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Man sieht sie im Hintergrund vieler Instagram-Posts an Wänden hängen, sie baumeln von Decken hipper Cafés oder sind am Rahmen von Kinderbetten befestigt: Traumfänger. Doch warum werden sie heute aufgehängt? Wie wird der Nutzen angepasst? Und bedeuten neue Kontexte automatisch kulturelle Aneignung oder harmlose Symbolik? Wir gehen diesen Fragen in diesem Beitrag nach und sprechen mit Jessica Richter, einer Workshop-Leiterin für Traumfängerherstellung.

Um die Herkunft und Entstehung von Traumfängern ranken sich verschiedene Legenden. Ihren Ursprung haben sie bei den Native Americans. Sie sollen unsere Alpträume wie Spinnennetze auffangen und uns so vor ihnen und schlechten Gedanken schützen. Viele, die diesen Artikel lesen, hatten vielleicht als Kind einen bunten Traumfänger über dem Bett hängen. Heute findet man die Netze vor allem auf Instagram als Wanddekor, am Rückspiegel in Autos oder auf Festivals. Warum werden sie heute aufgehängt und wo liegt die Grenze zur kulturellen Aneignung?

Schmaler Grat zwischen Interesse und Aneignung

Traumfänger als Dekoration der Wohnungen von Influencer*innen © Instagram / all_aboutdreams

Scrollt man durch Instagram oder Pinterest, fällt einem der Trend des Makramee ins Auge, eine Knüpftechnik, mit der Untersetzer, Teppiche, Anhänger und eben auch Traumfänger gebastelt werden. Diese zieren die Wände zahlreicher Influencer*innen oder hängen in ihren Autos. Wer einen Traumfänger selber machen will, kann dies in eigenen Workshops erlernen. Jessica Richter gibt solche Kurse und berichtet im Gespräch mit Zwischenbetrachtung von den Motivationen ihrer Workshop-Teilnehmer*innen: „Sie erzählen von intensiven Träumen, schlechtem Schlaf und wünschen sich dann mit dem Traumfänger Besserung. Manchmal bekomme ich Feedback, dass sie tatsächlich einen besseren Schlaf haben als zuvor. Andere basteln einen zur Dekoration und weil es einfach ein schöner Hingucker ist.“

Hier stellt sich die Frage, ob der Grund der Dekoration mit einer fehlenden Sensibilität für den Ursprung der Traumfänger einhergeht und Kontexte verletzt werden. Um dies zu verstehen, ist das Konzept der cultural appropriation, zu Deutsch der ‚kulturellen Aneignung‘ hilfreich. Ob Popsänger*innen Outfits oder Gesänge aus anderen Kulturen in ihren Werken verwenden, Kriegsbemalung auf dem Coachella Festival getragen oder ein gefederter Hut mit Fransen-Outfit zum Karneval präsentiert wird – stets übernehmen sie kreative oder künstlerische Formen, Themen oder Praktiken einer anderen Kultur. Dies beschreibt westliche Aneignungen nicht-westlicher oder nicht-weißer Formen von Symbolen, welche Konnotationen von Ausbeutung und Dominanz tragen.

Die Abgrenzung der kulturellen Aneignung vom bloßen Austausch ist letztlich eine Frage gesellschaftlicher Machtverhältnisse: Aneignung findet dann statt, wenn eine privilegierte Schicht wirtschaftlichen und persönlichen Nutzen aus den Symbolen und Objekten marginalisierter Gruppen zieht. Eben dieser Zusammenhang der Ungleichheit wird im Kontext von Traumfängern kritisiert. Zwischen Interesse und Aneignung verläuft dabei eine unscharfe Grenze.

Bewusstsein für Kultur und Tradition

Ein beliebtes Hobby: Traumfänger aus Makramee herstellen © Pixabay

Jessica Richter berichtet, wie sie in ihren Workshops die Geschichte des Traumfängers und seine Ursprünge thematisiert: „Mir ist es wichtig, dass meine Teilnehmer wissen, woher der Traumfänger kommt und was er bewirkt. Es gibt einige Legenden und nach meiner Recherche bin ich oft auf die Legende der Ojibwa-Indianer gestoßen. Die Legende erzähle ich meinen Teilnehmern, bevor sie anfangen zu kreieren.“ Darüber hinaus verwendet Jessica Richter natürliche Materialien und nicht vorgefertigte für die Herstellung ihrer Traumfänger.

