Die Zeit anhalten, ein Einhorn treffen oder auf einem Papierflieger zum Mond düsen – in Träumen ist alles möglich. Daher widmet sich dieser Blog dem Thema ‚Träume‘ auf ganz verschiedene Weise. Neben Beiträgen zur Etymologie des Wortes oder der parapsychologischen Bedeutung findet ihr Bildstrecken zum Beispiel von ‚traumhaften‘ Album-Covern und vieles mehr. Was es sonst noch über unsere nächtlichen Fantasien zu wissen gibt, lest ihr in diesem kleinen Rundumschlag.

Manchmal klingt meine Mitbewohnerin wie Martin Luther King. Vor allem morgens. „I had a dream“, verkündet sie stolz, während sie in ihrem karierten Schlafanzug in der Küche sitzt. Inzwischen gibt es in unserer WG ein Ritual dazu: Während normale Studierende morgens leicht verschlafen in dankbarer Ruhe ihren Kaffee schlürfen, halten wir schon eine Besprechung ab: die Traum-Runde. Jeder erzählt, woran er sich erinnert. Meine Mitbewohnerin ist wohl Traumweltmeisterin in der Kategorie ‚Verrückteste Träume‘. Mit Begeisterung und einer Detailverliebtheit, die ihresgleichen sucht, erzählt sie uns von ihren nächtlichen Ausflügen. Schilderungen von Zuckerwatte vespernden Dinosauriern, die die Weltherrschaft übernehmen, widerlegen die These, dass Träume irgendeinen Sinn ergeben müssen. Im Gegenteil – aus dem Altgermanischen stammend bedeutet das Wort sogar ‚falsches Bild‘.

Männertraum und Traummänner

Männer und Frauen träumen anders

Männer und Frauen träumen anders. Foto: Tabea Siegle

Diese falschen Bilder, die nachts durch die Köpfe von Männern und Frauen geistern, sind nicht nur ganz individuell, sondern auch geschlechtsabhängig. Der Mannheimer Traumforscher Michael Schredl fand heraus, dass Frauen zumeist von zwischenmenschlichen Kontakten, von verstorbenen Angehörigen oder von Kosmetik und Kleidung träumen. Der Klassiker: Im Traum die Klamotten vergessen und nackt durch die Gegend spazieren; am nächsten Morgen erstmal panisch den Schlafanzug abtasten und sich bei jedem Ausflug versichern, dass man Stoff an seinem Körper trägt. Männerträume dagegen seien oft ein Aufgebot männlicher Stereotypen. Die vorherrschenden Inhalte beschäftigen sich laut Schredls Untersuchungen mit Gewalt, Sexualität und Waffen. Quasi ein Blockbuster-Traum. Das würde erklären, woher zum Beispiel ein Steven Spielberg seine Filmideen hat… Männer träumen dabei übrigens nicht nur häufiger von gewaltvollen Inhalten; in 80 Prozent der Angstträume von Kindern und Jugendlichen sind die als bedrohlich empfundenen Personen auch männlich. Stellt sich die Frage: Ist ein im Traum vorkommender Mann dann ein Traummann?

Traumhafte Entdeckungen

Kommen wir also vom Männertraum zu Traummännern. Die Augen von Bradley Cooper, Mund und Nase von Robert Pattinson, den durchtrainierten Körper von Chris Hemsworth – so oder so ähnlich könnte ein Traummann aussehen. Schildere ich diese leicht unrealistische Version meines Traummannes meinem Umfeld, ist die mitleidige Antwort oft etwas wie: „Und wovon träumst du nachts?!“ Diese Frage beantwortet sich dann von selbst, denn die Wissenschaft ist auf meiner Seite. Es ergibt durchaus Sinn, wenn Frauen sich ihren Traummann nach bekannten Vorbildern zusammenstückeln – so träumt Frau laut der Traumforschung meistens von Gesichtern, die sie bereits gesehen hat. Ein Traum ist zwar immer ein Produkt des Gehirns, das mitunter sehr kreativ sein kann, die Fantasien beruhen jedoch zumeist auf den Eindrücken des Tages und des Bekannten. Die Wahrscheinlichkeit, meinem Traumprodukt in der Realität des Tages zu begegnen, ist gar nicht so gering. Viele Entdeckungen gehen auf nächtliche Eingebungen zurück. So etwa die Struktur des Periodensystems (man stelle sich diesen absurden Traum vor), die Nähmaschine oder auch der Beatles-Song „Yesterday“.

