Kleine grüne Männchen mit unproportional großem Kopf und schwarzen mandelförmigen Augen – so stellen wir uns das typische Alien vor. Eigentlich merkwürdig, da es keine Beweise für die Existenz von Außerirdischen gibt. Woher kommt diese Vorstellung? Wir gehen der Geschichte der Aliens auf den Grund. Diese reicht von einem UFO-Absturz in Roswell bis hin zum Jedi-Meister Yoda.

Seit es Verschwörungstheorien gibt, gibt es auch welche zum Thema außerirdischer Existenzen. Natürlich fragt man sich dabei, wie solche Theorien überhaupt entstehen. Das Aussehen der grünen Wesen aus dem All hat tatsächlich eine lange und bewegte Geschichte. Maßgeblich war dabei ein UFO-Absturz in der Wüste von New Mexico. Daraus entwickelten sich nach und nach die verrücktesten Theorien. Zahlreiche Filme und Serien griffen die Erzählungen auf. Auch ein Alien-Emoji ist daraus entstanden. Doch nun erstmal alles auf Anfang…

Wie alles begann

Titelseite des „Roswell Daily Record“ mit der kuriosen Nachricht © Wikimedia

Juni 1947 – wir befinden uns mitten in der Wüste des US-Bundesstaats New Mexico. Eines Morgens findet William Brazel verstreute Trümmer auf seiner Ranch. Könnten die Trümmer auf seinem Grundstück mit den Gerüchten von unbekannten Flugobjekten zusammenhängen? Der Fund wird an das Roswell Army Airfield (RAAF) übermittelt, einen lokalen Stützpunkt der US-Luftwaffe. Nachdem zwei Armee-Angehörige die Trümmer untersuchten, stand am nächsten Morgen im Lokalblatt „Roswell Daily Record“ die Schlagzeile: „RAAF erbeutet fliegende Untertasse auf einer Ranch in der Gegend von Roswell“. Auch ein Ehepaar habe ein glühendes Objekt am Himmel gesehen, was auf den Boden stürzte. Nachdem viele US-Medien berichteten, die US-Armee habe bei Roswell eine fliegende Untertasse gefunden, klärte ein Wetterexperte der Armee am nächsten Tag alles auf: Die Trümmer seien bloß Teile eines abgestürzten Wetterballons!

Doch die erste Meldung konnte nicht rückgängig gemacht werden. Immer mehr Theorien über Aliens bauten auf dem „Roswell-Vorfall“ auf, was nicht zuletzt mit zahlreichen Augenzeug*innen zusammenhängt, die von ihren UFO-Sichtungen erzählen. Fortan griffen auch zahlreiche Bücher und Filme den „Vorfall“ auf.

Das Santilli-Video zeigt die Autopsie eines Aliens in Roswell © Screenshot aus „Alien Autopsy“

Fünfzig Jahre später taucht sogar ein Video vom Filmproduzenten Ray Santilli auf, das die Autopsie eines Aliens aus dem Roswell-UFO zeigt. Jetzt wird es interessant: Das Alien ist zierlich, hat schwarze mandelförmige Augen und einen etwas zu großen Kopf. Jedoch entstanden erhebliche Zweifel an der Echtheit des Videos. Santilli gab daraufhin zu, das Video mit einer Latexpuppe nachgestellt zu haben. Die Autopsie eines Aliens hat es also nie gegeben. Um seine Glaubwürdigkeit zu bestärken, behauptet Santilli aber noch immer, das ‚Originalvideo‘ zu seiner Nachstellung von einem ehemaligen Militärfilmer erworben zu haben. Angeblich soll dieser die Aufnahmen 1947 für das amerikanische Militär in Roswell angefertigt haben – abgesehen von Santilli hat allerdings niemand das Video zu Gesicht bekommen. Die Frage bleibt offen, ob sich unsere heutige Vorstellung der Alienform daraus entwickelt hat oder nur vorherige Theorien aufgegriffen wurden. Doch Roswell ist und bleibt ein Ort, der für Alien-Fans eine Art Heiligstätte ist. Auch bekannt als: Area 51.

