Plastik und Sex? Was im ersten Moment nicht zusammenpasst, stellt sich im Laufe meiner Recherche als wichtiges, oft tabuisiertes Thema heraus. Was Schafsinnereien und Baumrindensaft mit Verhütung zu tun haben und wieviel Spaß nachhaltiges und sicheres Liebesspiel machen kann, lest ihr in diesem Guide.
In unseren Betten bleibt beim Safer Sex der Plastikmüll nicht aus. Ich erzähle euch, welche nachhaltigen Entscheidungen ihr im Schlafzimmer treffen könnt, um Plastikverschmutzung den Kampf anzusagen. Dazu habe ich für euch zudem einige Fun Facts über Kondome vorbereitet, die eure Wissenslust zur Kondomgeschichte befriedigen werden!
Nachhaltiger Safer Sex? Mit Sicherheit… und Kautschuk
Präservativ, Kondom oder Pariser… es gibt viele Namen für das in seiner Idee uralte Produkt, welches der menschlichen Gesundheit seit Jahrhunderten einen großen Dienst leistet. Das Kondom, wie wir es heute kennen, wird meist aus Naturkautschuk, auch Latex genannt, hergestellt. Fun Fact: Im 16. Jahrhundert wurden Kondome aus Leinen hergestellt, welche man oben mit einer Schnur zubinden konnte. Im 18. Jahrhundert ist man dann auf die Idee gekommen, dass Leinen zu durchlässig und die Kondome somit nicht sicher sind. Die damals neuste Innovation: Schafs- und andere Tierdärme! Was erstmal abstoßend klingt, war deutlich funktionaler als Leinen, allerdings ein hochkomplizierter Präparationsprozess, damit man sich den Darm überstülpen konnte. Die Vorbereitung beinhaltete das Waschen, Ausschaben und Einlegen eines Lammdarms in eine alkalische Lösung, um Bakterien abzutöten. Anschließend wurde das Kondom über Schwefel geräuchert beziehungsweise getrocknet und schlussendlich in Wasser eingelegt. Puhhh… deshalb können wir nun froh sein, Verhütungsmittel heute unter anderem aus Bäumen gewinnen zu können!
Die Gewinnung von Latex aus dem Kautschukbaum und die Herstellung der pflanzlichen Kondome ist im Großen und Ganzen ein nachhaltiger Prozess. Unterschiede gibt es zwischen den Ernte- und Anbaubedingungen. Falls ihr euch nun fragt: „Aber was ist mit Monokulturen?“ Guter Einwand! Monokulturen im Kautschukanbau sind zwar aufgrund der früheren Abholzung von Wäldern und eingesetzten Pestiziden nicht immer unbedenklich. Allerdings haben Kautschukbäume den Vorteil, dass sie circa 25 Jahre lang überleben. Die Säfte des Baums, aus denen später Latexkondome werden, fließen bis zu seinem Lebensende durch dessen Rinde. Deshalb ist die Neuanlage von Plantagen für eine sehr lange Zeit nicht nötig. Gerade gibt es beispielsweise weltweit eine völlig ausreichende Abdeckung des Kautschukangebots. Nachhaltigere Alternativen wie Bioplantagen und somit Biokondome gibt es zum Beispiel von der Marke Ritex. Naturschutzvereine wie WWF informieren auf ihren Webseiten auch über Vereine, welche sich für nachhaltigen Kautschukanbau und faire Ernte der Säfte einsetzen. Somit habt ihr einen transparenten Prozess, bei dem ihr euch über die nachhaltigste Option informieren könnt. Naturlatexkondome sind an sich schon eine solide Wahl für nachhaltige Intimität. Mit der Bioversion von Ritex habt ihr bereits ab 5,49 Euro nicht nur ein umweltfreundliches Produkt, sondern auch noch eine nachhaltige, plastikfreie Verpackung.
Allerdings gibt es nach wie vor Produkte, welche beispielsweise aus Kostengründen aus synthetischem Latex hergestellt sind. Dies ist nicht immer unnötig, denn es gibt Menschen, die eine Latexallergie haben und das Naturprodukt nicht vertragen. In diesem Fall gibt es Nitrilkautschuk, welcher ein synthetischer Kautschuk ist. Aus Nitrilkautschuk sind übrigens auch Kondome für Frauen. Das sogenannte „Femidom“ gibt es in Apotheken und online. Es hat ein ebenso dünnes Material wie das herkömmliche Kondom und eine ähnliche, aber breitere, Form mit einem stabilen äußeren Ring. Fun Fact: Das erste synthetische Gummikondom wurde 1855 vom US-amerikanischen Chemiker und Erfinder des Hartgummis Charles Goodyear hergestellt. Erst seit 1930 werden Kondome überwiegend aus Latex hergestellt. Bis dahin hatte das Kondom übrigens auch eine produktionsbedingte Längsnaht.
