Gezwirbelt, gesteckt oder lässig zusammengebunden: Der „Man Bun“ wurde bereits 2013 in europäischen Metropolen als männliche Trendfrisur etabliert. Selbst Stars wie Leonardo DiCaprio, Harry Styles oder Jared Leto tragen die ursprünglich weibliche Frisur auf dem roten Teppich. Doch steht der männliche Dutt im Zeichen einer ‚neuen Männlichkeit‘?
Der englische Begriff „bun“ bedeutet ins Deutsche übersetzt Haarknoten oder Dutt und wird üblicherweise mit einer Frauenfrisur in Verbindung gebracht. Ein Dutt ist schnell gemacht: dazu müssen die Haare einfach am Hinter- bzw. Oberkopf zu einem Knoten zusammengebunden oder gezwirbelt werden. Jedoch gibt es nicht den einen Dutt, sondern unzählige Varianten und Frisiermöglichkeiten – vom klassischen Ballerinadutt bis hin zum lässig verspielten „Messy Bun“ gehört er zu einer der vielfältigsten Frisurentrends.
Mittlerweile ist auch der „Man Bun“, übersetzt als „Männerdutt“, „Männerknoten“ oder auch „Herrenknoten“, auf dem männlichen Kopf keine Seltenheit mehr. Erstmals entdeckte die New York Times den Männerdutt 2012 in New Yorks Künstlervierteln Williamsburg und Bushwick, bevor der Haartrend nach Europa kam. Der Haarknoten des Mannes hat dabei nichts mit dem akkurat drapierten Chignon (dem französischen Begriff für einen fein zusammengesteckten Dutt) zu tun, sondern sitzt locker auf dem Hinterkopf auf. Außerdem ist der Frauen- wie Männerdutt eine äußerst praktische Frisur, da er unkompliziert zu frisieren ist und alle Haare zusammenhält. Eine Frisur, die Ästhetik und Pragmatismus vereint. Doch nicht nur der moderne Mann des 21. Jahrhunderts trägt „bun“. Der männliche Haarknoten blickt auf eine lange Geschichte bis vor über 2.200 Jahren zurück.
Die Geschichte des „Man Buns“
In China wurde der Haarknoten bereits im dritten Jahrhundert vor Christus getragen. Dies beweisen die Terrakotta-Soldaten des ersten Kaiser Chinas Qin Shi Huang Di. Die Armee aus mehr als 7000 lebensgroßen Tonsoldaten ließ Qin Shi Huang Di zum Schutze seiner Grabstätte bauen. Auf vielen Bildern der Terrakotta-Armee ist zu sehen, dass die Soldaten den Haarknoten tendenziell seitlich am Oberkopf und streng zusammengebunden tragen.
Auch Buddha (ca. 623-543 v. Chr. nach buddhistischer Zeitrechnung) machte Gebrauch von der praktischen Knotenfrisur. Das, was auf seinem Kopf wie eine Krone anmutet, ist in Wirklichkeit sein Haar, das er zu einem Dutt geformt hat.
Ein großer Zeitsprung ins 16. und 17. Jahrhundert zeigt: auch japanische Samurai und Rikishi, also professionelle Sumo-Kämpfer, trugen einen kleinen Haarknoten auf dem Ober- bzw. Hinterkopf. Die Frisur sollte den Samurai-Kriegern dabei helfen, den Helm zu fixieren, da er bei offenem Haar schnell ins Rutschen geriet. Japanische Sumoringer tragen den „Topknot“ auch heutzutage noch im Ringkampf. Der Knoten ist dabei relativ locker, teilweise etwas hängend am Hinterkopf angebracht.
Im 21. Jahrhundert war der Fußballer David Beckham einer der ersten Männer, der den „Man Bun“ populär und gleichzeitig zu seinem Markenzeichen machte. Daraufhin folgten ihm viele andere Sportler wie Zlatan Ibrahimović oder Tennisspieler Xavier Malisse bis die Trendwelle dann auch nach Hollywood überschwappte und viele Schauspieler, wie beispielsweise Chris Hemsworth, Orlando Bloom oder Kit Harrington den Frauenstil übernahmen.
Der „Man-Bun“-Trend im Internet
Vom „how to get“ bis zum „how to tie“ ist alles dabei. Das Internet bietet eine unerschöpfliche Quelle rund um den Themenkomplex Männerknoten. Wie sehr der Haartrend im Netz angekommen ist, zeigt neben den unzähligen „How-to“-Tutorials auf Youtube auch die äußerst gesteigerte Anzahl an Suchanfragen, die in dem von Google veröffentlichten „Beauty Trends 2015“-Report (einer Datensammlung und Auswertung der Suchanfragen zum Thema Beauty mit dem Schwerpunkt Haartrends) zum Tragen kommt. Im Jahr 2015 wurde bei Google erstmals häufiger nach Männerhaar als nach Frauenfrisuren gesucht – ganze sechs Prozent mehr Suchanfragen, was bis dato einmalig in der Geschichte war.
Aus Googles Report resultiert, dass der „Man Bun“ als „top rising look“ im Jahr 2015 einen enormen Hype im Netz auslöste. Während andere Männerfrisuren, wie etwa der „Comb Over“, über die Jahre hinweg immer mal wieder gesucht wurden, gingen die Suchanfragen beim Männerknoten 2015 fulminant nach oben. Generell, so die Zusammenfassung des Reports, setzen Männer sich mittlerweile vielmehr mit den Macharten von Frisuren auseinander, indem sie sich online Erklärvideos anschauen und gezielt mit bestimmten Produkten auseinandersetzen, die dem gewünschten Hairstyle zu seiner Perfektion verhelfen sollen. Nicht zu unterschätzen ist dabei der große Einfluss von prominenten Personen, die Frisurentrends dominieren.
Ob der „Man Bun“ als Zeichen einer neuen Männlichkeit zu deuten ist? Diese Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen. Gewissermaßen ist die Trendfrisur im Zuge der Unisexisierung gängiger Modeprinzipien zu verstehen. Im Gegensatz zu einigen sehr ordentlich zurechtgemachten Dutt-Varianten der Frauen ist der Look des „Man Buns“ gewollt wild, gewollt ungewollt, gewollt zwanglos. „Undone Look“ eben. Er steht trotz des weiblichen Einschlags für eine lässige Männlichkeit, die Uneitelkeit suggerieren soll. Ganz grundsätzlich stellt der „Man Bun“ sich gegen den geschniegelt und gestriegelten „Dandy-Look“. Führt man sich das Bild des japanischen Samurai-Kriegers oder des Sumoringers vor Augen, so unterstreicht der Haarknoten die archaische Stärke des Mannes. Der „Man Bun“ ist also weder feminin noch eitel, sondern haariges Statement für die neue Lässigkeit des Mannes.
Weitere Links zum Thema:
https://www.desired.de/frisuren/haarstyling/man-bun/
https://www.theodysseyonline.com/the-man-bun-history
https://www.welt.de/icon/article148393535/Die-kuriose-Welt-der-Man-Bun-Erklaervideos.html
Zur Belustigung – Politiker mit „Man Bun“
If Politicians Had Man Buns (27 Photos)