal welcher Konfession die Menschen angehören, im Geist des Glaubens sind sie bei diesem Fest alle miteinander verbunden.

Quellen:

Calvins Theologie des Heiligen Geistes, Michael Beintker, 2008

Grundinformationen Dogmatik, Rochus Leonhardt, 2008