Wie denken Anhänger*innen der tribes selbst über den Besitz eines Traumfängers? In einer anonymen Umfrage eines Reiseblogs, welcher kulturbewusstes Reisen thematisiert, wurden die Anhänger*innen unterschiedlicher tribes gefragt: „Gibt es eine unbedenkliche Möglichkeit für Nicht-Natives, einen Traumfänger zu besitzen?“ Die Antworten fielen unterschiedlich aus, viele waren sich aber einig: Der Kontext ist entscheidend. So werde es beispielsweise als respektlos empfunden, einen Traumfänger an einer Tankstelle zu erwerben oder bestimmte Stereotype in Filmen darzustellen. Oft werde dabei die Wichtigkeit der Traditionen zum Vorteil einer privilegierten Schicht vergessen. Ein*e Nutzer*in antwortet: „Ich habe den Eindruck, dass Nicht-Indigene auf der Suche nach einer mystischen Erfahrung in die Reservate kommen und Schmuckstücke mit nach Hause nehmen, um zu zeigen, dass sie unter Ureinwohnern waren. Viele der stereotypen Hollywood-Accessoires und Schmuckstücke verkaufen sich, also nutzen die Verkäufer der Ureinwohner dies zu ihrem Vorteil.“

Achtsame Herstellung, bewusster Besitz

Traumfänger findet man in vielen Läden und in verschiedenen Formen  © Unsplash

Es geht also weniger darum, dass man keinen Traumfänger besitzen darf, sondern um ein Bewusstsein für kulturelle Kontexte und Traditionen und den achtsamen Umgang mit der Symbolik. Auch die Herkunft ist wichtig: Aus welchen Materialien besteht der Traumfänger, gibt es Shops, welche indigene Reservate unterstützen? So könnte es vielleicht gelingen, den Alptraum der kulturellen Aneignung im Netz des Bewusstseins aufzufangen.

Titelbild: © Pixabay

 

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Traumfänger sind im alltäglichen Leben längst der breiten Masse bekannt. Doch woher kommen die aufwendig verzierten und gefiederten Kunsthandwerke? Auf dem fernen westlichen Kontinent verbinden die indigenen Völker sie mit spirituellem Glauben und Legenden. Welche Bedeutung hat der Traumfänger als Kulturgut, und was für Gedanken wurden darin eingewebt?

Rebecca Netzel ist promovierte Linguistin und Lektorin an der Universität Heidelberg. © Rebecca Netzel

Mit der Geschichte des Traumfängers kennt sich Rebecca Netzel von der Universität Heidelberg bestens aus. Sie arbeitet am Institut für Übersetzen und Dolmetschen als Dozentin, engagiert sich jedoch außerdem ehrenamtlich für die indigenen Völker. Als Sprachforscherin und Expertin zur Sprache und Kultur der Lakota hat sie mehrere Bücher verfasst und wurde zudem von einer Familie des Lakota-Stammes adoptiert.

Ihren Ursprung finden die Traumfänger bei den Native Americans. Träume haben für die indigenen Völker dort eine wichtige Bedeutung: Sie glauben, dass diese die Seelen der Träumenden aktiv beeinflussen. So könne ein Traum beispielsweise spirituelle Stärke vermitteln, aber auch negative Gedanken oder Geister einlassen. Um vor diesen bösen Träumen zu schützen, wird ein Traumfänger über das Bett gehängt, wo er die ersten Strahlen der Morgensonne einfangen kann. Die Native Americans glauben, dass das Sonnenlicht die nachts gefangenen, schlechten Gedanken neutralisiert. Laut Rebecca Netzel streiten die einzelnen Tribes scherzhaft darum, bei welchem Tribe die Traumfänger genau ihren Ursprung nehmen. Allerdings sei der genaue Ursprung mittlerweile wohl nicht mehr zu ermitteln, da die Kulturgedanken des Traumfänger immer wieder untereinander ausgetauscht und einzeln weiterentwickelt wurden. Es handelt sich also um ein intertribales Kulturgut der Native Americans.

