Mit zerfetzten Kleidern und leeren Blicken schleppen sie ihre Gliedmaßen über den Gehsteig. Ihr Anblick lässt dir das Blut in den Adern gefrieren. Horrorvorstellung oder einfach nur lächerlich? Willkommen in der Filmwelt der Zombies – der lebenden Toten, die seit Jahrzehnten in der Popkultur ihr Unwesen treiben.

In vielen Zombiefilmen wie Resident Evil: Apocalypse von Alexander Witt oder Live Or Let Die von Manuel Urbaneck wird die Apokalypse als Überlebenskampf gegen Horden dieser Untoten dargestellt. Doch was fasziniert uns an den wandelnden Leichen? In der Popkultur spiegeln Zombies die Angst vor dem Tod wider. Zudem verkörpern sie in Literatur und Film die Furcht vor dem, was danach kommt. Sie dienen als Metaphern für existenzielle Ängste und gesellschaftskritische Themen – für eine verdrängte Vergangenheit und eine ungewisse Zukunft.

Die Geburtsstätte der Zombies 

Die Ursprünge des Zombie-Mythos liegen weit zurück in der haitianischen Voodoo-Tradition. Mit der Verschleppung  von Menschen aus Westafrika nach Haiti im 17. Jahrhundert gelangte der Begriff „nzùmbe“ in die Karibik. Er bezeichnet in der Bantusprache Kimbundu einen Totengeist und wurde in Haiti in die Voodoo-Mythologie integriert. In Haiti glaubte man, dass mächtige Voodoo-Priester*innen , die „Bocors“, in der Lage seien, Menschen in einen Scheintod zu versetzen. Durch die Verabreichung bestimmter Gifte wie Tetrodotoxin, das aus Kugelfischen gewonnen wird, konnten sie bei ihren Opfern einen todesähnlichen Zustand herbeiführen. Nach dem Begräbnis wurde den vermeintlich Toten ein Gegengift verabreicht, das sie wiederbelebte. Allerdings waren diese „Zombies cadavres“ nun lethargische, seelenlose Wesen ohne eigenen Willen, die als Diener ihrer Meister umherirrten.

Die Evolution der Zombies in den Medien 

Die haitianische Voodoo-Tradition des Zombie-Mythos prägte vor allem die ersten wandelnden Toten. White Zombie von Victor Halperin aus dem Jahr 1932 gilt als erster Zombiefilm der Filmgeschichte. Die Handlung dreht sich um das Paar Madeleine und Neil, die auf Haiti heiraten wollen. Der Plantagenbesitzer Beaumont ist in Madeleine verliebt und beauftragt den Voodoo-Meister Legendre, Madeleine mittels Voodoo-Zauber in eine willenlose Zombiebraut zu verwandeln. Der Zuckermühlenbesitzer Legendre ist ein Experte auf diesem Gebiet, da eine ganze Schar dieser untoten Sklaven für ihn arbeiten. Legendre führt den Auftrag aus, doch Neils Liebe zu Madeleine besiegt am Ende Legendres dunkle Machenschaften. Die Zombies selbst werden als emotionslose, starre Kreaturen dargestellt, die nur den Befehlen ihres Meisters folgen. Mit weit aufgerissenen, leeren Augen dienen sie als untote Arbeitssklaven auf Legendres Plantage. Ihre bedrohliche Erscheinung und Willenlosigkeit sorgten für eine neuartige Gruselatmosphäre im Horrorgenre. Wer neugierig geworden ist, kann den Trailer auf YouTube sehen.

Den entscheidenden Wendepunkt im Zombiegenre stellt George A. Romeros Night of the Living Dead (1968) dar. Romeros Zombies sind keine willenlosen Diener mehr, sondern eigenständig handelnde Antagonisten. Langsam, mit leerem Blick und getrieben von ihrem unstillbaren Hunger nach Menschenfleisch schlurfen sie umher und können durch ihre Bisse weitere Menschen in Zombies verwandeln. Modernere Interpretationen zeigen oft auch flinke, aggressive und hyperaktive Untote, die durch Virusinfektionen entstehen. Unvergessen sind etwa die rasenden Kreaturen aus Filmen wie 28 Days Later (2002) von Danny Boyle oder World War Z (2013) von Marc Forster, die sich bedrohlich schnell fortbewegen.

