Die Haare gelten als Aushängeschild des Menschen. Es ist also nicht verwunderlich, dass viel Geld für Pflegeprodukte verschiedenster Art ausgegeben wird. Die Drogerie bietet mit einer riesigen Auswahl scheinbar die Lösung für alle erdenklichen haarigen Probleme an. Sina Copik entdeckte für sich aber einen Weg ohne Shampoo und erzählt hier von ihren Erfahrungen, ihre Haare nur noch mit Wasser zu waschen.
Schon seit über einem Jahr verzichtet die junge Frau auf konventionelle Waschsubstanzen: „Meine Haare sehen jetzt gesund aus und fühlen sich gut an. Ich liebe die natürliche Pflege und brauche keine Spülungen und Kuren mehr“, erzählt sie im persönlichen Gespräch. Auf ihrem Blog haare-nur-mit-wasser-waschen.de berichtet sie regelmäßig über ihre Haare. Ist es tatsächlich möglich, alle bunten Tuben und Flaschen aus dem Badezimmer zu verbannen? Der Blick auf das Drogerie-Sortiment lässt die Suche nach der persönlich passenden Haarpflege zunächst als eine Wissenschaft für sich erscheinen. Ob Shampoos mit Aprikosen- oder Kokosduft, Conditioner mit Arganöl oder Sheabutter oder Haarmasken in diversen Ausführungen – bei all den schaumigen Versprechen der Kosmetikindustrie fällt die Entscheidung oftmals nicht leicht und auch auf die genaue Zusammensetzung der Produkte wird meist nicht geachtet.
Begeisterung für den nachhaltigen Pflegetrend
Neben Sina Copik haben sich auch schon viele andere zu einem shampoofreien Leben entschieden. Die sogenannte „No (Sham)Poo“- Bewegung kam 2014 in den USA auf. Heute häufen sich die Erfahrungsberichte auf Social Media Plattformen und einschlägigen Lifestyle-Seiten. Auch Prominente wie Gwyneth Paltrow sind überzeugt von der minimalistischen Haarpflege. Neben der Verbesserung der Haarqualität ist das Thema der Nachhaltigkeit ein wichtiger Grund für den Umstieg. Die Verpackungen herkömmlicher Haarwaschmittel verursachen eine Menge Müll. Außerdem sind viele Inhaltsstoffe bedenklich für den Körper und die Umwelt.
All das waren auch für Sina Copik Aspekte, die sie zum Umdenken brachten. Sie berichtet, dass sie trotz eines gesunden Lebensstils eine lange Zeit mit Ausschlägen an ihrem Körper kämpfte. Nach gründlicher Recherche half ihr erst ein Umstieg auf natürliche Produkte in allen Lebensbereichen. Auch bei der Haarpflege wollte die Bloggerin auf die Natur setzen: „Weil ich sowieso jemand bin, der sich nicht in den Strom der Gesellschaft einreihen möchte, fiel es mir nicht schwer, die ‚No Poo‘-Methode zu testen.“
Shampoo nein – Haarpflege ja
Auf den ersten Blick mag der Verzicht auf das geliebte Shampoo zunächst Unbehagen auslösen. Ist es nicht so, dass die Haare nach kürzester Zeit aufgrund des Hauttalgs (Sebum) der Kopfhaut anfangen zu stinken und ungepflegt aussehen? „Wenn man seine Haare sich selbst überlässt, nur mal Wasser drüber laufen lässt und das Sebum der Kopfhaut nicht verteilt, dann ist es in der Tat unhygienisch. Es sammeln sich mit Sicherheit unangenehme Gerüche und die Haare strotzen vor Fett. Hier bilden sich wohl am ehesten Ekzeme und Pilze. Doch davon möchte ich mich klar distanzieren“, erklärt Sina Copik. Kein Shampoo ist also nicht gleichzusetzen mit keiner Pflege.
Die „No Poo“-Bloggerin erzählt, wie ihre aktuelle Haarpflegeroutine aussieht: „Meine Haare wasche ich zwei bis drei Mal pro Woche. Ich massiere die Kopfhaut und nehme einen Waschlappen, das löst Partikel, Schmutz und das Sebum. Die Haare bürste ich intensiv morgens und abends mit einer Wildschwein-Borstenbürste. Diese ist besonders zu empfehlen, weil sie unterschiedlich lange Borsten hat, Schmutzpartikel ausbürstet und das Sebum gut bis in die Haarspitzen verteilt.“ Es sei also wichtig, das Sebum nicht als „ekeliges Fett“, sondern als „körpereigene Pflege“ zu betrachten.
Durchhaltevermögen ist gefragt
Die ersten Wochen und Monate der Umgewöhnungsphase auf „No Poo“ stellen aber immer eine gewisse Belastungsprobe dar. Die Kopfhaut produziert nämlich zunächst mehr Talg. Sina Copik erzählt, dass ihre Haare in dieser Anfangszeit „echt schlimm“ aussahen: „Meine Mutter fand es einmal so furchtbar, dass sie forderte: ‚Wasch dir endlich die Haare!‘ Aber das hat mich nicht abgehalten, da ich gut informiert war und deswegen durchhalten wollte. Komische Blicke gab es weiter nicht, ich habe verschiedene Frisuren ausprobiert, was wohl gut abgelenkt hat.“ Freunde dieses Minimalismus-Trends sind davon überzeugt, dass sich alle Mühen lohnen. Wenn der Körper erst einmal ins natürliche Gleichgewicht zurückgefunden und sich die Talg-Überproduktion geregelt habe, könne man sich über eine glänzende, schöner fallende und gesünder aussehende Haarpracht freuen. Sina Copik bekommt heute viele Komplimente für ihre Haare.
Die beschriebene „No Poo – Only Water“-Methode in Kombination mit den altbewährten hundert Bürstenstrichen ist aber nur einer von vielen nachhaltigen Ansätzen der Haarpflege. „No Poo“ kann auch bedeuten, die Kopfhaut mit anderen Alternativprodukten zu reinigen. Beliebt ist dabei zum Beispiel eine Mischung aus Roggenmehl und Wasser. Auch Lavaerde, Natron oder Naturseifen finden Verwendung. Als Abrundung der natürlichen Haarpflege kann eine Spülung aus verdünntem Apfelessig dienen.
Die Zukunft der Haarwäsche
Feststeht, dass sich an „No Poo“ auch in Zukunft die Geister scheiden werden. Ein Leben ohne den Geruch, den Schaum und das Frische-Erlebnis des konventionellen Shampoos ist für viele einfach unvorstellbar. Prinzipiell ist Sina Copik aber davon überzeugt, dass die Methode für jeden gleichermaßen geeignet ist: „Unser Körper ist das perfekte System und er weiß, was er tut. Ich denke, das Sebum ist die perfekte Pflege für Kopfhaut und Haare und es gibt bereits einige Berichte, dass durch die Methode zum Beispiel Schuppen verschwunden sind.“
Es zeigt sich also, dass sich Überwindung, Experimentierfreudigkeit und Durchhaltevermögen auf dem Weg zur hairlichen Mähne auszahlen können. Schließlich heißt es ja: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Schreibt gerne in die Kommentare, welche Erfahrungen ihr mit „No Poo“ und Shampoo-Alternativen gemacht habt und worauf ihr bei der Auswahl von Haarpflegeprodukten achtet.