Einmal im Jahr zeigt sich der Tod von seiner glanzvollsten Seite. Wenn sich Ende Oktober das Reich der Toten öffnet und das der Lebenden heimsucht, verschwimmen die Welten … besonders im Digitalen. Dort verschwindet der Tod nicht gänzlich von der Bildfläche, denn diese Nacht ist noch immer seine auch auf Instagram.

Halloween ist der Tag der Toten, des Unheils und des Schreckens, der makabren Gestalten und der gruseligen Geschichten. Es wird traditionell am 31. Oktober, in der Nacht vor Allerheiligen, gefeiert und deshalb von „(All) Hallows‘ Eve(ning)“ abgeleitet. Ursprünglich diente der Brauch dazu, böse Geister zu vertreiben. Heute erfreut sich der amerikanisierte Feiertag längst in Form von spaßigen Unternehmungen wie dem Besuchen von Kürbisfarmen, Horrorfilm-Abenden und natürlich Kostümpartys auch bei uns großer Beliebtheit. Zweifellos zeigt uns der Tod jedes Jahr aufs Neue, dass er sich nicht vertreiben lässt. Egal, wie sehr wir an jedem anderen Tag im Jahr versuchen, ihn zu ignorieren, er ist da. An Halloween bahnt er sich den Weg aus seiner Welt in unsere … in der ein oder anderen Gestalt.

Mindestens einmal im Jahr sind Todessymbole gefragte Fotomotive. (Bildquelle: Pixabay)

Die Ursprünge – Das Tor zur „Anderen Welt“ öffnet sich

Halloween-Fans zelebrieren diesen Feiertag gerne auch mal über den Oktober hinaus und füllen damit den Feed ihrer Social-Media-Accounts. Diese gehören mittlerweile beinahe mehr zu Halloween als der Tod selbst. Gruselige Fratzen und Kürbisschnitzereien vertreiben längst keine bösen Geister mehr, sondern entlocken Likes und lobende Kommentare. Dennoch schafft es der Tod, sich nicht völlig von der Bildfläche vertreiben zu lassen und sucht uns einmal im Jahr heim.

Bevor im 8. Jahrhundert n.Chr. durch die Christianisierung in Irland All Hallows‘ Eve gefeiert wurde, zelebrierten die Kelten die Nacht des Todes als „Samhain“. Ein heidnisches Fest, welches am Ende der Erntezeit stattfand und den Winter einleiten sollte. Der Samhain-Legende nach öffnete sich an diesem Feiertag die „Andere Welt“ und mit ihr das Reich zu den Toten, deren Seelen in dieser Nacht die Häuser der Lebenden aufsuchen. Viele Jahrhunderte später nahmen die Iren das Fest und seine Kultur mit nach Amerika in die neue Welt, wo aus ihr im Laufe der Zeit das Halloween wurde, das wir bis heute kennen.

Der Tod lässt sich nicht vertreiben

Heutzutage besteht der Zweck des beliebten Feiertags normalerweise wohl nicht mehr im Vertreiben böser Geister und der Seelen der Toten, die unsere Häuser aufsuchen. Stattdessen klingeln sie höflich an der Tür, wobei sie sich meist leicht mit etwas Süßem vertreiben lassen und von sauren Streichen absehen. Nicht selten suchen sie uns jedoch auch in den sozialen Medien auf. Das Totenreich eröffnet sich uns dort noch immer in Form bekannter Todessymbole. Skelette, Totenköpfe oder Grabsteine erfreuen sich auf vielen Accounts großer Resonanz.

Der Tod lässt sich sichtlich nicht vertreiben. Und das, obwohl seine Markenzeichen doch an jedem anderen Tag im Jahr und in jedem anderen Zusammenhang eher Unbehagen auslösen. Nicht an Halloween, so scheint es. In Gestalt aufwendiger Make-Up-Looks zeichnen wir uns den Tod sogar buchstäblich ins Gesicht. So sind zum Beispiel untote Wesen wie Zombies, Vampire oder Geister jedes Jahr in Form schauerlicher Gesichtsbemalung vertreten. Vielleicht, um uns zu schützen? Oder wie Stephen King sagt: „We make up horrors to help us cope with the reals ones“.

Auf Instagram kann man sich vor vielem gruseln. Einige Accounts tragen gerne dazu bei. (Bildschirmfoto. Quelle: Instagram  @scary_halloween_)

Dem Totenreich so nah

Allerdings zeigt sich der Tod nicht nur auf kreative und bunte Weise auf Instagram. Der Tag der Toten dient häufig auch der Erinnerungskultur. Wenn sich in der Nacht des 31. Oktobers – will man der Legende Glauben schenken – das Tor zum Reich der Verstorbenen öffnet, nutzen viele Trauernde diese Verbindung auch auf digitalen Plattformen, um über den Verlust geliebter Menschen oder auch den Tod selbst zu reflektieren. Gedenkseiten und digitale Trauerorte sind mittlerweile beliebte Möglichkeiten, sich mit dem Schmerz auseinanderzusetzen.

