Sporthelden sind kein Phänomen der heutigen Zeit oder einer WM – Sporthelden gibt es schon seit es Menschen gibt. Von den Olympioniken bis hin zu unseren WM-Helden hat sich aber einiges getan. Nicht nur der Status der Helden hat sich geändert, auch die Anforderungen haben sich einem Wandel durchzogen.
Schaltet man zurzeit den Fernseher ein wird man überflutet von Berichten über die WM und Werbung mit unseren Nationalspielern als Hauptdarsteller. Zusätzlich werden Bücher, Dokumentationen und Filme über „unsere Helden“ auf den Markt gebracht, all das in der Hoffnung auf ein erneutes Sommermärchen. Alle haben eins gemeinsam: ihre Aufmachung. Mit Musik, Licht und filmischer Darstellung werden die Sportler in einer hollywoodreifen Inszenierung präsentiert. Selbst Mario Götze, der nicht einmal im Kader aufgestellt ist, bekommt einen eigenen Werbefilm von Samsung gewidmet.
Durch die Arbeit der Medien wird unsere Mannschaft zu Helden gemacht. Doch was macht sie sonst noch zu Helden und wie kam es dazu?
Helden der Olympischen Spiele
Die Ursprünge des Sportes und seiner Helden liegen in den antiken Olympischen Spielen, die wie vermutet wird bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. stattfanden. Eingeführt wurden die Spiele um dem Göttervater Zeus zu ehren. Die Gewinner der Spiele erhielten Siegeskränze aus Olivenzweigen und wurden nach ihrem Sieg tagelang gefeiert. Man sah sie als „von den Göttern begünstigt“ an. Somit war der Heldenstatus geboren. Durch den Sieg wurden die Gewinner ins Übermenschliche erhoben, sie hatten nichtmehr den normalen bürgerlichen Status, da sie nun eine Verbindung zu den Göttern hatten. Mit der Zeit wandelte sich diese Ansicht und der Sport löste sich von den religiösen Vorstellungen. Den „heldenhaften“ Tiefpunkt erreichten die Sportler fast 4000 Jahre später, in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Sport wurde, wie fast alles, zu propagandistischen Zwecken missbraucht, die Sportler wurden zu Spielfiguren Hitlers und zu Aushängeschildern Deutschlands. Ihre Übermenschlichkeit und Unbesiegbarkeit sollten die „arische Vollkommenheit“ demonstrieren.
Im Jahr 2018 ist auch der Sport modern geworden. Ein Sportheld muss nicht nur Leistung erbringen, sondern auch in den (sozialen) Medien omnipräsent sein, möglichst viel Einblick in sein Leben erlauben.
Was fasziniert uns so sehr an diesen „Helden“?
Früher waren Helden in erster Linie Kriegshelden. Sie sind für ihr Land in den Kampf gezogen und haben, im besten Fall, überlebt und gesiegt. Helden symbolisieren ihre Gesellschaft. Menschen wollen sich mit ihnen identifizieren, ihre Werte und Taten auf ihre Flaggen schreiben und diese stolz in die Lüfte erheben. Im Falle der Kriegshelden bedeutete dies eine Art demonstrierter Nationalstolz, die eigenen Mächte nach außen hin zu repräsentieren und sich selbst in der Krise mit den Helden zu identifizieren, wo doch sonst nicht viel bleibt.
Bei den Sporthelden scheint das ähnlich. Auch sie ziehen in eine Art Kampf, zwar nicht um Leben und Tod, wobei man das bei den Deutschen während der Fußball-WM fast meinen könnte. Die meisten Deutschen würden zustimmen, dass unsere Nationalmannschaft von 2014 Sporthelden, Nationalhelden sind. Sie gingen in die Geschichte ein. Nachdem Deutschland geschichtlich bedingt nicht oft stolz auf sein Land sein darf, ist es das im Fußball um so mehr und identifiziert sich mit geschwellter Brust damit.
Aber sind Fußballer Helden?
