Simuliertes Leben, Simulierter Tod

Wer kennt sie nicht, die unendlichen Stunden, die man in die Welt von Die Sims (EA Games) investiert hat? Die digitalen Bewohner*innen bauen Häuser, pflegen Beziehungen, verfolgen Karrieren und, ja, sie sterben irgendwann. Doch was passiert eigentlich, wenn der Sensenmann an die Tür klopft und unsere geliebten Sims ins virtuelle Jenseits überführt?

Die Videospielreihe Die Sims ist bekannt für ihre detailreiche Simulation des Lebens, und dazu gehört eben auch der Tod – aber auf eine Weise, die einen oft mehr zum Lachen als zum Weinen bringt. Von den unerwarteten Todesarten bis hin zu den humorvollen Interaktionen mit dem Sensenmann wird das Ableben zu einem unterhaltsamen Teil des Spiels.

Schach mit dem Sensenmann

Sobald ein Sim das Zeitliche segnet, erscheint der Sensenmann, auch bekannt als Mephisto Schauder, in seinem ikonischen schwarzen Kapuzenumhang. Steht er vor der Tür, muss dies nicht zwingend das Ende bedeuten – nach einer kleinen Ansprache gibt er den Verstorbenen manchmal die Möglichkeit, über ihr Leben zu verhandeln. Mit einer Runde Schach kann der Tod in manchen Fällen überlistet werden und gewährt noch einmal eine zweite Chance. Das gibt den Spieler*innen eine seltene Kontrolle über das unausweichliche Ende, die wir im echten Leben niemals besitzen könnten. Doch der Charakter des Todes in Die Sims ist mehr als nur eine düstere Gestalt. Mit ihm können nicht nur Spiele gespielt, sondern auch lockere Unterhaltungen geführt werden, was dem Spiel eine Mischung aus Übernatürlichem und Alltäglichem verleiht. Besonders an ihm ist auch, dass er die einzige Figur ist, die nicht sterben kann.  

Ungewöhnliche Enden

Die Sims führen oft ein beschleunigtes Leben. Innerhalb weniger Tage ziehen sie in ihr Traumhaus ein und gründen Familien, nur um dann aus heiterem Himmel von einer Satellitenschüssel getroffen zu werden. Das Leben kann also auf vielfältige und häufig skurrile Weise ebenso schnell wieder vorbei sein. In Die Sims 4 (EA Games, 2014) können Sims durch extreme Emotionen wie Blamage versterben oder sich buchstäblich totlachen. Neben Satellitenschüsseln sollten sich die Sims außerdem vor der Kuhpflanze in Acht nehmen, um nicht von ihr verschlungen zu werden.

Gärtnern kann tödlich sein. Vor allem mit einer hungrigen Kuhpflanze im Garten! Quelle: Tenor GIF 

Und wer erinnert sich nicht an die klassischen Tricks, wie zum Beispiel den Pool zuzumauern oder die Türen im Haus zu entfernen? Ob von den Spieler*innen beabsichtigte diabolische Pläne oder durch tragische Unfälle – der Tod bringt definitiv überraschende Wendungen ins Spiel. Missgeschicke wie ein schlecht zubereitetes Essen oder das amateurhafte Reparieren kaputter Elektrogeräte können dabei schonmal zum Verhängnis werden. 

Farbenfrohe Geistergesellschaft

Einmal gestorben, können sie jedoch als Geister weiterexistieren. Ein paar Tage nach ihrem Tod entweichen sie aus Urnen oder Grabsteinen und spuken nachts durch die Häuser. Ihre Farbe zeigt dabei an, wie sie gestorben sind oder welche Emotionen sie gerade haben. War beispielsweise Ertrinken die Todesursache, färbt sich der Geist blau und hat automatisch eine Abneigung gegen Wasser, weshalb er auch gern wasserbezogene Objekte zerstört. Je nach Todesart werden ihnen also besondere Eigenschaften zugewiesen.

Nachts wird’s bunt. Wer hat gesagt, dass Geister nur weiß sein können? Quelle: Screenshot aus Die Sims 4 (EA Games, 2014)

Geister können zwar nicht altern, Kinder bekommen oder erneut sterben, aber trotzdem mit lebenden Sims interagieren, in einen Haushalt einziehen oder sogar heiraten. Auch wenn sie gerne Sims erschrecken und Objekte in Besitz nehmen, sind sie weniger gruselige Erscheinungen, sondern eher kontaktfreudige und bunte Zeitgenossen. Selbst in diesem Zustand ist noch nicht endgültig das Jenseits erreicht, denn es besteht immer noch die Möglichkeit, einen Geist wiederzubeleben. Nach einer kurzen Trauerphase gehen die hinterbliebenen Sims allerdings auch schnell wieder zur normalen Tagesordnung über.

Das Buch des Lebens

Um einen Geister-Sim zurück ins Leben zu holen, bestehen verschiedene Mittel und Rituale zur Wiederbelebung, wovon einige durch Erweiterungen zu dem Grundspiel freigeschaltet werden können. Beispielsweise kann ein Anruf bei der „Sensenmann-Hotline“ in Die Sims 2 (EA Games, 2004) durch die Erweiterung Wilde Campus-Jahre genügen. Ab dem Spiel Die Sims 3 (EA Games, 2009) kann eine magische Speise namens „Ambrosia“ lebensspendend sein, wobei ein Sim für die Zubereitung über gute Koch- und Gartenarbeit-Fähigkeiten, sowie spezielle Zutaten verfügen muss. Zuletzt gibt es in Die Sims 4 die Option, mit dem „Buch des Lebens“ aus dem Jenseits zurückzukehren. Nur ein Sim mit besonderen Schreibfähigkeiten kann ein solches Buch verfassen. Ist irgendwann auch der letzte Sim des Haushalts gestorben, erscheint der Game-Over-Bildschirm. Das Simulationsspiel kann dennoch endlos fortgesetzt werden, indem einfach wieder neue Sims erstellt werden. Gerade diese Endlosigkeit und das Spielen über mehrere Generationen hinweg wird von den Spieler*innen in der sogenannten „Legacy-Challenge“ als Herausforderung gesehen und ist dabei Teil des Spielfortschritts.  

Fazit: Eine gewisse Leichtigkeit des Todes

Der Tod in Die Sims ist mehr als nur ein Ende. Er ist ein wichtiger und unterhaltsamer Bestandteil des Spiels, der für kreative Geschichten sorgt. Doch warum ist der Tod in Die Sims so faszinierend? Vielleicht liegt es daran, dass er es erlaubt, in einer sicheren virtuellen Umgebung mit der eigenen Sterblichkeit zu spielen, ohne die Konsequenzen des realen Lebens tragen zu müssen. Vielleicht auch an der Art und Weise, wie facettenreich das Thema Tod im Spiel verhandelt wird. Durch die vielfältigen Todesarten, die humorvolle Darstellung des Sensenmanns und die Möglichkeit, Geister in das Spiel einzubeziehen oder sie zurück ins Diesseits zu holen, bleibt es stets spannend und überraschend und verleiht dem Tod eine gewisse Leichtigkeit. Der Tod mag in der realen Welt ein ernstes Thema sein, doch in der Welt von Die Sims sorgt er für Abwechslung, Spannung und oft auch für ein Lächeln. 

Beitragsbild: © Screenshot aus Die Sims 4 (EA Games, 2014)

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