Der Tod macht auch vor Persönlichkeiten, die sich in der Welt des Sports durch herausragende Leistungen einen Namen gemacht haben, nicht Halt. Doch während ein Großteil der individuellen Todesfälle an der Menschheit weitgehend spurlos vorbeigehen, hinterlassen einige Sportlegenden sowohl medial als auch gesellschaftlich mit ihrem Vermächtnis einen nachhaltigen Fußabdruck.
Mein Opa pflegte einst zu sagen: „Es ist der unvermeidbare Lauf der Zeit. Man wird geboren, stirbt dann irgendwann und wird somit auch einfach vergessen.“ Für alle Menschen trifft diese Aussage wohl jedoch nicht zu. In der Sportwelt gibt es einige Athlet*innen, die sich mit ihren Leistungen gewissermaßen unsterblich gemacht haben, auch wenn sie physisch nicht mehr auf der Erde sind.
Ayrton Senna – der Magische
Viel zu früh gehen musste der brasilianische Rennfahrer Ayrton Senna. Der dreifache Formel-1-Weltmeister raste am 1. Mai 1994 im Alter von gerade einmal 34 Jahren bei einem Rennen im italienischen Imola mit 211 Stundenkilometern in eine Mauer. Zwei Milliarden Menschen erstarrten vor dem Fernseher. Ein Sekundenbruchteil, der inzwischen 30 Jahre zurückliegt, sich aber weit über die Sportwelt hinaus verewigt hat. So beschreibt es Autor Helmut Uhl in einem zu Ehren des Renngenies vor wenigen Monaten veröffentlichten Artikel für die Zeitung Die Welt.
Der im Jahr 2010 veröffentlichte Dokumentarfilm Senna des britischen Regisseurs Asif Kapadia gab den atemberaubenden Fahrkünsten des Brasilianers eine zusätzliche Bühne. Dies sorgte dafür, dass sich sein Name auch bei den jüngeren Sportfans, die ihn nie live bestaunen konnten, einprägte. Ayrton Senna wird auch heute noch wöchentlich in den Medien mit Beiträgen, die seine Qualitäten hinter dem Steuer huldigen, geehrt.
Der schockierende Tod des Brasilianers löste außerdem nachhaltige Veränderungen in der Formel 1 aus. Die Sicherheitsstandards wurden seit dem tragischen Ereignis in Imola in jeder Hinsicht erhöht. Die Fahrer werden inzwischen von einer mit Schaumstoff gefüllten Kopf- und Nackenstütze geschützt. Zudem sitzen die Cockpits der Piloten deutlich tiefer und die Fahrerzelle wurde vergrößert, wodurch Piloten besser geborgen werden können.
Kobe Bryant – Mamba Mentality
Ähnlich tragisch war auch der Tod des ehemaligen Basketballspielers Kobe Bryant, der gerade einmal 41 Jahre alt wurde. Der Amerikaner verstarb am 26. Januar 2020, nur wenige Jahre nach seinem Karriereende, bei einem Helikopterabsturz in der Nähe von Los Angeles. Bryant gehört zu den besten Spielern, die je eine Halle in der National Basketball Association (NBA) betreten haben. Dies tat er über unfassbare 20 Jahre. Mit den Los Angeles Lakers gewann er gleich fünfmal die beste Basketballliga der Welt und holte mit den USA zwei olympische Goldmedaillen.
Bryant imponierte dabei nicht nur durch seine sportlichen Leistungen als absoluter Leader seiner Mannschaften, sondern auch, wenn nicht sogar viel mehr, durch seine grenzenlose Arbeitseinstellung. Er reizte jede Möglichkeit aus, um die Chance auf maximalen Erfolg zu erhöhen. Das Gleiche erwartete Kobe Bryant auch von seinen Mitspielern. Ausreden gab es für Bryant nicht. Der fünffache NBA-Sieger stand beispielsweise im Rahmen der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2008 täglich um 4:30 Uhr bereits im Fitnessstudio auf der Matte. Seine Teamkollegen, die zu Beginn noch um die gleiche Uhrzeit gerade erst von nächtlichen Ausflügen aus der Stadt ins Hotel zurückgekehrt waren, machten es ihm bald nach.
