Digitalisierung verändert alle Betriebsweisen, auch die der Unternehmenskommunikation. Nicht nur die interne, sondern auch die externe Kommunikation wird immer digitaler. Heißt das, dass das traditionelle Medium Papier keine entscheidende Rolle mehr in der digitalen Unternehmenskommunikation spielt?

Natürlich nicht: „Wir leben in einer digitalen Gesellschaft, daran besteht kein Zweifel. Aber ich glaube, dass Marken Chancen verpassen, wenn sie Print ignorieren. Jetzt ist die beste Zeit in der Geschichte, um in Print zu investieren.“ So Joe Pulizzi, Autor und Gründer von Content Marketing Insitute (CMI), der führenden Bildungsorganisation für Content Marketing.

Aber welche Funktionen hat dieses ‚alte‘ Medium eigentlich in der Unternehmenskommunikation? Und wo kommen wir damit überhaupt noch in Berührung? Drei Beispiele.

Visitenkarten stärken die Kundenbindung

Visitenkarten bei einer Konferenz auszutauschen ist heutzutage ganz normal. Die Teilnehmer lernen sich besser kennen und können später Kontakt halten. Aber auch in der externen Unternehmenskommunikation spielen Visitenkarten eine Rolle, wie folgendes Beispiel veranschaulichen soll.

Eine chinesische Freundin macht derzeit ein Praktikum als Verkäuferin bei einem Robot-Unternehmen. Als sie sich erstmals mit einem Kunden traf, passierte etwas Peinliches. Der Kunde reichte ihr seine Visitenkarte und im Tausch erwartete er ihre. Die Freundin hatte ihre Visitenkarten allerdings gar nicht dabei. Stattdessen teilte sie dem Kunden ihre Telefonnummer mit und entschuldigte sich mehrmals. Eine blöde Situation, oder?

Ab jetzt immer dabei: die Visitenkarte meiner Freundin. Foto: Yichi Zhang

Die Visitenkarte repräsentiert die Professionalität des Arbeitnehmers und sogar des Unternehmens. Klar kann man alle Informationen, die auf einer Visitenkarte stehen, im Internet finden, aber die Rolle der Visitenkarten als eine Brücke zwischen Unternehmen und den potenziellen Kunden ist dennnoch unverzichtbar.

Eine schöne Visitenkarte kann nicht nur den Kunden bei späteren Kontaktaufnahmen helfen, sondern auch ihren Eindruck vom Unternehmen verbessern. Außerdem fühlen sich die Kunden respektiert und geschätzt, wenn sie eine Visitenkarte am Anfang des Gesprächs bekommen. In diesem Fall neigen sie dann auch eher dazu, den Kontakt mit dem Unternehmen zu verknüpfen und zu verstärken.

Kundenmagazine tragen zur Kundenbeeinflussung bei

Damit lassen sich Kunden binden: der Inhalt von Laviva. Foto: Yichi Zhang

Als ein wichtiger Teil im Corporate Publishing soll die Rolle des Kundenmagazines in der Unternehmenskommunikation ebenfalls nicht ignoriert werden. Ähnlich wie die Visitenkarte legt es den Fokus auf Kundenbindung und -beeinflussung. Darüber hinaus kann es den Kunden interessante Themen und nützliche Tipps bieten, die hilfreich für die Imagepflege des Unternehmens und die Leserbindung ist. Viele Läden wie dm und Müller bieten den Kunden kostenlose Kundenmagazine an. Das Frauenmagazine Laviva von REWE ist zwar nicht umsonst, erfreut sich aber dennoch großer Beliebtheit. Es wurde in den vergangenen zehn Jahren mehr als 350.000 Mal pro Monat verkauft. Laviva liefert den weiblichen Kunden nicht nur Fashion-Trends und Bekleidungstipps, sondern auch vielfältige gesunde Kochrezepte. Durch dieses Kundenbindungsinstrument will REWE zeigen, dass es sich um das Alltagsleben der Kunden kümmert und ihre Lebensqualität sehr schätzt. Langfristig gesehen können sich die Kunden enger mit dem Unternehmen verbunden fühlen und auch davon profitieren.

