Wenn du jemals mit einem klaren Blick aus den Fenstern der Uni oder deines Büros geschaut hast, dann verdankst du das gründlichen Reinigungskräften. Fensterputzer sorgen dafür, dass die Glasflächen unserer Häuser, Büros und Geschäfte strahlend sauber sind. Aber wer steckt hinter den glänzenden Scheiben?

Giasar, Ömer, Tarik und Ibrahim (von links nach rechts) putzen seit vielen Jahren Fenster und haben ebenso viele Geschichten aus ihrem Berufsalltag parat.

Um herauszufinden, wer hinter den glänzenden Scheiben steckt, habe ich die Fensterputzer Giasar, Ömer, Tarik und Ibrahim getroffen. Sie arbeiten bei einem Tübinger Reinigungsunternehmen und haben mir von ihrem Beruf und den täglichen Herausforderungen ihres Alltags erzählt. Das Reinigungsunternehmen Temberger ist seit mehreren Jahren in der Gebäudereinigungsbranche aktiv. Inhaber des Unternehmens mit Sitz in Tübingen-Derendingen ist Ismail Aygül. Er bietet professionelle Reinigungsdienstleistungen für eine Vielzahl von Gebäuden in und um Tübingen an. Diese Leistungen sind zum Beispiel Gartenpflege, Grundreinigung, Hotelzimmerreinigung, Unterhaltsreinigung und für diesen Beitrag besonders relevant: die Glasreinigung.

Herausforderungen des Berufs

Das Leben als Fensterputzer kann physisch anspruchsvoll sein, da sind sich Giasar, Ömar, Tarik und Ibrahim einig. Die Arbeiter müssen oft auf Leitern klettern, um Fenster in höheren Etagen zu erreichen, und schwere Ausrüstung tragen, um eine effektive Reinigung durchzuführen. Die Arbeit kann bei extremen Wetterbedingungen wie Hitze, Kälte oder Regen erfolgen, was die Aufgabe noch schwieriger machen kann. Tarik und Ibrahim zeigen mir ihre Narben: Beide sind beim Fensterputzen gestürzt. Tarik ist vom Fensterbrett heruntergefallen, welches zwar recht weit unten am Boden war, aber dennoch zu sichtbaren Narben bei ihm führte. „Das Brett war einfach zu schmal, ich konnte nicht darauf stehen“, berichtet er. 

Ibrahim ist sogar aus drei Metern Höhe gefallen, während er bei einem Kunden Fenster geputzt hat: Dabei hat er sich Verletzungen an den Beinen geholt. Im Laufe des Gesprächs wird mir klar, was ihren Beruf so gefährlich und anspruchsvoll macht. Je nach Gebäude sind die Fenster unterschiedlich einfach zu erreichen, bei manchen benötigen sie große Leitern, andere erreichen sie mit einer Hebebühne. Bei Gebäuden, bei denen die Fensterputzer mit dem Seil gesichert werden müssen, ist jedes Mal eine gesonderte Einführung zu Beginn des Jobs erforderlich.

„Dinge, die zu gefährlich sind, werden nicht gereinigt“

Oft wird nicht daran gedacht, welche Gefahren sich für die Fensterputzer ergeben können: „Der Architekt achtet nicht darauf, wie die Fenster geputzt werden können. Das ist ja eigentlich auch nicht seine Aufgabe“, sagt der Inhaber Ismail. Positiv hervorheben möchte er an diesem Punkt das Sparkassen Carré. Hier habe der Architekt tatsächlich darauf geachtet, dass die Fenster sicher gereinigt werden können: „Da kannst du einmal drumherum auf das Gelände steigen und dich mit dem Seil befestigen.“ Auch die Erwartungshaltung unterscheidet sich von Kunde zu Kunde: „Es gibt Kunden, die legen sehr viel Wert auf Sicherheitsvorkehrungen und -bestimmungen, und Dinge, die zu gefährlich sind, werden nicht gereinigt. Die Universität in Ulm, zum Beispiel, ist hierfür ein gutes Beispiel.“ Hier werden die Bereiche nicht gereinigt, die das beauftragte Putzteam nur schwer erreichen kann. 