„Traumfänger“ heißt wörtlich „Spinnennetz“

Für die Zierfedern am Traumfänger werden flaumige Konturfedern bevorzugt. © Couleur auf Pixabay

Die Materialien für einen originalen Traumfänger stammen dabei alle aus der Natur: Zweige, Sehnen und Federn. Beispielsweise ein runder Zweig der Red Willow (Glattblättrigen Weide) wird in Kreisform gezogen, getrocknet und mit Fasern einer großen Brennnessel oder Lederstreifen umwickelt. Sehnen werden so in die Mitte eingeflochten, dass es einem Spinnennetz gleicht. Verziert wird der Traumfänger mit flaumigen Naturfedern, welche die Verbindung zur Luft symbolisieren. In die Mitte des Netzes kommt nun noch eine Perle oder ein Halbedelstein. Eventuelle zusätzliche Materialien sind optionales Beiwerk und dienen der Dekoration. Rebecca Netzel zufolge lautet das Wort für „Traumfänger“ in der Sprache der Lakota übrigens „Iktómi tawókashke“, was wörtlich übersetzt „Spinnennetz“ bedeutet.

„Gerade von der ganzheitlich-ökologischen Denkweise der Native Americans können wir in Zeiten des Klimawandels und Artensterbens viel lernen.“ – Rebecca Netzel

Zwei verschiedene Ursprungs-Legenden

Um den Traumfänger ranken sich verschiedene Legenden, und viele der indigenen Völker haben ihre eigene Fassung. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Es ist immer eine Spinne, die das Netz des ersten Traumfängers gewoben hat. Zwei Geschichten, die der Ojibwe und des Lakota Tribes, sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.

Die Gestaltung des originalen Traumfängers basiert auf einem Spinnennetz. © Albrecht Fietz auf Pixabay

Die Sage der Ojibwe handelt von einer Göttin der Erde, die als „Spinnenfrau (oder „Asibikaashi“) bezeichnet wird. Die Spinnenfrau kümmert sich um alle Menschen und insbesondere um die Kinder. Als die Völker sich in alle Ecken des Landes ausbreiteten, wurde es jedoch für sie schwieriger, auf alle Kinder achtzugeben. Daher lehrte sie die Mütter und Großmütter, Spinnennetze aus Weidenreifen und Sehnen zu weben, um die Kinder an ihrer Stelle nachts zu beschützen.

Die Sage der Lakota erzählt hingegen von einem Treffen zwischen dem alten geistlichen Führer der Lakota und „Iktomi“, einem Trickster und Weisheitslehrer, der die Gestalt einer Spinne angenommen hat. Der Lakota-Führer begab sich auf einen hohen Berg und erhielt dort eine Vision von Iktomi. Die Spinne erzählte von dem Wandel des Kindes bis zum Greis, der sich wieder um neue Kinder kümmert – und dass sich dadurch ein Kreislauf bildet. Doch diese Harmonie der Natur und des Großen Geistes könne von guten und bösen Kräften beeinflusst werden. Wenn man auf die bösen Kräfte höre, so würde man in eine falsche Richtung gelenkt und könne Schaden nehmen. Während Iktomi sprach, nahm er sich den Weidenring des alten Lakota, welcher mit Perlen, Federn und vielem mehr geschmückt war, und spann in dessen Mitte ein Netz. Als er fertig damit war, gab er dem alten Mann den Ring zurück und erklärte ihm, dass er das Netz nutzen könne, um seinem Tribe zu helfen. Wenn er an den Großen Geist glaube, werde es die guten Kräfte auffangen und die schlechten durch das Loch in der Mitte des Netzes entweichen lassen.

Laut Rebecca Netzel herrscht übrigens innerhalb der indigenen Völker Uneinigkeit darüber, ob die Traumfänger nun die guten Gedanken einfangen und die schlechten passieren lassen oder ob sie die schlechten Träume einfangen und die guten Träume weiterziehen. Letztlich bleibt jedoch der gemeinsame Zweck der Traumfänger derselbe.