Unter den Sportlern gibt es mit Sicherheit viele, die mehr leisten müssen, zusätzlich arbeiten um sich ihren Profisport zu finanzieren und nebenbei noch sozial engagiert sind. Trotzdem ist der Fußballsport in Deutschland mit Abstand der populärste und wird auch von den Medien am meisten unterstützt. Ein Beispiel für einen Fußballhelden, der auch in den Medien omnipräsent ist, ist Cristiano Ronaldo. Cristiano Ronaldo hat aktuell 128 Millionen Follower auf Instagram, verdient mit Gehalt und Werbeeinnahmen geschätzte 83 Millionen Euro und fordert für ein neues Gehalt bei einem Wechsel unglaubliche 80 Millionen Euro brutto im Jahr. Wer Cristiano Ronaldo googelt findet unzählige Schlagzeilen darüber, dass er viel von seinem Geld spendet. Darunter auch eine Gehirn-OP für einen 10-jährigen Fan. Kritiker könnten allerdings kommentieren, dass 600.000 Euro Championsleague-Prämie bei einem Gehalt von 83 Millionen im Jahr gerade einmal das Kleingeld in Cristianos Geldbeutel sein dürften.
Eine der größten Schlagzeilen ist jedoch seine vermutliche Steuerhinterziehung in der Höhe von ca. 150 Millionen Euro. Aktuellen Schlagzeilen zufolge versucht er sich nun mit 14 Millionen Euro Rückzahlung freizukaufen und so dem Prozess zu entgehen. (Aktualisierung: Ronaldo verlor den Prozess, muss 18,8 Millionen Euro Strafe zahlen und ist für zwei Jahre auf Bewährung.)
Dabei stellt sich die Frage, was die Kriterien eines Helden sind. Die Definition von Helden scheint in der Praxis sehr schwammig und komplex. Daher stellt sich doch eher die Frage was ein Held nicht sein sollte. Darf ein Held illegales tun? Darf ein Held so viel Gehalt verlangen, wo doch so viele Menschen auf der Erde nichts haben? Täglich sterben Menschen an Hunger und Wassermangel, das Jahresgehalt eines Fußballers könnte viele retten. Gerade dann, wenn ein Mensch dieses Jahresgehalt in einem Leben kaum ausgeben kann. Helden sollen Vorbilder sein. Sie sollen uns beeindrucken, das Unmögliche möglich machen und dabei bestenfalls noch Gutes tun. Sportler haben die besten Voraussetzungen zu unseren modernen Helden zu werden, da sie immer wieder Übermenschliches leisten müssen. Vielleicht sollten wir uns dabei aber manchmal weniger an den populären Sportarten orientieren, sondern eher an denen, die täglich auf Randkanälen im Fernsehen laufen und neben den Höchstleistungen, die sie erbringen, auch noch einen Vollzeitjob haben, um alles zu finanzieren.
Fußballer mögen uns oft einen Grund zum heroisieren geben, aber wir sollten unsere Helden öfters einmal mit einem kritischen Blick betrachten und uns fragen, ob er wirklich so heldenhaft ist. Und falls es trotzdem Sporthelden braucht, Sportler wie Steffi Graf oder Ingrid Klimke stellen Persönlichkeiten dar, die wir uns wirklich als Vorbild nehmen können.
Fazit
Der Weg von den Olympioniken im 2. Jahrhundert v. Chr. bis hin zu den Sporthelden der heutigen Zeit war ein langer. Dabei hat sich nicht nur der Sport und dessen Bedeutung geändert, sondern auch unsere Sichtweise. Wir glauben nur noch selten an gottgleiche Menschen und Übermenschliches, für uns zählen andere Dinge, die für uns Helden schaffen. Doch gerade bei Sporthelden sollten wir die Augen offen halten und nicht immer alles hinnehmen, was uns vorgesetzt wird. Denn auch in dieser Branche gibt es neben vielen weißen ein paar schwarze Schafe.
Beitragsbild: Pixabay.
Ich denke auch, dass besonders Cristiano Ronaldo als Held betitelt wird, da er aus einfachen Verhältnissen stammt und heute zu den besten Spielern weltweit zählt. Sein Werdegang gibt Menschen in einer ähnlichen Situation Hoffnung und so wird er für sie zum Vorbild. Wichtig finde ich den Punkt, dass man vom Fußball weggehen sollte und auch die Randsportarten betrachten sollte. Man denke zum Beispiel an den Kunstturner Andreas Toba, der als „Hero de Janeiro“ gefeiert wurde und sogar den Publikums-Bambi für seine Leistung bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro bekam.