„Geld wächst nicht auf Bäumen!“ Diesen Ausspruch dürfte wohl jeder von uns schon einmal gehört haben – sei es bei dem Versuch, bei unserer Bank einen Kreditvertrag zu bekommen oder beim zehnten Anlauf in Folge, ein paar Euro von einem genervten Freund auszuleihen. Doch woher kommt unser Papiergeld eigentlich? Wie werden unsere Euro-Geldscheine hergestellt und welche Materialien kommen bei der Herstellung zum Einsatz? Diese Fragen sind vor allem im Hinblick auf die neuen, fälschungssichereren 100- und 200-Euro-Scheine interessant, welche erst vor kurzem, am 28. Mai 2019, veröffentlicht wurden.
Interessanterweise ist es in der Praxis alles andere als einfach, für die Frage nach der genauen Herstellungsweise von Euro-Geldscheinen eine tiefergehende Antwort zu finden. Zwar bietet die Europäische Zentralbank zusammen mit anderen Geldinstituten auf ihrer Homepage eine grobe Beschreibung der einzelnen Herstellungsschritte der Euroscheine an – eine genaue Erklärung der einzelnen Arbeitsschritte sucht man als Interessent des Themas dagegen vergeblich. So erwähnen mehrere Artikel explizit die unterschiedlichen, aufwendigen Druckverfahren, welche bei der Herstellung der Geldscheine zum Einsatz kommen. Eine Erklärung darüber, wie die besagten Druckverfahren genau ablaufen und funktionieren, enthalten die entsprechenden Artikel jedoch allesamt nicht. Und selbst in den eigens von der Europäischen Zentralbank aufgenommenen Videos wie dem folgenden, in denen die einzelnen Arbeitsschritte direkt gezeigt werden, finden sich nur wenige Informationen dazu, wie sie im Detail funktionieren.
Bei alledem stellt sich die Frage, warum genauere Informationen über die Herstellung von Geldscheinen so schwierig zu finden sind. Eine mögliche Erklärung wäre beispielsweise, dass die Herstellungsschritte von Geldscheinen so kompliziert sind, dass es unmöglich wäre, dem Durchschnittsbürger eine halbwegs verständliche Beschreibung zu bieten. Weitaus wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Herstellungsschritte von Geldscheinen nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen und deshalb absichtlich vage gehalten werden, um mögliche Fälschungen zu vermeiden. Diese Möglichkeit erscheint vor allem deshalb plausibel, da sämtliche Druckereien, die Euroscheine drucken, auf’s Schwerste bewacht werden. So sind die meisten Euro-Druckereien von äußerst stabilen Stahltoren umgeben und werden bis auf den letzten Winkel von Kameras überwacht. Zudem sind sie der Öffentlichkeit nicht zugänglich und selbst Fernsehteams dürfen die Druckereien in der Regel nicht betreten. Das Fernsehteam der „Sendung mit der Maus“ war beispielsweise laut eigener Angabe das erste Fernsehteam, dem es je gestattet wurde, dort zu drehen.
Während es zu den genauen Details der Euroherstellung leider kaum brauchbare Quellen gibt, sind der grobe Herstellungsprozess der Euro-Scheine und die größeren Arbeitsschritte, die dabei zum Einsatz kommen, jedoch gut dokumentiert.
Material der Euroscheine
Festzuhalten wäre hierbei zunächst, dass ein Großteil unserer ‚deutschen‘ Euro-Scheine in der Leipziger Druckerei „Giesecke & Devrient“ gedruckt wird. Für die Herstellung der Geldscheine wird dabei kein normales Papier, sondern Papier aus reiner Baumwolle verwendet. Dank diesem speziellen Material sind Geldscheine widerstandsfähiger und griffiger als normales Papier und gleichzeitig hitzeresistenter als Geldscheine aus Kunststoff. Um einen besseren Schutz vor Fälschungen zu ermöglichen, werden bei der Herstellung zudem ein silberner Sicherheitsfaden und unter UV-Licht leuchtende Fasern, sowie ein Wasserzeichen in das Baumwollpapier eingearbeitet.