Offensichtlich sind neben dem Fensterputzen noch ganz andere Fertigkeiten gefragt – die Fensterputzer müssen sich abseilen können, auf schmalen Brettern die Balance behalten und sich immer wieder auf neue Gebäudetypen und Bauweisen einlassen. „Man weiß nie, was der nächste Arbeitstag bringt“, sagt Tarik abschließend. 

Ein Tag im Leben eines Fensterputzers …

Wie sieht eigentlich ein typischer Arbeitsalltag im Leben eines Fensterputzers aus? In der Regel beginnt dieser für die Temberger-Truppe früh am Morgen im Firmenhauptsitz in Derendingen. Hier treffen sich die Mitarbeiter*innen, um ihre Aufgaben für den Tag zu besprechen und die benötigte Ausrüstung, wie etwa besondere Kleidung, zu überprüfen. Jeder Fensterputzer wird einem bestimmten Team und einem bestimmten Gebiet zugewiesen. Sie fahren dann gemeinsam zu den verschiedenen Standorten und beginnen mit der Reinigung der Fenster.

Pünktlich um 17 Uhr treffen sie sich dann anschließend wieder im Büro, um ihren Einsatz zu reflektieren – an manchen Tagen auch, um Leuten wie mir von ihrer Arbeit zu berichten (wobei das nicht allzu oft vorkommt, wie mir direkt zu Beginn des Gespräches mitgeteilt wird). Auf meine Frage, ob die vier Männer auch schon einmal Eigenartiges beobachtet haben während eines Jobs, bekomme ich erstmal keine richtige Antwort. Die Männer grinsen nur vor sich hin. „Die Menschen interessieren sich gar nicht dafür, dass ein Fensterputzer bei ihnen in die Wohnung schauen kann“, bekomme ich gesagt.

… bringt auch unverhoffte Einblicke in das Leben anderer

Die Männer erzählen davon, dass sie während der Arbeit oft tiefe Einblicke in das Leben der anderen bekommen, von dem sie dann meist nur durch ein Fenster getrennt sind. So kommt es dann auch vor, dass sie Menschen beim Geschlechtsverkehr beobachten können (oder manchmal auch müssen – sie möchten ihren Job ja trotz aller Widrigkeiten fertigstellen). Tatsächlich kam das wohl schon mehrmals vor. Den skurrilsten Ort, an dem sie das beobachtet haben, darf ich nicht nennen. Ich darf nur sagen, dass es sich nicht um eine Privatwohnung gehandelt habe. Auch beim Duschen scheinen die Menschen wenig Hemmungen zu haben, wenn ein Fensterputzer draußen zugange ist. Mein persönliches Fazit, ist, dass durch das Fenster in private (oder behördliche) Gebäude viele intime Einblicke möglich sind. Menschen scheinen blind für die Durchsichtigkeit ihrer Fenster. Spoiler Alert: Man kann durch euer Fenster durchsehen! 

Mein persönliches Fazit

Fensterputzer spielen eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft, auch wenn ihre Arbeit oft im Hintergrund stattfindet. Saubere Fenster tragen dazu bei, eine positive und professionelle Atmosphäre in Büros und Geschäften zu schaffen. Sie tragen außerdem zur Ästhetik von Wohnhäusern bei und verbessern das Wohlbefinden der Bewohner*innen, indem sie mehr natürliches Licht hereinlassen. Im Gespräch mit den Temberger-Fensterputzern ist mir klargeworden: Der Beruf des Fensterputzers ist ein wichtiger. Tagtäglich tragen die Fensterputzer dazu bei, eine klare Sicht auf die Welt zu ermöglichen. Beim nächsten Blick durch ein makelloses Fenster sollten wir uns also an die Arbeit dieser Fensterputzer erinnern.

Alle, die diesen Beitrag bis hier gelesen habe, haben sich außerdem wertvolle Expertentipps zum Fensterputzen verdient: Fenster sollen immer mit Spülmittel, Kalkreiniger und einem Mikrofaser- oder Ledertuch gereinigt werden. Und: Jedes Jahr die Fenster putzen, dann wird es auch jedes Mal richtig sauber! 

Sei ehrlich – wann hast du das letzte Mal deine Fenster geputzt? Schreib es mir in die Kommentare! 

Titelbild: © Unsplash

 

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