„Egal, wie man es betrachtet: Der Traumfänger filtert die guten Träume heraus und sorgt so für einen gesunden, entspannten Schlaf!“ – Rebecca Netzel

Zweckentfremdung wird belächelt

Heute sind Traumfänger in allen möglichen Varianten und Gestaltungen erhältlich. © Lela Cargill auf Pixabay

Auch wenn die Traumfänger den Geschichten nach hauptsächlich für Kinder gemacht sind, so werden sie im Grunde auch an Erwachsene verschenkt – gute Träume helfen schließlich in jedem Alter. Dem Glauben der Native Americans nach sollte man die Traumfänger immer im Schlafzimmer über der Schlafstelle aufhängen, wo das Morgenlicht auf sie trifft. Andere Platzierungen (wie zum Beispiel im Auto) seien weniger effektiv. Dass die Kunsthandwerke mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet sind und von anderen Kulturen sehr verschieden genutzt werden, stört die indigenen Völker aber laut Netzel wenig. Wenn die Traumfänger zweckentfremdet werden, so wird das nur belächelt – ein religiöses Tabu wird damit aber nicht gebrochen. In manchen indianischen Reservaten werden Traumfänger in unterschiedlichen Größen und Ausführungen sogar selbst zum Kauf angeboten. Beispiele wären der Onlineshop des Akta Lakota Museum & Cultural Center oder NativeAmericanVault.

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Kopf mit bunter Wolke Träume

 

Träume und Traumwelten haben für die Ureinwohner*innen Amerikas eine besondere Bedeutung – etwa als Mittel, um Weisheiten und Orientierungshilfe im Leben zu erlangen. Native Americans messen Botschaften, die ihnen im Schlaf zugesandt werden, große Wertschätzung bei. Diese werden Vorfahren oder Geistern der Traumwelt zugeschrieben und haben die Funktion, die Träumer*innen vor etwas zu warnen oder bei einer schwierigen Entscheidung zu helfen.  

Den Ureinwohner*innen Amerikas nach ist es die Seele, die träumt, und nicht das Gehirn. Denn im Schlaf kommuniziert die eigene Seele mit anderen Geistern der Traumwelt, die deren Wissen an die Träumenden weitergeben. Aber warum ist es gerade die Seele, die diese Erfahrungen macht? In ihren Vorstellungen wird der menschliche Körper von verschiedenen Seelen angetrieben und gesteuert. Die Ansichten darüber, wie viele Seelen ein Körper beherbergt, gehen allerdings auseinander. So nehmen die Narrangansett, angesiedelt im US-Bundesstaat Rhode Island, beispielsweise an, dass es zwei Seelen gibt: eine, die den Körper antreibt, und eine, die den Körper verlassen und andere Welten besuchen kann. Dies kann im Schlaf, im Koma oder in Trance geschehen. Dahingegen glauben die in Idaho lebenden Shoshonen daran, dass es drei Seelen gibt. Zusätzlich zu den zwei Seelen, die für die Lebenskraft und das Träumen verantwortlich sind, bewegt die dritte Seele den Körper, wenn der Mensch bei Bewusstsein ist.  

Traumwelten offenbaren Menschen mehr Möglichkeiten, Lebensweisheiten zu erlernen oder Rat in schwierigen Lebenssituationen zu erhalten. In vielen Fällen warnen die Geister vor bevorstehenden Problemen oder ermutigen die Träumenden bei ihren Vorhaben. Als solches bilden sie eine wichtige Quelle der Unterstützung für die Menschen. 

Vom Körper zur Traumwelt

Grauer Wolf

Der Wolf im Traum – ein Zeichen des Schutzes? © Jean Beaufort

Gemäß den Native Americans verlässt die Seele den Körper im Schlaf und bewegt sich zwischen Traumwelten. Hier lernt sie und kann Kontakt mit anderen Seelen oder Geistern aufnehmen. Im weit verbreiteten Glauben des Schamanismus, den auch die Ureinwohner*innen praktizieren, sind alle Dinge mit einem Geist verbunden: Pflanzen, Tiere und auch die Naturgewalten. Vor allem Tiere sind für die Traumdeutung wichtig, denn jeder Mensch wird in seinem Leben von Totemtieren, mit denen nur in Träumen kommuniziert werden kann, begleitet. Jedes Tier hat eine Bedeutung und wird mit verschiedenen Prophezeiungen und Eigenschaften assoziiert, daher können die Begleittiere jederzeit wechseln und ersetzt werden. Man sollte allerdings die Assoziationen der Tiere genau kennen, um Warnungen zu verstehen, die manche Tiere verkörpern. 

