In vielen Bereichen unseres Lebens finden wir Papier wieder: Zeitungspapier – liefert uns jeden Morgen die neuesten Nachrichten; Geschenkpapier – bereitet uns an Geburtstagen die schönste Freude es zu zerreißen; und Klopapier – hilft uns manchmal aus der Patsche. Doch woher kommt unser Papier und wie wird es hergestellt? In diesem Beitrag möchten wir euch diese Fragen beantworten und befassen uns weiterhin damit, ob das Papier als Rohstoff überhaupt noch zukunftsorientiert ist. In diesem Zuge werden wir auch das Thema Nachhaltigkeit genauer unter die Lupe nehmen.

Deutschland ist einer der größten Papierverbraucher der Welt, doch woher kommt unser Papier eigentlich? Das wichtigste Partnerland bei der Produktion von Papier ist Finnland. Deutschland ist mit 16,1% (2015) Hauptabnehmer von „Paperi“ (finnisch: Papier), gefolgt von dem Vereinigten Königreich, den USA und China. Die Forstwirtschaft ist die zweitgrößte Branche des skandinavischen Partners, denn gut zwei Drittel der Landfläche sind bewaldet. Die traditionellen Segmente der Forstwirtschaft sind die Herstellung von Papier, Zellstoff (Pflanzenfasern), Nutzholz und Holzprodukten. Zwei Vorteile des Holzes aus dem Norden sind die guten Bearbeitungsmöglichkeiten und die hohe Qualität, die aufgrund des langsamen Wachstums entsteht. Finnland spielt für Deutschland also eine große Rolle in Sachen Papier.

Koli Berg in Nordkarelien, Nationalpark im östlichen Teil Finnlands

Produktion von Papier

Bei der Produktion von Papier wird zwischen Frischfasern und Recycling unterschieden. Frischfaserpapier besteht aus neu geschlagenem Holz. Recyclingpapier wird aus Altpapier hergestellt, dabei wird weniger Energie und weniger Wasser verbraucht. Die recycelten Fasern können bis zu circa fünfmal wiederverwendet werden. Danach werden die Fasern meist als Baumaterial, Düngemittel oder zur Erzeugung von elektrischer Energie verwendet.

Bei den Holzfasern wird je nach Art des Baumes in Kurz- und Langfasern unterschieden. Die Kurzfasern stammen von Laubbäumen wie der Birke und dem Eukalyptus. Nadelholz, also Fichte und Kiefer, gehören zu der Kategorie der Langfasern. Die Bäume werden zuerst in den Wäldern Finnlands gehackt und meist vor Ort gleich entrindet. Anschließend werden die Baumstämme zu Hackschnitzel verarbeitet und in einer Kochlauge aufgeweicht.

Die letzten Schritte beinhalten das Waschen, Bleichen und nochmals Waschen. Bleichen verhindert Verunreinigungen durch die Holzfasern und erzielt den gewünschten Weißgrad. Der chemische Prozess der Lauge und des Bleichens bestimmt die Stärke, die Oberflächenstruktur und die spätere Farbaufnahme des Papiers. Durch das Waschen nimmt das Papier viel Flüssigkeit auf, die ihm durch die Verarbeitung in der Papiermaschine wieder entzogen wird. Dabei wird das Papier gefiltert und durch Stahlwalzen gepresst, was ein wichtiger Teil bei der Produktion von Papier ist. Am Ende wird das fertige Papier aufgerollt oder gegebenenfalls direkt vor Ort kundenspezifisch zugeschnitten. Wer sich das genauer ansehen möchte, bekommt einen anschaulichen Einblick in die Karton-Produktion in diesem Video des schwedisch-finnischen Papierherstellers Stora Enso:

Geschichte der finnischen Forstwirtschaft

Die kaum besiedelte Landschaft des finnischen Lapplands ist dicht mit Bäumen bepflanzt. Es liegt also nahe, dass der Ursprung der Papierindustrie in Finnland liegt. Als Lappland wird die nördliche Region Finnlands beschrieben. Diese ist die Heimat der Sámi, eine der anerkannten indigen Minderheiten der EU. Der Urwald, die Sámi und die traditionelle Rentierzucht sind dort seit vielen Jahrhunderten eng miteinander verbunden. Aufgrund dessen wurden anfangs die nördlichen Waldgegenden von der Forstwirtschaft geschont.

Im Jahr 1667 wurde die erste Papierfabrik in Finnland erbaut. Die industrielle Verarbeitung von Holz zu Papier und Zellstoff kam allerdings erst im 19. Jahrhundert zustande. Maßgeblich vorangetrieben wurde die Papierproduktion durch die Einführung der Dampfmaschine, sie erleichterte die Arbeit und beschleunigte den Produktionsprozess. Diese Leistung konnte die zuvor genutzte Wasserenergie nicht erbringen. Zusätzlich unterstützte die Unabhängigkeitserklärung des Landes, im Jahr 1917, die Weiterentwicklung der Branche. Zu diesem Zeitpunkt hatten 75% des finnischen Exports seinen Ursprung im Sektor der Forstwirtschaft.

Im Laufe der Zeit rückten andere Branchen immer mehr in den Fokus des Landes. Sowohl die Metall- und Chemieindustrie als auch die Elektrobranche überholten den Exportschlager. Die größten Forstunternehmen Finnlands – UPM, Stora Enso und Metsä Group – waren deshalb unter Zugzwang und verlagerten ab 1990 ihre Produktion ins Ausland. Zu Beginn wurden die Standorte ausschließlich nach Mitteleuropa verlagert, darunter auch viele deutsche Produktionsstätten. Danach wurden diese um die USA, China und Lateinamerika erweitert. Obwohl die Papierproduktion ins Ausland verlegt wurde, blieben die Sägewerke in Finnland. Auch der größte Hersteller für Papiermaschinen (Metso) hat die Zentrale weiterhin in Helsinki.

