Musik lässt sich erst speichern, seit es Tonträger gibt. Dass diese aus Plastik sind, hat viele Vorteile – aber auch so seine Tücken. Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt anhand von Schallplatten, Walkmans, CDs und MP3-Playern, wie Plastik den Musikkonsum revolutionierte.

1888 ermöglichte die Erfindung des Phonographs die wohl älteste Tonaufnahme der Welt. Nach der bahnbrechenden Erfindung des Grammophons führte die Schellackplatte den Markt als Medium für Musik an. Die Platte wurde aus einem Gemisch aus Schieferpulver, Baumwollflock und dem namensgebenden Schellack hergestellt. Schellack wurde durch das Sekret indischer Lackläuse gewonnen. Im Gegensatz zu den zuvor verwendeten Wachswalzen nutzte sich Schellack kaum ab. Es war allerdings schwer in größeren Mengen herstellbar und entsprechend teuer. Außerdem ist Schellack temperaturempfindlich, sodass die Platten sich bei Hitze leicht verbiegen. Bei der Suche nach einer günstigeren Alternative stieß man auf Plastik als Lösungsmittel.  

Die Vinylplatte verändert den Musikkonsum drastisch: Alle können Schallplatten abspielen. © Unsplash

Musikkonsum erreicht die einfachen Haushalte 

Mitte der 1950er Jahren erhielten immer mehr einfache Haushalte einen Anschluss an das Stromnetz. An die Möglichkeit in den eigenen vier Wänden Musik zu genießen, schloss sich die Revolution der tragbaren Plattenspieler an. Egal ob privat oder in der Öffentlichkeit, beide Arten profitierten am meisten von der Vinyl-Schallplatte. Dabei wurde das Naturprodukt Schellack durch den Kunststoff PVC (Poly-vinyl-chlorid) und Polystyrol ersetzt. PVC war günstiger herzustellen, ermöglichte eine Massenproduktion und war langlebiger. Musikkonsum wurde somit für einfache Leute möglich. 

Musik wird mobil

Nach der Schallplatte kam die Kassette. PVC als Trägermaterial und Magnettonbänder haben ein völlig neues Medium geschaffen. Dieses Medium hat die Technik der Tonaufnahme revolutioniert. Einzelne Instrumente konnten aufgenommen und im Tonstudio zusammengeschnitten werden. Die Aufnahmen mussten somit nicht mehr in einem Durchgang perfekt sein. Wer schon immer einmal wissen wollte, wie das Tonband einer Kassette hergestellt wird, kann dies im folgenden Video herausfinden.

1979 erschien der erste Walkman auf Kassettenbasis auf dem Markt. Musik zu hören wurde damit nicht nur mobil, sondern dank Kopfhörern auch privater. Die Kassette wurde 1984 durch die Compact Disc (CD) als führendes Musikmedium abgelöst. CDs bestehen aus Polycarbonat sowie einer dünnen Metallschicht (z. B. Aluminiumbedampfung) mit Schutzlack und Druckfarben. Sie werden – im Gegensatz zu Schallplatten – nicht gepresst, sondern in Spritzgussmaschinen in Form auf die Vater-Matrize gespritzt. Die Anlagen zur Herstellung optischer Datenträger werden dennoch Presswerk genannt. Der japanische Elektronikkonzern Sony, der den ersten Walkman auf den Markt brachte, brachte die Player weiterhin unter der Walkman-Reihe heraus. Auch die Weiterentwicklung, der MP3-Player, wurde als Walkman veröffentlicht.  

Neue Technik und neue Probleme

Einige Vorteile der kunststoff-basierten Musiktechnologie wurden bereits angesprochen. Leider brachten die Neuerungen auch Probleme mit sich. Schallplatten benötigen eine gute Pflege. Dann halten sie quasi ein Leben lang. Die Pflege beziehungsweise Lagerung ist dabei jedoch entscheidend. Die Platten sind sehr empfindlich. Sie verkratzen und verbiegen sich leicht. Aus diesem Grund ist es ratsam, Schallplatten möglichst senkrecht zu lagern und vor Staub zu schützen.

Von Kratzer zum Bandsalat: Kunststoff hat auch so seine Tücken. ©Pixabay

Die Kassette hat den Vorteil, dass ein Plastikgehäuse das sehr empfindliche Magnettonband schützt. Dadurch sind sie nicht so empfindlich bei der Lagerung. Ein Nachteil ist die Gefahr des Bandsalats. Dieser kann viele Ursachen haben, beispielsweise wenn die Gummi-Rollen das Band nicht richtig abspielen. Kassetten sind anfälliger für Verschleißerscheinungen, wodurch die Tonqualität abnehmen kann. Mit der CD und dem optischen Motto: ein Schritt zurück, technisch zwei nach vorne, verschwand das Problem des Bandsalats und die empfindliche Lagerung. Allerdings können die Scheiben immer noch zerbrechen oder zerkratzen – obendrein halten die Daten nicht so lange wie auf einer Schallplatte. Der Einbezug von Plastik in die Produktion von Musikmedien revolutionierte den Konsum, konnte aber nicht alle Probleme lösen.

Digital ohne Plastik und Sehnsucht nach Retro 

Mit dem Aufkommen des Internets und dem Boom von Musikstreamingplattformen ging die physische Herstellung von Tonträgern stark zurück. Damit endet vorerst die Revolution des Musikkonsums durch Plastik. Schon seit einigen Jahren gibt es allerdings einen Trend, welcher die Nachfrage nach Vinylplatten steigen lässt. Ist es der Wunsch, Dinge in den Händen halten zu können statt nur in einer Playlist zu sammeln? Was glaubt ihr, was die Nachfrage nach Vinylplatten wieder aufleben lässt? Schreibt es in die Kommentare. 

 

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3 Kommentare
  1. Luca Matusch
    Luca Matusch sagte:

    Ach Kassetten^^ So nostalgisch, aber den Bandsalat vermisse ich irgendwie nicht 🙂

  2. Anonymous
    Anonymous sagte:

    Als MeWi Studentin ein sehr interessanter Beitrag! Plastik hat an dieser Stelle auch für nützliche Erfindungen wie die der Kassette gesorgt.

  3. Nicola Wolfer
    Nicola Wolfer sagte:

    Ich glaube die gestiegene Nachfrage nach Vinylplatten kann mit dem aktuellen Boom der Analogfotografie verglichen werden. Beim Entstehungs- oder Konsumprozess steht der Kunstaspekt wieder im Vordergrund. Zudem werden Alben als Gesamtwerke gesehen und somit das Werk des/der Künstler*in mehr gewürdigt.

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