Warum Grün?

Das „Marsgesicht“ als erste Vermutung außerirdischen Lebens © Wikimedia

Soviel zur Körperform der Aliens. Doch warum sind sie grün? Um die Hintergründe der Hautfarbe der kleinen grünen Männchen zu erkunden, gehen wir noch etwas weiter zurück und beleuchten das sogenannte „Marsfieber“. Bereits 1890 kam die Vorstellung auf, dass auf dem Mars hochzivilisierte Lebewesen – „Marsianer“ oder „Mars-Menschen“ genannt – existieren könnten. Auch von Astronom*innen und bekannten Wissenschaftler*innen wurde diese Annahme geteilt. Grund dafür war eine Fehlinterpretation der Marskanäle, die damals entdeckt wurden. Die Marskanäle sind heute bekannt als feine Linienstrukturen, die auf der Oberfläche des Mars zu erkennen sind. Biolog*innen nahmen an, dass es sich dabei um Gesichtsabdrücke von Außerirdischen handele, wie es Walter Heine in seinem Buch „Das Marsgesicht“ beschreibt. Nicht zuletzt hing dies mit der schlechten Kameraqualität zusammen. Durch die jahreszeitbedingte Umfärbung mehrerer Marslandschaften von rötlichen Tönen in ein zartes Grün kam letztlich der grüne Marsmensch zustande.

Buchautor*innen und Filmeschaffende trugen dieses traditionelle Bild vom ersten Alien weiter. Maßgeblich dazu beigetragen hat H. G. Wells 1898 mit seinem Buch „Krieg der Welten“, in welchem Marsianer unsere Welt angreifen. Im knapp 100 Jahre später erschienenen Film ist von den kleinen grünen Männchen jedoch keine Spur, schade!

Aliens in der Science-Fiction

Außerirdische Gestalten erfreuen sich auch in zahlreichen Filmen und Serien großer Beliebtheit. Sofort denken wir an den kleinen süßen E.T., der sich auf der Erde verirrt hat. Etwas weniger niedlich sind diejenigen, die im Horrorfilm ihren Platz finden. Wie etwa die angsteinflößende Kreatur aus „Alien“ oder das merkwürdige Wesen aus „Predator“, das gegen Schwarzenegger kämpft. Doch neben all diesen Arten von Aliens findet auch das grüne Stereotyp seinen Platz. Die kleinen, schmalen, grünen Männchen mit großem Kopf sind zu einem Icon der mystischen Science-Fiction geworden. Und sicher haben Filme und andere populärkulturelle Medien einen maßgeblichen Einfluss auf die Verankerung dieser bildlichen Vorstellung gehabt.

Yoda trägt mit seinem Aussehen zur Alien-Ikonographie bei © Pixabay

Das ikonische Bild dieser Aliens festigte sich in den 1960er-Jahren. Es entsprang nicht zuletzt Überlegungen, wie Mensch-Maschine-Mischwesen in Zukunft aussehen könnten. Durch den technischen Fortschritt wird die Muskulatur immer unwichtiger, das Denkvermögen dagegen immer bedeutender. Auch daher entstand vermutlich der große Kopf der Außerirdischen. Ein gutes Beispiel dafür liefert der Jedi-Meister Yoda aus „Star Wars“. Auch er bedient die Klischees: Er ist äußerst weise, klein gewachsen und hat eine grüne Haut. Yoda entspricht zwar nicht dem klassischen Stereotyp eines Aliens, hat aber trotzdem einen großen Teil zur Ikonographie beigetragen.

Autor*innen von Science-Fiction-Mysterien lassen häufig rätselhafte Ereignisse aus der Wirklichkeit in ihre Geschichten einfließen. Und beim Alien handelt es sich um ein modernes Mythenwesen. Dabei war Roswell ein wichtiger, aber sicherlich nicht der erste und einzige Beitrag.

