Stofftüte raus, am 3. Juli wird gefeiert! Es ist Internationaler Plastiktütenfreier Tag. Seit 2011 setzen sich Menschen an diesem Tag weltweit aktiv gegen den Verbrauch von Plastiktüten ein. Aus diesem Anlass nehmen wir den Umweltsünder Plastiktüte einmal näher unter die Lupe.

3. Juli 2014: In Berlin treibt ein Plastiktütenmonster sein Unwesen. Nur zwei Jahre später wird dort auf einer Strecke von neun Kilometern die längste Plastiktütenkette der Welt ausgelegt. Mit derartigen Aktionen machen Initiativen, Stiftungen und Vereine unter der Leitung des europäischen Netzwerks „Zero Waste“ jährlich auf den Internationalen Plastiktütenfreien Tag aufmerksam. Am 3. Juli 2008 wurde dieser Aktionstag in Katalonien erstmalig im Rahmen einer Debatte zur Verpackungssteuer ins Leben gerufen. Mit einer durchschnittlichen Nutzzeit von 20 Minuten steht die Plastiktüte an diesem Tag symbolisch für die heutige Wegwerfgesellschaft. Sie soll auf Themen wie die Meeresverschmutzung, den Verpackungswahn und die Kreislaufwirtschaft hinweisen. Seit 2014 werden auch in Deutschland an diesem Tag zahlreiche Aktionen, Konzerte oder Demonstrationen durchgeführt, um auf die Umweltverschmutzung durch Plastik und ihre Folgen aufmerksam zu machen.

Vom Plastik zur Tüte

Vor rund 60 Jahren eroberte die Plastiktüte die Welt. Sie ist leicht, billig, praktisch und reißfest. Ihre einzige Aufgabe: Gegenstände von A nach B zu transportieren. Die ältesten aus Kunststoff hergestellten Tüten, trägerlose Folienbeutel für Kartoffeln, stammen aus dem Jahr 1955. Nur sechs Jahre später wurden die ersten Tragetaschen aus Plastik, die sogenannten Hemdchentüten, vom Kaufhaus Horten in Neuss ausgegeben. Ihren Namen verdankt die Hemdchentüte ihrer Ähnlichkeit zum Unterhemd. Es folgte die Herstellung der Reiterband-Tragetasche mit angesetzten Griffen und die Erfindung der Doppel-Kraft-Tasche mit integrierten und verstärkten Henkeln.

  • Die Hemdchentüte verdankt ihren Namen dem Unterhemd. © unsplash.com

  • Grifflochtasche, dazu zählen die Reiterband-Tragetasche und die Doppel-Kraft-Tasche. © pexels.com

  • Die Supermarkttüte (Schlaufen-Tasche) zählt zu den beliebtesten Tütentypen in Deutschland. © unsplash.com

  • Die Kleine Tüte, kaum einer hat noch nie Süßigkeiten aus ihr genascht. © pexels.com

  • Tüte aus Bioplastik. Laut Naturschutzbund Deutschland keine besonders umweltfreundliche Alternative. © unsplash.com

Wagt man heute einen Blick in die Einkaufspassagen, tragen einem Menschen unzählige kleine, große, dünne, leichte, schwere, billige und teure Plastiktüten in jeglichen Farben entgegen. Am häufigsten wird mit der Supermarkttüte eingekauft. Ob Lidl, Müller oder Hugendubel, fast jeder Händler produziert seine eigene Tüte. Sicherlich auch, da sich die Kunststofftüte hervorragend eignet, um sich kostenlos Werbung durch die Gegend tragen zu lassen. Mit zu den beliebtesten Tütentypen in Deutschland zählen zudem die Plastikbeutel mit Griffloch oder angeschweißtem Band. Oft wird bei dieser Aufzählung die kleine Plastiktüte vergessen, dabei hat kaum einer noch nie Süßigkeiten aus ihr genascht.

Eingetütet?

Für Polyethylen, aus dem die meisten Plastiktüten bestehen, braucht man Rohöl aus der Erde. © pexels.com

Die meisten Plastiktüten bestehen derzeit aus dem Kunststoff Polyethylen. Dessen Rohstoff wird aus fossilem Rohöl, das aus der Erde kommt, gewonnen. Durch die Herstellung der Plastiktüten werden allerdings nicht nur kostbare Ressourcen verschwendet, sondern es entstehen zudem CO2-Emissionen, die den Klimawandel beschleunigen. 

