Wenn du im Urlaub im Meer schwimmst, sind die einzigen Plastikteile, die neben dir dümpeln sollten, eine Luftmatratze oder ein Schlauchboot – sicher solltest du aber keine leeren Plastikflaschen oder anderen Plastikmüll im Meer finden. Leider sieht die Realität oft anders aus, doch genau das können wir ganz einfach verhindern. Ich habe es in Tübingen am Neckar mal ausprobiert.

Allein in der Nordsee befinden sich nach Angaben von WWF circa 11 Kilogramm Müll pro Quadratkilometer, der Großteil davon ist Plastikmüll. Rund ein Drittel davon wird von Menschen auf Land und im Wasser verursacht. Laut NABU befindet sich mehr als 90 Prozent des Plastikmülls im Meer auf dem Meeresboden oder treibt tief unten im Gewässer. So tief, dass man ihn nicht mehr erkennen kann und auch nicht mehr herausholen kann. Deshalb ist es oftmals schon zu spät, wenn Müll ins Wasser gelangt. Auch bei uns vor Ort in den Flüssen.

Wie kann das verhindert werden?

Die Lösung dazu ist so simpel, wie effektiv: den Plastikmüll einfach direkt beim Fluss in deiner Nähe einsammeln. Die meisten Flüsse in der Umgebung fließen schließlich anschließend in ein Meer. Deshalb sollten wir dafür sorgen, dass Plastikmüll gar nicht erst dorthin gelangen kann. Die Plastic Pirates machen genau das vor. Die Citizen-Science-Aktion richtet sich an Schulklassen und Jugendgruppen im Alter von 10 bis 16 Jahren in Deutschland, Portugal und Slowenien. Gemeinsam wird an Ufern von Flüssen oder Bächen Plastikmüll gesammelt. Dabei teilen sie sich in mehrere Untergruppen auf.

Eine Gruppe davon sammelt Müll am Ufer ein. Dieser Müll wird von einer zweiten Gruppe sortiert, damit man die genaue Menge einer Müllsorte ermitteln kann. Eine dritte Gruppe erkundet, wie viel Müll im Wasser ist. Dazu gibt es ein spezielles Netz, das ins Wasser gehängt wird. Dieses wird anschließend nach Kiel in eine Forschungswerkstatt geschickt, um es auf Mikroplastik zu untersuchen. Ein viertes und letzte Team begleitet die anderen Teams in einer Reporterfunktion.

Alle gesammelten Daten werden zu Forschungszwecken nach Kiel geschickt. Die Ergebnisse werden sogar wissenschaftlich publiziert und in eine Onlinekarte eingetragen. Dort kann man sehen, wo bereits Daten erhoben wurden. In Deutschland haben bisher schon 1.117 Gruppen daran teilgenommen. Von München bis Berlin, aber auch in meiner Nähe: das HAP Grieshaber Gymnasium in Reutlingen oder die Hohenberg Schule in Rottenburg am Neckar.

Auf den ersten Blick sieht die Neckarinsel sehr sauber und gepflegt aus. © Susanne Rebholz

Die Lage in Tübingen am Neckar

Mich hat interessiert, wie viel Müll am Neckar zu finden ist, woraufhin ich mich auf den Weg zur Neckarinsel gemacht habe. Es war ein schöner, sonniger Tag und einige Leute waren dort unterwegs. Ich kam mir etwas komisch vor mit meiner Mülltüte in der Hand, während die Besucher*innen das schöne Wetter auf den Bänken oder auf der Wiese genossen haben. Auf den ersten Blick habe ich gar nichts gefunden und dachte schon, ich kann die Aktion wieder abbrechen. Aber bei genauerem Hinsehen habe ich dann doch das ein oder andere Stück Müll entdeckt. Mal versteckt in einem Busch, neben einem Mülleimer oder auf dem Boden des Weges. Nur sehr wenige Teile habe ich nah am Wasser gefunden. Je näher der Müll am Ufer liegt, desto gefährlicher ist es, dass er zum Beispiel durch Wind ins Wasser gelangt. Die meisten Teile befanden sich bei meiner Suche auf dem Weg oder in der Wiese, wo vermutlich vorher Leute saßen.