Bedrucken der Euroscheine
Nicht weniger aufwändig als die Herstellung ist auch das Bedrucken der Euro-Scheine. Hierbei wird zunächst mit einem Heißprägeverfahren ein Hologrammstreifen auf die Vorderseite des noch unbedruckten Baumwollpapiers eingearbeitet. Gleichzeitig wird zudem ein kleines Porträt-Hologramm in die Rückseite des Scheins integriert. Im Anschluss an diesen Arbeitsschritt werden die Hologramme und das Wasserzeichen der noch unbedruckten Scheine noch einmal eingehend überprüft, um mögliche Produktionsfehler, wie ein unleserliches Wasserzeichen oder falsch platzierte Hologrammstreifen und Porträts, zu vermeiden. Die Anfangs noch riesigen Papierrollen werden im Folgenden in mehrere kleinere Papierrollen zerschnitten, welche nach dem Zurechtschneiden abermals überprüft werden, um Probleme wie Schnittfehler frühzeitig zu erkennen.
Die nun kleineren Rollen werden nun in eine spezielle Druckerpresse gegeben, in welcher die Scheine farbig bedruckt werden. Die Farben sind dabei bewusst bunt gehalten, damit die Euro-Scheine auch von Personen mit einer Sehbehinderung problemlos lesbar sind. Nachdem die Scheine in einer weiteren Qualitätskontrolle auf einen korrekten Farbton und einen einwandfreien Druck untersucht worden sind, wird im weiteren Schritt des Druckprozesses die grün schimmernde Smaragdzahl auf die Scheine gespritzt. In einer abschließenden Qualitätskontrolle werden die fertig bedruckten Scheine noch ein letztes Mal mit einer Lupe überprüft.
Finale Arbeitsschritte und Herstellungskosten von Euroscheinen
Im nächsten und letzten Arbeitsschritt werden die Banknoten-Rollen maschinell mehrmals zerschnitten. Die fertigen Banknotenbündel werden daraufhin in mehrere Stapel geschichtet, die anschließend in Pappkartons verpackt an die verschiedenen Geldinstitute geschickt werden.
Die Herstellungskosten eines Euro-Scheins hängen stark vom Wert der jeweiligen Scheine ab, da Scheine mit einem höheren Geldwert wesentlich höhere Herstellungskosten haben als Scheine, die einen geringeren Wert haben. So liegen die Herstellungskosten eines Euro-Scheins im Durchschnitt bei etwa 8 Cent – die Herstellung des inzwischen eingestellten 500-Euro-Scheins kostete dagegen ganze 16 Cent pro Schein.
Quellen:
https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/neue-100-euro-und-200-euro-banknoten-ab-dem-28-mai-im-umlauf–759776
https://www.ecb.europa.eu/euro/intro/production/html/index.de.html
https://www.ecb.europa.eu/euro/banknotes/europa/html/index.de.html
https://www.ecb.europa.eu/euro/banknotes/html/index.de.html
https://bankenverband.de/blog/leipzig-hier-wird-unser-geld-gedruckt/
https://bankenverband.de/blog/woraus-besteht-eigentlich-ein-geldschein/
https://www.wdrmaus.de/filme/sachgeschichten/geldschein.php5
https://www.sat1.de/ratgeber/finanzen-recht/finanzen/so-werden-geldscheine-gedruckt-clip
Ein lesenswerter und informativer Artikel über den Entstehungsprozess des Geldes. Da wir das Papiergeld tagtäglich für unsere Bezahltransaktionen nutzen, finde ich es persönlich sehr wichtig zu wissen, wie Geld entsteht und aus was für Materialien es grundsätzlich besteht. Für relevant halte ich es auch, sich mehr mit dem Papier als Tauschware zu befassen und zu reflektieren, welche gesellschaftliche und soziale Bedeutung Papiergeld in der Zeit der bargeldlosen Zahlung und der Abschaffung des Bargeldes noch für uns hat.