A’ohe Hana Nui Ka Alu’ia – Keine Aufgabe ist zu groß, wenn man sie gemeinsam bewältigt. Aber wie entsteht dieses „gemeinsam“? Viele Führungskräfte hawaiianischer Unternehmen bedienen sich dabei einer Philosophie, hinter der weit mehr steckt als ein Wort auf einer Postkarte: Aloha.
Für viele Bewohnerinnen und Bewohner Hawai‘is ist Aloha mehr als nur eine Grußformel. Es ist die Übernahme einer Tradition, die schon im alten Hawaii gelebt wurde. Aloha bezieht sich auf den Geist, die reine Seele in uns selbst (wörtl.: der reine Atemzug des Lebens). Im Einklang mit dem Aloha-Spirit zu leben bedeutet, die eigene Seele zu kennen, sie zu schätzen und ihr Bedeutung zu verleihen. Die meisten der mit diesem Spirit verknüpften Prinzipien sprechen unser persönliches Streben an, ein Streben, das aus dem tiefsten Innern eines jeden selbst hervorgeht. Wir selbst sind verantwortlich für unser Verhalten, für unsere Entscheidungen, unser Glück und unseren Erfolg. Wenn du jemandem sagst „ich habe Aloha für dich“, dann bedeutet dies, dass du seinen Spirit schätzt und dein Gegenüber auf seine natürliche Weise respektierst.
Davon ausgehend, dass der Aloha-Spirit in jedem von uns steckt, nutzen viele hawaiianische Firmen diese Denkweise als ihre Philosophie. Ein Unternehmen mit Aloha zu führen, bedeutet, eine gemeinsame Kultur zu finden, in der jeder dazu ermutigt wird, auf seine Gefühle zu hören und so das Beste aus sich heraus zu holen. Nur, wer sich wohl mit seiner Arbeit fühlt, erreicht seine Ziele. Betrachten wir die Prinzipien, wird uns schnell klar, dass weit mehr als ein Begriff dahinter steckt. Ein paar dieser Prinzipien möchte ich euch als kleinen Denkanstoß nahe bringen. Wenn du dich also nun in die Position eines Managers oder einer Managerin hineinversetzt, besteht deine Hauptaufgabe nicht darin, deine Mitarbeitenden genau dahingehend zu motivieren? Nicht die Arbeit FÜR die Arbeit, sondern die Arbeit AN der Arbeit sollte für euch alle zur Kernessenz werden. Nur dadurch kannst du herausfinden, was deine Mitarbeitenden bewegt und so euren Wachstum fördern. Doch womit beginnst du? Ganz einfach: zeige deinen Mitarbeitenden, dass du Aloha für sie hast.
Wie ich dir, so du mir
Hierfür musst du selbst in der Lage sein, dein eigenes Aloha zu teilen, aufrichtig und ohne Einschränkungen. Umso wichtiger ist, dass du dabei Vertrauen in deine Mitarbeitenden setzt, ihnen zeigst, dass du an sie glaubst und, dass sie in der Lage sind, großes zu erreichen. Dieselben Erwartungen, die du auch an dich selbst haben solltest, denn sie brauchen keine Chefs, sie brauchen Mentoren. So entwickelst du eine Beziehung zu deinen Mitarbeitenden, die dich auch verstehen, ohne dass du diese Worte täglich laut aussprechen musst. Auf diese Weise entsteht bei allen kuleana, Verantwortungsbewusstsein, das durch Empowerment die Eigenmotivation und persönliche Weiterentwicklung fördert. All dies basiert auf der Grundlage von ho’ohanohano, Respekt. Er lehrt uns, die Würde und Ehre der anderen wert zu schätzen, von ihnen zu lernen und letztendlich danach zu streben, selbst zuverlässig zu sein.
Beginne also mit dir selbst. Der effektivste Weg, dein Arbeitsverhalten und deine Einstellungen offen zu legen und bei Bedarf zu verändern, ist deine Sprache. Verinnerliche, was du über dich, deine Arbeit und deine Mitarbeitenden lernst, schaffe Vertrauen und stärke deine Integrität mit ihnen. Klare, bewusst eingesetzte, zuverlässige und entgegenkommende Kommunikation steht hierbei an oberster Stelle, denn einen Großteil unseres Wissens erlernen wir durch den Austausch mit anderen. Kommunikation fließt in jeden einzelnen Wert des Alohas mit ein und ist das Element, das ihn in erster Linie aktiviert. Sie ist inklusiv und wird zur Sprache des „Wir“, dem Wert kākou getreu.
