Ob Fenster falten, den Sonnenaufgang aus dem Bett sehen oder im Glashaus zuhause sein: Bei alternativen Wohnmöglichkeiten, wie beispielsweise Tiny Houses, werden Architekt*innen und Bewohner*innen besonders kreativ, damit die kleinen Räume funktionieren – auch was Fensterlösungen angeht. Deshalb riskieren sie Dinge, die man in einem herkömmlichen Haus nicht sehen würde. Der begrenzte Platz ermutigt, Grenzen zu überwinden.
Träumt ihr manchmal davon, wie ihr mal wohnen werdet oder habt ihr euer „Traumhaus“ bereits gefunden? Stadt oder Land, Wohnung oder Haus, Altbau oder Neubau, klein oder groß, Penthouse mit Dachterrasse oder doch eher Erdgeschoss mit Garten – was ist euch wichtig, während die Städte immer enger und die Immobilien- und Energiekosten immer höher werden? Ein Ausblick ins Grüne, sich eventuell energietechnisch selbst versorgen zu können? Konkrete Gedanken dazu, welche Rolle dabei die Fenster spielen, habt ihr euch vermutlich noch nie gemacht. Anders bei Menschen, die ein Tiny House planen (lassen) oder sogar selbst bauen.
Der Traum vom herkömmlichen Einfamilienhaus ist out
Tiny Houses sind eine interessante Möglichkeit, wenn man an die Zukunft des Wohnungsmarktes denkt. Die Bewegung nimmt seit einigen Jahren Fahrt auf und einige begleiten den Bau mit der Kamera. Andere lassen ihr bereits eingerichtetes Tiny House von bekannten YouTuber*innen wie etwa Bryce Langston filmen und erzählen von ihrem Lebensgefühl darin. Die Hauptmotivation liegt meist in einer nachhaltigen Lebensweise, der Nähe zur Natur und Unabhängigkeit. Durch solche Videos wird auch Erfahrungswissen, unter anderem in Bezug auf technische Details, an die Zuschauenden weitergegeben. Auffallend sind auch die kreativen Fensterlösungen. Aufgrund der kompakten, manchmal sogar transportablen Bauweise der kleinen Häuser haben sich bestimmte Formen etabliert, es wird allerdings auch immer wieder mit neuen Ideen experimentiert. Das Motto vieler dieser Fenster: Drinnen draußen sein. Und eines ist dabei sicher: Tiny House bedeutet keineswegs tiny windows!
Lasst euch von den folgenden Fensterarten bei Tiny – und nicht ganz so tiny – Houses zum Träumen anregen, inspirieren und vielleicht sogar ein paar Ideen für die Zukunft mitgeben.
Faltbare Fenster
Eine Fensterform, die man häufig in Tiny Houses sieht, sind dreifaltige Fenster und Terrassentüren. Diese öffnen sich nach außen. Das hat den Vorteil, dass sie im Innenraum keinen Platz wegnehmen. Außerdem haben sie den Zweck, den Raum so weit wie möglich zu öffnen, um einem Engegefühl entgegenzuwirken und einen nahtlosen Übergang zwischen Innen- und Außenbereich zu schaffen. Die Nutzer*innen dieser Fensterform möchten damit meist ihren Ausblick ins Grüne genießen und der Natur nah sein.
Dach- und Panoramafenster
Auch Dach- sowie Panoramafenster sind beliebt bei den Tiny-House-Bewohner*innen. Die Hauptfunktionen dieser Fensterformen sind Helligkeit und Offenheit – was gerade bei kleinen Häusern sehr wichtig ist. Ähnlich wie die faltbaren Fenster fördern auch sie das Raumgefühl und die Luftzirkulation. Die zusätzliche Höhe verstärkt einen luftigen Eindruck von Geräumigkeit. Auch bei dieser Fenstersorte ist eine Hauptmotivation der Nutzer*innen, die Natur zu sehen. Der Ausblick in den Nachthimmel oder auf den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ermöglicht ein Leben mit den „Elementen“ auf kleinem Raum und gleichzeitig ein luxuriöses Lebensgefühl – Qualität statt Quantität.
Ein Haus aus Fenstern
Jetzt bewegen wir uns zwar etwas weg von den Tiny Houses, aber folgende Häuser sind ganz schön verblüffend: Es kommt vor, dass Menschen in einem Glashaus wohnen; besser gesagt in einem Haus, das in einem Glashaus steht. Der Sinn? Energie sparen! Durch diese Konstruktion entsteht ein eigenes Mikroklima, das es möglich macht, im Winter ohne herkömmliche Heizung um die 22 Grad Celsius im Haus zu halten. Neugierig, wie es dann im Sommer nicht zu heiß wird? Auch dafür haben sich die Bewohner*innen natürlich verschiedene Lösungen einfallen lassen, wie ihr zum Beispiel hier sehen könnt. Auch bei diesen unkonventionellen Konstruktionen geht es den Menschen darum, in Einklang mit der Natur zu leben und Nachhaltigkeit zu praktizieren. Das äußere Glashaus fungiert übrigens auch als Schutz für das innere Haus und natürlich – mit unzähligen Pflanzen bestückt – als riesiger Wintergarten und grüne Oase.
Eine transparente Wand aus Kunststoff
Die Bauer*innen und Bewohner*innen dieser Tiny Houses haben die Funktion ihrer Fenster gründlich durchdacht – das Ergebnis ist genial. Polycarbonat ist ein leichter, milchig transparenter Kunststoff mit vielen Luftschichten dazwischen. Dadurch dämmt das Material sehr gut und spendet nebenbei natürliches Sonnenlicht von draußen. Durch die Transparenz des Materials wirkt die Wand wie eine Röntgenaufnahme, auf der man den Rahmen und die Struktur des Hauses erkennen kann. Da es sich hierbei um die Südseite des Hauses handelt, wird ein Wärmestau verhindert, und statt direkter Sonneneinstrahlung bricht die Wand oder besser gesagt das Fenster das Licht in ein diffuses.
Eine weitere experimentelle Fensterart fällt auf in diesen Häusern: Damit in der jeweiligen Jahreszeit die richtige Menge Sonnenlicht ins Haus fällt, kamen die Bewohner*innen auf die Idee, den Sonnenschutz direkt in das Fensterglas zu integrieren. Zwischen doppelt verglasten Fensterscheiben mit einem viel größeren Hohlraum als gewöhnlich, stapeln sich in Abschnitte geschnittene Abwasserrohre, sodass der Sonnenschutz in den Fensterrahmen selbst integriert ist und der Raum im Winter trotzdem mit Licht und Wärme gefüllt wird. Die Art und Weise, wie das Fenster im Sommer einen Wärmestau verhindert und im Winter das Haus mit Licht durchflutet, ist nicht nur ein funktionales, sondern auch ein einzigartiges optisches Merkmal.
Bilder:
Titelbild: ©Andrea Davis Unsplash,
Bild 1: Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?v=9_43jFjkv4w&ab_channel=LivingBigInATinyHouse,
Bild 2: Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?v=xgJm8DoLOnM&ab_channel=LivingBigInATinyHouse,
Bild 3: Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?
v=ZZhixYZsIoc&ab_channel=SWRRoomTour,
Bild 4&5: Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?v=JrQ_6Wo92AE&ab_channel=LivingBigInATinyHouse
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