Problematisch ist auch die Stabilität des Kunststoffes. Der Verbraucherzentrale Deutschland zufolge dauert es zum Beispiel zehn bis zwanzig Jahre, bis eine Plastiktüte im Meer zu Mikroplastik zerfällt, das nicht vollständig abgebaut werden kann. Gefährlich werden kann das Mikroplastik dort insbesondere für die Meeresbewohner, die das Plastik mit ihrer Nahrung verwechseln. 

Dann doch lieber mit der Bio-Plastiktüte einkaufen? Laut Naturschutzbund Deutschland keine besonders umweltfreundliche Alternative. Denn bioabbaubare Kunststoffe können auch aus Erdöl oder Erdgas bestehen, und biobasierte Kunststoffe müssen auch nicht zwingend abbaubar sein. Auch die allseits bekannte Papiertüte stellt keine bessere Lösung dar, denn ihre Ökobilanz ist schlechter als die der Plastiktüte: So müssen die mit viel Energie und Wasser hergestellten Papiertüten mindestens dreimal so lange wie die erdölbasierten Tüten genutzt werden, damit sich die Klimabilanz ausgleicht.

Ausgetütet!

Die Hemdchentüte ziert auch das Logo unseres Blog. © Nicola Wolfer

Seit dem 1. Januar 2022 heißt es in Deutschland „Jute statt Plastik“, denn Händler dürfen seit Beginn dieses Jahres keine leichten Plastiktragetaschen mehr ausgeben. Verboten sind nicht nur herkömmliche Beutel aus Kunststoff mit einer Wandstärke von 15 bis 49 Mikrometern, sondern auch Bio-Plastiktüten. Mit dem Plastiktütenverbot wurde die Bezahlpflicht, die es seit 2016 für Einwegplastiktüten gab, abgelöst.

Allein durch die zahlungspflichtigen Tüten hatte sich der Plastiktütenverbrauch in den letzten Jahren erheblich reduziert. So wurden im Jahr 2021 nur noch 18 Plastiktüten pro Person verbraucht, was deutschlandweit etwa 1,49 Milliarden Taschen entspricht. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 wurden noch rund sieben Milliarden Kunststoffbeutel ausgegeben. Die Verbraucherzentrale erhofft sich durch das Verbot einen erheblichen Rückgang des Plastikmülls bis 2025. Es stellt sich die Frage, ob der Anti-Plastiktütentag in Deutschland überhaupt noch benötigt wird. Denn einige Initiativen wie der Verein LIFE widmen sich seit diesem Jahr schon nicht mehr der Plastiktüte. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt künftig auf der Unterstützung von Betrieben bei der Einführung von Mehrweg-Takeaway-Lösungen.

Obst- und Gemüse oder Frisches von der Frischetheke darf hingegen weiterhin in den Hemdchen- oder Knotenbeuteln über das Kassenband wandern. Die Ausgabe dieser besonders leichten Plastiktüten mit einer Wandstärke von weniger als 15 Mikrometern ist von dem Verbot nicht betroffen. Grund hierfür sind Hygienemaßnahmen und fehlende Alternativen. Somit werden immer noch zu viele Plastiktüten genutzt, die mengenmäßig am meisten verbraucht werden und für die es noch keine Regulierungen gibt. 

Deshalb feier am 3. Juli mit und …

… sag Nein zu Einweg-Plastiktüten.

… gehe mit deiner eigenen Stoff- oder Papiertüte einkaufen.

… nutze Rucksäcke, Körbe, Mehrwegbehältnisse.

… kaufe unverpackte Lebensmittel ein.

… benutze Mehrwegnetze oder Mehrweg-Baumwollbeutel für Obst und Gemüse.

… nutze deine Plastiktüten mehrmals.

… erzähle es deiner Familie und deinen Freund*innen und stoppe den Tütenwahnsinn!

 

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3 Kommentare
  1. Elisabeth Held
    Elisabeth Held sagte:

    Unglaublich wie viele unterschiedliche Arten es allein an Plastiktüten gibt! Das fällt einem im Alltag eigentlich gar nicht so auf.

  2. Pauline Rothfuss
    Pauline Rothfuss sagte:

    Spannend, dass es einen eigenen Plastiktüten-Tag gibt, das wusste ich gar nicht! Würde mich interessieren, wie genau der Tag in Katalonien gefeiert wird oder in anderen Ländern….

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  1. […] Plastiktüte bringt im Alltag ein überwiegend negatives Image mit sich. Verunreinigte Meere, große Müllberge […]

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