Der lang ersehnte Neuanfang einer Kleinfamilie in Kalifornien erweist sich als Stunde Null mit bitterbösem Beigeschmack. Familie Harmon entscheidet sich für ein Geister-Anwesen, das sie so schnell nicht mehr loslässt. Die Horror-Fernsehserie „American Horror Story“ stammt von den Regisseurinnen Jennifer Chambers Lynch und Angela Bassett.
„Murder House“ bildet den Start der aus insgesamt acht Staffeln bestehenden Horror-Serie „American Horror Story“. Die Geister treten in der Serie aus dem Jahr 2011 in Gestalt normaler Menschen auf, die nur zu perfekt in die Gegenwart zu passen scheinen. Deshalb fällt es enorm schwer, tot von lebendig zu unterscheiden. Und genau das macht aus der Staffel eine fesselnde und einzigartige Geister-Geschichte, entsprungen aus der amerikanischen Serienlandschaft und ausgestrahlt auf dem Pay-TV-Sender FOX.
Alle zwölf Folgen beginnen mit einer Rückblende in die dunkle Vergangenheit des Serienhauses, bevor sie in dessen schaurige Gegenwart übergehen. Dadurch schafft es „American Horror Story“, mörderische Ereignisse aus der Vergangenheit mit den schaurigen Geschichten aus der Gegenwart zu verbinden.
Dunkle Vergangenheit: Das Geister-Haus
Familie Harmon zieht von Boston nach Los Angeles, um einen Neubeginn zu wagen. Ben (Dylan Mc Dermott) hatte seine Frau Vivien (Connie Britton) zuvor mit einer Studentin betrogen und auch eine Fehlgeburt hat Narben in der Beziehung hinterlassen. Doch der Traum vom Neuanfang zusammen mit ihrer zehnjährigen Tochter Violet (Taissa Farmiga) wird schnell zum Albtraum. Bereits bei der Hausbesichtigung erfahren sie, dass die Vorbesitzer darin ums Leben kamen. Angelehnt an den klassischen Topos aus Oscar Wildes Erzählung „Das Gespenst von Canterville“, schreckt diese Tatsache die drei jedoch nicht ab, das Haus zu kaufen. Trotz seiner enormen Größe ist es deshalb ungewöhnlich günstig. Doch gewöhnlich ist kaum etwas an diesem Ort. Zieht das Gebäude seltsame Gäste magisch an oder sieht Familie Harmon schlichtweg Geister?
In den 1920er Jahren wurde das Anwesen in der Serie – eine Villa im viktorianischen Stil – von einem Arzt für dessen Frau erbaut. Der besessene Dr. Montgomery war bekannt dafür, im Keller des Hauses illegale Operationen und grausame Morde durchzuführen. Die Rache eines verbitterten Partners eines der Opfer führte zur Ermordung des Kindes des Ehepaars, woraufhin die Gattin den Arzt und sich selbst erschoss. Seit jeher raubt das Anwesen allen neuen Bewohnern den Atem – im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder, der dort ums Leben kommt, bleibt auf mysteriöse Art und Weise mit dem Ort verbunden.
Grusel-Garantie
Die neue Nachbarschaft der Harmons bringt das Leben der Familie gewaltig durcheinander. Mord, Totschlag und rätselhafte Begegnungen scheinen hier auf der Tagesordnung zu stehen. Die Serienmacher Ryan Murphy und Brad Falchuk lassen ihrer dunklen Fantasie freien Lauf. Sie verzichten hierbei jedoch keineswegs auf die Themen Liebe und Erotik. Vivien erwartet ab Folge eins Zwillinge sowohl von einem Menschen als auch von einem Geist. Während sie selbst im Glauben darin lebt, Ben sei der Vater beider Babys, stockt den Zuschauern bei dieser Szene der Atem.
Auch die Liebesgeschichte der beiden Teenies Violet und Tate lässt die Serie auf den ersten Blick unscheinbar wirken. Violet fühlt sich seit ihrer ersten Begegnung mit Tate, einem Patienten ihres Vaters, zu ihm hingezogen. Beide sind Einzelgänger und teilen dunkle Fantasien und sogar Mordgedanken. Doch irgendetwas scheint Tate zu verheimlichen. Als die beiden an Halloween ein Date haben, tauchen Jugendliche mit Wunden am Körper auf. Unklar dabei ist, ob es sich um aufgemalte Halloween-Wunden handelt oder um echte Geister. Die Jugendlichen sind wütend auf Tate und bedrohen ihn. Die Situation eskaliert. Nach und nach beginnt Violet die Glaubwürdigkeit ihres Freundes Tate zu hinterfragen und stößt bei Nachforschungen in dessen Vergangenheit auf schaurige Tatsachen …
„Eine der spannendsten und undurchsichtigsten amerikanischen Fernsehserien“ (Nina Rehfeld für „Spiegel Online“)
Es benötigt seine Zeit, dem Prinzip der Serie folgen zu können. Häufig entsteht ein gedanklicher Wirrwarr, den es erst nach und nach zu entwirren gelingt. Was ist real und was nicht? Diese Frage stellt sich der Zuschauer nur zu oft. Nina Rehfeld betitelt in „Spiegel Online“ „American Horror Story“ deshalb nicht umsonst als eine der „spannendsten und undurchsichtigsten amerikanischen Fernsehserie[n]“. Würden manche Charaktere wie Nora Montgomery – erste Bewohnerin des Hauses – keine Schusswunde am Hinterkopf aufweisen, würde man sie schlichtweg als normale junge Frau mit etwas überholten Ansichten betrachten. Auf Fragen danach, wieso Ben und Vivien die alte Haushälterin Moira nicht einfach entlassen können oder, warum Nachbarin Constance so oft im Haus auftaucht, findet der Zuschauer erst mit der Zeit Antworten. Es bleibt eine Herausforderung, zwischen Geist und Mensch zu unterscheiden. Würde man zum Beispiel intuitiv den im Gesicht durch Brandnarben entstellten Nachbarn Larry in die Geister-Kategorie stecken, so ist gerade hier das Umgekehrte der Fall. Ab der ersten Sekunde der Serie ist Gruseln angesagt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Vivien schon am Ende der zweiten Folge sagt: „Wir verkaufen das Haus“. Doch dies ist leichter gesagt als getan.
„Murder House“ bietet Sucht-Potenzial! Und das schaurig schöne Anwesen der Harmons ist als Schauplatz für mörderisch gute Unterhaltung perfekt. Der Zuschauer ist durchgehend aus einem bestimmten Grund gefesselt – der ständigen Frage nach dem Warum.
Wer sich nach der letzten Folge von „Murder House“ noch nicht genug gegruselt hat, dem bieten sieben weitere schaurig schöne Staffeln Gelegenheit dazu. Und wer durch diesen Beitrag Lust auf einen kleinen Vorgeschmack bekommen hat, dem lässt vielleicht schon der Trailer das Blut in den Adern gefrieren … Ob die Liebesgeschichte von Violet und Tate ein Happy End findet, wird hier nicht verraten.