Die Auslagerung der Produktion nach China kann beispielsweise damit begründet werden, dass sich dort zukünftig der größte Markt für die Papierproduktion befindet. Außerdem verfügt China über Eukalyptusvorkommen, was wiederum ein kostengünstiger Holzfaserlieferant ist. Somit spart die Auslagerung zusätzliche Transportkosten zum Kunden ein. Die industrielle Forstwirtschaft wird allerdings nie komplett aus Finnland verschwinden, da Eukalyptus kein vollständiger Ersatz für die finnischen Kiefern und Fichten ist, weil diese als widerstandsfähigeres Material zur Papierherstellung gelten.

Zukunft der finnischen Forstwirtschaft

Birken in Savonlinna im Osten Finnlands

Die Papiernachfrage geht in den westlichen Ländern aufgrund der zunehmenden Digitalisierung zurück. Dennoch ist die Forstwirtschaft mit der Papierindustrie für Finnland weiterhin von großer Bedeutung. Pro Jahr werden circa 70 Mio. Kubikmeter Wald abgeholzt, zusätzlich werden noch 10 Mio. Kubikmeter Holz aus Russland, Lettland und Estland importiert. Dem Holzeinschlag steht ein jährlicher Holzzuwachs in Höhe von 104 Mio. Kubikmeter gegenüber. Finnland hat dadurch seine Holzreserven erhöht und diese befinden sich nun auf dem höchsten Stand seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Finnland ist bekannt für Nachhaltigkeit, deshalb kommt der Rohstoff ausschließlich aus zertifizierten Quellen. Das bedeutet, dass bei der Rohstoffgewinnung Nachhaltigkeit im Fokus steht.

Die Finnen sind sehr naturverbunden und wollen ihre Wälder schützen. Zwei Drittel der bestehenden Wälder sind im Privatbesitz. Das Gesetz schreibt vor, wie und wo Bäume gefällt werden dürfen. Außerdem ermöglicht es den privaten Eigentümern den Schutz des Baumbestandes. Deshalb gibt es auch das finnische Waldgesetz, das besagt, dass die Besitzer Ausgleichszahlungen in Höhe des aktuellen Holzpreises erhalten. Dies wird anhand des geschützten Areals berechnet. Somit wird die Rodung des Waldes aufgrund des wirtschaftlichen Drucks umgangen und es werden nur die Bäume gefällt, die auch für die Forstwirtschaft benötigt werden. Darüber hinaus steckt Finnland viel Geld (circa 400 Mio. Euro) in Forschungsprojekte der Forstwirtschaft. Das Ziel ist nicht nur eine Verbesserung der Produktivität, sondern auch, eine Diversifizierung des Einsatzes von nachwachsenden Rohstoffen zu fördern.

Die Forstindustrie arbeitet bei der Entwicklung eng mit Universitäten, Forschungsinstituten und Technologieparks zusammen. Erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt kann der Großkonzern UPM vorweisen. Beispielsweise hat die Firma einen Biokraftstoff als Ersatz für Gas, Benzin und Diesel entwickelt. Die Besonderheit liegt im Gewinnungsprozess, denn in der Raffinerie wird Rohtallöl aus Kiefernholz gewonnen, das zu Biodiesel weiterverarbeitet wird und für Kraftfahrzeuge genutzt werden kann. Der Biodiesel ist aus nachwachsenden Rohstoffen entstanden und somit umweltfreundlicher.

Wald in Lappeenranta an der Grenze zu Russland

Finnland hat also nicht nur eine lange Tradition in der Papierproduktion, sondern auch eine vielversprechende Zukunft mit der Forstwirtschaft vor sich. Wenn ihr also demnächst ein Stück Papier in euren Händen haltet, denkt an den großen Aufwand, der dahintersteckt, und an die Bäume, die jahrelang die finnische Kälte und die vielen Sonnenstunden im Sommer überstanden haben, durch chemische Prozesse weiterentwickelt und bis nach Deutschland transportiert wurden – bis in eure Hände! In jedem Papier steckt also ein kleines bisschen Finnland.

 

 

 

 

Quellen:

Exportbericht Finnland, Juli 2017, herausgegeben vom Außenwirtschaftsportal Bayern

Geschichte Finnlands

Papierproduktion

Papierherstellung

Wollt Ihr immer Up to Date sein? Dann folgt uns auf Facebook und Instagram.
Dort informieren wir euch immer über den neusten Papierkram.

3 Kommentare

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] das Unternehmen selbst entwickelten und patentierten Verfahrens weiterverarbeitet. Im Gegensatz zur konventionellen Papierherstellung mit Holz kommt dieses alternative Verfahren ohne den Einsatz von Chemie aus. Zudem kann, Herstellerangaben […]

  2. […] massenhaft verfügbar ist. Laut WWF ist Deutschland nach den USA, China und Japan viertgrößter Papierproduzent und nach den Vereinigten Staaten auch der zweitgrößte Papierimporteur der Welt. Außerdem […]

  3. […] Herstellungsverfahren und genauso viele unterschiedliche Papiersorten (mehr zur Herstellung von Papier in Finnland). Als durchschnittlicher Mitteleuropäer denken wir bei dem Schlagwort „Papier“ […]

Kommentare sind deaktiviert.