Let’s play it safe!
Plastik und Sex hat nicht nur mit Verhütung und Sicherheit zu tun, sondern auch mit dem Gefühl beim Höhepunkt. Hierfür verwenden viele Singles und Paare Sexspielzeug. „Toys“ erscheinen in diversen Farben, Formen und Materialien. Diese werden heutzutage entweder aus Hartplastik, Metall, Glas oder aus hautfreundlichem Silikon hergestellt, um euer Tastorgan bei der Ekstase nicht zu sehr zu reizen. Silikon, welches ein sehr beliebtes und hochfunktionales Material für Vibratoren, Dildos oder anderes Sexspielzeug darstellt, ist die beste Materialoption. Da Silikon porenfrei ist, haben Bakterien und Schmutz wenig Chancen, sich festzusetzen. So wird Hygiene bei eurem Liebesspiel allein oder zu zweit gesichert. Außerdem kommt der flexible Kunststoff, welcher aus Silizium entsteht, ohne für den Menschen ungesunde Weichmacher aus und ist somit eine der sichersten Materialien für leidenschaftliche Zwecke.
Hochwertige Silikontoys sind also eine gute und langlebige Wahl. Verzichten solltet ihr auf Billig- oder Einmalspielzeug aus Hartplastik, welches nach der Verwendung entsorgt wird. Klassische Beispiele hierfür sind Einmalvibratoren als Fingeraufsatz oder minderwertige, schnell reißende sleeves. Dieses Spielzeug ist zum einen nicht so gleitfähig und besteht zum anderen oft aus PVC. Diese Plastiksorte enthält oft Weichmacher, um das Produkt weniger brüchig zu machen. Weichmacher stehen allerdings im Verdacht, Krebs zu erregen und tun euch somit keinen Gefallen.
Weniger Plastik im Ozean – Meer Spaß im Bett
Die dänische Firma Sinful, welche Erwachsenenspielzeug herstellt, hat im Jahr 2022 die weltweit erste Kollektion nachhaltiger Sextoys aus Ozeanplastik produziert und veröffentlicht. Das Plastik für die anschmiegsamen Silikontoys ist von der Schweizer Firma #tide und besteht zu 100% aus Ozeanplastik. Fischer, welche für das Unternehmen arbeiten, sammeln Plastikflaschen und anderen Müll aus Gewässern auf. Die Firma #tide wäscht, sortiert und schreddert Hartplastikteile wie etwa Flaschendeckel. Durch die Kooperation mit sinful kommen anschließend hochwertige Toys zustande. Die Geburtsstunde der weltweit ersten Toys aus Ozeanplastik bringt drei Produkte hervor, welche eine Silikonoberfläche haben. Produkte der sogenannten „Ohhcean“-Kollektion gibt es ab 39,95 Euro. In den drei Hauptrollen der nachhaltigen Kollektion: Ein G-Punktvibrator, welcher mit seiner optimalen Form an schwer erreichbare Stellen kommt (54,90 Euro), ein großer Massagestab (69,95 Euro) mit starker Vibration und ein vielseitiger, kompakter Body-Vibrator (39,90 Euro) als Allroundtalent.
Geschmeidig die Umwelt schützen
Für längeres Vergnügen bietet sich Gleitgel als gute Pflege und Unterstützung beim Liebesspiel an. Herkömmliches Gleitgel, welches man im Drogerie- oder Supermarkt bekommt, wird jedoch in aller Regel in Plastiktuben und oft noch in einer plastiküberzogenen Verpackung verkauft. Alternativen hierzu gibt es beispielsweise auch bei euch im Wohnzimmer! Aloe–Vera–Pflanzen bergen in ihren dicken, grünen Blättern hautfreundliches Gel, welches sowohl zur regulären Hautpflege als auch für intime Stellen bedenkenlos verwendet werden kann. Falls ihr jedoch keinen grünen Daumen habt, bietet beispielsweise die Marke BIOglide nachhaltiges und veganes Gleitgel an. Das Gel auf Glycerinbasis ist bereits ab ca. 5 Euro erhältlich und wird CO2-neutral hergestellt.
Plastik und (safer) Sex liegen also näher beieinander als oft angenommen. Das Liebesspiel kann sowohl nachhaltig als auch sexy sein! Nun wisst ihr, wie ihr euch am umweltfreundlichsten liebkost. (Nachhaltige) Sexualität ist für euch nun hoffentlich kein Tabuthema mehr. Denn vor allem für die Umwelt sollte es das nicht sein.
Ihr habt noch nicht genug von unseren fantastischen Plastik-Beiträgen? Dann folgt uns auf Instagram!
Mehr zum Thema und weitere interessante Beiträge findet ihr außerdem hier – oder abonniert unseren Newsletter!