Printkataloge sind eine gute Werbung

Heutzutage sind Kataloge bereits online verfügbar, und auch per Apps kann man sich die meisten Kataloge schon herunterladen. Trotzdem werden sie weiterhin auf Papier gedruckt. Laut ,,Zahlen&Fakten IKEA Katalog 2018″ druckte das schwedische Unternehmen im Geschäftsjahr 2018 ungefähr 203 Millionen Printkataloge in 35 Sprachen. Warum ist der Katalog in gedruckter Form noch so beliebt?

Der erste Grund liegt darin, dass gedruckte Kataloge gerade auch den Online-Vertrieb anregen können. Dem Bundesverband ,,Druck und Medien“ zufolge geben 67 Prozent der Online-Käufer an, sich vor dem entscheidenden Klick im Printkatalog zu informieren. Nach der Entscheidung bestellen sie dann die Produkte im Internet.

Des weiteren sind Printkataloge ein geeignetes Medium, um als Unternehmen der Öffentlichkeit die eigenen Produkte und Erfolge präsentieren zu können. Mit dem Handy kann jeder einen schnellen Zugriff auf digitale Kataloge haben. Trotzdem bevorzugen noch immer viele Menschen, einen gedruckten Katalog in den Händen zu halten. Laut Handelsblatt legt der Edelversender Manufactum, ein Unternehmen aus dem Otto-Imperium, einen großen Wert auf den Katalog. Seine Kunden sollen diesen als ein Lexikon der guten Dingen ansehen und ihn als Abendlektüre auf den Wohnzimmertisch legen. So können sie den Katalog jederzeit durchblättern und die Sachen markieren, die sie interessieren. Hinzu kommt, dass der Printkatalog auch als Werbung für das Unternehmen fungieren kann: Wenn Freunde zu Besuch kommen, können auch sie die Kataloge durchsehen und sich eventuell zum Kaufen anregen lassen.

Das Papier stirbt nicht. Ganz im Gegensatz spielt es in der heutigen digitalisierten Unternehmenskommunikation eine große Rolle. Gedruckte Papierformen wie Printkataloge und Kundenmagazine tragen nicht nur zur Verbesserung des Firmenimages, sondern auch zur Pflege der Kundenbeziehung bei. Anders als digitale Angebote, die nur erreichbar sind, wenn man über Internetanschluss verfügt, sind diese Papierformen für den sofortigen Gebrauch immer vorhanden. Man kann sie anfassen und durchlesen, wann man will. Das ist immer wichtig, nicht wahr?

3 Kommentare
  1. Tanja Miller
    Tanja Miller sagte:

    Ich denke auch, dass Papier gerade für Unternehmen wichtig sind. Denn wenn Menschen etwas einmal in der Hand haben – wie Visitenkarten, können sie sich besser an die Person erinnern. Als wenn man im Internet schnell nach der Person sucht und sich vor lauter Klicks den Namen am Ende doch nicht merken kann.

  2. Elisabeth Harvey
    Elisabeth Harvey sagte:

    Quite an interesting communications / marketing analysis! Your article suggests that even in a so-called „Digital Age,“ tangible items (business cards, magazines, etc.) still serve an important role in supplementing digital communications, especially for advertising and customer relations functions. Perhaps in an era in which e-commerce is becoming ever more present, tangible / paper communications may be a way for businesses to differentiate themselves from the competition in the future?

  3. Kibrom Zereyohannes
    Kibrom Zereyohannes sagte:

    Großartiger Beitrag! Ich finde aber auch, dass die Visitenkarte außer der gegebenen Professionalität, als Medium der Erinnerung an einer Person dienen kann. So erinnert man sich besser an zwischenmenschliche Interaktionen jedes Mal, wenn man ein Stück Papier in der Hand hält.

Kommentare sind deaktiviert.