Welche Personen sind überhaupt Helden? Diese Frage klingt einfach, ist aber in Wirklichkeit sehr schwer. Die „Umstrittene Helden“-Serie des Heldenblogs wagt einen Antwortversuch. In der ersten Folge geht es um Papst Franziskus. Jan Doria argumentiert: dieser Papst hat einen Traum.
Es ist einige Wochen her, da entbrannte ein Streit unter den Bischöfen in Bayern: sollten Protestanten auch zur katholischen Kommunion zugelassen werden oder nicht? Die Deutsche Bischofskonferenz hatte beschlossen, künftig nach pastoralen Lösungen zu suchen, doch einige bayerische Oberhirten wollten dem Mehrheitsbeschluss nicht folgen und schrieben einen Brandbrief nach Rom: der Papst soll entscheiden.
Doch Papst Franziskus entschied sich nicht, sondern verwies die Sache zurück an die Bischofskonferenz. Man solle selbst nach einer Lösung suchen, ohne die Einmischung des Papstes. Der alte Satz, dass Rom alle Angelegenheiten für alle Ortskirchen der Welt zu richten habe, er gilt nicht mehr.
Dieser Papst hat einen Traum. Das ist nichts Ungewöhnliches in der Kirchengeschichte: Joseph träumt von seinen Brüdern, der Pharao träumt von den sieben fetten und den sieben mageren Jahren. Und Papst Innozenz III. soll angeblich um 1210 von einer Kirche geträumt haben, die einzustürzen droht, und einzig noch von einem Bettelmönch gestützt wird. Sein Name: Franziskus.
Dieser Franz von Assisi scheint seinen modernen Wiedergänger gefunden zu haben in Jorge Mario Bergoglio, dem Mann „vom anderen Ende der Welt“, der am 13. März 2013 auf die Loggia des Petersdoms trat und sprach: „Bevor ich für euch bete, bitte ich euch, dass ihr für mich betet“.
Neue Töne aus Rom
Seither hören wir neue Töne aus Rom. Statt „du bist Petrus, und auf diesen Fels werde ich meine Kirche bauen“, wie es auf der Kuppel des Petersdoms steht, handelt dieser Papst im Bewusstsein, dass Jesus auch zu Petrus sprach: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich drei Mal verleugnen“. „Wer bin ich, das zu verurteilen?“, fragte Papst Franziskus mitreisende Journalisten im Flieger, als sie ihn nach der Sünde der Homosexualität fragten – dabei sind es doch die Päpste, die seit Jahrhunderten in angeblicher „Unfehlbarkeit“ ihr Urteil über alles und jeden fällen wollen.
![Der Zeitungskiosk von Erzbischof Bergoglio [Quelle: privat]](https://zwischenbetrachtung.de/wp-content/uploads/2018/05/IMG_9255-300x225.jpg)
Der Zeitungskiosk von Erzbischof Bergoglio
Franziskus führt die Kirche in ein neues Paradigma von Christentum, wie es der Tübinger Theologe Hans Küng beschrieb: wahrhaft universal, mit der Moderne, den Naturwissenschaften und der Demokratie versöhnt. Nahe am Menschen und fern von den Verlockungen der Macht. Das ist sein Traum.
![Erzbischof Bergoglio in der Metro von Buenos Aires [Quelle: privat]](https://zwischenbetrachtung.de/wp-content/uploads/2018/05/IMG_9248-300x225.jpg)
Erzbischof Bergoglio in der Metro von Buenos Aires
Wird er Erfolg haben? Oder wird er irgendwann von einem seiner Kardinäle umgebracht, heimlich, still und leise? Als Papst Innozenz III. vom Heiligen Franz von Assisi träumte, genehmigte er die Gründung des Franziskanerordens, den er eigentlich verbieten wollte. Die Franziskaner gibt es heute noch.
Was meinst du: Ist Papst Franziskus ein Held – oder nicht? Lies hier die Gegenmeinung und stimme hier ab.
Bildnachweis:
Beitragsfoto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Giotto_-_Legend_of_St_Francis_-_-06-_-_Dream_of_Innocent_III.jpg
Kleine Bilder: privat
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[…] Interessanterweise erkennt man in Donald Trumps Erfolgsstory Ähnlichkeiten zum klassischen Helden-Narrativ, wenn man nur genauer hinschaut. Und man erkennt Ähnlichkeiten zu „umstrittenen Helden“, die in dieser Serie bereits porträtiert wurden. Papst Franziskus zum Beispiel. […]
[…] Mario Bergoglio, seines Zeichens als Papst Franziskus das 266. Oberhaupt der katholischen Kirche. Held oder Verbrecher? Am Ende entscheidet ihr: Pro oder Con, welchem Autor gebt ihr recht? Diskutiert […]
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