Die unvergleichbare Mentalität von Kobe Bryant ist für eine Vielzahl an Menschen besonders nach dessen Tod zum Vorbild geworden und wird auch Mamba Mentality genannt. Black Mamba ist der Spitzname, den sich Bryant ursprünglich selbst gegeben hat, um einen Tiefpunkt in seiner Karriere zu überwinden. Im Zuge einer Phase mit vielen Problemen abseits des sportlichen Geschehens kam der Amerikaner auf die Idee eines Alter Egos. Dadurch ist in Anlehnung an den Codenamen eines Attentäters in dem Kultfilm Kill Bill von Quentin Tarantino der Spitzname entstanden. Bryant wollte somit nicht nur sich selbst neu erfinden, sondern auch ein Mittel schaffen, um die heftigen Gegenreaktionen abzuwehren, gegen die er ankämpfen musste. Inzwischen tummeln sich auf YouTube hunderte Interviews mit Kobe Bryant, die Userinnen und User mit Ratschlägen versorgen und als Motivation und Antrieb dienen.
Johann Cruyff – Total Football
Der im Alter von 68 Jahren an Lungenkrebs verstorbene Johan Cruyff hat hingegen seine Sportart sowohl als Spieler als auch als Trainer geprägt – und radikal verändert. Der Niederländer wurde als Spieler dreimal Weltfußballer und feierte seine größten Erfolge mit Ajax Amsterdam und dem FC Barcelona. Cruyff gelang es allerdings, seine ohnehin schon galaktische Spielerkarriere mit seinem Trainer-Dasein nochmal zu überstrahlen.
Der Visionär veränderte zunächst Anfang der 1970er-Jahre die Spielweise von Ajax Amsterdam und etablierte das neue Konzept des Voetbal Totaal (auf Deutsch: totaler Fußball). In diesem Ansatz verschwimmen die Grenzen zwischen Defensiv- und Offensivspielern, eine zu dem Zeitpunkt im Fußball völlig unvorstellbare Herangehensweise. Von zahlreichen Journalist*innen wird Cruyff inzwischen als „Pythagoras des Fußballs“ betitelt. Das Konzept brachte Cruyff unzählige Erfolge, erneut mit Ajax Amsterdam und dem FC Barcelona. Es zielt kurz heruntergebrochen darauf ab, die totale Kontrolle des Spiels zu erlangen: „Wenn wir den Ball haben, können die anderen kein Tor schießen“, erklärte der Niederländer einst.
Der Revolutionär ist bereits seit 1996 kein Trainer mehr und seit 2016 tot. Seine Philosophie bleibt allerdings. Sie ist in der Welt des Fußballs unter einer Vielzahl an Mannschaften allgegenwärtig und sorgt Woche für Woche für packende Unterhaltung unter Zuschauenden bei Fußball-Spielen auf der ganzen Welt. Die Tatsache, dass Fußball seit Jahrzehnten in den Medien die mit Abstand präsenteste Sportart der Welt ist, ist wohl auch dem revolutionären Niederländer zu verdanken.
Diego Maradona – Der Gott von Neapel
Nur 60 Jahre alt war Diego Maradona, als er am 25. November 2020 verstarb. Unsterblich war der versierte Fußballer allerdings schon vorher – zumindest in Argentinien und Neapel. Maradona vollbrachte es mehr oder weniger im Alleingang, den SSC Neapel zweimal zum italienischen Meister zu krönen. Der Verein stand damals als einer der ärmsten Clubs Italiens eigentlich vor dem finanziellen und sportlichen Ruin. Bei den Fans und in der Presse wurde er fortan vergöttert, obwohl er sich abseits des Fußballrasens immer wieder teils sehr grobe Fehltritte leistete. Wer in Neapel ist, schafft es wohl kaum durch die Stadt zu laufen, ohne Miniaturfiguren, Graffitis oder andere Bildnisse, die Maradona abbilden, zu sehen. Sogar einen Straßenaltar mit einer Locke des Argentiniers gibt es.