Ergebnis meiner Müllsuche

Auf meiner Suche nach Müll auf der Neckarinsel ist doch einiges zusammengekommen. © Susanne Rebholz

Insgesamt habe ich 61 Müllteile gefunden. Davon war der größte Anteil Plastik (25), dicht gefolgt von Zigarettenresten (17). Aus Plastik waren hauptsächlich leere Verpackungen, nur eine Plastikflasche habe ich gefunden und noch einen Plastiklöffel. Kronkorken waren auch ein paar dabei (6), eine Zeitschrift, ein paar Taschentücher, eine Glasflasche und eine Maske. Diese Ergebnisse decken sich auch mit den Befunden der Plastic Pirates: Von ihrem gesammelten Müll waren insgesamt 27 Prozent Plastik und 24 Prozent Zigaretten. Ich war insgesamt eine Stunde auf der ganzen Neckarinsel unterwegs, welche knapp ein Kilometer lang ist. Erst war ich ein wenig enttäuscht von meinem Fund, der nicht mal eine halbe Mülltüte füllte. Ich hatte damit gerechnet, viel mehr Müll zu finden. Trotzdem hätte sich jedes von mir gefundene Teil von den Verursacher*innen leicht vermeiden können. Auf der Neckarinsel sind viele Mülleimer verteilt, die regelmäßig geleert werden.

Der Neckar fließt über den Rhein auch in die Nordsee. Nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland schwimmen jährlich geschätzte 380 Tonnen Kunststoff über den Rhein in die Nordsee. Wir können vor Ort bereits dazu beitragen, dass weniger Plastikmüll in Meere wie die Nordsee getrieben wird.

Und wozu der ganze Aufwand?

Das Plastik im Ozean nicht gut ist, wird den meisten klar sein. Doch was passiert eigentlich, wenn Plastikmüll ins Meer gelangt? Viele Meerestiere schätzen selbst größere Plastikteile als Nahrung ein. Die Tiere fühlen sich durch das Plastik so gesättigt, dass sie nichts anderes mehr zu sich nehmen und dann schlicht verhungern. Auch Mikroplastik gelangt durch Nahrungsaufnahme in die Meerestiere. Das hat Konsequenzen für uns Menschen: Wenn wir Meerestiere wie Fische oder Muscheln essen, nehmen auch wir das Mikroplastik auf.

Die Plastikpartikel setzen zudem gefährliche Substanzen wie zum Beispiel Weichmacher im Ozean frei, welche von den Meeresbewohnern aufgenommen werden. Die Tiere tragen Schäden davon und ihre DNA und ihr Hormonhaushalt können sich dadurch sogar verändern. Außerdem sind aufgrund des Plastikmülls im Meer viele Lebensräume wie etwa Korallenriffe bedroht oder schon zerstört.

Mein Fazit

Ich finde die Aktion der Plastic Pirates super. Man sieht, was selbst kleine Flüsse in unserer Umgebung für eine Auswirkung auf die Meere haben können. Das war mir im ersten Moment so gar nicht bewusst. Eine Plastiktüte, die in Tübingen im Neckar landet, kann bis in die Nordsee getrieben werden, dort von einem Meerestier gegessen werden, das anschließend daran stirbt. Deshalb ist jedes Stück Müll, das in der Nähe eines Flusses nicht im Mülleimer landet, eine unnötige und vermeidbare Gefahr. Wir sollten es nicht dem Zufall oder dem Wind überlassen, ob der Müll im Fluss landet. Wir sollten meiner Meinung nach schon davor handeln und den Müll entsorgen oder mitnehmen. Die Nordsee und alle anderen Meere werden es uns danken.

© Titelbild: Naja Bertold Jensen/Unsplash

 

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4 Kommentare
    • Katharina Sauer
      Katharina Sauer sagte:

      Witziger Zufall, heute auf dem Weg zur Uni ist ein Auto mit einem Aufkleber von „Sea Shepherd“ vor mir gefahren 😀
      Finde es sehr cool, dass du als Einstieg in das Thema selbst auf die Suche nach Plastik gegangen bist und echt erschreckend, wieviel du gefunden hast…

  1. Anika Herzig
    Anika Herzig sagte:

    Ein sehr interessanter und informativer Beitrag zum Thema Plastikmüll im Meer. Und die Aktion der Plastic Pirates finde ich auch wirklich super. Ist einem manchmal gar nicht bewusst, welchen Weg Plastik im Wasser eigentlich zurücklegen kann.

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] weitere Gefahr droht dem Meeresleben. Plastikteile gelangen von den Feldern durch Wind oder Flüsse in die Ozeane und können zum Tod von Meerestieren führen, wenn sie diese verschlucken. Als im spanischen Murcia […]

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