Ob Make-Up, Mascara oder Lippenstift: Viele Kosmetikprodukte enthalten Mikroplastik. Hersteller*innen verwenden Plastikzusätze, um die Produktionskosten zu senken. Was schön für die Hersteller ist, schadet der Umwelt. Denn über das Abwasser gelangen die Plastikpartikel in die Meere und richten dort Schäden an. Wie du Plastik in Kosmetikprodukten erkennen und vermeiden kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Mikroplastik gelangt über verschiedene Wege in die Meere. Beispielsweise durch Plastikabfälle, den Reifenabrieb oder das Waschen von Synthetik-Kleidung – den größten Quellen der Mikroplastikverschmutzung von Meeren. Auch wenn es auf den ersten Blick scheint, als würden Kosmetika bei der Verschmutzung der Meere mit Mikroplastik keine sonderlich große Rolle spielen, sind die Zahlen doch beachtlich: Rund 922 Tonnen Mikroplastik und 23.700 Tonnen Polymere gelangen pro Jahr in Deutschland aus Kosmetikprodukten ins Abwasser.

In welchen Kosmetika ist Mikroplastik?

Mikroplastik ist vor allem in unseren alltäglichen Kosmetik- und Pflegeprodukten zu finden. Zum Beispiel in Shampoos, Duschgelen oder Peelings. Auch in Make-Up, Lippenstiften, Sonnencremes, Mascara und vielen weiteren Schönheitsprodukten kommt es vor. Mikroplastik kann in verschiedenen Erscheinungsformen auftreten: als feine Kügelchen in Peelings, als Wachs, Gel oder als flüssiges Polymer. Das Problem: Kunststoffe in flüssiger Form werden meist nicht als Mikroplastik bezeichnet, deswegen lässt sich anhand der Verpackung häufig nicht erkennen, ob ein Kunststoff enthalten ist und in welcher Form.

Mit bloßem Auge nicht erkennbar: Mikroplastik in unseren Cremes.

Warum Kosmetikhersteller*innen Mikroplastik verwenden

Kosmetikprodukte erhalten durch den Einsatz von Mikroplastik bestimmte Eigenschaften. In Peelings wirkt es beispielsweise als Schleifmittel, in Cremes lässt es die Haut geschmeidig werden und in Shampoos legt es einen Plastikfilm um die Haare, der ein Ziepen verhindert. Neben seinen Eigenschaften liegt ein weiterer Pluspunkt von Mikroplastik auf der Hand: Für die Hersteller*innen ist es lukrativ: Plastik ist wesentlich günstiger als die möglichen Alternativen, wie zum Beispiel die Verwendung von feinem Sand in Peelings. Verwenden Kosmetikhersteller*innen also Plastikzusätze in ihren Produkten, senken sie ihre Produktionskosten.

Während die Hersteller*innen jubeln, hat die Verwendung von Plastik in unseren Cremes negative Folgen auf die Umwelt. Denn auch die kleinsten Plastikpartikel aus Kosmetikprodukten gelangen über die Abflüsse von Waschbecken und Badewannen in die Kanalisation und letztendlich ins Meer, wo sie die Gesundheit der Meeresbewohner bedrohen. Ob Mikroplastik in Kosmetik auch gesundheitsschädlich für uns Menschen ist, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Wie kann ich Mikroplastik in Kosmetika erkennen und vermeiden?

Dass Mikroplastik in einem Kosmetikprodukt enthalten ist, fällt uns häufig gar nicht auf. Das liegt unter anderem an den unterschiedlichen Definitionen von Mikroplastik. Einige Hersteller*innen erkennen nämlich nur Polyethylen als Mikroplastik an, während sie andere Kunststoffe wie Acrylate Copolymer oder Nylon-12 nicht berücksichtigen. Laut Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und BUND sind diese jedoch als Mikroplastik einzustufen. Selbst wenn die Hersteller*innen das anscheinend nicht so sehen, bleiben es synthetische Kunststoffe.

Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, dass keine Kunststoffe in deinen Kosmetikprodukten enthalten sind, lohnt sich ein Blick auf die Verpackung. Unter dem Stichwort „Ingredients“ sind die enthaltenen Inhaltsstoffe aufgelistet. Findest du den Begriff „Polymer“ oder einen der folgenden Bezeichnungen, ist auf jeden Fall ein Kunststoff enthalten.

  • Acrylate Copolymer (AC)
  • Acrylate Crosspolymer (ACS)
  • Polyamide (PA, Nylon-6, Nylon-12)
  • Polyacrylate (PA)
  • Polymethylmethacrylate (PMMA)
  • Polyethylene (PE)
  • Polyethylenterephthalate (PET)
  • Polypropylene (PP)
  • Polyquaternium (PQ)
  • Polystyrene (PS)
  • Polyurethane (PUR)

Doch das ist nicht das Einzige, was du tun kannst, um Mikroplastik in Kosmetik zu erkennen und zu vermeiden. So kannst du zum Beispiel auf zertifizierte Naturkosmetik mit entsprechenden Siegeln zurückgreifen. Denn diese ist frei von Mikroplastik und anderen Kunststoffen auf Erdölbasis. Oder du stellst deine Kosmetikprodukte selbst her. Peelings können beispielsweise aus Zucker und Öl einfach selbst hergestellt werden. Wenn du auf dem neusten Stand bleiben möchtest, in welchen Produkten Mikroplastik enthalten ist, lohnt sich ein Blick in den Einkaufsratgeber des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Wenn du keine Lust oder Zeit hast, dir die ganzen Inhaltsstoffe auf den Verpackungen durchzulesen, gibt es mittlerweile auch digitale Helfer. Zum Beispiel können die kostenlosen Smartphone-Apps Code Check und Beat The Microbead herausfinden, ob ein Kosmetikprodukt Mikroplastik enthält.

Um zu erfahren, ob Mikroplastik in einem Produkt enthalten ist, musst du nur der Strichcode per Check-App scannen.

Die (leeren) Versprechen der Unternehmen

Werden Unternehmen mit dem Problem „Mikroplastik in Kosmetik“ konfrontiert, berufen sie sich gerne darauf, dass der Großteil des Mikroplastiks in der Umwelt durch die Zersetzung größerer Plastikteile entsteht. Auch wenn es stimmt, dass Plastikabfälle, Reifenabrieb oder Synthetik-Kleidung die größeren Quellen der Mikroplastikverschmutzung sind, rechtfertigt das nicht die Verwendung von Kunststoff in Kosmetikprodukten. Vor allem, da es so einfach vermeidbar wäre – siehe Naturkosmetik.

Einige Unternehmen haben angekündigt, Mikroplastik aus ihren Produkten zu verbannen. Unter anderem Branchenriesen wie Beiersdorfer, dm oder L’Oréal. Welche weiteren Hersteller*innen das ebenfalls vorhaben, kannst du beim BUND nachlesen. Auf den ersten Blick mag das schön klingen, wagt man jedoch einen zweiten, fallen einem vor allem die Probleme dieser Versprechen auf. So sind die Formulierungen zumeist sehr vage und der Großteil der Hersteller*innen möchte nur auf bestimmte Kunststoffe, zum Beispiel Polyethylen, verzichten. Und einige halten sich schlichtweg nicht an ihre Versprechen. Das Sprichwort „Versprochen ist versprochen, und wird auch nicht gebrochen“ scheinen sie nicht zu kennen. Es könnte ja teuer werden.

 

Titelbild: © Unsplash

 

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