Die Realität?

Doch wie realistisch sind diese Vorstellungen von den zierlichen grünen Aliens? Theorien von heute besagen: kaum! Laut einer Oxford-Studie wären sie uns Menschen gar nicht mal so unähnlich. Sam Levin der Universität Oxford behauptet:

„Vorausgesetzt, dass Aliens großen Veränderungen ausgesetzt sind – was dem entsprechen würde, wie sich Komplexität in den Arten auf der Erde ausgebildet hat – können wir sagen, dass eine gewisse Berechenbarkeit der Evolution dazu führen würde, dass sie aussehen wie wir.“

Die Forschenden der Oxford-Universität stellen die Grundthese auf, dass Außerirdische der natürlichen Selektion nach Darwin ausgesetzt seien. Daher besteht die Möglichkeit, dass auch Aliens eine ähnliche Körperform wie Menschen aufweisen. Auch das Wissensmagazin scinexx geht davon aus, dass Aliens auf erdgleichen Planeten ähnlich aussehen würden wie wir. Als Vergleich werden der Delfin und der Hai genannt. Beide sind andersartige Tiere, aber aufgrund ihres gleichen Lebensraumes weisen sie einen ähnlichen Körperbau auf. Doch so gut die Forscher*innen ihre Modelle auch finden – selbst sie gestehen sich ein, dass es natürlich keine eindeutigen Antworten gibt. Noch immer ist die Wissenschaft am Rätseln, ob Außerirdische auf zwei Beinen laufen, große schwarze Augen haben oder grün sind. Es bleibt also offen, wie viel Wahrheit letztlich hinter dem Ganzen steckt. Solange dürfen wir uns aber an den grünen Männchen in der Fiktion erfreuen.

Könnten Aliens doch mehr Ähnlicheiten mit dem Menschen haben als gedacht? © Pixabay

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6 Kommentare
  1. Theresa Heil
    Theresa Heil sagte:

    Richtig spannend, dass du die historische Entwicklung von dem grünen Alien Mythos nachvollzogen hast. Vor allem, weil es so oft in Filmen aufgegriffen wird! Am interessantesten finde ich die Theorie, dass Aliens uns aufgrund des ähnlichen Lebensraums vermutlich ähnlich sehen. 🙂

  2. Johanna Jordan
    Johanna Jordan sagte:

    Ein wirklich informativer Beitrag! „Area 51“ ist wohl den meisten bekannt. Wieso wir denken, dass Aliens grün sind, war mir allerdings nicht bewusst. Ehrlich gesagt, habe ich das bis heute auch nicht hinterfragt. Jetzt weiß ich es besser 🙂

  3. Sandra Amberg
    Sandra Amberg sagte:

    Wieder ein toller Beitrag! Es beruhigt mich schon etwas, dass man bei einer Alien-Invasion eher mit kleinen grünen Männchen rechnen kann, als mit diesen insektenartigen Wesen, mit denen sich Ripley aus der Filmreihe „Alien“ herumgeschlagen hat ?

    • Stella Enge
      Stella Enge sagte:

      Vielen Dank 🙂 Das stimmt, die sind mir definitiv auch lieber als dieses unheimliche Etwas aus „Alien“! Da mag man sich weniger gern vorstellen, wenn man auf Aliens dieser Art trifft..

  4. Benedikt Matt
    Benedikt Matt sagte:

    Schon verrückt, dass ein einziger Hochstapler die Ikonographie eines Mythos so nachhaltig beeinflussen kann – super spannend, wie unser Bild von Aliens zustande kam!

  5. Stephanie Kufner
    Stephanie Kufner sagte:

    Zu lesen woraus so ein Mythos geboren wurde, der heute zahlreiche Theorien, Filme und ganze Fangemeinden nach sich zieht, ist wirklich spannend. Die Vorstellung anderer Lebewesen im All, die uns zudem vielleicht ähnlich sind, macht mir Gänsehaut.

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