Auch in den Medien ehrt die Sportwelt den begnadeten Argentinier noch Jahre nach seinem Tod, indem beispielsweise Journalist*innen und Fußballfans ihre Erinnerungen an Maradona teilen. Szenen und Spielsequenzen rund um seine Erfolge mit Neapel oder der argentinischen Nationalmannschaft, die er 1986 unter anderem mit einem Handspieltor („der Hand Gottes“) zur Weltmeisterschaft schoss, werden auf diversen Plattformen wie Instagram, X oder YouTube täglich geteilt. Das Vermächtnis des „Gottes von Neapel“ ist somit weiterhin allgegenwärtig.
Muhammad Ali – der Künstler im Ring
Der Boxer Muhammad Ali war nicht nur eine sportliche, sondern auch eine politische und kulturelle Ikone. Der Amerikaner verewigte sich als dreifacher Schwergewichtsweltmeister und setzte sich für Bürgerrechte ein. Ali starb am 3. Juni 2016 im Alter von 74 Jahren an Parkinson. Die Diagnose bekam er bereits 1984, wobei sein spektakulärer Kampfstil und die Vielzahl an Schlägen, die er dabei kassieren musste, einen Teil dazu beigetragen haben könnten.
Wie er vor bereits über einem halben Jahrhundert durch den Boxring tänzelte und schon mit 22 Jahren zur Elite seiner Sportart gehörte, bleibt der Sportwelt bis heute im Gedächtnis. Ebenso seine politischen und gesellschaftlichen Überzeugungen, die das amerikanische Volk nachhaltig geprägt haben. Ali wuchs in armen Verhältnissen und in Zeiten amerikanischer Rassentrennung auf. Dies war zugleich auch sein großer Antrieb beim Boxen. Noch während seiner Karriere als Sportler konvertierte er zum Islam und wollte fortan nicht mehr seinen Geburtsnamen Cassius Clay tragen, da dies „ein Sklavenname“ sei.
Für seine politische und gesellschaftliche Einstellung setzte Ali sogar mehrere Jahre seiner Karriere in den Sand, als er den verpflichtenden Wehrdienst ablehnte. Die fünfjährige Haftstrafe konnte er gegen eine Kaution zwar noch umgehen, von seiner Boxlizenz musste sich der Amerikaner aber für einige Jahre verabschieden. In Anbetracht seiner Opposition gegenüber dem umstrittenen US-Krieg in Vietnam jedoch ein Opfer, was Ali bereit war, zu bringen.
Außergewöhnliche sportliche Leistungen führen zu medialer Unsterblichkeit
Diese aufgeführten Beispiele von bereits gestorbenen Sportlegenden zeigen, dass man sich in Zeiten der heutigen Medienpräsenz und Social-Media-Nutzung unsterblich machen kann. Mit ihren außergewöhnlichen Leistungen und Erfolgen haben sie ganze Menschenmassen verzaubert. Dies bleibt auch über Generationen hinweg im Gedächtnis der Menschen. Selbst wenn diese die Sportlegenden nie live bestaunen konnten. Durch den täglichen Konsum von Videos, Artikeln und Kommentaren auf zahlreichen medialen Plattformen, die an die verstorbenen Sportler*innen erinnern, ist deren Vermächtnis täglich in großen Teilen der Bevölkerung allgegenwärtig.
Was meint ihr: Welche Sportlegenden haben auch nach ihrem Tod einen nachhaltigen Einfluss hinterlassen und hätten somit ebenfalls eine Erwähnung in diesem Beitrag verdient?
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Beitragsbild: Unsplash