Obwohl die Tiere nur nonverbal kommunizieren können, teilen sie ihr Wissen und lehren den Träumenden Dinge über sich selbst, die möglicherweise im Unterbewusstsein verborgen sind. Die Eigenschaften oder Fähigkeiten, die die Tiere verkörpern, sollen erlernt werden, um das eigene Leben zu bereichern. Wie man das Erscheinen der Tiere in den eigenen Träumen interpretiert, obliegt einem selbst. Die Deutung ist für jeden Menschen individuell und mit deren eigenen Erfahrungen und Auffassungen verbunden. So bedeuten Wölfe für manche Schutz und für manch anderen bedeuten Bären Stärke. Aus diesem Grund ist es schwer, allgemeingültige Deutungen auszusprechen und Ratschläge zu geben.

Kommunikation mit Verstorbenen

Neben diesen Geistern können auch Vorfahren mit den Träumenden Kontakt aufnehmen und ihnen Rat zukommen lassen. Ist man in diesen Praktiken mehr bewandert, kann man auch selbst Kontakt aufnehmen. Wie Ratschläge der Geister und Ahnen interpretiert werden, kommt ganz auf die Träumenden selbst an. Kommt man zu keiner zufriedenstellenden Interpretation oder versteht diese nicht, wird dann oft der Schamane des Stammes zu Rate gezogen.

Als Wissensträger*innen des Stammes sind sie dafür zuständig, den Mitgliedern zu helfen, da sie bewusst Traumwelten betreten können und – anders als normale Träumende – ihre Träume auch zu steuern vermögen. Sie können mit den Geistern zusammenarbeiten und weitere Weisheiten anfordern, um ihrem Stamm zu helfen. Es wird bewusst mit diesen Geistern zusammengearbeitet, da die Native Americans glauben, dass diese sie ein Leben lang begleiten und sie nicht nur bei Kräften und voller Gesundheit halten, sondern auch als Wegweiser dienen. 

Ist es an der Zeit, dass man aufwacht, werden die Seelen wieder miteinander verbunden und der Mensch kehrt zum Bewusstsein und zur Realität zurück. 

Die verlorene Seele

Manchmal findet eine Seele nach ihrer Reise nicht mehr zum Körper zurück. Das geschieht vor allem dann, wenn der/die Träumer*in zu diesem Zeitpunkt unter besonders viel Stress leidet und daher geschwächt ist. Die Seele ist in der Traumwelt gefangen und kann nicht ohne Hilfe wieder zurückkommen. Durch diesen sogenannten Seelenverlust wird der menschliche Körper daraufhin krank.

Das Gemälde George Catlins (1796–1872) zeigt einen Schamanen der Native Americans. © Wellcome Collection

Da die Seele dann Hilfe benötigt, kommen wieder Schamanen ins Spiel. Da sie eng mit den Geistern der Traumwelten zusammenarbeiten, fungieren sie auch als Heiler*innen und können neben den Medikamenten, die sie ihren Patient*innen verabreichen, sich auch selbst auf die Suche nach der verlorenen Seele begeben. Durch einen Trancezustand oder Halluzinationen können die Schamanen die Traumwelt sofort betreten. Mithilfe der Geister und ihrem eigenen Vorwissen können sie die Seele wieder mit dem Körper der erkrankten Person vereinen und sie so von ihrer Krankheit befreien. Ist eine Seele zu lange von ihrem Körper getrennt, kann es zu schwerwiegenden Krankheiten, die auch zum Tode führen können, kommen. 

Wie Träume interpretiert werden, obliegt letzten Endes den Träumenden selbst. Die Bedeutungen und Assoziationen der Tiere, die Ratschläge von Ahnen sowie die Interpretationshilfe der Schamanen sind letzten Endes eine Hilfestellung, die auf den eigenen und individuellen Erfahrungen der Personen aufbauen. Entscheidend ist: Träume helfen den Personen schwierige Entscheidungen zu treffen und Dinge in ihrem täglichen Leben zu verarbeiten. 

 

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