Während Menschen früher auf Friedhöfen der Verstorbenen gedachten und sich dort mit anderen Hinterbliebenen austauschen konnten, begegnen sie sich nun unter anderem auf Instagram. Wenn der Tod an Halloween aus seiner Welt in unsere kommt, erscheint er uns plötzlich viel nahbarer. So nutzen einige Accounts die Nacht, in der sich das Totenreich öffnet, um durch Séancen Kontakt dorthin aufzunehmen. Dabei können Zuschauende über Live-Videos oder in Form von Reels eine solche verfolgen. Andere Profile widmen sich am 31. Oktober der Jagd nach Geistern und paranormalen Aktivitäten und nehmen ihre Abonnent*innen ebenfalls mit unterhaltsamen Live-Videos digital mit in diese Welt zwischen Leben und Tod, die an Halloween immer wieder zu verschwimmen scheinen. In dieser Nacht lädt der Tod uns in sein Reich ein. Nur gut, dass dieses sich mit Beenden der App auch wieder schließt…

Instagram als Equalizer

Zweifellos bekommt der Tod im Oktober zum Teil eine völlig neue Bedeutung. Plötzlich liegt er im Trend. In den unterschiedlichsten Gestalten schleicht er sich unter die Lebenden und hinterlässt nicht nur in der realen Welt seine Spuren, sondern glänzt auch in der digitalen Welt durch Anwesenheit. Und gerade auf Social Media scheint er dabei mit unserer Wahrnehmung zu spielen. Instagram ist durch seine vielen interaktiven Möglichkeiten und der großen Reichweite der perfekte Ort, um Ideen auszutauschen und möglichst viele Leute mit ihnen anzustecken, mögen sie auch noch so schaurig sein.

Im Sommer Friedhöfe aufsuchen, dort Grabsteine fotografieren und in unserem Favoriten-Ordner ablegen?  Sicherlich nicht. Das wäre auch wirklich zu seltsam. Aber vor und an Halloween speichern wir auf Instagram den skurrilsten Content ab — schlicht und ergreifend wegen der „Vibes. Die schaurigsten Todesfälle und finstersten Morde sind plötzlich nicht mehr makaber, sondern jagen uns den ersehnten Schauer über den Rücken, während wir Instagram nach dem besten Rezept für einen Pumpkin Spice Latte durchforsten. Geisterjagd und Gläserrücken, um Kontakt mit den Toten aufzunehmen? Humbug! Außer eben zu Halloween. Es scheint beinahe so, als statte der Tod uns einmal im Jahr einen Besuch in seiner harmlosesten Gestalt ab, um uns daran zu erinnern, dass er in allen Welten präsent ist und wir ihn aus keiner einzigen vertreiben können, so sehr wir unsere Rituale auch verändern.

Vom Tod inspiriert

Folglich beschäftigen sich unzählige Accounts auf Instagram mit den Themen Tod, Horror und Halloween. Ein Beispiel dafür ist der Account scary_halloween_, welcher verschiedenste Horrormotive in den unterschiedlichsten Beitragsformen teilt und auf diese Weise den Tod in den skurrilsten Abbildern repräsentiert. Ebenfalls auf Angst und Schrecken setzt der Account der Universal Studios Hollywood horrornights, welcher über veranstaltete Halloween Horror Nights informiert und seine Follower*innen unter anderem mit unheimlichen Reels unterhält.

Horror gefällig? Eine Einladung zum Gruseln. (Bildschirmfoto. Quelle: Instagram @horrornights)

Memento Mori – aber nicht an Halloween

Zweifellos gehört der Tod noch immer zu Halloween dazu, auch wenn sich seine Relevanz nicht zuletzt durch die Präsenz von Social Media deutlich verändert hat. Durch die zunehmende Kommerzialisierung verschiebt sich die Bedeutung Halloweens immer weiter. Seine ursprüngliche Geschichte und die damit einhergehenden Werte gehen immer mehr verloren. Niemand beschäftigt sich gerne mit dem Tod, der uns an das Dunkelste im Leben und unsere Sterblichkeit erinnert. Doch gerade Halloween ist eine Möglichkeit, diesen einmal aus  einem leichteren Blickwinkel zu betrachten und sich ihm womöglich sogar überlegen zu fühlen. Warum sonst sollten ausgerechnet Vampire, Geister und Hexen so beliebte Kostümierungen darstellen? Weil Stephen King Recht hat? Vielleicht, weil wir an Halloween gerne einmal so tun, als könnten wir dem Tod trotzen und ihm entkommen und ihn vielleicht – wenigstens einmal im Jahr – auch ein bisschen verspotten.

Beitragsbild: Canva (Bearbeitung von Sarah Felten)

 

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6 Kommentare
  1. Vladimir Jakimenko
    Vladimir Jakimenko sagte:

    Wow, was müssen die Geister von uns denken, die zu Halloween in unsere Welt kommen und Kürbisse mit Gesichtern sehen XDD Ansonst, toller Artikel! Es hat mir sehr gefallen!!

  2. Linda Loeffler
    Linda Loeffler sagte:

    Für die einen an Halloween Grusel-Verkleidungen, für die anderen nen Pumpkin Spice Latte 😀 Liebe deinen Schreibstil <3 Sehr schön gemacht!!

    • Sarah Felten
      Sarah Felten sagte:

      Hi Linda,

      ich muss gestehen, ich bin Team PSL xD danke für deinen Kommentar! <3

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