Ästhetik des Zerfalls – wenn Zombies die Leinwand erobern 

Wenn es uns um schockierende visuelle Effekte und die schonungslose Darstellung des menschlichen Verfalls geht, ist kein Subgenre des Horrorfilms so grenzenlos wie der Zombiefilm. Ob sich die Untoten langsam dahinschleppen oder mit rasender Geschwindigkeit über ihre Opfer herfallen – unterschiedliche Verwesungsgrade und Splattereffekte erlauben den Filmemachenden ein endloses Spiel mit Schrecken und Ekel. Doch so furchterregend die Bilder auch sein mögen, sie tragen oft zur Belustigung des Publikums bei. Sei es durch unfreiwillig komische Spezialeffekte, übertriebene Gewaltdarstellungen oder eine bewusst humorvolle Inszenierung der Untoten.

Wie Zombiekomödien unsere Ängste in Humor verwandeln

Die lebenden Leichen, die eigentlich für das blanke Grauen stehen, bringen uns häufig zum Lachen. Wie kann das sein? Allein die Vorstellung, dass es sie gibt, bietet genug Potenzial für skurrile Momente. Eine bekannte Horrorkomödie von Ruben Fleischer namens Zombieland (2009) stellt eine Zombie-Apokalypse auf humorvolle und überspitzte Weise dar, die im Wesentlichen auf bekannte Genretraditionen und Klischees des Zombiefilms zurückgreift.

„Da lass ich das erste Mal ein Mädchen in mein Leben und sie will mich auffressen.“ (Columbus in Zombieland)

Im Vordergrund der Unterhaltung stehen Splatter-Elemente, schwarzer Humor und die Parodie von Zombie-Konventionen. Weitere Horrorkomödien wie Braindead (1992) von Peter Jackson oder Shaun of the Dead (2004) von Edgar Wright greifen ebenfalls diese Absurdität auf, übertragen sie auf Alltagssituationen und nutzen die Untoten als Spiegel unserer selbst. Zombiekomödien kreieren humorvolle Szenarien, indem sie einer extremen Bedrohung den uns vertrauten Wunsch nach Normalität entgegensetzen. Dabei steht die Zombie-Apokalypse in einem starken Kontrast zur banalen Realität des Alltags. Die Hauptfiguren versuchen, in einer von Zombies überrannten Welt schlicht ihrem Alltag nachzugehen. Groteske Darstellungen von Verwesung und Gewalt werden gezielt humorvoll auf die Spitze getrieben. Zombies werden mit Alltagsgegenständen wie Rasenmähern, Billardqueues oder Banjos zur Strecke gebracht. Statt Ekel zu erregen, laden solche Inszenierungen zum Lachen ein.

„Meine Mutter hat mir immer gesagt: Irgendwann bist du in irgendwas gut! Ich glaub nicht, dass sie bei ‚irgendwas‘ an Zombies-Töten gedacht hat“ (Tallahassee zu Columbus in Zombieland)

Ein weiterer Grund, warum wir über Zombies lachen können, ist die Distanz, die wir aufgrund ihrer fiktiven Natur zu ihnen haben. Auf der Leinwand werden sie teils schaurig inszeniert, doch häufig erlaubt es uns ihre Darstellung in Filmen und Serien auch, mit unseren eigenen Ängsten humorvoll umzugehen. Zombies sind mehr als nur schaurige Kreaturen, die tiefe Ängste in uns ansprechen. Ob als bedrohliche Untote in düsteren Horrorfilmen oder als skurrile Figuren in humorvollen Szenarien. Ihre Fähigkeit, sowohl Schrecken als auch Lachen zu erzeugen, zeigt die Vielseitigkeit und den anhaltenden Reiz des Zombiegenres. Unabhängig von ihrer Inszenierung ist jedoch eines sicher: Zombies werden die Unterhaltungskultur noch viele weitere Jahrzehnte prägen.

Beitragsbild: Pixabay von ErikaWittlieb

 

Ihr seid neugierig geworden? Dann folgt uns doch auf Instagram! Mehr zum Thema lest ihr außerdem hier.

Media Afterlife Logo

1 Antwort
  1. Alina Habermann
    Alina Habermann sagte:

    Bei Zombies muss ich immer direkt an die Cornetto Trilogie, bzw. an Shaun of the Dead, denken 🙂 Cooler Artikel, sehr gut geschrieben!

Kommentare sind deaktiviert.