Wir sitzen alle im gleichen Kanu
Kākou ist der hawaiianische Wert der Einheit und bedeutet „wir alle samt“. Er fördert Eigenverantwortung und stärkt zeitgleich das Wir-Gefühl. Wenn deine Mitarbeitenden von unserem Unternehmen statt dem Unternehmen sprechen, weißt du, dass du auf dem richtigen Weg bist. Umso wichtiger ist es, ihnen regelmäßig zu zeigen, dass ihre Stimmen und Meinungen bei Entscheidungen berücksichtigt werden, sie inklusiv sind und sie Teil deiner Vision des Ganzen sind. Es entsteht eine Sprache der Zusammenarbeit und Partnerschaft, ein „Wir“. Wenn du mit Aloha führst, hast du keine Mitarbeitenden, die Anhänger sind, sondern du arbeitest mit Gleichgesinnten, die Geschäftspartnerinnen sind. Kākou dient dazu, dieser Einheit eine Stimme zu verleihen. Eine Einheit, die durch Lōkahi erreicht werden kann. Kooperation, Harmonie und Gemeinsamkeit. Denn: Menschen, die zusammenarbeiten, können mehr erreichen. Die höchste Form des „Wir“ beschreibt ein Wort, das auf Hawai’i tagtäglich zu hören ist: ‘ohana. ‘Ohana sind diejenigen um dich herum, die du deine Familie nennst. Für die Hawaiianerinnen und Hawaiianer ist dies der Inbegriff eines menschlichen Kreises vollkommenen Alohas. In Bezug auf das Arbeitsleben ist es die bestmögliche Form, Mitarbeitende zu vereinigen.
Und wie fühlst Du Dich?
Der nächste Schritt besteht darin, positive Erwartungen zu generieren und so langfristige Zufriedenheit zu erreichen. Dies kann jeder von uns bereits durch kurzfristige Handlungen erreichen. Mahalo (wörtl.: danke) lehrt uns dabei, mehr Dankbarkeit und Wertschätzung in unser Leben zu bringen. Bereits ein kleines Post-it mit netten Worten an deine Mitarbeitenden kann hierbei genau so viel erreichen, wie ein Logbuch für dich selbst am Ende des Tages. Eine ebenso wichtige Rolle spielt dabei Ha‘aha’a, der Wert der Bescheidenheit. Sei genügsam, unvoreingenommen und aufgeschlossen gegenüber anderen. Anstelle gleich „ja, aber“ zu sagen, zeige deinem Gegenüber Interesse und fordere ihn auf „erzähl mir mehr“. Ha’aha’a umfasst jedoch auch ha’aheo: Stolz. Sei stolz auf das, was du selbst, was ihr gemeinsam erreicht habt und behaltet dabei immer im Hinterkopf: Es gibt kein Limit. Warum mit „entweder/oder“ begnügen, wenn es auch ein „und“ sein kann?
Der Aloha-Spirit ist kein stromlinienförmiges Gewässer in deinem Unternehmen. Vielmehr durchflutet er die Menschen, mit denen du täglich zusammenarbeitest. Wer also gehört in dein Kanu? Ermittle deine Teamplayer, entwickelt gemeinsame Werte und erstellt Verpflichtungserklärungen. Die wichtigste Frage bleibt jedoch: Wie gut fühlst du dich selbst bei deiner Arbeit heute? Denn was du ausstrahlst, wirkt sich auf deine Geschäftspartnerinnen und -partner aus.
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Sehr interessant und schön geschrieben, Steffi. Von Aloha habe ich zwar schon gehört, aber noch nie konnte mir einer erklären, was wirklich dahinter steckt. – Ich konnte einiges lernen.
Manche deutschen Führungskräfte könnten sich an den hawaianischen ein Beispiel nehmen, denke ich 😉
Ein wirklich sehr interessanter Artikel, der eine ganz neue Perspektive eröffnet. Ich bin ganz Tanjas Meinung: Manche deutschen Führungskräfte sollten sich an dieser Führungskultur ein Beispiel nehmen.