Der Albtraum und die Toilette

Platz 1 der häufigsten Albträume: In die Tiefe stürzen. Foto: Tabea Siegle

Das Neuronengewitter, das nachts in unserem Kopf herumzuckt, fabriziert leider nicht nur zahnpastawerbungs-lächelnde Traummänner oder ausgefuchste Erfindungen. Eine unliebsame Art Traum, die jeder von uns kennt, ist der Albtraum. Manche träumen von Urlaub am Meer, andere haben einen Alp-Traum. Spaß beiseite; natürlich haben Angstträume nichts mit dem bekannten Gebirge zu tun und überhaupt empfiehlt die Rechtschreibreform seit 1998 die Variante mit b. Albträume gibt es schon, seit der Mensch denken kann. Von panischen Fluchtversuchen, einem endlosen Fall, dem Tod eines geliebten Menschen, Schlangen oder einer Toilette. Richtig gelesen – Klo-Träume kommen anscheinend recht häufig vor. Dabei kann die Toilette als Metapher stehen und symbolisiert die Notwendigkeit einer seelischen Entschlackung oder eines psychischen Reinigungsprozesses.

Was Freud vom Treppensteigen hält

Traumdeutung ist überhaupt ein kontroverses Thema. Der Vater der Traumdeutung, Sigmund Freud, assoziierte die meisten im Traum vorkommenden Objekte und Inhalte mit verdrängten sexuellen Wünschen. Beispielsweise erklärt Freud Träume, in denen der Träumende fliegt, als sexuelles Verlangen des Rausches. Das Treppensteigen – ein klassisches Sexualsymbol, wer kennt es nicht – setzt der Psychoanalytiker mit dem rhythmischen Akt des Geschlechtsverkehrs gleich. Und an alle weiblichen Träumerinnen: Falls ihr einmal von Spinnen träumt, signalisiert das einen Mutterkonflikt. Spannend – an diese Interpretation hätte ich nicht einmal im Traum gedacht!

Dream on

Wovon wohl Student*innen träumen? Foto: Tabea Siegle

Träume können uns also sehr viel mitteilen. Schade nur, dass mein Gehirn nicht in der Lage zu sein scheint, sich die Trauminhalte zu merken. Es liegt vermutlich daran, dass mein ganzes Körpersystem in der Aufwachphase erstmal hochfahren muss –eventuell werden noch ein paar Updates installiert – und dann keine Kapazität besteht, die Träume nachhaltig zu speichern. Zu unserer allmorgendlichen Traum-Runde kann ich nur wenig beitragen. Vielleicht besser so. Ein weiterer Pluspunkt: Forscher*innen um Michael Schredl untersuchten im speziellen Studierendenträume. Sie fanden heraus, dass sich unser Gehirn viel lieber mit sozialen Aktivitäten als mit langweiligem Vorlesungsstoff beschäftigt – puh! Und träume ich von der Arbeit, schreibe ich sowieso direkt acht Überstunden auf. In diesem Sinne, wie es so schön heißt: Träumt weiter!

 

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1 Antwort
  1. Anonymous
    Anonymous sagte:

    Ich glaub du sprichst vielen in einigen Situationen aus der Seele 🙂 Und das mit den Klo-Träumen ist mir neu 😂

Kommentare sind deaktiviert.